Wie die Wahrheit doch wehtun kann von Satine2502 ================================================================================ Kapitel 22: Verlassen werden ---------------------------- Maron öffnete die Augen und hörte wie die Wohnungstür nebenan laut zugeknallt wurde. Sofort stand sie auf, rieb sich kurz die Augen und schaltete den Fernseher aus. Sie eilte zu ihrer Wohnungstüre, zog sich nicht mal Schuhe an als sie schon zu Chiaki’s Wohnungstür rannte. Eigentlich wollte sie warten bis er auf den Balkon kam, doch sie konnte nicht mehr. Sie musste ihn einfach sofort sprechen. Mit einem festen Knall klopfte sie gegen die Wohnungstür von Chiaki und fuhr sich anschließend durchs Haar. Langsam wurde geöffnet und Maron hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Doch als sie in das Gesicht ihren gegenüber blickte, verschwand das Lächeln und sie wich sogar einen Schritt zurück. „Wer … wer sind Sie?“, fragte sie ruhig und dennoch mit schnellem Herzschlag. In den Sekunden bevor der Mann antworten konnte, gingen Maron hunderte Antworten durch den Kopf. Einige davon waren ob es Chiaki gut ginge? Ob er einen Unfall hatte? Ob er verschwunden wäre? Ob Noyn doch noch am Leben war und ihn geholt hatte? „Guten Tag. Mein Name ist Kagura Tomizawa. Ich bin der Berater von Dr. Nagoya. Er hat mich gebeten ein paar Dinge für seinen Sohn abzuholen.“ „Ist ihm denn etwas passiert? Geht es ihm gut?“, fragte sie noch immer mit schnell klopfendem Herzen. „Natürlich. Allerdings wird er bis zum Abschluss wieder bei seinem Vater wohnen. Darf ich denn bitte auch Ihren Namen erfahren?“, fragte der gut gekleidete und sehr höfliche Mann. „Äh … ich bin Maron. Seine Klassenkameradin und Nachbarin.“ „Maron Kusakabe. Seine Ex-Freundin?“, fragte er gleich nach. „Äh … ja.“, gab sie zurück und war nun verwirrt. Wieso kannte er ihren Nachnamen und wusste über ihre Beziehung Bescheid? „Gut, dann kann ich Ihnen diesen Umschlag gleich geben.“ Da zog er aus seiner Innentasche von seinem Sakko einen kleinen Briefumschlag heraus, wo Maron’s Namen draufstand. Er reichte ihr den Umschlag, lächelte freundlich und sagte mit ruhiger Stimme: „Ich soll Ihnen das von Herrn Chiaki Nagoya übergeben.“ Maron nahm den Brief mit leicht zittrigen Händen, sah ihn kurz an und fragte anschließend verwundert: „Hat er etwas gesagt? Kommt er denn vor dem Abschluss nochmal in die Wohnung? Kann ich ihn erreichen?“ „Tut mir leid, ich bin nicht befugt Ihnen mehr Auskunft zu geben. Einen schönen Tag noch, Frau Kusakabe.“ Schon ging er mit einem großen Reisekoffer und Chiaki’s Schultasche aus der Wohnung, schloss die Tür und sperrte ab. Gleich darauf wandte er Maron den Rücken zu und verschwand. Die Brünette sah dem Mann noch kurze Zeit nach, ehe sie verwundert auf den Umschlag sah und langsam in ihre Wohnung zurückging. Sie setzte sich auf ihr Sofa und sah den Umschlag weiter an. Was er ihr wohl geschrieben hatte? War darin die Antwort warum er nicht mehr nach Hause kam, sondern bei seinem Vater wohnte? Langsam öffnete sie den Umschlag und holte den Brief heraus. Sie atmete tief durch als sie den Zettel aufklappte und zu lesen begann: ‚Liebe Maron. Es tut mir leid dass ich nicht persönlich mit dir spreche, aber ich brauche im Moment einfach Abstand um zur Ruhe zu kommen und um mich voll auf meinen Abschluss zu konzentrieren. Du bist Kagura sicher begegnet und hast einige Fragen, aber ich kann dir nur zwei davon beantworten: Erstens, es stimmt ich wohne nun wieder bei meinem Vater und werde bis zu meinem Abschluss hierbleiben. Zweitens, es geht mir gut aber ich brauche einfach Zeit. Nun bin ich es der nicht mehr reden will, aber seien wir doch ehrlich, du wolltest es auch nicht. Nach unserer Nacht dachte ich es würde besser werden, aber wieder hast du mich zurückgewiesen. Ich hoffe die Auszeit zeigt uns beiden was wir wirklich wollen. Bis bald, Chiaki.‘ Sie faltete den Brief wieder zusammen, gab ihn in den Umschlag zurück und legte diesen auf ihren Wohnzimmertisch. Anschließend stand sie auf und verschwand in ihrem Schlafzimmer. Sie legte sich ins Bett und versuchte einzuschlafen. Morgen würde Chiaki sie in der Schule bestimmt nicht richtig beachten oder ganz neutral mit ihr umgehen. Eigentlich wusste sie doch, dass sie ihn liebte, aber die Vergangenheit beeinflusste sie noch so sehr, dass diese ihr nun die große Liebe kostete. Miyako war bereits auf dem Weg in die Schule. Sie ging seit dem ganzen Vorfall mit Maron und Chiaki nur noch alleine und jeden Tag wünschte sie sich mehr, dass sie die Zeit zurückdrehen könnte. Wie sehr wünschte sie sich Maron wieder an ihrer Seite zu haben und endlich wieder mit ihr über alles reden zu können. Doch das würde wohl noch eine lange Zeit dauern und ab Herbst wäre sie selbst dann ja mal in Tokio für ein Jahr. Aber vielleicht wäre danach wieder alles etwas besser? Ganz in Gedanken, sah Miyako zu Boden als sie das Schulgelände betrat und stieß plötzlich in jemanden hinein. Sofort sah sie hoch und sagte mit ruhiger Stimme: „Das tut mir sehr leid. Ich war in Gedanken.“ „Kein Problem … oh, hallo Miyako.“ Sie sah Chiaki mit großen Augen an und es verschlug ihr zuerst mal die Sprache. Doch er blieb ganz freundlich und lächelte ihr zu. Miyako erwiderte das Lächeln gleich mal und nickte kurz als sie weiterging. Chiaki wandte sich wieder Yamato und Rukuro zu. Letzterer grinste seinen Kumpel an und fragte: „Und? Wird das wieder was bei Miyako und dir?“ „Nein. Das hat sich komplett erledigt. Aber es bringt nichts sich anzufeinden. In einem Monat ist die Schule um und dann sieht man sich nicht mehr wirklich. Außerdem will ich das letzte Monat in Ruhe verbringen.“ Die zwei jungen Männer nickten Chiaki nur kurz zu als Rukuro kurz bei dem Blauhaarigen vorbei sah und schon lächelnd sowie etwas lauter sagte: „Guten Morgen Schöne.“ Sofort drehten sich Yamato und Chiaki um denn sie wollten wissen wen Rukuro so begrüßte? Da lächelte Maron den dreien sanft zu und sagte: „Guten Morgen.“ Anschließend wendete sie den Blick wieder ab und ging. Yamato sah kurz etwas zu Boden, Rukuro sah ihr noch grinsend hinterher und Chiaki sah seiner Ex-Freundin auch noch kurz nach. Erst als sich Yamato räusperte, sahen seine Freunde wieder zu ihm und Rukuro sagte gleich: „Also ich frage mich wirklich ob sie einen Freund hat.“ „Warum?“, fragte Yamato gleich doch auch Chiaki sah ihn fragend an. „Das fragt ihr wirklich? Ich meine es ist doch klar das fast alle Jungs aus unserer Klasse auf sie stehen. Sie hatte wohl vor ein paar Monaten jemanden, zumindest ging das Gerücht um, aber sonst wirkt sie eher als wenn sie gar keine Lust hätte eine Beziehung zu führen. Aber ich glaube in dem letzten Monat versuche ich mal mein Glück.“ „Bist du dir da sicher?“, fragte Chiaki und versuchte nicht wütend zu werden. „Klar. Wenn sie frei ist, warum sollte sie dann irgendjemanden gegenüber Schuldgefühle haben?“ Chiaki zuckte nur mit den Schultern. Er versuchte ruhig zu bleiben doch hätte seinem Freund am liebsten abgeraten einen Versuch bei seiner Ex-Freundin zu starten. Immerhin hatte er noch vor knapp zwei Tagen mit ihr geschlafen. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er wieder mit ihr zusammen und diesmal sollten es alle wissen. Schließlich klingelte die Schulglocke einmal und schon machten sich alle auf den Weg hinein. Chiaki dachte die ganze Zeit daran wie Maron sich gegenüber ihm verhielt. Sie hatte den Brief gestern bestimmt schon gelesen. Aber war es richtig wie er sich verhalten hatte? Brauchte er diese Auszeit nun wirklich? Kaum hatte er den Klassenraum betreten sah er sie auf ihren Platz sitzen und wie sie schon etwas in ihr Notizbuch schrieb. Ein kurzes Lächeln kam auf seine Lippen als er sich nun auf seinen Platz setzte und schon die Lehrerin hereinkam und der erste Test für den Abschluss begann. Sechs Stunden später kamen alle Abschlussschüler erschöpft aus der Schule. Nur noch Tests, Präsentationen und Aufgaben waren zu erledigen um noch richtig gut abschneiden zu können. Man sah den Druck welcher auf den Schülern lastete, denn jeder wollte der Beste seines Jahrgangs sein. Natürlich gab es auch ein paar die das lockerer sahen, doch welche die auf eine erfolgreiche Karriere zusteuern wollten, mussten das letzte Monat nochmal alles geben. Auch Chiaki ging erschöpft über das Schulgelände als neben ihm Miyako auftauchte und fragte: „Wie geht’s dir?“ „Ich bin froh, dass der heutige Tag vorbei ist. Und dir?“ „Ebenso. Hast du vielleicht Lust ein Eis essen zu gehen?“ „Ähm … ok. Aber Miyako … erwarte dir nichts okay?“ Die Dunkelhaarige schüttelte den Kopf und lächelte. Da kam schon Maron auf sie zu und steuerte eigentlich mit schnellen Schritt weiter als Miyako ihrer ehemaligen besten Freundin nachrief: „Maron, warte mal bitte.“ Die Brünette blieb stehen und drehte sich verwundert um. Was war denn nun los? Miyako klang sehr freundlich und dennoch, als sie sah, dass sie neben Chiaki stand, klopfte ihr Herz schnell und die Bilder der Vergangenheit holten sie erneut ein. Die beiden nebeneinander zu sehen, ließ in ihrem Kopf einfach immer wieder die Bilder aufkeimen als sie die Verlobung bekanntgaben. „Ja?“, fragte sie schließlich ruhig und versuchte Chiaki nicht anzusehen. „Chiaki und ich wollen noch ein Eis essen gehen. Begleitest du uns? Sozusagen als Ablenkung vom heutigen Tag.“ „Ich weiß nicht …“, begann sie zaghaft als Chiaki sie gleich unterbrach. „Hast du etwa zu viel zu tun? Man sollte sich immer eine Pause gönnen.“ „O-Okay. Gut.“ „Schön. Danke.“, kam es fröhlich aus Miyako. Somit gingen alle drei nebeneinander her und in die Stadt zur Eisdiele. Miyako versuchte etwas die komische Stimmung zu heben und redete etwas über die Tests in der Schule und was wohl noch kommen würde. Maron antwortete ihr höflich und sah sie ab und zu mal an aber ihr Blick fiel nie auf Chiaki. Dieser war verwirrt obwohl er wusste, dass er sie ja um Abstand gebeten hatte. Aber dass sie das so hinnahm war dennoch überraschend. Vielleicht sollte er sie darauf ansprechen? Immerhin war Miyako ja die einzige die wusste, dass zwischen den beiden was war. Klar, es ging nicht gut aber jetzt war doch alles neu. Miyako hatte versprochen sich zu bessern und immerhin war der Vorschlag, dass sie zusammen ein Eis essen gehen doch schon ein Anfang. Wenn auch nur ein kleiner. Angekommen setzten sich alle drei hin und bestellten schnell. Maron nahm einen gerührten Eiskaffee, Miyako einen Cup Dänemark und Chiaki einen Erdbeerbecher. Alle drei begannen zu essen als Chiaki an seinem linken Mundwinkel etwas Schlagobers hatte. Die beiden jungen Frauen begannen zu lächeln als Maron schon ihre Serviette nahm und sagte: „Chiaki, schau mal her.“ Er sah zu ihr und sie wischte ihm den Schlagobers weg. Er lächelte sie nun auch an und bedankte sich mit fast schon liebevoller Stimme. Miyako sah zwischen den beiden hin und her, als sie kurz in ihren Eisbecher sah. Dennoch nahm sie ihren Mut zusammen und fragte nun: „Warum seid ihr nicht wieder zusammen?“ Beide erschraken kurz und sahen zu der Dunkelhaarigen. Diese räusperte sich nun kurz und sprach weiter: „Ihr müsst mir nicht antworten, aber es wundert mich eben einfach. Immerhin wäre doch alles geklärt oder? Klar, was ich abgezogen habe war unterste Schublade aber immerhin ist es doch Vergangenheit oder?“ „Miyako … das ist schwieriger als man es annehmen könnte.“, gab Maron nun von sich und sah stur in ihren Eisbecher und nahm wieder einen Schluck. Chiaki sah Maron noch kurz an als er zu Miyako sah und sagte: „Schwierig war es einmal. Jetzt ist es nur noch unverständlich.“ Schon aß er weiter und Maron hätte sich beinahe verschluckt als sie erschrocken zu Chiaki sagte. Hatte er das wirklich jetzt in diesem abfälligen Tonfall gesagt? Doch die Brünette blieb ruhig und trank ihren Eiskaffee weiter als Miyako nur schwer schluckte und sich wünschte nicht gefragt zu haben. Aber warum war es denn nur so kompliziert? Schließlich aß Chiaki plötzlich schneller weg, als er nur das Geld auf den Tisch legte, aufstand und sagte: „Ich verabschiede mich dann mal. Immerhin liegt das Haus meines Vaters in die andere Richtung.“ „Du besuchst deinen Vater?“ „Nein. Er wohnt wieder bei ihm. Immerhin ist ja alles so unverständlich, deshalb musste er ausziehen.“, gab Maron zurück und klang ziemlich schnippisch. Doch sollte sie seine Aussage von vorhin einfach so hinnehmen? Sie hatte es ihm nie kompliziert oder unverständlich gemacht. Er war es doch der ihr einfach nur einen Brief geschrieben hatte und sie es nicht mal wert war dass er persönlich mit ihr sprach. Chiaki sah seine Ex-Freundin kurz genervt an bevor er sich zu Miyako wandte, lächelte und sagte: „Einen schönen Nachmittag noch.“ Die Dunkelhaarige nickte und antwortete: „Dir ebenso. Danke.“ Schon hatte sich der Blauhaarige abgewandt und ging. Maron trank ihren Eiskaffee aus als Miyako ihre ehemalige beste Freundin ansah und etwas genervt fragte: „Was ist denn los mit dir? Liebst du ihn denn gar nicht mehr? Klar, die Vergangenheit war schrecklich und ich hab eigentlich alles dazu beigetragen, aber du sprichst doch auch mit mir wieder normal. Warum dann nicht mit Chiaki?“ Maron schwieg kurz und starrte in ihren Eiskaffee. Nachdem sie zweimal tief durchgeatmet hatte, sah sie zu Miyako und antwortete: „Jedes Mal wenn ich ihn ansehe, kommen die Erinnerungen hoch wie er mich als Sindbad verletzt hat und gegen ein Geschäft geworfen hat. Ich sehe in seine Augen und sehe wie er vor mir stand und sagte dass er mich nie geliebt hat und alles nur Show war. Ja ich weiß, es war eine Lüge weil er mich beschützen wollte, aber ich kann nicht dagegen ankämpfen. Diese Bilder verfolgen mich bis in meine Träume.“ „Ich kann es verstehen. Es war auch alles traumatisierend. Allein die Tatsache als Noyn sich an dir vergreifen wollte. Aber Maron, so schwer es auch war, man muss nach vorne schauen. Man muss die Vergangenheit hinter sich lassen. Klar du brauchst Zeit und er auch, aber was nützt es euch wenn ihr euch entfremdet und er dann mal eine Neue hat? Würdest du das verkraften? Oder glaubst du er würde es einfach hinnehmen wenn du plötzlich einen neuen Freund hättest?“ „Keine Ahnung. Ich weiß doch dass ich Chiaki liebe. Das hat nie aufgehört. Aber irgendwie habe ich immer noch diese Bilder im Kopf. Auch von euch.“ „Oh … das tut mir leid. Wirklich.“, gab Miyako zurück und seufzte kurz. Maron sah nun etwas in der Stadt herum. Seit ihrem Kampf wurde alles bereits wieder erneuert und man sah keinen Schaden mehr. Dabei erinnerte sie sich noch genau wie der Brunnen zerschlagen wurde und wie sie einige Geschäfter von innen sah, mit Glasscherben unter sich. Warum kamen die Bilder denn nur immer wieder? Die Brünette sah zu der Dunkelhaarigen und diese aß gerade ihr Eis weiter. Maron hatte es zwar schon von Chiaki gehört und glaubte ihm, aber sie musste wissen wie Miyako dazu stand. „Miyako?“ „Ja?“, fragte diese freundlich und versuchte zu lächeln. „Hast du mit Chiaki geschlafen?“ Die Frage donnerte durch Miyako hindurch. Ihr sanftes Lächeln verschwand mit einem Mal und in ihrem Magen fühlte es sich so an als wenn jemand ein Messer durchstechen würde. Glaubte Maron das etwa? War deshalb mit Chiaki nichts in Ordnung weil sie glaubte er hätte mit ihr geschlafen? „Nein! Niemals. Der komische Teufel in mir versuchte mich dazu zu verleiten, aber mehr als ein Kuss war da nie. Auch nachdem Noyn weg war. Ehrlich nicht!“ „Danke. Ich glaube dir.“ „Ist es deshalb so schwierig mit Chiaki? Weil du dachtest wir waren zusammen im Bett?“ „Zum Teil, ja.“ „Oh Maron es tut mir leid. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir das gleich gesagt. Ehrlich, da war nichts. Immer wenn ich in seine Augen gesehen habe, habe ich versucht zu erkennen dass er vielleicht mal was für mich empfinden könnte. Aber da war nie etwas. Ich war einfach zu stur und zu verliebt und habe dir damit sehr weh getan.“ Maron sah noch immer zu Miyako und bemerkte sofort wie gekränkt und enttäuscht diese von sich selbst war. Somit wusste die Brünette auch, wie leid es ihrer ehemaligen besten Freundin wirklich tat. Und das allein zeigte ihr, dass die beiden sich wieder annähern könnten. Es wäre doch schön wieder eine beste Freundin zu haben, der man alles anvertrauen kann. Ein sanftes Lächeln kam auf ihre Lippen welches Miyako bemerkte und somit fragte sie gleich: „Du lächelst?“ „Ja. Immerhin sitzen wir beide hier und reden über Gefühle und Jungs. Wie in alten Zeiten. Man sieht dass du deine Fehler erkannt hast und wirklich daran arbeitest und die Zeit am liebsten zurück drehen würdest wenn du könntest. Das zeigt mir einfach, dass wir beide, vielleicht wie früher, wieder miteinander umgehen können.“ Miyako lächelte nun ebenfalls und nickte. Doch gleich darauf wurde sie nachdenklich. Maron bemerkte dies und sah sie nur fragend an als sie gerade ihren letzten Schluck vom Eiskaffee nahm. „Weißt du … ich finde es wundervoll dass du solche Gedanken hast. Und ich wünschte mir nichts mehr als dass wir beide wieder beste Freundinnen werden können. Doch Maron? Du bist bereit mir zu verzeihen und daran zu arbeiten, dass es wieder wie früher werden kann. Aber was ist mit Chiaki? Warum weichst du ihm dann immer aus? Denn, wenn wir ganz ehrlich sind, habe ich dir weit schlimmeres angetan als Chiaki es je freiwillig getan hätte.“ Mit einem Mal fuhr es durch Maron wie ein Blitz. Miyako hatte so Recht mit dem was sie sagte. Immerhin war die junge Abschlussschülerin bereit ihrer ehemaligen besten Freundin zu verzeihen, aber ihrer großen Liebe nicht? Das lief doch falsch. „Ich muss zu Chiaki.“ „Ja dann los!“, gab Miyako eifrig von sich. Sofort stand die Brünette auf, legte Geld auf den Tisch und ging ein paar Schritte. Machte dann gleich wieder kehrt als Miyako aufstand und fragte: „Was soll das? Los, zu Chiaki.“ Doch da umarmte Maron Miyako plötzlich. Diese war wie erstarrt, aber legte auch ihre Arme um sie als sie ein leises, trauriges ‚Danke‘ vernahm. Anschließend wandte sie sich sofort ab und machte sich auf den Weg zum Haus von Chiaki’s Vater. Miyako setzte sich wieder lächelnd hin und löffelte ihren Eisbecher aus als sie in den blauen Himmel sah. Vielleicht würde ja wirklich alles wieder gut werden und in einem Jahr, wenn sie aus Tokio zurückkommt, könnten die drei wieder gute Freunde sein. Maron klopfte an die Haustüre als Kagura öffnete und die Abschlussschülerin lächelnd ansah. „Schönen guten Tag, Frau Kusakabe. Was kann ich für sie tun?“ „Hallo. Ist Chiaki hier? Ich muss ihn dringend sprechen.“ „Er ist gerade in einer Besprechung mit seinem Vater. Sie können gerne im Wohnzimmer warten.“ Kagura trat zur Seite und Maron kam herein. Das Haus war sehr modern eingerichtet und doch wirkte es heimelig. Die Brünette folgte Kagura wortlos als dieser ins Wohnzimmer kam. Er blieb abrupt stehen dass Maron fast in ihn hineinrannte. Doch nachdem sie gerade so stehen bleiben konnte, lächelte sie Kagura an und dieser sagte: „Nehmen Sie Platz. Ich werde Chiaki Bescheid geben dass sie hier sind.“ „Danke.“, brachte sie noch heraus während der Mann bereits verschwunden war und Maron sich umsah. Das Wohnzimmer war fast so groß wie ihre gesamte Wohnung und auf einer Wand hing ein riesiger Flachbildfernseher. Chiaki hatte hier alles, warum war er weggezogen? Gerade als sie sich auf das große graue Sofa setzen wollte, stand ihr Ex-Freund schon bei der Tür und fragte verwundert: „Maron? Was willst du hier?“ Sofort richtete sie sich wieder auf und kam auf ihn zu als sie sagte: „Kann ich bitte mit dir reden? Gib mir nur zehn Minuten und dann gehe ich auch wieder und lass dich in Ruhe.“ Er zögerte kurz als er schließlich nur nickte und antwortete: „Komm mit.“ Schon ging er aus dem Wohnzimmer und zum Ende des Ganges als dort eine breite, große Treppe stand. Maron musste zuerst etwas staunen als Chiaki schon den halben Weg hinauf gegangen war. Dann sah er zu ihr über das Geländer herunter und fragte: „Wo bleibst du?“ „Oh, komme schon. Tut mir leid.“ Sofort eilte sie die Treppen hinauf und folgte Chiaki wieder wortlos. Beide gingen einen breiteren Gang hinunter bis zur letzten Türe, als Chiaki diese öffnete und sie zuerst hinein ließ. Maron staunte nicht schlecht als sie das große Doppelbett mit einem weiteren großem Flachbildfernseher auf der gegenüberliegenden Wand sah. Ein größerer Schreibtisch mit vielen Medizinzeitschriften und Büchern, sowie dem neuesten Computer. An der Wand neben dem Fernseher war eine Tür die wohl ins eigene Badezimmer führte und daneben stand noch ein großer Kleiderschrank. Hatte Chiaki denn überhaupt so viele Klamotten oder war der Schrank halb leer? Erst als Chiaki die Tür fest schloss, zuckte Maron kurz zusammen und drehte sich zu ihrem Ex-Freund. Dieser hatte die Hände in den Hosentaschen und sah die Brünette nur fragend an. „Oh, ja. Tut mir leid. Aber ehrlich, wieso zieht man hier aus?“ „Wenn man es immer hat, will man eben mal was anderes.“ „Verstehe. Okay … Chiaki warum ich hier bin … Ich möchte mich entschuldigen. Meine dauernde Zurückweisung dir gegenüber und dass ich Abstand bräuchte. Ich war einfach überfordert mit allem was passiert war und nachdem wir dann plötzlich wieder im Bett gelandet sind, war ich noch mehr verwirrt. Aber ich möchte es wirklich versuchen und dir zeigen, dass ich nicht weiterhin so dumm bin und dich zurückweise.“ „Wow. Danke.“ Maron wartete noch kurz ob er weiter sprach. Doch das war‘s schon. Mehr kam nicht? Sie hatte sich eben entschuldigt und versuchte ruhig zu bleiben und er? Er benahm sich wie ein Arsch. Aber gut, dann sollte es wohl wirklich nicht mehr sein oder? Maron nickte also nur und ging an ihm vorbei zur Tür. Chiaki räusperte sich kurz und trat beiseite. Doch als Maron im Begriff war zu gehen, wollte sie ihm doch noch etwas fragen. Sofort verschränkte sie die Arme vor der Brust, drehte sich zu ihrem Ex-Freund und fragte mit etwas genervter Stimme: „Was meintest du eigentlich vorhin beim Eis essen dass es zwischen uns nur noch unverständlich ist?“ „Na, genau was ich sagte. Es war mal alles kompliziert aber Maron du selbst hast doch eben gesagt dass du mich immer zurückgewiesen hast. Und das ist eben unverständlich.“ „Ja aber … was war mit dir?“ „Mit mir? Sorry, aber hab‘ ich was verpasst?“, kam es leicht eingebildet zurück. Jetzt reichte es Maron komplett. Wenn er so mit ihr umgehen wollte nachdem sie sich entschuldigt hatte, dann sollte es wohl so sein. „Jetzt pass mal auf du Playboy.“, kam es laut und wütend aus ihr. Schon sah Chiaki sie etwas erschrocken an. Wie war das? Playboy? So hatte sie ihn bis jetzt nur einmal genannt und das war, kurz nachdem sie sich kennenlernten. „Ich weiß dass ich Fehler gemacht habe, die haben wir aber alle. Allerdings habe ich immer persönlich mit dir gesprochen dass ich Zeit bräuchte. Ich bin zu dir gekommen als du geschrien hast und ich wahnsinnige Angst um dich hatte. Und jetzt stehe ich hier, entschuldige mich und du tust das so ab als wenn es hier nur um ein ausgeborgtes Buch ginge welches kaputt wurde.“, kam es wieder genervt von ihr. „Du brauchtest Zeit und die habe ich dir gegeben. Jetzt brauche nun mal ich sie. Also akzeptiere es.“ „Ich hätte es einfach akzeptiert wenn du es mir auch persönlich gesagt hättest. Doch du bist anscheinend so ein Weichei dass du mir nur einen läppischen Brief hinterlässt. Selbst zu meinem Geburtstag hast du mir dein Geschenk einfach vor die Tür gelegt anstatt es mir persönlich zu geben. Ich bin immer zu dir gekommen und habe dir dabei in die Augen gesehen. Es hat mich innerlich zerrissen wenn ich dich ansah und dich am liebsten geküsst hätte, aber mein Kopf mir dauernd die Szenen vorspielten als du mich damals in die Auslage eines Geschäftes geworfen hast und ich auf den Glasscherben landete. Es tut mir ja leid dass ich die ganze Sache nicht einfach so wegstecken kann wie du es getan hast. Aber ich stehe hier und entschuldige mich, weil ich dir damit zeigen möchte wie sehr ich dich liebe und du behandelst mich wie irgendeine dahergelaufene Kleine, der du vielleicht mal die Zunge in den Hals gesteckt hast.“ Chiaki erstarrte und sah sie mit ernsten aber auch traurigen Blick an. Sie hatte die Arme immer noch verschränkt und war einfach wütend. Nach ihrer Ansage atmete sie erst mal durch und erhoffte sich jetzt eine Reaktion. Doch auch wenn sich beide ansahen, kam nichts. Maron’s Blick wurde genervter als sie weitersprach: „Bekomme ich nicht mal eine Antwort? Chiaki, ich habe dir eben gesagt dass ich die liebe. Bekomme ich denn gar keine Antwort?“ „Ich gehe zwei Tage nach dem Abschluss nach New York.“ Jetzt erstarrte Maron. Hatte er das eben wirklich gesagt? „Wie lange? Nur für den Sommer?“ Sachte schüttelte er den Kopf, sah seiner Ex-Freundin in die Augen und antwortete: „Für ein Jahr.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)