Du kannst weglaufen... von Maginisha (...aber du kannst dich nicht verstecken) ================================================================================ Kapitel 1: Mörder! ------------------ Zum besseren Verständnis erzähle ich zunächst den Anfang der Folge 12 nach, wenn auch mit leichten Veränderungen. Daher an dieser Stelle nochmal der Disclaimer, dass hier nichts mir gehört und ich natürlich auch kein Geld dafür bekomme. Eine Meute Schulmädchen hing am Fenster des Blumenladens. Sie drängelten und schubsten sich. Jede wollte den besten Blick auf die vier Jungs im Inneren haben, von denen zumindest einer gerade sehr beschäftigt war, ein Orchideengesteck zu arrangieren. „Omi? Kann ich dir eine Frage stellen?“ Ouka blieb nichts anderes übrig, als Omis Rücken zu betrachten. Er wich ihr schon aus, seit sie den Blumenladen betreten hatte, aber sie musste es einfach wissen. „Omi-kun, sag, bist du in irgendetwas verwickelt? Etwas...gefährliches?“ Sie sah, wie sein Rücken zusammenzuckte. „Nein, gar nicht. Wie kommst du darauf?“ „Na all diese schlimmen Dinge, die sich um dich herum ereignen. Es ist...seltsam. Zu seltsam, um nur Zufall zu sein.“ Omi drehte sich nicht um und antwortete auch nicht. Ouka trat näher und redete leise weiter auf ihn ein. „Oh, junge Liebe“, seufzte Yoji dramatisch, während er Omi und Ouka betrachtete. „Ist es nicht toll? Sie sind so ein süßes Pärchen, aber...“ Ken unterbrach ihn mit einem breiten Grinsen. „Was denn, was denn. Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“ „Ich?“, Yoji tat schwer beleidigt. „Natürlich nicht. Ich denke nur, dass sie sich vielleicht besser ein Zimmer nehmen sollten, anstatt hier im Laden rumzumachen. Aya, sag ihnen, dass das nicht geht.“ Aya warf Yoji einen finsteren Blick zu. „Lass die beiden in Ruhe.“ Omi trat hinzu. „Ich bringe die Blumen und...äh und Ouka mit dem Roller zu ihr nach Hause. Ist das in Ordnung.“ Yoji stieß Ken in die Seite. „Natürlich ist es das, Chibi. Aber sei vorsichtig.“ Omi sah ihn irritiert an und machte sich auf den Weg. „Weißt du, Omi, was mein Vater mir gebracht hat, als ich klein war und im Krankenhaus lag?“, plapperte Ouka munter vor sich hin, während sie auf dem Roller durch die Straßen rollten. Omi war froh, dass sie das Thema gewechselt hatte und stieg begeistert darauf ein. „Nein, was denn?“, fragte er nach. „Es waren Papierkraniche. Er hat sie selber gefaltet. Oh Omi, du hättest sie sehen sollen. Jedes Kind hätte sie besser gemacht. Aber ich wusste, dass er sich große Mühe gegeben hatte. Weil sie für mich waren.“ Omi musste lächeln. „Du magst deinen Vater sehr, nicht wahr?“ „Ja, er ist toll. Ich liebe ihn“, rief Ouka begeistert. „Aber nicht so toll wie du, Omi!“ Ouka schlang die Arme fester um Omi und er musste aufpassen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Berührung war warm und anheimelnd. Ungefähr so musste es sich anfühlen, eine liebende Familie zu haben wie Ouka. Er hingegen...nun seine Mutter kannte er nicht und sein Vater war ein machtgieriger, skrupelloser Politiker, der... „Omi, du hast die Ausfahrt verpasst!“ Oukas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er bremste und fuhr langsam zurück. An Oukas Wohnungs angekommen, trug er vorsichtig die Blumen die Treppe hoch. Das Gesteck hatte ein Vermögen gekostet und die Wohnung, in die er sie jetzt stellte, war riesig und geschmackvoll eingerichtet. Oukas Familie war ziemlich offensichtlich nicht nur glücklich, sondern auch noch reich. „Oh, die sind wundervoll, Omi. Du bist sogar geschickter mit den Blumen als meine Mutter.“ Ouka klatschte in die Hände und trat einen Schritt näher, um die Blumen zu betrachten. Omi wich zurück. „Ich...ich muss los“, stotterte er. „Was? Oh nein, bleib doch noch. Wenigstens auf eine Tasse Tee. Oh, Omi, bitte.“ Omi wurde sich plötzlich bewusst, dass er mit Ouka ganz allein in der Wohnung war. Das war eigenartig, denn normalerweise trafen sie sich ja nur im Laden. Oder im Museum. Oder in dieser Diskothek. Dass sie allein durch den Wald gerannt waren auf der Flucht vor blutrünstigen Hobbyjägern, konnte man auch nicht unbedingt als Verabredung betrachten. Immer war jemand in der Nähe gewesen, aber jetzt war niemand in der Nähe. Sie waren ganz allein. Omis Wangen begannen zu glühen. „D-das geht nicht“, stieß er hervor. „Wovor hast du Angst?“, lachte Ouka und kam noch einen Schritt näher „Etwa vor mir? Ich beiße doch nicht. Oh bitte, Omi.“ Omi wand sich unter der intensiven Annäherung. „Ich kann wirklich nicht. Ich muss noch arbeiten.“ „Oh, ich verstehe“, seufzte Ouka. „Aber dann heute Abend. Zum Essen. Pünktlich um sieben im Restaurant. Ich will, dass du meine Familie kennenlernst.“ Omi konnte sich nicht erinnern, wann Ouka etwas von einer Verabredung zum Essen gesagt hatte. Und eigentlich hatte er auch nicht die geringste Lust, sich den inquisitiven Augen ihrer Eltern zu stellen. Erst recht nicht, nachdem seine Familienwelt gerade so in sich zusammengebrochen war. Immerhin hatte er gerade...er verbot sich weitere Gedanken daran. „Um sieben kann ich noch nicht“, schwindelte Omi. „Ich hab Yoji versprochen, ihm bei der Buchhaltung zu helfen.“ „Ich sehe schon, wir werden ohne dich essen. Aber hierzu wirst du kommen“, strahlte Ouka und hielt zwei Kinokarten hoch. „Ich hab sie schon gekauft und du wirst mich doch nicht alleine dort sitzen lassen? Das wäre sehr unhöflich, Omi.“ „Oh, ja, ähm, ich denke, das kann ich einrichten“, stammelte Omi überrascht. Ihm fiel einfach keine Ausrede ein, warum er nicht mit Ouka ins Kino gehen sollte. „Ich...ich muss jetzt gehen.“ Er flüchtete mehr aus der Wohnung, als dass er sie verließ. Statt auf den Aufzug zu warten, rannte er die Stufen hinunter und kam keuchend an seinem Roller an. Er lehnte sich stöhnend dagegen und hielt sich die schmerzenden Seiten. „Man, Ouka weiß wirklich, was sie will“, seufzte er gegen die Ladekiste des Rollers gelehnt. „Die Frage ist, ob sie es bei dir auch bekommen wird, oder ob in der hübschen Verpackung nicht eine böse Überraschung steckt.“ Omi schrak hoch und sah sich um. Er konnte niemanden erkennen. „Wer ist da?“, rief er. „Oh, ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt, auch wenn wir bereits das Vergnügen hatten“, erklang die Stimme wieder und dann trat ein Mann hinter einem Baum auf der anderen Straßenseite hervor. Ein Mann, den Omi kannte. „Du?“ Omi konnte es nicht glauben. „Du hast meinem Bruder Hirofumi geholfen zu entkommen.“ Der Mann mit der auffälligen, orangeroten Haarmähne lehnte sich lässig gegen den Baum. „Ja, aber wie es aussieht, war ich nicht sehr erfolgreich. Du hast ihn umgelegt Kleiner. Genauso wie deinen anderen Bruder, Masafumi. Du bist ein recht erfolgreicher Bruder-Mörder, wie mir scheint.“ Omi erstarrte. 'Das ist nicht wahr', dachte er. 'Ich ...sie hatten es verdient. Sie haben Menschen getötet, gefoltert. Sie hatten es doch verdient.' Der Mann auf der andere Seite lächelte nachsichtig. „Du denkst jetzt, dass sie es verdient hatten. Dass sie schlechte Menschen waren, die anderen viel Leid zugefügt haben. Aber was ist mit dir? Bist du so viel besser als sie? Du bist ein Mitglied von Weiß. Ihr jagt Menschen und tötet sie wie eine Meute gut abgerichteter Bluthunde.“ „Das...“, stammelte Omi, „so ist das nicht. Wir...“ Der Mann winkte ab. „Erspare mir dein Gejammer. Mich interessiert es nicht, wen oder warum du tötest. Du tust es und das macht dich zu einem Mörder. Aber was ist mit dem Mädchen? Was ist mit der kleinen Ouka. Stell dir doch mal vor, sie würde es herausbekommen. Sie würde herausfinden, wie du wirklich bist.“ 'Das darf niemals geschehen', dachte Omi. „Und wenn doch?“, setzte der Mann nach. „Was, wenn sie es herausfindet? Wenn sie dein kleines, dreckiges Geheimnis aufdeckt? Was wenn sie die Sicherheit von Weiß bedroht? Wenn es dein Auftrag wäre, sie aus dem Weg zu räumen? Glaubst du, einer deiner Teamkollegen würde zögern, den Auftrag auszuführen? Würdest du ihn ausführen?“ Omi schüttelte stumm den Kopf. Er hätte Ouka niemals etwas antun können. Sie war ein nettes, anständiges Mädchen. Sie war...eine gute Freundin. Der Mann lachte plötzlich. „Du hast deine eigenen Brüder getötet. Würde dich eine Freundschaft wirklich aufhalten?“ Omi fühlte plötzlich Wut in sich aufsteigen. Was erlaubte sich dieser Kerl eigentlich, über ihn zu urteilen? Wie von selbst griff seine Hand nach einem Dart. „Siehst du, du tust es schon wieder“, grinste der Mann. „Um dich herum ist eine Mauer aus Blut und Gewalt. Willst du Ouka wirklich da mit hineinziehen? Siehst du denn nicht, dass sie auf der Suche ist nach jemandem, mit dem sie ihr Leben teilen kann? Könntest du wirklich dieser jemand sein?“ Wie aus dem Boden gewachsen stand der Mann plötzlich vor Omi und sah ihm direkt ins Gesicht. „Was würde sie denken, wenn jetzt auf einmal schon wieder eine Leiche ganz in deiner Nähe auftaucht? Sie ist ohnehin schon misstrauisch. Es braucht nicht mehr viel und du wirst auch sie beseitigen müssen.“ Langsam ließ Omi den Dart sinken. Es war wirklich zu gefährlich, hier auf offener Straße einen Kampf anzuzetteln. Noch dazu direkt vor Oukas Wohnung. Ob sie ihn jetzt beobachtete? Sein Blick irrte nach oben zur Fensterfront ihres Hauses. Was, wenn sie ihn bereits gesehen hatte? „So ist es brav, mein Hübscher“, flüsterte der Mann direkt in Omis Ohr. „Und denk über das nach, was ich dir gesagt habe. Du bist gefährlich für sie. Lass sie gehen, solange du noch kannst.“ Irritiert über so viel Nähe fuhr Omi herum, aber die Straße neben ihm war leer. Der seltsame Mann war verschwunden. Omi fluchte leise. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Wo zur Hölle war der Kerl hin? Die Fahrt zum Koneko erschien ihm ewig zu dauern. Er konnte sich kaum auf die Straße konzentrieren und nahm mehr als einmal einem Auto die Vorfahrt. Wütendes Hupen begleitete ihn, aber er bemerkte es gar nicht. Kaum am Blumenladen angekommen, lief Omi grußlos an den anderen vorbei die Treppe hoch und schloss sich in seinem Zimmer ein. „Was war denn das?“ Ken sah von seiner Zeitschrift auf, als Omis Tür ins Schloss fiel. „Der sah aber gar nicht gut aus.“ Yoji wedelte mit der Blumenspitze. „Oh, wahrscheinlich haben er und Ouka sich gestritten. Die Liebe kann manchmal so grausam sein.“ „Meinst du wirklich?“ Ken war nicht überzeugt. „Soll ich mal nachsehen, ob ich ihm irgendwie helfen kann?“ „Nein, nein, lass ihn nur ein wenig schmoren. Der kommt schon wieder zur Besinnung“, lachte Yoji. „Du wirst sehen, in ein paar Tagen sind die beiden wieder ein Herz und eine Seele. Aya sagte gar nichts. Er schnaubte nur kurz durch die Nase und widmete sich dann wieder den Büchern des Blumenladens. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)