Freunde mit gewissen Vorzügen von Maginisha ================================================================================ Kapitel 21: ------------ „Wie sieht's aus, Omi?“ Yoji stellte die Instantnudeln, die er ihrem Jüngsten gebracht hatte, auf den Schreibtisch und warf einen Blick auf den Bildschirm. Dort blinkte und arbeitete es, eine Karte zeigte rote Punkte, einige Grafiken durchliefen eine Simulation. Es sah beeindruckend aus, auch wenn Yoji keinen Schimmer hatte, was der Rechner dort tat. Er wies auf die bunte Flut von Informationen und kratzte sich im Nacken. „Erklärst du´s mir oder muss ich dumm sterben?“ Omi griff nach dem Essen, lehnte sich zurück und begann sich blind die Mahlzeit in den Mund zu schaufeln. Er saß seit zwei Tagen fast ununterbrochen vor dem Bildschirm und wenn Yoji und Aya ihn nicht manchmal mit Essen versorgt oder zum Schlafen in sein Zimmer gescheucht hätten, hätte er vermutlich auch hier übernachtet. Seine Ausdauer war ebenso faszinierend wie beängstigend. „Ich interpoliere die größtmögliche Wahrscheinlichkeit für den Aufenthaltsort von Schwarz“, sagte Omi zwischen zwei Bissen. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Aufnahmen des Supermarkts gesichtet hatte, aber ich habe Schuldig gefunden.“ Yoji hob die Augenbrauen. „Tatsächlich?“ „Ja, warte, ich zeige es dir.“ Omi drückte zwei Tasten, gab einen Befehl ein und ein neues Fenster ploppte auf. Es zeigte ein erstaunlich scharfes Bild einer Supermarktkasse. Yoji war beeindruckt. Omi sah seinen Gesichtsausdruck und erklärte: „Das Original war ziemlich pixelig. Ich musste es erst noch rendern und durch ein paar Filter schicken, bis es so aussah. Jetzt pass auf.“   Mit einem weiteren Klick erwachte die Aufnahme zum Leben. Man sah die Kassiererin, von der Yoji wusste, dass sie inzwischen nicht mehr am Leben war. Sie bediente einen Kunden, lächelte freundlich und begann dann die nächsten Waren anzunehmen. Plötzlich tauchte eine nur allzu bekannte Gestalt am Bildrand auf. Schuldigs orangerote Mähne wäre vermutlich selbst in der alten Aufnahme noch zu erkennen gewesen. Er ging mit großen Schritten auf die Lücke zwischen Kasse und Absperrung zu. In seiner Hand trug er eine Flasche; Champagner wie Yoji bemerkte. Die übrigen Kunden scherten sich nicht um ihn, aber die Kassiererin blickte sich nach ihm um, als er die Kasse passierte. Sie rief ihm etwas nach. Schuldig blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich herum. Auf seinem Gesicht stand Ärger geschrieben. Er sagte etwas, die Kassiererin antwortete. Er lachte und fixierte die Frau mit seinem Blick. Es dauerte einen Augenblick, dann senkte die Frau mit einem Mal ihren Blick und begann die Einkäufe, des nächsten Kunden über den Scanner zu ziehen. Schuldig schickte ihr noch einen bösen Blick, hob die Hand, streckte Zeige- und Mittelfinger aus und gab einen imaginären Schuss auf die Frau ab. Er fletschte die Zähne zu einem bösen Grinsen und verließ den Laden.   „Ein freundlicher Kunde“, murmelte Yoji. Omi winkte ihm, still zu sein. „Guck hin!“, sagte er und deutete auf den Bildschirm, wo sich jetzt der Fokus des Bildes änderte. Omi hatte den Bildausschnitt verschoben, sodass jetzt statt des gesamten Kassenbereichs nur die Fenster im Hintergrund zu sehen war. Die Aufnahme zoomte heran und man konnte Schuldig sehen, der ihn einen roten Wagen ausländischen Fabrikats einstieg. Er setzte zurück und der Fokus verlagerte sich auf das Kennzeichen. Als es deutlich sichtbar war, fror das Bild ein. Yoji blinzelte ein paar Mal und sah dann Omi an, der ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht hatte. „Du bist ein verdammtes Genie, Chibi“, sagte er und hielt sich mit Mühe zurück, dem anderen durch die Haare zu wuscheln. Irgendwie erschien ihm das gerade höchst unpassend. „Und? Hast du den Wagen gecheckt? Zulassung und Halter?“ Omi stieß spöttisch die Luft aus. „Glaubst du, das hätte was gebracht? Alles gesichert und die Namen, die ich bekommen habe, sind alle gefälscht. Nein, darüber bekommst du die Kerle nicht. Dieser Nagi weiß, was er tut.“ „Und?“ Yoji wusste nicht recht, was ihnen die Information dann bringen sollte. Außer dass sie jetzt wussten, dass Schuldig nicht auf einem fliegenden Teppich unterwegs war. „Na ganz einfach. Ich habe die Verkehrsüberwachung in dem Bereich um die Sperrzone angezapft und die Bilder durch einen Such-Algorithmus laufen lassen, der mir jedes Mal einen Punkt hier auf der Karte setzt, wenn der Wagen den Bereich verlässt. Es ist noch nicht ganz fertig, aber es lässt sich bereits ein Muster ablesen. Ich denke, wir haben sie.“ Omi ließ die Aufnahme aus dem Supermarkt verschwinden und rief stattdessen die Karte auf, die Yoji am Anfang gesehen hatte. Er sah die roten Punkte jetzt mit anderen Augen. Sie konzentrierten sich an einer Stelle, womit ziemlich klar war, dass der Schwarz diesen Weg besonders häufig nahm. Er studierte die Karte und tippte dann auf eine grüne Fläche, die dem Punkthaufen am nächsten lag.“ „Hier also?“, fragte er. „Exakt.“ Omi rief ein neues Fenster. Eine Internetseite, die Aufnahmen aus einem Park zeigten. „Leider gibt es ein Problem. Hier kommen mehrere Gebäude in Frage und so lange wir nicht wissen, in welchem genau sie Ken gefangen halten, sind wir ziemlich blind. Einige habe ich ausschließen können, da ich die Besitzer ermitteln konnte. Aber es gibt allein drei Häuser, die über ausländische Firmen laufen. Wahrscheinlich nutzen sie die für die Unterbringung ihrer Geschäftsleute, wenn diese hier in der Stadt sind. Ich kann nicht sagen, welches davon nun das richtige ist. Und wir können nicht alle hochnehmen. Nicht mit dem, was wir geplant haben.“ Yoji nickte. Das Risiko, das falsche Haus zu erwischen, war zu hoch. Er rieb sich mit der Hand über das Kinn. „Und was machen wir jetzt?“ „Wir müssen uns vor Ort umsehen“, gab Omi zurück. „Ok, dann mal los.“ Yoji wandte sich zum Gehen aber Omi hielt ihn zurück. „Wenn dieser Nagi nur halb so clever ist, wie er tut, hat er bestimmt eine Gesichtserkennung in die Überwachung eingespeist. Das heißt, sobald wir da auftauchen, bekommt Schwarz einen Alarm. Ich hätte so was auf jeden Fall gemacht, wenn ich er wäre.“ Yoji blies die Backen auf und ließ die Luft entweichen. „Undercover also? Reicht eine normale Tarnung oder müssen wir uns Kabuki-Masken aufsetzen, um unter dem Radar durchzuschlüpfen?“ Ein schelmisches Grinsen stahl sich auf Omis Gesicht. „Die Idee ist gar nicht schlecht“, sagte er. „Aber ich glaube, ich habe da noch eine bessere Idee. Die Tarnung muss unauffällig, aber uns trotzdem genug Bewegungs-Spielraum geben. Und wir müssen alle zusammen operieren können. Ich werde eine Drohne mitnehmen, um die Häuser näher in Augenschein zu nehmen. Aber die Kameras dieser Dinger haben nicht viel Speicher. Ich brauche euch in der Nähe, um die Details zu besprechen.“ „Du willst zu dritt dort auftauchen?“ Yojis Augenbrauen wanderten bis zu seinem Haaransatz. „Unmöglich. Du kannst uns niemals so tarnen, dass die das nicht erkennen. Vor allem, wenn du dann noch mit deinem technischen Spielzeug rumwedelst. Die haben uns schneller kaltgestellt, als du 'Ich ergebe mich' sagen kannst.“ Omis Grinsen wurde breiter. „Oh, ich glaube schon, dass das klappt.“ Er rief ein Bild auf, das eine Gruppe von drei Personen zeigte. Yoji fielen fast die Augen heraus. „Niemals. Das kannst du vergessen. Du kriegst mich nicht in so ein Ding.“ Omis Augen funkelten. „Eigentlich hatte ich eher an Aya gedacht. Er ist ein bisschen kleiner als du und daher die logischere Wahl.“ Yoji klappte die Kinnlade herunter. Er schluckte, als er es endlich schaffte, sie wieder zu schließen. Er schenkte dem jüngeren Weiß einen schiefen Blick und hob abwehrend die Hände. „Das erklärst du ihm aber. Ich hänge an meinem Leben.“ Yoji sah noch einmal auf das Bild und musste zugeben, dass ihm die Vorstellung irgendwie gefiel. Wenn er ehrlich war, konnte er sich Aya sogar darin vorstellen und die Ideen, die ihm dabei kamen, waren absolut nicht jugendfrei. Er schluckte noch einmal und suchte nach seinen Zigaretten. Den Blick immer noch auf den Bildschirm gerichtet, ließ er das Feuerzeug aufschnappen und nahm einen tiefen Zug. Das würde Aya nie im Leben mitmachen.           Ken erwachte in einem unbekannten Raum. Es war dunkel in dem Zimmer, nur unter der Tür hindurch war ein schmaler Lichtstreifen zu erkennen, der ihn die Umrisse seiner Umgebung erahnen ließ. Er wusste sofort, dass er sich wieder unter der Erdoberfläche befand. Es war so ein drückendes Gefühl von Enge, das ihm entgegenschlug. Er hatte keine Angst vor engen Räumen, obwohl der, in dem er sich befand, durchaus klaustrophobische Neigungen hervorbringen konnte. Es war ein anderer als der, den er bisher mit Farfarello geteilt hatte. Nicht mehr als eine kleine Kammer, vielleicht zwei Meter breit, mit einem Bett als einziges Möbelstück. Wobei Bett zu viel gesagt war. Eine aufklappbare Liege, aber er wollte sich nicht beschweren. Das war besser als der Fußboden, auf dem er die ersten Nächte verbracht hatte. Die rauen Wände unter seinen tastenden Fingern waren jedoch dieselben, sodass er annahm, dass er sich immer noch im gleichen Gebäude befand. Er wollte gerade nachsehen, ob er einen Schalter fand, um den Raum zu beleuchten, als sich der Schlüssel im Schloss drehte und die Tür aufging. Das Licht ging an und Nagi stand in der Tür, in den Händen ein Tablett mit einer Schüssel und einem Glas. Als hätte der Anblick, Kens Körper daran erinnert, dass er lange nicht gegessen hatte, knurrte sein Magen. Er versuchte ein Lächeln. „Hallo...Nagi.“ Die Augen seines Gegenübers wurden schmal. Er sagte nichts, sondern sah Ken nur an. Nichts in seinem Gesicht verriet etwas darüber, was er dachte. Eine leere Maske über einem Körper, der fast noch ein Kind war. Ken erinnerte sich plötzlich an den jüngeren Nagi. Auch er war ernst gewesen, aber eher auf eine scheue, vorsichtige Art. Dieser Nagi hier war abweisend und kalt und Ken tat es auf eine unbestimmte Art leid, den Jungen so zu sehen. Er fragte sich, was wohl passiert wäre, wenn Weiß den Auftrag damals nicht ausgeführt hätte. Wenn Nagi weiter in dem Waisenhaus geblieben wäre. Stände er jetzt auch dort an diesem Platz oder wäre sein Leben ganz anders verlaufen? Wäre da trotzdem diese Kälte in seinem Blick?   Ken erhob sich und suchte nach Worten. Er wollte etwas zu dem Jungen sagen, ihm erklären, dass es ihm leidtat, dass alles so gekommen war. Dass er Gründe gehabt hatte für sein Handeln. Aber alles, was ihm in den Sinn kam, waren leere Worte. Phrasen, die er selbst schon gehört und wütend abgeschmettert hatte. Es gab keine Erklärung, keine Entschuldigung, die gut genug gewesen wäre. In Nagis Augen hatte er ihn betrogen und Ken wusste nur zu gut, wie sehr das schmerzte. Trotzdem hätte er nur zu gerne etwas gegen diesen Schmerz gesagt oder ihn wenigstens geteilt.   „Du bist es nicht wert“, sagte Nagi plötzlich. Er trat einen Schritt nach vorn, ließ das Tablett fallen, drehte sich um und verließ den Raum. Die Tür schlug hinter ihm ins Schloss, während die leere Schüssel in eine Ecke rollte und das Wasser aus dem Glas zwischen den Scherben im Betonboden versickerte. Neben dem nassen Fleck klebte eine undefinierbare, helle Masse auf dem Boden. Ken schluckte. Wie es aussah, würde er wohl hungrig bleiben. Aber was konnte Nagi gemeint haben? Was ging hier vor?       Der Tag in dem kleinen Raum zog sich. Er hatte Hunger und Durst, die Schmerzmittel, die Schuldig ihm gegeben hatte, verloren langsam ihre Wirkung, aber niemand kam, um ihm eine neue Dosis zu geben. Irgendwann legte er sich hin und schlief ein. Als er erwachte, waren die Überreste des zerschellten Frühstücks weggeräumt und er fragte sich, ob in dem Raum wohl eine Kamera angebracht war. Er konnte jedoch trotz intensiver Suche nichts erkennen, außer schattenhaften Umrissen an den Wänden, die darauf hindeutete, dass hier bis vor Kurzem wohl noch Regale an den Wänden gestanden hatten. Anscheinend war dies tatsächlich eine Art Abstellkammer. Jemand hatte sie leer geräumt und ihn hier abgestellt. Er lachte trocken über den dummen Witz.   Seine Gedanken wanderten zu den anderen aus dem Team und er fragte sich, ob sie ihn wohl finden würden. Ob sie kommen würde, um ihn zu befreien. Aber wo sollten sie anfangen zu suchen? Er wusste ja selbst nicht, wo er war. Es gab keinen Hinweis, kein Laut aus der Umgebung war zu hören. Er war ganz allein mit der Stille und seinen eigenen Gedanken. Es machte ihn unruhig. Der kleine Raum machte ihn nervös und begann an seinen Nerven zu zerren. Sein Mund war trocken und er beschloss, noch einmal zu schlafen. Es dauerte lange, bis er in den Schlaf fand.   Beim nächsten Erwachen fand er wieder ein Tablett vor. Es trug etwas zu Trinken und eine kleine Mahlzeit. Er hielt sich nicht lange mit Förmlichkeiten auf, aß und trank gierig und fühlte seine Lebensgeister ein wenig zurückkehren. Die Tür öffnete sich plötzlich, doch niemand kam herein. Vorsichtig schob Ken seinen Kopf heraus und erblickte Nagi, der im Flur stand und ihn finster ansah. Er wies auf die Tür auf der anderen Seite, von der Ken wusste, dass sich dort das Badezimmer befand. Er nickte Nagi dankbar zu und beeilte sich, die Tür des Bades hinter sich zu schließen. Eine gute Viertelstunde später, so schätze er, war er wieder in der kleinen Kammer. Er hatte kurz überlegt, einen Ausfall und Fluchtversuch zu wagen, aber da er nicht wusste, ob sich nicht noch mehr Personen im Haus aufhielten und was für Sicherheitsvorkehrungen ihn erwarteten, war er gehorsam in seine „Zelle“ zurückgekehrt. Keine zwei Minuten später hörte er Farfarellos Stimme auf dem Flur und Nagi antwortete ihm. Ken verstand nicht, worum es ging, aber er zog sich instinktiv in die hinterste Ecke des Raumes zurück in der Erwartung, gleich denn Irren mit einem Messer in der Türöffnung stehen zu sehen. Aber seine Tür öffnete sich nicht und Ken wagte es schließlich, sich wieder auf das Bett zu legen, wo er irgendwann in einen unruhigen Schlaf fiel.   Die Stunden vergingen. Er schlief, wachte auf, aß, wenn er etwas vorfand, lief durch den Raum, schlief wieder. Sein Zeitgefühl ging vollkommen verloren und am Ende konnte er nicht mehr sagen, wie viel Zeit wohl vergangen war. Es fühlte sich an, als wäre er schon ewig hier, genauso gut konnten aber auch nur ein oder zwei Tage vergangen sein. Er wusste es nicht. Die Wände schienen näher zu kommen, die Winzigkeit des Raums überlagerte sein Denken. Er wünschte sich hier weg. Schließlich setzte er sich in eine Ecke und vergrub den Kopf in den Armen. In dieser Haltung blieb er, bis die Müdigkeit wieder einsetzte. Mit letzter Kraft schleppte er sich zum Bett und schlief dort zusammengerollt ein.   Als er erwachte, stand wieder ein Tablett auf dem Boden bei der Tür. Er ließ es unangetastet. Mit einem stöhnen rieb er sich über das Gesicht, ließ sich zurück auf das Bett sinken und starrte an die Decke. Seine Gedanken begannen erneut zu wandern. Wo Schuldig wohl war? Er hatte ihn so lange nicht gesehen und Ken fragte sich, ob Crawford dem wohl einen Riegel vorgeschoben hatte. Hatte er dem Telepathen schließlich doch befohlen, sich von ihm fernzuhalten? Er warf sich auf dem Bett hin und her und fand keine Ruhe. Schließlich setzte er sich auf und starrte in die Dunkelheit. Er hörte seinen eigenen Atem in der Finsternis überlaut und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis er wieder in den Schlaf fand. Er hatte jetzt so viel geschlafen, dass der Gedanken daran ihn unruhig werden ließ. Wie getrieben sprang er auf und fing an, durch den Raum zu laufen.       'Noch wach, Kätzchen?' 'Schuldig!' Ken war erstaunt und erfreut, die Stimme in seinem Kopf zu hören. 'Wo warst du?' 'Arbeiten', war die einsilbige Antwort. Ken hätte beinahe die Augen gerollt über seine eigene, dumme Frage. Natürlich. Natürlich war Schuldig arbeiten gewesen. Hatte er etwas angenommen, dass der Mann immer hier im Haus blieb? Jetzt hörte er sich an, wie eine nörgelnde Ehefrau, die verlangte zu wissen, wo ihr Mann den ganzen Tag gewesen war und warum er erst so spät nach Hause kam. 'Ehefrau?' Er meinte Schuldig in seinem Kopf lachen zu hören. 'Hast du denn auch das Haus sauber gehalten, mir etwas Gutes zu Essen gekocht und wirst mir gleich die Füße massieren?' 'Das ist nicht ansatzweise komisch', dachte Ken zurück, obwohl er grinsen musste, und ließ sich auf das Bett plumpsen. 'Heißt das, ich kriege keine Massage?' Schuldig hörte sich eindeutig amüsiert an. 'Sex vielleicht?' Kens Gedanken purzelten durcheinander, während er versuchte, eine klare, negative Antwort auf die Frage zu formulieren. Er spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg und er sprang auf, um wieder durch das Zimmer zu laufen. 'Sachte, Kätzchen. Du bekommst noch mentalen Schluckauf, wenn du so weitermachst. Es war nur eine Frage.'   Draußen auf dem Flur waren Schritte zu hören. In dem Lichtschein vor der Tür erschien wieder ein Schatten, der Schlüssel wurde herumgedreht und die Tür schwang auf. Im Gegenlicht konnte Ken Schuldig erkennen. Er trug Teile eines Anzugs; eine weiße Hose und ein hellblaues Hemd, die zugehörige blaue Krawatte hing lose um seinen Hals. Der Mann lehnte sich mit dem Arm gegen den Türrahmen. „Ich dachte mir, ich schaue endlich mal wieder persönlich vorbei. Hatte leider viel zu tun. Alles in Ordnung bei dir?“ Ken nickte stumm. Er stand an der anderen Seite des Raumes und wusste plötzlich nicht, wohin mit sich. Es war eine eigenartige Situation und er erwartete halb, dass Schuldig die Tür nun wieder von außen schließen würde. Stattdessen kam er herein, drückte die Tür ins Schloss und lehnte sich dagegen. „Was war los? Hattest du Ärger?“ Ken schüttelte den Kopf. „Es war nichts. Nur...“ „Nur was?“ Als Ken nicht antwortete, seufzte Schuldig, ging zum Bett und ließ sich darauf fallen. Er lehnte sich gegen die Wand und streckte die Glieder aus. „Wenn du es mir erzählen willst, tu es, wenn nicht, lass es bleiben. Deine Entscheidung. Ich werde nicht nachsehen.“ In gewisser Weise beruhigte Ken diese Aussage. Er war es nicht gewohnt, dass ständig jemand in seinem Kopf herumspukte, obwohl er zugeben musste, dass ihm das allemal lieber war als die Einsamkeit. „Nagi ist wohl nicht sonderlich begeistert, dass er auf mich aufpassen muss“, sagte Ken schließlich und ließ sich ein Stück weit neben Schuldig auf dem Bett nieder. „Aufpassen?“, schnaubte Schuldig „Die Tür hat doch ein sehr solides Schloss. Er wird sich kaum überarbeitet haben.“ „Er hat mein Essen auf dem Boden verteilt“, sagte Ken trocken. „Na wenigstens hat er es nicht gegen die Wand fliegen lassen. Ist doch nett.“ Schuldigs Grinsen war auch im Halbdunkel sichtbar. „Du hast mitbekommen, was er kann?“ Ken runzelte die Stirn. Was meinte Schuldig? „Er beherrscht Telekinese“, half der ihm auf die Sprünge. „Das heißt, er bewegt Dinge mithilfe seiner Gedanken.“   Ken glaubte zunächst, sich verhört zu haben. Telekinese? So was konnte es doch nicht wirklich geben. Andererseits hatte er in den letzten Tagen lernen müssen, dass es durchaus Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gab, die über das normal menschliche hinausging. Er erinnerte sich an den Kampf mit Farfarello. Wie der Mann von unsichtbaren Kräften gegen die Wand gedrückt worden war. Und dann war da die Kirche, die bei ihrem ersten Zusammentreffen über ihren Köpfen zusammen gebrochen war. Sollte es doch Nagi gewesen sein, der das Gebäude zum Einsturz gebracht hatte? Sie hatten es damals als unmöglich abgetan, aber da hatten sie auch noch nichts von Schwarz gewusst mit ihren eigenartigen Fähigkeiten. Wenn das stimmte, war der schmale Junge vielleicht der Gefährlichste von allen Vieren. In diesem Zusammenhang erschien auch der Satz, den Nagi zum ihm gesagt hatte, in einem anderen Licht. Hatte Nagi daran gedacht, ihn mit seinen Kräften anzugreifen und sich dann dagegen entschieden? Er schauderte bei der Vorstellung. Gegen solche Kräfte war er vollkommen machtlos.   Er blickte plötzlich auf und bemerkte, dass Schuldig ihn beobachtete. Den Kopf leicht schief gelegt sah der andere Mann ihn an und schwieg. „Ich...ähm...ich bin... Tut mir leid. Ich wollte nicht...“, stotterte Ken. „Schon in Ordnung. Ich habe zugehört. Nicht wissentlich, aber deine Gedanken schwebten so durch den Raum, dass ich schlecht weghören konnte. Du könntest durchaus Recht haben mit dem, was du dir da überlegt hast. Nagi ist definitiv nicht ungefährlich. Wenn er in schlechter Stimmung ist, könnte er dich vermutlich schneller zerquetschen, als Farfarello mit seinem Messer arbeiten könnte. Ich bin recht froh, dass er auf meiner Seite steht.“ Ken schluckte. Er hatte seine Verlegung in diesen Raum eigentlich als Vorteil gesehen, aber diese Eröffnung, ließ sein neues Gefängnis in einem anderen Licht erscheinen. Die Wände schienen sich wieder zu nähern, die Dunkelheit aus den Ecken aufzusteigen.   „Hey!“ Schuldig war unbemerkt näher gerückt und berührte leicht Kens Hand. „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich lasse nicht zu, dass er dir wehtut.“ „Ich habe keine Angst“, begehrte Ken auf. „Ich fühle mich nur so...“ Er ballte die Fäuste und sprach nicht weiter. Was ging es Schuldig an, wie er sich fühlte? Er schrak zurück, als eine Hand über seine Wange streichelte. „Einsam, Kätzchen?“ „Nein, danke. Alles in Ordnung“, schnappte Ken, sprang auf und trat wieder vor die Wand am Ende des Raums. Er fühlte Schuldigs Blick in seinem Rücken. Er hörte das Geräusch, als Schuldig sich erhob und spante sich automatisch an. „Dann kann ich ja schlafen gehen, Ken.“ Schuldig wandte sich zum Gehen. „Oder hast du mir noch etwas anzubieten, das mich zum Bleiben überreden könnte? Er ballte die Fäuste und kniff die Augen zu. Verdammt, er wollte nicht, dass Schuldig ging. Dann wäre er wieder alleine hier im Dunkeln. Aber was der andere wollte, wollte er ihm auch nicht geben. Allein der Gedanke! Er wusste, dass er das nicht wollte, nicht konnte.   Ein Körper streifte seinen leicht, als Schuldig hinter ihn trat. Die Wärme, die von ihm ausging, ließ eine Gänsehaut über Kens Armen laufen. Der Keller war kühl und er hatte nach wie vor nur ein T-Shirt an. „Wovor hast du Angst? Dass es dir gefallen könnte?“ Hände legten sich auf seine Schulter und drehten ihn herum. Ihm wurde bewusst, dass Schuldig ein Stück größer war als er. Nicht viel, aber es reichte, dass er seinen Kopf etwas heben musste, um ihm in die Augen zu sehen. „Ich habe keine Angst“, knurrte er. „Dann ist es ja in Ordnung, wenn ich das hier mache“, sagte Schuldig, lehnte sich vor und legte seine Lippen auf Kens Mund. Der hielt vor Schreck die Luft an und stolperte rückwärts. Er stoppte, als er die Wand in seinem Rücken fühlte. Sie fühlte sich rau und kalt unter seinen Händen an.   „Nicht“, flüsterte er, nur halb so überzeugend, wie er gerne geklungen hätte. Schuldig überwand die Distanz zwischen ihnen mit Leichtigkeit und seine Präsenz füllte den Raum und Kens Geist. 'Es ist in Ordnung', flüsterte es in seinem Kopf. 'Vertrau mir.' 'Ich soll dir vertrauen? Du bist mein Feind, ich...' 'Ich werde dir nicht wehtun.' 'Aber du bist ein...ein Mann!' Ken keuchte auf, als sich Schuldigs Lippen auf seinen Hals legten und begannen, ihn dort zu küssen. 'Das bin ich. Aber warum ist das wichtig? Deinem Körper ist es egal und meinem auch. Denk an Balinese. Der hat mit unzähligen Frauen geschlafen und hat sich trotzdem euren Rotschopf als Bettpartner ausgesucht. Ich bin geneigt, ihm so etwas wie Geschmack zuzustehen, was das angeht. Du weißt doch, was man über Rothaarige sagt.“ Ken wollte erwidern, dass er das nicht wusste. Er wollte Schuldigs Hände wegschieben, die sich unter sein T-Shirt gestohlen hatten und über seinen Bauch und seine empfindlichen Brustwarzen strichen. Stattdessen wanderten seine eigenen Hände über Schuldigs Oberkörper und begannen, dessen Hemd aufzuknöpfen. Er war sich nicht sicher, was genau er tat und was Schuldig seinen Körper tun ließ. Er verlor sich in der Hitze, die durch seinen Körper wusch, und ihn ohnmächtig zusehen ließ, wie er die Hose des anderen Mannes öffnete. Er spürte seine Hände auf Schuldigs Haut, auf dessen Erregung, die sich wie fester Samt zwischen seinen Fingern anfühlte. Ohne es wirklich zu wollen, sank er auf die Knie und beobachtete, was seine Hände und sein Mund taten, immer die versichernde Stimme in seinem Kopf, dass er das gut machte und das alles in Ordnung war. Er hörte, wie Schuldigs Atem schneller wurde, seine Stimme heiser und rau, dunkel vor Lust. Irgendwo nahm er seine eigene Erregung wahr, die sich gegen den Stoff seiner Hose drückte und nach Befreiung rief. Aber er konnte sich nicht darum kümmern. Er war gefangen in dem, was er mit Schuldigs Körper tat, dem sich immer weiter steigernden Rhythmus aus Reibung und Verlangen, der schließlich seinen Höhepunkt fand.   Als Schuldig sich von ihm zurückzog, vibrierten Kens Sinne, sein Körper war heiß und erregt, sein Mund fühlte sich rau und ausgelaugt an. Er merkte, wie seine Beine zitterten. Unfähig sich zu erheben, blieb er am Boden sitzen. Eine Hand strich durch seine Haare. „Gar nicht übel, Kätzchen.“ Ken wandte den Kopf ab. „Du hast gesagt, du würdest mich nicht zwingen.“ „Hab ich das denn? Ich habe dir lediglich ein wenig geholfen und hättest du gesagt, dass ich aufhören soll, hätte ich es getan. Aber du hast nichts gesagt. Weil es dir gefallen hat. Du wolltest es auch.“ „Wollte ich nicht!“ Ken fühlte einen heißen Knoten in seiner Brust, das Pulsieren zwischen seinen Beinen. Sie stritten darum, wer von ihnen die Oberhand gewinnen würde im Kampf von Lust gegen Scham.   Schuldig trat zu ihm und zog ihn auf die Füße. Instinktiv lehnte er sich gegen den Mann, obwohl alles in ihm danach schrie, sich von ihm loszureißen. Lippen fanden seine und er ließ sich in den Kuss fallen, in die Arme, die ihn hielten, die Berührungen, die über seinen Körper strichen. 'Ich glaube, ich weiß, was du jetzt brauchst', sagte die Stimme in seinem Kopf und er fühlte Schuldig lächeln. 'Komm, Kätzchen. Komm zu mir.' Ken ließ es zu, dass Schuldig ihn zum Bett zog. Irgendwo zwischen Küssen und den Händen des Mannes auf seinem Körper verschwand seine Hose und als er wider ein wenig klarer denken konnte, saß er nackt auf Schuldigs Schoß, mit dem Rücken gegen ihn gelehnt, seine eigene Hand zwischen seinen Beinen. Ohne sein Zutun, begann sie sich zu bewegen und er stöhnte ob der Berührung auf. Schuldig spreizte Kens Beine, sodass sie seitlich an seinen Oberschenkeln herab hingen, und legte die Arme über seinen Brustkorb. Obwohl er ihn nicht weiter berührte, hatte Ken das Gefühl, dass nicht er es war, der sich selbst befriedigte. Sein Tun entzog sich seiner Krontrolle, doch es war ihm egal. Es fühlte sich gut an und er wollte endlich Erlösung finden. Kurz vor dem Höhepunkt hörte seine Hand auf, sich zu bewegen. Ken atmete tief ein und versuchte, weiterzumachen, aber er konnte nicht. Etwas hielt ihn fest. „Hör auf! Lass mich“, keuchte er. „Ich bin fast da.“ „Ich weiß“, murmelte Schuldig in sein Ohr und biss sanft hinein. „Aber ich werde es dich nicht beenden lassen. Nicht, bevor du mich darum bittest. Sag mir, dass du es willst.“ Ken wand sich auf seinem Schoß, aber Schuldig hielt ihn unerbittlich fest. „Du musst es nur sagen. Bitte mich darum und ich lasse dich los.“ „Bastard!“ Schuldig biss ihn kräftiger ins Ohr. „Ist mir bewusst. Also?“ „Darauf kannst du lange warten.“ Schuldig lachte leise. „Oh, ich habe die ganze Nacht Zeit, Kätzchen. Wenn du so lange durchhältst.“ Ken Hand bewegte sich, führte ein paar gleitende Bewegungen aus und kam dann wieder zur Ruhe. Schuldigs Finger strichen über Kens Brustkorb und begannen, mit einer Brustwarze zu spielen. Die Berührung sandte heiße Schauer durch Kens Körper, die den Druck zwischen seinen Beinen nur noch unerträglicher machte. Er unterdrückte ein Aufstöhnen. Seine Finger schlossen sich fester um seine Erektion, während seine andere Hand sich vom Bett löste und ebenfalls zwischen seine Beine rutschte. Die Finger streichelten über die Hoden, kneteten sie kurz und glitten dann ein Stück weiter nach hinten. Ken spürte den Druck der Fingerkuppen und die Reaktion, die sie in seinem Körper auslösten. Unbewusst lehnte er sich dagegen. 'Unartiges Kätzchen', lachte Schuldig in seinen Gedanken. 'Möchtest du etwas?' 'Fick dich, Schuldig!' 'War das eine Bitte?'   Während sich seine rechte Hand wieder an seiner Erektion zu schaffen machte, massierte die linke im gleichen Rhythmus den Punkt zwischen seinen Beinen. Sein Atem beschleunigte sich, wurde abgehackt. Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen. Die Hitze, die durch seinen Körper rotierte, konzentrierte sich zwischen seinen Beinen, er ließ ein leises Stöhnen zwischen seinen Lippen entfliehen und dann...hörte es wieder auf. Ken hätte am liebsten aufgeheult, biss sich aber stattdessen auf die Lippen. Er fühlte Schuldig gegen seinen Hals grinsen. Kurz darauf begann das Spiel erneut. Ken schloss die Augen, versuchte flach zu atmen, die Lust zu unterdrücken, aber es war unmöglich. Er war gefangen und es gab kein Entkommen, es sei denn, er ließ sich dazu herab, Schuldig um Erlösung anzubetteln.   Er presste die Zähne zusammen und wimmerte, als die Behandlung erneut begann. Sein Kopf rollte herum, kam auf Schuldigs Schulter zu liegen, als er sich verzweifelt gegen ihn drückte. Die Berührungen und Pausen wiederholten sich wieder und wieder. Sein ganzer Körper schmerzte vor Anstrengung, sein geschundenes Fleisch war wund und glühte, aber er konnte es nicht zu Ende bringen. Irgendwann war ihm alles egal. Er wollte nur noch, dass es vorbei war. „Schuldig...“, krächzte er. Seine Kehle war trocken und rau. „Ich höre?“ „Ich...kann nicht mehr.“ „Mhm, ich weiß nicht. Du bist nicht sehr überzeugend.“ Kens Finger schlossen sich fest um seine pulsierende Erektion, sein Daumen fuhr über die empfindliche Spitze und verteilte die klare Flüssigkeit und rieb in einem schnellen Takt über den Punkt kurz unter der Verdickung. Seine andere Hand massierte zwischen seinen Beinen. Er sog scharf die Luft ein. Das war unerträglich. Er zuckte, wand sich, sucht verzweifelt nach dem kleinen bisschen, das noch fehlte, um ihn über die Klippe zu bringen. Lust und Schmerz verwoben sich zu einem undurchdringlichen Strudel, der ihn immer tiefer zog und ihn lebendig verschlang. Es gab kein Entkommen, es gab keine Wahl außer der einen, die zu akzeptieren, er sich weigerte. Er wollte es, er wollte es nicht. Er konnte es nicht sagen. Niemals. Er würde nicht...würde nicht...   Irgendwann verlor er den Kampf, hörte seine eigene Stimme, die ohne sein Zutun reagierte und aufgab. Er bat, er bettelte, die Worte unzusammenhängend und heiser. Er flüsterte Schuldigs Namen und spürte, wie dessen Kontrolle endlich von ihm abfiel. Verzweifelt, fast brutal nahm er sich seiner schmerzhaft harten Erektion an und brachte endgültig zu Ende, was sich seit einer gefühlten Ewigkeit hinzog. Er kam mit einem gellenden Schrei. Sein Körper schüttelte sich, bebte unter den Wellen des Höhepunkts, die wie eine Sturmflut über ihn hinwegrollten. Seine Welt wurde weiß und alles verschwamm zu einem tiefen Summen.   Als er wieder zu sich kam, lag er schwer atmend gegen Schuldig gelehnt, dessen Fingerspitzen langsam über seine Brust strichen. „Willkommen zurück“, sagte der Telepath und Ken konnte das Grinsen in seiner Stimme hören. „Und? Hat es sich gelohnt?“ Ken schluckte und wusste nicht, was er antworten sollte. Er war noch nie so hart gekommen und die Erinnerung daran ließ ihn schwindeln. Aber die Tatsache, dass es ein Mann und ausgerechnet Schuldig war, der ihm dazu verholfen hatte, war, gelinde gesagt, irritierend und beschämend. Er fühlte sich nackt, schutzlos und wollte sich am liebsten in einer Ecke zusammen rollen. Stattdessen saß er weit ausgebreitet auf Schuldigs Schoß und rührte sich nicht. Als hätte der andere Mann ihn gehört, schob er ihn von seinem Schoß und stand auf. „Ich werde jetzt gehen“, sagte Schuldig. „Schlaf gut, Kätzchen.“ Er drehte sich um und wollte in Richtung Tür gehen. Ken unterdrückte mit Mühe dem Impuls, aufzuspringen und ihn festzuhalten. Er war der letzte Mensch, dessen Gesellschaft er jetzt wollte und doch der einzige. Ein kurzer, trauriger Laut entkam seinem Mund und ließ Schuldig innehalten. Er kam noch einmal zurück und Ken ließ es zu, dass er ihn in eine Umarmung zog. Die Hände des anderen Mannes strichen leicht über seinen Rücken, während er sein Gesicht an dessen Brust drückte und seinen Geruch einatmete. „Du weißt, dass ich nicht bleiben kann“, sagte Schuldig und Ken meinte, leichtes Bedauern darin zu hören. „Crawford würde es nicht erlauben. Er würde mich schon vierteilen, wenn er wüsste, dass ich jetzt hier war. Das muss unser Geheimnis bleiben. Wir sehen uns, Kätzchen.“ Ken nickte und ließ Schuldig mit einigem Zögern los. Dessen Lippen streiften noch einmal die seinen, dann war er verschwunden. Wie betäubt ließ sich Ken auf sein Bett fallen und zog mit letzter Kraft die Decke über sich. Die Gedanken in seinem Kopf kreisten und die wenigstens davon waren positiv. Das Einzige, woran er sich festhalten konnte, war die Erinnerung an Schuldigs Umarmung und das Versprechen, dass er wiederkommen würde.         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)