Seltsam von --lina-- ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es ist schon seltsam.. Was genau ich meine? Hm,.. Im Grunde alles. Das Leben, mit Schmerz und Freude. Die Jahreszeiten, wie diese wechseln. Die Gefühle die man empfinden kann und wie man sich selbst sieht. Ich war ein lebensfrohes Kind, zumindest meinen meine Erinnerungen das. Ich glaube ich war glücklich, sehr glücklich und dann wurde mir alles entrissen. Was Worte alles so anrichten können, sie haben Einfluss auf deine Gefühle und deine Gedankenwelt. Nach diesen wenigen Worten war nichts mehr wie es war, mein Selbstbild hatte sich schlagartig verändert und ich mich mit ihr. Ich entwickelte einen Zwang, eine Krankheit: Mysophobie. Das Gefühl unrein zu sein ließ mich einfach nicht los und selbst das Reinigen half mir nicht, ich war mir sicher, dass diese Unreinheit von innen kam und ich konnte nichts dagegen tun und würde alle in Gefahr bringen. Ich musste mich abschirmen. Egal was ich tat und immer noch tue, diese Krankheit bestimmt mein Leben, mein Handeln, einfach alles. Natürlich ist das belastend für mich, aber ich schaffte es einfach nicht mich jemandem anzuvertrauen. Das waren meine Gedanken vor einigen Monaten. Ich habe es geschafft mich jemandem zu öffnen, anfangs war er mein Therapeut, doch seit einiger Zeit ist er mein Begleiter und er unterstützt mich. Diese Person hat damals meine Krankheit sofort erkannt und bot mir seine Hilfe an. Mein Körper und auch mein Geist sträubten sich natürlich, aber aus irgendeinem Grund habe ich mir dann doch helfen lassen und mit ihm mache ich Fortschritte, wenn auch manchmal nicht ganz freiwillig. Mit der Zeit veränderte sich unsere Beziehung, wir gingen durch Höhen und Tiefen und schließlich kamen Gefühle ins Spiel, an die ich nicht mehr geglaubt hatte. Ich hatte mich verliebt – in einen Mann. Für mich war das irgendwie irritierend, gerade weil ich mich seit meiner Kindheit aufgrund dieses Gedanken – einen Mann zu lieben – für unrein hielt. Es wurde mir so gesagt und als Kind glaubt man das natürlich sofort. Seitdem krempelte sich mein Leben komplett um und es ist wieder passiert. Kurose hat mir gezeigt und mehrfach gesagt, dass die Gefühle die ich empfinde, nicht schlimmes seien und ganz Natürlich. Das zu glauben war natürlich schwer für mich, aber ich akzeptiere es heute um einiges besser als am Anfang unserer Beziehung. Bei ihm kann ich ganz ich selbst sein und es ist ein befreiendes Gefühl, welches mich in seiner Nähe beschleicht. Anfangs war alles schwer, immer wieder stieß ich an meine Grenzen und war hilflos, ergab mich meiner Panik. Aber mit ihm an meiner Seite konnte ich Schritt für Schritt mehr wagen und wurde gelobt, etwas was mir viele Jahre lang gefehlt hatte. Ich erwische mich jetzt auch häufiger wie ich seine Nähe suche, wie ich mir erhoffe, von ihm berührt zu werden. Das ist etwas was ich mich vorher bei niemandem getraut hatte. Alleine der Gedanke von jemandem berührt zu werden hatte heftige Panikattacken in mir ausgelöst, all diese Keime um mich herum. Mir wurde schwindelig, ich bekam keine Luft, ich konnte die Keime als Wolke wahrnehmen und alles um mich herum verschwamm. Mit Kurose ist das anders. Wenn er mich berührt, kribbelt meine Haut, mir wird heiß und ich will, dass er weiter macht. Für jemanden.. Für mich, mit einer Mysophobie ist das ungewöhnlich, aber ich will ihn nicht mehr missen. Zu schön ist die Zeit seitdem er an meiner Seite ist und zu schön sind die Erinnerungen die wir gemeinsam weben. Eine neue Zeit begann mit ihm und ich will, dass diese noch sehr lange.. Bis zu meinem Lebensende anhält. Wenn ich an ihn denke, lächle ich und mein Herz macht einen Sprung. Liebe.. Ein Gefühl, dass für lange Zeit verschollen war und Kurose brachte es zurück. Natürlich gab es auch mal schwere Zeiten für uns, aber wir haben sie überwunden und ich bin glücklich ihn bei mir zu haben. Wenn ich an den Anfang denke ist es mir immer noch peinlich zu was er mich eigentlich alles gebracht hat, wie oft ich sauer auf ihn war und doch bin ich immer wieder zurück zu ihm. Er schenkt mir das, was ich so lange vermissen musste, weil ich mich verschloss und niemanden an mich heran lassen wollte. Diese Wand die ich mir aufbaute, diese Barriere wurde niedergerissen und nun kann ich von vorne beginnen, ein Leben aufbauen.. ohne Angst. Mein Blick schweift hinaus, die ersten Sonnenstrahlen treffen meine Haut und ich sehe wie der Himmel langsam erwacht. Ich seufze. Es ist selten, dass ich den Sonnenaufgang beobachte und ein weiteres Lächeln umspielt meine Lippen. Leichte Bewegungen und ein verschlafenes Knurren reißen mich aus meiner Gedankenblase und ich werde plötzlich niedergerissen. Kurose vergräbt seine Nase in meinem Nacken, seine Hände halten meinen Körper fest umschlungen und ich werde in seine Wärme gehüllt. „Ngh.. Kurose.. „ sage ich leise „..Lass mich los.“ Ich spüre wie er seinen Kopf schüttelt und wieder knurrt er müde. Sein Schlafrhytmus ist nicht der Beste, aber seitdem wir zusammen wohnen ist er um einiges besser geworden, auch wenn er immer noch kein Morgenmensch ist. Zu seiner Verteidigung muss ich gestehen, dass ich heute sehr früh wach bin, der Sonnenaufgang ist hier in Japan um die Jahreszeit gegen 4 Uhr, also kein Wunder, dass er sich wehrt. In seiner Umarmung gefangen drehe ich mich um und sehe mir diesen hübschen Mann genauer an, wenn er so friedlich schläft könnte man nie denken, was für .. Schnell schüttele ich den Kopf, was sind denn das für Gedanken heute früh? Mir schießt das Blut in den Kopf und ich versuche durch tiefes ein- und ausatmen meinen Körper zur Vernunft zu rufen. Ich beobachte meinen Freund. Er sieht aus wie ein Gott für mich, er ist einfach perfekt. Langsam lasse ich meine Finger über seine Wange wandern, sie bahnen sich ihren Weg über seinen Hals hinunter zu seiner Brust. Wie kann man als Mann einen anderen Mann nur so anziehend finden? Und wieso driften meine Gedanken schon wieder so weit ab? Schnell ziehe ich die Hand zurück, vergrabe mein Gesicht in beiden Händen doch es ist zu spät. Ich spüre Kuroses Hände um meine Handgelenke und wie er sie von meinem Gesicht entfernt, sein Blick ist stechend. „Tadaomi?“ säuselt er „Was hattest du vor?“ Ich glühe, ich spüre das.. Gott warum ist er nur wach geworden? „Ga..Gar nichts!“ stammele ich vor mich hin. Sein Blick wird fragend, er lässt meine Handgelenke los und greift stattdessen nach meiner Hüfte, zieht mich näher zu sich heran und ich spüre deutlich wie heiß er ist. Obwohl er der Jüngere in der Beziehung ist, behält er die Oberhand. Das stört mich nicht, denn man sieht uns unser Alter zum Glück nicht an. Ich spüre seinen Atem auf meiner Haut und ich werde schwach. Er hüllt mich in seinen Duft und seine Wärme ein, seine Hände vergraben sich in meiner Haut, die unterschiedlichsten Gefühle durchströmen meinen Körper, ich zittere leicht und schaue zu ihm herauf. Er lacht sanft und drückt mir einen Kuss auf die Stirn, dabei muss ich einen ziemlich blöden Gesichtsausdruck machen, denn Kurose hebt seine linke Augenbraue. „Was denn? Willst du einen richtigen Kuss?“ Er fragt so direkt, dass mir die Worte fehlen, mein Gesicht muss die Farbe einer Tomate angenommen haben und ich schaffe es nicht mal den Kopf zu schütteln. Eigentlich wollte ich keinen Kuss, oder etwa doch? War mein Gesichtsausdruck ehrlicher als mein Kopf? Ehe ich weiter darüber nachdenken kann, senkt Kurose sein Gesicht, seine Nase streift meine Wange – sie ist noch ganz kalt und ich muss leicht lachen. Seine Hand vergräbt sich in meinem Nacken und ich spüre seine warmen Lippen auf meinen. Der Kuss ist sanft und ich rutsche instinktiv näher an ihn heran, lasse meine Hände auf seiner Brust ruhen und gebe mich diesem wunderbarem Gefühl eine Weile hin. Als ich mich löse, hat auch er einen rosa Schimmer auf den Wangen und ich erwische mich dabei wie es mir gefällt, sodass ich wieder lächeln muss. Kurose zieht mich in seine Arme. „Lass uns noch ein Weilchen schlafen ja?“ murmelt er. Mein Kopf ruht auf seiner Brust und ich lausche dem Schlag seines Herzens. Anfangs ist es noch aufgeregt und flattert wie ein kleiner Vogel, aber nach und nach beruhigt es sich ein wenig und es wirkt beruhigend auf mich. Eingelullt in seine Wärme schließe ich die Augen und falle in einen ruhigen Schlaf. Es ist gut wie es ist. Nun kann ich ohne Angst schlafen, denn ich habe jemanden bei mir, der mich immer wieder auffängt und mir hilft. Ich bin nicht mehr alleine und ich bin so dankbar, dass das Schicksal mir Kurose geschickt hat. Er ist wie ein Schutzengel. Vielleicht musste ich ja durch all das durch um ihm zu begegnen, das Leben kann schon seltsam sein. Man muss so viel Schmerz erdulden um dann eines Tages wieder Freude an der Seite zu haben. Muss sich der Einsamkeit stellen um diese zu überwinden. Muss den Temperaturen trotzen um der nächsten Jahreszeit entgegen zu gehen. Auch wenn es nicht so scheint, alles hat einen Sinn, dass habe ich jetzt begriffen. Denn ohne meine Krankheit, wäre Kurose kaum auf mich aufmerksam geworden, wir hätten uns nicht verliebt und ich würde nicht Nacht für Nacht in seinen Armen liegen können. So schwer die Zeit auch war, ich bin irgendwie dankbar. Seltsam.. Nicht wahr? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)