Knicks vs. Celtics von Vampyrsoul (Boston Boys 2) ================================================================================ Kapitel 24: Pick and Roll ------------------------- „Boah, woher hast du nur die ganzen Sachen?“ Terrence stopfte den Stapel Klamotten, den ich ihm reichte, zu den anderen aussortierten in den Sack. Ich hatte ihn gebeten mir beim Aussortieren meiner Sachen zu helfen und wollte die Gelegenheit nutzen, mit ihm zu reden. „Ich hab halt schon ewig nicht mehr ausgemistet. Ich glaub, das Ding hatte ich das letzte Mal in der High School an.“ Ich hielt ein ausgewaschenes, schwarzes Shirt mit kitschigem Totenkopfaufdruck hoch. „Oh Gott, das hässliche Teil!“ Er riss es mir aus der Hand und ließ es schnell im Sack verschwinden. „Das war schon damals echt aus der Mode!“ Lachend zuckte ich mit den Schultern. „Aber es war bequem.“ Terrence schüttelte den Kopf. „Da behaupte noch mal jemand, Schwule hätten Ahnung von Stil. Wie kommt’s, dass du jetzt auf einmal doch aussortierst? Und warum brauchst du dafür meine Hilfe?“ „Weil wir gleich noch das Regal zu Lena rüber bringen müssen.“ Ich deutete auf das fragliche Regal, das noch voll war. Terrence warf mir einen bösen Blick zu. Vielleicht hatte ich ihm vorher nicht alles gesagt, was anstand. „Das schaff ich nicht alleine. Und die Sachen noch zur Heilsarmee bringen. Mum fährt uns zwar, wenn sie von der Arbeit kommt, aber sie wird davon nichts schleppen.“ „Ach und da dachtest du, ich könnte dir ja als Packesel zur Verfügung stehen?“ Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust, während ich nur grinsend mit den Schultern zuckte. Nach einem Moment seufzte er und schüttelte mit dem Kopf. „Dann will ich wenigstens wissen, wofür der ganze Stress. Willst du ausziehen?“ „Nein. Ich brauch Platz“, versuchte ich, ob er einfach nicht weiter nachfragte. Ich wusste, dass Terrence sicher nicht positiv reagieren würde, wenn ich ihm das mit Roger erzählte. Noch wussten unsere Freunde nichts davon, dass wir offiziell zusammen waren und Roger bei mir einzog. Es hatte sich bisher weder die Gelegenheit, noch nicht die Notwendigkeit dazu ergeben. Für sie änderte sich ja im Grunde auch nichts. „Aha. Und wofür? Willst du dir hier zu Hause ein paar Geräte hinstellen?“ „Nee.“ Nervös strich ich mir durch die Haare, nachdem ich ihm den nächsten Stapel Kleidung gereicht hatte. Das erregte natürlich umso mehr seine Aufmerksamkeit. Gespannt sah er mich an. Ich seufzte kurz. „Ich brauch Platz für Rogers Bett. Und seine Klamotten.“ „Was?“ Schockiert ließ er die Sachen fallen. „Wiederhol das bitte.“ Ich seufzte und setzte dann zur Erklärung an, während ich die Sachen aufhob. „Rogers Eltern haben doch seine Wohnung gekündigt, allerdings schon zum ersten Juli. Bis Anfang September bleibt er noch bei mir.“ „Und deine Eltern erlauben das einfach so?“ Terrence sah mich skeptisch an. Die Sachen verschwanden jetzt endlich auch im Sack. „Ja, für sie ist das okay. Roger zahlt ihnen dann genauso viel Miete wie ich“, erklärte ich. Ich musste Terrence ja nicht erzählen, dass es zumindest etwas Überzeugungsarbeit gebraucht hatte. Letztendlich hatten sie sich aber darauf eingelassen, unter der Voraussetzung, dass Roger schon vorher mal für eine Woche bei uns wohnte, damit uns klar wurde, wie eng das werden würde. Dafür brachte er zwar noch nicht sein Bett mit, das das einzige Möbelstück in der Wohnung war, das nicht zum vermieteten Mobiliar gehörte, aber ich wollte schon vorher alles vorbereiten. Außerdem hatte Roger auch die Möglichkeit jederzeit nach Boston zu gehen, wenn es ihm zu viel wurde, ohne dass es etwas an unserem Versuch änderte. „Und seine Eltern? Er hatte doch gesagt, dass sie wollen, dass er zurück kommt, weil sie Angst haben, dass er hier ‚verdorben‘ wird. Oder hab ich das falsch verstanden?“ Ich schüttelte den Kopf. „Und da stört es sie nicht, wenn er einfach zu ’nem anderen Kerl zieht?" „Naja, begeistert waren sie nicht, als er ihnen gesagt hat, dass er zu seinem Freund zieht. Aber was sollen sie machen? Er ist volljährig.“ Mehr wusste ich auch nicht darüber. Gerne wäre ich bei dem Gespräch mit seinen Eltern dabei gewesen, doch Roger hatte darauf bestanden, alleine mit ihnen zu telefonieren. Wenigstens konnte ich ihn dazu überreden, sie von hier aus anzurufen, sodass ich ihm beistehen konnte, sobald er das Gespräch beendet hatte. Ich hatte gehofft, Terrence würde einfach überhören, dass ich mich als Rogers Freund bezeichnet hatte, doch den Gefallen tat er mir nicht. Er riss die Augen auf. „Sein Freund?“ „Ja“, antwortete ich möglichst gelassen und versuchte meinen besten Freund ruhig anzulächeln. Vermutlich gelang es mir dennoch nicht, nicht zu strahlen wie ein Kraftwerk. Abgesehen davon, dass ich meine Hände nervös knetete bei dem Gedanken, dass Roger und ich wirklich zusammen waren. „Und wann wolltet ihr uns das erzählen?“, fragte er skeptisch nach. „Und wie kam es dazu?“ Schnell erklärte ich: „Es hat sich nur bisher nicht ergeben, euch das zu erzählen. Genauso wie das mit dem Einzug. Roger wollte noch nicht zurück nach Boston, deswegen hab ich ihm angeboten noch bei mir zu bleiben. Er hat dann gesagt, wenn er mit mir zusammen zieht, dann auch richtig, als mein Freund.“ „Aha“, machte Terrence nur unbeeindruckt. „Und danach? Reiht er sich in die Reihe deiner Bostoner Liebschaften ein? Na wenigstens musst du dann nur einmal fahren. Eigentlich gar nicht so dumm.“ Wütend funkelte ich ihn an. „Ich meine das wirklich ernst! Wir wollen es zumindest versuchen.“ „Ich auch.“ Mein Blick interessierte ihn nicht im Geringsten. „Mit Peter wolltest du es auch versuchen. Und jetzt mit Roger. Wann kommt der nächste?“ „Das ist nicht fair! Das mit Peter ist eine völlig andere Situation gewesen. Wir wollten sehen, ob sich daraus eine Beziehung entwickeln kann. Hat es nicht. Mit Roger ist es anders. Wir wollen beide die Beziehung“, rechtfertigte ich mich und schaffte es nicht, dabei nicht bockig zu klingen. „Nein, was du mit den beiden machst, ist nicht fair! Weiß Roger überhaupt von Peter?“ Ich nickte ernst. Natürlich wusste er von ihm! „Na immerhin. Und Peter? Weiß er von Roger?“ „Nein“, gab ich kleinlaut zu. „Ich will ihm nicht unnötig wehtun.“ „Aha. Du willst es ihm also nicht sagen, dass du einen Freund hast? Mit dem du zusammenziehst.“ „Doch. Aber noch nicht jetzt. Ich will erst wissen, wie es mit Roger läuft. Ich trau dem Ganzen einfach noch nicht.“ Verächtlich schnaubte mein bester Freund. „Ach, dann ist Peter also dein Notnagel?“ „Nein! Ich weiß nur nicht, wie ich ihm das beibringen soll, das ist alles.“ Überfordert setzte ich mich auf das Bett. „Aber ich will es ihm nach seinem Geburtstag sagen. Nur den will ich ihm damit nicht verderben.“ „Wolltest du nicht dafür hinfahren?“, fragte Terrence skeptisch. Ich nickte. „Du willst da also hinfahren, mit ihm feiern, als wäre Nichts und dann, wenn du wieder zu Hause bist, mit ihm über Telefon Schluss machen? Und am besten noch in der Zeit, in der du dort bist, mit Roger vögeln? Du bist ein scheiß Arschloch.“ Wie kam es eigentlich, dass er immer Partei für Peter ergriff? Nicht einmal dessen Bruder tat das! Aber Mat hatte sich auch von Anfang an nicht eingemischt. Er hielt nicht viel von Beziehungen. „Nein, ich bin ja dann auch häufiger in Boston. Ich werd es ihm persönlich sagen. Aber nicht zu seinem Geburtstag. Außerdem muss ich schauen wie. Ich hab Angst, dass er sich was antut.“ „Darüber hättest du dir vielleicht eher Gedanken machen sollen, bevor du ihn flachgelegt hast. Machen wir jetzt endlich mal weiter? Ich will auch irgendwann wieder nach Hause.“ Auffordernd sah er mich an und zog ein paar Klamotten aus meinem Schrank. Ich nickte und begab mich wieder an die Arbeit. So wirklich Lust hatte ich nicht mehr, aber es musste ja sein. Und Unrecht hatte er eben auch nicht. Nur ändern konnte ich es nicht mehr und nun musste ich irgendwie den Schaden begrenzen. Wir schafften es noch, das Zimmer fertig zu bekommen, redeten aber nicht mehr wirklich miteinander. Nachdem wir die Sachen zur Heilsarmee gebracht hatten, fuhr meine Mum ihn nach Hause. Die Pizza, die ich ihm eigentlich fürs Helfen versprochen hatte, verschob er auf ein anderes Mal. Er würde sich schon wieder einkriegen. Auch wenn er häufig meckerte, zickte er zum Glück nicht lange herum. Tatsächlich freuten sich unsere anderen Freunde sehr für uns, als sie erfuhren, dass wir „nun endlich Nägel mit Köpfen machten“, wie Anthony es bezeichnete. Ohne dass wir fragen mussten, boten er und sein Bruder ihr Auto an, um Rogers Sachen zu mir zu bringen, während Darius und Greg sich sofort bereit erklärten, beim Schleppen und Packen zu helfen. Da er sich mittlerweile wieder beruhigt hatte, war natürlich auch Terrence mit von der Partie. Roger hatte niemals mit dieser Hilfsbereitschaft gerechnet, sodass er mich am Abend verzweifelt fragte, wie er sich bei ihnen bedanken könnte. Nach einigen Überlegungen kamen wir dann auf die Idee, eine kleine Einweihungsfeier zu veranstalten. Meine Eltern waren einverstanden, baten uns jedoch, es auf ein Wochenende zu legen, damit Lena bei Freunden übernachten konnte und von uns nicht gestört wurde. Bei der Feier selbst, die wir direkt mit dem Umzug verbanden, stellte sich dann heraus, dass das noch einen weiteren Vorteil hatte: Die Jungs konnten in ihrem Zimmer schlafen. Was Roger und ich nämlich nicht bedacht hatten, war, dass es mit einem zweiten Bett in meinem Zimmer doch sehr eng wurde. Unsere Freunde hätten sich stapeln müssen, damit sie und die Matratzen auf dem Fußboden Platz gefunden hätten. Roger und mir war das jedoch egal. Wenn wir etwas spielen oder fernsehen wollten, dann konnten wir das auch vom Bett aus tun. Das war sowieso bequemer als uns auf den Fußboden zu setzen. Viel wichtiger war, dass wir vernünftig schlafen konnten. Auf Dauer wären nämlich sowohl sein als auch mein Bett dafür zu schmal geworden. Für ein paar Nächte ging das ja, aber die Woche, die Roger bei mir verbracht hatte, hatte deutlich gezeigt, dass spätestens nach drei Tagen keiner von uns mehr ein Auge zubekam. Roger und ich genossen die gemeinsame Zeit sehr, doch schon nach wenigen Wochen wurde klar, dass die Enge meines Zimmers nicht unser größtes Problem war. Dass wir jederzeit kuscheln konnten, wann wir wollten, war ja schön und gut und eigentlich lief es auch im Bett sehr gut, dennoch merkte ich immer mehr, dass mir etwas fehlte. Während Roger nach dem Laufen unter der Dusche stand, wartete ich in meinem Zimmer darauf, dass er fertig wurde, damit ich in Ruhe duschen konnte. Rogers süßer Hintern, der nicht nur in der Laufhose so verführersich aussah, hatte wie so oft in den letzten Wochen das Verlangen nach ihm geweckt. Ich wusste, dass er mir dieses nicht erfüllen würde, er hatte immerhin schon mehrmals klargestellt, dass er nicht darauf stand. Also musste ich mal wieder selbst Hand anlegen. Doch er machte mir einen Strich durch die Rechnung. Nur mit einem Handtuch um die Hüften kam er zurück ins Zimmer. Der Anblick raubte mir sofort den Atem. Bis auf diesen kleinen Teil präsentierte er mir seinen makellosen Körper, die zarte Haut, an der noch die letzten Wasserperlen herabtropften. Als er sich dann auch noch bückte, um sich eine Unterhose aus dem Schrank zu holen, setzte mein Verstand vollständig aus. Ich hatte ja kein Problem damit, mich für ihn etwas zurückzunehmen und einfach ab und zu allein duschen zu gehen, aber bei so einem Anblick konnte ich einfach nicht anders. Langsam näherte ich mich ihm, strich ihm über den Rücken nach unten. Als ich an seinem Steiß angekommen war, ließ ich die Hände unter das Handtuch gleiten, welches dadurch herunter fiel. Erschrocken verlor er das Gleichgewicht, fiel vornüber und konnte sich gerade noch mit den Händen am Boden abstützen. „Was wird das?“ Da er seinen Prachtarsch so nur noch deutlicher zur Schau stellte, ließ ich meine Finger darüber gleiten und griff genüsslich zu. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie geil er sich anfühlen würde. Mit belegter Stimme hauchte ich: „Komm hoch.“ Er schüttelte den Kopf, rappelte sich auf und drehte sich zu mir um. Grinsend sah er mich an. „Hast du’s schon wieder so nötig?“ „Ja“, raunte ich und drängte ihn mit dem Rücken gegen den Schrank. Gierig drängte ich ihm meine Lippen auf, eroberte mit meiner Zunge seinen Mund. Ich wollte ihn, wollte spüren, wie sich dieser Prachthintern um meinen Penis spannte. Ich konnte spüren, dass er noch immer leicht grinste. Genüssvoll lehnte er etwas den Kopf nach hinten, als ich ihn an mich zog und meine Hände über seinen Körper wandern ließ. Eine nahm den Weg seinen Rücken hinab, die andere griff kraftvoll in seinen Nacken. Er sollte spüren, was ich wollte, dass er mir gehörte. Doch stattdessen legte er seine Handflächen gegen meine Brust und drückte sanft dagegen. Sofort trat ich einen halben Schritt zurück und sah ihm fragend ins Gesicht. Zärtlich, aber doch mit einem leicht traurigen Gesichtsausdruck sah er mir in die Augen, legte seine Hand an meine Wange. „Sorry.“ Mehr brauchte er nicht sagen. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und nickte dann. „Ich bin mal duschen.“ „Okay.“ Er beugte sich kurz zu mir und küsste mich sanft. Dabei strich er mir noch einmal leicht über die Wange. Als ich wieder aus der Dusche kam, saß Roger in Jeans und T-Shirt gekleidet auf dem Schreibtischstuhl und lächelte mich an. Als ich nach meiner Jogginghose für zu Hause greifen wollte, schüttelte er den Kopf. „Zieh dich richtig an.“ „Warum?“, fragte ich reichlich dämlich nach, ging aber an den Schrank, um mir eine Jeans herauszuholen und sie anzuziehen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass wir uns einen gemütlichen Abend machten. Roger lächelte mich zärtlich an. „Wir gehen aus. Wir waren nicht mehr weg, seitdem du mir Trevor und Kilian vorgestellt hast.“ „Oh, gern. Soll ich mal nachfragen, ob einer der Jungs mitkommt?“, fragte ich, während ich mir ein passendes Shirt suchte. So doof klang der Vorschlag gar nicht. Doch Roger schüttelte sofort den Kopf. „Wo willst du denn hin?“ Er stand auf und legte seine Hand auf meinen Rücken. „Zu Trevor.“ Ich zog das Shirt über. „Gute Idee. Ich würd Kil gern mal wieder sehen. Die beiden sind ja so schlecht zu erwischen, wenn man nicht gerade im Club ist. Wie kommst du ausgerechnet auf die Idee?“ Ernst sah er mich an und atmete tief durch, bevor er antwortete: „Du musst dich mal wieder austoben.“ „Was?“, fragte ich ungläubig und schüttelte lachend den Kopf. Ich hielt es für einen blöden Witz. Doch Roger legte seine Hände an mein Gesicht und sah mich noch immer ernst an. „Ich meine das ernst! Das gerade war sehr eindeutig. Du weißt, dass ich damit nichts anfangen kann.“ „Tut mir leid, wenn ich dich bedrängt hab.“ Ich küsste ihn sanft. Scheiße, ich wollte doch nicht, dass er sich unwohl fühlte. „Es ist okay, wenn du das nicht willst.“ Noch immer sah er mich direkt an, schien jede Reaktion von mir genau zu beobachten. „Sicher? Du weißt, dass ich weder so hart angefasst werden mag, noch mag, wenn du so fordernd wirst. Und ich weiß, dass du genau das gerne tust. Ich hab es dir angesehen, du hättest mich gern unter dir gehabt. Du willst mir ernsthaft sagen, dass es okay ist, auf etwas zu verzichten, dass du so gern tust?“ „Naja, ich würde mich schon freuen, wenn du es mal versuchen würdest, aber ja, es ist okay. Ich mag, was wir haben. Bisher war das doch auch kein Problem.“ Ängstlich sah ich ihn an. Was sollte das? Ich wollte ihn nicht verlieren! Verstand er das denn nicht, dass ich mich gerne für ihn etwas zurücknahm? Ein zärtliches Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Sicher will ich irgendwann mal versuchen, wie es ist, von dir genommen zu werden. Aber nicht, wenn du so danach gierst wie gerade. Ich weiß, dass du dich für mich beherrscht. Aber ich mag dich auch, wenn du einfach du selbst bist. Ich mag diese wilde, ungezügelte Art. Nur nicht an mir, dafür fühl ich mich nicht bereit. Dennoch will ich sie sehen. Ich hab gesehen, wie ausgeglichen du nach der Sache mit Fred warst, wie sehr es dich mitgerissen hat, wenn sich die Jungs im Club unter dir gewunden haben. Du hast es vermutlich nicht mitbekommen, aber ich hab dich mehr als einmal beobachtet. Das gehört genauso zu dir, wie deine zärtliche Art mir gegenüber. Und ich will nicht, dass du sie unterdrücken musst.“ Meinte er das ernst? Er wollte mit mir in den Club, damit ich mit einem anderen schlief? „Warum? Und was ist mit dir?“ „Weil ich dich wirklich gern hab“, antwortete er sanft, „mit all deinen Seiten. Ich will nicht, dass du eine verstecken musst. Außerdem hab ich Spaß daran, dir zuzusehen. Und ganz vielleicht gibst du mir ja ein Stück ab.“ Ungläubig lachte ich und schüttelte den Kopf. „Du meinst das ernst, oder?“ „Ja.“ Eine Weile sah er mir in die Augen, schien deutlich machen zu wollen, dass es stimmte. „Das ist auch keine Schnapsidee oder etwas, dass ich mir gerade erst ausgedacht hab! Beim ersten Mal hab ich mich echt erschrocken, als du plötzlich neben mir standest und Fred so grob angefasst hast, aber dann hab ich deine Stimme gehört, während er dir einen geblasen hat. Mir ist bewusst geworden, warum du überhaupt da bist. Dir fehlt mit mir etwas. Ich war total eifersüchtig auf ihn, dass er dir das geben konnte, ich aber nicht. Ich wollte es mir nicht anmerken lassen, hab mir immer eingeredet, dass wir ja nicht zusammen sind. Doch jedes Mal, wenn ich dich mit einem anderen gesehen hab, war da diese Frage, ob du nicht doch mit einem von ihnen besser dran wärst. Ich hab so häufig mit dem Gedanken gespielt, dich zu fragen, ob wir es offiziell machen, besonders nach deinem Geburtstagsgeschenk. Aber ich wusste, dass ich dir das nicht geben kann. Als du mich dann gefragt hast, hab ich da nicht mehr dran gedacht, ich war zu froh, dass du mich bei dir haben wolltest. Nur die letzten Tage... Ob du es glaubst oder nicht, ich habe gemerkt, dass du mir öfter an den Arsch gegangen bist, dass du länger als nötig allein unter der Dusche verschwunden bist, dass du fordernder wurdest. Da hab ich nachgedacht. Und das ist für mich die beste Lösung.“ Die ganze Zeit hatte ich ihm ruhig zugehört, dabei seine Hand gehalten. Nachdem er geendet hatte, sah er mir erneut in die Augen, schien auf eine Reaktion zu warten. Einen Moment überlegte ich, versuchte zu erfassen, was genau er vorschlug. „Und was wäre das dann? Willst du es rückgängig machen, dass wir zusammen sind? Oder ist das eine einmalige Sache?“ „Weder noch?“, fragte er unsicher. „Ich meine, es wäre erst mal ein Versuch, aber was spricht denn dagegen, wenn wir zusammen sind, du dich aber ausleben kannst?“ „Und was ist mir dir?“ Zärtlich nahm ich ihn in den Arm. Ich hatte nie darüber nachgedacht, aber wenn er doch so verliebt in mich war, warum war er dann noch immer in den Club gegangen? „Was fehlt dir?“ Er seufzte, ließ sich etwas sinken. „Ich hab dich wirklich gern. Ich will bei dir bleiben, in deine Arme genommen werden, dich küssen...“ „Roger“, ermahnte ich ihn. „Das weiß ich doch alles. Aber was ist es, dass du vermisst? Was möchtest du? Sieh mich an. Wenn wir das tun, sollten wir ehrlich zueinander sein.“ Er schmiegte seinen Kopf an meine Schulter. „Ich weiß, dass du das mit uns genießt, aber ich merk auch, dass du es auch nicht so ganz magst, wenn ich zu fordernd werde. Ich versteh das auch viel zu gut, warum du das nicht magst. Dennoch würde mich freuen, wenn ich mich auch mal wieder richtig ausleben könnte.“ „Ich soll dich also teilen, weil wir beide zu gern das Sagen haben?“, fragte ich unsicher. So ganz war mir dieser Gedanke noch nicht geheuer. „Ich meine, wie stellst du dir das vor?“ Leicht zuckte er mit den Schultern, nahm mich an der Hand und zog mich zum Bett, wo wir uns beide setzten. „Ich weiß nicht so genau. Aber ich glaub, dass es für uns auf Dauer einiges leichter macht. Ich meine, auch wenn ich weg bin. Wir können uns nun mal nicht jedes Wochenende sehen. Natürlich ist es dann umso schöner, wenn wir uns dann besuchen, aber wenn wir uns dann mal wirklich lange nicht sehen? Ich weiß nicht, ob ich so lange warten könnte.“ Langsam nickte ich. Er hatte recht. So weit hatte ich bisher nicht gedacht. Irgendwie war es für mich klar gewesen, dass es nicht anders sein würde als mit Peter. Nur eben, dass ich Roger liebte. Aber das war es nicht. Es würde so viel schwieriger werden. Ich würde wochen-, vielleicht auch monatelang warten müssen, bis ich diesen wahnsinnig tollen Mann wiedersah. Ohne eine Möglichkeit auf Sex. Und selbst wenn ich ihn dann sah, würde ich ihn nicht einfach ins Bett drängen und ihn nehmen können. Zum einen weil er dasselbe mit mir vorhaben würde, zum anderen weil er wieder zu seinen Eltern ziehen musste. Dennoch: „Ich will nicht, dass du mit einem anderen kuschelst.“ Er lachte auf und sah mich ungläubig an. „Das ist deine größte Sorge dabei?“ Verlegen nickte ich. „Ja. Es hat mich bisher ja auch nicht gestört, dass du Sex mit anderen hattest. Aber mich stört der Gedanke, dass du mit einem anderen so kuscheln könntest wie mit mir.“ „Was macht dich so sicher, dass ich nicht mit anderen gekuschelt hab in der Zeit?“ Sein Lächeln verriet mir, dass es wirklich so war. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. War und bin ich einfach. Vielleicht weil ich mich immer wie etwas Besonderes für dich gefühlt hab.“ Er reckte sich zu mir, küsste mich liebevoll. Dann flüsterte er: „Das bist du auch. Keine Ahnung, wie du es geschafft hast, dich in mein Herz zu schleichen. Eigentlich wollte ich dich doch nur abschrecken.“ Ich zog ihn an mich. „Dann hättest du mich weniger reizen und mir nicht ständig dieses schöne Lächeln schenken sollen.“ „Wie hätte ich das tun sollen? Immerhin wolltest du mir doch nicht mehr aus dem Kopf.“ Er kuschelte sich an meine Brust. Sanft küsste ich seinen Kopf. Einen Moment genoss er es, dann kam er wieder auf das eigentliche Thema zurück: „Es ist für dich also okay, solange ich nicht mit einem anderen kuschele?“ Ich ging kurz in mich, stellte mir vor, Roger mit einem anderen zu sehen, und nickte dann. Da war überhaupt kein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken. „Ja, warum nicht, bei Fred war es ja auch in Ordnung.“ Er lächelte zu mir hoch. „Darf ich dann der Einzige sein, der an deinen Hintern darf?“ Schmunzelnd hob ich seinen Kopf an und küsste ihn. „Sehr gern.“ „Also wollen wir das wirklich machen?“, fragte er noch einmal unsicher. „Lass es uns zumindest versuchen“, stimmte ich zu. Auch wenn es vielleicht komplett irrsinnig war, er hatte gute Argumente und es würde wirklich für uns beide vieles einfacher machen. Nur eine Sache gab es da noch: „Aber wir müssen reden, wenn etwas daran nicht mehr passt, okay? Das darf niemals der Grund, warum wir uns trennen. Wenn uns etwas stört, dann müssen wir reden!“ „Klingt gut.“ Das Lächeln auf seinem Gesicht ließ mein Herz dahinschmelzen. „Also wollen wir los?“ „Hm... Wollen wir schauen, ob Fred da ist?“, schlug ich vor. „Warum ausgerechnet er?“ Roger sah mich ernst an. In seinen Augen stand deutlich das Missfallen. Ich küsste ihn. „Eigentlich, weil er mehrmals nach ’ner Wiederholung gefragt hat und ich dich auch spüren wollte. Aber wenn du das nicht magst, wenn ich ihn kenne, ist das okay.“ „Nein, es ist nur...“ Roger strich sich durch die Haare. Jetzt wirkte er wieder offener. „Ich hab eben doch etwas Angst, dass du dich in einen anderen Mann verlieben könntest.“ Zärtlich strich ich ebenfalls durch seine Haare und seufzte schwer. „Das kann ich dir leider nicht versprechen, dafür verlieb ich mich einfach zu schnell. Aber ich kann dir versprechen, dass, solange du das möchtest, du für mich immer der wichtigste Mann bleiben wirst. Ich hab mich schon so oft verliebt, aber nie so wie in dich.“ Einen Moment lang lag Enttäuschung in Rogers Blick. Ich verstand es, er hatte auf eine andere Antwort gehofft. Aber ich wollte ihn nicht anlügen. Das hätte ihn im Nachhinein mehr getroffen als die Wahrheit. Doch der Ausdruck blieb nicht lange. Ganz langsam breitete sich ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Danke.“ „Nein, du solltest dich dafür nicht bedanken. Es ist gemein, dir sowas zu sagen.“ „Nein, ist es nicht!“ Er drückte mich ins Bett und küsste mich gierig. „Jetzt weiß ich erst recht, dass ich es so mit dir versuchen will. Weil du ehrlich bist.“ Er stand auf, reichte mir seine Hände und zog mich dann vom Bett. „Dann komm, wir müssen uns noch fertig machen. Immerhin wollen wir doch ein hübsches Kerlchen aufreißen.“ „Oh, ich hab doch aber schon den hübschesten Kerl“, säuselte ich in sein Ohr, bevor ich sanft hineinbiss und mit ihm gemeinsam ins Bad ging. Etwas verwirrte mich das Ganze noch, vor allem seine Reaktion auf mein Geständnis, aber ich glaubte daran, dass es zumindest einen Versuch wert war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)