Inselausflug von KleinReno ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Ven hatte seine Tasche bereits gepackt und saß mit dieser auf der Terrasse. Es war kurz nach Mittag und sie würden in der nächsten halben Stunde abgeholt werden. Er fühlte sich wie gerädert. Sie hätten nicht die ganze Nacht draußen sitzen sollen und die Sterne beobachten. Zu Hause würde er erst einmal schlafen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Er hörte wie sich jemand neben ihm hinsetzte. „Ven, schläfst du?“, fragte ihn sein Bruder. Er schüttelte den Kopf. „Ich bin so fertig, Rox.“, sagte er. „Wer nicht.“ Ven öffnete die Augen und beobachtete, wie Riku und Axel gerade mit den Kühltruhen an ihnen vorbei trugen. Ganz plötzlich blieb Axel stehen und starrte sie an. „Ist das ein Knutschfleck?“ fragte er mit aufgerissenen Augen. Ven starrte aus mindestens genauso großen Augen zurück. Er unterdrückte den Reflex, sich an die Stelle zu fassen. Zum Glück brauchte er nicht antworten. Aus dem Haus rannten Sora und Vanitas zum Bootanleger und sprangen dann an dessen Ende gleichzeitig in Wasser. Die vier auf der Terrasse sahen ihnen wortlos hinterher. „Was… war das?“, fragte Riku als erster. Die Mädchen kamen aus dem Haus und Kairi schloss die Tür ab. „Die meinten, dass ist so eine Art Tradition bei ihnen.“, sagte Naminé, die die Frage wohl gehört hatte. Die Jungs starrten die beiden Brüder immer noch an, welche diskutierend, aber doch irgendwie fröhlich aus dem Wasser stiegen. „Ich war schneller.“, keuchte Sora noch ganz außer Atem. „Nein, warst du nicht.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch, war ich.“ Vanitas lief vor Sora, er war bereits wieder auf dem Sand. Er zog sich sein Tanktop aus und wrang es aus. Dabei drehte er sich zu Sora um: „Wir waren allerhöchstens gleichschnell.“ Damit konnte Sora wohl leben. „Sind das Kratzspuren?“, fragte Axel und deutete auf Vanitas. Ven zog den Kopf ein. Er hatte vier deutliche Kratzer auf seiner Schulter. Axel schaute entsetzt zu Ven: „Du und… er?“ Roxas starrte seinen Bruder ebenfalls an. „Oh Gott. Wo ist Sora da gestern reingeplatzt?“ Ven sah seinen Bruder an. War das sein einziges Problem? Dass sie unterbrochen worden waren? „Scheiße.“, sagte Axel, „Ich habe gestern eigentlich nur Spaß gemacht.“ „Ey, guckt mal, da hinten kommt Papa.“, rief Sora, der mit Vanitas am Haus angekommen war. Sie sahen alle auf das Wasser und konnten das Boot erkennen. Schnell stand Ven auf, schnappte sich seine Tasche und eine vom Proviant, der übrig geblieben war, und lief Richtung Bootsanleger. „Was ist denn hier los?“, fragte Sora verwirrt. „Nichts.“, sagte Roxas, bevor die anderen etwas sagen konnten. Auf der Überfahrt sagte Ven kein Wort mehr. Er hatte sich in eine Ecke gesetzt und tippte wichtig auf seinem Handy herum. So sprach ihn auch niemand mehr an, zum Glück. Im Hafen verabschiedeten sie sich von Sora und Vanitas. Ven brachte fast kein Wort raus, genauso wie vor der Reise. Vanitas wollte ihn etwas abseits ziehen, doch er wehrte ab. „Ich… wir müssen los, sonst verpassen wir den Zug.“, sagte er nur und schaute auf den Fußboden. Vanitas konnte auch nicht mehr nachhaken, denn sein Vater wollte seine Hilfe beim Verstauen der Kühltruhen in dessen Auto. Ven nutzte das direkt aus, dass der Schwarzhaarige sich umgedreht hatte und stellte sich neben seinen Bruder möglichst weit entfernt von Vanitas. Dieser quittierte das mit einem Blick, den Ven nicht sehen konnte, da er wieder die Pflastersteine zu seinen Füßen begutachtete. Die Freunde verabschiedeten sich und sie machten sich auf den Weg zum Bahnhof. Ven setzte sich seine Kopfhörer auf und machte die Musik an. Es war ihm so unbeschreiblich unangenehm, dass Axel herausgefunden hatte, was er und Vanitas… was sie da jeden Abend getrieben hatten. Es war so peinlich. Aber seine Mauer aus Kopfhörern und starrem Blick auf den Fußboden funktionierte immer, er hatte sie perfektioniert. Deswegen sprach ihn auch niemand mehr an und schon gar nicht auf Vanitas und das alles. Im Zug setzte sich die Gruppe verteilt um eine Viererinsel. Ven setzte sich mit etwas Abstand auf einen Zweier und tippte wieder auf seinem Handy herum. Dabei tat er nichts, als durch die Liederliste zu scrollen und dabei an den Schwarzhaarigen zu denken. War es blöd gewesen, ihn vorhin so abzuweisen? Aber alle anderen waren da gewesen, da hatten sie nie etwas Komisches gemacht. Jedenfalls nichts wirklich Komisches. Gestern Nacht hatten sie auch nur nebeneinandergesessen. Axel hatte ja auch zugegeben, dass er daraus nichts Zweideutiges gelesen und nur Witze gerissen hatte. Es wäre eigentlich auch nichts Unnormales gewesen, wenn sie sich ausführlicher verabschiedet hätten. Immerhin hatten sie die ganze Woche das Zimmer und sogar das Bett geteilt. Da war es doch nur normal, dass sie sich besser kennengelernt hatten und sich gut verstanden. Es wäre nichts Verwerfliches gewesen. Was, wenn Vanitas ihn jetzt für oberflächlich hielt? Was, wenn er ihn nicht mehr mochte? Hatte er ihn überhaupt gemocht? Doch, er hatte ihn bestimmt gemocht, sonst hätte er sich nicht so nett verhalten. Er mochte Vanitas jedenfalls. Sehr sogar. Aber er würde ihn nie wiedersehen. Er wohnte fünf Stunden Zugfahrt entfernt. Er war nur noch eine Woche in der Stadt und dann würde er wieder nach Hause fahren und dann nur noch einmal im Monat hier sein, wie immer. Es wäre nur länger, wenn er wieder Ferien hätte und da war ja hauptsächlich da, um seine Mutter und seinen Bruder zu sehen. Obwohl… er könnte bestimmt an diesen Wochenenden ein paar Stunden abzwacken für Vanitas. Aber das wären nur ein paar Stunden jeden Monat. Vanitas wirkte nicht wie jemand, der sich mit ein paar Stunden zufrieden gab. Ven scrollte weiter durch die Liste und hätte fast sein Handy von sich geworfen. Er konnte noch so viel grübeln, er hatte ja nicht einmal seine Handynummer. Es würde gar nichts mehr passieren, da er so nie wieder Kontakt aufnehmen konnte. Er konnte ja auch niemanden nach der Nummer fragen. Roxas hatte die Nummer gar nicht, er hatte ja gesagt, dass er ihn gar nicht wirklich kannte und wer die Nummer noch haben konnte, waren Riku, Axel und natürlich Sora. Er würde einen Teufel tun und jemanden von ihnen zu fragen, ob er die Nummer haben konnte. Damit würde er ja zugeben, dass er etwas von Vanitas wollte. Was der Tatsache entsprach. Aber er hatte nicht den Mut, da nachzufragen. Mal davon abgesehen, dass Vanitas ihn bestimmt nicht so mochte. Er mochte ihn bestimmt, das glaubte Ven ganz fest, aber er wollte ihn bestimmt nicht als Freund. Nicht bei der Entfernung. Vanitas sah so gut aus, da hatte er bestimmt genug Verehrerinnen und vielleicht auch Verehrer. Er brauchte ihn nicht. Er war unwichtig. Diese Erkenntnis stimmte ihn schon etwas traurig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)