Dye von Maeyria ================================================================================ Kapitel 7: Stalker auf Pfoten ----------------------------- Auf dem Weg nach Hause höre ich weiteres Heulen. Viele sind sehr weit entfernt, aber ich kann sie hören, und das alleine reicht, um mich inne halten zu lassen. Nur, weil ich Weichei von den Vorkommnissen gerade ausgelaugt bin, heißt das nicht, dass die ganze Hollowattacke vorüber ist. Ich kann noch nicht nach Hause. Auf keinen Fall. Ich atme tief durch. Na los Maria, von so nem kleinen bisschen rumrennen schon müde? Reiß dich zusammen. Also auf und weiter. Ich laufe das Stück bis zur nächsten Abzweigung, mache einen großen Umweg um zuhause und mache mich Richtung Fluss. Falls ich wieder davonlaufen können muss, gibt es da genug Platz. Wenn ich Hindernisparcour-Rennen betreiben muss, sind die ersten bebauten Straßen auch nicht weit. Nur, ich muss das Auftauchen des Menos nicht aus der Nähe beobachten. Darauf kann ich gut verzichten. Da ich nicht weiß, wo das passieren wird, außer, dass es irgendwo mitten in Karakura ist, werde ich mich gerne ein wenig außerhalb aufhalten. Apropos nicht aus der Nähe beobachten, ich sehe den Menos als er auftaucht auch vom Fluss aus. Das Ding ist gigantisch und wirkt auf mich wie ein wandelndes Hochhaus. Und obwohl es so lächerlich aussieht, bekomme ich Gänsehaut. Vielleicht liegt es aber auch an der irgendwie erdrückenden Luft die ich mir einbilde? Wer weiß. Auf jeden Fall starre ich wie gebannt auf das Monstrum und kann meine Augen nicht abwenden. Ich sehe dabei zu, wie ein riesiger Schlag ihn auch zurück dahin befördert, wo er hergekommen ist, einen riesigen Riss am Himmel hinterlassend. Er geht so schnell wie er gekommen ist und es hat sich eigentlich nur um ein paar Minuten gehandelt. Dennoch, als es vorbei ist, bin ich damit beschäftigt, wieder kontrolliert zu atmen, weil sich mein Herz verselbstständigt hat. Ruhig. Ruhig. Besser. Ich strecke mich und schaue in den Himmel. Ich kann keine Hollows mehr hören oder sehen. Die letzten die ich gesehen habe, sind in Schwärmen auf den Menos zugeflogen, bis sie von ihm aufgefressen worden waren. Was ein turbulenter Tag. Halb betäubt schaue ich zur Sonne, die bereits den Horizont küsst. Ja, ich glaube ich kann nach Hause. Für heute scheint alles rum zu sein. „Bin wieder daaaaa“, gebe ich zu Hause lustlos von mir. Laute Schritte und eine Tatsuki, die die Treppe herunterstürzt, begrüßen mich. „Maria? Alles gut? Wo warst du? Was ist passiert?!“, fragt sie mich panisch. Ich schaue sie verwirrt an. „Ist eher alles gut bei DIR?“, kontere ich besorgt. Mir fällt wieder ein, was heute bei ihnen passiert sein muss, während ich mit feigem Davonlaufen beschäftigt gewesen war. „Ist irgendwas passiert? Geht es Orihime gut? Chizuru auch?“, die Worte sprudeln nur so aus mir heraus. Doch Tatsuki schaut nur noch verwirrter. „Nein, aber ich dachte…“, beginnt Tatsuki wieder. „Wovon redest du?“, unterbrechen wir uns gleichzeitig. Kurze Pause. „Lass mich erst mal nach Hause kommen, dann lass uns reden ja?“, versuche ich die Situation erst mal zu beruhigen. Tatsuki steht doch vor mir und scheint in Ordnung, alles gut. Einfach cool bleiben. Ich räume die Schuhe weg und gehe in die Küche um Mutter zu Grüßen. „Bin wieder da“, wiederhole ich und betrete die Küche. „Willkommen zurück“, lächelt Mutter, schaut auf und stockt. „Maria, wie siehst du denn aus?! Alles okay?“, fragt sie mit offensichtlich überraschtem Gesichtsausdruck. Ich schaue an mir herunter. Ja, ich sehe so aus, wie man aussieht, wenn man den halben Nachmittag damit verbringt, einen auf halbe Safariflucht zu machen. „Hab Karin getroffen und mich zu einer ziemlich heftigen Runde Fußball überreden lassen“, schwindle ich, da mir gerade nichts Besseres einfällt. Irgendwo stimmt es ja auch ein bisschen, so um 800 Ecken rum. Ein bisschen. Die Wahrheit kann ich ja schlecht sagen. Leider. „Du kannst doch gar kein Fußball“, wendet Tatsuki stirnrunzelnd ein. „Ja deswegen seh ich ja so aus“, schieße ich sofort grinsend zurück, was für allgemeines Gelächter sorgt. „Ich gehe baden“, verkünde ich daraufhin und begebe mich in das jetzt schon eine Weile ersehnte Badezimmer. Es gibt nichts so Erholendes wie ein Bad. Ich liebe Baden. Zwar bade ich nie länger als 10 oder 15 Minuten, aber das reicht völlig. Wobei heute ist eine Ausnahme, vielleicht bin ich heute sogar 20 Minuten drin. Aber aaaaaaaaaaaah, so angenehm. Es fühlt sich an, als ob die ganze Erschöpfung aus mir herausgesaugt wird. Mmmmmmh, ich könnte mich gerade einfach in den Schlaf dösen. Da mir das aber schon mal wirklich passiert ist und ich im kalten Wasser dann wieder aufgewacht bin, zwinge ich mich aus der Wanne und ziehe mich um. Schon viel besser. Nur noch das Duschen nach dem Sport ist besser als das. Als ich in mein Zimmer zurückkehre, sitzt Tatsuki schon ungeduldig vor meinem Bett. Ich kippe verwundert meinen Kopf und schließe erst mal die Tür hinter mir. Dann räume ich die Wäsche weg und werfe mich aufs Bett. „Was ist denn?“, frage ich Tatsuki. „Ist dir wirklich nichts passiert?“, fragt sie mich noch einmal. „Nein, wirklich. Nur ein bisschen viel rumgekommen“, versichere ich ihr. „Ich hab das Gefühl ich verliere dich aus den Augen“, gesteht sie mir. „Warum das?“, frage ich sie überrascht. „Obwohl wir so viele gemeinsame Hobbies haben, machen wir nichts zusammen“, meint sie. „Aber das ist doch schon eine Weile so…?“, versuche ich, mit der allgemeinen Aussage auszuweichen. Was soll ich denn auch sagen? Ich bin erst seit zwei Monaten hier. Aber heißt das, dass das vorherige Ich mehr Zeit mit Tatsuki verbracht hat? „Schon… aber wir waren immer zusammen, doch seit Mittelschule rum haben wir immer weniger zu zweit gemacht. Jetzt fast gar nichts…leben wir uns nicht total auseinander?“ Oh never mind. Doch nicht. Scheint wohl länger so zu sein. „Naja, seitdem du in den Karateclubs bist, ist das ja irgendwie nicht zu verhindern. Und ich geh Abends halt in den Fitnessclub, da wird man schon häufiger aneinander vorbeilaufen, fürchte ich“, stelle ich den Sachverhalt klar. So ist es nun mal. Wenn ich von zu Hause 700km weg studiere, werde ich auf magische Weise meine Eltern eben seltener sehen. Ist halt so. Tatsuki lacht leicht. „Naja, sorry. Vielleicht war ich zu weinerlich. Bis gleich beim Essen“ Sie steht auf. „Hey Tatsuki, lass uns doch einfach mal wieder was zusammen unternehmen. Zu zweit oder zu dritt mit Orihime“, schlage ich vor. Ich bin kein Freund von Ausgehen: Es ist meistens teuer und anstrengend, aber Tatsuki scheint sich wirklich Sorgen zu machen und wenn sie das etwas beruhigt, dann verbringe ich gerne mehr Zeit mit ihr. Außerdem, auch ich habe manchmal Bock auf soziale Aktivitäten. Vielleicht nicht unbedingt Shoppen, aber naja. „Ja warum nicht, wenn es sich anbietet“, antwortet Tatsuki mit einem schwachen Lächeln. „Komm einfach nicht vom Weg ab okay?“, murmelt sie leise. Dann winkt sie kurz und verlässt das Zimmer. Was sie wohl meint? Nun ja, ich bin manchmal echt leicht abzulenken, aber meistens…nicht so, denke ich. Ich bin ja daran gewöhnt, dass Tatsuki immer ziemlich sensibel ist, was die Menschen um sich rum angeht und auch nie was sagt und in Rätseln spricht…aber ich habe mich während meiner Zeit hier nicht verändert…oder? Was meint sie also? Ein lautes „Essen!“, unterbricht meine Grübeleien. Ich gehe runter in die Küche. Am Esstisch ist die Stimmung schon wieder wie immer und die kleinen Vorkommnisse scheinen vergessen. Auch das Wochenende verhält sich Tatsuki wieder ganz so wie sonst auch. Wir freuen uns auf die Sommerferien, während ich mich eher Sorgen um Rukias Verschwinden mache, was nun unmittelbar bevorsteht. Am Montag taucht Ishida als halbe Mumie getarnt zu spät in die Schule. Die Ausrede mit der Treppe wird auch hier von der Lehrerin genehmigt. Der Unterricht verläuft sonst ganz mäßig, wobei ich Ichigos und Rukias Geflüster hinter mir gut hören kann. Der Tag zieht sich nur quälend. Die ganze Zeit höre ich Keigo irgendetwas brabbeln, meistens ist es über die Bikinifiguren von hübschen Mädels, und kann meine Erleichterung über den Schulgong kaum in Worte fassen. Tatsuki hat angekündigt, wegen dem Inter High ab jetzt jeden Tag wegen Club länger zu bleiben, sodass ich wieder eine Weile mit Orihime alleine nach Hause gehen werde. *1 Auf dem Heimweg heute, werde ich schon wieder von Ishida aufgehalten. So viel zu meiner Ruhe. „Ah, gutes Timing“, unterbreche ich Ishida jedoch, noch bevor er etwas sagen kann, und gehe auf ihn zu. Dann gebe ich ihm die Kiste zurück, die er mir am Vortag gegeben hat, um mich vor Hollows zu verbarrikadieren. „Hat es geholfen?“, fragt er mich, anscheinend sogar ein wenig erwartungsvoll. „Ich habe es nicht verwendet, weil ich es nicht brauchte“, erkläre ich. „Dann behalte es lieber, vielleicht brauchst du es noch“, schlägt er vor. An sich hat er Recht. Es kann immer mal passieren, dass ich keinen Fluchtweg mehr habe. Aber dann will ich mich trotzdem nicht verbarrikadieren. Und ich will auch nichts verwenden, wovon ich keine Ahnung habe. Und ich will ihm nichts schulden, daher schüttle ich den Kopf. Hier muss ich unfreiwillig zugeben, dass meine Entscheidung die weniger sinnvolle ist und ich einfach nur Gründe suche, um das Ding nicht benutzen zu müssen. Und natürlich gilt ‚Haben und nicht brauchen, kein Problem‘, aber ich will es nicht haben und ich will es nicht brauchen. Und vor allem will ich nicht nach seinen Anweisungen tanzen. Mit den Konsequenzen muss ich halt leben. Bei mir zu Hause gehört das in die Kategorie, Mord mit Androhung. Den anderen ankündigen, dass es dumm ist und sie dann absichtlich die Konsequenzen fressen lassen. Und mehr oder minder tue ich genau das gerade mir an. „Danke, aber ist schon okay. Gestern ist auch nichts weiter passiert also. Außerdem, du hast gesagt, dass du für die Sicherheit von allen Sorgen wirst, also vertraue ich da ruhig drauf“, erkläre ich, wenn auch sehr sarkastisch, denn gestern haben wir ja gesehen wo das geendet hat, winke kurz, wünsche ihm noch einen schönen Abend und gehe weiter, eine etwas fragend schauende Orihime im Schlepptau. „Was war das?“, fragt sie neugierig. Ich zucke die Schultern. „Wer weiß? Er meinte ich soll es benutzen, wenn was passiert…aber ich brauchs nicht, also hab ich es zurückgegeben“, erkläre ich. Orihime antwortet nichts darauf und legt ihren Zeigefinger an ihr Kinn, als würde sie Überlegen. Ich runzle die Stirn und schaue Orihime verwirrt an. Wir biegen um die Ecke zu ihr nach Hause. „Was ist denn?“, frage ich sie, angesichts ihrer so angestrengten Miene. Sie jedoch klopft plötzlich mit der Faust ihrer rechten Hand auf ihre linke Handfläche. Anstatt meine Frage zu beantworten, ruft sie: „Maria bist du doof?!“ „Ja…, aber wieso genau?“, frage ich leicht alarmiert. Weiß Orihime von den Hollowattacken? „Das war ein Geschenk!“, erklärt Orihime, als wäre das eine klare Sache. … Ich blinzle ein zwei Mal und kippe meinen Kopf mit einer hochgehobenen Augenbraue zur Seite. Ernsthaft jetzt? Alles, aber sicher nicht das. Wie kommt sie auf so einen Käse? Orihime missversteht das anscheinend jedoch als Nicht-Verstehen meiner Seite und ist so freundlich, mit Erklärung weiter auszuführen. “Das ist eben die Art wie Jungs das machen. Du musst dich schon in andere versetzen! Sowas muss man dankbar annehmen“, erklärt mir Orihime, als hätte sie den vollen Durchblick. „Ich meine, die Kiste war total kunstvoll und so, vielleicht hat er die selber gemacht! Er ist ja gut mit Nadel und Faden, vielleicht hat er einfach ein Händchen für Handarbeit“, fährt sie total aufgeregt fort. Ich kann nicht widerstehen und klatsche mir die Hand laut ins Gesicht. Abgesehen von ihrem Verständnis für „kunstvoll“, denn die Kiste war wie alles andere Quincywerkzeug auch, nämlich recht simpel, ging das in eine etwas sehr falsche Richtung. „Orihime. Stopp. Stopp. Stopp. Du hast da was ganz, ganz, gaaaanz falsch verstanden“, erkläre ich ihr. „Ach so?“ Orihime hält zweifelnd inne. „Ja. Ziemlich sicher. Erinnerst du dich noch an die Gasexplosion? Er dachte ich sei von Pech oder so verfolgt und meinte, das sei ein Glücksbringer. Aber es ist erstens ziemlich sperrig und wirkt zweitens so wertvoll, dass ich es zurückgegeben habe“, erkläre ich. Na ja, so wertvoll es eben sein muss, wenn die Quincy als ausgerottet gelten. Außerdem halte ich nichts davon, sich immer auf andere und Dinge zu verlassen. Klar können sie helfen, aber ‚unterstützend‘ und ‚abhängig‘ sind zwei wesentlich verschiedene Dinge. Also haben die Quincy definitiv eine für mich recht nachteilige Art des Kampfes erfunden. Orihime sollte von meiner allgemeinen Skepsis Geschenken gegenüber wissen, daher sollte ich meine Aussage eigentlich nicht ausführen müssen. „Schade. Dann hätte ich auch endlich mal wen anfeuern können“, meint sie bedauernd. Nein. Nicht schade. Danke. „Pech? Wirst du von etwas verfolgt oder so? Soll ich nach Esoteriktechniken recherchieren? Oder Geister austreiben oder so?“, fährt sie währenddessen besorgt fort. Oh Gott nein. Wie kommt das denn jetzt hierzu? Und wie hol ich mich hier wieder raus?? Orihime ist so voller Tatendrang, dass ich schon erste Befürchtungen der sofortigen Umsetzung habe. „Nein, ich werde nicht verfolgt und man muss auch keine Geister austreiben. Alles gut. Danke Orihime, wirklich“ Hilfe. „Aber, … hat Ishida dann Geister…?“, fängt sie an zu grübeln. Ich bin am Ende meiner Ideen und lass sie einfach ihre Fantasien von fliegenden Elefanten und Hängebauchschweinen, wie auch immer sie darauf kommt, weiterspinnen, bis zu ihr nach Hause. „Dir nen schönen Abend!“, wünsche ich, vollkommen dead inside. Orihime ist süß…aber bitte, manchmal… „Danke fürs Heimbringen!!“, winkt Orihime mir ganz im Gegenteil zu mir, in Hochstimmung, zu. „Ich werde mir was Überlegen! Bis Morgen!“, ruft sie noch hinterher. „Nein, musst du nicht, es ist wirklich alles okay!“, halte ich sie auf. „Bist du dir wirklich sicher?“, fragt Orihime, immer noch nicht überzeugt, wie es scheint. Ich nicke heftig. „Wenn du das sagst, okay. Dann bis morgen!“ „Bis Morgen!“, winke ich zurück und mache mich erleichtert auf den Heimweg. Als hätte der Kommentar von Orihime gestern Unglück heraufbeschwört, scheint am nächsten Tag wieder irgendetwas in der Luft zu liegen, denn aus heiterem Himmel beschließen einige der Mädels aus der Klasse zusammen zu Mittag zu essen. Orihime, Tatsuki und ich sind natürlich auch dabei und am Ende sitzen wir draußen auf dem Hof, als sofort schon einer der Mädels Rukia nach ihrer Beziehung zu Ichigo fragt. Ich kaue halb abwesend auf meinem Mittagessen rum und gebe mir unglaublich Mühe, nicht genervt zu schauen. Mädels in der Pubertät. Urgh. Komisch, ich war nie so gewesen. Aber hm. Ich stopfe mir ein Fleischbällchen in den Mund, während die Diskussion losgeht, ob die Frage nicht ein wenig zu taktlos war oder nicht. Nachdem das unsinnige Gerangel beiseitegelegt wird und Rukia nochmal gefragt wird, antwortet sie natürlich Nein. „Das sieht man doch“, grummle ich zwischen zwei Tomatenschnitte genervt, weil ich die Befürchtung habe, dass das Thema noch länger gezogen wird mit endlosen ‚Wirklich? Wirklich wirklich?‘-Fragen. Ich bereite mich schon darauf vor, das irgendwie erklären zu müssen, denn ich bin ja mit Canon-Wissen gesegnet, aber noch bevor ich mit Fragen bombardiert werden kann, unterbricht mich Orihime mit ihrer etwas anderen Logik. „Schade. Wenn Rukia auch Ichigo gemocht hätte, dann wären wir 2 zu 1 und hätten gewonnen!“, bedauert sie. Tatsuki und Chizuru versuchen Orihime zu erklären, dass das bei Herzensangelegenheiten etwas anders funktioniert und rutschen dank Chizuru dabei in eine mir zu perverse Richtung ab. Während alles ihre Aufmerksamkeit diesen dreien widmet, werfe ich meinen Blick auf Rukia und ihr mir viel zu gestelltes Lächeln. Ich meine, natürlich, sie hat alles Lächeln bisher gestellt, aber dieses Mal wirkt es traurig, das hatte es vorher nie getan. Irgendwie bringt mich das ein wenig zurück in die traurige Realität, dass Rukia bald weg sein wird. Ich habe kaum, also eigentlich fast gar keine Zeit mit ihr verbracht, aber ich bilde mir ein, sie vom Manga doch recht gut zu kennen. Bevor sie bemerken kann, dass ich sie anstarre, schaue ich zu den anderen zurück, wo Tatsuki mittlerweile handgreiflich geworden ist. „Heey, lasst mal gut sein, es klingelt in 5 Minuten“, unterbreche ich das, ganz in meinem Partycrashermanier und warte, bis alle fertig sind und wir zurück in die Klassenzimmer können. Meine Stimmung scheint heute wirklich nicht gut zu sein, ich bin schroffer als sonst. Als Orihime und ich das Schulgebäude auf dem Heimweg verlassen, sehe ich wieder eine schwarze Katze mit intensiven, gelben Augen. Sie steht am Schultor. Dieses Mal weiß ich es besser als vor dem Wochenende und ignoriere sie einfach. Es ist nur eine Katze, die Yoruichi-san viel zu ähnlichsieht. Orihime und ich machen uns auf den Weg, als Orihime an meiner Bluse zupft. „Was denn?“, frage ich sie. „Gehört die zu dir?“, fragt mich daraufhin Orihime. „Hm?“ Ich drehe mich um und folge mit den Augen ihren, die hinter mich schauen. Da steht die schwarze Katze wieder und starrt uns an. „Nope“, erkläre ich. „Hallo Katze“, rufe ich kurz aus Gewohnheit und laufe einfach weiter. Orihime schaut nochmal verunsichert zurück und folgt mir dann. „Aber sie verfolgt uns schon seit dem Schultor“, flüstert sie. „Ist doch kein Problem“, meine ich leichtherzig. „Aber es muss doch einen Grund geben!“, beharrt Orihime weiter. „Vielleicht riecht einer von uns leicht nach Fisch, wer weiß“, versuche ich irgendeine halbherzige Erklärung zu finden. Sofort beginnt Orihime an sich zu schnüffeln. „Ich hatte gestern Lachs mit Kokossoße. Rieche ich nach Fisch?“, fragt sie mich besorgt. Ich schaue sie mit einer gehobenen Augenbraue an. „Ich glaube nicht?“, antworte ich, nicht sicher, ob ich hier ein Wort zu ihrer Kreation verlieren soll oder nicht. Aber da Tatsuki das ja schon immer macht, lass ich es einfach. „Aber du auch nicht oder?“, fährt sie fort. „Wer weiß, Katzen haben einen viel besseren Geruchs- und Gehörsinn als Menschen. Aber vielleicht gibt es auch einen anderen Grund. Lass die arme Katze, Katze sein“, muntere ich sie auf. „Aber sie ist schwarz!“, kontert Orihime. „Schwarze Katzen bringen Unglück!“, tadelt sie mich. „Ach was. Wie soll ein so schönes Geschöpf, wie diese Katze da, Unglück bringen hm? Schau Dir doch alleine die total schönen Linien und die Muskeln bei den geschmeidigen Bewegungen an. Und nicht zu vergessen, das perfekt glänzende Fell“, beginne ich sofort meinen Zeichnerhype auszupacken. Hauptsächlich, um Orihime abzulenken, aber ehrlich, diese Katze war wirklich schön. „Stimmt, da hast du Recht“, lächelt Orihime plötzlich und winkt der Katze zu. „Bye bye, Kätzchen!“, ruft sie fröhlich und springt die letzten Stufen zu ihrer Wohnung hinauf, als wir bei ihr ankommen. „Ciao, bis Morgen!“, grüße ich sie auch und gehe dann nach Hause. Die Katze folgt mir weiter bis zur Tür. Ich starre nochmal die Katze an, hebe eine Augenbraue und schlüpfe ins Haus hinein. Was will die von mir? Vor allem, ist das Yoruichi-san? Sie verhält sich definitiv viel zu auffällig, aber es könnte dennoch eine normale Katze sein. Aber wieso verfolgt sie mich? Am nächsten Tag wird es nicht besser. Die Katze steht auf dem Heimweg wieder vor der Schule und verfolgt Orihime und mich auf unserem Nachhauseweg. „Maria, sie verfolgt uns wieder“, berichtet mir Orihime. „Jop, lass sie“, meine ich ruhig. „Wenn sie will, soll sie ruhig, sie schadet ja keinem“, meine ich dazu nur. „Katzen haben ja auch einen freien Willen und wenn diese hier uns verfolgen will, soll sie das. Aber deswegen brauchen wir uns nicht so aufregen, oder nicht?“ Orihime nickt zufrieden und damit war die Katze, die ich scherzhaft im inneren Yoruichi-san getauft hatte, egal ob sie es ist oder nicht, erst mal kein Problem mehr. Erst mal und nur bis zum nächsten Tag, denn da passiert wieder dasselbe. Der dritte Tag am Stück ist wohl für Orihime zu viel. „Vielleicht war es doch ein Fehler, Ishida die Kiste zurück zu geben?“, fragt sie mich aus heiterem Himmel. Ich runzle die Stirn. „Wie das?“ „Naja, vielleicht verfolgt dich die Katze, weil die Kiste doch Unglück weggehalten hat“, schlägt sie vor. „Oder Pech bringende Geisterkatzen…“, fügt sie, die Katze taxierend, hinzu. „Schwachsinn. Diese Katze ist ziemlich Real. Ich habe heute Morgen jemanden sie streicheln sehen. Ich glaube kaum, dass man das mit Geisterkatzen kann“, berichte ich von meinen vormittaglichen, abgelenkten Blicken aus dem Fenster. „Aber sie verfolgt uns schon den dritten Tag. Macht dir das denn keine Angst?“, fragt mich Orihime überrascht. „Nein, wieso sollte es das? Es ist einfach eine Katze ohne bösen Willen, zumindest bisher, ist doch alles gut“, gebe ich mir redlich Mühe, Orihime zu beruhigen. Ich meine, ich verstehe sie schon, so nach drei Tagen. Aber der Aberglaube von schwarzen Katzen ist menschgemacht und sich davon verrückt machen zu lassen bringt niemanden weiter. Wenn sie wirklich Pech bringt, dann werde ich schon irgendwie damit umgehen lernen oder lernen müssen. Ich verabschiede Orihime wieder bei ihr zu Hause mit Nachdruck versichernd, dass sie sich keine Sorgen machen braucht. Und auch heute verfolgt die Katze mich bis zu mir nach Hause. Heute jedoch, bleibe ich vor meiner Tür stehen und drehe mich zu ihr um. „Was willst du eigentlich?“, frage ich die Katze, eigentlich so eher als rhetorische Frage. Dann schüttle ich den Kopf und will nach Hause eintreten. Unerwarteter Weise jedoch, schlüpft die Katze vor mir in das Haus hinein. Ich verenge meine Augen zu schlitzen, als meine Mutter um die Ecke kommt. „Ach, du hast einen Streuner aufgelesen?“, fragt sie mich überrascht. „Nein, sie ist mir einfach gefolgt“, gebe ich recht missmutig als Antwort zurück. Ich habe mein Leben lang ohne Haustiere gelebt. Früher hatte ich mir welche gewünscht, aber nach einiger Zeit und vielen Besuchen im Haus meiner Freundin, das immer ein halber Zoo war mit den Kaninchen, Hamstern, Meerschweinchen, Hunden und Katzen und Schildkröten die sie hatten, war mir dieser Wunsch recht schnell ausgetrieben worden, denn bei denen war es nie richtig sauber und die Tiere wollten immer ewig Aufmerksamkeit, sodass man sich nicht mal mehrere Stunden in Ruhe mit den Menschen des Hauses unterhalten konnte, ohne dass der Hund oder die Katze Futter, Streicheleinheiten, spielen wollten oder der Hamster laut in der Ecke klappert…oder sonst irgendetwas. Und überall die Haare. Ich mag es in meiner eigenen Wohnung nicht mal, wenn meine eigenen Haare rumfliegen (und die sind wirklich wenig an der Zahl, weil meine Haare sind eh schon sau kurz), wie soll ich dann die Haare von meinen Tiermitbewohnern mögen? Ich bin zwar nicht allergisch gegen die oder so, aber ich mag es einfach nicht. Und Katzen brachten immer tote Mäuse, unsere Nachbarskatze tat das eine ganze Weile bei uns immer, und hinterlassen überall Fußspuren…nein danke. Als Zeichner liebe ich Tiere natürlich, aber die ideale, nun ja, virtuelle oder auf Papier verewigte Version von ihnen…nicht das Naturexemplar. Obwohl diese Katze hier ziemlich nah rankam, so war sie immer noch real und damit ein Tier das Bedürfnisse hat, Haare verliert, möglicher Weise tote Mäuse heimbringt und sehr wahrscheinlich mir auf die Nerven gehen wird. Sagt ihr herzlos, sage ich Praktiker oder Mensch mit anderen Prioritäten. Und ich mag auch Raubkatzen und so weiter alles total…nur eben nicht im Reallife. Lasst mich. Und da ist „Yoruichi-san“ hier, keine Ausnahme. Unschlüssig stehe ich im Eingangsbereich, nicht wissend, was ich tun soll. Die Katze regt sich kein Stück und macht auch keine Anstalten, wieder nach draußen zu gehen, nachdem ich ihr die Tür aufhalte. Ach ja…und Katzen sind wahnsinnig launische Tiere, ich vergaß. Schließlich ziehe ich laut seufzend meine Schuhe aus und betrete das Haus. Ziemlich überrascht werde ich von „Yoruichi-san“, die an der Matte ihre Pfoten abputzt und mir dann hinauf bis in mein Zimmer folgt, wo sie einfach sich in eine Ecke setzt und mich weiter mustert. Ich mustere sie zurück. Ernsthaft, was will diese Katze von mir? Ich seufze resigniert, ziehe mich um und gehe in der Küche einen flachen Teller suchen. Schnell werde ich auch fündig und bringe ihn zusammen mit einer Packung Milch und einem Krug Leitungswasser ins Zimmer. Es ist, soweit ich informiert bin, ein Mythos, dass Katzen Milch mögen, da sie die Milch sowieso nicht abbauen können und der hohe Fettgehalt sogar eher gefährlich für Katzen sein soll. Lediglich für Jungtiere gelte das nicht, dann müsse man die Milch aber stark mit Wasser verdünnen. Das hatte ich zumindest irgendwo gehört oder gelesen oder beides. Ich stelle der Katze den Teller hin und fülle ein wenig Milch hinein. Als ich jedoch das Wasser dazu schütten will, faucht die Katze mich wild an, sodass ich zurückzucke. Ich hebe eine Augenbraue. „Wenn du danach Magenprobleme hast, wars nicht meine Schuld“, erkläre ich Schultern zuckend eher mir selbst und bringe die Sachen wieder in die Küche. Die Katze kann mir egal sein, wenn sie sich ihr eigenes Misere aussucht. Soll sie froh sein, dass ich sie nicht einfach rausgeworfen habe. Falls ich das denn überhaupt kann, falls diese Katze ohne Witz Yoruichi-san sein soll, heißt das. Zurück im Zimmer setze ich mich an die Hausaufgaben. Ich brauche natürlich doppelt so lange um reinzukommen, denn ich habe eine Katze im Zimmer sitzen, die mich mit Blicken durchbohrt. Aber irgendwie komme ich da auch durch. „Was willstu eigentlich hier…“, seufze ich leise, die Katze zurück anstarrend. Tatsuki betritt mein Zimmer und sieht diese merkwürdige Konstellation. „Du hast nen Streuner aufgesammelt?“, fragt sie mich verwundert. „Eher, der Streuner hat mich aufgesammelt“, grummle ich zurück. „Du magst keine Haustiere“, stellt Tatsuki platt fest. „Deswegen ja“ „Naja, dann kannst du sicher die Zeit morgen besser nutzen. Wie wärs? Wollen wir morgen mit Orihime shoppen gehen? Du hast es immerhin vorgeschlagen“, beginnt sie. „Morgen?“, ich drehe mich zu Tatsuki. „Klar“ Das wird anstrengend. Denn wenn Mädels shoppen gehen…sterbe ich den Heldentod…oder so ähnlich. Aber was man nicht für Familie und Freunde alles mitmacht. „Ach ja, Mutti sagte, es gibt gleich essen. Auch ne Kleinigkeit für „deinen neuen tierischen Freund““, berichtet mir Tatsuki, mit den Finger riesige Gänsefüßchen in die Luft zeichnend.*2 „Danke, ich komme sofort…wenn ich rausfinde wie ich „meinem neuen tierischen Freund“ klarmachen kann, dass er mit runter Essen kommen kann“, erkläre ich Tatsuki frustriert. Wider Erwarten jedoch, muss ich das gar nicht, denn sobald dieser Satz gesagt ist, steht die Katze auf und folgt Tatsuki einfach in die Küche. Ich folge dem merkwürdigen Gespann mit in die Küche, wo Mutter für die Katze einen Fisch um seine Gräten erleichtert und nur mit heißem Wasser gekocht hat. Sie stellt der Katze den Teller hin und setzt sich dann mit dem Rest an den gedeckten Tisch, wo wir normal zu Abend essen. Nach dem Abwasch, läuft heute Abend irgendwie alles anders ab als sonst. „Yoruichi-san“ wird von allen total verhätschelt und gestreichelt. Wo Vater, Mutter oder Tatsuki normalerweise ihren eigenen Interessen folgen, sitzen alle zusammen und bespaßen die Katze. Ich lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen, wünsche gute Nacht und verlasse das Zimmer. Die anderen wünschen mir dasselbe und lassen mich gehen. Sollen sie ihren Spaß mit der Katze alleine haben, lasst mich damit in Ruhe. Aber als ich in meinem Zimmer ankomme, schleicht die Katze zwischen meinen Beinen hindurch und macht es sich in der Ecke des Raums gemütlich, wo sie sich zusammenrollt. Ich seufze und werfe der Katze mein Kissen hin. „Gute Nacht“, grummle ich. Am nächsten Tag ist es nicht besser. Die Katze wird beim Frühstück wieder von allen verwöhnt und ich bin froh, als ich endlich das Haus zum in die Schule gehen verlassen kann. Überraschender Weise verlässt auch die Katze das Haus und kommt ein Stück des Weges mit, bevor sie im Wirrwarr der Straßen verschwindet. Der Schultag geht schnell herum. Tatsuki, Orihime und ich freuen uns auf den Nachmittag zusammen, wobei sich meine Freude in Grenzen hält, und sind alle ziemlich gut gelaunt. Als es soweit ist, scheinen vor allem Tatsuki und Orihime viel Spaß dabei zu haben, sich mit neuen Klamotten einzudecken. Orihime findet ein neues Kleid für sich, worin sie wirklich süß aussieht, während Tatsuki ihre Collection natürlich um eher knappe und vom Design her eher coole Sachen erweitert. Ich bin natürlich dabei überhaupt nicht zimperlich und sage direkt heraus, wie ich ihr ausgewähltes Stück an ihnen finde, wenn ich gefragt werde. Da heute Freitagnachmittag ist, sind die Läden voll mit Mädels, die auf dieselbe Idee gekommen sind und ich bleibe mit meinen ehrlichen Kommentaren natürlich nicht von Beleidigungen hinter meinem Rücken verschont. So ist hier und da Geflüster zu hören, wie herzlos ich sei, was ein unerhörtes Verhalten ich an den Tag legen würde und wie unsozial ich doch sei, sowas unsentimentales zu sagen. Ich sage euch, Mädels sind schon wirklich merkwürdige Wesen, denn diese Prachtexemplare machen doch gerade etwas genauso Unerhörtes oder nicht? Gott sei Dank haben mich die Meinungen anderer selten interessiert, vor allem von Vertretern solcher Doppelmoralen, sodass es bei mir rechts rein und links wieder rausgeht. Ich nehme es halt wahr und zur Kenntnis, das war es dann auch. Nur ich weiß nicht, Tatsuki scheint es wohl gehörig gestört zu haben, dass ihr Zwilling da gerade so einiges an den Kopf geworfen bekommt, denn plötzlich, als ich ihr gerade wieder sage, dass die Hose ihr vom Schnitt nicht besonders stehe, klopft sie mir unerwartet wild auf die Schulter, mir laut für meine so ehrliche Meinung dankend. Sie wolle schließlich nicht hinter dem Rücken von anderen ausgelacht werden. Orihime, die sich gerade umgezogen hat, kommt aus der Kabine nebenan und lächelt freundlich, Tatsuki zustimmend. Sie wirkt allerdings nicht wirklich so, als ob sie verstanden hätte, dass das Tatsukis Angriffsverteidigung gegen so einige unschöne Stimmungen gewesen ist. „Danke danke, Tatsuki, aua!“, erwidere ich ein wenig schüchtern bei der Lobüberhäufung von Leuten und ihren Worten, die mir tatsächlich was bedeuten und kann nur ein wenig hilflos dreinschauen. Es ist mir peinlich und mir wäre es am liebsten gewesen, wenn wir es einfach ignoriert hätten, da es die Zeit nicht Wert ist. Nach dem wir den Laden verlassen, ballt Tatsuki ihre Hände zu Fäusten und flucht herum. "Am liebsten hätte ich den Gören ihre Fresse poliert...!", fängt sie wütend an. Orihime und ich sind sofort zur Stelle um sie zu beruhigen. Schließlich endet es darin, dass Orihime uns zum einem kleinen Sandwichgeschäft führt, wo wir etwas zu essen kaufen und uns an einen kleinen Platz zurückziehen um diese zu verspeisen. Und es funktioniert, denn Tatsuki murmelt immer noch, wie man die Mädels bearbeiten hätte sollen, ist aber gesitteter. Wir essen in Ruhe, sprechen über Gott und die Welt, vertilgen gnadenlos die Sandwiches und schließlich bleiben wir satt und zufrieden weiter sitzen. Das Wetter ist gut und die Stimmung auch. Wir sind immerhin zum Spaß unterwegs, es gibt also keinen Grund, zu stressen. Bam! Erschrocken zucke ich zusammen, als irgendetwas mit lauten Krach ein paar Meter neben uns in den Platz einschlägt und eine Staubwolke aufwirbelt. Ich bin sofort in Alarmbereitschaft, denn ich habe mich anscheinend schon an Hollowattacken gewöhnt. Moment was? Bitte nicht. An Hollowattacken gewöhnen ist jetzt nicht unbedingt einer meiner Lebensziele. Egal. Wieso muss ausgerechnet einer auftauchen, wenn ich mit Orihime und Tatsuki unterwegs bin? Ich will sie nicht auch noch in meinen "Hollowmagnet"-alltag mit reinziehen, wenn ich ehrlich bin. Orihime und ich packen geschwind die Sachen zusammen und drängen den Rest dazu, zügig den Platz zu verlassen. Ich hebe eine Augenbraue und folge ihren Anweisungen. Vielleicht will sie nicht gesehen werden, während sie ihre Fähigkeiten einsetzt, die sie letzte Woche erhalten hat? Wir tasten uns vorsichtig in der Staubwolke voran, um Ort und Stelle zu verlassen, kommen allerdings nicht weit, denn in der Staubwolke höre ich um uns herum wieder irgendetwas in den Boden einschlagen. Es sind viele und es hört sich an, wie eine Art langsame, aber große Geschosse. Herrlich, ein Fernkampfexemplar. Und das auch noch in einem Umfeld, wo man einfach nichts sehen kann. Neben mir höre ich Tatsuki "Was? Was ist los?", murmeln, doch weder Orihime noch ich antworten. Können wir auch recht schlecht, oder nicht? Die Staubwolke verzieht sich langsam, sodass ich wieder etwas sehen kann und gerade als ich mich umdrehen will, spüre ich einen stechenden Schmerz auf Rückenhöhe, der mich einige Meter von den anderen beiden wegkatapultiert. Als ich mich aufrapple, sehe ich, wie Tatsuki sich unfreiwillig zu mir gesellt hat, nachdem sie auch dieses Etwas getroffen hat. Ich helfe ihr kurz auf die Beine und kann endlich mir unser Problem anschauen...und stocke. Dieser Hollow kommt mir viel zu bekannt vor für meinen Geschmack: Eine Art glatzköpfiger Oktopus, der Geschosse schießt, mit Herzchenaugen. Das Exemplar, das Orihime letzte Woche besiegt haben sollte. Orihime rennt zu uns und fragt, ob alles in Ordnung ist. Beide wirken nicht so, als ob sie den Hollow kennen. Ich bin zurecht verwirrt. „Ah, ihr könnt mich sehen“, säuselt der Hollow vor uns. Und dann auch noch der neugierige Menschenauflauf, der sich bildet. Wo kommen die alle her? Und warum müssen die ausgerechnet herkommen, wenn das ein Zombiefyer-Hollow ist? Was ist mit meiner Zufallrate seit dem ich hier in Bleach bin los? Ich kann aus dem Gemurmel entnehmen, dass es sich um Gaffer handelt, die gucken gekommen sind, um den Urheber des Krachs eben zu identifizieren. Während ich weniger begeistert und missmutig akzeptiere, dass hier gerade einiges schief und ungeplant verläuft, ziehe ich Tatsuki und Orihime von einer weiteren Salve golfballgroßer Kugeln weg. Neben mir verengt Tatsuki die Augen zu schlitzen, als ob sie versuchen würde, etwas zu sehen, was sie nicht sehen kann. Orihime zieht Tatsuki und mich ein wenig nach hinten und flüstert: „Wir müssen weg hier, sofort!“ Ganz meine Meinung. Aber den Hollow scheint das nicht so zu begeistern. „Weg hier? Was erzählst du für einen Schwachsinn?“, fragt er und eine weitere Salve schneidet uns den Weg ab. Meine Blickrichtung gilt der Menschenmasse, die, getroffen von den Geschossen, sich zum Zombiematerial entwickeln. Sage ich doch. Ich schlucke einen Seufzer herunter und ziehe die Mädels erst mal wieder weg von der Meute, soweit möglich, denn die ersten grabschen schon nach uns. Tatsuki, die erst noch etwas benebelt, angestrengt und etwas desorientiert herumgeschaut hat, wird richtig wach, als die ersten an Orihimes Haaren beginnen zu ziehen und an Tatsuki und mich herumzerren. Ich drücke hier und da und versuche mich zu befreien, was mir nicht wirklich gelingt. Ich greife dem ersten von Hinten an den Nacken und drücke zu. Es verletzt nicht wirklich aber tut richtig weh und daher lassen die meisten sofort los, aber bei denen hier scheint es nicht wirklich zu funktionieren. Ich winde mich und fahre meine Ellbogen aus und trete hier und da, darauf bedacht, keine gefährlichen Körperteile oder ähnliches zu treffen, aber ich bin viel zu langsam und auch zu schwach gegen diese Menschen, die ihren Willen verloren haben. Neben mir befreit sich Tatsuki ganz in ihrem Element: mit knallharten Schlägen und Tritten. Sofort wendet sie sich Orihime zu und befreit sie ebenfalls, wobei ich schnell wegschaue. Ich weiß nicht, ich mag die alten Karatefilme total. Vielleicht weil ich weiß, dass es Stuntmen sind und es etwas lustig aufgebaut ist, konnte ich immer zuschauen, aber Boxing zum Beispiel mag ich überhaupt nicht. Hier auch, mir ist nicht wohl, Tatsuki dabei zuzusehen, wie sie mit voller Absicht die Leute vermöbelt. Klar ist das cool und ich beneide sie ein bisschen drum, aber irgendwie ist mir einfach nicht wohl dabei. Schon komisch, wo ich so ein riesen Fan von Kampfsportarten bin. Ich spielte sogar mit Begeisterung den Kung Fu Master in Blade and Soul. Bitte fragt mich nicht, ich verstehe es nicht wirklich. Ein paar mehr Leute zerren an mir herum und reißen mich zu Boden. Zumindest lande ich weich. Ha ha ha, sorry. Ich höre den Hollow irgendetwas brabbeln aber ich verstehe ihn nicht wirklich, meine Aufmerksamkeit ist gerade deutlich woanders. Ich zerre noch immer und versuche meine Gliedmaßen bei mir zu halten und zumindest meine Arme wieder unter Kontrolle zu bekommen, erst mal hier strategisch angehen, aber gegen das Gewicht auf mir ist wirklich nichts mehr zu machen. Plötzlich greifen ein paar Hände von unter mir, mir an den Hals und drücken zu. Ich merke sofort, wie mir der Sauerstoff nicht mehr zuteilwird und beginne wie wild zu strampeln. Scheiß auf logisches Denken und Handeln, Ersticken ist eines der Dinge, da kann kein Wille den Überlebensinstinkt besiegen. Hattet ihr schon mal Sauerstoffmangel? Als Kind habe ich häufig geübt, eine ganze Beckenlänge durch zu tauchen. Es ist ein ekliges Gefühl und selbst der Wille, es erst bis ans Ziel zu schaffen, hat irgendwann verloren, obwohl es nur noch ein zwei oder drei Züge waren. Da kann man nichts machen. Es fühlt sich eklig an und die Panik zieht einem da pur durch die Adern. Ich trete wie wild um mich und schreie einen tonlosen Schrei nach Hilfe. Ich kratze, trete, schlage, während mir nach Würgen ist. Ich nehme gar nicht wahr, wo oder was ich treffe, sondern bin blind davon, eines der primären Überlebensgrundlagen wiederherzustellen. Ich bekomme nicht mal meine Hände frei um mir an den Hals zu fassen und ich sehe Punkte vor meinen Augen tanzen. Kenne ich davon, wenn ich lange in der Badewanne saß und dann zu schnell aufstehe. Niedriger Blutdruck vom Sport und so. Nur, da geht es schnell weg, aber hier nicht. Wenn ich könnte, würde ich Husten. Mir wird richtig schlecht und ich reiße den Kopf nach hinten, gefühlt das einzige, was ich noch freiwillig bewegen kann. Einmal kann ich kurz Luft schnappen, dann greift mir eine weitere Hand ins Gesicht und alles wird schwarz. Wenn ich hier jetzt daran sterbe, dann hasse ich mich und dass ich je in Bleach gelandet bin, ich sags Euch. Das ist die unfairste Art zu sterben, die es gibt. Apropos, wieso rante ich, wenn ich… Luft! Ich ziehe scharf die Luft ein und setzte mich abrupt auf, tiefe Atemzüge machend. Ich sauge die Luft ein und mein Herz klopft wie wild. Mein Brustkorb ist freundlicherweise bereit, meine riesigen Mengen an Sauerstoffgier einigermaßen zu unterstützen und so kommt langsam auch das Premium-HD-Bild wieder. Da nun diese Überlebenssorge erst mal beseitigt ist, beruhige ich meine Atemzüge und schaue um mich, denn wider Erwarten liege ich in einem Tatami-Zimmer, anstatt mitten im Urban-Irgendwo, von verprügelten Zombiemenschen und einem Hollow umgeben. Neben mir sitzt eine Orihime, die mich gerade wie wild schüttelt und hinter ihr ein ratloser Chad, der zum Gruß nur eine Hand habt. Nachdem mein Hirn auch wieder erste lahme Gedankengänge hinbekommt, kann ich mir in etwa denken, wo ich gelandet bin. Und tatsächlich, ein Herr in grün betritt den Raum und begrüßt alle. „Jetzt, wo alle wieder bei Bewusstsein sind, wollen wir zum Thema kommen?“ Ganz der Urahara. Ich setze mich aufrecht hin und nicke kurz. „Bitte“ Ich weiß sowieso über Alles Bescheid. Und ich habe gerade keine Lust, einen auf „Hä? Was ist los? Wo bin ich?“, zu machen. Das werde ich eh erfahren. Urahara erklärt kurz, dass das, was wir gesehen haben Hollows seien (was eine Überraschung) und was Shinigami seien. Natürlich erklärt Orihime, dass sie das nicht glauben könne, worauf Urahara nur kontert, dass das die falsche Reihenfolge sei, denn sie habe es bereits gesehen und miterlebt. An mir geht das alles eher vorbei. Unter anderem ist das der Tatsache geschuldet, dass ich mein Bleachwissen bereits besitze, auf der anderen Seite mache ich mir Sorgen um Tatsuki. „Arisawa“ Ich kehre zurück in das hier und jetzt. „Ja?“ „Das, was ab jetzt kommt, geht sie leider nichts an, wenn sie kein Fragen haben, muss ich sie leider bitten, jetzt zu gehen“, erklärt mir Urahara. „Was ist mit Tatsuki?“ „Darum hat sich Tessai gekümmert. Sie ist wohlbehalten zu Hause“ In meinem Kopf bildet sich ein witziges Bild, in dem Tessai Tatsuki auf dem Rücken nach Hause bringt und Mutter diesen Muskelkoloss mit einem irritierten Blick mustert. Nicht zu vergessen dieses Mangaglitzern neben seiner Brille. Nur, ich kann darüber nicht lachen. Ich nicke. „Vielen Dank“ Dann stehe ich auf und verlasse den Raum durch die mir aufgehaltene Tür. „Ciao“, grüße ich, etwas aufgehellter, die beiden anderen, um ein „alles okay“ zu suggerieren. Sie sollen sich keine Sorgen machen, sie haben schon genug Eigene. „Ah Arisawa“, werde ich nochmal zurückgehalten. Ich drehe mich nochmal um. „Ja?“ Urahara reicht mir ein in Tuch gewickeltes, kleines Päckchen. „Sollten sie wieder einmal angegriffen werden, verwenden sie das, um Hilfe zu rufen“, weist er mich an. Ich wiege das kleine Päckchen in der Hand und versuche zu erraten, was sich darin befindet. Es ist leicht und die Form so unscheinbar, dass mir nichts einfällt, was ich mir vorstellen könnte, was der Inhalt sein könnte. „Was kostet mich das?“, frage ich instinktiv. Unter anderem aber auch, weil ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. „Betrachte es als kleines Entgegenkommen des Hauses“, antwortet Urahara gut gelaunt, sein Fächer aufgeklappt und mit einem freundlichen Lächeln. Ich hebe nur eine Augenbraue. Es gibt im japanischen ein Sprichwort: „Es gibt nichts, was so teuer ist wie ‚kostenlos‘“. Eigentlich bezieht sich das auf die vielen Freebies die es in Japan für wirklich alles gab, wo im Kleingedruckten dann häufig etwas anderes steht oder ein Abo dranhängt, das eigentlich teurer wird oder ähnliches. Ich persönlich jedoch, verbinde mit diesem Sprichwort deutlich mehr. Jedes Geburtstagsgeschenk ist teurer als das Ding selbst. All diese Sprüche, wie „Das musst du doch nicht tun“, „Ich brauch kein Geburtstagsgeschenk“, „Danke, ich freue mich total“. Alles Schwachsinn. Was soll ich wissen, was andere haben wollen und ob sie es noch nicht haben? Automatisch vergleichen Leute, was sie bekommen haben, um etwas im besseren Wert zurück zu schenken, damit es nicht schlecht kommt. Und wehe man schenkt gar nichts. Und es wird natürlich erwartet, zur Feier eingeladen zu werden, wenn man wen einlädt. Die Geste des Schenkens ist wichtig und auch häufig gut gemeint, aber selten gibt es wen, der es aus Herzensgüte tut und irgendwo erinnert man sich daran, wenn man der ist, der immer schenkt und nie etwas zurückbekommt. Ich doch auch. Aber bei vielen sind es leere Worte. Manchmal frage ich mich, ob sie es bei mir nicht auch leere Worte sind und bisher konnte ich mich überzeugen, nein sind sie nicht. Bei vielen anderen habe ich da aber ein anderes Gefühl. Irgendwo festiget man seine Freundschaft damit, andere erkaufen sich so Loyalität und Anhänglichkeit, mir egal. Und wenn man einmal angefangen hat, weil man es gut meinte, kommt man selten da wieder raus. Alles soziale Stimmungen, die ich nicht wirklich zu lesen besonders fähig bin und mir zu anstrengend sind. Aber Freundschaft, Aufmerksamkeit, Zeit ist teurer als alles andere im Leben. Und ja, dann sind Geschenke teuer. „Ich bin davon überzeugt, dass die Welt, in der wir leben, mittlerweile nicht mehr so simpel ist, ehrlich gesagt“, gestehe ich. „Auf wessen Kosten geht das, wenn ich es verwende?“ „Ich werde es einem lokalen Shinigami, der einen Vertreter beschäftigt, andrehen, machen sie sich keine Sorgen“, erklärt Urahara gut gelaunt und scherzhaft. Eigentlich würde ich lachen, aber ich kann nicht wirklich. Ich halte Urahara das Päckchen hin. „Dann verzichte ich darauf“, meine ich ernst. Er kann nur Rukia meinen, und Rukia hat genug bezahlt. Neben dem Hogyoku, was er in ihr versteckt hat, bekommt sie jede Menge ab. Meine Probleme will ich nicht auch noch auf sie oder Ichigo abwälzen. Klar, dieses Mal hat mir irgendwer den Arsch gerettet und ich bin dankbar dafür, aber auf wessen Kosten und wie lange werden diese tragbar sein? Kurzes Schweigen. „Wie wäre es, wir verhandeln vor Ort?“, schlägt Urahara nun vor. „Ich mache es fair“ Er klingt jetzt weniger scherzhaft und deutlich ernster. Und ich glaube ihm. Oder will ihm glauben. Daher nicke ich. „Ich werde es merken. Vielen Dank“, bedanke ich mich, wirklich und ehrlich dankbar für diese Alternative. Mit einer kleinen Geste nochmal an die anderen beiden, lasse ich den Raum endgültig hinter mich. Urahara wird sie wohl zu ihren Fähigkeiten briefen, oder so. Ich schiebe den verwunderten Gedanken, warum Chad das nicht schon letzte Woche nach dem Hollow-Angriff hatte, weg und lasse mich von Ururu und Jinta nach draußen begleiten. Auch diesen beiden winke ich dankend und trabe eher apathisch nach Hause, immer noch das Päckchen anstarrend. Schließlich packe ich es aus und starre auf ein, kleines rosa … Ding. Ich hebe es an dem Verschluss hoch, was es wie einen Anhänger aussehen lässt und lasse das mit dem Häschen geschmückte, kartenähnliche, fingerdicke Objekt, vor meinen Augen baumeln. Was zum Henker ist das? Also, ich habe es mal gesehen als ich ein kleines Kind war aber…wie man das benutzt, ich hab keine Ahnung. Es ist da zum Nachrichten schicken, das weiß ich…aber wie? Keine Ahnung. Erst mal danke Gott oder wer auch immer, dass ich überlebt habe. Wahrscheinlich eher danke Orihime. Und Urahara. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)