Kleofas Krasse Klinge von Schachmed ================================================================================ Kapitel 1: Igelklinge --------------------- Das Wildschwein rannte auf das fünfzehnjährige braunhäutige Mädchen zu. „Krass!“, dachte Kleofa, „so muss ich ihm nicht hinterherrennen.“ Sie wich dem Angriff geschickt aus und hob Igelklinge, das Schwert ihres Vaters, hoch. Es war fast so groß wie sie selbst, doch ihre muskulösen Arme schwangen es mühelos. Sie traf das Wildschwein frontal, was durch seine Vorwärtsbewegung noch heftiger wurde. Das Wildschwein wollte nun wegrennen, doch Kleofa verwandelte ihr Schwert in eine stachelige Waffe und schlug nochmals zu. Sie traf und die Stacheln der Klinge verhinderten, dass es weiterrannte. Also erlegte Kleofa es. Dann steckte sie Igelklinge in seine Scheide und warf ihre Beute über die Schulter. Sie prüfte noch, ob die Federn, die in ihrem blauen Haar steckten, alle da waren und das waren sie. „Papas Schwert ist echt krass!“, dachte sie, „warum hat er es nie benutzt?“ Kleofa dachte daran, wie sie Igelklinge zum ersten Mal in den Händen gehalten hatte… Papa, darf ich jetzt dein Schwert anfassen?“, fragte das achtjährige Kind. „Ich hab es dir schon oft gesagt, Kleofa.“, antwortete der Vater, „Igelklinge ist schärfer als die Speere, mit denen du übst. Wenn es nach mir ginge solltest du nicht mal das tun! Du bist erst acht Jahre alt und ein Mädchen.“ Anscheinend durften acht Jahre alte Mädchen in seiner Heimat keine Waffen benutzen. Seine Frau mischte sich ein: „Denk daran, was du vor neun Jahren gesagt hast, Parock: Du wolltest dich an das Leben hier anpassen. Hier ist es normal, mit fünf Jahren zu lernen, mit Waffen umzugehen.“ „Aber das Schwert ist hier nicht normal", antwortete Parock, "Es ist eine Erinnerung an meine Schwester, mehr nicht." "Hätte deine Schwester gewollt, dass es unbenutzt an der Wand hängt?", fragte seine Frau. "Nein, wahrscheinlich nicht“, sagte Parock und holte das Schwert von der Decke, „Kleofa, du darfst das Schwert jetzt kurz betasten, aber vorsichtig. Wenn du älter bist, darfst du auch probieren, es zu benutzen.“ Er legte das Schwert auf den Boden und Kleofa fing sofort an, den Griff und auch die Klinge anzufassen. „Krass!“, rief sie, „Echt krass! Darf ich es mal hochheben?“ „Versuch es doch!“, antwortete Parock belustigt. Hatte er etwa geglaubt, sie würde es nicht schaffen? Kleofa hob es mühelos hoch, da wurde er ganz panisch, packte das Schwert bei der Klinge und riss es ihr aus der Hand. Dabei schnitt er sich selbst und ließ Igelklinge los, welche auf seinem Fuß landete. Warum hatte er sich auch nicht an seine eigene Warnung gehalten? War das dort, wo er herkam, etwa normal? Eines war Kleofa klar: Sie wollte eines Tages die Heimat ihres Vaters kennenlernen. Kapitel 2: Feuer speiender Greif -------------------------------- Kleofa schaute zurück in die Richtung aus der sie gekommen war. Sie konnte nichts Vertrautes mehr ausmachen. Heute morgen hat sie sich von den Dorfbewohnern verabschiedet, um die Welt außerhalb des Waldes zu finden und sie hatte es bisher kein Stück bereut. Etwas raschelte in einer Baumkrone. Da sprang bzw. flog es auch schon raus und eine rote leuchtende Kugel flog auf Kleofa zu. Sie wich geschickt aus, wobei sie ihr Wildschwein fallen ließ und Igelklinge zog. Das Geschoss löste ein kleines Feuer im Moos aus. Ein Feuerball? Krass! Kleofa trat gekonnt das Feuer aus ohne den Blick von dem Tier abzuwenden, das über ihrem Kopf um Kreis flog und knallrot war. Es hatte den Kopf und die Flügel eines Adlers, aber den Bauch, Beine und Schwanz eines Löwen. "Krass!", dachte sich Kleofa, "ist wohl ein Greif" Der Greif öffnete sein Maul und spie noch einen Feuerball, dem sie wieder auswich. Kleofa rief sich in Erinnerung, was im Monsterbuch ihres Vaters darüber stand. Genau wie Drachen benutzten Greife Magie, um Elemente zu speien. Erneut wich Kleofa einem Feuerball aus. Er löste wieder einen kleinen Brand aus, den sie nicht gleich löschen konnte, da der Greif gleich den nächsten Ball schoss. „Na schön“, dachte Kleofa, „ich probiere es jetzt, bevor er noch den Wald abfackelt“ Sie schwang Igelklinge und traf damit den Ball, woraufhin er sich auflöste. „Tatsächlich“, dachte sie, „Igelklinge kann Magieattacken abwehren, wie Vater sagte.“ Schnell warf sie das Wildschwein auf das Feuer, sodass es erstickte. Der Greif schien für kurze Zeit überrascht zu sein. Er flog runter und schoss dabei mehrere kleine Bälle, doch Igelklinge schien die Feuerbälle geradezu anzuziehen. Kleofa konnte nicht alle abwehren, doch die anderen Bälle verbrannten nichts. Nun flog der Greif auf sie zu und sie mit der Klaue an. Sie wich zurück und griff nun selbst an. Sie traf den Greif am Vorderbein bzw. Arm, er fiel hin. „Verschwinde von hier!“, rief Kleofa, auch wenn sie nicht glaubte, dass der Greif das verstand. Er flog zwar nun etwas weg, hatte aber offenbar nict aufgegeben. Schließlich spie er wieder einen Feuerball, der Kleofa aber weit verfehlte. Stattdessen löste er wieder ein kleines Feuer aus, welches Kleofa austrat. Den nächsten schoss er wieder weit abseits, doch sie konnte ihn noch mit Igelklinge erwischen. „Krank! Will dieser Greif den Wald abfackeln?“, fragte sie sich. Er schoss erneut einen Ball nach weit rechts. „Nein“, merkte Kleofa, während sie hinrannte, „Er will mich außer Atem bringen.“ Kapitel 3: Der geflügelte Junge ------------------------------- Tatsächlich spie der Greif die nächsten Feuerbälle so, dass Kleofa sie knapp erwischte. „Hilfe!“, rief sie, auch wenn sie bezweifelte, dass das jemand hörte und verstand. Sie schaute auf den Greif. Er saß nun auf dem Boden und spuckte gemütlich Feuerbälle abwechselnd nach links und rechts. „Ich töte dich“, dachte sie, während sie im Zickzack auf ihn zu rannte. Doch als sie ihn fast erreicht hatte, schoss er einen Ball über ihren Kopf. Sie riss Igelklinge hoch und erwischte den Ball, doch der Greif sprang sie in dem Moment an, packte ihre Arme und warf sie zu Boden. Kleofa ließ sich nicht beirren und dachte nach. Der Greif drückte sie gegen den Boden. Er war nicht besonders schwer, aber dennoch konnte sie ihre Oberarme kaum bewegen. Sie hörte Schritte in ihre Richtung, konnte aber nicht sehen, wer oder was da kam. Der Greif öffnete sein Maul, wollte er sie nun verbrennen? Sie stieß ihm Igelklinge ins Maul. Es war ein Stoß mit nur einer Hand und aus dem Ellenbogen heraus, dennoch schien es zu wirken. Sie fuchtelte mit dem Schwert noch etwas in seinem Maul rum, bevor er es ihr aus der Hand schlug und sie erneut gegen den Boden drückte. „Verdammt!“, dachte Kleofa, „ich hatte gehofft, er würde durch den Angriff von mir ablassen. Aber zumindest scheint er kein Feuer mehr speien zu können durch die Verletzungen im Maul.“ Der Greif hielt ihre Arme und Beine mit seinen 4 Beinen fest. Da wurde er plötzlich von einer Faust getroffen und von ihr runtergeworfen. Kleofa schnappte sich Igelklinge und schaute, wer ihr zu Hilfe gekommen war. Es war ein Junge in ihrem Alter und er trug nur wenig Kleidung. Doch das Auffälligste waren die violetten Flügel auf seinem Rücken sowie seine langen, dicken aber scheinbar durchsichtigen Fingernägel. "Krass!", dachte sie, "Er sieht krass aus und kämpft krass!" Der Junge setzte dem Greif stark zu und als Kleofa hinrannte, flog der Greif weg. Kleofa und der Junge rannten hinterher, doch er entkam. „Er ist weg“, sagte Kleofa zu dem Jungen, „aber danke für deine Hilfe!“ Der Junge erwiderte nichts, sondern kramte in einem seiner Beutel. „Weißt du, warum der Greif hier war?“, fragte sie ihn. Er sah sie fragend an, während er einen Zettel rausholte. Hatte er sie nicht verstanden? Er kramte in einem anderen Beutel. „Übrigens… Ich heiße Kleofa“, erzählte sie ihm. Diesmal antwortete er: „Arusk“ Er gab ihr eine Feder und ein Tintenfläschchen. "Krass! Das ist zum Schreiben und zeichnen, oder nicht?", rief Kleofa, "Mein Vater wollte nicht, dass ich das Dorf verlasse, doch als er gemerkt hat, dass er mich eh nicht aufhalten kann, hat er mir seine Sprache und Schrift beigebracht. Moment... sprichst du überhaupt die gleiche Sprache?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)