Knicks vs. Celtics von Vampyrsoul (Boston Boys 2) ================================================================================ Kapitel 18: Steal ----------------- Zärtlich streichelte ich dem noch immer halb schlafenden Roger über den Rücken. Ich genoss die letzten Minuten, bevor ich mich für die Arbeit fertig machen musste. Die letzten Wochen waren wirklich gut verlaufen. Mindestens einmal die Woche trafen Roger und ich uns entweder bei ihm oder mir, gingen gemeinsam weg, sahen uns ein Spiel an, machten gemeinsam Sport oder spielten etwas. Einmal hatten wir uns auch noch zufällig im Club getroffen. Mittlerweile blieb Roger sogar, wenn ich am nächsten Tag arbeiten musste oder ich ging von ihm aus dorthin. Wohlig rekelte er sich unter meinen Fingern und drehte sich halb um. Ich gab ihm einen kleinen Kuss auf den Mund. „Guten Morgen, kleines Murmeltier.“ „Du hast mich gestern doch so lange wach gehalten“, beschwerte er sich, reckte sich aber weiterhin meiner Hand entgegen. „Na hör mal. Du kannst immerhin noch liegen bleiben“, neckte ich ihn. Da er mittlerweile, zumindest in freundschaftlicher Hinsicht, auch die Scheu vor meinen Eltern verloren hatte, musste er nicht mit mir das Haus verlassen, sondern machte sich in Ruhe fertig. Ein Mal war er sogar den ganzen Tag geblieben, während ich auf Arbeit gewesen war, weil er sich von Mum etwas in der Küche hatte zeigen lassen wollen. Im Flur klingelte das Telefon, wurde jedoch sofort abgenommen, weshalb ich mich wieder Roger widmete. Sanft küsste ich seinen Nacken. „Oder willst du schon los?“ „Nein. Aber ich steh trotzdem lieber mit dir auf, bevor mich noch jemand in deinem Bett erwischt.“ Genüsslich seufzte er und machte sich lang, während ich über seine Seite streichelte. Es war einfach nur schön, wie zutraulich er geworden war. Eine Weile kuschelten wir noch, dann klingelte mein zweiter Wecker. Etwas murrend machte ich ihn aus und drückte Roger einen letzten Kuss auf die Schulter. „Jetzt muss ich mich leider beeilen. Wir sehen uns dann am Freitag bei Terrence, oder?“ „Ich bin noch nicht sicher. Eigentlich müsste ich lernen.“ Roger erhob sich mit mir und beobachtete, wie ich in meinen Schlafanzug schlüpfte, um nicht nackt ins Bad zu gehen. „Ich schau mal, wie weit ich bis dahin komme.“ „Na gut, dann sehen wir uns spätestens nächste Woche. Wenn wir uns das Wochenende nicht sehen, ruf ich Sonntag wieder an? Oder hast du vor nächsten Freitag keine Zeit?“ Insgeheim hoffte ich, dass er sich ebenfalls noch vorher treffen wollte. Ihn fast zwei Wochen nicht zu sehen, wäre schon sehr hart. „Wir können uns gern vorher noch mal treffen. Und nächsten Freitag. Wenn du denn noch magst.“ Auch wenn er es nicht zeigte, wusste ich, dass er unsicher war wegen des Treffens. Doch ich war es nicht weniger. Sanft legte ich meine Hand an seine Wange. „Ich wüsste nicht, warum ich es nicht wollen sollte. Ich freu mich wirklich darauf.“ Er lächelte mich an und erhob sich, um mir einen Kuss zu geben und mir dann in den Hintern zu kneifen. „Dann beeil dich mal, sonst kommst du zu spät.“ „Jaja, schon gut, du Sklaventreiber.“ Zügig ging ich ins Bad und machte mich fertig. Rogers Bemerkung, was „Jaja“ hieße, überhörte ich einfach. „Ach ja, ich hab’s fast vergessen, Peter hat heute morgen angerufen. Du warst nur so in Eile, da wollte ich dir nicht in die Quere kommen“, erklärte mir Mum nach dem Abendessen. „Oh, danke fürs Bescheid sagen. Ich ruf ihn gleich zurück.“ Sofort wollte ich nach oben. Ich hatte die letzten Wochen gar nicht mehr an ihn gedacht, geschweige denn mit ihm telefoniert, da wollte ich ihn nicht auch noch ewig warten lassen. Doch Dad hielt mich auf. „Hilfst du bitte vorher noch beim Wegräumen? Und euer Bad solltest du auch schon lange Mal wieder putzen.“ „Ich putz dann später, okay?“, versuchte ich mich herauszureden. Ich hatte einfach keine Lust darauf. „Nichts da. Du versprichst schon seit dem Wochenende das zu machen. Erst wird geputzt, dann kannst du telefonieren“, erinnerte mich Mum an die Regeln. „Ja, schon gut“, gab ich nach. Ich hatte ja eh keine Chance. Nachdem ich mich umgedreht hatte, verdrehte ich dennoch die Augen. „Toby Blanchett! Glaub ja nicht, dass wir das nicht mitbekommen haben“, meckerte mein Vater. „Wenn es dir nicht passt zu helfen, kannst du dir gerne eine eigene Wohnung suchen.“ „Tut mir leid“, entschuldigte ich mich direkt und trug das Geschirr in die Küche. Eine erneute Diskussion darüber, ob ich auszog oder nicht, wollte ich gar nicht erst heraufbeschwören. Als ich endlich meine Pflichten erledigt hatte, holte ich mir das Telefon. Ich machte mir eine Zigarette an und öffnete das Fenster. Dann kuschelte ich mich ins Bett, das noch immer nach Roger roch, und wählte die Nummer in Boston. „Chris Allen“, meldete sich der Hausherr. „Hallo Chris. Ich bin’s, Toby. Ist Peter zu Hause?“, fragte ich direkt. Ich hatte kein Lust, mich groß mit ihm zu unterhalten. Wirklich gut verstanden wir uns nämlich nicht. „Ja klar. Er steht schon neben mir und wartet ungeduldig, dass ich ihm das Telefon gebe. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.“ Dennoch blieb er immer höflich. Ein Zug an ihm, den ich wirklich schätzte. Dennoch machte es die schlechten einfach nicht wett. Ich wollte ihm noch dasselbe wünschen, da wurde ich schon von Peter begrüßt: „Hi Toby. Danke, dass du zurückrufst.“ „Sorry, Mum hat mir erst beim Essen Bescheid gesagt. Und ich musste noch ein wenig was erledigen. Was wolltest du denn?“ Während ich den Rauch ausatmete, achtete ich genau darauf, ihn nicht auf die Decke zu pusten. Sie sollte noch möglichst lange nach meinem Wirbelwind riechen. „Kann ich nicht einfach nur mal deine Stimme hören wollen? Muss ich denn immer was Bestimmtes wollen, wenn ich anrufe?“, fragte Peter lachend. „Na du rufst zumindest selten einfach nur so an. Und dann willst du meistens auch was ganz Bestimmtes“, feixte ich. Ich wollte ihm erst gar keine Gelegenheit zu irgendwelchen romantischen Avancen geben. „Hast ja recht.“ Kurz lachte er. „Ich wollte fragen, ob ich am Vierzehnten vorbeikommen kann. Ich würde dann bis Montag bleiben, ist ja Feiertag. Mat würde Samstag nachkommen, damit wir den Freitag für uns haben. Immerhin ist Valentinstag.“ Ich unterdrückte jede Lautäußerung und fasste mir an die Stirn. Da war ja was, Valentinstag lag an einem verlängerten Wochenende, natürlich wollte Peter es mit mir verbringen. Daran hätte ich denken sollen. Irgendwie musste ich ihn schonend abwimmeln. „Sorry, aber das ist eher schlecht. Ich muss das ganze Wochenende arbeiten.“ „Na und? Wir können uns schon beschäftigen. War doch sonst auch kein Problem“, versuchte er mich zu überreden. „Ich würd dich halt gern mal wieder sehen. November ist eben auch schon eine Weile her.“ „Sorry, aber das geht diesmal wirklich nicht.“ Verdammt, ich hatte keine Zeit für ihn und wollte ihn im Moment auch nicht sehen. „Ihr könnt gern ein anderes langes Wochenende kommen. Wenn ich es rechtzeitig weiß, dann kann ich auch Schichten tauschen, damit es besser passt.“ „Du bist schon verabredet, oder?“, fragte er enttäuscht. „Tut mir leid. Ich hab einfach nicht daran gedacht, dass es ein langes Wochenende ist. Sonst hätte ich zuerst dich gefragt. Es tut mir wirklich leid. Ich komm spätestens Ostern zu euch, okay?“ Verdammt. Hoffentlich bekam ich das wieder hin. Ich konnte ja verstehen, dass er enttäuscht war. Für ihn war es selbstverständlich, dass ich zuerst ihn fragen würde. Dabei half es auch nicht, dass wir uns darauf geeinigt hatten, keine Verpflichtungen dem anderen gegenüber zu haben, solange ich mir nicht sicher war, ob ich mehr von ihm wollte. Dass ich mich bereits dagegen entschieden hatte, spielte dabei keine Rolle, solange ich keinen sanften Weg fand, es ihm zu sagen. „Ist gut. Ich wünsch dir viel Spaß. Wenn er doch noch absagt, kann ich ja noch spontan kommen. Willst du noch mit Mat sprechen? Er ist grad heimgekommen.“ Die Enttäuschung war nur allzu deutlich herauszuhören. „Ja, bitte. Tut mir wirklich leid“, versuchte ich es noch einmal. Doch ich hörte schon, wie ich weitergereicht wurde. „Hi Mat.“ „Na, was hast du wieder angestellt, Trampeltier?“, fragte dieser direkt. Das leichte Grinsen in seiner Stimme zeigte, dass Peter schon außer Hörweite war. Vermutlich war er wütend ins Zimmer verschwunden. „Ich hab vergessen, dass Valentinstag an ’nem verlängerten Wochenende liegt.“ Hoffentlich konnte Mat seinen Bruder etwas beruhigen. Wie immer hatte ich Angst, dass er Dummheiten beging. „Oh Mann. Du bist also schon verabredet?“ Zustimmend grummelte ich. „Moment, ich such mir mal ’n ruhigeren Ort.“ Ich hörte, wie er durch die Wohnung ging. Vermutlich hatte Chris sich mal wieder irgendwo in die Nähe gesetzt. So wirklich hatte der es nämlich nicht mit der Privatsphäre der Jungen. „Und, wie ernst ist es?“ „Ich weiß nicht. Ich glaub nicht, dass das klappen kann.“ Ich wusste, dass Mat alles, was wir redeten, für sich behielt. „Aber du hättest gern, dass es klappt?“, entzifferte er wie immer zielsicher meine Worte. Ich fuhr mir durch die Haare. Eine Lüge hätte er sowieso erkannt. „Ja. Ich glaub schon.“ „Soll ich schon mal mit Peter reden?“, bot er an. Ich wusste, dass er sich genauso Sorgen machte, was passierte, wenn ich mal einen Freund hatte, wie ich. „Nein. Wie gesagt, es wird nichts werden. Weder wird es auf Dauer funktionieren, noch möchte er eine Beziehung. Das würde Peter nur unnötig Stress machen.“ „Ich weiß, dass du Angst hast, ihm zu sagen, dass du nicht mehr als ’ne Freundschaft mit ihm willst. Aber glaubst du nicht, dass ihm solche Sachen noch viel mehr Stress machen?“ Mat klang wie immer nicht, als würde er mir Vorwürfe machen, sondern einfach nur ruhig mit mir diskutieren. Er hatte von vornherein klar gemacht, dass wir selbst dafür verantwortlich waren, was daraus wurde. Partei würde er für keinen von uns ergreifen. „Warum soll ich ihn aufschrecken, wenn sich zwischen uns nichts ändert? Er wusste doch von Anfang an, dass es mir mit ihm zu weit ist.“ „Er hofft trotzdem immer noch, dass du dich irgendwann noch richtig in ihn verliebst. Oder merkst, dass nur er dir guttut oder was weiß ich. Und je länger das so mit euch geht, umso schlimmer wird es.“ „Tut mir leid, ich will dir nicht noch mehr Ärger machen. Ich weiß, du hast auch ohne unsere Problemchen genug um die Ohren.“ „Du weißt doch, dass ich auf ihn aufpasse, solange ich kann. Und das mach ich gern. Glaub mir, du nimmst mir eigentlich sogar einiges ab.“ Ich grummelte und nickte, denn ich wusste, dass er recht hatte. Peter wollte mir gefallen. Sonst würde er sicher zum Teil noch viel mehr Blödsinn anstellen. „Ich muss langsam Schluss machen. Sagst du mir Bescheid, wenn sich was ergibt?“ „Klar. Kümmer dich bitte etwas um ihn. Ich versuch, es spätestens Ostern wieder gutzumachen. Schönen Abend dir noch.“ Er wünschte mir dasselbe und legte schnell auf. Vermutlich war Peter irgendwo in der Nähe und hatte ihn gesucht. Ich stand noch einmal kurz auf, um die Zigarette im Aschenbecher auszudrücken und das Fenster zu schließen, dann schaltete ich den Fernseher ein. Nein, ich bereute nicht, Peter abgesagt zu haben. Es tat mir zwar wirklich leid, nicht daran gedacht zu haben, dass er vermutlich kommen wollte, aber den Tag wollte ich wirklich mit Roger verbringen. Zumal tatsächlich er gestern gefragt hatte, ob ich zu ihm kommen wollte. Wir würden zwar kein richtiges Date haben, aber er würde für uns kochen und ich dann die Nacht bei ihm verbringen. Ich hätte Peter auch abgesagt, wenn er sich früher angekündigt hätte. Dieses Treffen mit Roger konnte ich mir doch nicht entgehen lassen. Diese Erkenntnis erschreckte mich dann doch. Trotz der kurzen Zeit, die ich Roger im Vergleich erst kannte, war er mir doch bereits so viel wichtiger. So wichtig, dass ich, ohne zu überlegen, Peter angelogen hatte. Denn tatsächlich hatte ich mir Samstag freigenommen, weil ich ebenfalls vorgehabt hatte, Roger einzuladen, wäre er mir nicht zuvorgekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)