Freunde mit gewissen Vorzügen von Maginisha ================================================================================ Kapitel 17: ------------ „Interessante Wahl.“ Schuldigs Blick haftete an ihm wie Klebstoff. Er zwang sich, an nichts zu denken. Leerte seinen Geist, drängte jeden noch so kleinen Gedanken zurück. Er würde diesem Mistkerl nicht noch mehr Informationen liefern. Der andere Mann grinste nur. „Vergiss es. Der Schaden ist schon angerichtet. Außerdem würde ich es trotzdem herausfinden, wenn ich wirklich wollte. Für den Augenblick aber lasse ich dich allein damit, die Folgen deiner Entscheidung zu genießen. Auf Wiedersehen, Abyssinian.“   Er schloss die Augen, als die beiden mit Siberian an ihm vorbeigingen. Er ertrug den Anblick nicht. Das war ein Versagen, das tief ging. Er hatte nicht nur die Ziele nicht eliminiert, er hatte das Team gefährdet, das Schicksal eines Teammitglieds auf dem Gewissen. Du hast ihn verraten, hast ihn verkauft für deinen eigenen Vorteil. Du bist erbärmlich. Er glaubte, Schuldig in seinem Kopf lachen zu hören. Das Lachen wurde von der echten Stimme des Mannes abgelöst.   „Weißt du, ich habe es mir überlegt. So ein Schwert mag ja ganz gut zu dir passen, aber mir ist das zu antiquiert. Ich glaube, das passt nicht zu meiner Stereoanlage. Es würde mir nur den Ausblick auf den Park vermiesen.“ Er hörte, wie die Waffe auf den Boden geworfen wurde und klirrend irgendwo auf den Steinen landete. Er hatte nicht die Kraft, sie zu holen. Er wartete, bis sich die Kirchentür hinter den beiden Schwarz schloss, und sank auf die Knie. Wie lange er dort ausharrte, wusste er nicht. Die Zeit hatte ihre Bedeutung verloren.   „Abbyssinian?“   „Abyssinian? Siberian? Seid ihr da?“   Die helle Stimme aus dem Headset drang nur unvollständig in seine Gedankenwelt vor. Er war nicht fähig zu antworten. Der Inhalt seines Kopfes fühlte sich an wie in Sirup eingelegt. Alles war zäh und klebrig. Müdigkeit kroch in seinen Knochen hoch und drohte ihn zu überwältigen. „Balinese hier. Ich gehe sie suchen.“   Er wollte dagegen protestieren, wollte ihn nicht sehen. Nicht jetzt. Ihn, der diese Katastrophe herauf beschworen hatte mit seiner Leichtsinnigkeit, seiner Gedankenlosigkeit, diesem verdammten Sichnahekommen und allem. Er hatte ihn schwach gemacht, verwundbar, angreifbar. Hatte ihn in diese Lage gebracht, ihn diesem Wahnsinnigen ans Messer geliefert und ihn ohnmächtig zurückgelassen. Er hasste dieses Gefühl und er hasste ihn dafür, dass er der Grund dafür war. Er wollte ihn nicht sehen.           Der Regen hatte aufgehört, aber die Steine waren immer noch nass und rutschig. Yoji ging vorsichtig auf die Eingangstür zu. Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn herumfahren. Er ließ zischend die Luft entweichen, als er sah, wer da kam. „Omi, du hast mich zu Tode erschreckt.“ Der jüngere Weiß ging nicht darauf ein. „Hast du schon jemanden entdeckt?“ „Nein nichts. Alles ruhig. Sollen wir reingehen?“ Omi nickte. „Ja, aber vorsichtig. Ich hab ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.“   Als sie die Kirche betraten, knirschte etwas metallisch unter seinen Füßen. Er sah zu Boden und entdeckte Abyssinians Katana. „Was zum...AYA!“ Er preschte vor und sah schon von Weitem die Gestalt, die auf dem Boden kauerte. Ohne lange zu überlegen, überwand er die Entfernung mit langen Schritten und ließ sich neben Aya auf den Boden sinken. Er fasste ihn am Arm, dreht ihn halb zu sich um und hob mit einer Hand das Kinn an, um ihm ins Gesicht zu sehen. „Bist du verletzt? Was ist passiert?“ „Wo ist Ken?“ Omi war ihnen gefolgt und sah sich um. „Habt ihr gekämpft? Aya, was ist hier los?“ „Lass mich los, Kudo“, spuckte Aya ihm entgegen und entwand sich seinem Griff. „Ken ist weg. Sie haben ihn mitgenommen.“ „Was?“ Entgeistert sahen Yoji und Omi sich an. Aya erhob sich und drehte sich in Richtung Ausgang. „Sie haben ihn mitgenommen“, wiederholte er noch einmal. Seine Stimme war fest, dunkel, ruhig. „Aber warum?“ Omi war völlig aufgelöst. „Warum haben sie ihn mitgenommen? Wohin?“ Aya blieb stehen, hob sein Katana auf und steckte es in die Scheide zurück. „Ich weiß es nicht“, antwortete er. „Lasst uns von hier verschwinden.“   Yoji kniff die Augen zusammen und sah dem anderen nach, der bereits durch die Tür in der Nacht verschwunden war. Irgendetwas stimmte da nicht. Aya sagte ihnen nicht die Wahrheit. Oder zumindest nicht die ganze. Er musste herausfinden, warum das so war. „Komm, Omi“, sagte er. „Wir sollten ihm folgen. Das Ganze gefällt mir gar nicht.“ Er sah, dass der Junge, den er in diesem Moment vor sich hatte, kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Er zog ihn in eine kameradschaftliche Umarmung und klopfte ihm auf den Rücken. „Mach dir keine Sorgen. Wir finden ihn schon wieder. Ken ist zäh. Der schafft das schon mit ein paar Schmalspurganoven fertig zu werden.“ Omi schniefte und nickte. „Ja, das tut er, oder? Er schafft das.“ Yoji setzte ein Lächeln auf. „Aber sicher, Chibi. Und dann boxen wir ihn da zusammen raus.“       Sie hatten den Abend größtenteils schweigend verbracht. Aya hatte ihnen einen kurzen Ablauf der Begegnung geschildert. Dass er und Ken auf die zwei Männer namens Schuldig und Farfarello gestoßen waren, dass sie gekämpft und verloren hatte und dass die beiden Mitglieder der Gruppe Schwarz Ken schlussendlich entführt hatten. Wann immer Yoji versucht hatte, noch weitere Details zu erfahren, hatte Aya ihn mit einem solchen Hass in den Augen angesehen, dass er es schließlich aufgegeben hatte. Omi war irgendwann in seinem Zimmer verschwunden und auch Aya war wortlos aufgestanden und gegangen. Yoji blieb allein in der Küche zurück und starrte auf den Rauch, der sich von seiner Zigarette langsam unter die Decke des kleinen Raums kräuselte. Er hatte vorgeschlagen, den Laden zu schließen, solange Ken nicht da war, aber Aya hatte das verneint. Er war der Meinung, es würde verdächtig wirken. Außerdem weigerte er sich, Kritiker zu informieren. Warum, hatte er nicht gesagt. Wie so vieles, was zwischen den Zeilen hing. Warum vertraute er ihnen nicht? Was war da los? Yoji schnippte die Asche in den Aschenbecher, sog noch einmal an dem kläglichen Rest und drückte ihn dann inmitten des beträchtlichen Aschehaufens aus. Er würde sich von Aya nicht so einfach abspeisen lassen. Dazu war die ganze Sache zu wichtig.   Mit langsamen Schritten ging er über den Flur und hielt an der Tür zu Ayas Zimmer an. Er hatte die Hand schon gehoben, um zu klopfen, überlegte es sich dann aber anders und drückte einfach die Klinke herunter.   Als er eintrat, stand Aya am Fenster. Er ging zu ihm und wollte den Arm um ihn legen, doch Aya wirbelte bereits vorher herum und fauchte ihn an. „Bleib weg von mir!“ Yoji runzelte die Stirn. „Was ist los? Was verschweigst du uns, Aya?“ Er machte noch einmal einen Versuch, dem anderen nahezukommen und dieses Mal ließ Aya es zu. Yoji hörte den beschleunigten Atem, spürte den Herzschlag durch den Brustkorb hämmern. Er schmiegte sich an Ayas Rücken und ließ seine Lippen über dessen Nacken gleiten. Ein Zittern antwortete ihm. „Wenn ich nach einer Mission nicht schlafen kann, trinke ich normalerweise, aber irgendjemand hat meinen geheimen Vorrat aus dem Kühlfach genommen. Daher muss ich mir wohl etwas anderes suchen, um mich abzulenken.“ Er drehte Aya herum und zog ihn in einen Kuss. Hungrige Lippen antworteten ihm, presste sich hart gegen ihn. Ayas Zunge glitt in seinen Mund, gierig, besitzergreifend. Er fühlte feste Hände auf seiner Hüfte, die ihn packten und in Richtung Bett schoben. Er spürte die Matratze in seinen Kniekehlen und ließ sich fallen, sodass er auf dem Bett zu sitzen kam. Er nahm Ayas Hand, wollte ihn zu sich holen, doch der entwand sich ihm und begann stattdessen, seine Hose zu öffnen. Yoji hob fragend eine Augenbraue, aber das Gesicht über ihm war ausdruckslos. Aya schob seine Hose ein Stück nach unten und holte sein bereits halb erigiertes Glied heraus. Die amethystfarbenen kalten Augen direkt auf sein Gegenüber gerichtet, begann er, sich selbst anzufassen. Yoji leckte sich über die Lippen. Er war sich nicht sich, ob ihm das hier gefiel. Aya wusste, dass er ihn nicht gerne oral befriedigte. Er tat es manchmal, aber wenn er die Wahl hatte, benutzt er lieber seine Hände. Diese Auswahl schien es heute allerdings nicht zu geben. „Mach den Mund auf.“ Ayas Stimme war voller Eis. Yoji zuckte für einen Augenblick zurück. Ayas Hand fuhr in seine Haare, packte zu und bog seinen Kopf nach hinten. „Mach den Mund auf, hab ich gesagt.“   Yoji atmete schneller, seine Gedanken rasten. Er wusste, dass er sich im Notfall von Aya freimachen konnte, auch wenn das sicherlich nicht ohne Blessuren abgehen würde. Andererseits...was immer dort heute passiert war, schien den anderen sehr aufgewühlt zu haben, auch wenn er es nicht zeigte. Vielleicht brauchte er das hier, um das Gefühl der Kontrolle wieder zu erlangen. Er wusste inzwischen, dass Aya leicht in diese Richtung tendierte, sich aber seinetwegen meist zurückhielt. Sich beim Sex so zu unterwerfen hatte nichts mit Macht zu tun, sondern mit Vertrauen. Er vertraute ihm zwar, aber er war sich nicht sicher, ob sie sich nicht zuerst über ein paar Spielregeln hätten unterhalten sollen. „A...“ begann er einen Protest, der sofort unterbunden wurde, als sich Aya grob zwischen seine Lippen schob. Die plötzliche Fülle in seinem Mund überrumpelte ihn. Er bemühte sich, seine Zähne zurückzunehmen, ließ die Zunge über das feste Fleisch gleiten, befeuchtete es, um die Gleitbewegung zu erleichtern, die Aya ihm vorgab, indem er seinen Kopf vor und zurückzog, die Finger in die blonden Strähnen verflochten. Die Bewegungen wurden schneller, der Zug an seinen Haaren wurde stärker. Es begann wehzutun. Ayas Hände fassten plötzlich seinen Kopf, fixierten ihn mit eisernem Griff. Der andere begann seine Hüfte zu bewegen, stieß mitleidslos in seinen Mund. Er drang immer tiefer vor, unangenehm tief. Yojis Würgereflex begann sich bei einzelnen Stößen zu melden. Er kam nicht dazu, zu schlucken, Speichel lief seinen Mund hinab und tropfte von seinem Kinn. Er atmete durch die Nase, versuchte die Kontrolle zu behalten, sich nicht zu verschlucken, zu atmen, des unangenehme Brennen in seiner Kehle zu ignorieren. Er kam aus dem Rhythmus, verschluckte sich, versuchte zu husten, aber Aya unterbrach sein Tun nicht. Erst als Yoji ihn panisch von sich zu schieben versuchte, weil er keine Luft mehr bekam, ließ er ihn endlich los und trat einen Schritt zurück. Yoji hustete, spuckte aus, griff sich an den Hals. „Bist du irre geworden? Was soll das?“ Er sah auf und begegnete kalten Augen in einer Maske aus Eis. Klamme Finger griffen nach Yojis Herz und drückten es zusammen. Den anderen so zu sehen tat ihm weh. Mehr weh, als sein eigener Schmerz.   Aya trat an den Nachtschrank, holte eine kleine Tube heraus und hielt sie Yoji hin. Der runzelte die Stirn und sah den anderen fragend an. „Zieh dich aus und bereite dich vor“, sagte Aya dunkel. „Oder lass es bleiben, mir soll es gleich sein. Ich werde auf meine Kosten kommen.“ Yoji sah ihn an und bewegte sich nicht. Er atmete scharf ein, als Aya auf ihn zutrat und ihm mit Nachdruck das Gleitgel hinhielt. Er streckte die Hand aus und nahm es. Langsam stand er auf, senkte den Blick, wandte sich ab und begann, seine Hose zu öffnen. Hinter sich hörte er ein böses Lachen. „Du brauchst es wirklich so nötig, Kudo, oder? Hast du dir dein Gehirn inzwischen so weit weggesoffen, dass du nur noch mit deinem Schwanz denken kannst. Du bist so erbärmlich.“ Yoji atmete tief ein. Er drehte sich um und sah dem anderen direkt in die Augen. „Ich weiß, was du vorhast, aber es wird nicht funktionieren. Du wirst mich nicht los, indem du mir hier das eiskalte Arschloch vormachst. Dafür kenne ich dich inzwischen zu gut, mein Lieber. Du bist nicht so tough, wie du immer tust. Außerdem mache ich das hier nicht für mich, sondern für dich. Wenn ich mich von Abyssinian durchnehmen lassen muss, um Aya wiederzukommen, dann ist zwar nichts, mit dem ich herumprahlen würde, aber ich werde es tun.“   Etwas in Ayas Blick änderte sich. Er wurde mit einem Mal unstet, weniger kalt. Stattdessen schien alles Leben aus ihm gewichen zu sein. Aya trat zurück, ließ sich auf das Bett sinken. „Das hat er auch gesagt“, flüsterte er so leise, dass Yoji es fast nicht verstanden hätte. „Er?“, hakte er nach. „Wer er?“ „Schuldig.“ Ayas Stimme war nur noch ein tonloses Wispern. Er schloss die Augen. Yoji überwand die Distanz zwischen ihn und setzte sich neben seinen Freund. Er wagte kaum zu atmen, als der weiter sprach. „Schuldig wusste das von uns. Er hat...er hat gesagt, er hat es in meinen Gedanken gelesen.“ Yoji war versucht, ihn an dieser Stelle zu unterbrechen, verkniff sich seine Frage aber und hörte weiter zu. „Er hat mich vor die Wahl gestellt, dich oder Ken auszuliefern. Ich sollte entscheiden, wen sie foltern. Ich...ich wollte das nicht. Habe gesagt, er soll mich mitnehmen. Aber er hat nur gelacht und gesagt, wenn ich keinen auswähle, tötet er euch beide. Also habe ich gewählt.“   Aya schwieg und hatte die Augen auf den Boden gerichtet. Yoji schluckte. Das war es also gewesen. Er glaubte ziemlich gut zu wissen, was in Aya vorging. Er machte sich Vorwürfe, dass er persönliche Gefühle hatte seine Wahl beeinflussen lassen. Dass er, Yoji, ihn angreifbar gemacht hatte für diesen...Gedankenleser. Der Gedanke kam Yoji lächerlich vor, aber Aya schien es zu glauben. Und hatte Omi nicht etwas Ähnliches berichtet? Also hatte Aya versucht, Yoji von sich wegzutreiben. Ihn zu hassen. Aber er war nicht gegangen und er war froh darüber. Trotzdem war das noch nicht vorbei. Die Wunde blutete zwar, aber wenn er verhindern wollte, dass sie sich entzündete, würde er sie restlos auswaschen müssen. Er atmete tief durch. „Warum?“, fragte er und Aya blickte auf. „Warum hast du Ken gewählt und nicht mich?“ Der andere machte ein gequältes Gesicht, wollte sich abwenden „Aya! Warum er und nicht ich?“ Ein tiefes Einatmen. „Ich...er hat gesagt, sie würden Ken foltern, ihn brechen, bis er durchdreht und selbst nur noch töten will. Aber dir wollte er...er wollte dich dazu bringen, mit Frauen zu schlafen und sie dabei umzubringen. Die Opferzahl wäre höher gewesen. Außerdem hatten sie Ken bereits in ihrer Gewalt. Es bestand die Chance, dass andere verletzt werden, wenn sie dich holen gehen. Also habe ich ihnen Ken überlassen.“ Seine Stimme erstarb. Yoji versuchte, sich nicht allzu viel Gedanken darüber zu machen, was Schuldig mit ihm vorgehabt hätte. Der dunkle Schrecken, den diese Vorstellung barg, war jetzt eine irreale Bedrohung. Zunächst mussten sie sich den wirklichen Problemen stellen. „Du hast also eine rationale Entscheidung getroffen, daran orientiert, welche Option weniger Opfer fordert?“ Aya nickte. Er setzte noch an, etwas zu sagen, schwieg dann aber. „Warum machst du dir dann solche Gedanken? Das, was zwischen uns ist, hat dich nicht beeinflusst. Ich wäre zwar geschmeichelt, wenn es so wäre, aber das hat es nicht. Zumal das Ergebnis mit oder ohne deine Wahl dasselbe gewesen wäre, oder nicht? Sie wollten ohnehin einen von uns mitnehmen und hatten sich bereits für Ken entscheiden. Und jetzt ist es an uns, ihn da rauszuholen. Das geht aber nur, wenn wir zusammenhalten. Also hör endlich auf, mich wegschieben zu wollen. Du schaffst es nicht allein. Wir hängen da zusammen drin.“   Aya antwortete nicht. Er blickte ins Leere, das Gesicht zu Stein erstarrt, verborgen hinter einem Vorhang aus blutroten Haaren. Yoji hob langsam die Hand, zögerte, und strich dann einige Strähnen zurück hinter sein Ohr. „Wenn du den Kopf freikriegen willst“, begann er leise, „dann steht mein Angebot von vorhin noch.“ Aya sah ihn an und hob fragend eine Augenbraue. Yoji grinste und deutete auf seinen Schritt. „Naja, wenn man so kurz davor abbrechen muss, ohne ans Ziel gekommen zu sein... Also ich fand das immer recht unangenehm. Wenn du möchtest, können wir gerne da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Ich bin zu allen Schandtaten bereit.“ Aya konnte kaum glauben, was er da gerade gehört hatte. Nach all dem, was er gerade gesagt und getan hatte, wollte der anderen ihn immer noch? Aya hätte beinahe laut aufgelacht. Er wusste nicht, wer von ihnen beiden eigentlich der Kaputtere war. Vermutlich verdienten sie einander tatsächlich. Zwei windschiefe Bäume, die einander gegen den Sturm stützten, um nicht umzufallen. Ein Gefühl der Schuld stieg in ihm auf und machte seine Kehle eng. Was er getan hatte, hätte alles zerstören können. Weil er sich gefürchtet hatte. Gefürchtet vor der Nähe, die Yoji ihn bot. Er hatte ihn gehasst, hatte ihn hassen wollen, ihn bestrafen für das, was er ihm angetan hatte, aber er konnte es nicht mehr. Es war nicht Yojis Schuld, dass ihn dieses Gefühl schwach machte. Und es war nicht Yoji gewesen, der ihn verletzt hatte. Es war dieser Schwarz gewesen. Er hatte ihn angegriffen und Aya hatte nicht die Stärke gehabt, ihm die Stirn zu bieten. Aus dummen Gründen, die er selbst gerade nicht mehr nachvollziehen konnte. Nicht, wenn er in Yojis Augen sah, die ihn voller Wärme und Verlangen ansahen. Er sehnte sich danach, ihn zu berühren, sich fallen zu lassen, für einen Augenblick die Welt auszublenden und sich in die trügerische kleine Blase zurückzuziehen, die er und Yoji sich erlaubt hatten aufzubauen. Aber die Blase war zerplatzt, ihr Geheimnis ans Licht gezerrt und beschmutzt worden. Weil er es zugelassen hatte. Weil seine Angst davor, es zuzugeben, Schuldig die Macht gegeben hatte, ihn zu beherrschen. Aber er würde keine Angst mehr haben. Nicht vor Schuldig und auch nicht vor Yoji und der verdammten Nähe, die er wollte und von der Aya immer noch der Meinung war, dass er selbst sie nicht verdiente. Sie würden sich erholen und dann gemeinsam gegen den schwarzen Feind vorgehen, der ihnen einen der ihren entrissen hatte. Denn genau das war geschahen. Yoji hatte es ihm deutlich vor Augen geführt. Er hatte keine andere Wahl gehabt. Oder zumindest wäre eine Wahl nicht besser gewesen als die andere. In jedem Fall nicht viel. Abgesehen von der Opferzahl fand er das, was Schuldig Yoji hatte antun wollen, ein Stück weit grausamer. Mitzubekommen, wie man selbst immer weiter zerfiel und zu dem wurde, was man eigentlich bekämpfen wollte, war schlimmer als ein völliger Verlust des Selbst, bevor es soweit war. Aber im Grunde tat das nichts mehr zur Sache. Es war sinnlos, sich in Schuldgefühlen zu ergehen. Was geschehen war, war geschehen. Jetzt war es wichtig, nach vorne zu sehen, um das Beste aus dem zu machen, was da war. In diesem Moment war es allerdings zunächst einmal Yoji, um den er sich kümmern musste. Den liebenswerten Chaoten, den er verletzt und gedemütigt hatte aus einer dummen, alten Angewohnheit heraus. Aber Yoji war nicht gegangen. Er war immer noch hier und Aya wollte ihm etwas dafür zurückgeben, dass er es mit ihm aushielt. Er wollte ihn bei sich haben, ihn spüren, wirklich spüren, um sicher zu sein, dass er immer noch bei ihm war. Dass er verstand, wie viel Aya das bedeutete, auch wenn er ihm das nie laut sagen würde. Aber vielleicht, hoffentlich würden seine Taten laut genug für ihn sprechen.   Amethystfarbene Augen taxierten Yoji. Er sah die Funken, die tief darin aufglommen. Die Leidenschaft war noch nicht ganz erloschen und Yojis Angebot hatte ihr gerade wieder Luft zugefächelt. Aya öffnete den Mund, biss sich dann aber auf die Lippe. Stattdessen griff er nach der Tube, die neben ihnen auf dem Bett lag. Er betrachtete sie einen Augenblick lang und drückte sie Yoji dann in die Hand. „Im Ernst jetzt?“, lachte der. „Ich soll mich jetzt...oh.“ Plötzlich verstand er, was Aya gemeint hatte. Ein heißer Schauer durchfuhr Yoji, der direkt zwischen seine Beine schoss. Sollte er wirklich endlich...? Er schluckte. „Ich glaube, ich habe ein wenig was gutzumachen“, sagte Aya leise und begann sich auszuziehen. Yoji zögerte einen Augenblick. „Nur deswegen?“, fragte er in einem möglichst gleichgültig wirkenden Ton. Aya wandte ihm weiter den Rücken zu. Als seine Hose nach unten rutschten ließ, konnte Yoji nicht verhindern, dass sein Blick über den Körper wanderte. Er wollte es. Er wollte es so sehr, aber nicht, wenn der andere es nicht auch wollte. Aya ließ sich aufs Bett gleiten, den Augenlider halb gesenkt, die Beine einladend ausgebreitet. „Sieht das so aus, als würde ich es nur wegen der Entschuldigung machen?“, flüsterte er und Yoji sah, wie sich die Lust des anderen zusehends zwischen seinen Schenkeln manifestierte. Trotzdem zögerte er noch. Nach dem, was vorhin passiert war, hatte er Hemmungen, Aya zu etwas zu drängen. Der rollte mit den Augen, drehte sich herum und kniete sich auf das Bett. Er legte die Unterarme flach auf die Matratze und bettete den Kopf darauf, sodass seine hintere Körperhälfte nach oben ragte. Der Anblick ließ Yojis Mund trocken werden. „Brauchst du noch eine weitere Einladung oder kommst du jetzt endlich?“, zischte Aya. „Lange bleibe ich so nämlich nicht liegen, nur damit das klar ist.“   Yoji hatte sich noch nie so schnell ausgezogen wie in diesem Moment. Mit einem Satz war er bei Aya, seine Hände auf den verlangenden Körper gepresst. Er ließ seine Finger zwischen Ayas Beinen hindurchgleiten und massierte das heiße Fleisch. Aya atmete heftig ein. Ein Grollen erklang tief in seiner Brust, aber er sagte nichts. Yoji öffnete die Tube und ließ das kalte Gel direkt auf Aya tropfen. Befriedigt sah er, wie der zusammen zuckte. Die Kälte währte nicht lange, als Yoji begann, das Gleitmittel zu verschmieren. Er hielt sich nicht lange damit auf, um den heißen Brei herumzustreichen. Dazu pochte es in seinem Schritt zu sehr. Er pausierte nur kurz an Ayas Eingang und schob dann langsam, aber bestimmt seinen Finger in die enge Öffnung. Ohne Pause glitt er tiefer und suchte den Lustpunkt, den er inzwischen selbst schätzen gelernt hatte. Als er ihn fand, stöhnte Aya auf. Der Laut ließ Yojis eigene Erektion zucken. Er grinste und strich noch ein paar Mal über die Stelle, bevor er einen weiteren Finger zur Hilfe nahm und kurz darauf einen dritten ergänzte. Er spürte, wie Aya kurz verkrampfte, sich dann aber weiter seiner Administration ergab. Yoji ließ seine freie Hand über Ayas geschwollene Härte gleiten und griff kräftig zu, während er mit dem Finger vorstieß. Ein Keuchen antwortete ihm. „Hör auf, Spielchen zu spielen. Komme endlich zur Sache.“   Yoji nahm seine Hände weg, nur um sie kurz darauf auf Ayas Hüfte zu legen. Er überlegte einen Moment und trug noch eine weitere Portion Gel auf, um sicher zu sein. Langsam ließ er sein hartes Glied in das Tal von Ayas Hintern gleiten. Der andere gab einen unterdrückten Laut von sich. Yojis Blick strich über den bereiten Körper vor ihm und plötzlich kam es ihm falsch vor. Aya sollte sich nicht so darbieten. Er wollte, dass er es ebenfalls genoss. Mit einem entschiedenen Griff nahm er ihn am Arm und zog ihn hoch. „Was soll das?“, knurrte Aya. „Willst du nun oder nicht?“ „Und ob ich will“, antwortete Yoji, die Stimme schwer vor Lust. „Aber ich möchte, dass du ein bisschen weiter zur Wand gehst. Stütz dich daran ab.“ Aya schenkte ihm einen Blick über die Schulter, tat aber, wie ihm geheißen wurde. Abwartend lehnte er die Hände gegen die Wand hinter seinem Bett. Yoji schob sich hinter ihn, ließ seine Finger über den weißen Rücken gleiten und griff dann mit einer Hand nach seiner Erektion. Vorsichtig positionierte er sich neu und schob sich dann langsam vorwärts. Es gab einen kurzen Moment des Widerstands, dann wurde es leichter und er seufzte unwillkürlich auf. Das war unbeschreiblich. Eng, heiß, Aya! Er zog sich zurück und kam erneut näher. Ein erneutes, zwischen den Zähnen hindurch gepresstes Zischen als er den richtigen Punkt traf. Er zielte noch einmal, die Reaktion wiederholte sich. Langsam aber sicher nahm er mehr Tempo auf. Glitt ein und aus in diesem Paradies, das sich unter ihm bewegte, sich ihm voller Verlangen entgegenstreckte, seinen Stößen entgegen kam und so das Tempo nur noch mehr steigerte. Das anfängliche rhythmische Zusammenstoßen wich bald einen harten, schnelle Stakkato aufeinanderprallender Körper. Er atmete heftig, Schweiß stand auf seiner Stirn und kühlte seinen erhitzten Körper. Er lehnte sich vor, schlang seinen Arm um Aya, suchte mit der Hand dessen Erektion und begann ihn im gleichen Takt zu massieren, in dem er in ihn stieß. Ein heiseres Stöhnen antwortete ihm und ein Beben lief durch Ayas Körper. Yoji wusste, dass sie beide kurz davor waren, den Höhepunkt zu erreichen. Aber noch wollte er es nicht zu Ende gehen lassen.     Eine Idee begann sich in Yojis Kopf zu formen. Er nahm seine Hand weg und zog sich vollkommen aus Aya zurück. Der richtete sich auf und ließ sich von Yoji in eine rückwärtige Umarmung ziehen, hungrige Lippen fanden sich für einen kurzen Augenblick, doch sie waren beide nicht in der Stimmung für Zärtlichkeiten. Ihre Körper verlangten nach Erlösung. Yoji rutschte vom Bett und ließ sich auf das Sofa daneben fallen. Er sah Aya erwartungsvoll an. Der folgte ihm und ließ sich mit ein wenig Nachhilfe auf seinen Schoß ziehen. Sein Glied glänzte und Yoji verschmierte den Lusttropfen mit seinem Daumen über der Spitze. Er begann leicht zu pumpen. Aya zitterte über ihm, er war wirklich sehr kurz davor. Yoji nahm seine Hand wieder weg, fasste nach seiner eigenen Erektion und drückte Aya sanft nach unten. Er atmete tief ein, als der andere über ihn glitt. Seine Hände fassten Ayas Hüften und begannen sie leicht hoch und runter zu bewegen. Schnell nahm der andere die Bewegungen auf und hob und senkte sich auf ihm nieder. Yoji legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Das war unglaublich gut. „Yoji...ich...“   Er öffnete seine Augen wieder und sah, dass Ayas Hände sich in dessen Oberschenkel krallten. Er hielt sich offensichtlich mit aller Macht zurück, um sich nicht selbst anzufassen. Yoji löste die Finger und legte sie um seinen Nacken. Er küsste Aya leicht auf den Hals und flüsterte: „Komm für mich.“ Er zog ihn noch ein Stück näher, änderte den Winkel ein wenig, sodass Aya sich mit jeder Bewegung selbst auf den Lustpunkt trieb. Der andere wurde schneller, sein Atem abgehackt und plötzlich zogen sich seine Muskeln eng um Yoji zusammen. Heißes Sperma verteilte sich auf Yojis Bauch und er stöhnte unwillkürlich auf, als ihn die Kontraktionen ebenfalls über die Klippe schickten. Er kam in Aya, als dieser seinen Mund mit einem atemlosen Kuss verschloss. Er antwortete ihm auf die gleiche Weise, während die heißen Wellen durch seinen Körper wuschen.   Verschwitzt und schwer atmend kamen sie wieder zu Bewusstsein. Ayas Kopf lag auf seiner Schulter, das Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben. Yoji strich sanft über seinen Rücken. „Und? Gar nicht so schlecht, oder?“, neckte er und biss spielerisch in das Stück Haut, das seinem Mund am nächsten war. „Willst du jetzt etwa Komplimente über deine unglaublichen Fähigkeiten im Bett hören?“, war die geknurrte Antwort. „Ah, du könntest dich natürlich zu Boden werfen und mir die Füße küssen. Das würde ich auch akzeptieren.“ Aya knuffte ihn in die Seite. „Bilde dir bloß nichts ein.“ „Oh doch, das tue ich“, grinste Yoji und bekam einen zweiten Hieb. Er revanchierte sich mit einem langen Kuss. „Yoji?“ Aya sah ihn nicht an, aber Yoji wusste, was der andere sagen wollte. Statt ihn zum Weitersprechen aufzufordern, zog er ihn an sich. „Vergiss es. Ist ja nichts passiert. Lass mich einfach das nächste Mal wissen, wenn du wieder Arbeit mit ins Bett nehmen willst. Dann schlafe ich woanders, bis du dich ausgesponnen hast. Ok?“ Aya nickte und lehnte sich wieder an ihn. Sie dösten einige Zeit auf dem Sofa vor sich hin, bis Aya irgendwann aufstand und ihn mit sich ins Bett zog. Eng aneinander geschmiegt, schliefen sie ein.                 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)