Dye von Maeyria ================================================================================ Kapitel 14: TeamWork -------------------- Als Chad gerade wieder eine Wand einschlägt, wende ich mich unsicher an ihn: „Meinst du nicht, dass wir uns etwas unauffälliger verhalten sollten?“ Ich werde das Gefühl nicht los, dass man uns mit dem Lärm deutlich leichter findet. Neben dem bin ich ebenfalls kein Freund von den vielen ohnmächtigen, die wir hinter uns lassen. Ein kurzes Nicken seinerseits lässt mich aufatmen. Ein Problem weniger. Wir folgen einigen Gassen und gelangen zu einem Platz, wo uns wieder einige Shinigami entgegenkommen. Sofort feuert Chad wieder einen seiner Attacken ab. Doch im Gegensatz zu den bisherigen sind diese wohl etwas geübter, denn sie weichen gekonnt zur Seite aus. Einer davon steht plötzlich hinter mir, greift mich an den Schultern und nach einem Shunpo-Schritt, der so aussieht als würde die Welt an mir vorbeiziehen, finde ich mich umringt von seinen Kameraden, Chad gegenüber, wieder. Mist! Nicht aufgepasst! „Jetzt bist Du in Sicherheit“, erklärt mir dann der eine Shinigami zu meiner Überraschung. „Vielen Dank“, geben ich bedröppelt von mir. Erst mal mitspielen. Ich hatte nicht erwartet, jetzt noch als Shinigami verwechselt zu werden. Ich hatte ja nicht damit gerechnet, Chad zu begegnen und ich dachte, dass mittlerweile alle davon ausgingen, dass ich zu ihm gehöre. Wobei, wenn ich es mir recht überlege: Chad hat alle ohnmächtig hinterlassen, die davon berichten könnten, also vielleicht macht es ja doch Sinn. Der eine, der mich aus Chads Fängen „befreit“ hat stellt sich beschützend vor mich, seine Hand an seinem Schwert. „Aus welcher Division bist du? Wir bringen dich zurück nachdem wir mit ihm fertig sind“ „Zehnte Division“, antworte ich. Eigentlich wollte ich ‚Vierte‘ antworten. Inoffiziell die schwächste Division und eigentlich voller Heiler. Hätte wirklich besser zu mir gepasst und ich hätte keine Ausrede suchen müssen, wieso ich nicht kämpfen konnte. Wobei ich auch einfach die Ausrede „Zanpakuto vergessen“ verwenden könnte, da ich keines besitze. Aber wenn es im Kampf hier gegen Chad Verletzte gibt und ich sie nicht heilen kann, würde ich mich verraten, also habe ich die erstbeste Division genommen, die keine Sonderpositionen hat wie etwa Zweite, Neunte, Elfte oder Zwölfte und eine der normaleren gewählt. Als Hitsugaya-Fan nehme ich natürlich die Zehnte, kann mir keiner verübeln oder? „Meinst du, du wirst mit ihm fertig? Er ist ziemlich stark“, merke ich an. Ich kann sehen wie Chad die Augen zusammenkneift und mich fixiert. Oh je, er wird versuchen mich zu retten und das wird ihn davon abhalten richtig kämpfen zu können. Ich muss mir was einfallen lassen und zwar ziemlich schnell. „Keine Sorge, ich besetzte den vierten Sitz meiner Einheit“, antwortet der Shinigami vor mir siegessicher und stürzt sich mit gezogenem Zanpakuto auf Chad. Ja, genau das ist meine Sorge. Um mich herum stehen drei seiner Kameraden. Ich kann Chad die Angriffe nicht voraussagen ohne mich sofort zu verraten und ich sollte nicht zu früh die Karten aufdecken. Besser, ich kann vorher einige unschädlich machen. Chad stürzt sich direkt in meine Richtung, wird aber natürlich vom Shinigami in einen Kampf verwickelt, der nicht gut aussieht. Chad kommt nicht so wirklich mit der Geschwindigkeit seines Gegners mit, der eher zur flinken Sorte gehört und ziemlich regelmäßigen Gebrauch von Shunpo macht. Meine Augen gewöhnen sich soweit daran, dass ich einen Schemen durch die Luft wischen sehen kann, mehr allerdings auch nicht, frustrierender Weise. Chad feuert auch keine Attacken auf ihn, wahrscheinlich hat er Angst, mich dabei zu treffen. Von MMOs weiß ich, dass es keine nervigeren Quests gibt, als Eskorte. Die Dinger, wo man irgendwen sau schwaches beschützen muss, der meistens auch noch so doof ist und in jeden Gegner auf dem Weg reinrennt. Nun, Gott sei Dank bin ich kein dummer NPC, aber dass Chad sein Potential wegen mir nicht ausschöpfen kann ist wirklich eine Behinderung. Ich brauche eine Lösung. Ich linse unauffällig um mich. Die drei haben sich rechts, links und vor mich positioniert. Der vor mir und der links von mir haben beide ihre Zanpakuto gezogen. Das mit dem Beschützen nehmen diese wohl auch recht ernst. Das Zanpakuto des Shinigami rechts von mir ist in einer guten Reichweite für mich, da es noch an seiner linken Hüfte hängt. Ich könnte damit an den Hals des Shinigami vor mir gehen, aber ich wäre vermutlich bei den beiden anderen, die ihre Katana bereits gezogen haben, zu langsam. Oder ich könnte jemandem in die Kniekehle treten. Aber das wäre nur einer den ich damit für kurze Zeit abgelenkt hätte. Oooder? Eine weitere Idee fällt mir ein. Nicht wirklich konventionell. Ziemlich dämlich, aber so dämlich, es könnte sogar funktionieren. Vorsichtig trete ich einen halben Schritt nach vorne und mit einem geschwinden Zack, greife ich rechts und links den beiden Shinigami an ihre Obi und ziehe die Schleifen auf.* Im selben Zug gehe ich in die Knie und reiße die Gürtel mit nach unten. Beide verlieren ihr Gleichgewicht und werden von mir mit nach unten gerissen. Sobald aber beide ins Taumeln geraten, habe ich mich schon wieder hochgezogen und nach vorne zu dem dritten katapultiert, um ihn mit der Schulter in den Rücken zu tacklen. Bei meinem Fliegengewicht endet es leider nur mit einem Schubser. How anticlimactic. Bei der ganzen Aktion habe ich die Gürtelenden in meinen Fäusten gehalten, was dazu führt, dass die beiden Shinigami am Boden zur Seite gerollt werden und sich jetzt der Gürtel löst. Wie erwartet überschreibt das Schamgefühl, seine Hose zu verlieren, so einige andere Reaktionen. Beide sind zu allererst bemüht, ihre Uniform bei sich zu behalten. Mir tut das wahnsinnig Leid, aber ich bin leider nicht wirklich kampftauglich. Hoffentlich verzeihen sie mir irgendwann. Der vor mir dreht sich überrascht über die rechte Schulter zu mir und ich nutze die Gelegenheit, mit meiner rechten Schulter vom Tackleversuch bereits vorne, Rücken an Rücken an ihm vorbei zu kommen. Im selben Zug trete ich das fallen gelassene Zanpakuto des Shinigami ursprünglich links von mir, möglichst weit weg. Was ein Glück, dass der Shinigami vor mir und ich beide Rechtshänder sind, sonst hätte ich mich um meine eigene Achse drehen müssen, was Zeit gekostet hätte. Bis er das realisiert hat und sich herumgedreht hat, bin ich bereits drei Schritte weitergekommen. Den Angriff des angeblichen Viertplatzierten seiner Einheit sehe ich da schon kommen und will mich wegducken. Soweit kommt es aber nicht, denn Chad stellt sich zwischen uns und blockt für mich. Ich trete ein, zwei Schritte hinter Chad und schau nochmal nach den drei Kameraden, die bis auf weiteres unverletzt scheinen. Gott sei Dank. Die zwei hinteren versuchen immer noch ihre Klamotten zusammenzuhalten, der dritte, an dem ich vorbeigeschlittert bin, gesellt sich zu dem vor mir in den Kampf. „Sorry“, gebe ich instinktiv von mir und schelte mich kurz darauf leise im Inneren für diese schlechte Angewohnheit. „Warum der Verrat?“, fragt der Viertplatzierte wütend. Erst will ich mit irgendeinem pseudoklugen, sarkastischen Spruch kommen, überlege es mir dann aber doch anders, da es mich weder cool macht, noch was bringt. Ich antworte einfach nicht darauf, setzte nur in Ruhe den Rucksack ab und binde mir stattdessen die beiden ergatterten Obi einmal um die Hüfte, hinten herum über Kreuz über die Schultern, noch ein Mal um die Hüfte vorne zusammen. Wer weiß, wann sie nochmal praktisch werden? Der zweite Shinigami stürzt sich ohne Vorwarnung auf mich, während der Viertplatzierte wieder nach Chad geht. Jetzt kann ich problemlos die Angriffe vorhersagen, die Katze ist aus dem Sack. Während ich mich bemühe, Chad und den anderen im Blick zu behalten, versuche ich auch den Angriffen meines Gegenübers auszuweichen. Schließlich komme ich so durcheinander, dass ich Chad Angriffe teilweise zu spät zum für ihn reagieren ansage oder beinahe mir von meinem Gegner einige Schrammen zugezogen hätte und gebe es entschuldigend auf. Multitasking ist wirklich nicht meine Stärke. Im Augenwinkel kann ich sehen, dass sich die beiden von eben aus dem Staub machen. Und ich bin mir sicher sie werden Bericht erstatten und Hilfe holen. Glücklicherweise ist mein Gegenüber zwar flink, aber nicht übermenschlich schnell. Klar, er hat sein Shunpo, aber wenn ich in etwa weiß wo er ist, lässt sich der Rest anhand der Haltung ablesen und die Schwertstreiche kommen immer noch ganz normal in Menschengeschwindigkeit. Chad hat es deutlich schwieriger mit einem Gegner, der wohl das Shunpo mit in seinen Kampfstil einbezogen hat, so viel Gebrauch wie er davon macht. Abgesehen davon, dass er auch deutlich mehr Kampferfahrung zu haben scheint. Wenn er viertplatziert ist, würde es mich auch nicht wundern, wenn er ein Shikai besitzt, was er aktivieren wird, wenn er es nicht bereits aktiviert hat.*2 „Chad, Switch!“, rufe ich über meine Schulter, als ich gerade wieder ein Schwert an meiner Seite in die Leere heruntersausen spüre. „Nix da“, unterbricht mein Gegner und stellt sich zwischen uns, als Chad sich zum mir gesellen will. Aber das ist ja kein Problem. Vor mir steht mein Gegner, der Rücken an Rücken mit Chad steht. Und vor ihm, ist der Viertplatzierte, der Chad im Auge behält. „Der ist langsamer“, erkläre ich. „Und Ausweichen kriege ich schon hin“ Ich versuche selbstbewusst zu klingen, was mir nicht wirklich gelingt. Aber Chad nickt, dreht sich um und holt nach meinem Gegner aus. Dieser wiederum wirkt überfordert und lässt mich komplett aus den Augen. Natürlich nutzt der Viertplatzierte diese Gelegenheit um nach Chads Rücken auszuholen, aber damit habe ich gerechnet und bin vorbereitet. Jeder würde das schließlich tun. Ich schleudere den Rucksack, der neben mir auf dem Boden lag über meine linke Seite Richtung Shinigami, der dagegen Kracht und mich mitsamt Rucksack zu Boden reißt. Der Aufprall auf dem Steinboden ist ziemlich schmerzhaft. „Grüße von Baum“, grummle ich, die Zähne zusammenbeißend. Rechts von mir zieht sich der Shinigami ängstlich vor Chad zurück, der ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, verfolgt. Unabsichtlich bringt er so Abstand zwischen Chad und mich und meinem Gegner. Sehr gut, der Tausch hat geklappt. Da mein Gegner, im Gegensatz zu mir, eine Landeunterlage in Form eines Rucksacks bekommen hat, ist er schneller auf den Füßen als ich. Ich höre ihn irgendetwas murmeln und sehe die Klinge leicht gelblich leuchten. Es ähnelt Ichigos schimmernden Wellen von heute Mittag, nur dass sie wesentlich dünner und deutlich blasser wirken im Vergleich. Er zielt, über mich gebeugt, sein Zanpakuto auf meinen Schädel und lässt die Klinge heruntersausen. Panisch lasse ich den Rucksack los und rolle zur Seite. Ich fühle die Klinge an meiner Kopfseite vorbeizischen und höre ein helles knirschen, wie die Klinge daraufhin über den Boden schrammt. Das war knapp! Also, richtig knapp! Ich versuche meine Atmung und mein verrücktspielendes Herz zu beruhigen. Zitternd rapple ich mich auf und versuche die Panik wieder unter Kontrolle zu bekommen. Und das Zittern muss aufhören. Stell dich nicht so an me! Reiß Dich zusammen! Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und der Schläfe. Meine Hände suchen unsicher Hosen- oder Pullovertaschen um sich darin zu vergraben, die sie aber natürlich dank dem Kimono, den ich gerade trage, nicht finden. Schließlich suche ich mir instinktiv die zweite Haltung aus die mich beruhigt: aus dem Kampfsport. Rechtes Bein vorne, links schräg daneben. Linker Arm angewinkelt und rechter auf etwa Bauchhöhe locker ausgestreckt. Hände offen. Eigentlich komplett falsch, aber ich will und kann ja nicht kämpfen. Es beruhigt mich nur und schärft meine Sinne. Dabei sehe ich auch die roten Spuren am Handrücken. Also habe ich wohl einen Schnitt kassiert. Ich atme langsam und gezielt aus damit ich die mir erkämpfte Ruhe auch behalte. Aus Gewohnheit spanne ich alle Muskeln an, die ich schnell wieder zu lockern versuche, um nicht den Eindruck zu machen, als würde ich Streit wollen. Gelingt mir allerdings weniger gut. Mein Überlebensinstinkt hat Angst fürchte ich. Ziemlich klischeehaft konzentriere ich mich weiterhin auf meine Atemzüge. Und natürlich wird das falsch interpretiert. „Also langsam auch das Interesse zum Kampf bekommen ja?“, ruft mein Gegner provozierend und stürzt sich auf mich. Na toll. Sofort weiche ich locker auf den Fußballen zur Seite aus. Eins muss man sagen, bewegen ist so wirklich viel leichter. Und als MMOPlayer wissen wir, richtiges positioning kann echt eine Hilfe sein. Doch kurz vor mir verschwindet er und taucht direkt hinter mir wieder auf. Ich kann es zwar wieder wie ein Wischen sehen, aber mich nicht mehr aus der Bewegung rausholen. Ich sehe die Klinge auf Brusthöhe zur mir ragen und lasse mich als einzige Lösung die mir noch einfällt, einfach fallen. Wir stolpern ineinander und er kippt vornüber über mich drüber, rollt sich gekonnt ab und sticht wieder nach mir. Ich weiche, nun auf den Knien, wieder zur Seite aus, als er denselben Trick wieder verwendet: Er verschwindet und taucht da auf wohin ich flüchte. Wieder zielt er mir auf die Brust. Ich kann gerade noch aufspringen, sodass er mir nur meinen rechten Arm gerade so erwischt und den Ärmel zerfetzt. Und wieder ein Shunpo hinter mich. Ich drehe mich erneut zur Seite und habe ihn und sein Zanpakuto plötzlich schon wieder direkt vor mir stehen. Abrupt bremse ich ab und kann verhindern, mich frontal in sein Katana zu werfen. Er hilft jedoch nach und sticht wieder nach mir. Vom etwas hektischen Stehenbleiben falle ich nach hinten um und so sticht das Katana direkt über meinem Gesicht ins Nichts. Der Shinigami verliert sein Gleichgewicht und kippt direkt auf mich, wo ich gerade noch zur Seite rollen kann und fällt der Länge nach hin. Das Ganze ist wirklich nicht gut für mein Herz, was immer noch keine Ruhe geben will. Wie oft hatte ich diese Waffe jetzt schon fast in meiner Brust stecken? Mein Gegner und ich stellen uns beide wieder auf und das Katz und Mausspiel geht erneut los. Mich ablenken tut dabei dieses helle, gelbliche Flimmern in der Luft. Im Gegensatz zu eben wie bei Ichigo, wo es einfach den ganzen Raum damit ausgefüllt hat, organisieren sich hier diese kleinen Wellen in Formen, die für mich wie dünne, halbdurchsichtige Fäden aussehen. Und ich weiß nicht ob ich einfach nur zu viel Conan gelesen habe oder generell zu viel Manga und Anime gesehen habe, mit Fäden verbinde ich vor allem Marionetten. Oder exotische, coole Kampstile. Sicher ist, dass die Klinge seines Zanpakuto in derselben Farbe leuchtet und die Fäden in seiner Hand zusammenlaufen und von da zur Klinge führen. Egal was es ist, es kann für mich nicht gut sein. Ich schaue mich kurz um, um mir ein Bild der Lage zu verschaffen. Der andere Shinigami scheint von Chad ziemlich eingeschüchtert und von den mutigen Angriffen eben an mir ist gar nichts zu erkennen. Also darüber brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Zurück zum Viertplatzierten vor mir. Drei der eben genannten Fäden, kleben irgendwie an drei verschiedenen Bodenplatten. Ein weiterer führt zu meinem rechten Ärmel, den mein Gegner eben erwischt hat. Unbehaglich will ich diesen Faden dort herausreißen, aber als ich danach greife, lässt er einfach meine Hand durch. Als ich gerade überlegen wollte, wie ich das sonst loswerden könnte, wird eben dieser Arm nach vorne gerissen. An der Bewegung des Viertplatzierten kann ich erahnen, dass er an diesem fadenförmigen Gebilde gezogen hat und mich damit auch zu sich zieht. „Woahhh“, gebe ich erschrocken von mir, als ich unfreiwillig Richtung des aufgestellten Zanpakutos rase. Ich bekomme von der Anziehungskraft meine Beine nicht koordiniert um mich zu bremsen und versuche panisch mein Hirn zur Arbeit anzutreiben, die immer näherkommende Klinge im Blick. Schei*e. Schei*e. Hilfe. Halt nein. Nix Hilfe. Panisch mobilisiere ich alle Kraft in meinen rechten Arm, der gezogen wird. Damit schlage ich von der Seite gegen das Zanpakuto und nehme den Schwung dieser Bewegung um nach rechts auszuweichen. Puuh. Nochmal gut gegangen. Ohne meine Hand zu schneiden. Erleichterung kommt über mich. Als rechtshändiger Zeichner ist mir die rechte Hand schon recht wichtig. Nur gerade war mein Kopf voll damit, dieses Schwert nicht in die Brust zu bekommen. Wider Erwarten scheinen die Fliegkräfte wohl für diesen komischen gelblichen Energiefaden zu gelten und ich gerate Halbkreisförmig um meinen Gegner zum Taumeln, der, von meinem Gewicht gezogen, sie dagegen stemmt um nicht umzufallen. So kann man sich irren. Da ich durch den Faden eben nur durchgreifen konnte, dachte ich, dass physikalische Gesetzte für ihn nicht gelten, aber ich werde das Beste daraus machen. Ich drehe mich links herum um meine eigene Achse und wickle mich einmal in den Faden ein, erlange die Kontrolle über meine Beine wieder und laufe rechts um meinen Gegner herum, sodass er auch eingewickelt wird. Dieser lässt vor Schreck seine Fäden in seiner rechten Hand fallen und verheddert sich darin. Meine Chance! Ich beende meinen Rundumlauf um ihn herum, winde mich aus meiner Rolle und ziehe meinen Arm einmal kräftig zu mir. Da ich den Faden nicht anfassen kann, fällt mir nichts Besseres ein. Er, nun halb in seiner eigenen Fähigkeit ein mumifiziert, fällt wie ein hilfloser Wurm hin. Plötzlich nehme ich schwarze Schatten auf mich zufliegen wahr und mache einen erschrockenen Hopser zur Seite, sodass die fliegenden Bodenplatten, wie ich jetzt sehen kann, an mir vorbeifliegen. Ich höre helles Krachen und als ich mich umdrehe, sind zwei davon auf den Boden zerschellt. Die dritte ist an der Stirn meines Gegners zerbrochen, der vom Aufprall ohnmächtig geworden ist. Ich kann gerade noch sehen, wie sich die gelben Fäden in Luft auflösen. Ein unbehagliches Schütteln durchzieht meinen Körper bevor ich meine Aufmerksamkeit Chad zuwende, der immer noch den einen Shinigami von eben quer über den Platz verfolgt. Naja, nicht wirklich, er torkelt eher ängstlich vor sich hin und Chad schneidet ihm die ganze Zeit den Weg ab, wenn wir ehrlich sind. Warum er ihn wohl immer noch nicht ausgeknockt hat? Chad hat ziemlich viele Schnitte kassiert, stelle ich beim Näherkommen nun auch fest. Und das nur, weil er wegen mir nicht all out gehen konnte! Ich krieg die Krise! Gerade hat der Shinigami seinen Rücken zu mir gedreht, also erlaube ich mir einen Spaß und schließe mit schnellen, lockeren Schritten zu ihm auf und greife ohne Vorwarnung mit der rechten Hand an seine Nackenseiten. Im Gegensatz zu den Zombies vor einer Woche, ist dieser nicht halb untot oder so. Er zieht die Schultern hoch, aber das macht mir gar nichts. Es gibt schon einen Grund wieso ich mir diesen Trick gemerkt habe: Er kann meine Finger zwischen Kopf und Schulter zwar einzwängen aber nie so viel Kraft darauf ausüben wie ich mit meinen Fingern an seinen Halsseiten. Ich merk hier gar nichts. Schonungslos drücke ich zu und er lässt sein Zanpakuto fallen. „Halt, halt, bitte tut mir nichts, ich kann helfen“, quiekt er, als Chad sich vor ihm aufbaut. „Dann zeig uns den Weg zum Senzaikyuu“*3, gebe ich prompt von mir bevor Chad ihn ins Koma schlagen kann. „Okay okay, mach ich“, winselt er. „Chad halt ihn mal fest“, bitte ich ihn und Chad dreht dem Shinigami die Arme nach hinten. Na bitte, jetzt kann ich die Stofffetzen von eben gut gebrauchen. Ich schnüre dem Shinigami die Handgelenke am Rücken zusammen und die Arme am Oberkörper fest mit den Obi, die ich eben eingesammelt hatte. Dann fische ich ihm die Schwertscheide aus dem Gürtel, nehme das Zanpakuto auf dem Boden auf und stecke es an die Seite meines Rucksacks. Ich mustere Chad kurz von oben bis unten. Er scheint einige Schnitte abbekommen zu haben, aber es sieht wirklich nach nichts Wildem aus, das verbunden werden muss. „Hast du dich irgendwo schlimm verletzt?“, frage ich vorsichtshalber, aber er schüttelt nur seinen Kopf. Ich schaue kurz an mir herunter. Ich habe mir nur am Arm und an der Schläfe einen Schnitt eingefangen. Meine Schulter pocht noch ziemlich und in der Brustgegend hat mein Kimono ziemlich viele Schnitte abbekommen, von den Versuchen, mir ins Herz zu stechen. Sonst bin ich auch in Ordnung. Aber hey, der Fallschaden vom Baum eben ist kaum mehr als wie ein Muskelkater. Das ist doch was Gutes. Das Rumgelaufe hat wohl geholfen! Oder einfach, weil ich von vornherein gerne Sport gemacht hatte, habe ich mich schneller regeneriert. Wer weiß, ich bin noch jung. Ich werde mich nicht beschweren. „Auf, bevor die Verstärkung kommt, die Deine Kollegen von eben wahrscheinlich holen gegangen sind“, grummle ich genervt. Ziemlich langsam trabt er die Gassen entlang, in eine mir undefinierbare Richtung. Chad läuft direkt hinter ihm und ich folge dem Gespann etwa einen halben Meter weiter hinten, wo ich regelmäßig auf die verbundenen Handgelenke schaue um mich zu vergewissern, dass er sich nicht befreit. Eines der Dinge die man aus Blockbusterfilmen lernt neben dem „erkläre nicht dem Protagonisten deinen ultraklugen Plan in ganzer Länge“: Pass auf die Gefangenen auf. Es schleichen sich erste Zweifel in mein Hirn, ob er uns nicht sonst woandershin führt, denn die Richtung wirkt nicht richtig. Nach einiger Zeit, wo ich mir einbilde, nicht weiter gekommen zu sein, wende ich mich an ihn. „Ich habe das Gefühl du verarscht uns. Wird das Gefühl verschwinden, wenn ich dein Zanpakuto an deinen Hals halte?“, frage ich ihn, da es keinen Sinn hat, Leute zu fragen, ob sie dich an der Nase herumführen. Niemand gibt sowas zu, wenn gefragt. Naja, wobei, selbst wenn ich es ihm an den Hals halten würde, ich würde nie zuschneiden, daher ist es keine wirkliche Drohung, aber noch weiß er es ja nicht. Und er hat Angst vor Chad, daher erhoffe ich mir Besserung im Verhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)