Inselausflug von KleinReno ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Es war Mittwochabend. Ven stand in Roxas‘ Zimmer vor dem Schrankspiegel. Er musterte sich. Er trug eine graue Dreiviertel-Hose und dazu ein weißes T-Shirt. Seine Haare waren durcheinander wie immer. Warum machte er sich solche Gedanken? Roxas sagte, dass jedes Jahr dieses Feiern stattfand von den Oberstufen und weit mehr als dreihundert Personen kamen. Eben alle aus den Oberstufen, elfte bis dreizehnte Klasse. Alles darunter hatte sich fernzuhalten und das wurde auch respektiert, da diese ja auch irgendwann Oberstufe sein würden. Ven und Roxas kamen jetzt in die zwölfte. Axel, Riku und so auch Vanitas kamen bereits in die dreizehnte. Roxas kam ins Zimmer mit seinem Rucksack. Er verstaute darin mehrere Flaschen Alkohol, nur hochprozentiges Zeug. Dafür waren sie extra heute Nachmittag los gewesen zusammen mit Axel. Sie waren ja erst siebzehn und Axel schon volljährig. Falls sie nach einem Ausweis gefragt worden wären, waren sie auf der sicheren Seite gewesen. Aber die Verkäuferin an der Kasse hatte ihnen wohl abgenommen, schon volljährig zu sein. Roxas trug eine lange Hose in schwarz-weiß und auch ein weißes T-Shirt. „Ich glaube, wir haben alles.“, sagte dieser und schulterte den Rucksack, dann drückte er Ven ein Sixpack Bier in die Hand. So langsam glaube Ven, dass dies kein Feiern war, sondern ein großes Trinkgelage… oder ein Fest zum Komasaufen. Sie holten noch Naminé ab und machten sich dann zu dritt auf den Weg. Axel war noch mit seiner Klasse vorglühen gewesen. Auch wenn Ven sich fragte, ob bei dieser Veranstaltung vorglühen überhaupt nötig war. Am Park angekommen fühlte er sich bestätigt. Überall waren kleinere und größere Gruppen, die saßen oder standen. Aber jeder hatte eine Flasche oder einen Plastikbecher in der Hand. Einige hatten tragbare Boxen mit und hörten Musik. Roxas und Naminé liefen zielstrebig durch die Menge, Ven folgte bloß. Sie kamen schließlich bei Sora und Kairi an. Sie saßen alleine auf dem Boden und winkten ihnen zu. Sie setzten sich dazu und machten sich erst einmal jeder ein Bier auf. Kairi hatte auch eine Box und Musik über ihr Handy geschaltet. Sie unterhielten sich eine Zeit lang, bis Sora einen Fußball herausholte, mit dem Roxas und er ein bisschen herumkickten. Ven blieb mit Naminé und Kairi sitzen. „Guck mal, da kommt Axel!“, rief Kairi plötzlich und fing an zu winken, als würde ihr Leben davon abhängen. Ven und Naminé drehten sich um. Axel winkte zurück und er hatte noch zwei Leute im Schlepptau. Ven erkannte sofort, dass es die beiden aus dem Buchladen von vor zwei Tagen waren. Er wurde blass. Hoffentlich erinnerten sie sich nicht an ihn. Es war ihm immer noch peinlich, dass er die Bücher hatte fallen gelassen. „Hey.“, grüßte Axel und ließ sich fallen. Die beiden anderen taten es ihm gleich. Sie grüßten zurück. Ven starrte auf sein Bier. Hoffentlich beachteten sie ihn gar nicht. „Ach ja!“, rief Axel und packte ihn an der Schulter. „Das ist Ventus.“, stellte er ihn vor. Jetzt sahen sie ihn natürlich an und Axels Freunde guckten nicht nur, sie starrten. „Du willst uns verarschen.“, sagte der Blonde, „Das ist Roxas.“ Axel lachte laut: „Nein, das ist Ventus, Roxas’ Bruder.“ Wie auf Kommando ertönte hinter ihnen Roxas‘ Stimme „Axeeeel!“ und dieser warf sich auf Axels Rücken. Nun starrte der Blonde mit noch größeren Augen. Der Grauhaarige schien eher unbeeindruckt. „Nein, das kann nicht sein.“, sagte der Blonde. Ven zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck. „Ich bin Demyx.“, sagte der Blonde dann und deutete auf den Grauhaarigen, „Das ist Zexion.“ Zexion ignorierte das Gespräch. Er trank sein Bier und schaute über die Wiese. Viel trank Ven über die Zeit hinweg nicht. Er hatte ein bisschen das Gefühl, dass es auf Insel genauso ein Gelage gewesen war, der Abend, an den er sich nicht erinnerte. Der Abend, der irgendwie alles ins Rollen gebracht hatte. Wieder wanderten seine Gedanken zu Vanitas. Ob er auch hier war? Die anderen unterhielten sich und tranken. Die Geräuschkulisse im Park war von vornherein sehr laut gewesen, aber es hatte sich deutlich gesteigert. Richtig voll war eigentlich noch niemand. Ven schaute dabei zu, wie einige ein Netz aufbauten und ein Feld absteckten. Er fragte sich, was diese vorhatten. Je weiter die Aufbauarbeiten voranschritten, desto leiser wurde es. Schlussendlich stellte sich einer auf einen Stapel Bierkästen und rief mit lauter Stimme: „SO! Die Spiele sind vorbereitet!“ Ven stellte seine Flasche ab. Was war das denn jetzt? Sora, Roxas, Kairi und Naminé wurden ganz still, während Axel und Demyx sich hibbelig anstießen, auch Riku freute sich. Zexion beeindruckte anscheinend gar nichts, er öffnete eine neue Flasche. „Dieses Jahr sind wir endlich die dreizehnte.“, rief der Typ weiter. Ven erinnerte sich, dass Axel und Riku auch in die Dreizehnte kamen, das musste also ein Klassenkamerad von ihnen sein. „Und wie immer hat die Dreizehnte das Wahlrecht der Spielart, mit welchem sie dieses Fest für das nächste Jahr an die Zwölfte übergibt.“ Aha, offensichtlich machten sie das jedes Jahr, das hatte ihm niemand erzählt. „Wir haben uns natürlich für Volleyball entschieden.“ Die Menge johlte auf, zumindest die meisten. Einige Gruppen schienen wirklich blass zu werden, dazu gehörten auch die Zwölftklässler, die bei ihm saßen. „Ist das jetzt schlimm?“, fragte Ven Roxas. Dieser nickte: „Wir sind alle total schlecht in Volleyball.“ Der Typ auf seinem Bierkastenstapel sprach weiter: „Wir spielen ein klassisches Fünf-gegen-Fünf. Ganz nach den Schulregeln.“ Er grinste breit. „Ich bitte unsere Spieler auf’s Feld.“ Er hob die Hände einladend. Axel, Riku und Demyx standen auf und gingen auf eine Seite vom Netz. „Das haben die bestimmt vorhin abgesprochen. Von wegen Vorsaufen.“, murmelte Sora. Ven musste ihm zustimmen. Es machte auch Sinn, wenn es jedes Jahr einen sportlichen Wettkampf gab. Die Menge klatschte Beifall, als sie auf dem Spielfeld ankamen. Von der anderen Seite kamen zwei andere Jungen, einer war Vanitas. Ven wusste nicht, ob er rot anlaufen sollte oder blass werden. Er hatte den Schwarzhaarigen fast eine ganze Woche nur in Badehose gesehen, aber dieser Anblick war auch nicht zu verachten. Vanitas trug eine schwarze Hose, die ihm nur bis zu den Knien ging. Um seine Hüften waren mehrere Gürtel gebunden, wobei nur einer wirklich dazu da war, seine Hose zu halten. Dazu trug er ein schwarzes sehr enges Tanktop. Die schwarze Kleidung und seine schwarzen Haare brachten seine blasse Haut sehr zur Geltung. Er sah verboten gut aus. „Ich bitte die Zwölfte auf das Spielfeld.“, rief der Sprecher und die offensichtlich Dreizehnte lachte laut auf. Es war wohl kein Geheimnis, dass die Zwölfte Volleyball nicht beherrschte. Drei Jungs rechts von ihnen standen auf und gingen zum Spielfeld. Einer von ihnen drehte sich um: „Sora, Kairi, kommt ihr?“ Ven wurde aus seinen Tagträumen gerissen, als Kairi ihn heftig an der Schulter schubste. „Was?“, fragte er. Er schaute kurz zu Sora, der aufstand. Kairi schubste den Blonden erneut und rief: „Roxas wird für mich spielen.“ Sie schubste ihn ein drittes Mal. Er starrte sie an und es dauerte noch einen kurzen Moment, bis er verstand. Sie wollte ihn für Roxas ausgeben und spielen lassen, da er besser war als sie. Ven wurde totenbleich. Alle schauten zu ihnen. „Los.“, flüsterte Kairi und setzte dann ein breites Grinsen auf: „Ven und ich werden dich anfeuern!“, rief sie laut und legte einen Arm um Roxas. Dieser grinste ebenfalls breit und hob beide Daumen. Zitternd stand Ven auf und ging hinter Sora her. Die Zeit lief für ihn wie in Zeitlupe ab, seine Gedanken rasten. Zum Glück hatten er und Roxas fast die gleichen Klamotten an, zum Glück kannten die anderen ihn nicht, sodass dieser Betrug nicht auffiel. Ven war so schlecht im Lügen und sein schlechtes Gewissen meldete sich immer sofort. Er schloss zu Sora auf und drehte sich noch einmal zu seinem Bruder um. Dieser lag vor Lachen förmlich auf dem Boden. Als sie auf dem Feld ankamen, lachte die Dreizehnte und johlte. Auch Axel und Riku lachten und schubsten sich. Ven sah, dass sie den Austausch sofort erkannt hatten. Vanitas sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an. Sie hatten sich jetzt fünf Tage nicht gesehen und Ven war sich nicht so sicher, ob Vanitas ihn deswegen wirklich von seinem Bruder unterscheiden konnte. Er hatte mit keinem von ihnen heute gesprochen und wusste auch nicht, wer welche Kleidung trug. Aber Ven konnte auch sehen, wie er kurz zu ihrem Sitzplatz schaute. Er folgte dem Blick und sah, wie Kairi, Naminé und Roxas ihre Aktion immer noch feierten. Da konnte sich auch Vanitas zusammenreimen, dass das da drüber nicht er war. Er war viel zu verklemmt dafür. Jemand aus den Zuschauern sagte: „Die wollen wohl lieber schnell verlieren, wenn sie Roxas schicken.“ Darauf lachte die Dreizehnte erneut laut. Ven musste tief durchatmen und lockerte die Arme. Er war Roxas. Roxas, der sich nie schämte etwas zu tun. Er war selbstbewusst. Sie stellten sich auf. Ven stand vorne am Netz, ihm gegenüber Demyx. Dieser hatte den Austausch wohl nicht bemerkt. Sora hatte den Aufschlag. Axel nahm den Ball an und passte ihn zu Demyx. Dieser spielte ihn über das Netz. Ven sprang hoch und drückte den Ball direkt am Netz wieder zurück zu Demyx. Dieser hatte damit nicht gerechnet. Damit hatte wohl niemand gerechnet außer Axel, Riku und Vanitas. Aber diese standen zu weit entfernt, um den Ball zu retten. Die Zuschauer wurden mit Schlag ganz ruhig und dann kam Gemurmel auf auch in der Zwölften. War Roxas immer schon so gut gewesen, seit wann konnte er so hoch springen, seit wann traf er überhaupt den Ball? Trotzdem dauerte das Spiel nicht lange. Aber dass Ven spielte, sorgte wenigstens dafür, dass sie nicht Haushoch verloren. Sie verloren trotzdem, aber sie waren nicht zerstört worden, so wie die Dreizehnte es eigentlich geplant hatten. Ven lief schnell wieder zu ihrem Platz und ließ sich nieder. „Das nächste Mal warnt ihr mich vor.“, sagte er atemlos. Das Spiel war schon anstrengend gewesen. Die Mädchen lachten. „Du warst doch gut. Wir hätten gewinnen können.“, sagte Kairi. Ven schnaubte und griff sich was zu trinken. Die Aktion fand er schon irgendwie witzig, aber konnte da jetzt nicht drüber lachen, wahrscheinlich erst morgen. Der Schock, etwas so Spontanes getan zu haben, war noch zu frisch. Sie saßen eine Weile einfach und schauten beim Abbau des Volleyballfeldes zu. Es verschwand genauso schnell, wie es aufgebaut war. „Och ne, was will der denn jetzt?“, maulte Sora plötzlich los. Sie schauten in die Richtung, in die Sora sah. Dort kamen Axel, Riku und Demyx und sie hatten Vanitas im Schlepptau. Ven schaute auf den Rasen. Oh Gott, wie sollte er ihm nur gegenübertreten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)