Dye von Maeyria ================================================================================ Kapitel 6: Hollows in Schwärmen ------------------------------- Zu Hause angekommen, begrüße ich kurz Mutter und betrete mein Zimmer, befreie mich aus meiner Schuluniform und pfeffere mich aufs Bett, wo ich liegen bleibe und die Decke anstarre. Immer und immer wieder spiele ich die kurze Begegnung mit Grand Fisher in meinem Kopf ab als könne ich mir nicht vorstellen, dass es wirklich passiert ist. Also, natürlich ist es passiert…aber irgendwie wirkt es einfach merkwürdig auf mich. Ganz zufällig lande ich in der Bleachwelt, wo ich ganz zufällig zum engsten Kreis der Bleachhauptcharaktere gehöre, wo ich dann auch noch ganz zufällig in die spezifischen Vorkommnisse mit reingezogen werde. Wie viel Glück oder Pech muss man haben und wie viele Parallelwelten muss es geben, wo das alles nicht eingetroffen ist…? Wenn man Schroedingers Theorie Glauben schenken darf, heißt das. Oder ich liege in Wirklichkeit im Koma und mein Hirn reimt sich das alles gerade zusammen. An dieser Stelle könnte ich dann entweder fragen, was ein DieHardFan ich sein muss, dass sich mein Hirn in einem Koma sowas ausdenkt oder wie einfallslos mein Hirn eigentlich ist, dass es sich im Koma sowas ausdenkt…oder beides. An sich ist heute Mittag nichts wirklich furchterregend gewesen. Immerhin ist man dort, wo ich herkomme, mittlerweile mit so viel CG umgeben, dass man sowas schon gut wegstecken kann. Aber ein kleines Eck in meinem Hirn fragt sich, was ich wohl gemacht hätte, wenn der Hollow auf mich losgegangen wäre. Wahrscheinlich wieder davonlaufen. Wäre zumindest das einzig Sinnvolle. Ich muss wohl eingedöst sein, denn ich werde vom Tatsukis Rückker aus den Clubaktivitäten wach. Also meine schlechten „Ich schlafe überall ein“-Angewohnheiten werde ich wohl auch hier nicht los. Beziehungsweise, ich kann überall zehn/fünfzehn Minuten, eine halbe oder Stunde oder bis zu 3 Stunden Schlaf einschieben. Wirklich. Nachts komme ich dafür mit 6 h gut aus. Aber von den merkwürdigen Blicken am Anfang in der Uni, als ich beschlossen habe, zwischen den Vorlesungen in den 30 Minuten Pausen kurz zu schlafen, waren irgendwie witzig gewesen. Hier in der Schule in Japan hat es bisher keinen gestört, schlafen eh immer welche im Unterricht. Ich bin da schon vorbildlich, dass ich nur in den Pausen wegdöse. Ich rapple mich auf und strecke mich bevor ich mich wiederwillig an die Hausaufgaben mache, die ich genauso widerwillig erfolgreich beende. Heute gibt es eine Doppelstunde im Fitnessclub, die ich besuchen will und die kommen mir gerade sehr recht. Stress abbauen und so. Aber da ich ja etwas geschlafen hatte muss das gerade etwas schneller gehen. Gott sei Dank also, dass ich es dann noch pünktlich schaffe. Nach dem Sport und deutlich erfrischter, beende ich den Tag mit dem alltäglichen Abendessen mit der Familie und Schauen der Nachrichten mit Mutter. Dabei wird auch von Don Kanonji berichtet, der gerade auf Tour sein soll. ... Oh nööö. Bitte nicht. Gibt es eine klitzekleine Chance, dass der nicht in Karakura vorbeikommt? Bitte?! Wobei ich im hintersten Ecke des Hirns weiß, dass mir dieses Glück sowieso nicht hold werden wird. Am nächsten Tag fehlen Ichigo und Rukia wieder in der Schule. Auf der einen Seite frage ich mich sofort wieso und mache mir Sorgen, ob gestern nicht doch etwas anders gelaufen ist, beruhige mich aber gleich wieder damit, dass ich keinen Teufel an die Wand malen brauche, ohne dass ich etwas weiß. Willkürliches Raten ins Blaue hinein bringen keinen weiter. Vielleicht ist alles ganz normal verlaufen und Ichigo und Rukia waren einfach nur erschöpft und machen heute noch Pause. Kann ja auch sein. Tatsächlich schnappe ich von Mizuiro auf, der Keigo gerade berichtet, dass Ichigos Vater ihm erzählt habe, dass Ichigo heute krank sei, da er gestern zu viel Sonne am Morgen abbekommen habe. Was eine schlechte Ausrede, aber okay, ihm scheint es so weit gut zu gehen. Puuh, eine Sorge weniger. Sorge Nummer 2: Ishida. Dieser jedoch sitzt wieder teilnahmslos im Unterricht und verhält sich so, als ob er mich nicht kennen würde. Darüber will ich mich gar nicht beschweren. Zwar verstehe ich ihn nicht, aber das hat sich seit dem Manga dann wohl kaum verändert. Ishida war mir am Anfang wahnsinnig unsympathisch und dann hin und wieder doch ein bisschen sympathisch zugleich gewesen. Auf der einen Seite hatte ich immer seine Prinzipien, Sinnvoll zu handeln, unterstützt, auf der anderen Seite hatte ich aber das Gefühl, dass er trotz seines Intellekts doch irgendwie auf ganz anderer Ebene ziemlich hirnlos ist und mir seine Prinzipien häufig zu einem Rätsel wurden. Er war in dieser Hinsicht auf eine etwas andere Art Ichigo Recht ähnlich gewesen, obwohl er das im Manga immer vehement verneint hatte. Auf jeden Fall war er ein ziemlich anstrengender Zeitgenosse, vor allem ganz am Anfang in seiner Shinigamihassphase und auch im Vandenreicharc, wenn man länger überlegt … eigentlich immer, den zu meiden ich nicht abgeneigt bin, auch nicht im Moment. Ich sitze brav den Unterricht ab, heute vor allem bemüht, den ganzen Unterricht nicht auf den Geist eines Mannes etwa mittleren Alters zu starren, der draußen auf dem Balkon sitzend, interessiert dem Unterricht folgt und sogar Notizen macht und freue mich, heute mal wieder zu dritt nach Hause gehen zu können. Heute ist einer der seltenen Tage, wo Tatsuki nicht zu den Clubaktivitäten muss und da ich fast jeden Tag mit Orihime zu zweit nach Hause gehe, wo es auch immer Zeit zu sprechen gibt, überlasse ich heute Tatsuki die Zeit mit Orihime. Gerade berichtet Orihime begeistert von dieser Geistershow, die sie gerne schaut, dessen Hauptmoderator gerade auf Tour sei. Tatsuki und ich kennen natürlich Don Kanonji und wir sind beide kein wirklicher Fan von ihm. Aber Orihime gehört wohl zu dem Viertel der japanischen Bevölkerung, die diese Serie total mag. Heute, so berichtet Orihime, werde der nächste Tourstandort veröffentlicht werden und sie könne es kaum erwarten. Tatsuki und ich können nur hilflos lächeln, aber Tatsuki schlägt Orihime dennoch vor, die Folge am neuen Standort zusammen bei uns zu Hause zu schauen. Orihime sei schon lange nicht mehr bei uns gewesen und könne gerne mit zu Abend essen, wozu Orihime natürlich sofort dankend zusagt. Weniger enthusiastisch beobachte ich die neue Tourpunktveröffentlichung am Abend. Natürlich Karakura. Alles andere wäre ja unerwartet gewesen. Tatsuki und ich fragen Mutter und Vater, ob am nächsten Tag Orihime mit zu Abend essen darf und wir zusammen „Burarei“ schauen dürfen, da Orihime die Serie liebt. Beide sagen zu und verkünden, am Abend dann zusammen ins Kino zu gehen mit der Begründung, dass es sicher leer sein wird, wenn alle zu dieser Geistershow gehen. Eigentlich wollen sie uns wahrscheinlich unsere Ruhe geben, wie nett von ihnen. Am nächsten Morgen bin ich noch vor dem Betreten der Schule genervt und natürlich wird es den ganzen Tag nicht besser, werde ich doch den ganzen Tag von allen mit einem lauten „Bohahahaha!“ begrüßt. Lediglich Chad und Ichigos Morgengrüße können meine Stimmung etwas heben, denn es ist ziemlich witzig, dabei zuzuschauen, wie Chad schweigend die Arme vor der Brust kreuzt und Ichigo mustert, der mit einem rätselhaften Gesicht zurückschaut. Im Augenwinkel sehe ich Orihime ein wenig später auf Ichigo zugehen, um ihn, wie viele andere schon mich auch, mit dem Kanonji-Gruß zu begrüßen. Sofort gehe ich auf sie zu und unterbreche sie zusammen mit Tatsuki dabei, einen verwirrten Ichigo einfach in der Tür zum Klassenzimmer stehen lassend. Wir führend Orihime an ihren Platz und lehnen uns beide mit verschränkten Armen an den Tisch vor ihr. „Ichigo hasst die Serie“, erklären Tatsuki und ich deckungsgleich. Während Orihime mit einem leichten „Oh“ Gesicht noch mal kurz zu Ichigo schaut, höre ich eine leise Chizuru im Eck des Klassenzimmers „sprich einer von Impact“ zu einer Freundin sagen. Tatsuki scheint es wohl auch gehört zu haben, denn wir schauen uns mit gehobener Augenbraue zunächst verwirrt an und dann beide zu Chizuru. Wahrscheinlich meinte sie wohl, dass wir uns gedoppelt haben, denn ich merke gerade, wie Tatsuki von der Haltung her genauso aussieht, wie ich sonst immer auch. Ich muss sagen, ich hätte das gerne aus Chizurus Perspektive gesehen. Irgendwie war es schon cool, wieder einer dieser Zwillingsmomente zu haben. Ich werfe noch einen Blick auf Ichigo, der gekonnt Mizuiro und Keigos Fangrüße ignoriert und wende mich dann wieder an Orihime. „Die Eltern haben ihr Okay gegeben, also wollen wir heute Abend zusammen schauen? Oder willst Du lieber das Original vor Ort schauen gehen?“, frage ich sie. „Ja sehr gerne. Ah nein, Tatsuki und Du wollt sicher nicht dort hingehen, weil sicher viele Leute kommen werden. Außerdem kann man dann nebenher besser Naschen!“, antwortet Orihime mit einem unübersehbaren Glitzern in den Augen. „Ich habe schon Sachen mitgebracht! Karottenchips, Apfelkekse und Chilischokolade! Und Popcorn mit Karamellgeschmack und Wasabi“, erklärt sie begeistert und verteilt die Sachen auf dem Tisch. Tatsuki und ich beobachten sie amüsiert dabei, bevor Tatsuki Orihime wieder auf den Kopf pattet: „Jaja, pack wieder ein. Wir wissen auch so schon, dass Dein Sortiment außergewöhnlich ist“, versichert sie Orihime, die tapfer damit kontert, dass Wasabi und Chilischokolade eine gute Kombination sei, auch wenn es etwas scharf ist. Aber Kakao dazu mache alles besser. Kurz vor Unterrichtsbeginn bekomme ich ein Kopfnicken von Tatsuki und mir ist sofort klar: Ich soll heute Abend essbares für den Abend auf dem Nachhauseweg besorgen. Ich gebe immer noch amüsiert ein Nicken als Antwort und damit beginnt der Unterricht. Vielleicht wegen der Vorfreude, kann ich mich heute recht gut konzentrieren. Wahrscheinlich, weil mein Hirn sich selbst erfolgreich dazu überredet hat, sich das heute Abend nur dann verdient zu haben, wenn alles ordentlich in der Schule gemacht ist. Ich bin kaum abgelenkt und folge brav den einzelnen Stunden. Selbst am Fenster vorbeischwebende Geisterpärchen können mir nichts anhaben. Möglicherweise habe ich mich aber auch langsam daran gewöhnt, dass Wesen umherstreunen, die sich nicht ganz menschlich verhalten. Zumindest bei den offensichtlichen Vertretern der Geister, die etwa mit offenen Wunden oder schwebend auf der Straße unterwegs sind, geht es sehr gut mit dem Wegschauen. Ich kann sie zwar immer noch nicht ignorieren, als hätte ich sie nicht gesehen, aber mein Hirn erfasst sie schnell genug als Geister. Schwieriger sind da die, die ganz normal aussehen bis auf die Kette in der Brust, von denen es leider sogar mehr draußen gibt. Am Abend gehen die beiden anderen zuerst nach Hause, während ich im Supermarkt noch kurz etwas zu Naschen einkaufe. Als ich bei der Gemüseabteilung vorbeikomme, beschließe ich kurzerhand, auch ein zwei Karotten, Paprika, Gurken und einen viertel Kohl einzukaufen. Es hatte mal Gemüsestreifen in einem Restaurant wo ich in Japan war, als eine Art Beilage gegeben und das war so lecker gewesen, dass ich meine Mutter hin und wieder genervt hatte, mir was zu machen. Wenn ich bedenke, wie schnell ich von Süßkram satt war, bzw. wie schnell mein Mund sich an den für mich wahnsinnig klebrigen, schweren Geschmack gewöhnt, dann sind mir die Karottenstreifen lieber. Ich bezahle, wahrscheinlich länger bei dem an der Kasse anstehen verbringend als mit dem Einkaufen selbst und mache mich so schnell es geht nach Hause. Zu Hause sind Tatsuki und Orihime dabei, Mutter beim Tischdecken zu helfen. Am Rand liegen offen gestapelte Schulhefte, auf die Tatsuki deutet, sobald ich die Küche betrete um die Sachen auf der Anrichte zu Orihimes Naschereien dazuzustellen oder in den Kühlschrank zu legen. „Wir haben schon mal Hausaufgaben gemacht. Kannst abschreiben, geht schneller oder?“, meint Tatsuki zu mir. „Nee las mal“ Ich schüttle ablehnend den Kopf. Aus Prinzip will ich sie selber machen. Aber heute Abend wird es sicher nichts mehr. Nach dem Essen geht die Show los und danach werde ich mich so oder so nicht mehr dazu aufraffen können. Es wird sicherlich darin enden, dass ich mir den Wecker morgen früher stelle um es morgens vor der Schule zu machen. Ich muss es einfach zuerst erledigt haben, sonst siegt meine Lustlosigkeit. Heute gibt es Mutters selbst gemachte Pizza. Der Teig wird einfach nicht so toll wie bei einem Italiener, aber es schmeckt trotzdem, anders eben. Vater spricht viel mit Orihime, die schon lange nicht mehr bei uns war, wie es scheint, und fragt sie, wie es ihr denn gehe und andere Alltagsdinge, etwa zur Schule, ihrer Freizeit und ob Tatsuki und ich nicht zu viel für sie seien. Die Stimmung am Tisch ist gut und alle freuen sich auf einen tollen Abend, die einen auf den Kinobesuch, die anderen auf die Fernsehshow. Außer mir natürlich. Denn ich weiß ganz genau, was heute passieren wird. Zumindest bin ich mir recht sicher, dass es heute passieren wird. Kaum eine Stunde später sitzen Tatsuki, Orihime und ich vor dem Fernseher, nachdem wir die Eltern verabschiedet hatten. Ich langweile mich schrecklich und verbringe fast mehr Zeit damit, nach Tatsuki oder Orihime zu schauen. Tatsuki starrt wie innerlich tot auf den Bildschirm, wo hingegen Orihime wie gebannt die Flimmerkiste fokussiert. "Ichigo ist trotzdem gekommen?", stellt sie verwundert fest. "Jop, seine Familie mag die Serie, deswegen", murmle ich zur Antwort. "Ach so?" Orihime schaut überrascht zu mir. "Naja, sein Vater und Yuzu sind DieHardFans", meine ich stirnrunzelnd. "Wusste ich gar nicht", klinkt sich auch Tatsuki ein. Ich zucke nur die Schultern. Das galt doch nicht unbedingt als außergewöhnliches Wissen oder? Ich glaube nicht, dass man deswegen über meine Person skeptisch werden müsste. Zumindest sagt keiner mehr was dazu und beide widmen ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher. Es kommt natürlich, so wie es kommen muss: Ichigo springt mitten in das Geschehen ein, um Don Kanonji zu stoppen, wobei dabei der Demi-Hollow seine Verwandlung vollendet. Neben mir nehme ich Orihime wahr, die ihre Beine aufgestellt und mit ihren Armen umschlungen, leicht zitternd dasitzt, aber immer noch gebannt die Sendung verfolgt. Meiner einer, der an dieser Sendung einfach kein Interesse findet, noch dazu sowieso weiß, was passieren wird, kann sich hingegen einfach nicht für die Folge begeistern. Stattdessen beginne ich eher zu grübeln. Ich bin mir bei Orihime nicht sicher, ob ihr Verhalten von der Spannung kommt oder von der Angst und Sorge um den Hollow, und indirekt damit um Ichigo, sind, da ich mir nicht sicher bin, ob sie Hollow und Shinigami-Ichigo überhaupt sehen kann. Aber ich kann sie sehen und das übersetzt der Manga schon immer mit überdurchschnittlich starker Seelenenergie für einen Menschen. Orihime hat bisher fast 24/7 Zeit mit mir verbracht, also ich könnte im schlimmsten Fall den selben Effekt auf sie haben, wie Ichigo im Manga ihn hatte. Und das könnte zur Folge haben, dass sie vielleicht doch etwas sieht. Tatsuki hingegen starrt immer noch weniger interessiert auf den Bildschirm. Sie scheint weder erschrocken noch überrascht, sondern eher gelangweilt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ihre Haltung der Sendung gegenüber so geblieben wäre, wenn sie Ichigo da in Shinigamimontur herumspringen sehen kann, daher kann sie ihn wohl nicht sehen. Und das obwohl sie vermutlich noch mehr Zeit neben mir verbringt als Orihime. Das scheint also doch nicht unbedingt der ausschlaggebende Faktor zu sein? Ich rücke eine Handbreite näher an Orihime. „Spannend?“, frage ich sie unschuldig aber zumindest über ihre Meinung interessiert. Sie schüttelt den Kopf. „Heute nicht so wirklich“, gesteht sie. „Eher sogar ein wenig gruselig“, fügt sie hinzu. „Meinst du?“, kommt es platt von Tatsuki neben ihr. „Ich finde es einfach lahm“, sagt sie ehrlich heraus. Orihime lächelt schwach. „Stimmt, Tatsuki. Du bist so stark, dass Geister sowieso mehr Angst vor dir hätten“, meint Orihime dazu. „Wahre Worte“, bekräftige ich Orihime nur und lobe der stolzen Tatsuki ihr Karatetalent. „Aber ich muss Tatsuki zustimmen, so beängstigend finde ich es auch nicht“, meine ich etwas ernster. „Einfach ein Gefühl“, meint Orihime, ohne weiter zu erklären. „Hm…“, antworte ich, nicht sicher, was ich sagen könnte. „Orihime, Du machst dir zu viele Sorgen“, meint Tatsuki hingegen und legt ihren Arm um Orihime. „Wenn sie es wagen sich an Dich ranzumachen, werde ich, egal ob Geist oder nicht Geist, ihm gehörig die Fresse polieren, glaub mir!“, verkündet Tatsuki bestimmt. Glaube ich ihr sofort. „Was er da sagt ist Schwindelei, nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen“, versichert ihr Tatsuki und reibt ihr die Schulter um sie zu beruhigen. „Das ist alles Showmacherei“ Ich überlasse das Trösten Tatsuki, lass die beiden in Ruhe und wir schauen die Folge zu Ende. Das Happy End kommt wie erwartet, Don Kanonji wird gefeiert und die Kameras werden ausgeschaltet. Orihime ist Gott sei Dank, jetzt viel besser gelaunt und macht Tatsuki Hündchenaugen, ihre Chips dabei neidisch musternd. Natürlich kann Tatsuki nicht widerstehen und sie teilen sich die restlichen Süßigkeiten, während ich schon die ersten leeren Schüsseln in die Küche bringe, um abzuwaschen. Orihime beschließt kurzerhand zu übernachten und so kommt es nach mir später unerklärlicher Abfolge dazu, dass wir alle drei in Tatsukis Zimmer uns auf dem Boden verteilen. Als Vater und Mutter leise nach Hause kommen, schlafen die anderen beiden schon und ich bin kurz davor. Wenige Minuten später bin ich den beiden wahrscheinlich ins Reich der Träume gefolgt. Kurz vor fünf schlage ich panisch die Augen auf. Ich werde sterben!!! ... Wait what? Ein Traum. Gott sei Dank. Aber was…? Mir will nichts mehr einfallen. Naja, kommt vor. Wieso träume ich eigentlich so oft, dass ich verfolgt werde oder sterben werde? Nur mal so eine rhetorische Frage. Man sagt ja, dass das Leben einer Person, die häufig träumt, dass sie sterben wird, gut verlaufen wird. Ich kann nur hoffen, dass das stimmt. Aber Scherz beiseite. Ich habe schon immer oft geträumt, vor irgendetwas, was mir an den Kragen will, zu flüchten. In Bleach ist das aber nicht wirklich sonderlich hilfreich, wenn ich das mal so anmerken darf. Ich setze mich auf und Strecke mich ausgiebig, bevor ich mich wieder nach hinten fallen lasse und die Decke mustere. Wieder dieser Kampf zwischen liegen bleiben und aufstehen. Aber die Hauaufgaben müssen gemacht werden. Ich stehe also so leise wie möglich auf, mache den Wecker aus bevor er klingeln kann und schleiche mich leise aus dem Zimmer um die Hausaufgaben zu machen. Die Qualität leidet an dem Zeitdruck (mal wieder), aber es ist ordentlich, also passt das. Um sechs steht auch der Rest des Haushalts auf und Tatsuki und ich müssen erst mal erklären, dass Orihime übernachtet hat. Überraschender Weise wissen die Eltern das schon. „Die Schuhe stehen noch an der Tür“, erklären sie schlicht.*1 Stimmt ja, das hätte man sich wohl denken können. Tatsuki und ich helfen beim Frühstückstisch decken und wir frühstücken alle zusammen. „Maria, du warst wieder sau laut heute Nacht“, grummelt Tatsuki missmutig. „Sorry“, entschuldige ich mich eher halbherzig, ich kann schließlich nichts dafür, dass ich im Schlaf laut rede. Meine echte Mutter hat zu mir mehrfach gesagt, dass sie auch nachts aufgewacht sei, da ich vor allem auch so klar rede, als ob ich eine Konversation führen würde. „Macht doch nichts!“, klatscht Orihime fröhlich in die Hände. „Es war total spannend zuzuhören!“ Oh je. Das kann nichts Gutes bedeuten. „Ah ja?“, gebe ich zweifelnd von mir. „Was habe ich denn gesagt?“ Das interessiert mich nun doch ziemlich. Vor allem, weil weder meine Mutter noch mein Bruder, die mich nachts sprechen hatten hören, am nächsten Morgen dazu geantwortet hatten. Meine Mutter, weil sie sich nicht mehr erinnern konnte und mein Bruder, weil er einen Film geschaut hatte und nur mich nebenher brabbeln wahrgenommen hatte. „Du hast über einen Blumentopf berichtet“, beantwortet mir Orihime überraschender Weise sofort die Frage. „War ziemlich lustig. Es war einfach eine Konversation von dir mit einem Verkäufer, bei dem du einen Topf Blumen gekauft hast“, erklärt Orihime mir. Ich runzle die Stirn. „Aha…?“ Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu antworten soll. Tatsuki nickt. „Lustig isses ja schon, aber nicht, wenn du sie jede Nacht vom Nebenzimmer irgendetwas sagen hörst. Aber eher, Maria, für wen war denn der Weihnachtsstern??? Das klang sehr nach einem Geschenk für wen. Was ist überhaupt ein Weihnachtsstern?“ *2 „Eine Pflanze, mit der man in Deutschland zumindest, an Weihnachten das Haus schmückt“, erkläre ich etwas perplex. Es ist Sommer. Was hatte ich die Nacht wohl für einen Schwachsinn geträumt? Vor allem warum sollte ich einen Weihnachtsstern wem schenken? Wobei ich hatte mir mehrere Jahre schon vorgenommen, meinen Eltern mal einen mitzubringen als ich jünger war und ich noch nicht kapiert hatte, dass meine Mutter sich schon jedes Jahr darum kümmert. Träume sind wirklich merkwürdige Sachen. Vor allem, ich würde nicht wirklich Blumen verschenken generell, noch habe ich eine Affinität für Fauna und Flora. Eher sogar das Gegenteil. Wenn ich Rosen, Tulpen, Löwenzahn und Gänseblümchen auseinanderhalten kann, war das schon ziemlich gut. Denn da hört es bei mir auf...außer Narzissen oder Maiglöckchen oder ein paar Amaryllisarten, die ich nur mal gegoogelt hatte für Bilder. Ihr wisst schon, zum Abzeichnen. Aber eigentlich habe ich über Blumen wahrscheinlich noch weniger Ahnung als von der Relativitätstheorie und die kann ich nur so grob wie es in maximal 3 Sätze passt erklären. Schlicht, ich habe einfach keine Ahnung. Über den Weihnachtsstern weiß auch nur, weil wir den immer zu Hause an Weihnachten stehen hatten. „Du weißt manchmal Sachen...“, kommentiert Tatsuki. Ich kann nur hilflos die Schultern zucken. Witziger Weise kommt mir Mutter zu Hilfe: „Sehr schöne Pflanzen sind das. Ich habe mal im Fernsehen einen kurzen Bericht über den Weihnachtsstern gesehen“ „Vielleicht hab ich das ja da zufällig aufgeschnappt“, versuche ich diese hoffnungslose Situation zu retten. Wie soll ich denn sonst bitte erklären, woher ich diese spezifische Pflanze kenne? Nach ein paar guten Lachern über meine Redeangewohnheit im Schlaf auf meine Kosten später, machen wir uns zur Schule. Wir verlieren kein Wort mehr über die Geistershow vom Vortag und ganz ehrlich, ich hatte sie auch etwas verdrängt. Die Erinnerung daran kommt nur zurück, als ich auf dem Weg zur Toilette später, am Direktorat vorbeikomme, weil irgendein Idiot die Toiletten geflutet hatte und ich ein Stockwerk nach unten ausweichen muss. Die donnernde Stimme des Lehrers, der Ichigo zum Teufel jagt, ist selbst im Gang zu hören. Ich bleibe kurz stehen, fieberhaft am Überlegen, wie ich ihn, Rukia und die anderen da rausholen könnte. Schließlich fällt mir nichts Glaubwürdiges ein und mir bleibt nichts anderes, als sie die Straftirade absitzen zu lassen…dachte ich, denn einige Minuten später brüllt der Lehrer irgendetwas und reißt die Tür auf, irgendwo hin sprintend. Durch die offene Tür ist die Stimme des Direktors zu hören, der nach der Sendungskopie fragt, um bei seinen Enkeln anzugeben und fragt den Lehrer, ob er sein Gehalt für Reparaturkosten kürzen könne. Etwas perplex starre ich dem sich entfernenden Lehrer zwar hinterher, verschwende aber keine weiteren Gedanken daran und mache mich zurück zum Klassenzimmer. Mehr oder minder kehrt der Alltag zurück und die Aufregung, einen Fernsehstar bei sich gehabt zu haben, legt sich langsam wieder. Da in der Aufregung die Stimmen nicht gut genug aufgenommen worden waren, wurde Ichigo irgendwann frei und in Ruhe gelassen und der Unterricht folgt seinem gewohnten Gang. Und meinen Schirm habe ich auch von Ichigo zurückbekommen. Apropos Schirm, die Regenzeit ist nun auch herum und wir kommen in den Juli hinein. Es wird jeden Tag heißer und schwüler. Die Prüfungen stehen an und alle sind im Prüfungsstress. Ich bin, wie immer, ganz im Gegenteil total ruhig und wiederhole alles vom Trimester, wohlwissend, dass ich am Ende so oder so wieder nur mittelmäßig gut sein werde. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht zu wenig mache, aber ich weiß immer nicht, was ich denn noch mehr tun können soll, als meine Hefte abzuschreiben und die Sachen x-mal durchzulesen, in Mathe endlos Aufgaben zu lösen, oder sonst irgendetwas. Vielleicht war ich doch etwas zu faul, weil ich immer die Aufgaben so schnell es geht hinter mich bringe und mich schnell ablenken lasse. Zumindest häufig beim Lernen. Aber ich verschwende keine weiteren Gedanken. Ich lerne. Und dann schreibe ich Prüfung. Punkt aus. Die sentimentalen, „ich kann nichts“-Einbrüche nehmen wieder zu, gefolgt von Genervtheit über die eigene Unfähigkeit und Sentimentalität, die ich dann im Sport loszuwerden versuche. Klappt recht gut, meistens. Aber Stress…? Nicht wirklich. Eher Übermacht der Apathie vielleicht. Also zwischen dem Ganzen. Die Schultage gehen herum. Obwohl ich eigentlich ja nicht müsste, tu ich mir den ganzen Prüfungskram auch an und lebe mein ganz normales Schülerleben. Als dann endlich die Ergebnisse bekannt sind werde ich sogar halb positiv überrascht. Ich bin im besseren Drittel. In Englisch bin ich ungeschlagen Nummer eins der Schule, wie ich aus der Reaktion der anderen erfahre und auch in Mathe gehöre ich in die Top 10, dank meines Puffers, den ich mir in meinem echten Leben angelegt hatte. Dafür war ich eher mäßig gut um nicht zu sagen, sau schlecht, in Japanisch und Altjapanisch, beides Kurse, wo ich alles mir von Null auf aneignen muss. Die anderen bewegen sich ziemlich genau im Mittelfeld, mal ein wenig besser, mal ein wenig schlechter. Witzig, wie fehlendes Zocken aus einem einen besseren Schüler macht. Denn eins muss man sagen, außer Zeichnen und Lernen und gelegentlich Lesen, hat man plötzlich nichts mehr. Und Sport natürlich. Ich weiß es schon die ganze Zeit, aber der Wille ist wirklich so ein tricky Ding. Und was Lernen und Schule angeht, bin ich häufig echt schwach. Außer das, was ich so oder so machen muss…mache ich kaum etwas und bin froh, wenn es weg ist. Nur das Gewissen Angst alleine hält mich daran, regelmäßig mitzuschreiben und die Hefte abzuschreiben…aber sonst…scheiß Faulheit. Heute ist ein fauler Tag für alle, die Prüfungsergebnisse verkündet, ein Freitag und nicht mal die Lehrerschaft hat so wirklich Lust. Schule endet bereits nach der vierten Stunde und die Schule ist voll mit Schülern, die noch im Klassenzimmer herumgammeln. Orihime möchte heute mit Tatsuki etwas länger bleiben, erklärt sie mir und so mache ich mich schon mal nach Hause. Was sie wohl hatte? In letzter Zeit war Tatsuki tatsächlich etwas merkwürdig gewesen. Sie starrt hin und wieder Geister an, um dann genervt wegzuschauen oder die Geister mit den Händen zu verscheuchen, dabei immer Leise ihre Genervtheit ausdrückend. Allerdings, so offensichtlich, dass es jeder merkt, ist das Verhalten auch wieder nicht. Mir fällt das nur auf, weil ich eigentlich die Vermutung gehabt hatte, dass Orihime sie sehen könnte und nebenher auch Tatsuki im Blick gehabt hatte, aber wie es sich dann herausgestellt hatte, hatte Tatsuki sich deutlich auffälliger verhalten. Vielleicht macht sich Orihime Sorgen und möchte sich mit Tatsuki ausreden? Und wo wir bei auffälligem Verhalten sind, da gäbe es auch noch Ichigo und Rukia. Ich habe vor allem Rukia in letzter Zeit häufig Ichigo durch die Gegend schleifen sehen. Es gab anscheinend viele Hollows zu beklagen momentan. Ichigo hatte es wohl auch recht stressig in letzter Zeit, und damit meine ich nicht die Prüfungen. So in Gedanken versunken trabe ich nach Hause, als meine Aufmerksamkeit von einem Heulen unterbrochen wird. Ein Hollow! Ich war eine Weile gesegnet gewesen, diesen Dingern nicht zu begegnen, aber heute sah es wohl anders aus. Vorsichtig schaue ich mich um. In der Nähe ist nichts. Auch am Himmel…warte, doch…was ist das für ein Schwarzes… Es macht knack, und ein hornartiges Gebilde sticht hervor, gefolgt von einem wurmartigen Körper. Was zum… Das hatte ich ja noch nie, dass ein Hollow aus dem Himmel bricht. Wobei es im Bleachmanga natürlich vorkommt als … ein blauer Lichtstrahl, so schnell, dass man ihn übersehen hätte können, fliegt durch die Luft und der Hollow verschwindet noch am Himmel. Ishida! Ich schaue aus Reflex auf die Uhr. Es ist Ende Juli. Das steht natürlich nicht auf meiner Uhr, sondern fällt mir in Erinnerung an das heutige Datum ein, aber Mist! Ich hatte wegen der Prüfungen nicht an Ishidas Schwanzvergleichaktion gedacht! Und dabei habe ich es mir extra in den Kalender geschrieben, eben genau um dieser Vergesslichkeit vorzubeugen! Ich drehe mich auf dem Absatz um. Was sollte ich tun? Im Manga wurden angegriffen Karin, Chad und natürlich Tatsuki und Orihime. Ich lebe hier schon seit nun bald zwei Monaten. Tatsuki ist mir ans Herz gewachsen und ich sehe sie wie eine Schwester. Nun ja, indirekt ist sie ja irgendwie meine Schwester. Orihime ist mir eine wahnsinnig wichtige Freundin geworden. Und natürlich weiß ich, dass alles gut ausgehen wird. Chad und Orihime werden ihre Kräfte heute entwickeln und ich sollte eigentlich zusehen, dass ich wegkomme. Aber wohin? Die Stadt wird heute von Hollows überrannt werden, nicht zu vergessen den Menos Grande, als Highlight heute spät Nachmittag/Abend. Aber egal wie, ich will zu niemandem gehen, aus Angst, dass meine Anwesenheit den Werdegang verändern und es im schlimmsten Fall mit dem Tod von den Charakteren enden könnte. Lange kann ich nicht darüber sinnieren, denn schon biegen zwei der Hollowvertreter um die Ecke. Beide eher schlichte, vierbeinige Geschöpfe mit Maske, die auf mich zuwaten. Ich drehe mich um und laufe im leichten Trab in die andere Richtung, nur um unerwartet in den Streit zwischen dem Urheber des Übels und Ichigo hineinzuplatzen. Shinigamiichigo hat Ishida gerade am Kragen gepackt, der ganz in Ruhe Ichigo nur provoziert und darauf hinweist, dass Hollows gerne Menschen mit hoher spiritueller Energie priorisieren. Ich sehe Ichigo fluchen und verschwinden. Natürlich, denn er denkt an Karin. Ishida dreht sich zum mir herum, zielt auf mich und zwei Pfeile schießen an meinem Gesicht vorbei, meine Verfolger in Asche verwandelnd. „Ich habe dir gesagt, dass es alleine zu gefährlich ist“, stellt Ishida klar. Ich schweige darauf nur. Seine Dummheit, je auf die Idee gekommen zu sein, den Ring zu zerstören um Hollows in die Stadt zu locken, werde ich nie gutheißen. Und ich halte gerade nur meine Klappe um mein Wissen darüber nicht zu verraten, denn sonst hätte ich ihm eine Standpauke gehalten. Stattdessen mustere ich ihn nur mit gehobener Augenbraue. „Ach ja?“, gebe ich nur sarkastisch von mir. Wer hatte denn dafür gesorgt, dass es „gefährlich“ geworden war bitte?! „Hier, das wird dich beschützen. Verbarrikadier dich damit, bis alles rum ist. Ich werde für die Sicherheit aller sorgen“, verspricht Ishida bestimmt und geht dann einfach auf seine Mission, seinen eigenen verbockten Schei* wieder in Ordnung zu bringen. Ich starre das kleine Kästchen an, was er mir überreicht hat. Es ist im Quincy-Look gehalten und das bedeutet, es handelt sich um eine weiße Holzkiste mit Metallbeschlägen und einigen Aderähnlichen Einbuchtungen. Wahrscheinlich werden diese blau leuchten, wenn diese Kiste eingesetzt wird. Ich packe die Kiste weg. Was hatte er gesagt? Mich verbarrikadieren? Mich selbst einsperren? Ist der doof? Wohin soll mich das bitte führen, wenn ich mir meine eigenen Fluchtwege blockiere? Natürlich ist er, sonst hätte er das alles gar nicht angefangen. Wie die letzten Tage auch, beschließe ich zunächst nach Hause zu gehen. Denn wie die letzten paar Male auch, bin ich absolut hilflos und auch keine Hilfe, also ist das Beste was ich tun kann, einfach weg zu bleiben, damit ich niemandem Ärger mache. Allerdings, nach den ersten paar Schritten fällt mir ein, dass meine Mutter zu Hause ist und ich will auf keinen Fall einen Hollow dahin locken. Also wohin? Wie gerufen gibt es dann auch schon einen Hollow, der mich bereits verfolgt. Dieses Mal ein Exemplar der Lüfte, denn es stürzt sich auf mich und ich kann gerade zur Seite springen. „Hohoho, du kannst mich sehen ja?“, fragt mich der Hollow, doch ich reagiere nicht darauf. Ich habe nichts anderes im Kopf als „weg hier“. Ich nehme meine Beine in die Hand und renne die Straße hinunter. Bei der Abzweigung zu mir nach Hause nehme ich absichtlich die andere Richtung. Bloß weg von zu Hause. Und renne weiter. Wenn ich zu lange an Ort und Stelle herumdümple, könnte es sonst mein Ende bedeuten. Mir ist nämlich glücklicher Weise nicht entgangen, dass Hollows in den meisten Fällen über deutlich mehr und bessere koordinative Fähigkeiten verfügen als Menschen. Meine einzige Möglichkeit besteht darin, früher zu handeln. Immer wieder mal, schaue ich kurz um mich, denn dem Feind den Rücken zu kehren ist dumm. Aber momentan tut das Viech nichts als mich lachend zu verfolgen. „Och, wie süß. Du willst weglaufen?“, schnurrt es. „Ich bewundere immer diesen übertrieben starken Überlebenswillen von Menschen, muss ich ja gestehen“, schmunzelt das Geschöpf. Nun ja, ich würde sagen, so sehr am Leben hängen tu ich nicht wirklich. Es ist vergänglich wie alles andere auch, aber das heißt nicht, dass ich mich deswegen in den Tod stürzen muss oder? Ich kann nur wenige Blicke auf ihn werfen, ich will ja auch nicht gegen ein Straßenschild rennen oder so, aber er sieht aus, wie ein einfacher Hollow mit Fledermausflügel, die so schnell schlagen wie Kolibriflügel. Wahrscheinlich ist er mit Letzterem eher verwandt, denn er scheint in der Luft stehen zu können, wie es ihm beliebt. Und er kann sich natürlich auch deutlich schneller in der Luft fortbewegen als ich Laufen kann. Fieberhaft überlegend, wie ich da entkommen können soll, werfe ich einen weiteren kurzen Blick nach hinten … und sehe den Hollow plötzlich nicht mehr. Alarmiert bleibe ich stehen. Und das gerade noch rechtzeitig, denn der Hollow hat mich umkreist und sich auf mich gestürzt. Ein lautes Krachen vor mir macht das mehr als deutlich. Mein Herz macht einen Hüpfer vor Schreck. Ich stolpere ein paar Schritte zurück, fange mich gerade noch und renne die andere Abzweigung als die, wo der Hollow gerade in die Straße eingebrochen war, weiter, in Dankbarkeit, dass das nochmal gut gegangen ist. Langsam fängt mein Rachen an zu brennen. Und ich sage das, denn es klingt für mich schrecklich falsch, es „Lungen fangen an zu brennen“ zu nennen, wenn das Gefühl wirklich eher im Rachen liegt. Ich hasse laufen. Dank meiner Liebe für Sport ist meine Ausdauer sicherlich besser als die von so manch anderem, aber das macht es für mich nicht weniger anstrengend. Außerdem ist mein Pa der Marathonläufer, nicht ich. Danke auch. Ich bringe noch ein paar Blöcke hinter mich, als der Hollow, der sich wohl endlich aus dem Asphalt befreien konnte, wieder einholt. Ich laufe schon deutlich langsamer, denn der Hollow kann schneller fliegen, umkreist mich permanent und lässt jede Sturzflugchance nicht unversucht, denen ich wiederum nur mit Mühe ausweichen kann. Aus seinem ersten Fehler scheint er zumindest gelernt zu haben, denn die Angriffe kommen alle flacher, damit er nicht schon wieder stecken bleibt. Ein paar Mal kann ich ihn in Mauern und Gebüsche manövrieren, aber auf Dauer eine Barriere darstellen tut keines dieser Objekte. Sorry!! Wer auch immer hinter mir aufräumen muss! Je weiter ich laufe, desto regelmäßiger kommen die Kopfsturzaktionen meines Verfolgers. Noch ein paar Blöcke weiter und nach etwa 5 Biegungen falle ich fast jeden dritten Schritt über meine eigenen Füße beim Ausweichen. Meine Anspannung wird immer größer, denn seine Attacken werden immer präziser. Natürlich logisch, denn er verbringt die Zeit damit, meine Patterns zu lernen, damit er mich endlich bekommen kann, während mir keine Zeit bleibt, jedes Mal zu überlegen, wie ich denn ausweichen könnte, damit er kein Muster erkennt. Untermalt wird diese sehr ungleiche Verfolgungsjagd von seinen Kommentaren, die spielerischer Natur sind. „Hoppla, cleveres Kind“ „Das war unerwartet, sehr gut“ „Ja, genau, weiter so. Es fängt langsam an Spaß zu machen“ „Och komm schon, das war aber eher einfallslos“ „Ein bisschen mehr Herausforderung bitte“ und einige weitere ähnliche Sticheleien und gelegentliche hysterische Lachattacken begleiten mich auf meinem Zickzackweg. Bei seinem nächsten Angriff gelingt es mir nicht mehr, rechtzeitig zur Seite zu springen. Ich werde am linken Arm gestreift und vom darauffolgenden Aufprall auf den Sandplatz neben der Straße katapultiert. Ich komme links auf, rutsche etwa einen Meter weiter bis ich wild rollend zum Stillstand komme. Autsch. Das waren sicher aufgeschrammte Knie und Ellebogen. Ich rapple mich schnellstmöglich, wenn auch etwas wackelig, auf, das Brennen an meinem rechten Bein entlang ignorierend. Ich muss in Bewegung bleiben, wenn ich nicht getroffen werden will. Mein Kopf ist voll damit, mich zum weiter machen zu motivieren, aber zu spät, denn als ich aufschaue um nach dem Hollow zu suchen, fliegt dieser bereits für meine Reaktionen viel zu schnell, auf mich zu. „Vorsicht!“ Ein dunkler Schatten von rechts springt auf mich zu und reißt mich nach links mit. Der Hollow rauscht direkt neben mir vorbei in den Sand, eine riesige Staubwolke aufwirbelnd. Ich komme im Vergleich zu eben deutlich weniger eklig auf und realisiere, dass mich gerade jemand aus der Flugbahn gerettet hat. „Danke…“, bringe ich zwischen meinen schweren Atemzügen vom ganzen Umherrennen hervor, gierig den Sauerstoff aufsaugend, was zu ein zwei Hustattacken führt, da Sand mitkommt. Nachdem ich meinen Atemrhythmus wieder einigermaßen in den Griff bekomme, da ich ja vom Laufen abrupt abgebremst worden war und mich nun nicht mehr bewege, helfe ich meinem Retter auf. Überrascht reiche ich dabei Chad die Hand, der sie dankend annimmt. Eine große Hilfe bin ich jedoch nicht wirklich, denn über so viel Kraft um ihn so richtig hoch zu ziehen, verfüge ich nicht. Aber irgendwie bekomme ich ihn rauf. Eine beängstigende Ruhe liegt über dem vom wirbelnden Sand noch recht unübersichtlichen Feld. Ich stütze meine Hände auf die Knie und zwinge mich, tiefe, lange Atemzügen zu machen, um meinen Puls ein wenig zu beruhigen. „Alles okay?“, fragt Chad mich. Ich nicke kurz. „Kannst Du die Dinger sehen?“, fragt er mich als nächstes. Es hat einfach keinen Sinn mehr. Zuerst Ishida, jetzt Chad. Und Chad dürfte mitbekommen haben, wie ich vor diesem Hollow weggerannt bin, flunkern half nichts mehr, also nicke ich zögerlich. „Verstehe. Ich kann nur vage Schemen erkennen“, gesteht er mir. Ich schaue verwundert auf. Er hat im Manga, nachdem er Karin gerettet hat und seine Fähigkeit erhalten hat, die Hollows klar sehen können. Dass er das nicht kann, bedeutet, das ist noch nicht passiert. Ich richte mich auf und schaue schockiert um mich herum. Das bedeutet Karin ist in Gefahr! Das heißt mindestens noch ein weiterer Hollow muss hier sein und Karin auch. Ich hatte unabsichtlich den Werdegang verändert! Scheiße! Der Sand beginnt sich langsam zu legen. Eine Mädchenstimme ruft laut „Onkel? Onkel wo bist Du!“, über den Platz. Nachdem man wieder einigermaßen gut über die Fläche sehen kann, erkenne ich Karin, die wild umherschaut. „Karin pass auf, es gibt noch einen!“, rufe ich ihr zu, da ich die beiden Hollows noch nicht ausmachen kann. Und beide lassen nicht lange auf sich warten. Mein Verfolger steckt ein gutes Stück rechts von mir, etwa bis zu seinem Oberkörper im Sand und strampelt wie wild herum. Ich unterdrücke ein Prusten und suche nach dem zweiten, der hier irgendwo sein müsste. „Der mich angegriffen hat, steckt dahinten im Sand fest“, berichte ich kurz Chad und zeige in die Richtung, immer noch nach dem zweiten Angreifer die Gegend mit meinen Augen absuchend. Dann nehme ich etwa schräg vorne links von mir auch eine Bewegung wahr. Das große bullige Gebilde, was Chad und Karin angegriffen haben dürfte, wird vom Hügel sichtbar, als es Karin hinterher wackelt. Oben angekommen holt er nach ihr aus. „Karin, hinter dir!“, brülle ich, um sie zu warnen und renne schon auf sie zu, als der Schatten von Chad an mir vorbeisaust. Er schlägt auf den Hollow ein, der mit einer riesigen Staubwolke nach hinten geschleudert wird. Ich greife nach Karins Arm und ziehe sie ein wenig zu mir, weg von dem bulligen Hollow. „Maria…?“, fragt sie überrascht, als sie mich erkennt. Ich schaue rüber zu dem anderen Hollow, dessen Strampeleinheiten wohl langsam beginnen, einen Effekt zu zeigen, denn er hat sich schon wieder halb befreit. Ich schaue wieder zurück zu Chad. Als sich die Staubwolke legt, sehe ich ihn dort stehen, mit dem mir viel zu gut vertrauten rot-schwarzen Handschuh. Ein zutiefst erleichterter Seufzer verlässt meine Lippen. Wurde auch langsam Zeit. Ihr wisst gar nicht, was ein riesiger Stein mir vom Herzen fällt. Es ist alles gut gegangen. „Warum bist Du hier…?“, beginnt Karin abermals, unterbricht aber sich selbst, als sie Chad sieht: „Onkel? Was ist dieser Handschuh?“, fragt Karin nun ihn. Ich klopfe Karin auf die Schulter. „Ich glaube, es ist alles in Ordnung“, versichere ich ihr, die fragend zu mir schaut und leicht zögerlich nickt. „Bleib hier bei ihm okay?“, bitte ich sie und laufe in Richtung des zweiten Hollows, der sich schon so gut wie befreit hat. Erst mal weg von den beiden anderen. Zwei auf einmal wollte ich Chad nicht zumuten und überhaupt war es mir schon zuwider genug, den Hollow ihm aufdrücken zu müssen, weil ich so ein nutzloses Ding in dieser Situation war. Aber vielleicht kann ich den Hollow lange genug ablenken, bis Chad mit seinem Gegner fertig ist. „Onkel, der steht wieder auf!“, ruft Karin hinter mir, aber mir bleibt keine Zeit, mich Sorgen um die beiden zu machen, ich habe mein eigenes Problem mit Flügeln. Besagtes Problem hat sich mittlerweile wieder komplett befreit und mich bereits erkannt. Ich laufe auf ihn zu, da ich die Angst, dass er Karin sehen und dann sie angreifen könnte, nicht abschütteln kann und hoffe, dass wenn ich genug Aufmerksamkeit auf mich lenken kann, er sie nicht weiter beachten wird. Ich war eben schon einige Male von ihm angegriffen worden und hatte in etwa die Geschwindigkeit im Gefühl, mit dem der Hollow herumgewirbelt war. Ich bleibe auf einer Entfernung, in der ich mich in etwa erinnern kann, noch schnell genug hatte reagieren zu können und kreise um den Hollow in die entgegengesetzte Richtung als Chad und Karin stehen. „Du läufst nicht mehr weg…?“, fragt mich der Hollow ein wenig enttäuscht. Er ignoriert das was hinter ihm passiert komplett. Was ein Glück. Ich würde sehr gerne weglaufen, wenn ich ehrlich bin, aber ich habe die Hoffnung, dass Chad diesen Hollow beseitigen kann, und dann wäre es ungünstig, zu weit weg zu laufen. Ich versuche etwas Zeit zu gewinnen. „Du kriegst mich doch eh nicht“, versuche ich ihn zu provozieren. Mein Herz klopft wie wild dabei, denn ich weiß, dass das nicht stimmt. Hinter dem Hollow kann ich sehen, wie Chad und der Hollow sich noch bekämpfen. „Frech sind wir auch noch“, gibt der Hollow schallend lachend von sich und macht sich bereit, mich wieder anzugreifen. Ich schätze die Fluglinie ab und springe wieder zu Seite. Und es funktioniert! Der Hollow rauscht an mir vorbei. Und nicht nur er, eine riesige weitere Masse auch. Perplex starre ich dem Ding, was an mir vorbeigeflogen ist hinterher und sehe einen Hollowhaufen vor mir, der sich auflöst. Die Reste des bulligen Hollows hatten wohl den anderen unter sich begraben, denn beide waren kurz darauf komplett verschwunden. Mir das nicht erklären könnend, wende ich mich Chad zu und sehe ihn gerade noch von seiner Werfpose einfach umfallen. Er hatte das Ding nach meinem Hollow geworfen?! Wobei…das sieht ihm ähnlich, wenn ich ehrlich bin. „Chad“ Ich laufe auf ihn zu. „Alles okay?“, frage ich besorgt. Das erste was ich jedoch zu sehen bekomme, als ich bei ihm und Karin ankomme, ist wie Karin ihn tritt und sich darüber aufregt, dass er sich mehr Sorgen um sie zu machen scheint, als sich selbst. Sofort halte ich Karin auf. „Halt, halt, stopp. Verletzte nicht treten“ „Ja aber er soll sich erst mal um sich selbst sorgen!“, zetert Karin herum. Ich lächle schwach und versuche sie zu beruhigen. „Ja aber doch nicht, weil Du ihn dahin beförderst, wo er sich Sorgen um sich selbst machen muss“ Sie schaut mich einige Sekunden dumm an und verschränkt die Arme. „Aaach, egal! Bleibt hier und bewegt Euch kein Stück weiter! Ich hole Paps!!“, ruft sie und zischt nach Hause davon. Ich schaue ihr bedröppelt hinterher. Nach einer Weile hock ich mich neben Chad. „Hey…vielen Dank fürs Retten“, bedanke ich mich bei ihm. Aber es gibt keine Reaktion. „Chad?“, frage ich, aber immer noch keine Reaktion. Es hat keinen Sinn. Er ist ohnmächtig. Ich seufze resigniert und bleibe einfach hocken und beschließe, auf Karin zu warten, als mir einfällt, dass Urahara ihn ja vorher abholen kommen wird. Mist, ich muss weg. Urahara war jemand, den ich eigentlich gerne treffen würde, als Charakter mag ich ihn total, aber da gibt es ein paar Probleme. Zu allererst, dass er Verdacht über meine Person schöpfen könnte. Oder sehr wahrscheinlich sogar wird. Aber ich will Chad hier nicht einfach so liegen lassen, das ist arschig. Ich blicke mich ein wenig um aber außer ein Zaun und ein Baum…der Baum! Ich setzte mich hinter den Baum und lehne mich an ihn, die Ohren gespitzt. Und tatsächlich, nach ein paar Minuten ist ein mir bereits bekanntes, leises Klopfen von Holzsandalen zu hören. „Eine richtige Spur der Verwüstung haben die hinterlassen“, sagt eine mir wohlbekannte Stimme leicht ironisch amüsiert. „Tessai, wären sie so gut?“, folgt daraufhin. Ein paar Geräusche von Schuhen auf dem Sandboden, die sich nach einer Weile, zusammen mit dem Klopfen wieder entfernen. Ich seufze nochmal, leise im Kopf mich bei Chad entschuldigend. Ich bleibe zunächst noch sitzen, Urahara und Tessai konnten sich ja umdrehen und dann war mein unauffälliges Verhalten für die Katz. Statt diesen beiden jedoch scheint Karin wieder zurück zu sein, denn sie und ihr Vater beginnen ein Gerangel, nachdem Karin feststellt, dass Chad nicht mehr hier liegt. Lustlos bleibe ich einfach sitzen und beschließe zu warten, bis auch sie wieder verschwunden sind, was länger dauert als ich ursprünglich gedacht hatte. Als sie endlich weg sind, sind wahrscheinlich zwanzig Minuten vergangen. Ich falle eher nach Hause, als dass ich wirklich gehe. Auf dem Weg, begegne ich einer schwarzen Katze mit leuchtend gelben Augen, die ich wahrscheinlich eher unabsichtlich, zu lange anstarre. Yoruichi-san??? Ich schüttle den Kopf, als hätte ich mir etwas eingebildet und lauf einfach weiter, bevor noch irgendetwas unvorhergesehenes passieren kann. Ein Bad und ein Bett wäre jetzt total super…finde ich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)