Something just like this von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 19: ------------ Ihr früherer Werdegang bestand aus zahlreichen Enttäuschungen. Angefangen bei falschen Freunden bis hin zu Ex Partnern, die Luans Gutmütigkeit schamlos ausnutzten. „Von den finanziellen Verlusten mal abgesehen … am schlimmsten waren die Demütigungen, besonders von meinem letzten Freund. Er war praktisch die Krönung des Eisbergs gewesen. Anfangs blendete er mich und ich verfiel ihn komplett. Ich dachte, dass ich mit ihm aus meiner Heimat ausbrechen könnte. Aber er war alles andere als mein Hoffnungsschimmer. Ich will jetzt nicht sämtliche Ereignisse mit ihm ausführen. Es endete jedenfalls unschön zwischen uns beiden.“ Sie lehnte sich an Jules. Man merkte, dass Luan gerade nach den richtigen Worten suchte. „Ich weiß, dass es dir wohl möglich unangenehm ist, aber hat er dich geschlagen?“ Sofort bemerkte Jay seine Direktheit. Er entschuldigte sich, doch Luan schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, es ist okay. Denn du hast recht. Er hat mich geschlagen. Zuerst hat er mich emotional von ihm abhängig gemacht. Er hätte mir erzählen können, dass er einen Oscar gewinnt und ich hätte es wahrscheinlich noch geglaubt. Mit der Zeit wurde er zunehmend aggressiver mir gegenüber. Wenn ich mal mit Freunden unterwegs war, verlangte er von mir eine Rückmeldung. Tat ich dies nicht, hielt er mir eine Standpredigt. Sein Tonfall änderte sich ebenfalls. Zu Beginn unserer Beziehung war er stets liebevoll gewesen. Irgendwann erkannte ich, dass dies nur eine Art Maske von ihm war. Er schrie mich an, wenn ich seiner Meinung nach zu lange weg blieb. Schließlich blieb es nicht nur dabei.“ Luan offenbarte ihnen, dass er sie grober anfasste, was ihr bei ihrer Entscheidung half, diese Beziehung zu beenden. Er akzeptierte dies jedoch nicht. Also begann er sie zu stalken. Plötzlich war Luan nirgendwo mehr sicher. Da sie über eine taffe Persönlichkeit verfügte, machte sie ihm eine klare Ansage. Genau das stellte sich als Fehler heraus. Er lauerte ihr bei einer Freundin auf. Zuerst schrie er auf Luan ein. Was ihr nur einfiele, ausgerechnet ihn zu verlassen. Er könne ihr ja so vieles bieten. Luan blieb bei ihrem Entschluss, was ihn dazu veranlasste sie beim Hals zu packen. Ihre Freundin schritt sofort ein, doch er stieß sie beiseite. „Sie hatte einige Blessuren davon getragen. Ich wollte sie da nicht mit reinziehen, daher brüllte ich ihn an, sie da raus zu lassen. Er schmiss mich gen Boden und trat auf mich ein. Wir hatten Glück, dass die Nachbarn Wind von der Sache bekamen. Sie schalteten die Polizei ein, die meinen Ex in Gewahrsam nahmen. Danach sah ich ihn nie wieder. Das war zudem der Startpunkt meines neuen Lebens und ich zog nach Kassel.“ „Da hast du echt einiges mit durchmachen müssen.“ „So ist das halt manchmal im Leben. Jedenfalls habe ich daraus gelernt, nicht mehr so leichtfertig mein Vertrauen zu verschenken. Bei euch ist das etwas anderes. Ihr seid die Ersten hier, mit denen ich überhaupt solche Gespräche führen kann.“ Jules Herz machte einen Sprung. Gerade nach jenem Geständnis von Luan, wuchs in ihm der Wunsch, ihr Besseres bieten zu können. Sie hatte vieles wegstecken müssen, da war ein wenig Glück nur fair. Diesbezüglich wuchs in ihm jedoch ebenso die Angst, Luan vor den Kopf zu stoßen wenn er sie über ihre Beziehung unterrichtete. „Jetzt wisst ihr es, ich hoffe aber dass dies nicht eure Meinung zu mir geändert oder beeinflusst hat.“ „Auf keinen Fall“, sprachen Jay und Jules wie aus einem Munde. Sie lachte auf. „Da bin ich ja beruhigt.“ Mit diesem Satz beendete sie das Thema. Jenen Tag kam er ihr näher. Mit einem Mal, begriff Jules, dass da plötzlich mehr als ein Mensch in dieser Stadt war, der ihn verstand. Er blühte regelrecht auf. Genauso wie Luan selbst. Es dauerte nicht lange und sie schloss auch Jay in ihr Herz. Zu mindestens auf freundschaftlicher Ebene. Flo bemerkte allmählich, dass sich dieser langsam von ihm löste. Er gab nicht mehr so viel auf seine Meinung, wie zu Beginn ihrer Beziehung. Jules ahnte, dass er das nicht einfach hin nehmen würde. Für den Moment, ließ er dir drei hingegen in Ruhe. Sie trafen sich abwechselnd bei Luan oder Jules. Sie half Jay sogar bei universitären Angelegenheiten. „Mensch, du kannst weitaus besser erklären als ich“, äußerte Jules anerkennend. Die beiden waren inmitten einer Aufgabe, an der Jay zuvor nahezu verzweifelt war. „Ach, was“, sie grinste. „Oftmals ist es gut, wenn man Aufgaben aus verschiedenen Perspektiven erklärt bekommt. Deine Methode ist bestimmt nicht schlecht. Es kommt nur auf den Menschen an, welche er besser aufnehmen kann.“ Er sah ihnen fasziniert zu. Sein Partner war wesentlich ruhiger geworden und sie suchten zu dritt einen neuen Mitbewohner für Tony. In der WG verbrachte Jay mittlerweile selten seine Zeit. Stattdessen schlief er bei Jules. Selbst seine Sachen deponierte er dort. Jules war froh, dass Sascha damit keinerlei Probleme hatte. Manche Abende saßen sie sogar zusammen in der Küche und unterhielten sich. „Siehst du“; Luan klatschte in die Hände. „Wenn du die Aufgaben auf diese Weise löst, kommst du leichter ans Ziel.“ „Wow, ich danke dir“, Jay war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. „Nicht dafür. Ich muss leider los. Der Haushalt macht sich nicht von allein. Meldet euch wegen Morgen.“ Luan beugte sich vor und gab Jules einen Kuss auf die Stirn. Jay schenkte sie eine Umarmung. „Na, da ist dir aber jemand verfallen“, der Schwarzhaarige grinste ihn verstohlen an. „Ha ha. Dich mag sie doch auch.“ „Ja, dass verläuft aber eher auf platonischer Ebene. Von ihrer Seite aus jedenfalls. Hinzu kommt, dass ich dir nicht im Weg stehen will. Du musst halt den Sprung ins kalte Wasser wagen und ihr die Wahrheit sagen. Du kannst nur gewinnen, meiner Meinung nach.“ Jules wollte die Freundschaft zu Luan auf keinen Fall verlieren. Dafür war sie ihm zu viel Wert. Er musste das Ganze erst abwägen. „Und du?“, dabei betrachtete Jules gespannt seinen Freund. „Das mit ihr und dir wird nichts zwischen uns ändern. Ich respektiere es, falls sie ebenso mit dir zusammen sein will.“ Jules hatte beobachtet, dass Jay Interesse an ihr entwickelt hatte. Das verrieten unter anderem seine Blicke, die er ihr heimlich zuwarf, während sie gemeinsam lernten. „Oh“, Jay räusperte sich. „Mir hat gerade einer geschrieben, der das Zimmer anschauen will.“ Jules war bewusst, dass er damit ablenken wollte, dennoch war er dankbar, dass sie nicht weiter über Luan sprachen. „Das ist doch super.“ „Ja, er fragt ob er noch heute vorbei kommen kann. Das heißt, dass ich mich gleich auf den Weg machen sollte. Ansonsten meckert Tony wieder herum.“ Er stand auf. „Keine Sorge. Danach bin ich sofort bei dir“, Jay hob Jules Kopf an und küsste ihn zärtlich. „Bis später und macht dir nicht zu viele Gedanken.“ Nachdem er seine Schuhe angezogen hatte, verschwand er. Jules setzte sich an den Tisch. Obwohl Jay ihm das Gegenteil riet, dachte er nach. ***** Er sah zu der Wohnung empor, die inzwischen sein Zuhause geworden war. Jetzt fehlte nur sein offizieller Einzug. „Hoffentlich klappt es mit diesem Besichtiger“, brummte Jay genervt. Er versuchte nicht an Luan zu denken. Abgesehen von seinen Albträumen, mischte sich in letzter Zeit ein anderer Traum tief in Jays Unterbewusstsein. In diesem führte er gleichermaßen eine Beziehung mit Luan und Jules. Ihn verwirrte das sichtlich. Jay kannte Luan nicht einmal gut genug, um zu beurteilen, inwieweit sie zu ihm stand und ob sie sich überhaupt vorstellen konnte, ihm näher zu kommen. Erst recht wollte er Jules kein Hindernis sein: Die letzten Tage hatte sich ihre Beziehung sehr zum Positiven gewandelt, was wohl daran lag, dass sich Jay langsam öffnete. Plötzlich ging er auf Jules zu. Jay wollte genau das nicht mehr missen. Sein Handy vibrierte. Jules? Nein, entgegen seiner Erwartungen war es Luan. „Ich hoffe, dass meine Erklärungen dir geholfen haben. Außerdem wollte ich dich fragen, ob du Lust hast etwas mit mir zu unternehmen?“ Er las die Nachricht mehrmals durch. Wie kam Luan auf einmal darauf, sich mit Jay alleine treffen zu wollen? Was sollte er jetzt tun? Jay bekam Gewissensbisse. Also antwortete er ihr mit einer Gegenfrage. „Danke, du hast mir sehr geholfen. Und was ist mit Jules? Oder möchtest du nur etwas mit mir machen?“ Eine Weile kam keine weitere Nachricht von ihr. „Du wirst lachen, aber dieser Vorschlag kam von ihm. Er meinte, wir können ruhig auch etwas ohne ihn unternehmen. So lerne ich dich besser kennen. Um ehrlich zu sein, finde ich es gar nicht mal so schlecht und befürworte das. Vorausgesetzt du hast Lust dazu?“ Vor Verwunderung blieb Jay der Mund offen stehen. Ihm wurde jedoch mit einem Mal bewusst, was die Absicht seines Partners war. „Du Idiot“, knurrte er. Gelegentlich überkam Jay das Bedürfnis Jules zu schütteln. Dieser war schon immer ein Mensch gewesen, der sich selbst zurück stellte. Ihn dämmerte es, dass er zudem die Freundschaft nicht gefährden wollte. Jay war hin und her gerissen ob er Luan nun zu sagen oder es lassen sollte. Letztendlich entschied er sich für ein Treffen mit dem Vorsatz, sich nicht zwischen die beiden zu drängen. „Ja; können machen. Ich muss ein wenig auf mein Budget achten. Wir könnten uns aber abends treffen und ins Kino gehen. Die haben sogar Studentenpreise.“ „Gerne“, sagte Luan blitzschnell zu. „Super. Lass uns wegen der Uhrzeit noch mal schreiben. Momentan bin ich auf dem Sprung. Heute wollte jemand mein Zimmer ansehen, bei uns in der WG. Drück mir die Daumen. Ja?“ Jay steckte sein Smartphone zurück in die Hosentasche und setzte seinen Weg fort. Wenig später erreichte er sein Ziel. Tony war zum Glück an der Arbeit. Er hatte ihn dennoch informiert, bevor es Ärger gab. Um sich bis zur Besichtigung abzulenken, zockte er. Eine Stunde verging als es schließlich an der Tür schellte. Jay stürmte sofort los und öffnete einem Mann, in etwa seinem Alter. „Hi, ich bin Alexej“, stellte er sich vor. Von der Statur her glich er Jules. Seine Augen waren grau-blau und die Gesichtszüge wirkten jugendlich. Vom ersten Eindruck machte er einen sympathischen Eindruck. „Freut mich, ich bin Jay. Toll, dass es heute bei dir geklappt hat.“ „Kann ich nur zurück geben“, Alexej lachte. „Krass, wie schlimm das zurzeit ist, in Kassel eine Wohnung zu finden.“ „Du sagst es. Ich musste das auch mit durch machen.“ Er war tatsächlich nett, wie Jay feststellte. Und das Beste war, dass Alexej Interesse an dem Zimmer hatte, insbesondere weil er dringend eine Bleibe brauchte. Jay musste dies nur noch mit Tony regeln. Dann war alles in trockenen Tüchern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)