Something just like this von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Verträumt saß sie vor ihrem Laptop. „Er will mich zum Essen einladen“, flüsterte Luan vor sich hin. Mit dieser Aussicht, kam ihr die Wohnung nicht mehr ganz so einsam vor. Somit rappelte sie sich auf. Es war Samstag und da sie hier außer Jules noch nicht viele Kontakte geknüpft hatte, musste sich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und etwas alleine unternehmen. Sie machte sich rasch einen Kaffee. Den brauchte sie um überhaupt in die Gänge zu kommen. „Diese Stadt“, stöhnte Luan und schüttelte den Kopf. Sie konnte es wahrlich kaum abwarten, hier weg zu kommen. Das Einzige was Luan milde stimmte war Jules. Er war so anders als der Rest, insbesondere was ihre Ex Freunde anging. Diese konnte man tatsächlich mit den Oberbegriffen Lügner und Betrüger beschreiben. Jules würde sie niemals belügen, das spürte sie einfach. Selbst wenn sie sich nur diese kurze Zeit über kannten. Luan sah es an seinen Augen, die aufrichtig und ehrlich waren. Vom Verhalten her war Jules die perfekte Symbiose aus Androgynität, kindlicher Verspieltheit und maskulinem Auftreten. Diese Mischung machte ihn zu jemanden, den sie so bisher noch nie begegnet war. Bevor Luan ging, schrieb sie ihm noch schnell eine Nachricht. „Ich wollte dir einen schönen Tag wünschen und hoffe doch stark, dass deiner besser verlaufen wird als meiner. Übrigens freue ich mich schon sehr auf unser nächstes Treffen. LG Luan.“ Nach dem Senden ihrer Mail, fuhr sie den Laptop runter. Zeit einkaufen zu gehen, obwohl sie nicht gerne kochte. Jedenfalls nicht für eine einzelne Person. Wäre jemand bei ihr, wäre dies etwas gänzlich anderes. „Oh man, jetzt reiß dich mal am Riemen“, tadelte sich Luan selbst. Sie warf einen Blick in den Kleiderschrank. Da sie nicht immer Lust auf ein tadellos feminines Aussehen legte, sondern sich frei von jeglichen Klischees fühlen wollte, befolgte Luan diesen Vorsatz auch bei der Wahl ihrer Kleidung. Heute entschied sie sich für eine bequeme Baggy Pants, ein schlichtes schwarzes T-Shirt und Sneakers. Die Haare band Luan zu einem Pferdeschwanz und setzte eine Basketballcap auf. Sie war zufrieden mit sich. Die Stadt gleich einem Labyrinth, wenn man sich nicht in dieser auskannte und niemand einen herum führte. Luan bereute es, dass sie außer der Universität, nicht viel von ihrem aktuellen Wohnort gesehen hatte. Vielleicht könnte sie dies mit Jules nachholen. Sie erledigte zielstrebig ihre Wege. Länger als nötig wollte Luan die Zeit nicht verschwenden. Daheim kochte sie. Es gab Spagetti mit selbstgemachter Tomatensauce. Nebenher hörte sie Musik auf ihrem Laptop. Nachdem Luan die Nudeln in den Topf gab und somit zum Warten verdammt war, suchte sie Facebook auf. „Vielen lieben Dank. Das wünsche ich dir auch. Hoffentlich wird er besser als du erwartest. Ich gehe heute ins Reisebüro. Ein paar Informationen einholen. Was hast du geplant?“ Luan schnalzte mit der Zunge. „Ach, nicht viel. Ich denke es wird einer dieser typischen, langweiligen Tage. Aber freut mich, dass zu mindestens du etwas vor hast“, schrieb sie zurück. Erneut vertiefte sich Luan in Jules Profil. Viele Informationen hatte er auf seiner Facebookseite nicht preis gegeben, aber ihr reichten die Fotos schon, die er online gestellt hatte. Ein Zischen holte sie ins hier und jetzt zurück. „Mist, die Nudeln“, fluchte Luan. Sie hüpfte auf und rannte zu ihrer Kochnische. Fast wäre das Wasser über gekocht. „Was ist bloß los mit dir?“, fragte sich Luan. Seitdem sie ihn getroffen hatte, war sie ziemlich kopflos. So kannte Luan sich gar nicht. Sie schüttete die Nudeln ab und vermischte sie mit der Sauce. „Ich habe ihn ja noch gar nicht gefragt, was er gerne isst“, überlegte Luan laut als sie es sich mit gefülltem Teller vor dem Fernseher bequem machte. Auch war ihr unklar, ob Jules für sie kochen oder ob mit ihr essen gehen wollte. Sie wollte ihn allerdings nicht mit Nachrichten zu spammen, sondern erst einmal auf eine weitere Mail von ihm warten. Genau in diesem Augenblick, ertönte ein grelles Geräusch. Luan eilte zum Laptop, da sie sofort erkannte, dass dies der Ton für eine neue Chatmessage war. Und sie sollte Recht behalten. Jules hatte ihr geantwortet. „Ich hätte dich echt gerne mitgenommen. Leider habe ich schon jemand anderen versprochen, den Tag mit ihm zu verbringen. Wir holen das nach. Ach, ich wollte dich sowieso fragen, ob du eher in ein Restaurant gehen möchtest oder ob ich für dich kochen darf?“ Luan musste grinsen. Da hatten sie wohl ähnliche Gedankengänge. „Lustig. Genau das selbe wollte ich dich eigentlich fragen. Ich wäre für kochen. Wenn du magst, können wir zusammen etwas machen. Ich werde dir auch definitiv nicht im Weg sein“, bei dem letzten Satz, verdrehte sie die Augen. Und nun hatte sie den Text auch noch so abgeschickt. „Im Weg sein? Haha als ob ich das denke. Können wir gerne machen. Lass uns morgen mal schreiben. Okay?“ Luans Herz machte einen Sprung. „Ja gerne. Dann will ich dich mal nicht weiter stören. Bis morgen und einen schönen Tag dir.“ „Dir auch, Süße. Lass dich nicht unterkriegen. Eventuell melde ich mich heute Abend noch mal bei dir.“ Nach dieser Verabschiedung gingen beide offline. Luans Laune besserte sich sichtlich. Immerhin hatte sie nun gute Aussichten auf ein weiteres Date mit Jules, um ihn näher kommen zu können. Abends riefen Luans Eltern an. Wie so oft gestalteten sich die Gespräche eher zähflüssig. Ihre Mutter wollte natürlich alles genau wissen, wie es an der Universität lief, wie Luans Umfeld aussah und was sie mit ihren Tagen in der neuen Stadt anfing. Genervt holte sie sich ein Bier aus dem Kühlschrank, während ihre Mutter ihr nahezu das Ohr ab kaute. „Und hast du jemand in Kassel kennengelernt?“, kam schließlich die Frage auf. Luan hielt kurz inne. In Gedanken an Jules, musste sie lächeln und das trotz des anstrengenden Gesprächs. „Ja, kann man so sagen“, sprach sie knapp. Bevor das Telefonat weiter ausuferte, beendete es Luan. Sie wollte und konnte noch nicht viel über Jules erzählen. Dafür mussten sie sich erst öfter gesehen haben. Luan stand auf und streckte sich ausgiebig. Da sie lange genug in der Wohnung war, entschloss sie sich, rauszugehen und eine Runde um den Block zu drehen. Mindestens war sie hier sicher. In ihrer alten Heimat war das nicht der Fall. Diesbezüglich hatte Luan auch nie ihre Familie eingeweiht. Manche sollten man besser für sich behalten, vorzugsweise um Menschen, die einen wichtig waren, nicht zu beunruhigen. Es geschah dennoch, dass sie Luan beobachtet fühlte und sich dabei ertappte, wie sie hinter sich da. Ständig im Hinterkopf habend, dass er hinter ihr stehen könnte. „Wie ich es hasse“, zischte sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)