Knicks vs. Celtics von Vampyrsoul (Boston Boys 2) ================================================================================ Kapitel 21: MVP --------------- Bis zu Rogers Geburtstag überlegte ich immer wieder, wie ich ihm sein Geschenk überreichen wollte und wann. Zuerst war ich auch noch unsicher gewesen, ob ich das wirklich wollte, doch schon nach zwei Tagen hatte ich mich selbst davon überzeugt, dass es eine gute Idee war. Er würde sich sicher darüber freuen. Damit es aber wirklich klappte, hatte ich die anderen darum gebeten, Rogers Einladung, bei ihm zu schlafen, auszuschlagen. Ich wollte ihn in der Nacht für mich allein haben. Außerdem war ich direkt nach der Arbeit zu ihm gefahren und hatte geholfen, alles für die Feier vorzubereiten. Während er kochte, hatte ich mich darum gekümmert, ein paar Sitzgelegenheiten zu schaffen. Denn zu sechst würden wir nicht auf Rogers Bett passen und das war in der kleinen Wohnung sonst die einzige Sitzmöglichkeit. Daher hatte ich zwei große Sitzsäcke von Lena geliehen, die meine Eltern netterweise mit dem Auto hergebracht hatten. Morgen würden sie mich dann wieder abholen. Außerdem würden Bobby und Anthony später noch ein paar Klappstühle mitbringen. Doch im Moment wollte ich noch ausnutzen, dass wir allein waren und ging zu Roger in die Kochnische. Ich lehnte mich an seinen Rücken und küsste ihn in den Nacken, während ich mir einen Löffel schnappte. Er ließ sich jedoch nicht ablenken und schlug mir auf die Finger. „Du musst auch warten.“ „Warum bekomm ich nicht mal ’ne Extraportion? Ich hab doch sogar geholfen“, fragte ich gespielt beleidigt und beschäftigte mich weiter mit seinem Nacken. „Dabei wollte ich nur kosten. Aber dann knabber ich eben ein wenig an dir.“ Er genoss es offensichtlich, lehnte sich nach hinten an mich. Nach einem Seufzen fragte er: „Du bleibst heute hier, oder?“ „Mhm. Ich freu mich schon auf später.“ Ich hoffte, dass er mir meine Nervosität nicht anhörte. Um ihn weiter abzulenken, schob ich meine Hände an seinem Bauch unters T-Shirt. „Aber erst mal solltest du dich umziehen. Die Jungs müssten gleich hier sein.“ „Hmm. Kann ich die nicht einfach wieder ausladen?“, murrte er, während er sich mir entgegen schob. Ich lachte und biss ihm ins Ohr. Dann verpasste ich ihm einen Klaps auf den Hintern und ließ ihn los. „Kannst du schon. Aber sie würden es dir sicher übel nehmen, wenn du jetzt einfach nicht aufmachst. Na los, wir haben nachher noch genug Zeit für uns.“ „Na gut.“ Er drehte sich kurz zu mir um und erhaschte sich einen Kuss, bevor er sich Klamotten aus dem Schrank suchte und ins Bad verschwand. Während Roger noch im Bad war, klingelte das Telefon. Da ich nicht sicher war, ob er es dort hörte, klopfte ich an die Tür. Von drinnen rief er bereits: „Kannst du kurz rangehen? Will grad unter die Dusche.“ Ich sollte für Roger ein Telefonat annehmen? An seinem Geburtstag? Kurz schluckte ich, dann nahm ich ab. „Bei Brooks. Toby Blanchett am Apparat.“ „Äh. Kann ich Roger sprechen?“, fragte mich eine junge Frauenstimme. „Roger ist gerade im Bad. Ich kann ihm gerne ausrichten, dass er zurückrufen soll“, bot ich an. War mir auch deutlich lieber, als mit jemandem zu telefonieren, von dem ich keine Ahnung hatte, wer es war. „Sagen Sie ihm, dass Tatiana angerufen hat“, kam die zackige und unfreundliche Antwort, dann wurde sofort aufgelegt. Ich starrte noch kurz das Telefon an, dann stellte ich es zurück und sah noch einmal nach dem Essen, das auf dem Herd warmgehalten wurde. Schnell naschte ich doch noch einen Löffel von der Suppe, dann setzte ich mich aufs Bett und wartete. Nach etwa zehn Minuten kam Roger aus dem Bad und hockte sich zu mir. Ich zog ihn an mich und küsste ihn in die Halsbeuge. „Du riechst gut. Und siehst noch besser aus.“ „Danke“, schnurrte er. Ich neckte ihn etwas weiter und ließ meine Hände unter sein Hemd wandern. Lachend schob er sich von mir weg. „Ich glaub nicht, dass wir noch Zeit haben, alles wieder unordentlich zu machen.“ „Ich will nur dich dreckig machen“, raunte ich ihm ins Ohr und küsste ihn dann drängend. „Lass die anderen doch etwas warten.“ „Ach, du darfst sie warten lassen? Mit mir hast du gerade noch gemeckert.“ Roger legte den Kopf an meine Schulter und ließ sich von mir den Rücken streicheln. „Da wusste ich noch nicht, dass du gleich so gut riechst.“ Ich küsste ihn leicht. „Übrigens wartet eine Tatiana auf deinen Rückruf. Mit mir wollte sie wohl nicht reden. Hat direkt wieder aufgelegt.“ „Tut mir leid. Meine Schwester ist manchmal ziemlich zickig. Dafür muss ich mir jetzt keine Sorgen mehr machen, wie ich die Beule in meiner Hose verberge.“ Ich konnte mich nicht erinnern, mal so ein klägliches Lächeln in Rogers Gesicht gesehen zu haben. Offenbar war er wenig begeistert. „Ich ruf sie mal zurück, bevor die Jungs kommen.“ Mit einem Seufzen stand er auf und holte das Telefon. Scheinbar wählte er schon im Flur, denn als er herein kam, sprach er bereits in den Hörer. „Hallo Tatiana. Du hast gerade angerufen?“ Nach einem Moment verdrehte er die Augen. Fragend hob ich den Arm, lud ihn ein, zu mir zu kommen, doch er schüttelte nur den Kopf. „Weil ich gerade unter der Dusche war und ihn darum gebeten hab. ... Er hat mir geholfen, meine Wohnung herzurichten, weil ich gleich Besuch bekomme.“ Während Roger sprach, klingelte es an der Tür. Mit einer Geste bot ich ihm an, die Tür zu öffnen und er nickte dankbar. Ich betätigte den Summer und hörte beim Warten weiter dem Telefonat zu. „Ja, Besuch. Wie du sicher gerade gehört hast. ... Freunde, die mir zum Geburtstag gratulieren wollen. ... Danke. Ich dachte ...“ „Hey, kommt rein, seid aber etwas leise, Roger telefoniert gerade“, begrüßte ich die anderen, als sie oben waren. Hinter dem letzten schloss ich die Tür und ging mit ihnen gemeinsam ins Wohnzimmer. Wir stellten die Stühle auf und verteilten uns im Raum. „Was ist denn da los“, flüsterte mir Anthony zu, sobald er saß. Während ich die anderen begrüßt hatte, hatte ich Roger nicht zugehört und erst jetzt fiel mir auf, dass er laut geworden war. „Tatiana, das sind einfach nur Freunde! ... Tatiana! Lass das sein!“, schrie er fast schon verzweifelt. Dann starrte er das Telefon in seiner Hand an. Wütend warf er es auf das Bett neben mich. „Scheiße!“ Ich stand auf, ging zu ihm und zog ihn in meine Arme. „Hey, was ist los?“ „Ich hab doch gesagt, dass meine Schwester doof ist...“ Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und ließ sich kurz streicheln. Dann drückte er mich von sich und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Danke. Hey, sorry, aber ich musste sie noch zurückrufen.“ „Nicht schlimm. Komm mal her, dass wir dir gratulieren können“, forderte Terrence ihn auf. Nacheinander drückten sie ihn und gratulierten. Mit jedem weiteren Glückwunsch hellte sich Rogers Miene weiter auf. Als letztes war Greg an der Reihe und überreichte ihm auch unser Geschenk. „Ich wünsche dir alles Gute. Toby hat erzählt, dass du gerne schwimmen gehst. Da dachten wir uns, das wäre eine gute Idee.“ Roger nahm strahlend die Geschenktüte entgegen und setzte sich damit aufs Bett. Sofort begann er sie auszuräumen. Zuerst kam eine pinke Badehaube zum Vorschein. Die hatten wir uns einfach nicht verkneifen können. Denn mittlerweile war ich durchaus der Meinung, dass auch die Glitzerhose und das tuntige Shirt, die er den einen Abend in Trevors Club getragen hatte, zu Roger passten. Sie unterstrichen nur seine fröhliche, ungezwungene Ader. Ohne zu zögern zog er sich die Haube auf den Kopf. „Oh toll, so eine wollte ich schon immer haben.“ Wir alle lachten, während er sich voll Enthusiasmus über den Rest hermachte. Als nächstes zog er das große, flauschige Handtuch hervor. Darüber schien er sich auch ehrlich zu freuen und kuschelte direkt sein Gesicht hinein. Da dies kein Spaßgeschenk war, hatten wir uns für dunkelblau entschieden, welches das Pink auf seinem Kopf noch viel mehr leuchten ließ. Während er das Tuch an sich drückte, fiel ein Umschlag heraus. Neugierig langte er danach und öffnete ihn. Sofort strahlte er noch mehr. Er sah allen kurz ins Gesicht. „Danke euch!“ „Bitte schön. Sag einfach Bescheid, wann du gehst. Wir kommen natürlich alle mit“, bot Darius an. Dann fügte er hinzu: „Aber in die Sauna gehst du am besten trotzdem allein mit Toby.“ „Hast du Angst, wir kucken dir was weg?“, feixte Roger. „Glaub mir, da gibt es nicht viel zu kucken“, stieg ich ein und fing mir einen Schlag auf den Hinterkopf von Darius. Dennoch lachte er. „Ich will kein Spielverderber sein, aber was gibt es eigentlich zu essen? Ich hab wirklich Kohldampf, hab heute noch nichts gegessen“, jammerte Bobby. „Ich hab Gulaschsuppe gemacht. Ich stell mal Schüsseln raus, dann kann sich jeder nehmen, wann er mag.“ Damit stand Roger auf und ging hinüber an die Küchenschränke. Dabei fiel sein Blick auf den Löffel, der fein säuberlich abgeleckt neben dem Herd lag. „Toby!“ „Was ist denn?“, fragte ich unschuldig. Er warf mir einen mahnenden Blick zu und hielt den Löffel in meine Richtung. „Ich hab doch gesagt, du sollst nicht naschen!“ „Aber das roch so gut! Und du hast so lange im Bad gebraucht. Da hab ich Hunger bekommen“, redete ich mich heraus. „Nehmt euch, wenn ihr wollt“, bot er an und kam mit dem Löffel in der Hand wieder zurück. Er ließ ihn gegen meinen Oberarm schnipsen. „Ernsthaft, man kann dich keine fünf Minuten allein lassen!“ „Sollst du ja auch gar nicht,“ hauchte ich ihm ins Ohr und gab ihm dann einen Kuss auf die Wange. „Ihr seid heute wieder echt schlimm“, kommentierte Terrence. Ich zuckte nur mit den Schultern. Er hatte ja Recht. Dafür, dass unsere Freunde da waren, kamen wir uns heute ziemlich häufig nahe. Bis auf den ersten Abend, wo wir auch eher froh gewesen waren, den anderen wiederzuhaben, kam es selten vor, dass wir in ihrem Beisein kuschelten oder knutschten. Aber im Moment hatte ich das Gefühl, dass Roger das einfach brauchte und suchte. Auch wenn er lächelte und scherzte, hatte ich das Gefühl, dass er noch nicht ganz wieder der Alte war. „Ach, lass die beiden doch. Sein wir doch froh, dass Toby jemanden gefunden hat, der es länger als ein paar Wochen mit ihm aushält“, nahm Anthony uns in Schutz. Dann schien er kurz zu überlegen. „Immerhin sollten wir Roger mittlerweile auch schon fast ein halbes Jahr kennen, oder?“ „Oh, stimmt“, kam es von diesem. Dabei glitt sein Blick zu mir und er lächelte mich kurz an. Ein wohliger Schauer lief über meinen Rücken. Ich wollte mehr davon! Ich lächelte zurück und gab ihm dann einen sanften Kuss. „Toby, du solltest ihm unbedingt einen Heiratsantrag machen! Einen Kerl, der so gut kochen kann, findest du sicher nicht so schnell wieder“, mischte sich Bobby ein, der sich natürlich direkt an der Suppe bedient hatte. Etwas schüchtern sah ich zu Roger, der ebenfalls den Blick gesenkt hatte. Sofort schlug mein Herz höher. „Ach, als würde Toby jemals heiraten. Selbst wenn er irgendwann mal dürfte. Oder kann sich jemand von euch Toby als verheirateten Mann vorstellen?“, fragte Terrence in die Runde. Alle zuckten mit den Schultern, als wollten sie sagen: Warum nicht? Zu meinem Erstaunen war Roger der einzige, der sich direkt äußerte. „Natürlich. Toby ist ein unglaublich toller Kerl. Warum sollte jemand ihn nicht wollen?“ Ich sah Roger aus großen Augen an, während Anthony mit den Augenbrauen wackelte. Meinte Roger das wirklich ernst? Doch Terrence ließ sich natürlich von seinem Standpunkt nicht abbringen. „Keine Ahnung, frag mal die vielen Kerle, die ihm schon den Laufpass gegeben haben.“ „Dann waren die dumm, tut mir leid“, behauptete Roger felsenfest. War ihm eigentlich klar, was er da sagte? Noch immer lächelte mir Anthony vielsagend zu. Zumindest verstand auch er, was Roger ausdrückte. Oder zumindest fasste er es genauso auf wie ich. „Ehm, Jungs, ich stör ja nur ungern, aber das Spiel fängt gleich an“, erinnerte uns Greg. Sichtlich dankbar für die Ablenkung griff Roger zur Fernbedienung und suchte den richtigen Sender. Wir holten uns noch alle eine Schüssel Suppe, dann herrschte gefräßige Stille. Erst als wir zum Spiel der Celtics umschalteten, kam wieder mehr Leben in uns. Denn Rogers Geburtstag bewahrte ihn nicht vor unserem kleinen Spiel. Geduldig nahm er es hin und freute sich am Ende umso mehr über den Sieg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)