Dämonisches Spiel von Kazumi15 ================================================================================ Kapitel 1: Begegnung -------------------- Mit gefährlich schlechter Laune lief der junge Dämon Eustass Kid durch die Straßen des abendlichen Tokyos. Die Sonne zog sich langsam aber sicher vom Himmel zurück und färbte den zuvor blauen Himmel in ein ansehnliches Rot, welches in seiner Intensität mit Kids Haarfarbe zu konkurrieren schien. Aber nicht nur diese außergewöhnliche Haarfarbe hob den jungen Mann von der gewöhnlichen Masse ab. Auch seine Größe von gut zwei Metern unterschied ihn vom Durchschnitt. Letztendlich waren es allerdings sein Aussehen und sein Auftreten, welche ihm immer wieder die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen einbrachten. Tiefrot geschminkte Lippen, dunkel umrandete Augen und schwarz lackierte Fingernägel verliehen ihm in Kombination mit seinem grimmigen Gesichtsausdruck und dem meist dunklen Kleidungsstil ein gefährliches Aussehen. Der Respekt und die Angst, die mit dieser Wirkung auf andere einhergingen, kamen ihm ganz gelegen. Kid war sich bewusst, dass er aus der Masse hervorstach und nicht einmal ansatzweise in das Bild einer von der Gesellschaft akzeptierten Person passte. Er unterschied sich und das war ihm nur allzu recht! Je weniger er mit diesen Menschen gemein hatte, desto besser. Sollten sie doch Angst vor ihm haben, ihn fürchten und vor ihm flüchten, sie hatten allen Grund dazu! Selbst ihre Verachtung kümmerte ihn nur geringfügig, immerhin beruhte das auf Gegenseitigkeit. Nur aussprechen sollte das besser niemand, zumindest wenn man an seiner Gesundheit hing. An diesem Tag jedoch konnte er die Menschen um sich herum noch weniger ertragen als normalerweise. Am liebsten würde er sie jetzt alle auf einmal beseitigen, die angestaute Wut drängte schon beinahe danach, endlich ausbrechen zu dürfen. Im Grunde wartete Kid nur darauf, dass irgendjemand einen Fehler machte, ihm im Weg stand oder ihn auch einfach nur ansah. Doch offenbar spürten die Menschen in seiner Umgebung die Gefahr noch weitaus deutlicher als sonst. Allein seine Präsenz musste ihnen das Blut in den Adern gefrieren lassen und sie vor einer Dummheit warnen. Jedenfalls machte ein jeder, dem er über den Weg lief, einen großen Bogen um ihn, dabei fest auf den Boden starrend. Es war nahezu erbärmlich! Und zwischen so etwas war er gezwungen sein Dasein zu fristen! Nun an den Grund für seine äußerst schlechte Laune erinnert, knurrte er dunkel auf und versuchte die steigende Wut in seinem Inneren auf ein kontrollierbares Maß zurück zu schrauben. Doch es wollte ihm nur mäßig gelingen. An diesem Tag jährte sich zum wiederholten Male seine Verbannung aus der Hölle in die Welt der Menschen. Und wie jedes Jahr an diesem Tag würde er am liebsten ein Massaker sondergleichen anrichten. Wie konnten sie es auch wagen ihn zu verbannen?! Und das nur, weil er sich gegen die ach so tolle Obrigkeit aufgelehnt hatte! Eustass Kid ließ sich eben nicht alles bieten! Zumal er in keinster Weise damit gerechnet hatte, dass sie ihn gleich aus der Hölle schmissen! Die Krönung dieser Unverschämtheit war allerdings gewesen, dass sie ihm den Großteil seiner Kräfte geraubt und ihn in der Menschenwelt ausgesetzt hatten. Er besaß also nicht mal mehr die Möglichkeit, all diese jämmerlichen Menschen auf einmal aus dem Leben zu reißen! Ihm war bereits zu Beginn bewusst gewesen, dass ihn die Zeit hier einige Nerven kosten würde. Menschen waren schwach, sie waren feige und den Begriff Loyalität kannten die meisten von ihnen auch nicht. Dies war es zumindest, was man sich in der Hölle über jene Rasse erzählte. Kurzum, Kid hatte sie bereits verachtet, bevor er hier gelandete war. Nur hatte er bei weitem nicht damit gerechnet, dass die Realität seine Vorstellung derart in den Schatten stellte. Es gab nicht eine einzige Person, die sich auch nur ansatzweise mit ihm messen konnte und das, obwohl er nicht mal mehr ein Viertel seiner Macht besaß! Doch selbst wenn es so wäre, würde vermutlich niemand auf die Idee kommen, ihn herauszufordern. Die meisten machten sich ja schon bei einem einfachen Blick fast in die Hose. Unter Dämonen undenkbar! Unter ihresgleichen standen Kämpfe an der Tagesordnung. Ob nun Revier- oder Machtkämpfe oder auch einfach nur zum Zeitvertreib, in der Unterwelt war kein Tag vergangen, an dem Kid nicht zumindest in eine kleine Schlägerei verwickelt gewesen war. Und er musste zugeben, dass er das in dieser Welt doch ein wenig vermisste. Die einzigen die sich mit ihm anlegten, waren kleine Möchtegerngangster, die glaubten in der Überzahl gute Karten zu haben. Doch nicht einmal die stellten eine Herausforderung für ihn dar. Es war einfach nur sterbenslangweilig! Aber was sollte er machen? Er hatte natürlich bereits versucht, in seine Heimat zurück zu kommen. Nur gestaltete sich das schwieriger als geplant. Letztendlich hatte er einsehen müssen, dass es keinen Weg gab. Bevor man seine Verbannung nicht aufhob, würde er nicht zurück können. Wenn er nur wenigstens darauf hoffen könnte, dass diese Zeit unter Menschen irgendwann ein Ende fand. Bei seinem Urteilsspruch wurde allerdings keine zeitliche Begrenzung genannt. Und allein vor dem Gedanken, sein ganzes – doch sehr langes – Leben in dieser Welt verbringen zu müssen, grauste es ihm ungemein. Nein, das war völlig inakzeptabel! Irgendwie musste er einen Weg finden, wie er wieder in der Hölle aufgenommen wurde. Unterdessen befand sich der junge Medizinstudent Trafalgar Law auf dem Weg von der Uni zu seinem Apartment. Auch seine Stimmung ließ an diesem Tag zu wünschen übrig, doch das wurde bei ihm so langsam zum Normalzustand. Er wusste auch nicht genau wieso, aber seine Kommilitonen und selbst seine Dozenten gingen ihm zunehmend auf die Nerven. Mittlerweile ging es soweit, dass er sich in der Uni regelrecht abschottete. Nach den Vorlesungen brauchte er erstmal Zeit für sich, um zu seinem ruhigen und beherrschten Selbst zurückzufinden. Nur leider wurde ihm diese Zeit selten gegönnt. Ständig wollte irgendwer irgendwas von ihm. Kameraden aus seinem Studiengang wollten Antworten auf nicht Verstandenes – warum sie nicht einfach die Dozenten fragten, konnte er sich bis heute nicht erklären -, Mädchen wollten seine Aufmerksamkeit und die Professoren und Doktoranten seine Zeit, um mit ihm über sein – in ihren Augen – unglaubliches Talent im Bereich der Medizin zu sprechen. Bisher hatte er alles stillschweigend ertragen, das distanzierte Lächeln war noch stets seine Maske gewesen. Vor wenigen Stunden war diese allerdings endgültig gebröckelt. Und es tat ihm nicht einmal leid, dass dieses Mädchen seinen Wutausbruch abbekommen hatte. Auch wenn sie nicht wirklich etwas für seinen Ärger konnte, in diesem Moment war sie schlichtweg der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Zunächst hatte er die Anwesenheit des Mädchens, welches sich ebenfalls in seinem Studiengang befand, doch dessen Name er trotzdem nicht kannte, stillschweigend geduldet. Selbst ihrem nicht enden wollenden Redefluss hatte er mit einem Ohr zugehört. Aber als sie angefangen hatte, sich über ihr Leben zu beklagen und ihm von ihren unwichtigen Problemen zu erzählen, da hatte etwas in ihm ausgesetzt. Wer war er auch, dass er sich die Probleme anderer Leute antun musste?! Als wenn sein eigenes Leben nicht verkorkst und schwierig genug wäre! All die Sorgen, all die Probleme, die sie aufgezählt hatte, waren in seine Augen Nichtigkeiten, die er mit offenen Armen in Empfang genommen hätte, wenn sein eigenes Leben dann aussehen würde wie ihres. Doch der Illusion eines glücklichen Lebens gab er sich schon lange nicht mehr hin. Er hatte viel verloren und zwischenzeitlich war ihm nichts anderes übrig geblieben, als einzusehen, dass er nichts davon wieder bekommen würde. Und dennoch beschwerte er sich nicht. Er ertrug schweigend, was das Leben ihm alles aufbürdete. Warum also sollte er sich auch noch der Sorgen anderer Leute annehmen? Er war kein Seelsorger! Sein Umfeld schien das allerdings nicht verstehen zu wollen. Generell sprach er offenbar eine komplett andere Sprache. Denn egal was er sagte, es wurde weder gehört noch verstanden. Es war doch immer dasselbe. Gleich wie oft er seinen Kommilitonen sagte, sie sollten selbst im Unterricht aufpassen, sie kamen doch immer wieder zu ihm und wollten seine Notizen haben. Egal wie oft er das Herz eines Mädchens brach, am nächsten Tag stand doch wieder eine neue vor ihm, die hoffte sein Interesse wecken zu können. Gleich wie oft er seinen Mitmenschen verständlich machte, dass er seine Ruhe vor ihnen wollte, irgendjemand suchte doch wieder seine Nähe. Law konnte sich einfach nicht erklären, warum ihn offensichtlich niemand verstand und gleichzeitig ein jeder von ihnen ebendies von seiner Person verlangte. Er musste sie natürlich alle verstehen! So langsam wollte er das aber nicht mehr, sein Verständnis neigte sich gen Ende. Seufzend fuhr Law sich durch die schwarzen Haare. Sein Blick richtete er für einen Moment in den Himmel, wo die Sonne bereits ihren Platz endgültig verlassen hatte. Die Gefühle tobten noch immer in ihm, so ein wildes Durcheinander hatte er schon länger nicht mehr zu bändigen gehabt und entsprechend genervt war er. So in seine Gedanken vertieft bog Law um die Ecke einer Häuserfassade und wäre beinahe in jemand reingelaufen. Gerade so konnte er noch ein wenig unelegant ausweichen und einen Zusammenprall verhindern. Heute war absolut nicht sein Tag! Just als er sich entschuldigen wollte, fixierte ihn ein Paar wütend blitzender Bernsteine, das ihn für einen Moment sämtliche Worte vergessen ließ. „Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?!“, knurrte ihn die aufgebrachte, dunkle Stimme an und für einen Augenblick befürchtete Law, der Hüne würde auf ihn losgehen. Eigentlich wollte er seine Entschuldigung nun nachholen, doch die unwirschen Worte bewirkten, dass sein eigentlich recht stabiler Geduldsfaden zum zweiten Mal an diesem Tag riss. „Mach das nächste Mal gefälligst selbst die Augen auf!“ Mit diesen Worten drehte Law sich um und ging weiter seines Weges, ohne den Unbekannten noch einmal anzusehen. Dafür spürte er den ungläubigen Blick noch ein ganzes Stück des Weges auf sich liegen, solange, bis er um die nächste Ecke verschwunden war. Bei sich zuhause angekommen, schmiss Law seinen Rucksack einfach in die nächstbeste Ecke und sich selbst danach erst einmal auf die gemütliche Couch. Anschließend überlegte er, was er mit dem restlichen Abend anfangen sollte. Da er absolut keine Lust hatte, den Abend in seiner Wohnung zu verbringen, aber ebenso wenig seine Freunde um sich ertragen wollte, beschloss er kurzerhand, sich an diesem Abend einfach mal alleine so richtig schön zu besaufen. Dann konnte er wenigstens für einige Zeit vergessen, was an diesem Tag alles vorgefallen war. Also sprang Law schnell unter die Dusche, zog sich um und machte sich noch rasch etwas zu essen, bevor er dann endgültig seine Wohnung verließ und sich in die Innenstadt aufmachte. Dort setzte er sich einfach in die erstbeste Kneipe, festen Willens, nicht eher zu gehen, als bis er nicht einmal mehr ordentlich laufen konnte. Diese Überzeugung hielt genau zwei Bier lang. Schon das dritte starrte er einfach nur mit feindseligem Blick an, ohne Anstalten zu machen, es irgendwann noch mal zu trinken. Grund dafür war, dass der Alkohol seine Stimmung nicht wie erwartet hob, sondern ihn viel mehr noch tiefer runter zog. Sich innerlich darüber aufregend, dass es ihm nicht mal vergönnt war, sich einfach nur zu betrinken, um endlich zu vergessen, überlegte er, ob er nicht vielleicht doch einfach gehen sollte. Was wollte er auch in einer Bar, wenn ihm nicht einmal der Alkohol zusagte? Also zahlte er, ohne seinen vollen Bierkrug noch eines Blickes zu würdigen und verließ die Kneipe nur etwa eine Stunde, nachdem er sie betreten hatte. Nicht wissend, was er mit dem übrigen Abend jetzt noch anfangen sollte, lief er einfach los, ohne sich groß um die Richtung zu kümmern. Kid saß währenddessen noch immer in der Bar, einen Krug mit Rum vor sich stehend. Seine schlechte Laune hatte sich zwischenzeitlich ein wenig gelegt. Seit seiner Begegnung mit diesem Menschen war seine Wut teilweise abgeklungen, nachdem er vorhin fast ausgerastet wäre, als dieser Kerl ihn beinahe umgerannt hätte. Eigentlich wollte er ihm dafür eine reinhauen, doch dessen unverschämte Antwort hatte ihm für einen Moment sämtlichen Wind aus den Segeln genommen. So hatte schon länger keiner mehr mit ihm geredet. Dass dieser Mensch danach ohne ein weiteres Wort oder einen weiteren Blick gegangen war, hätte ihn eigentlich umso wütender machen sollen. Stattdessen hatte sich der Zorn über diese Unverfrorenheit unwillkürlich in Respekt verwandelt. Die Tatsache, dass dieser Mann der erste seit langem war, der nicht an ihm vorbei huschte, in der Hoffnung, Kid würde ihn nicht einmal wahrnehmen, steuerte seinen Teil dazu bei. Diesem Menschen war es tatsächlich gelungen, sein Interesse zu wecken und allein das verdiente in Kids Augen schon Anerkennung. Dass Kid den Unbekannten nur wenig später in dieser Kneipe wiedersehen würde, war zwar nicht geplant, kam ihm allerdings auch nicht ungelegen. Ihm war schon seit einiger Zeit ziemlich langweilig, vielleicht konnte dieser Mensch ja etwas dagegen unternehmen. Also beobachtete er ihn unbemerkt von seinem Platz aus und musste zu seinem Bedauern feststellen, dass sein Verhalten komplett uninteressant war. Er saß nur an der Theke, trank sein Bier und starrte Löcher in die Luft. Selbst die hübsche Frau, die versuchte seine Aufmerksamkeit zu erlangen ignorierte er geflissentlich. Deshalb widmete Kid sich zunächst wieder seinem Getränk und hing ein wenig seinen eigenen Gedanken nach. Erst als sein Interesseobjekt bezahlte und zur Tür ging, sah Kid wieder auf. Allerdings würde er ihm nicht direkt hinterherlaufen. Zunächst trank er in aller Seelenruhe seinen Rum aus, ehe auch er die kleine Kneipe verließ. Draußen umwehe ihn die kühle Nachtluft, von dem Unbekannten war allerdings nichts mehr zu sehen. Für Kid stellte es jedoch kein Problem dar, ihn innerhalb von Sekunden aufzuspüren. Es war ein leichtes für einen Dämon, bekannte Präsenzen ausfindig zu machen und eine der wenigen Fähigkeiten, die man ihm gelassen hatte. Gelassen machte er sich nun daran, sein Interesseobjekt zu verfolgen. Es dauerte auch nicht lange, da hatte er ihn fast eingeholt. Kurz fragte er sich, wo seine Beute eigentlich hin wollte. Sie waren in einer kleinen Seitenstraße, die zwar spärlich beleuchtet war, aber dennoch zu den Orten gehörte, an denen man sich nachts lieber nicht allein blicken lassen sollte. Zumindest nicht als kleiner, hilfloser Mensch. Ein breites Grinsen zierte nun Kids Gesicht. Hier brauchte er sich wenigstens keine Sorgen zu machen, dass irgendjemand sie beobachten könnte. Wie vorausschauend von seiner Beute. Kid beschleunigte seine Schritte ein wenig und bog in die nächste Seitenstraße ab. Es bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten, den jungen Mann zu überholen und ihm in einer kleineren Seitengasse aufzulauern. Zumal ihm dessen Präsenz genau sagte, wo er sich befand und wann er an ihm vorbeikommen würde. Schon kurz darauf waren Schritte zu vernehmen, die sich Kid immer weiter näherten. Als sie schließlich an der kleinen Gasse vorbeilaufen wollten, machte Kid einen Schritt nach vorne und griff sich blitzschnell den Arm seiner überrumpelten Beute. Mit einem Ruck zog er sie zu sich in die vom Licht der flackernden Straßenlaterne kaum erhellte Gasse und drückte den jungen Mann im nächsten Augenblick mit gemäßigter Kraft gegen die nächstbeste Häuserwand. „So sieht man sich wieder.“, sagte Kid mit Unheil verkündender Stimme und starrte mit feurigem Blick in die grauen, vor Schreck geweiteten Augen seines Gegenüber, in denen deutlich Panik zu sehen war. Diesen Anblick genießend leckte Kid sich über die Lippen. Allein dieser Blick war die Verfolgung schon wert gewesen. „Du?“, hauchte Law ungläubig, hatte er doch nicht damit gerechnet, dem Mann, den er vor wenigen Stunden beinahe umgerannt hätte, noch einmal zu begegnen. „Ich.“, antwortete Kid und festigte den Griff um den Oberarm Laws ein wenig. Dieser zischte bei der festen Umklammerung schmerzhaft auf und versuchte sich aus dem Griff zu befreien. „Was soll der Mist?! Lass mich los!“, zischte Law gereizt und durch den Alkohol in seinem Blut mutiger, als er es unter anderen Umständen gewesen wäre. Doch die Hand um seinen Arm lockerte ihre Umklammerung kein Stück. Wütend fasste er mit seiner anderen Hand nach der großen Pranke Kids und versuchte sie weg zu zerren, doch auch das misslang ihm auf ganzer Linie. Stattdessen fing nun Kid Laws freie Hand ohne irgendwelche Probleme ein und pinnte auch diese an der Fassade des Hauses fest. Nun ein gutes Stück in seiner Bewegungsfreiheit beraubt, zog und zerrte Law an seinen Armen um wieder frei zu kommen. Doch auch dieser Versuch war nicht von Erfolg gekrönt und aufgebracht giftete er Kid an: „Was willst du eigentlich von mir?!“ Kid beobachtete die unnützen Befreiungsversuche mit gewissem Amüsement. Natürlich würde Law es nicht schaffen, von ihm frei zu kommen, solange er es nicht zuließ. Es bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten, den zappelnden Körper unter Kontrolle zu halten, war seine Kraft doch bei weitem größer, als die eines einfachen Menschen. „Was ich von dir will?“, ging er schließlich auf die gestellte Frage ein: „Zuerst mal die Entschuldigung, die du mir noch schuldest.“ Breit grinsend kam er Law noch ein Stück näher und taxierte ihn immer noch mit seinem fesselnden Blick. „Darauf kannst du lange warten! Und jetzt lass mich gefälligst los und verzieh dich!“ Der Zorn in ihm nahm ein ganz neues Ausmaß an und es war Law unbegreiflich, warum es ihm in der Nähe Kids so schwerfiel, seine sonstige Ruhe zu wahren. Es schien ihm, als würde ein Blick in die faszinierenden Bernsteine des Hünen genügen, um ein Feuer in seinem Inneren zu entfachen, dessen Kontrolle ihm nicht unterlag. Er kannte diesen Mann nicht, doch er übte eine Anziehung auf ihn aus, die Law nicht verstehen konnte. Gleichzeitig wusste er schon seit ihrer ersten Begegnung, dass Kid ebenso Gefahr bedeutete. Sämtliche seiner Instinkte warnten ihn vor dieser Person, als wüssten sie, welch einem Wesen er da gegenüberstand. „Mutige Worte für jemanden in deiner Lage. Aber ich glaube nicht, dass du in der Position bist, mir Befehle zu erteilen.“, schnurrte Kid ihm schon beinahe entgegen. Dieses Feuer gefiel ihm, sehr sogar. Und es weckte ein Begehren in ihm, welches Kid schon eine ganze Weile nicht mehr verspürt hatte. Die Lust zu jagen. Er wollte seine Beute jagen, sie fangen und sie sich gefällig machen. Wie lange nur hatte er diese Gelüste nicht mehr verspürt? Mindestens seit sie ihn verbannt hatten. Doch auch davor schon war er lange Zeit kaum jemanden begegnet, der sein Interesse derart wecken konnte. Und nun sollte tatsächlich ein Mensch geschafft haben, was weder Dämonen noch Dämoninnen vermochten? Ob das wohl Auswirkungen seines Aufenthaltes zwischen diesen schwächlichen Wesen waren? Dann wurde es nur umso dringender in seine Heimat zurückzukehren. Allerdings nachdem sein Spiel mit seiner Beute beendet war. „Glaub ja nicht, dass du mich mit diesem Blick einschüchtern kannst!“, entgegnete Law, der das Aufblitzen in Kids Augen als kein gutes Zeichen sah. Woran auch immer dieser gedacht hatte, Law wollte es nie erfahren. Bedauerlicherweise war sein Gegenüber nämlich doch ziemlich einschüchternd. Allein seinem Stolz – und dem bisschen Alkohol in seinem Blut – verdankte es Law, dass er überhaupt noch Worte fand und den Mut, diese auszusprechen. Hätte er gewusst, wie sehr er Kids Interesse an ihm damit noch steigerte, hätte er augenblicklich den Mund gehalten. „Ach, tatsächlich?“, fragte Kid. Wie Schade nur, dass er die Angst riechen konnte. Aber das musste Law ja nicht unbedingt wissen. So langsam erreichte wohl auch dieser Mensch das Ende seines Mutes. Aber das war zu erwarten gewesen. Dennoch interessierte es ihn zu wissen, wie lange Law es noch zu verstecken versuchte. „Mal sehen, ob wir das nicht ändern können.“ Ein breites Grinsen schlich sich auf Kids Lippen, als er die beiden Arme Laws über dessen Kopf zusammenführte und nun nur noch mit einer seiner Pranken an Ort und Stelle hielt. Sofort verstärkte Law seine Gegenwehr wieder, die Unheil verkündenden Worte ließen das Blut in seinen Adern gefrieren. Was hatte Kid vor? Das Ergebnis blieb allerdings dasselbe wie schon zuvor. Noch immer war es ihm unmöglich dem festen Griff zu entkommen. Zudem musste er mit Entsetzen feststellen, dass Kid ihm noch ein wenig näher gekommen war und dessen freie Hand sich nun an sein Kinn gelegt hatte, seinen Kopf ein Stück zur Seite drehte. Gleichzeitig drängte sich ein Bein zwischen die seinen und übte nun auch dort Druck aus. Kid näherte sich Laws Ohr, ehe er seine Zunge vorwitzig über die Muschel gleiten ließ. Sein heißer Atem bescherte Law eine Gänsehaut. „So schwach und wehrlos.“, hauchte Kid fast sanft in Laws Ohr und wanderte mit seinen Lippen hinunter zur Kinnlinie und weiter seinen Hals an der Schlagader entlang. Auf Höhe der Mitte hielt er an und knabberte ein wenig an der weichen Haut, biss einmal leicht hinein und leckte anschließend entschuldigend darüber. Deutlich spürte er Laws steigenden Puls, wie sein Blut immer schneller durch den Körper gepumpt wurde. „Was ich nun alles mit dir anstellen könnte?“ Laws Atmung beschleunigte sich und nun konnte Kid die Panik deutlich sehen. Gierig leckte er sich über die Lippen, genoss noch für einen Moment den berauschenden Anblick. „Nun bist du wohl nicht mehr so mutig, was?“ Gehässig funkelten seine Augen und sein Grinsen ließ deutliche Überlegenheit erkennen. Law fühlte den Zorn wieder in sich aufsteigen, die Angst ein wenig verdrängen. Und als er plötzlich warme, weiche Lippen auf den seinen spürte, wie sie sich verlangend entgegen drückten, da dachte er gar nicht weiter nach, sondern biss zu. Zischend löste sich Kid von ihm und starrte Law einen Moment erbost an. Aber dann leckte er sich einfach nur das Blut von der Lippe und fand zu seinem Grinsen zurück. „Wag das ja nicht noch einmal!“, giftete Law und erwiderte das Grinsen mit zornfunkelndem Blick. Doch die Panik saß noch immer in seinem Körper, zwar für kurze Zeit zurückgedrängt, aber schleichend breitete sie sich wieder aus. Diesmal sollte sie jedoch nicht die Oberhand gewinnen und Law versuchte verzweifelt zu seiner sonstigen Maske zurückzufinden. „Du traust dich also noch immer, mir Befehle zu geben?“ Weiterhin hielt Kid Laws Kinn fest und sah in die grauen Iriden. Es wäre so leicht, nun weiter zu gehen. Aber fürs erste hatte er bekommen, was er wollte. „Aber keine Sorge, ich habe nicht vor, dich zu etwas zu zwingen. Nein, du wirst dich mir freiwillig hingeben. Du wirst darum flehen.“ Die verheißungsvollen Worte stießen bei Law jedoch nur auf Unglaube. „Freiwillig? Träum weiter!“ Diese Vorstellung war absurd. Law war froh, wenn er seinen Gegenüber nie wiedersehen musste! Die Selbstsicherheit Kids gefiel ihm allerdings nicht. Er schien tatsächlich von seinen Worten überzeugt zu sein. „Du wirst schon sehen. Bald schon wirst du an nichts anderes mehr denken können, als an mich.“ Dafür würde Kid schon Sorge tragen. Auch wenn Law jetzt noch zweifeln mochte, er würde schon sehr bald feststellen, dass Kid Recht behielt. „Glaub mir, ich bin eine sehr einprägende Persönlichkeit.“ Das hingegen glaubte Law ihm definitiv. Diesen Abend hier würde er vermutlich nicht so schnell vergessen. Doch etwas sagte ihm, dass Kid nicht diese Art ihm in Erinnerung zu bleiben meinte. Auch Law hatte die Zeit über den Augenkontakt nicht gebrochen und bei Kids letzten Worten schien es ihm für einen Moment so, als hätte er diese faszinierenden Bernsteine kurz rot aufleuchten sehen. Dann jedoch war er sich sicher, dass seine Augen ihm einen Streich gespielt hatten. In einer solchen Situation kaum verwunderlich. „Bevor ich nun allerdings gehe“, riss Kid Law aus seinen Gedanken und allein die Aussicht, diesen Kerl bald hoffentlich los zu sein, erleichterte ihn ungemein: „Wüsste ich wirklich gerne deinen Namen.“ Law glaubte einen Moment sich verhört zu haben. Meinte sein Gegenüber das gerade ernst? „Vergiss es!“ Soweit kam es noch, dass er diesem Mistkerl seinen Namen verriet! „Mh, schade. Aber gut, dann eben nicht.“ Damit ließ Kid Law endlich los, der sich augenblicklich die schmerzenden Handgelenke rieb und erst mal auf ein paar Meter Abstand ging. Doch Kid hatte sich bereits umgedreht und war dabei zu gehen. „Wir sehen uns schon bald wieder. Verlass dich drauf.“ Er schenkte Law noch einen letzten Blick, bevor er endgültig verschwand und auch Law sich so schnell wie möglich auf den Weg zu seiner Wohnung machte. Für diesen Abend hatte er definitiv genug erlebt und er hoffte wirklich, dass er diesen Kerl nie wieder sehen musste. Kapitel 2: Nächtliches Verlangen -------------------------------- Zwei Wochen waren seit dem Aufeinandertreffen von Law und Kid vergangen. Seit dieser Nacht hatte Law den Unbekannten nicht mehr gesehen und alles versucht, ihn zu vergessen. Doch schien es unmöglicher, je mehr Tage verstrichen. Law wollte es nicht wahrhaben, aber Kid behielt mit seinem Versprechen wohl Recht. Er konnte kaum mehr an etwas anderes denken, als an diesen seltsamen, bedrohlich wirkenden Mann mit den faszinierenden Bernsteinen. Ständig schlich sich sein Bild in Laws Gedanken und selbst dort war es ihm, als würden Kids Augen ihn in ihren Bann ziehen. Es war gleich wo er war, es war egal, was er tat, ständig lenkten ihn seine Gedanken ab und schweiften unwillkürlich zu dem rothaarigen Hünen. Wenn er nun wenigstens mit Hass oder Abscheu an ihn denken würde, könnte er es vielleicht noch hinnehmen. Doch so sehr er auch in sich hinein hörte, er konnte keinerlei negative Gefühle für diesen Mann wahrnehmen. Das alles machte ihn nervlich ziemlich fertig und so war er von Tag zu Tag zunehmend gereizter, worunter vor allem seine Umwelt leiden musste. Zusätzlich hatte er seit einigen Tagen nun auch noch das unangenehme Gefühl verfolgt zu werden. Ständig spürte er Blicke in seinem Rücken und ihm war, als gäbe es dort eine Präsenz, so dominant und vereinnahmend, dass er sie kaum übersehen und schon gar nicht ignorieren konnte. Er wusste, wem er diese Ausstrahlung zuzuordnen hatte, doch wenn er sich umdrehte, konnte er ihn nirgendwo ausmachen. Es war zum verrückt werden! Auch an diesem Tag fühlte er auf seinem Heimweg wieder diese brennenden Blicke in seinem Rücken. Ruckartig blieb er stehen und drehte sich um, die Beschwerden des Fußgängers, der dabei fast in ihn rein gelaufen wäre, ignorierend. Aber auch dieses Mal war die feuerrote Mähne nirgendwo auszumachen und frustriert setzte er seinen Weg fort. Wurde er vielleicht tatsächlich verrückt? Drehte er langsam aber sicher durch? Das durfte doch alles nicht wahr sein! Wundern täte es ihn allerdings nicht, denn neben dem ganzen alltäglichen Stress schlief er in letzter Zeit auch noch furchtbar schlecht. Nicht einmal im Schlaf verschonte ihn dieser Kerl und geisterte schon seit ihrer letzten Begegnung durch seine Träume. Träume, von denen er selbst nicht sagen konnte, wie sie zustande kamen und die ihm die Schamesröte ins Gesicht trieben. Nicht selten wachte er mitten in der Nacht schweißgebadet und mit einem drängenden Problem in der Hose aus diesen Träumen auf. Und jedes Mal wieder fragte er sich, wie sein Unterbewusstsein nur solche Szenarien fabrizieren konnte und das ausgerechnet mit dieser Person! Seufzend lief Law weiter die vollen Straßen entlang und war nur zu froh, als er endlich seine Wohnung erreichte. Völlig fertig sank er auf seine Couch und war einfach nur erleichtert, den Tag hinter sich gebracht zu haben. Kid hatte die Szene auf der Straße interessiert beobachtet. Er folgte Law nun schon eine ganze Weile und nur seine übermenschliche Schnelligkeit war der Grund, weshalb er noch nicht entdeckt wurde. Dennoch war Kid sich ziemlich sicher, dass Law genau wusste, wer ihn seit geraumer Zeit verfolgte. Mittlerweile hatte er auch herausgefunden, wer seine Beute genau war. Wie zu erwarten, stellte sich das als nicht sonderlich schwierig heraus. Da er Laws Präsenz ja mittlerweile kannte, war es ein leichtes gewesen, seine Wohnung zu finden. Der Rest hatte sich einfach ergeben. Ebenso hatte Kid natürlich bemerkt, dass Laws Laune beständig schlechter wurde und er konnte sich denken, woran das lag. Es erheiterte Kid zu wissen, welchen Einfluss er bereits auf Law ausübte und er wollte nicht mehr lange warten, bis er ihm erneut gegenübertrat. Schon bald würde er sich seine Beute schnappen, er hatte bereits lange genug gewartet. Spät in der Nacht saß Kid auf dem Dach eines Hauses und sah aufmerksam durch das Fenster gegenüber, hinein in ein gemütliches Schlafzimmer. Kühler Wind umspielte sein Haar und ein leichter Nieselregen hatte zwischenzeitlich eingesetzt, doch Kid registrierte diese Umstände nicht einmal. Zu gefesselt war er von dem Anblick, der sich ihm bot. Law, welchem genanntes Schlafzimmer gehörte, lag schlafend in seinem Bett und bewegte sich unruhig. Sein Atem ging schneller als gewöhnlich und seine Haut glänzte feucht vom Schweiß. Grinsend beobachtete Kid ihn, wusste nur zu gut, wovon Law gerade träumte. Schließlich war er es, der seinem Objekt der Begierde diese Träume schenkte. Und es begeisterte ihn zu sehen, welche Wirkung sie auf Law hatten. Zu sehen, wie Law schweißgebadet aus seinem Schlaf erwachte und sich ein ums andere Mal fragte, wie diese Träume zustande kamen, verlieh ihm ein prickelndes Gefühl der Genugtuung und es erregte ihn ungemein. Während er sich die letzten Nächte allerdings mit seiner Hand zufrieden gegeben hatte, wollte er diese Nacht mehr. Er konnte nicht länger warten. Leichtfällig erhob Kid sich aus seiner sitzenden Position und machte einen weiten Satz hinüber zum Fenster von Law. Jenes war gekippt und Kid nahm es schon fast als Einladung, ihm das Eintreten ins Zimmer so leicht zu machen. Nicht, dass ein gänzlich geschlossenes Fenster ihn aufgehalten hätte. Nur kurz darauf stand Kid im Zimmer, das vom zunehmenden Mond am Himmel spärlich beleuchtete wurde und warf erneut einen Blick auf den noch immer schlafenden Law. Wurde Zeit, dass er aus seinem Traum erwachte. Nur kurz darauf schreckte Law tatsächlich hoch und musste erst einmal sein wild schlagendes Herz beruhigen. Frustriert verbarg er seinen Kopf in den Händen als er realisierte, was erneut geschehen war, das Pochen in seinen Lenden dabei so gut wie möglich ignorierend. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Wieso nur träumte er andauernd so einen Schwachsinn?! Und warum musste sein Körper auch noch drauf reagieren? Seufzend beschloss er, erstmal eine kalte Dusche zu nehmen und sich somit seines Problems zu entledigen, als er ein leises Geräusch vernahm und sich erschrocken zu der Quelle umdrehte. Sein Puls beschleunigte sich erneut und seine Pupillen waren vor Schreck geweitet, als er erkannte, dass sich tatsächlich jemand in seinem Zimmer befand. „D-du?! Wie bist du hier rein gekommen? Und woher weißt du überhaupt, wo ich wohne?!“ Mit einem beklemmenden Gefühl sah Law zu dem Eindringling, der mit verschränkten Armen und breitem Grinsen an der Wand neben seinem Fenster lehnte und ihn stumm beobachtete. Wie lange stand er wohl schon dort? „So viele Fragen…“ Grinsend stieß sich Kid von der Wand ab und kam langsam auf das Bett zu. Law rutschte instinktiv ein Stück zurück, als Kid sich in Bewegung setzte, ehe er sich zum Nachttisch drehte, um sich das Telefon greifen und den Notruf wählen zu können. Doch bevor er es zu packen bekam, hatte Kid es schon in der Hand und Law fasste ins Leere. Abrupt hielt er in der Bewegung inne und sah mit großen Augen zu seinem ungebetenen Gast auf. „W-wie bist du so schnell…?“ Der Schock war Law deutlich anzusehen und sein Gemütszustand besserte sich nicht, als er plötzlich metallisches Knirschen hörte und ungläubig zusehen musste, wie sein Telefon komplett zerstört zu Boden fiel. „Was bist du?“, hauchte Law, der kurzzeitig daran zweifelte, ob er überhaupt wirklich wach war. Womöglich war das ganze hier nur ein Traum? Doch dafür fühlte es sich einfach zu real an. Das dunkle Lachen, das plötzlich erklang riss Law aus seiner Schockstarre. Schnell strampelte er sich die Decke von den Beinen und wollte auf der anderen Seite aus dem Bett steigen, als Kid auch schon wieder vor ihm stand. „Wohin denn so eilig?“, fragte er süffisant amüsiert und Law könnte sich darüber aufregen, wäre er gerade nicht wie erstarrt. Was ging hier nur vor sich? Wie konnte ein Mensch so schnell sein? Träumte er vielleicht doch noch? Langsam rutschte Law im Bett zurück, Kid dabei nicht aus den Augen lassend. Was sollte er nur tun? Grinsend beobachtete Kid das Minenspiel Laws. Zu sehen, wie Panik, Verwirrung und Unglaube sich abwechselnd in den sturmgrauen Iriden widerspiegelten, war äußerst amüsant. Doch deshalb war er nicht hier. Blitzschnell packte er sich Laws Arm, bevor dieser einen erneuten Versuch unternehmen konnte zu türmen und drückte ihn zurück in die Matratze. Nur einen Augenblick später kniete er über Law. Dieser war so überrumpelt, dass er sich einen Moment lang nicht rührte, ehe er langsam realisierte, in was für einer Situation er sich befand. Schon wieder befand er sich in der Gewalt dieses Mannes, unfähig sich zu rühren. Diese Hilflosigkeit gefiel ihm allerdings überhaupt nicht und eine lodernde Wut machte sich in ihm breit. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass es in diesem Moment angemessener wäre, Angst zu haben, doch davon spürte er augenblicklich nichts. Nur erneut diese zehrende, lodernde Wut über seine Machtlosigkeit, die jegliche Furcht im Keim erstickte. „Was fällt dir eigentlich ein?! Runter von mir und verschwinde aus meiner Wohnung!“ Seine Stimme war mühsam ruhig, doch der scharfe Unterton zeigte deutlich, dass er es ernst meinte. Kid hatte dafür jedoch nur ein leises Lachen übrig. „Gehen? Ich bin doch gerade erst gekommen.“ Innerlich musste Kid diesem Menschen tatsächlich ein wenig Respekt zollen. Dass er noch immer den Mut fand, so mit ihm zu reden, erstaunte ihn ein wenig. Die meisten Menschen wären in einer solchen Situation längst starr vor schierer Panik gewesen. Doch Law hatte sich noch immer beinahe perfekt unter Kontrolle. Selbst er musste schon genau hinschauen, um ihm sein Unwohlsein ansehen zu können. Ob er sich wohl bewusst war, wie gut er seine Mimik beherrschte? Seine Stimme hatte ebenfalls kaum gezittert. Das bisschen, das sich heraushören ließ, könnte man jedoch gut und gerne auch seiner Wut zuschreiben. Ja, dieser Mann war durchaus ein interessantes Exemplar. Aber genau deshalb hatte er ihn ja auch ausgewählt. „Es ist mir gleich, ob du gerade erst gekommen bist! Du hast hier nichts verloren, also verschwinde! Oder ich rufe die Polizei!“, zischte Law, dem es gar nicht gefiel wie er angesehen wurde. Dieser Blick aus bernsteinfarbenen Augen war… unbeschreiblich. Das Verlangen, das darin zu sehen war, ließ ihn schwer Schlucken und die Intensität dieses Blickes jagte ihm Schauer über den Rücken. Gleichzeitig strahlten diese Augen eine Gefahr aus, die ihn ängstigen sollte. Doch aus ihm unerklärlichen Gründen, zog sie ihn an, machte ihn neugierig und einen kurzen Moment stieg in ihm das Verlangen auf, mit dem Feuer zu spielen, auch auf die Gefahr hin, dass er sich verbrannte. „Bist du dir sicher, dass du mich rausschmeißen willst?“, raunte die Stimme über ihm und riss ihn aus seinen vernebelten Gedanken. Augenblicklich schallte sich Law einen Narren, auch nur eine Minute an so etwas Absurdes gedacht zu haben. „Ja, ich bin mir sicher!“ Warum nur hatte er das Gefühl, nicht einmal selbst von diesen Worten überzeugt zu sein? „Das wäre aber Schade. Denk doch nur an all den Spaß, den wir zusammen haben könnten…“ Und plötzlich waren sie wieder da. Die Bilder aus seinen Träumen. Sie spielten sich in seinen Gedanken ab wie ein Film und es war ihm unmöglich, sie beiseite zu schieben, gar zu ignorieren. „Hör… hör auf!“ Diese Bilder sollten verschwinden! Bedauerlicherweise merkte er nämlich deutlich, wie sein Körper darauf ansprang, dieser miese Betrüger! Law kniff die Augen fest zusammen, versuchte an etwas anderes zu denken und gleichzeitig endlich aus diesem fesselnden Griff zu entkommen. Doch nichts davon wollte gelingen. Kid grinste noch immer, amüsierte sich über diese nutzlosen Versuche ihm zu entkommen und genoss gleichzeitig wie Law im Zwiespalt mit seinem Körper stand. Dieser schien ihm nämlich ganz offensichtlich nicht abgeneigt. Kurzerhand umschloss Kid Laws Arme, die dieser immer noch zu befreien versuchte, mit einer Hand, um die zweite frei zu haben. Derweil beugte er sich näher zu ihm, um auch ja keine Regung seines Gesichtes zu verpassen, als Kids zweite Hand auf Wanderschaft über den sich wehrenden Köper ging und dabei wie zufällig über die sich bildende Erektion strich. Als Law die Berührung in seiner Intimzone spürte, riss er geschockt die Augen auf und blickte sofort in zwei feurige Bernsteine, die auf einmal viel zu nah waren. „Glaubst du wirklich, ich würde das hier nicht bemerken?“, gurrte Kid und strich erneut über Laws Erregung. Dieser versuchte ein Keuchen zu unterdrücken und warf Kid bloß einen wütenden Blick zu. Der ließ sich davon allerdings nicht beirren, sondern machte einfach weiter, ließ seine Hand über den sehnigen Körper gleiten und genoss das Gefühl der warmen Haut unter seinen Fingern. Dann beugte er sich noch ein Stück weiter runter und ließ seine Zunge über Laws Hals tanzen, zog eine feuchte Spur bis hin zum Kiefer und knabberte anschließend fast schon zärtlich an dessen Ohrläppchen. Law wusste nicht wie ihm geschah. Er lag hier, in seinem Bett, unter dem Mann, der ihn in seinem eigenen Zimmer überfallen hatte und ließ dessen Berührungen über sich ergehen. Doch statt, dass sie ihm zuwider waren, entfachten sie eine unbekannte Hitze in seinem Inneren, die sich an zwei Punkten seines Körpers in beinahe unerträglichem Maß konzentrierte: seinem Kopf und seinem Unterleib. Zusätzlich waren dort auch immer noch diese Bilder in seinem Kopf, denen er einfach nicht entkommen konnte. Er und sein Gegenüber. Nackt. Auch dort erkundeten Kids Hände jede Stelle seines Körpers und wo sie waren, hinterließen sie eine brennende Wärme, die ihn unglaublich erregte. Als würde sein Körper in Flammen stehen und dennoch nicht schmerzhaft. Es waren die widersprüchlichsten Gefühle, die er dabei wahrnahm. Die Art und Weise wie Kid ihn küsste, hatte ihn in seinen Träumen jedes Mal aufs Neue wahnsinnig gemacht und einmal hatte er sich tatsächlich gefragt, ob er wirklich so gut küssen könne, sich diesen Gedanken dann jedoch rigoros verboten. Doch nun war dieser Gedanke wieder da und er erwischte sich selbst dabei, wie er beinahe schon fasziniert auf die dunkel geschminkten Lippen starrte. Doch lange konnte er drüber nicht nachdenken, da spürte er auch schon die weichen Lippen auf seinen, wie sie sich bewegten, eine Zunge über seine Lippen fuhr und Einlass forderte. Ohne weiter zu denken gewährte Law es ihr und spürte die warme Zunge sogleich in seinem eigenen Mund, wie sie die seine zu einem heißen Kampf herausforderte, den er schon zu Beginn ganz offensichtlich nur verlieren konnte. Nun konnte er ein Keuchen nicht mehr verhindern. Was machte dieser Mann da nur mit ihm?! Kid selbst versank ebenfalls in diesem Kuss, ohne dies wirklich beabsichtigt zu haben. Wann hatte ihn ein einfacher Kuss nur zuletzt so angemacht, ja, angestachelt? Er konnte es nicht mehr sagen, aber dieser Kuss allein war beinahe schon purer Sex. Er fühlte seine Beherrschung dahin schmelzen, je länger er andauerte und seine Instinkte gewannen langsam die Oberhand. Er wollte diesen Mann, er wollte ihn so unbedingt. Er brauchte ihn! Jetzt! Doch er rief sich zur Räson, wollte sein kleines Spiel noch ein wenig länger spielen und war selbst überrascht, über die Selbstkontrolle, die er aufbringen konnte. Dennoch unterbrach er den Kuss noch nicht, sondern intensivierte ihn sogar noch ein wenig. Als er spürte, dass Law darauf einging, ließ er endlich dessen Hände los, die sich auch nur einen Sekundenbruchteil später in seine rote Mähne krallten, um ihn noch näher zu ziehen. Seine eigenen Hände ließ er derweil unter das zwischenzeitlich nass geschwitzte Schlafshirt Laws gleiten und fuhr über die Brust, hin zu den Seiten und dort nach oben. Anschließend streichelte er leicht über die Brustwarzen, was Law ungewollt zucken ließ. Das war der Moment, in dem er den Kuss löste und mit Genugtuung das Bild betrachtete, dass sich ihm bot. Law lang schwer atmend unter ihm, die Wangen in ein zartes rot getaucht und der Blick vor Erregung verschleiert. Gierig leckte er sich die Lippen, doch dann richtete er sich ein Stück auf, zog die Hände unter dem Shirt hervor und stemmte sie neben Laws Kopf in die Matratze. Seine Augen funkelten hinterlistig, als er Laws Blick einfing. „Bist du immer noch sicher, dass ich gehen soll?“ Law starrte Kid nur an, als die Frage langsam in seinem vernebelten Verstand ankam. Wollte er, dass er ging? Nein, definitiv nicht! Sollte er sich auf diese Situation einlassen? Das wusste er nicht. Das Ganze war so falsch, aber dennoch fühlte es sich so richtig an. Was also tun? Zumal es gewaltig seinen Stolz ankratzen würde, jetzt zuzugeben, dass er wollte, dass sein Gast bleibt. Ihn nun aber ziehen zu lassen würde er vermutlich ebenso bereuen. Was eine verdammte Zwickmühle! Law schloss die Augen, um dem stechenden Blick aus glühenden Bernsteinen zu entkommen, und versuchte seinen schnellen Atem ein wenig zu beruhigen. Dann allerdings zuckte ein Gedanke durch seinen Geist, den er zuvor schon einmal hatte. Diese Schnelligkeit und Kraft, die sein Gegenüber aufwies, das konnte doch alles nur ein Traum sein. Das war die einzige Erklärung. Und wenn dem tatsächlich so war, dann konnte er sich doch auch einfach darauf einlassen? Selbst wenn er sich morgen dafür hassen sollte, es war ja nicht einmal real. Dieser Gedanke, diese Ausrede, ließ seine Stimme an Festigkeit gewinnen, als er die Augen aufschlug, die Frage verneinte und ihn zum Bleiben aufforderte. Doch entgegen seiner Erwartungen machte Kid nicht dort weiter, wo er aufgehört hatte. Stattdessen sah er ihn noch einen Moment mit diesem unverschämten Grinsen an: „Bist du dir sicher?“ Law ließ sich davon jedoch nicht provozieren, sondern antwortete ohne jeden Zweifel: „Selbstverständlich!“ Dann griff er erneut in die wilde Mähne und zog ihn zu sich runter, ehe er seine Lippen auf Kids presste. Ein wilder, hungriger Kuss entbrannte, aus dem sich beide schließlich keuchend lösten. Auch Kid ließ der Kuss nicht kalt und so beschloss er, endlich zu einem Ende zu kommen. Er hatte nun wirklich lange genug gewartet. Und so zog er Law schon im nächsten Moment sein Oberteil über den Kopf und begutachtete begierig die entblößte Brust. Lustvoll küsste er Laws Bauch und verteilte anschließend kleine Küsse auf seinem Oberkörper, bis hinauf zu den Brustwarzen, wo er eine von ihnen in den Mund nahm, an ihn leckte und saugte. Die andere verwöhnte er mit der Hand und entlockte Law somit einige lustverhangene Laute, die Kid wie Stromstöße durch den Körper jagten, direkt zu seiner Mitte. Kurz drauf fühlte er die Hände des anderen unter seinem eigenen Shirt und wie es ihm kurz darauf über den Kopf gezogen wurde. Nur kurz darauf folgten Laws Hose und Shorts. Während Kid Law in einem weiteren intensiven Kuss gefangen hielt, fischte er aus seiner Hosentasche eine Tube Gleitgel. Law gab sich komplett dem berauschenden Gefühl dieses unglaublichen Kusses hin und dem Gefühl der festen, kräftigen Muskeln unter seinen Fingern. Erst als er einen Finger an seinem Eingang spürte, kam Law ein Stück zurück in die Realität und er versuchte sich möglichst zu entspannen, als der einzelne Finger langsam in ihn eindrang. Der leichte Schmerz ließ sich gut ignorieren, zumal ihn Kids andere Hand an seinem Gemächt wunderbar davon ablenkte. Allerdings schien dieser langsam ein wenig ungeduldig zu werden, denn der zweite Finger folgte schon kurz darauf und weit weniger sanft. Diesmal konnte Law ein leises Aufhissen nicht verhindern, was Kid nicht zu entgehen schien, denn er drückte fast schon entschuldigend einen sanften Kuss auf seine Lippen. Anschließend begann er vorsichtig damit, seine Finger scherenartig zu bewegen. Auf den zweiten folgte dann auch schon der dritte Finger und schon bald war es Law, dem es nicht mehr schnell genug gehen konnte. Ihm war schon wieder so unglaublich heiß und er war sich sicher, zu verbrennen, sollte Kid nicht bald etwas dagegen unternehmen. Sein Schwanz schmerzte bereits, so erregt war er. Doch Kid schien kein Einsehen zu haben, bewegte nur immer weiter seine Finger in ihm, stachelte ihn so weiter an. Doch das war nicht genug. Bei weitem nicht! „Zur Hölle, fick mich endlich!“, zischte Law und begann sogleich an der Hose zu nesteln, die sein Gegenüber ja noch immer trug. „Hast du‘s so eilig?“, fragte Kid spöttisch, zog allerdings augenblicklich seine Finger zurück, und entledigte sich endlich seiner Hose und Shorts. Dann positionierte er sich vor Law, beugte sich zugleich näher zu seinem Ohr und leckte einmal über die Muschel. „Eustass Kid.“, hauchte er. Verwundert und ein wenig sauer, dass er ihn immer noch hin hielt wandte Law ihm den Kopf zu: „Was?“ Kid allerdings grinste nur: „Mein Name. Ich will, dass du ihn schreist, wenn du kommst!“ Noch ehe Law die Worte vollständig realisierte, drang Kid auch schon mit ganzer Länge in ihn ein und Law entwich trotzt Vorbereitung ein schmerzlicher Schrei. Kid hielt kurz inne, wartete, bis Law sich wieder gefangen hatte, ehe er anfing sich in festem und schnellem Tempo zu bewegen. Der Schmerz, den Law zu Beginn gespürt hatte, wandelte sich schnell zu Lust und als Kids Hand sich dann auch noch um seinen Schwanz kümmerte, konnte er nicht mehr anders, als all seine Lust hinaus zu stöhnen. Verzweifelt versuchte er halt zu finden, indem er sich in Kids Rücken krallte, als diese unbeschreiblichen Gefühle ihn zu übermannen drohten und hinterließ dabei zahlreiche rote Striemen. Kid schien das jedoch wenig zu stören und er machte einfach weiter. Diese Enge um ihn herum war einfach unglaublich und er fühlte deutlich, wie er seinem Höhepunkt beständig näher kam. Auch Law merkte, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Nach zwei weiteren Stößen ergoss er sich schließlich in Kids Hand, wie gewünscht seinen Namen dabei schreiend, und sank anschließend erschöpft auf die Matratze. Nun verloren auch Kids Stöße langsam an Rhythmus und Law öffnete die Augen, sah Kid ins Gesicht als dieser zu seinem Höhepunkt kam. Doch als dieser die Augen aufmachte, verschlug es Law die Sprache. Schon wieder sahen ihm leuchtend rote Augen entgegen und diesmal war er sich sicher, sich das nicht einzubilden. Fasziniert konnte er kaum den Blick abwenden, doch dann schüttelte er nur über sich selbst den Kopf. Das war kaum das Verrückteste, das in diesem Traum vor sich ging. Kid derweil versuchte wieder zu Atem zu kommen. Das war gut gewesen. Besser als mit allen Dämoninnen zuvor und erneut fragte er sich, wie ein Mensch erreichen konnte, was nicht einmal Wesen seiner Art geschafft hatten. In ihm hatte sich eine tiefe Ruhe ausgebreitet, die er so zuvor nie bei sich festgestellt hatte und er fühlte sich befriedigt wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Langsam streckte er die Hand nach Law aus, legte sie an seine Wange und küsste ihn zum gefühlt hundertsten Mal diese Nacht. Doch er konnte es einfach nicht lassen. Es war, als würden diese Lippen ihn magisch anziehen. Am liebsten würde er sich nun neben Law legen und einfach nur an seiner Seite schlafen. Doch dann rief er sich zur Räson. Er hatte bekommen, was er wollte. Es wurde Zeit zu gehen. So schenkte er Law einen letzten Blick und zog sich schließlich schweigend an. Auch Law sagte nichts und so drehte Kid sich nur noch einmal um, als er am Fenster stand, ehe er hinaus in die dunkle Nacht verschwand. Law sah ihm noch lange hinterher, starrte aus dem Fenster und wusste nicht, was er fühlen oder denken sollte. Schließlich driftete er in einen traumlosen Schlaf, ohne es überhaupt zu bemerken. Als Law am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich seltsam. „Was für ein merkwürdiger Traum…“ Noch immer nicht ganz wach, vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und wollte gar nicht mehr an den Unsinn denken, den er die Nacht geträumt hatte. Eustass Kid… Als würde er sich jemals einem Mann wie ihm hingeben. Trocken lachte er auf. „Lächerlich!“ Seufzend fuhr sich Law durch die Haare und warf einen Blick auf seine Uhr. „Schon so spät?“ Überrascht erkannte er, dass es bereits nach Zehn Uhr war. So lange hatte er schon länger nicht mehr geschlafen. Doch gerade als er aufstehen wollte, fiel sein Blick auf etwas, das vor seinem Nachttisch auf dem Boden lag und urplötzlich wurde Law ganz flau im Magen. „Das ist doch… das kann nicht sein…“ Geschockt starrte er auf die zerstörten Überreste seines Telefons. Er konnte sich gut erinnern, wie der Mann in seinem Traum es mit bloßer Hand zerquetscht hatte. War das etwa doch kein Traum gewesen? Unmöglich! Wie sollte sowas real sein können? Frustriert schloss Law die Augen. Dann stand er auf, ohne dem Schrotthaufen auf seinem Boden einen weiteren Blick zuzuwerfen und ging in sein Bad. Eine Dusche würde ihm jetzt sicher gut tun. Doch nicht einmal das angenehm warme Wasser konnte das Bild von feurig roten Augen aus seinem Verstand löschen. Wer war dieser Mann nur gewesen? Kapitel 3: Wiedersehen ---------------------- Ein Jahr war seit dieser einen Nacht vergangen. Ein Jahr, das sich für Law fast endlos lang angefühlt und indem er Kid nicht wieder gesehen hatte. Zu Anfang war er sich unsicher gewesen, hatte vor sich selbst noch immer geleugnet, dass diese Nacht Realität gewesen war. Doch irgendwann hatte er eingesehen, was sein Gefühl ihm die ganze Zeit gesagt hatte und er musste sich selbst eingestehen, dass er es nicht bereute. Und dann hatte er angefangen zu hoffen. Zu hoffen, dass Kid noch einmal kommen würde, dass er wirklich Interesse an ihm hätte. Doch er kam nicht, nach Wochen nicht und auch nach Monaten nicht. Irgendwann hatte Law es dann aufgegeben. Dennoch gelang es ihm einfach nicht das Bild dieses Mannes aus seinem Gedächtnis zu tilgen. Ständig geisterten diese wunderschönen bernsteinfarbenen Augen durch seinen Verstand, wandelten sich zu rot leuchtenden Flammen und entfachten eine unglaubliche Hitze in ihm. Dann hatte er angefangen, seine Freizeit damit zu verbringen, durch die Stadt zu laufen, in der Hoffnung, irgendwo in der Menge an Menschen einen roten Haarschopf zu entdecken. Mittlerweile hatte er eingesehen, dass das lächerlich war. Selbst wenn er ihn zufällig irgendwo treffen sollte, was sollte er denn dann schon tun? Ganz offensichtlich war er für Kid ja nur ein Zeitvertreib für die Nacht gewesen, sonst hätte er sich wohl nochmal blicken lassen. Daran würde auch ein zufälliges Treffen nichts ändern. Dennoch konnte Law nicht verhindern, dass ihn dieser Gedanke schmerzte. Begreifen konnte er es trotzdem noch immer nicht ganz. Er sollte diesen Kerl nach allem was geschehen war doch eigentlich hassen, oder nicht? Dennoch schien wohl genau das Gegenteil geschehen zu sein. Es war erstaunlich, welche Ironie sein Leben doch immer wieder für ihn übrig hatte. Konnte ihm denn nicht einmal etwas Gutes wiederfahren? Aber Glück schien ihm ja ganz offensichtlich nicht vergönnt zu sein. Seufzend sah Law nach oben in den strahlend blauen Himmel. Trotz allem war er noch häufiger auf den Straßen unterwegs, als es vor dieser unerwarteten Begegnung der Fall gewesen war. Irgendwo schlummerte eben doch noch ein Funken Hoffnung, den er einfach nicht vernichtet bekam. Langsam ging Law weiter, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Wenn er doch nur irgendeinen Anhaltspunkt hätte, wo er mit seiner Suche beginnen konnte. Tokyo war gigantisch, wie sollte er da nur jemals eine einzelne Person finden, von der er absolut nichts wusste? So in Gedanken versunken schlenderte Law weiter durch die Straßen, ohne zu realisieren, wie schnell die Zeit verging. Erst als die Sonne langsam begann, sich dem Horizont anzunähern, merkte er, dass er bald den Heimweg antreten musste. Morgen war er dann lange in der Uni, aber wahrscheinlich würde ihn anschließend doch wieder ein wirres Gefühl nach draußen auf die Straße treiben. Und er würde wieder vergeblich seine Zeit verschwenden. Wie lange sollte das denn noch so weiter gehen? Doch gerade als Law um die Ecke biegen wollte, noch immer tief in Gedanken versunken, lief er plötzlich in jemanden hinein und landete unsanft auf dem Boden. Einen kurzen Moment sauer, dass heute offensichtlich so gar nicht sein Tag war, blickte er auf und sah in ein, von langen blonden Haaren umrahmtes, Gesicht. Die Augen wurden Großteils von einem Pony verdeckt und ein Halstuch verhüllte den Mund. „Sorry.“, sagte der Fremde mit ruhiger Stimme und reichte Law die Hand, um ihm hoch zu helfen. „Schon gut. War meine Schuld.“, entgegnete Law und ergriff nach kurzem Zögern die Hand. Mit einer Kraft, die er diesem schlanken Mann nie zugetraut hätte, wurde er schließlich wieder auf die Beine gezogen und einen Moment schaute er den Unbekannten überrascht an. Nach einem kurzen Danke schob er sich schließlich an ihm vorbei, um endlich wieder seinen Heimweg anzutreten. Auch für Kid war das vergangene Jahr nicht einfach gewesen. Auch wenn er zu Anfang nie geglaubt hätte, dass es ihm jemals so schwer fallen würde einen einfachen Menschen zu vergessen. Doch so war es und er konnte nichts dagegen tun. Es war, als wäre nun Law derjenige, der ihm Visionen schicken würde, die es ihm unmöglich machten, ihn einfach zu vergessen. Ständig musste er an ihn denken, gleich wo er war, egal was er tat. Nicht einmal der Alkohol ermöglichte es ihm, ihn endlich aus seinen Gedanken zu verdrängen. Und so langsam machte es ihn wirklich verrückt. Wie oft hatte er im vergangenen Jahr schon kurz davorgestanden, einfach zu Law zu gehen? Ihn anzusprechen und ihn zurück ins Bett zu zerren, in dem guten Vorsatz ihn nie wieder gehen zu lassen? Doch er hatte es nie getan. Zu Anfang hatte er noch hin und wieder des Nachts an seinem Fenster gesessen und ihm beim Schlafen zugesehen. Doch er hatte schon sehr bald bemerkt, dass es ihm das nicht einfacher machte. Und so hatte er sich schließlich komplett von ihm ferngehalten. Es war besser so. Dieses unsägliche Gefühl, welches sich in dieser einen Nacht in seiner Brust breit gemacht hatte, durfte keinen Nährboden erhalten. In dieser einen Nacht hatte er durchaus gemerkt, wie sehr Law ihn tatsächlich ansprach. Er war schon einige Dämonen in seinem Leben begegnet, die davon gesprochen hatte, den einen perfekten Partner für sich gefunden zu haben. Kid hatte nie an so einen Schwachsinn geglaubt. Liebe und dergleichen hatten in seiner eigenen Welt, seinem Leben, schlichtweg nie existiert. Sex, ja, körperliche Anziehung auch, doch mehr hatte es für ihn nie gegeben. Er war stets ein Jäger gewesen, der sich die Beute rauspickte, die er interessant fand. Doch das Interesse erlosch normalerweise, wenn er seine Beute bekommen hatte. Aber dieses Mal war es anders und Kid war der festen Überzeugung, wenn es tatsächlich so etwas, wie den richtigen Partner gab, dann musste seiner Law sein. Und genau dort lag das Problem. Zum einen gehörte Law nun einmal ohne Frage der Rasse an, die er am meisten verachtete, zum anderen war er nicht bereit, sich in irgendeiner Form zu binden. Er schätzte seine Freiheit, sie war ihm noch stets die höchste Priorität gewesen und sich an einen Partner zu binden, war für ihn gleichbedeutend damit, einen nicht unbeachtlichen Teil dieser Freiheit aufzugeben. Und das konnte und wollte er nicht. Außerdem ergab sich da noch ein ganz anderes Problem. Immerhin hoffte er noch immer, wieder in der Hölle aufgenommen zu werden und dorthin konnte er Law ohnehin nicht mitnehmen. Eine Beziehung würde also so oder so nicht funktionieren. Doch bedauerlicherweise wollte sein dummes Herz das wohl nicht einsehen. Mies gelaunt lief so auch Kid durch die Straßen Tokyos, einfach aus dem Grund, weil er zuhause das Gefühl hatte, ihm würde die Decke auf den Kopf fallen. Es konnte doch nicht wirklich so schwer sein, einen jämmerlichen Menschen zu vergessen! Von der Ruhe, die sich in dieser einen Nacht in Kid ausgebreitet hatte, war schon lange nichts mehr übrig. Sie hatte noch einige Tage angehalten und er hatte sich ausgeglichen gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Selbst die nervigen Menschen in seiner direkten Umgebung konnte er in dieser Zeit einigermaßen gelassen ertragen. Doch je mehr Tage verstrichen waren, in denen er sich gezwungen hatte, sich von Law fern zu halten, desto mehr war diese Ruhe in Unruhe umgeschlagen. Er konnte nicht still sitzen, es zog ihn immer wieder auf die Straßen Tokyos hinaus, oft wanderte er bis spät in die Nacht hinein einfach ziellos durch die Gegend. Hin und wieder war es tatsächlich vorgekommen, dass er unbewusst in eine bestimmte Richtung gelaufen war. Bemerkt hatte er das jedoch immer erst, wenn er Law bereits so nahe war, dass er dessen Präsenz einfach nicht mehr übersehen konnte. Selbst in einer Masse von Menschen nicht. Zum Glück war das stets früh genug gewesen, bevor dieser ihn bemerken konnte. Und dann kam der Moment, als die Unruhe langsam zu Wut wurde. Seine Selbstbeherrschung sank, er war ständig gereizt, mehr noch als selbst für ihn normal war, und verlor schon bei Kleinigkeiten fast die Kontrolle. So schlimm war es sonst nur am Jahrestag, doch langsam wurde es zu einem Normalzustand. Nicht, dass ihn dieser Umstand sonderlich kümmerte. Es war sein Umfeld, das unter den Wutausbrüchen leiden musste, nicht er. Dennoch sah selbst Kid ein, dass es so nicht weiter gehen konnte. Was er dagegen machen sollte, wusste er allerdings selbst nicht. Die Lösung für sein Problem lag zwar nahe und war dennoch ausgeschlossen. Zumal er nicht einmal sicher sein konnte, ob Law ihn überhaupt wollte. Immerhin hatte er sich jetzt ein ganzes Jahr nicht mehr sehen lassen. Vermutlich war er ohnehin nicht gut auf ihn zu sprechen. Auch an diesem Tag fühlte er sich wieder so rastlos. Schon seit Stunden lief er hier durch die Straßen und Gassen, eine unterschwellige Wut im Bauch, derer er nicht Herr werden konnte. Doch obwohl es langsam schon dunkel wurde, wollte er nicht nachhause zurück. Dort wäre er doch nur wieder allein mit seinen Gedanken und Gefühlen, denen er sich nicht stellen wollte. Draußen hatte er wenigstens die Möglichkeit, sich irgendwie abzulenken, auch wenn das mehr schlecht als Recht funktionierte. Trotzdem lief er immer weiter, bis ihn plötzlich ein junger Mann im Anzug und mit Aktentasche anrempelte, der zu sehr mit seinem Handy beschäftig war, als dass er sein Umfeld wahrgenommen hätte. Wäre dem nicht so, hätte er schon aus der Entfernung die unheilvolle Aura bemerkt, die Kid ausstrahlte, und wäre entsprechen auf Abstand gegangen. So sah er allerdings nur gelangweilt von seinem Smartphone auf und wollte eine gelangweilte Entschuldigung murmeln, als er dem tödlichen Blick aus kalten Bernsteinen begegnete, der ihm das Herz in die Hose rutschen ließ. Erstarrt konnte er nichts anderes tun, als zitternd den Mann anzustarren, ohne auch nur ein vernünftiges Wort zustande zu bekommen. „Kannst du nicht aufpassen?!“, bellte Kid, sämtliche Gedanken auf Mord und Todschlag eingestellt. Dieser Mensch hatte wirklich einen denkbar schlechten Zeitpunkt ausgewählt, Kids Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und seine Angst, die er ausstrahlte, wirkte nur zusätzlich wie in rotes Tuch auf ihn. Er spürte, wie sein Blut zu kochen begann, und die Wut in seinem Bauch auch den Rest seines Körpers eroberte. Grob packte er den Mann am Kragen seines teuer aussehenden Anzugs – die Aktentasche hatte längst ihren Weg auf den Boden gefunden, ebenso wie das Smartphone – und zog ihn zu sich heran. „Hast du’s Sprechen verlernt, oder was?! Wie wär’s mal mit ‘ner Entschuldigung?!“ Die vor Abscheu triefende Stimme machte es dem Mann nicht unbedingt einfacher, seine Stimme wiederzufinden. Dennoch war er sich sicher, dass es besser war zu antworten. „I-ich, es t-tut…“, stotterte er, unfähig, einen vollständigen Satz von sich zu geben. Angeekelt beobachtete Kid dieses Verhalten. „Tsk, erbärmlich.“ Doch war da noch immer diese Wut, die ihr Ventil suchte, und so hob Kid die Faust zu einem Schlag, um sich endlich ein wenig abreagieren zu können. Der Mann beobachtete mit Entsetzten, was sein Gegenüber vor hatte und konnte nicht verhindern, dass er aschfahl wurde. Doch bevor irgendetwas passieren konnte, ließ eine Stimme Kid erstarren: „Kid, stopp!“ Er spürte, wie seine Hand von der Person ergriffen wurde, die sich ihm von hinten genähert hatte. Instinktiv ließ er den Mann los, der augenblicklich das Weite suchte, ohne auch nur einen Gedanken an seine Sachen zu verschwenden, die noch immer auf dem Boden lagen. „Was soll der Mist, Kid?“ Langsam dreht angesprochener sich um, nicht sicher, ob er froh darüber sein sollte, dass er hier war, oder nicht. „Law…“ Mehr brachte er nicht hervor. Er sah ihn einfach nur an, schaute in diese sturmgrauen Augen und merkte selbst, wie die Wut augenblich wich. Wie machte er das nur? Als wäre Law ein einziger Ruhepol, der in der Lage war, ihn sofort zu erden, wenn es notwendig war. „Ich habe dich etwas gefragt, Kid!“ Noch immer hielt Law seine Hand fest, doch schien er sich dessen selbst nicht wirklich bewusst zu sein. Verzweifelt versuchte Kid sich zusammen- und vor allem von Law loszureißen. Doch er konnte nicht. Nachdem er der Konfrontation so lange aus dem Weg gegangen war, stand er jetzt einfach so vor ihm. Und all die so schmerzlich zu verdrängen versuchten Gefühle waren wieder voll da. „Was machst du hier?“, fragte Kid und erhielt von Law nur einen verwunderten Blick. „Ich war auf dem Weg nachhause. Was denn sonst?“ Erst jetzt schenkte Kid seiner Umgebung einen genaueren Blick und bemerkte, dass er nicht weit von Laws Wohnung entfernt war. Er seufzte. Er hatte also mal wieder nicht aufgepasst, wo er eigentlich hinging. „Also?“ Law wartete offensichtlich noch immer auf eine Antwort, doch Kid zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern. Was sollte er auch schon groß sagen, es war doch offensichtlich gewesen. Law seufzte auch nur und ließ nun doch Kids Hand los. Einen langen Moment sahen sie sich nur an, dann wandte Law sich ab und ging an ihm vorbei. Wie lange hatte er nun schon darauf gehofft, ihn doch nochmal wieder zu sehen. Und nun, wo er Kid endlich gegenüber stand, da konnte er ihm einfach nicht sagen, was ihm schon so lange durch den Kopf ging. Dabei gab es so unglaublich viel, dass er ihm zu sagen hatte. Manches davon weniger schön als anderes, aber auch so viel, was er eigentlich unbedingt hatte loswerden wollen, sollte er ihn jemals wieder treffen. Aber er konnte nicht. Warum auch immer es so war, nun wo er ihm endlich wieder gegenüberstand, da verließen ihn alle Gedanken. In seinem Inneren tobte ein Sturm an Gefühlen, doch nicht eines davon ließ er an die Oberfläche dringen. Stattdessen ging er ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei, ergriffen von einer bleiernen Schwere, die sich um sein Herz legte und der Gewissheit, dass er es bis an sein Lebensende bereuen würde. Dennoch konnte er nicht anders. Er war enttäuscht, verletzt und hoffte trotzt allem, dass es kein Zufall war, dass Kid sich so nahe seiner Wohnung herumtrieb, ja, er ihm nicht egal war. Er wusste nicht genau, was er sich erhoffte, doch das leise „Warte…“, das an sein Ohr drang, ließ sein Herz höherschlagen. Also blieb er stehen, doch er drehte sich nicht um. Law war sich nicht sicher, ob man ihm die Hoffnung, die er hatte, nicht vielleicht ansehen konnte. Er wollte es nicht riskieren, nicht für den Fall, das jetzt etwas anderes kam, als er erwartete. Doch zu seinem Bedauern kam nichts. Kid schwieg und Law wurde es langsam zu dumm. Er ließ nicht mit sich spielen! „Wenn du mir nichts zu sagen hast, dann kann ich ja gehen!“ Also setzte er sich wieder in Bewegung und war keine zwei Schritte weit gekommen, da spürte er einen festen Griff um seinen Arm, der ihn zurück zog und dann eine kräftige Brust in seinem Rücken. „Ich habe dir so verdammt viel zu sagen.“, hörte er Kid leise murmeln: „Aber ich kann nicht…“ Doch statt, dass diese Worte ihn beruhigten, machten sie ihn einfach nur unglaublich wütend. „Warum nicht?! Du konntest doch auch einfach in mein Leben rauschen und es komplett auf den Kopf stellen! Was sollte so schwer an ein paar Worten sein?!“ Sauer starrte Law auf den Boden, noch immer gegen Kids Brust gedrückt, doch er bereute seinen Ausbruch kein bisschen. Wieder legte sich eine bleierne Stille über sie und Law versuchte erneut, das Weite zu suchen. Doch Kid hielt ihn fest und war auch nicht bereit, ihn in nächster Zeit loszulassen. „Bleib bei mir.“ Kid hatte sein Gesicht in Laws Halsbeuge vergraben, als er diese Worte murmelte und so hatte Law Probleme, sie zu verstehen und war sich sicher, dass er sich verhört haben musste. Viel zu schön war die Vorstellung, sie könnten wahr sein. „Was?“ Und Kid wiederholte seine Worte, deutlicher diesmal. „Bleib an meiner Seite.“ Am liebsten hätte Law sofort bejaht, doch sein Stolz war noch nicht bereit, ihm einfach zu verzeihen. „Einfach so? Nachdem du mich ein ganzes Jahr hast sitzen lassen?“ Die Umarmung um seinen Körper wurde fester und Law keuchte leise vor Schmerz. Sofort wurde sie wieder gelockert. „Es tut mir leid.“ Auf was genau sich die Entschuldigung nun bezog, ließ Kid offen. Doch Law war gnädig genug, sich damit zufrieden zu geben, zu groß war die Freude, dass doch noch alles gut werden könnte. Eine Sache war da allerdings noch: „Was bist du?“ Das wollte er nun doch endlich mal wissen. Kid jedoch lachte nur leise. „Kein Mensch.“, meinte er dann grinsend. Law gab nur ein missgestimmtes Brummen von sich: „Soweit war ich auch schon. Also?“ Kid schien ganz offensichtlich mit sich zu hadern, ob er ihm die Wahrheit sagen konnte, entschied sich dann jedoch dafür: „Ein Dämon.“ Law wusste im ersten Moment nicht, was er darauf erwidern sollte und nickte einfach nur. Irgendwo hatte er eine solche Antwort ja schon erwartet, dennoch musste er das jetzt erstmal sacken lassen. Seufzend fuhr er sich durch die Haare. „Kommst du noch mit zu mir? Ich denke, es gibt noch ein bisschen was zu klären.“ Er wollte Antworten für Kids Verhalten und er würde sie bekommen! „Komme ich drum herum?“, fragte Kid pro forma nach. „Nein!“ Er würde sicher nicht noch länger warten. Kid grummelte leise: „Schön, dann komm.“ Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Laws Wohnung, als aus dem Schatten einer Häuserwand vor ihnen plötzlich eine Gestalt auftauchte und sich ihnen in den Weg stellte. „Du?“, fragten Law und Kid gleichzeitig, sich danach überrascht ansehend. Law erkannte in dem schlanken Mann eindeutig die Person, die er vor kurzer Zeit umgerannt hatte. Doch woher kannte Kid ihn? Der war gerade jedoch zu geschockt, um auf Laws fragenden Blick zu antworten. Er hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet ihn jemals wieder zu sehen. Doch die Freude wurde von einem unangenehmen Gefühl getrübt. „Was machst du hier, Killer?“ Der sah seinen Freund nur eine ganze Weile an, ehe sein Blick über Law glitt. Selbstverständlich erinnerte auch er sich noch an ihr Zusammentreffen. Dann jedoch antwortete er Kid: „Ich hatte ehrlich gesagt mit einer etwas begeisterteren Reaktion gerechnet. Ein Bote des Fürsten sandte mich her. Du darfst wieder zurückkehren.“ Noch immer hatte sein Blick sich nicht von Law gelöst und auch dieser sah ihn noch immer missmutig an. Zurückkehren? Was meinte dieser Mann damit? Und vor allem, was für eine Rolle spielte er in Kids Leben? Der wusste gerade nicht, was er sagen wollte. Er wartete seit gefühlten Ewigkeiten auf diesen Tag und jetzt war er endlich da und er wusste partout nicht, was jetzt zu tun war! Gerade hatte er doch akzeptiert, dass sein Leben unter Menschen, zumindest für die nächsten Jahre, vielleicht gar nicht mal so übel wäre. Endlich hatte er seinen Partner gefunden und der war sogar bereit an seiner Seite zu bleiben und jetzt sollte er das alles zurücklassen? Auch Killer schien seinen Zwiespalt zu bemerken, wusste jedoch nicht wo das Problem lag: „Was ist? Darauf solltest du doch schon gewartet haben? Worauf wartest du?“ Natürlich hatte er bereits eine leise Ahnung und erneut musterte er Law. Kid überlegte fieberhaft, kam jedoch nur zu einem Schluss: „Ich kann nicht zurück. Zumindest noch nicht jetzt!“ Killer gab nur ein Schnauben von sich: „Er?“, fragte er und deutete Richtung Law: „Ein Mensch?“ Was war in den Jahren nur mit Kid passiert? Er schien sich verändert zu haben. Ob das wohl diesem Menschen zu verdanken war? „Ja“, antwortete Kid schlicht. Killer nickte. „Du weißt, dass es womöglich keine zweite Chance gibt? Wenn du jetzt ablehnst, könnte das eine Wahl für die Ewigkeit sein.“ Kid seufzte. Als wenn ihm das nicht bewusst wäre. Dennoch, er konnte Law nicht einfach zurücklassen. Das hatte ihm der Moment eben, als dieser einfach gehen wollte, schmerzhaft bewusst gemacht. Law gehörte tatsächlich an seine Seite. Dieser hielt sich aus dem Gespräch heraus. Zum einen war er sich nicht sicher, ob er wirklich verstanden hatte, worum es ging. Zum anderen wusste er auch nicht, was er hätte sagen sollen. Was er allerdings sehr wohl mitbekommen hatte, war, dass Kid offenbar vorhatte an seiner Seite zu bleiben, statt mit Killer mit zu gehen. Und es machte ihn unglaublich glücklich das zu wissen. „Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen…“, murmelte Kid und klang dabei nicht unbedingt glücklich. Dieser Mann war für ihn immerhin wie ein Bruder. Er hatte ihn bereits viel zu lange schon vermisst. Killer allerding schüttelte nur den Kopf: „Manchmal bist du wirklich dumm.“ Kid wollte schon aufbegehren, verkniff sich seinen Kommentar allerdings. „Was willst du damit sagen?!“, knurrte er stattdessen. „Dass ich dich bereits viel zu lange allein gelassen habe. Wir sind doch immer zusammen durch jede Scheiße gegangen. Ich hätte damals schon mitkommen sollen.“ Irrte er sich, oder hörte er da tatsächlich Reue aus Killers Worten? „Wenn du wirklich in dieser Welt bleiben willst, dann bleibe ich selbstverständlich auch!“ Und diesmal fehlten Kid wirklich die Worte. Killer merkte, dass aus seinem Kumpel wohl erstmal nichts mehr rauszukriegen war und wandte sich daher Law zu. „Wir haben uns ja auch schon kennen gelernt. Ich bin Killer.“ Und erneut reichte er Law die Hand. „Law.“, stellte er sich vor, noch nicht ganz sicher, was er von Killer halten sollte. Offenbar war er ja eine wichtige Person in Kids Leben. Nur, wie wichtig? Also sah er zu Kid, der sich langsam wieder gefangen hatte. „Und du bist dir da wirklich sicher? Auch du kannst dann vielleicht nie wieder zurück.“, wandte er sich erneut an Killer. „Ja, ganz sicher.“ Und damit war das Thema für ihn erledigt. Das erkannte auch Kid, immerhin wusste er um Killers Sturkopf. Und er gab sich ehrlich zu, dass ihn der Gedanke erleichterte, nicht mehr allein in dieser Welt sein zu müssen. Nun, zumindest für die nächsten Jahre wäre er das wohl ohnehin nicht gewesen. Aber auch danach nicht. Ein Blick zu Law machte ihm allerdings klar, dass er da wohl noch was klarstellen sollte. „Killer ist wie ein Bruder für mich, okay? Da läuft nichts!“ Law nickte: „Will ich auch hoffen!“ Seufzend sah er zu Killer. „Na dann, willst du auch direkt mitkommen? Es gab ja ohnehin noch genug zu klären.“ Er sah einmal scharf zu Kid: „Du schuldest mir immerhin noch ein paar Antworten.“ Killer warf kurz einen Blick zu Kid, nickte dann allerdings. Er war ohnehin neugierig zu hören, wie gerade ein Mensch es geschafft hatte, Kids Interesse zu wecken. Und so machten sie sich schließlich zu dritt auf den Weg zu Laws Wohnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)