Something just like this von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 24: ------------ Der Handwerker war pünktlich vor ihrer Wohnung. Kaum hatte er Luan gesehen, schon bedachte er sie mit einem verschwörerischem Grinsen. Sie ignorierte das gekonnt. Während er sich dem Wasserhahn in der Küche widmete, schrieb Luan an einer Hausarbeit. „So er müsste wieder funktionieren“, meldete sich der Handwerker zu Wort. Er demonstrierte Luan sein Schaffen, die zufrieden nickte. „Vielen Dank.“ „Gerne doch.“ Der Kerl starrte sie an, als würde er irgendetwas erwarten. Bestimmt pochte er auf Luans Handynummer. Zugegebenermaßen sah er nicht schlecht aus. Außerdem war er wohl nur ein paar Jahre älter als sie. Das war es jedoch schon. Luan verabschiedete sich höflich von ihm und begleitete ihn zur Tür. „Es ist immer das Selbe“, grollte sie, nachdem er fort gegangen war. Ihr Interesse an Männern begrenzte sich zurzeit auf ein Minimum. Die einzigen Ausnahmen stellten Jules und Jay dar. „Wieso ausgerechnet beide?“ Sie ließ sich wieder in ihren Stuhl sinken, den Blick zur Decke gerichtet. Die zwei waren komplett unterschiedlich und dennoch fühlte sich Luan wohl in ihrer Gegenwart. Mit Jay war sie recht schnell warm geworden. Insbesondere nach ihres ersten Dates. Jules war eher der ruhige Part, der sie aufrichtet und ihr Mut gab. Luan schüttelte missmutig den Kopf. Um sich abzulenken, widmete sie sich erneut ihrer Hausarbeit. Entgegen ihrer Erwartungen kam sie ein gutes Stück voran. Also gönnte sie sich eine Pause sowie einen Cappuccino. Bei Facebook sprangen Luan zahlreiche Freundschaftsanfragen ins Auge, von Personen, denen sie zuvor nie begegnet war. Nur einen von ihnen erkannte Luan sofort. Flo. Sie verzog angewidert das Gesicht. Was wollte er von ihr? In ihrer Mailbox befand sich eine Nachricht von ihm. „Entschuldige, dass ich dich ohne Weiteres adde aber ich würde dich gerne kennenlernen. Ich habe das Gefühl, dass du Dank Jules und Jay einen völlig falschen Eindruck von mir bekommen hast. Lieben Gruß.“ Luans Mundwinkel glitten nach unten. War Flo von allen guten Geistern verlassen worden? Was bildete er sich ein? Wut stieg in ihr auf und manifestierte sich. „Einen falschen Eindruck? Das soll wohl ein schlechter Scherz sein?! Auf Personen wie dich verzichte ich liebend gerne. Ich kann mir schon vorstellen, was du damit bezwecken willst! Du möchtest mich rum kriegen, nicht mehr oder weniger. Nein, diesen Gefallen tue ich dir nicht. Du denkst auch, du wärst es. Ich finde dich weder attraktiv noch mag ich deinen Charakter. Und mit wem ich befreundet sein will, entscheide ich selbst. Punkt.“ Luan war herzlich egal, wie er diese Nachricht auffassen würde. Um sich zu beruhigen, nahm sie einen großzügigen Schluck ihres Getränkes. Leider beließ es Flo nicht bei dieser klaren Absage. Zu ihrem Bedauern. „Oha, du bist aber recht vorschnell mit deinem Urteil. Liegt es daran, dass ich Jules nicht mag? Ich habe meine Gründe. Bevor Jay sich mit ihm anfreundete, hatte er oft Zeit und vernachlässigte keinen seiner Freunde. Außerdem beeinflusst Jules ihn. Für ihn sind wir doch nur die bösen transfeindlichen Cisgender oder wie auch immer er uns nennt. Keine Ahnung wieso er bei Jay anders denkt. Auf jeden Fall will Jules ihn auf seine Seite ziehen und uns alle gegeneinander ausspielen. Er liebt seine Opferrolle. Förmlich suhlt er sich darin.“ Bei dem letzten Satz, kam in Luan der Wunsch auf, Flo eine Backpfeife zu verpassen, die sich gewaschen hatte! „Wer sich in die Opferrolle drängt, ist wohl die Frage. Ganz sicher nicht Jules. Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Und mir ist sofort aufgefallen, wie abwertend du dich ihm gegenüber geäußert hast. Du hast ihn ja nicht einmal die Spur einer Chance geben. Mit so einem Menschen will ich nichts zu tun haben. Und dabei bleibt es. Das ist mein letztes Wort“, schrieb rasch sie zurück. Luan versuchte sich zu fassen, aber der Kerl machte es ihr keineswegs leicht. Anscheinend war er in Rage verfallen, da eine Antwort auf ihre letzte Nachricht prompt folgte. „Er hat dich vermutlich geblendet. Aber wenn du unbedingt in dein Verderben rennen willst, ist es mir auch recht. Ich hoffe nur, dass du dich nicht in ihn verliebt hast. Was kann er dir denn schon bieten?“ „Worauf willst du hinaus?“, hacke Luan nach. „Ich spreche dabei technische Details an. Dir ist sicherlich bewusst, dass ihm etwas fehlt oder? Wie stellst du dir das Ganze vor? Sex mit ihm ist weder hetero- noch homosexuell sondern etwas dazwischen. Willst du dich dem wirklich aussetzen, wenn es da draußen richtige Männer gibt? Gut, bei Jay könnte ich es verstehen, wenn du ihm zugetan wärst. Aber Jules? Der praktisch nichts ist? Wie soll er denn bitte den aktiven Part übernehmen, hä?“ Ihr Gesicht glühte. Nicht nur, dass Flo dreist war, er sprach auch Details an, die ihn nicht zu interessieren hatten. „Nun, das sind Dinge, die dich nichts angehen. Und zu dem, was richtige Männer angeht … Jules ist für mich ein richtiger sowie vollständiger Mann, was man von dir wohl kaum behaupten kann. Ich bin hier raus. Auf weitere Gespräche mit dir, habe ich keine Lust mehr. Mach´s gut.“ Sie sah, dass Flo tippte. Doch Luan war schneller und blockierte ihn. Sollte er mit sich selbst weiter diskutieren, ihr war das Ganze zu lästig. Lieber widmete sich Luan abermals ihrer Hausarbeit, mit dem Ziel diese in der nächsten Woche abgeben zu können. Bis zu einem Gewissen Grad gelang Luan dies, gelegentlich kamen ihr jedoch Flos Worte in den Sinn. Es ging nicht darum, dass Jules für sie kein Mann war, denn für sie war er das absolut und dies hinterfragte sie auch nicht. Allerdings war ihr öfter der Gedanke gekommen, wie sich Intimität mit ihm anfühlte. Noch waren sie Freunde, aber was wenn Luan mehr wollte? Und Jules ebenso Gefühle für sie entwickelte? Sie hatte Angst ihn zu verletzen und wollte ihm auf keinen Fall vermitteln, dass er ihr nicht genügte. „Mache ich mir da etwa zu viele Sorgen?“, grübelte Luan vor sich hin. Es war nur ein Körperteil. Davon machte sie nichts abhängig. Erst recht keine Identität. Aber was war mit Jules? Ob er sich in Luans Gegenwart unwohl fühlte, wenn sie sich näher kamen? Sie ächzte laut und tippte weiter. Gegen zwanzig Uhr, beendete Luan ihre Arbeit. Stattdessen wechselte sie zu ihrem Fernseher und entschied sich dafür einen Film anzusehen. Dieser diente eher als Geräuschkulisse. Das Gespräch mit Flo hatte Luan nervlich mehr zermürbt als sie zugeben mochte. Ihr Smartphone summte und zeigte eine Mitteilung von Jules an, der sich nach ihrem Befinden erkundigen wollte. Sie freute sich sehr darüber, dass er an sie dachte. Jules zu Liebe erzählte sie ihm jedoch nichts von der vorigen Auseinandersetzung mit Flo. „Mir geht es mehr oder minder gesagt, ganz okay. Frag besser nicht. Ich werde es dir Beizeiten erzählen. Hoffentlich war dein Tag besser. Mein Wasserhahn geht endlich wieder. Ist ja schon mal etwas. Ach und ich bin mit meiner Hausarbeit wesentlich voran gekommen.“ „Na, immerhin. Falls ich dich irgendwo unterstützen kann, sage es mir bitte.“ Luan lächelte. Er war wirklich liebevoll. Auch wenn sie zuvor nur cis Männer gedatet hatte, spielte diese Tatsache beim Kontakt mit ihm keinerlei Rolle. Egal was Flo sagte. Luan ließ es auf sich zu kommen. Mit diesem Entschluss, legte sie den Chat mit jenem Ekelpaket ad acta. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)