Dye von Maeyria ================================================================================ Kapitel 8: go with the flow --------------------------- Zuhause angekommen, treffe ich pünktlich zum Abendessen ein. Eltern scheinen sich wahnsinnig Sorgen gemacht zu haben und angeblich waren Orihime, Tatsuki und ich in einen Baustellenunfall verwickelt worden. Tatsuki schweigt, während mir die Eltern berichten, ein Bauarbeiter habe die bewusstlose Tatsuki nach dem Checkup und dem Okay des Notarztes nach Hause getragen. Bei mir habe ein unsicherer Zustand geherrscht und ich sei deswegen erst mal noch unter ärztlicher Behandlung gewesen. Ich versichere, dass vorerst alles in Ordnung sei und wenn etwas passieren würde, ich mich sofort an die Zuständigen wenden würde. Endlich essen wir zu Abend. "Yoruichi-san" ist natürlich wieder mit von der Partie. Die Stimmung ist etwas bedrückt und ich fühle mich auch lustlos und depressiv. Manchmal tat in solchen Fällen YouTube ganz gut. Ich betreibe BingeWatching von BTS’s lustigen Situationen-Compilation aus ihren Vlogs, teilgenommenen Sendungen oder Beim-Dreh-Szenen und lache mir mein Zwerchfell zum Sixpack, wenn das gehen würde. Leider bei dem Internet was ich hier habe, keine Option. Oder, andere Variante, die auch manchmal passiert: Ich breche in meinem Zimmer in Tränen aus. Heute ist es letzteres, der Frust muss raus. Ich ziehe mich kurz um, wickle mich in mein Bett, damit mich ja keiner hört und tu so als würde ich schlafen, während ich dieses eklige Gefühl der Unfähigkeit und Hilflosigkeit in das Kissen sickern lasse. Zusammengerollt zur Kugel, schlafe ich eher unfreiwillig dabei ein. Mit total verkrusteten Augen, werde ich am nächsten Morgen von einem merkwürdigen Etwas geweckt. Es turnt auf mir herum, ist ungewöhnlich schwer und vor allem nervt es mich wahnsinnig an. Also rolle ich aus dem Bett um den Störenfried zu beseitigen und staune nicht schlecht, als ich den Urheber als schwarze Katze identifiziere. Wie auch immer sie wohl gestern in das Zimmer gekommen ist. Frustriert verjage ich mehr schlecht als Recht, die Katze vom Bett um es zu richten. Aber es hat keinen Sinn, Katze hat Bock mir den Morgen zur Hölle zu machen und tollt wild auf der Decke herum. Ich unterdrücke daher einen Seufzer und gehe kurz duschen, da ich am Vorabend vorher eingeschlafen war. Es ist 5 Uhr morgens am Wochenende. Keiner ist wach. Natürlich, wäre ich ja auch nicht. Ich verziehe mich daher wieder ins Zimmer um die Hausaufgaben nach zu holen. Komme aber nicht weit, denn nach wenigen Minuten springt mich die Katze unerwartet an und sorgt für desorientierte Linien wie aus freier Wildbahn auf meinen Blättern. Bis zum Frühstück werde ich nicht mal mit einem Fach fertig und bin daher ziemlich mies drauf. Dass die Familie "Yoruichi-san" liebt, kommt mir dementsprechend gerade Recht. Ich überlasse die Nervensäge meiner Familie und komme nach dem Essen endlich mit den Hausaufgaben voran. Aber nicht lange, nur zwei Stunden später öffnet sich meine Zimmertür und "Yoruichi-san", die sich selbst Zugang verschafft hat, hüpft mir auf die Tischplatte. Und wieder die Leier von vorne: Sie klettert mir auf den Schultern herum, knabbert oder schleckt mir am Ohr, am Hals, am Arm oder sonst wo herum und ist schlicht ein Problem. Mir gelingt es, sie komplett zu ignorieren, aber als sie mir den Stift klaut, das Aufgabenblatt zerlegt und dann sich vor mein Gesicht hängt, ist Schluss. Ich drücke sie runter, setze meinen ausdruckslosesten, toten Gesichtsausdruck auf und fixiere die Katze, die mich lächelnd zu provozieren scheint. "Du. Nervst.", schleudere ich ihr absolut empathiebefreit entgegen. Selbst wenn sie mich nicht versteht, Haltung und Ton sollte klar kommuniziert sein. Und tatsächlich. Sie lässt mich vorerst wieder in Ruhe arbeiten. Vorerst. Denn als ich fertig bin und zeichnen will, werde ich wieder als Kletterobjekt missbraucht. „Raargh!“ Ich werfe die Arme frustriert nach oben. Dann drücke ich meine Arme in die Seiten, Forme meine Hände zu Krallen und grummle eher einem nicht vorhandenen Betrachter meine unterdrückte…nun ja, nicht unbedingt Wut, aber sagen wir „Genervtheit“ entgegen. Doch die Katze interessiert sich dafür absolut kein Stück, egal welche Aktivität ich mir vornehme, sie springt mich an und legt sich quer über meine Schultern, meistens so, dass ich entweder nichts sehe, oder meine Bewegungsfreiheit so eingeschränkt wird, dass ich versuche, sie unter vielen Kratzattacken wieder von mir herunter zu bekommen, damit ich wieder mich an das machen kann, was ich eigentlich machen wollte. Mit eher weniger Erfolg. Tatsuki lacht mich am Abend aus: ich sähe aus wie ein Möchtegern Yankee von um die Ecke, meint sie. *1 Ich gehe an mehr Abenden zu Sport, wo keine Tiere erlaubt sind (natürlich), um wenigstens ein paar Stunden Ruhe zu haben. Denn selbst auf dem Weg, folgt mir diese schwarze Katze auf Schritt und Tritt. Auch auf den Weg zur Schule und sogar in die Schule hinein, was mir einige Triaden von Lehrern eingetrichtert hat, denen ich verzweifelt versuche zu erklären, dass ich nichts dafür kann. Nach ein paar Tagen kam tatsächlich der Hausmeister mit einem Besen her, um die Katze zu vertreiben, und als wäre es genug, dass ich in einem merkwürdigen Manga gelandet bin, bekomme ich natürlich das Ding ins Gesicht. Zumindest musste ich vor lauter Komik mit den anderen mitlachen, denn ansonsten war ich absolut fertig. Selbst nachts weckt mich diese Katze auf und ich bekomme langsam Augenringe. Als Zocker hat man zumindest ein Mal die Dummheit begangen, eine oder auch zwei Nächte durchzumachen. Ich auch. Und ich habe auch mehrere Nächte mit nur durchschnittlich etwa 3h Schlaf verbracht, als mein Bruder die Nächte durchgezockt hat, denn wir hatten ein Zimmer geteilt. Ich hatte NIE Augenringe bekommen, höchstens mir einmal eingebildet und mir von einer Freundin dies bestätigen lassen, aber jetzt? Keine Einbildung, ganz sicher nicht. Tatsuki fragt mich und Orihime auch, aber ich erkläre, dass die Katze einfach zu viel Energie hat und das schon gehen würde. Im Inneren hoffe ich das zumindest. Nun, einen Großteil des Schlafs hole ich mir mit meinen standartmäßigen Powernaps in der Schule wieder. Wahrscheinlich wäre ich vor dem Unterricht nie wach geworden, hätte ich nicht zwei tolle Menschen wie Tatsuki und Orihime um mich herum. Während Orihime mich sehr nett aufweckt, ist Tatsuki ein wenig rabiater, für gewöhnlich begrüßt mich ein saftiger Schlag auf den Hinterkopf zurück in die Welt der wachen. Meine armen Hirnzellen die darunter leiden…, wenn ich welche habe denen ich nachtrauern kann, heißt das. Scherz am Rande. Das merkwürdige an Schlafmangel ist, die Tage ziehen an einem vorbei wie ein Film. Dadurch, dass man so unregelmäßig schläft, weiß man irgendwann nicht mehr, an welchem Punkt im Tag es ist und lebt vor sich hin, irgendwie von äußeren Umständen gesteuert. Und so geht es mir ebenfalls. Die Tage ziehen sich dahin, es wird sogar so schlimm, dass Ichigo mal nach mir fragt, und das mag echt was heißen. Nach ein oder zwei Wochen, ich habe das Gefühl dafür ehrlich verloren, bekomme ich endlich mal eine Nacht Schlaf ohne den Störenfried und ruhe die Nacht wie tot. Ich werde am Morgen wach und fühle mich erfrischt wie schon lange nicht mehr. Sofort runzle ich die Sitrn, hebe eine Augenbraue und suche das Zimmer nach „Yoruichi-san“ ab, jedoch keine Spur von ihr. Das Fenster ist offen, sodass ich mir in etwa den Teil denken kann. Ich kippe verwundert den Kopf, aber folge dann schnell meinem Alltag. Als ob es was anderes gäbe, was ich machen könnte oder sollte, außer das. Die Erde dreht sich trotzdem weiter. Vielleicht hat sie aufgegeben? Das kann ich mir nicht vorstellen, aber das wäre wirklich mal nett. „Orihimeeeeeeeee“, gebe ich gespielt weinerlich von mir, als ich zur Schule komme, „ich habe eine gute Nacht schlaf abbekommen. Endlich!!!“, berichte ich ihr von meiner Errungenschaft des Tages, bzw. des Vortags, oder wie man es nennen mag. Ich bin an diesem Punkt so emotional fertig, das musste mal raus. Orihime kommt mir natürlich sofort bewundernd entgegen und klatscht ein paar Mal wie erstaunt in die Hände. „Das ist ja toll Maria! Ich habe schon überlegt, ob ich dir meinen Survival Schlafsack ausleihen soll, damit du irgendwo schlafen kannst“, berichtet sie mir motiviert. „Du hast ausgesehen wie ein Zombie, es war beängstigend…pssst“, sie rückt näher zu mir, flüsternd, „wie hast du so die Mathehausaufgaben gelöst?“, fragt sie mich, als wäre das etwas total Verbotenes. „Ähm…“, ich weiß nicht Recht was ich dazu antworten soll. Normalerweise fallen mir eigentlich wirklich pfiffige oder zumindest halb lustige, dumme Kommentare ein, aber gerade irgendwie nicht. Freundlicherweise tadelt Tatsuki Orihime gleich wieder über den sinnlosen Inhalt ihres Schlafsackplans, sodass ich mir nichts einfallen lassen muss. Leute ich sage Euch, jeder Mensch braucht eine Orihime in seinem Leben. J.e.d.e.r. Homeroom beginnt und ich nehme einen neuen Klassenkameraden auf Rukias Sitzplatz wahr. Ich ziehe verwundert die Augenbrauen zusammen. Ich war die letzte Zeit so fertig gewesen, dass ich den Alltag nur mit Automatismen und Muscle Memory verbracht hatte. Was eine Nacht guten Schlaf anrichten kann ist ein Wunder, stelle ich erstaunt fest, denn nichts hält mein Hirn auf, wieder mal auf Wanderschaft zu gehen. Es ist, an dieser Stelle, ein Segen Gottes, dass ich in letzter Zeit keinem Hollow begegnet bin, muss ich sagen, denn in dem Zustand in dem ich war, wäre ich wahrscheinlich schnelles Opfer gewesen. Ich hole das merkwürdige rosa Ding, das mir Urahara angedreht hat hervor und starre es an. ‚Was soll ich damit?‘, frage ich mich schon zum x-ten Mal, bevor ich es wieder wegpacke. Zurück zur Realität. Es ist Ende Juli, ich bin bald zwei Monate hier, alle habe ich hier selten oder oft gesehen. Ich bin vielleicht schlecht darin, mir Namen zu merken, aber ich bin ziemlich überzeugt von meiner Fähigkeit, mir Auren von Menschen zu merken. Soll heißen, ich erkenne Menschen an ihrer Art wieder: Gestik, Mimik, grobe Umrisse ihres Aussehens, etwa Frisur oder Haltung und Ähnliches. Ich schaue nicht gerne in Menschen Gesichter, weil ich ihnen nicht das Gefühl geben will, dass ich sie anstarre, außer ich führe ein inhaltlich bedeutendes Gespräch, dann nutze ich die Gelegenheit natürlich dazu, eben das zu tun. Immerhin bin ich eigentlich sehr neugierig was Menschen angeht. Ich beobachte gerne Menschen. Ich interagiere zwar nicht besonders gerne mich mit ihnen (außer mich natürlich Stunden um Stunden über interessante Themen zu unterhalten, aber mit welchen Menschen kann man das schon? Viel zu Wenige, an dieser Stelle), aber beobachten tu ich sie gern. Der Schüler hier, kommt mir nicht bekannt vor. Überhaupt nicht. Hier hat Rukia gesessen, aber niemand scheint sie zu missen. Alle tun so, als wäre alles ganz normal. Die Lehrerin stellt fest, dass Ichigo heute fehlt. Der neue Schüler wird gar nicht vorgestellt. Und natürlich kann ich eins, eins und eins zusammenzählen: „Yoruichi-san"s Fehlen gestern, Ichigos Fehlen heute und Rukias Fehlen wahrscheinlich ab jetzt. Das Unaufhaltbare ist eingetreten: Der Sommer steht bevor. Ich werfe einen Blick auf Orihime, die recht unauffällig, einen Blick auf Ichigos Platz wirft. Ich stütze meinen Arm auf den Tisch, lege mein Kinn in die Hand ab und verfolge Orihimes besorgte Mimik. Ernsthaft, ich verstehe einfach nicht, warum es Ichi-Ruki-Shipper gab oder gibt. Orihime ist so süß! Und sie war die ganze Zeit Ichigos Stütze irgendwie…Rukia auch…aber sie war einfach mehr Kumpel. War das nicht offensichtlich…? I wonder… Ich glaube ich mache ihr heute eine Freude, beschließe ich und freue mich irgendwie auf ihre Reaktion auf mein Vorhaben nach der Schule. Ich mag es, andere zu überraschen. Vor allem positiv zu überraschen. Tatsuki bleibt wieder wegen dem Inter High und ihren Clubaktivitäten an der Schule. „Hey Orihime, würdest du heute mit mir kurz einen Umweg mitkommen?“, bitte ich sie auf dem Heimweg. „Kein Problem, wohin denn?“, fragt sie mich. „Wirst du schon merken“, erkläre ich. „Ähm, Maria, würdest du danach mit mir auch kurz mitkommen?“, fragt Orihime. „Klar, wohin?“, frage ich zurück, das Ganze nun in die andere Richtung. „Ich will bei Ichigo vorbeischauen, ob alles okay ist“, erklärt sie. Ach ja, im Manga hat sie auch von Rukias Fehlen mitbekommen. Das heißt, sie dürfte ganz sicher etwas vermuten. „Sure“, antworte ich. Das wird nachher nicht mehr nötig sein. Ich lotse Orihime zum Urahara-Shop, wo mir ein verwunderter Urahara entgegentritt. Zur nächsten Häuserecke sehe ich eine schwarze Katze verschwinden. Was für ein Zufall. Hust. „Guten Tag, wir wollten nachfragen, ob es Ichigo gut geht und nach ihm schauen“, erkläre ich Urahara, der nach unserem Anliegen fragt. Ich grinse in mich hinein, als ich kurz zu Orihime schaue, die etwas überrascht und verwirrt mich mit großen Augen anschaut, während Urahara in den hinteren Teil des Shops verschwindet. Ein leises „Kurosaki-sa~~~n, sie haben Besuch“, ist zu hören und ich verkneife mir ein Grinsen, was zum einem leichten Lächeln bei einer zusammengezogenen Augenbraue führt. Orihime kommentiert das mit zwei verwunderten Blinzlern, als Ichigo auch schon, ebenso überrascht wie Orihime neben mir, auftaucht. „Inoue, Maria“, stellt er fest. „Kommen sie ruhig rein“, lädt uns Urahara ein, und so folgen wir ihm zu dritt in eines der hinteren Zimmer, wo er uns mit einem fröhlichen „Viel Spa~ß!♪“,alleine lässt. „Dass ihr wusstet, dass ich hier bin, überrascht mich“, beginnt Ichigo zögerlich. Nachdem ich schweige, antwortet Orihime ausweichend: „Maria hat mich hergeführt“ „Ach so?“ Ichigo schaut überrascht zu mir. „Don’t judge me“, antworte ich sofort und hebe beide Hände neben meinem Kopf, zum Zeichen der Unschuld. Betretenes Schweigen. Ich will aus Reflex fragen, ob es ihm gut geht, aber lasse es sein. Es ist offensichtlich, dass es ihm nicht gut geht und in letzter Zeit fange ich an, solche unnötigen Sachen, falls es mir früh genug auffällt, nicht zu sagen. Außerdem würde ich mich damit verraten oder nicht? Wobei, eigentlich habe ich mich schon halb verraten, in dem Moment wo ich hier aufgetaucht bin, ist also so oder so zu spät. Aber dann wiederum ist, in dieser Hinsicht, Ichigo ein ziemlicher Vollpfosten, also merkt er wahrscheinlich gar nichts, außer vielleicht einen kurzen Gedanken der Verwunderung. Mit Urahara könnte das etwas schwieriger sein…aber dann wiederum stattete er mich vor einer Woche auch mit einem Pager aus, ohne Information oder irgendetwas der Art zu verlangen…also vielleicht kann ich mich ja durchmogeln. Ichigo braucht seelische Unterstützung, die ich eh nicht geben kann und Orihime schon, also ausnahmsweise heiligt der Zweck die Mittel. Wenn ich mir das gut genug einrede, kann ich mich ja vielleicht irgendwann mit dieser Ausrede belügen und glaube es dann auch, wer weiß. „Sag mal, Ichigo“, beginnt Orihime schließlich. Sie hat die Hände auf ihrem Schoß gefaltet und schaut nach unten und wirkt etwas geknickt über dieses Thema. „Weißt Du was mit Rukia passiert ist? Sie hat heute gefehlt und keiner konnte sich an sie erinnern…und ich dachte, Du weißt vielleicht was“, beginnt sie. Ich stütze mich mit verschränkten Ellbogen an den kleinen Tisch zwischen uns dreien und schaue weg. Ich weiß nicht, was für ein Gesicht ich aufsetzen soll, ohne dass es mich zu sehr verrät und lausche Ichigos Erklärung, dass sie zurück zu ihrer Heimat gekehrt sei. Eher abwesend verfolge ich mit halbem Ohr die Konversation zwischen den beiden, wo Orihime Ichigo fragt, wie er jetzt weiter machen wolle und ob nicht Rukia eigentlich dahin gehört, wo sie herkommt. Sie ist sehr freundlich, zeigt Verständnis ohne aber mitleidig zu wirken und hört Ichigo aufmerksam zu. Ich werfe ein paar kurze Blicke auf die beiden und nicke zu mir selbst: Jop, Orihime ist für Trost spenden und Leute Aufbauen deutlich besser geeignet. Nach einigem hin und her wo ich wieder anfange, langsam mit den Gedanken sonstwohin zu wandern, holt mich Orihimes wilde Gestik zurück. Sie mimt Ichigo, mitsamt seines „I don’t give a sh*t“-Blicks, verschränkten Armen und mit einer gestellt tiefen Stimme erklärt sie: „Was ein Schwachsinn, wenn man lebt, die Familie wird man schon irgendwann wiedersehen, wenn man stirbt hingegen ist alles aus!“ Ich pruste kurz und verkneife mir ein Lachen. „Tatsache“, nicke ich grinsend, den rechten Ellebogen auf dem Tisch abstützend, lehne ich mich zurück und stelle ein schwaches lächeln zur schau, weil mich diese Situation so amüsiert. Ichigo starrt Orihime nur perplex an, bis er sich plötzlich bei ihr bedankt, was Orihime verlegen macht. Ein paar Mal redet sie ihm noch gut zu, bis sie schließlich erklärt, langsam nach Hause zu müssen und wir verabschieden uns von Ichigo, der deutlich besser gelaunt scheint. Ich sollte Orihime häufiger zu Ichigo zerren, wenn er in einer seiner Krisen steckt. Seriously. „Also, dann bis morgen“, winke ich Ichigo zu. Bei Urahara bedanke ich mich für die Gastfreundschaft. Zunächst überlege ich, noch wegen dem Gerät, was er mir angedreht hat, zu fragen, lasse es dann aber sein, da Orihime tatsächlich Heim zu wollen scheint und verabschiede mich. „Maria?“, fragt Orihime, als wir ein paar Meter gegangen waren. „Hm?“ „Danke“ „Kein Problem“, winke ich ein wenig verlegen ab, da Orihime so aufrichtig scheint. Wirklich, mit Kritik kann ich besser umgehen als Lob oder Dank. Ich bringe sie nach Hause und komme ebenfalls selbst heim. Zu Hause habe ich wieder Zeit zu grübeln. Hat „Yoruichi-san“ mich vielleicht warnen wollen? Dass Rukias „Eskort“ kommen würde? Deswegen dieses ganze Theater? Aber was macht das für einen Sinn, nachdem ich ja nur oberflächlich involviert bin? Und vor allem mich damit bis zum Rand der Erschöpfung zu treiben obendrein? Auf alle Fälle hoffe ich, hält das mich in Ruhe lassen weiterhin an. Es war mehr als genug, auch wenn man sich an alles gewöhnt, mehr oder weniger, an das will ich mich wirklich nicht gewöhnen müssen. Zur Sicherheit schließe ich mein Fenster vor dem ins Bett gehen. Ich habe absolut kein schlechtes Gewissen dabei, denn bei dieser Tortur die ich hinter mir habe sollte eher „Yoruichi-san“ ein schlechtes Gewissen haben. Mitten in der Nacht werde ich von irgendwas auf mir Herumspringendem geweckt. Mich überfällt ein Anflug an Panik, denn die Erinnerung an all die Tage kommt sofort zurück. Ist immerhin alles zwei Tage her. „Was. Denn?!“, fauche ich vielleicht ein wenig zu laut und katapultiere das etwas von mir. Stille. Anscheinend habe ich niemanden im Haus geweckt, Gott sei Dank. Ich schaue mich kurz um und sehe eine schwarze Katze an meiner offenen Zimmertür stehen. Irgendjemand hat sie wohl reingelassen, die Familie liebt sie immerhin. Ich seufze resigniert. Ade Schlaf. “Wie lange willst du denn noch so tun als wäre nichts?“ Überrascht gefriere ich und reiße sofort den Kopf zur Seite und fixiere die Katze, die mich mit ihren im Dunkeln bedrohlich gelb leuchtenden Augen zurückfixiert. Ich muss mich wohl verhört haben? Ich schüttle den Kopf. Ich muss halluzinieren. Ich setze mich auf, schließe die Tür und will mich wieder ins Bett legen, doch die Katze kommt mir zuvor und setzt sich vor mich aufs Bett. Der Mondschein in ihrem Rücken lässt sie wie ein kleines Monster im Zimmer wirken. “Ich fragte, wie lange willst du denn noch so tun als wäre nichts? Okay, nope, ich halluziniere doch nicht. Ich habe es klar und deutlich gehört. Eine erstaunlich tiefe, etwas rauchige Stimme. Eine recht Angenehme, wie ich finde. Ich lege mich zur Katze ins Bett. „Frage morgen nochmal, zu humaner Uhrzeit“, grummle ich und bemühe mich, noch ein wenig Schlaf abzubekommen. “So hast du dich bisher also durchgemogelt?“ „Ernsthaft, ich verspreche dir, ich rede morgen mit dir, bitte, gib mir meinen Schlaf“, stöhne ich. Bitte nicht. “Entscheide dich jetzt. Willst du auf Dauer immer so davonlaufen?“ „Argh, Man Gott, natürlich nicht! Meinst du mir macht es Spaß zuzuschauen wie um mich rum Dinge passieren wo ich nichts gegen tun kann? Aber mein Vater hat mir mal gesagt, ‚Du kannst nicht die Welt retten‘ und er hat Recht. Es gibt Dinge, da kann man als kleiner Mensch nichts tun. Und deswegen sollte man sich bemühen und dankbar sein, wenn alles in der eigenen kleinen Welt klappt. Was soll ich denn machen? Von jetzt an auch auf Hollowjagd gehen? Das ist Selbstmord ohne Nutzen, ich wäre nichts als Kanonenfutter. Das ist absolut Sinnlos“, presse ich möglichst leise zwischen den Zähnen hervor. Ich werde mitten im ersten Satz leiser und ernster. Dies hier ist nicht die Situation, um die Kontrolle zu verlieren. Danke auch, jetzt bin ich wach. Bilde ich mir ein oder lächelt diese Katze? “Gute Entscheidung. Dann komme am Samstagmorgen um neun Uhr an den Karakurabahnhof“ Mit diesen Worten verschwindet die Katze durch die Tür und lässt mich alleine zurück. „Das war wirklich Yoruichi-san…“, murmle ich leise semi-überrascht zu mir. Der Rest der Woche vergeht eher normal. Es ist die Woche vor den Sommerferien und Keigo lädt uns fast täglich dazu ein, zusammen an das Meer zu gehen. Dass er Mädels in Bikinifigur sehen will, ist kein Geheimnis. Tatsuki sagt wegen Inter High ab und Orihime erklärt, zu ihrer Tante zu fahren, Mizuiro kann auch nicht, Ichigo natürlich nicht, und der Rest will nicht, wenn die anderen nicht kommen. Ich sage natürlich auch ab. Wenn Orihime und Tatsuki gegangen wären, hätte ich mich vielleicht sogar dazu erbarmt, aber sonst…? Ich würde ehrlich lieber meine Sommerferien mit faul sein und zeichnen verbringen…oder zocken und Familie besuchen, wäre ich jetzt nicht hier. Diese Sommerferien werden sowieso anders sein, Yoruichi-san verdankte ich zumindest, dass ich am nächsten Tag Hundemüde in der Schule war. Am besagten Samstag tauche ich am Treffpunkt auf und treffe überrascht auf Orihime und Chad. Sie meinen beide, eine Katze hätte plötzlich gesprochen und sie herbeordert. Besagte Katze lässt auch nicht lange auf sich warten und führt und zu einem verlassenen Gebäude. “Als aller erstes, müssen wir Eure Grundfähigkeiten verbessern“, erklärt sie, als wäre es das normalste der Welt und lässt uns komische Spielchen spielen: Etwas auffangen, wenn sie es Fallen lässt, Kopfrechenaufgaben am Stück ausrechnen und andere merkwürdige Reflex- oder Konzentrationsspiele, eher der mentalen Art. Ich bin eigentlich immer überzeugt von meiner Reaktionszeit gewesen. An sich bin ich eigentlich sehr langsam, was Reaktion angeht, aber durch meine Games dachte ich, wäre ich nicht allzu schlecht. Falsch gelegen: ich versage in jeder Hinsicht. Mein Hirn realisiert alles zwar schnell, aber meine Reaktion darauf kommt immer viel zu spät. Am Abend ist mein Arm voller „Strafkratzer“ die ich schlucken musste. Dafür tue ich mich in Konzentration deutlich besser. Ich kann, wenn ich will, Dinge um mich per Knopfdruck ausblenden und das kommt mir hier wirklich gelegen. Ich tue es zwar nicht gerne, weil ich dann immer Angst bekomme, dass mir irgendetwas passiert während ich nicht aufpasse, aber hier wo es gefragt ist, absolut kein Problem. Trotz der ganzen Kratzer, die am Ende des Tages höllisch brennen, hatte ich viel Spaß. Ich weiß nicht, ich mag solche Aktivitäten einfach recht gerne. Ich mag ja auch Sport und Rätsel und Umfragen und so nen Kram, so IQ-Test angehauchte Sachen. Ich finde, die machen total Spaß und kann behaupten, so schlecht ich abgeschnitten habe, gelangweilt hat es mich sicher nicht. Jetzt wüsste ich nur noch gerne, wofür das gut sein soll? Orihime und Chad werden Ichigo nach Soul Society begleiten, sie haben Fähigkeiten erhalten, die sie in dieser Zeit jetzt trainieren werden. Ichigo dürfte sich gerade darum bemühen, seine Shinigamikräfte zu erhalten, aber was mache ich in diesem ganzen Konstrukt als normaler Mensch? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)