Knicks vs. Celtics von Vampyrsoul (Boston Boys 2) ================================================================================ Kapitel 15: Flagrant Foul ------------------------- „Hey, Toby, wann hast du eigentlich mal wieder frei?“ Terrence schmiss sich neben mich auf die Couch und sofort sahen auch Roger und Bobby zu uns. „Nächsten Freitag, warum? Willst du rumkommen?“ Auf Rogers Gesicht schlich sich ein süßes Lächeln. Stimmt, ich hatte ihm gestern gar nicht mehr gesagt, dass wir uns nächsten Donnerstag tatsächlich treffen konnten. Aber wenigstens konnte ich so seine Reaktion darauf auch sehen. Automatisch lächelte ich zurück. Schön, dass er sich so sicher war, dass ich dann Zeit für ihn hatte. „Hey, Darius, am Donnerstagabend gehen wir mal wieder ’n Kerl für Toby suchen. Du kommst doch mit, oder?“, rief Terrence in die Küche, statt mir zu antworten. Sofort verflog das Lächeln auf Rogers Gesicht und auch meines erstarb. Darius steckte den Kopf durch die Tür und grinste in die Runde. „Klar bin ich dabei.“ „Ehm, sorry, aber ich kann Donnerstag nicht“, versuchte ich sie von der Idee abzubringen. „Ach nee, was hast du denn vor?“, fragte Bobby skeptisch. Kurz sah ich zu Roger, der seinen Blick jedoch abgewandt hatte. Wie kam ich denn jetzt aus der Sache raus, ohne etwas zu verraten? Da die anderen mich alle eindringlich ansahen und warteten, nutzte ich das Erste, was mir einfiel. „Ich hab am Donnerstag ’n Date.“ „Wie ’n Date? Sag mal, verheimlichst du uns was?“, neckte Terrence und boxte gegen meine Schulter. „Du hast gar nicht erzählt, dass es da einen Kanditaten gibt.“ Verdammt, es war schwierig etwas zu sagen, ohne Roger dabei zu verletzen. Und noch immer wich dieser meinem Blick aus. Ich wollte doch nur sichergehen, dass ich wenigstens so viel verraten durfte. Zumindest, damit ich meine Zeit mit ihm verbringen konnte. Doch er weigerte sich, mich anzusehen, also war ich auf mich allein gestellt. „Ja, ein Date. Ich weiß nur noch nicht, was daraus wird, deswegen hab ich Nichts gesagt.“ „Warum bringst du ihn dann nicht am Donnerstag einfach mit, damit wir ihn alle mal kennenlernen können?“, schlug Bobby vor. Roger sah mich immer noch nicht an. Hätte ich vielleicht nicht sagen sollen, dass ich ein Date hatte? Nahm er mir das übel? Nun, jetzt konnte ich es nicht mehr zurücknehmen und musste mich da durchmogeln. „Nein, das ist keine gute Idee. Er ist nicht geoutet.“ „Pft, dann vergiss ihn mal ganz schnell wieder. Was soll das denn werden, wenn er zu feige ist, dazuzustehen, dass er auf Männer steht?“, meckerte Terrence. Bobby und Darius stimmten zu. „Da kennst du doch deutlich bessere Männer. Schieß ihn ab und such dir ’n vernünftigen Kerl.“ „Richtig. Auf so’n Feigling kannst du doch verzichten“, pflichtete Darius ihm bei. „Das wird nichts. Wie stellst du dir das vor? Willst du dich ewig mit ihm verstecken? Nee, komm, wir gehen Donnerstag zu Trevor und dann suchen wir dir ’n richtigen Kerl. Außerdem müssen wir doch Roger auch mal endlich mitnehmen. Du kommst doch mit, oder?“ Jetzt sah Roger doch zu uns. Es war nicht auszumachen, was er von den Aussagen der anderen hielt, seine Miene war wie versteinert. Eiskalt lief es mir bei seiner Antwort den Rücken herunter. „Was soll ich in ’nem Schwuppenclub? Zusehen, wie Toby irgendwelche kleinen Jungs fickt? Nee danke. Geht ihr mal lieber allein, wenn ihr das toll findet. Das ist so widerlich!“ Ich riss die Augen auf und starrte ihn an. War das sein Ernst? Nicht nur ich schien mit der Reaktion überfordert zu sein, auch die anderen wirkten perplex. Roger sah mir kurz direkt in die Augen, dann stand er auf. „Ich wünsch euch viel Spaß, aber lasst mich damit in Ruhe. Ich muss mir so was weder anhören, noch ansehen. Lasst mich mit dem Scheiß in Ruhe!“ Ohne ein weiteres Wort zog er sich an und verschwand. Ich konnte nicht anders, als ihm stumm nachzusehen. Wie sollte ich denn darauf reagieren? Was war das? Ich verstand ja, dass die Situation blöd für ihn war. Aber mich deswegen beleidigen? Ich hatte doch auch versucht, auf ihn Rücksicht zu nehmen. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. „Alter, was war das denn? Toby, alles okay?“ „Ja. Ja, es hat mich nur erschrocken“, versuchte ich meinen besten Freund zu beruhigen, mir nicht anmerken zu lassen, wie stark es mich traf, dass der Mann, in den ich mich verliebt hatte, mich widerlich nannte, mir unterstellte kleine Jungs zu ficken. „Keine Ahnung, was mit ihm los ist.“ „Das war echt übel. Gut, dass er weg ist. Ist ja okay, wenn er nicht mit will, aber das war völlig übertrieben“, meckerte Darius. „Ja. Ich wusste nicht, dass er so ein Idiot ist. Das geht gar nicht!“, machte auch Bobby mit. Sie regten sich noch eine Weile auf, während ich nur schweigend daneben saß und versuchte, mich zu beruhigen und herauszufinden, was schon wieder schief gelaufen war. Roger tauchte am nächsten Abend nicht wieder auf, obwohl er sich ursprünglich angemeldet hatte. Natürlich fragten die anderen nach, warum er nicht kam und erfuhren nun auch, was am Vorabend vorgefallen war. Gemeinsam regten sie sich darüber auf, obwohl ich versuchte, sie zu beruhigen. Ich wusste nicht, was in Roger gefahren war, aber ich wollte auch nicht, dass sie deswegen schlecht über ihn redeten. Es wurde dennoch schnell klar, dass er sich mit dieser Aktion sehr unbeliebt gemacht hatte. Als ich Sonntag nach Hause kam, fand ich keinen Brief vor. Weder in meiner Tasche, noch im Briefkasten und auch meine Eltern hatten keinen dort gefunden. Enttäuscht setzte ich mich aufs Bett und zündete mir eine Zigarette an. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Hätte ich die anderen daran hindern sollen, unbekannterweise so auf ihm herumzuhacken? Vermutlich. Aber rechtfertigte das wirklich seinen Ausraster? Eine Weile dachte ich darüber nach, ihn anzurufen. Aber ich war selbst noch zu wütend auf ihn. Sonst traf mich so etwas nicht wirklich, aber das war einfach zu persönlich gewesen. Natürlich reagierte er häufig so, wenn er Angst hatte, jemand könnte ihn enttarnen, aber mich deshalb als widerlich zu bezeichnen, ging zu weit! Vor allem in dem Kontext. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es sich unter anderem auch auf Fred bezog. Vermutlich hatte ich mich mehr in Roger verknallt, als ich zugeben wollte. Dass diese Zigarette die erste an diesem Wochenende war, sprach wohl für sich. Und das nur, weil er eigentlich hatte zum Spiel vorbei kommen wollen. Es war wohl besser, wenn ich ihn mir aus dem Kopf schlug. Das mit uns hatte einfach keine Zukunft. Nicht, wenn er so darauf reagierte, wenn ich versuchte das mit uns irgendwie unauffällig geheimzuhalten. Und solche Situationen würde es häufiger geben, solange er nicht einlenkte, daran konnte ich nichts ändern. Am Donnerstag fand ich dann einen von Rogers Briefen im Briefkasten. Ich ging nach oben in mein Zimmer und entfaltete das türkise Blatt Papier. Wie immer waren die Worte in sauberster Schrift aufs Papier gebracht worden. „Es tut mir leid. Können wir reden? Ich warte heute Abend unten auf dich. Bitte sag den anderen nichts.“ Zuerst freute ich mich über die Nachricht, doch dann fiel mein Blick erneut auf den letzten Satz. Ich faltete den Brief zusammen und steckte ihn zurück in den Umschlag. Dann ging ich in den Flur, um das Telefon zu holen. Nach einigem Klingeln wurde abgenommen. Ich hielt es so kurz wie möglich: „Hey, Terrence. Tut mir leid, mir geht es heute nicht gut. Kannst du den anderen Bescheid sagen? Ihr könnt dann ja in einen anderen Club gehen.“ „Okay, schade. Dann erhol dich gut. Ich hoffe wir sehen uns morgen Abend?“, wünschte er sofort. Natürlich glaubte er die Lüge. Ich log sonst immerhin nie! „Ich muss sehen, wie es mir dann geht. Ich sag auf jeden Fall noch Bescheid. Bis dann“, verabschiedete ich mich. Sobald ich aufgelegt hatte, zündete ich mir eine Zigarette an. Mein Blick fiel auf den Brief, der noch immer auf meinem Bett lag. Nein, ich wollte Roger nicht sehen. Nicht nur weil er mich dazu brachte, meine Freunde anzulügen, oder weil er mich beleidigt hatte, sondern weil er scheinbar glaubte, dass es genau so weiter ging. Doch nicht mit mir! Ich hatte es nicht verdient, beleidigt zu werden, und meine Freunde hatten es nicht verdient, angelogen zu werden. Terrence hatte recht: Mit jemandem, der sich nicht outen wollte, konnte es nichts werden. Es würde immer wieder zu solchen Situationen kommen. Ich schmiss den Brief zu den anderen in die Schreibtischschublade und verschloss sie wieder. Erschöpft ließ ich mich ins Bett fallen. Am besten suchte ich mir für die nächste Zeit einen anderen Club, bis ich mir sicher war, Roger nicht sofort wieder nachzugeben, wenn wir uns zufällig im Darkroom trafen. Ich nahm erneut das Telefon zur Hand und wählte Peters Nummer. Ich brauchte dringend Ablenkung und hatte ihn seit meiner Rückkehr aus Boston nicht mehr gesprochen. Er würde sich sicher freuen und keine falschen Fragen stellen. Manchmal war es eben doch ganz praktisch, wenn man Freunde hatte, die woanders lebten und nicht immer alles mitbekamen. Roger schien meine unausgesprochene Entscheidung zu akzeptieren, denn obwohl er wusste, dass wir uns am Wochenende bei Bobby und Anthony trafen und auch eingeladen war, kam er nicht. Ebenso war auch am Wochenende nach Weihnachten nichts von ihm zu sehen. Allerdings war ich mir nicht sicher war, ob er nicht noch bei seinen Eltern war. Dafür fragten mich die anderen, ob Roger sich auch bei mir entschuldigt hätte. So wie ich mitbekam, hatte er wohl bei Bobby, Darius und Terrence angerufen, um sich für seinen Aussetzer zu entschuldigen. Eindeutiger ging es wohl kaum. Hätte er die Sache wirklich mit mir klären wollen, hätte er mich ebenfalls anrufen können. Da ich jedoch nicht weiter darauf herumreiten wollte, erwiderte ich nur, dass er sich entschuldigt hätte. Gelogen war das ja nicht, immerhin hatte er geschrieben, dass es ihm leid tat und er hatte ja auch ursprünglich mit mir sprechen wollen. Ich wollte nicht, dass sie wegen meiner Entscheidung mit ihm böse waren, das wäre auch nicht fair gewesen. Immerhin waren es mittlerweile auch seine Freunde. Daher sagte ich ihnen auch, dass es für mich vollkommen in Ordnung wäre, wenn er weiterhin zu unseren Basketballabenden kam. Doch auch am ersten Januarwochende ließ er sich nicht blicken. Auch wenn ich nicht explizit nachfragte, so schien es doch, dass er sich nach den Anrufen nicht mehr bei den anderen gemeldet hatte. Ich frage mich wirklich, ob er vorhatte, sich auch von den anderen zu distanzieren oder ob er einfach nur zu viel mit Lernen zu tun hatte. Zwar spielte ich kurzzeitig mit dem Gedanken, ihn doch einmal als Freund anzurufen, um mich zu erkundigen, ob alles in Ordnung war, entschied mich dann jedoch dagegen. Ich traute mir selbst nicht, nicht doch wieder mit ihm zu flirten und ihm dadurch Hoffnungen zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)