Something just like this von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Jules schlug ihm vor, die Sneakers anzuprobieren. Natürlich zögerte Jay nicht und stürmte in den Laden hinein. Der Shop wurde mit Hip Hop Musik beschallt, was ihn dazu veranlasste, mit den Füßen auf und ab zu wippen. „Schau dich doch auch ein wenig um“, meinte Jay. An sich war das keine schlechte Idee. Jules stöberte durch die Regale und probierte einige Exemplare an. „Und was gefunden?“, zeigte sich Jay neugierig, nachdem sein Partner zu ihm kam. „Schon. Allerdings liegen die Preise weit über meinem Budget.“ „Ach, daher hast du den Karton nicht mitgenommen“, Jay zwinkerte. Kurzerhand fragte er, wo die Schuhe sich befanden, für die sich Jules interessierte. „Hey, warte du brauchst sie mir nicht zu“, bevor er es ausgesprochen hatte, hatte der Schwarzhaarige ihn an der Hand gepackt und zerrte ihn mit sich. „Entweder du sagst es mir oder wir müssen wohl oder übel jeden einzelnen Gang durchwandern“, räumte Jay ein. Jules stöhnte auf. „Na gut.“ Sein Freund überraschte ihn mit dieser Aktion erneut. Zwar hatte ihn Jay manchmal etwas mitgebracht, aber größere Präsente waren eher die Ausnahme. „Bist du sicher?“, wisperte Jules. Doch Jay war nicht davon abzubringen, nahm ihm den Karton ab und eilte mitsamt seiner Sneakers zur Kasse. „Du musst mir erklären, wie genau ich jetzt zu dieser Ehre kam“, schnitt Jules nach Verlassen des Geschäfts an. Schweigend drückte ihm Jay die Einkaufstüte in die Hand. „Also?“, Jules Augen wurden größer. „Ach, Hase“, dieses Kosewort, hatte Jay schon ewig nicht mehr ausgesprochen. Und dann tat er es sogar öffentlich. Jules wollte sich zwicken, denn die gesamte Situation kam ihm vor wie ein Traum. „Ich hatte halt ein paar Sachen wieder gut zu machen.“ Den letzten Part hatte er eher genuschelt, dennoch hatte Jules ihn verstanden. „Du musst gar nichts wieder gut machen“, erwiderte er. „Wir haben schließlich abgesprochen, wie unser Verhältnis ablaufen wird.“ Manchmal bereute Jules es, solche Aussagen auszusprechen. Er wollte nicht die Stimmung zwischen ihnen kaputt machen. Alles was Jay tat, war den Kopf des Kleineren sanft zu tätscheln. Jene nonverbale Kommunikation bewies, dass eine Basis zwischen den beiden unterschiedlichen Männern existierte. Jay wollte ihm somit zeigen, dass er mit der Situation ebenfalls nicht zufrieden war. Jedoch hinderte ihn sein eigener Stolz und die Angst um seinen Ruf daran, diese zu verändern. Dadurch wirkte er oftmals wie ein hilfloses Kind. Jules konnte ihm nicht daraus helfen. Irgendwann musste Jay, sich selbst befreien. Es konnte nicht ewig so weiter gehen, das war ihnen klar. Jules fürchtete etwa den Tag, an dem Jay sich vollkommen für seine Freunde entscheiden würde. Dadurch hätte er ihn verloren. Für immer. Ihre Augenpaare trafen sich und er konnte an Jays Blick, die Hilflosigkeit erkennen, die sich von Zeiten zeigte. „Lass uns woanders hin gehen“, murmelte er. „Okay“, stöhnte Jules. Erst als sie sich bei Mc Donalds etwas zu essen holten, brach Jay das Schweigen. „Ich habe dir noch gar nicht erzählt, was der Prof. letztens gebracht hat oder?“ „Nein“, Jules schüttelte den Kopf. „Ich habe mich so kaputt gelacht. Jedenfalls ging es da um die Klausur, die wir Ende des Semesters schreiben. Du kennst ja die Leute, die trotz allem gerne versuchen abzuschreiben.“ „Dich?“, scherzte Jules und lachte. „Sehr lustig“, brummte sein Gegenüber. „Aber nein.“ „War nur ein Witz. Fahr fort.“ „Da hast du nochmal Glück gehabt. Nun gut. Also wir sprechen über die Klausur und schließlich kommt er auf das Thema abschreiben. Er so, tja wieso ist es wohl nicht gut so etwas zu tun?“ Jay machte eine Pause. Eine galante Handbewegung, wies Jules darauf hin, dass seine Initiative gefragt war. „Ähm, weil es eben nicht richtig ist“, lautete die plumpe Antwort. Jay schlug sich grinsend vor die Stirn. „In etwa, ja. Der Prof. ging jedoch noch weiter. Schauen sie sich ihren Sitznachbarn mal genau an, hatte er zu uns gesagt und fragen sich kann ich diesen Personen vertrauen Der gesamte Vorlesesaal befolgte seine Anweisung. Du musste dir vorstellen … erwachsene Menschen, die sich in die Augen starren als wollten sie gleich den Todesblick anwenden. Das gab ein Bild ab! Irgendwann erlöste uns der Prof.“ „Und dann?“, Jules Neugier war gepackt. Jetzt wollte er unbedingt die Auflösung von Jays Geschichte erfahren. „Er sagte, das wir jetzt selbst entscheiden könnten. Jedoch wären diese stumpfen, leeren Blicke unserer jeweiligen Sitznachbarn Beweis genug, dass wir als Einzelindividuen intelligenter sind. Deshalb lohnt sich abschreiben nicht.“ „Oh man“, Jules kicherte. „ Ein wenig gemein. Aber der letzte Part ist wahr.“ „Lass mich mal probieren“, Jay deutete auf den Milchshake. „Klar, wenn du magst.“ Jules hielt ihm sein Getränk entgegen, welches er mitsamt seines Partners in seine Richtung zog. Ihm blieb bei dieser Initiative seitens Jay, nahezu der Atem weg. Seine Hand hielt er immer noch fest, während er am Strohhalm des Milchshakes zog. Jules musste unwillkürlich schlucken. Derzeit kam sich Jay nicht beobachtet vor. Kaum hatte Jules das begriffen, spürte er seine Hand, die sich unterhalb des Tisches, direkt auf sein Bein legte. „Wenn er so weiter macht, kann ich für nichts garantieren“, grummelte Jules innerlich. Jay ließ von dem Getränk ab. Stattdessen widmete er seine Aufmerksamkeit nun voll und ganz seinem Begleiter. Die Hand jedoch verweilte auf Jules Bein. „Du solltest besser aufpassen“, flüsterte Jules. „Nicht, dass Florian hier rein kommt. Und dich mit mir sieht.“ Er schielte zum Eingang. Die zwei beschlossen, das Restaurant zu verlassen. Unterwegs horchte er Jay aus, was dieser die restlichen Tage des Wochenendes essen wolle. „Man, du stellst Fragen. Ich habe echt keine Ahnung“, gestand er. „Ist doch kein Problem. Dann kaufen wir eben zusammen ein“, beschwichtigte ihn Jules. Angesichts der Tatsache, dass es Jay beim Beladen des Einkaufwagens übertrieb, wurde er filmreif unterhalten. Gelegentlich musste er ihm Nachhilfe geben, was die Führung eines Haushaltes betraf. Er selbst behielt da gerne den Überblick und war eher der Planer von ihnen. So verwunderte es nicht, dass Jules recht schnell wusste, was er den darauf folgenden Tag kochen konnte. Jay zeigte sich einverstanden. Kochen war halt nicht Seins. Kurz vor der Kasse, hielt Jay inne. Es war nicht Florian, der dort stand. Wohl aber eine andere bekannte Person. Jules hatte diese zuvor noch nicht gesehen. „Oh hey“, sprach die Unbekannte. Eine Frau, in etwa ihrem Alter, mit langen blonden Haaren, die ihr bis zum Po gingen, dem Teint eines Models und blauen Augen. „Ich habe dich ja ewig nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?“ Sie lächelte jene Art von Lächeln, das sogar Julia Roberts neidisch machen würde. „Kann nicht klagen“, fasste sich Jay kurz. „Ich hatte heute mal Lust shoppen zu gehen. Das muss eben auch mal sein. Und du?“ „Ähnlich. Ich besuche gleich meine Schwester. Sie wohnt in der Nähe. Aber erst seit kurzem. Willst du mich nicht vorstellen?“ Sie nickte Jules zu, der ein wenig verunsichert hinter Jay stand. „Äh, sorry. Also, das ist Annika. Und Annika, das hier ist Jules. Er ist ein guter Freund von mir.“ Bei jenem Satz zog sich alles in Jules zusammen. Zwar hatte Jay ihn nicht als Zweck Freundschaft vorgestellt, jedoch war es ihm abermals peinlich zu sagen, dass sie an sich in einer Beziehung steckten. „Freut mich“, überwand sich Jules und gab ihr die Hand. Strahlend erwiderte Annika die Geste. „Nun gut. Ich will euch nicht aufhalten. Meld dich einfach mal, Jay. Auf Facebook hast du mich schließlich noch. Ich wünsche euch einen schönen Tag. Bis dann.“ Erst als sie den Supermarkt verließen, sprach Jules es an. „Woher kennst du sie?“, sogleich bereute er diese Frage. „Das war meine Ex Freundin“, lautete die nüchterne Antwort von Jay. Mehr wollte Jules nicht mehr wissen. Es tat weh in Gegenwart von einer ehemaligen Liebschaft Jays, verleugnet zu werden. Er konnte es vor sich sehen, wie wohl ihre Beziehung verlaufen war. Offen und frei. All das was ihnen verwehrt blieb. „Gehen wir heim“, murmelte Jay und hievte den Rucksack mit dem Einkauf auf seinen Rücken. In Jules Wohnung half er ihm beim Auspacken und Verstauen der Lebensmittel. Und obwohl Jules dachte, dass Jay ihn nach dieser Begegnung alleine lassen würde, blieb er. Die angespannte Lage zwischen ihnen bestand weiter. Wohl ein Grund dafür, dass Jay sich in ein Game flüchtete, während Jules Facebook aufsuchte. Er hatte etliche Benachrichtigungen. Die meisten waren von Luan, die zahlreiche Bilder oder Posts von ihm gelikt hatte. Das stimmte ihn fröhlicher. Auch als eine Message in seiner Inbox angezeigt wurde. Luan schrieb ihm, dass sie das Treffen toll fand und gerne wiederholen würde, wann immer er Zeit hätte. „Da richte ich mich ganz nach dir. Mir hat unser Date, wenn man es so nennen kann, auch gefallen. Entschuldige, dass ich ein wenig schüchtern war. Ich gelobe Besserung. Falls du magst, lade ich dich nächste Woche zum Essen ein“, ohne mit der Wimper zu zucken, drückte er auf senden. Jay bemerkte davon nichts. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)