Legend of the Blue Phoenix 3 von Proinos (Operation: Uriel) ================================================================================ Kapitel 1: Phase 1: Informationen --------------------------------- Die Routine hatte sie wieder. Aufstehen, duschen, Zähne putzen, essen, zur Schule gehen, danach entweder ins Dojo trainieren oder auf Schattenjagt. Und doch war nichts mehr wie zuvor, den abends ging es nicht nach Hause, sondern entweder zu Kate, Alice oder Zen, die sich abwechselnd dazu bereit erklärten, Masa bei sich übernachten zu lassen. Masa war niedergeschlagener und glücklicher als in den Monaten zuvor. Es war paradox. Hatte sie nichts zu tun, dachte sie daran das der Jahrestag immer näher rückte, doch war sie bei ihren neuen Freunden und Aufgaben, fühlte sie sich besser, ja sogar mehr als gut. Schule 15:00 „Hi, Alice! Was machst du denn hier?“ Kates Stimme riss Masa aus ihren Gedanken. „Ach nur so. Ich wollte Masa abholen. Die Jungs haben keine Zeit.“ Dabei sieht sie Masa bedeutungsvoll in die Augen. Kate entging dieser Blick keinesfalls, aber sie hatte sich schon längst damit abgefunden, nicht in das Geheimnis ihrer Bekanntschaft und Tätigkeiten eingeweiht zu werden. Doch Masa verstand auch nur Bahnhof. „Okay? Bis morgen Kate.“ Dabei warf sie Alice einen fragenden Blick zu und winkte dann Kate, die sich auf den Heimweg machte. Alice war wie immer sehr auffällig. Sie war allein durch ihre rosa Haare und pink-hellblaue Kleidung unübersehbar, aber ihr kleiner Roller war nicht besser. Er war hellblau und hatte überall rosa-pinke Punkte drauf. Und natürlich hatte Alice einen Helm in der gleichen Farbe und Muster. Es war schon fast peinlich sich da hinten drauf zu setzten. „Sag mal, habe ich was verpasst?“, zögerte Masa das Unvermeidliche hinaus. „Wie meinst du das?“ „Hab ich vergessen, das du mich heute abholst oder …“ „Nein, nein! Die Jungs haben nur einen Auftrag von der Zentrale bekommen und da hatte Todd die Idee, dass ich dich ausnahmsweise abhole.“ Café 15:27 „Was genau sollen die Jungs den für die Zentrale machen?“ Alice schlürft nachdenklich an ihren Kaffee. „Ich weiß nicht genau. Glaube aber, es hat was mit dem ‚Kreis‘ zu tun.“ „Mit dem Kreis?“ Masa sieht sich nachdenklich im Café um. Normale Menschen an einem normalen Tag in einem normalen Café. „Weißt du was das ist?“ „Ja eine Organisation von Gefolgsleuten rund um Steven King alias ‚Der Kreiskönig‘.“ Masa fühlte sich immer komisch in der Öffentlichkeit über die verborgene Welt zu reden als sei das das normalste der Welt. Na gut, für Alice war es das auch, aber sie war es auch nicht anders gewöhnt, da sie da hineingeboren war. „Ich weiß, dass er verbotene Experimente zur Übertragung von Fähigkeiten durchgeführt hat.“, sagt Masa. „Und noch durchführt, soweit ich das mitgebekommen habe. Aber nicht nur der ‚Kreiskönig‘ ist mal einer von unsern Besten gewesen, auch seine Gefolgsleute sind nicht weniger talentiert.“, antwortet Alice. „Verrückt und moralisch bedenklich, klar, aber eben auch sehr gut in ihrem Gebiet und nicht alle sind Forscher. Es sind ein paar der besten Schattenkrieger zum ‚Kreis‘ übergelaufen. Außerdem haben die Fähigkeiten, die sich King angeeignet hat, ihn auch noch zu einem sehr starken Krieger werden lassen.“ „Schattenkrieger? Was ist das denn jetzt schon wieder?“ „Ach eigentlich, sind das auch nur Krieger. Eine Sondereinheit der CMA wird so genannt. Man könnte sie mit Ninjas vergleichen oder mit dem S.W.A.T.-Team. Diese unterstützen normalerweise das MDP* oder die Drachenjäger.“ „MDP?“ „Unsere Polizei. Du dachtest doch nicht, dass wir unsere Angelegenheiten, der normalen Polizei überlassen? Ich meine, bei unseren Fähigkeiten, wäre das doch ziemlich unfair ihnen gegenüber.“ „Rutscht ihr mal auf?“ Dragon schob Masa in die Mitte der runden Sitznische. Masa hatte darauf bestanden, sich in die hintere Ecke zu setzen, um wenigsten ein bisschen Privatsphäre zu haben. „Hey! Das ist mein Kuchen. Bestell dir deinen eigenen!“ „Wasch is? Isch bin am Verhungern.“ „Trotzdem kein Grund Masas Kuchen zu verdrücken.“ Todd schob Dragon noch ein bisschen weiter, damit auch er sich hinsetzten konnte. „Also was habt ihr so gemacht?“ Alice sah die beiden Neuankömmlinge neugierig an, wehrend Masa versucht das komische Gefühl zu ergründen, dass aufgetaucht ist, als die Jungs sich zu ihnen gesetzt haben. „Die CMA hat echt alle Hände voll zu tun. Es gibt vermehrte Aufkommen von Gehörnten, was das Risiko eines Stadtdrachen bedenklich erhöht und so bleibt es an uns hängen, Besorgungen zu tätigen. Noch mal vier von diesem Kuchen hier und vier Kaffee, bitte.“ Das letzte sagte Todd zu der jungen Kellnerin, die gelangweilt die Bestellung aufnahm. „Was für Besorgungen?“ Masa sieht Dragon verärgert an als dieser ihr ihren jetzt leeren Teller herüberschob. Er hatte es doch tatsächlich geschafft, dreiviertel des ursprünglichen Stücks in nicht mal einer Minute zu verdrücken. „Wir mussten einen Transport von neuartigen Maschinen für Bannkreise begleiten. Die CMA glaubt eine der Außenlabore des ‚Kreises‘ gefunden zu haben. Heute Abend geht es los, falls ihr mitkommen wollt. Allerdings musst du extra hinkommen, Masa. Die CMA weiß nicht, das wir zusammenarbeiten und das soll besser auch noch eine Weile so bleiben.“ „Maschinen für Bannkreise?“ „Ja die …“ „Viermal Cheesecake und viermal Kaffee. Wollt ihr sonst noch was?“ Die gelangweilte Bedienung war wieder da und unterbrach Todds seltenen Redeschwall. „Nein, danke.“, antwortete Dragon mit einem scharmanten Lächeln, welches sofort Leben in die junge Frau brachte. Sie richtete sich auf, glätte ihre Schütze und strich sich die Haare hinter die Ohren. Dann schenkte sie Dragon mit einem gekonnten Wimpernaufschlag ein kokettes Lächeln und ging mit einem übertriebenen Hüftschwung weg. „Was für eine Tussi …“ Masa sah der Kellnerin befremdet hinterher. „Wer?“ Dragon sah sich verwirrt um. „Na die … Ach auch egal, was wolltest du sagen Todd?“ Masa musste sich ein Grinsen verkneifen, denn in dem Moment war sie aus einem ihr unerfindlichen Grund extrem Glücklich. Über der Stadt 20:01 Die Stadt glitt sanft unter Masa dahin. Obwohl der Sommer vor der Tür stand, war es nachts noch recht kühl. Vor allem hier oben war die Luft kälter und der Wind stärker. Masa fror in ihrer Jacke und wünschte sich sie hätte nicht nur einen Schal umgemacht, sondern auch was Anderes angezogen. Es würde noch ein weiter Weg werden. *** „Ach auch egal, was wolltest du sagen Todd?“ „Kennst du dich mit Bannkreisen aus?“, mischt sich Alice ein. Masa schüttelt den Kopf. „Also im Mittelalter musste man sie noch selberzeichnen mit Kreide oder ähnlichen, aber heutzutage gibt es dafür Maschinen oder vorgefertigte Schriften, die nur durch Magie oder einen magischen Gegenstand aktiviert werden. Klar soweit?“ „Ja, aber wozu braucht man einen Bannkreis?“ „Für die Schatten.“ „Das ist jetzt etwas zu Allgemein, Alice.“, schaltet sich Todd wieder ein. „Es gibt verschiede Wirkungen. Die zwei wichtigsten sind wohl: Schutzschild und Versieglung.“ Todd tauchte seinen Finger in seinen Kaffee und fängt an ein paar Runen auf den Holztisch zu malen. Diese waren alle eckig. P, M, R, S, I, M, X, M, gespiegelte 1, N und O bildeten das Wort Versiegelung und S, C, H, N, Pfeil nach oben, Dreizack, S, C, H, I, gespiegelte 1 und auf der Seite liege Sanduhr ergaben Schutzschild. „Mit diesen Bannkreisen, kann man gestimmte Orte Schattenfrei halten oder die Schatten in bestimmte Gebiete einschließen. Mit ein paar Zusatzzeichen kann man auch Menschen damit einsperren oder draußen halten.“ „Ok, das habe ich jetzt verstanden, aber erklärt ihr mir den Unterschied zwischen einen Stadtdrachen und einem normalen Drachen?“ „So merkwürdig das klingt und wir wissen bis heute nicht, warum das so ist, aber Drachen leben sich selten in Städten. Drachen sind sehr intelligent, Echsenschatten und allgemein alle Gehörnten besitzen eine gewisse Intelligenz, aber Drachen haben auch Magie. Man geht davon aus, wenn sie sich erstmal gebildet haben, sie nicht mehr auf die Menschen angewiesen sind, weshalb sie die belebten menschlichen Siedlungen verlassen und sich an verlassene Orte zurückziehen. Verärgert sie werden sie gefährlich.“ *** Verlassene Farmhaus 20:57 Der Wald umschloss zweidrittel des alten Farmhauses und der angrenzenden Ställe und bot ihnen Schutz vor dem Wind. Dieser Wald war aber auch ein Nachteil. Die Bewohner konnten nicht das gesamte Gelände Einblicken und eventuelle Feinde rechtzeitig erkennen. Für die CMA kam das mehr als gelegen und für Masa erst recht. Sie konnte ungesehen hoch oben in den Bäumen landen. Sie kletterte soweit an den Waldrand, dass sie das Gelände gut einsehen konnte. Sie wusste, sie würde heute wahrscheinlich nicht kämpfen, zog aber trotzdem vorsichtshalber ihr Schwert. Dann sog sie ihr Fernglas unter ihrer Jacke hervor und sah auf die Uhr. In 3 min würden die Bannkreise aktiviert werden. Da hatte sie ja doch noch rechtzeitig geschafft. Von der erhöhten Position konnte Masa in der Ferne weitere Baumgruppen erkennen. Die Straße die direkt zum Farmhaus führte, war eine Sackgasse und diese Straße machte mitten im Wald eine Biegung, sodass die CMA ihre Leute dort ungestört warten lassen konnte. Wenn Masa es sich recht überlegte, so war das hier wahrscheinlich weniger eine Operation für normale CMA-Mitglieder, wie Dragon, Todd und Alice. Diese hatten nur den Auftrag die HoSaR-Mitglieder und Bannkreisgeneratoren zu beschützen. „Nein, das wäre ein Auftrag für diese Spezialkommandos. Das heißt, ich werde echte Schattenkrieger zu Gesicht bekommen! Und auch Mitglieder der MDP.“ Wehrend Masa das noch dachte, war ein deutliches Knacken in ihrer Nähe zu vernehmen. Ein paar Bäume hinter Masas Baum steht Todd mit einem Mann. Dieser trägt einen schwarzen Overall und hat vor Schreck die Schultern nach oben gezogen. Todd sieht gespannt hinüber zum nähst gelegenen Gebäude. Doch es rührt sich nichts und so fahren beide fort, das Gerät, das sie mitschleppen, in die richtige Position zu bringen. „Das also ist ein Bannkreisgenerator.“, denkt Masa als sie über ihre Schulter nach unten schaut. Es ist ein ein Meter großer Zylinder mit verschiedenen Knöpfen, Schaltern und Displays. Es erinnert einen etwas an einen der Druiden aus Star Wars. Der Mann zieht eine altmodische Taschenuhr aus seinen Overall. Doch es scheint keine Uhr zu sein, denn aus ihr kommt leise die Stimme des Kommandanten. Auf ihren Baum kann Masa nicht verstehen, was der Kommandant sagt, aber der Overall-Typ drückt einen Knopf und die Maschine fängt an zu summen. Masa verspürt einen Druck auf den Ohren und als sie ihre Tattoos im Gesicht aktiviert, fällt ihr ihre Kinnlade herunter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)