Familienangelegenheiten von TakaPersephone ================================================================================ Kapitel 1: ----------- New York, Midgard. Es war kein unübliches Bild, dass sich ihr an diesem Nachmittag bot. Ein weiteres Schicksal, eine weitere Familie deren Kräfte ausgebrannt waren. Der junge Mann sah erschöpft aus. Mit konzentrierter Miene arbeitete er sich durch den Berg an Formularen, die es für jeden neuen Heimbewohner auszufüllen galt. Der apathisch wirkende Mann neben ihm, vermutlich sein Vater, starrte ausdruckslos die Wand an und hatte bisher kein Wort gesprochen. Durch das offene Fenster drang der Straßenlärm in das kleine Zimmer. Im Fernseher in der Ecke lief eine Dokumentation über Matt Damon, doch die einzige Zuschauerin war schon vor Beginn der Sendung in ihrem Rollstuhl eingeschlafen. Immer wieder blickte der junge Mann von den Papieren auf, schaute sich um und fuhr sich unbewusst durch das schwarze Haar. Sie kannte den sorgenvollen Blick, das Hadern, das Gefühl nicht das richtige zu tun. Den hatten alle, die ihre Verwandten hier herbrachten. „Ich bin fertig.“ Der Mann reichte ihr den ausgefüllten Papierstapel und sie bat die beiden in ihr Büro. Nachdem sie die grundlegenden Formalien erklärt hatte, kam sie zu der entscheidende Frage: „Gibt es etwas, was Sie uns über ihren Vater erzählen wollen, Herr Friggason?“ Der schwarzhaarige Mann überlegte kurz. „Er ist eigentlich nicht mein richtiger Vater, ich bin adoptiert. Nach dem Tod meiner Mutter war er nicht mehr der selbe. Er hat es nie richtig überwunden. Bis letztes Jahr hat mich mein Bruder noch unterstützt, aber er wohnt jetzt im Ausland. Und ich alleine...“ „Sie müssen sich nicht rechtfertigen. Ich meinte eher etwas persönliches über Ihren Vater, seine Vorlieben oder irgendwelche Besonderheiten auf die wir achten sollen.“ Er biss sich auf die Lippe und beugte sich dann etwas näher zu ihr und senkte die Stimme. „Nun, da gibt es tatsächlich etwas...bitte lachen Sie nicht...“ Er zögerte, warf einen Blick auf den alten Mann neben ihm, der das Gespräch nicht zu hören schien. „Im Moment ist er in seiner apathischen Phase...aber wenn es ihm wieder besser geht...also...“ Er hielt inne, spielte nervös mit seinen Händen. „Ja? Sie können uns wirklich alles sagen. Es ist gut, wenn wir über unsere Bewohner Bescheid wissen.“ Ein weiteres kurzes Zögern. „Also es ist so...er hält sich für einen nordischen Gott...für DEN nordischen Gott schlechthin: Odin, Allvater der Götter...“ Sie zuckte mit keiner Wimper, was ihn ermutigte weiter zusprechen. „Er hat sich immer für nordische Sagen und Mythen interessiert und ist sehr belesen. Also wundern Sie sich nicht, wenn er plötzlich lauter Runen auf die Wände kritzelt oder mit Raben spricht...“ „Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Wir haben hier schon alles gesehen. Einmal hatten wir sogar einen Herren, der glaubte sich hier in seiner eigenen erfundenen Comic-Welt zu befinden.“ Bald war die Zeit des Abschieds bekommen. „Ich komme dich nächste Woche besuchen.“ versprach der junge Mann seinem Vater. Als er zur Tür ging, konnte sie gerade dazu fühlen wie sich mit jedem Schritt mehr Erleichterung in ihm breit machte. An der Schwelle drehte er sich nochmal um und schenkte dem alten Mann ein letztes, aufmunterndes Lächeln. „Du musst dir keine Sorgen machen, Vater. Ich kümmere mich daheim um alles.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)