Zum Zuschauen verdammt von ougonbeatrice ================================================================================ Kapitel 20 - Abstieg mit Grenzen -------------------------------- Bevor die anderen Schüler die Halle verlassen durften, wurden die Erstklässler von den jeweiligen Vertrauensschülern aufgefordert ihnen zu folgen. So, wie sie als Gruppe einmarschiert waren, trotteten sie nun wieder zwischen den Tischen während sie unter ständiger Beobachtung waren. Doch schon außerhalb der Halle trennten sich die Gruppen. Den Anfang machten die Hufflepuffs, die stumm nach rechts schwenkten und die Treppe hinabstiegen, die der Halle am nächsten war. Ihre eigenen Vertrauensschüler, die sie noch nicht mit Namen kannte, warteten schweigend bis die Gryffindors, angeführt von einem schwatzenden Percy, und die Ravenclaws gemeinsam die Treppe zu den höheren Stockwerken bestiegen hatten. Während einige ihrer zukünftigen Klassenkameraden den anderen Häusern nachschauten, gähnte Evelyn, die nun völlig am Ende war. Sie wollte den Marsch so schnell wie möglich hinter sich bringen, da sie schon fürchtete, ihre Beine würden bald nachgeben. "Bevor wir zu eurem zukünftigen Zuhause gehen gibt es einiges, das ihr wissen müsst", begann der Junge, wobei er die ersten Stufen der großen Treppe erklomm um zu ihnen hinab zu reden. Evelyn wendete sich ab und rollte die Augen, da sie nun wirklich genug von Erklärungen hatte. "Es ist Brauch, dass außenstehende Schüler nicht euer Haus betreten dürfen", gesellte sich nun das Mädchen dazu, die ihre dunklen Haare zu einem langen Zopf gebunden hatte. Als sie so nebeneinander standen hätte man meinen alleine durch Haar- und Augenfarbe meinen können, sie seien Geschwister, so ähnlich waren sie sich. Wobei das hier unter Reinblütern nichts Ungewöhnliches war. Irgendwie war irgendwer immer verwandt. Auf beiden ihrer Umhänge glitzerte ein silbernes "P", das ausgesprochen gut mit ihrem Hauswappen daneben harmonierte. "Wie ihr gesehen habt, sind die Hufflepuff hier hinunter gegangen", der Junge deutete auf den Treppenabgang, wo eben die Gruppe Dachse verschwunden war. "Doch wir wissen nicht genau, wo sich ihr Gemeinschaftsraum befindet. "Bestimmt in der Küche", hörte sie ein Mädchen sagen, was sie schnell als Pansy identifizierte. Die umstehenden Slytherin verzogen amüsiert die Münder. Ist nicht falsch, dachte Evelyn, wobei auch sie verschwörerisch grinste. "Genauso", fuhr der Junge unbeeindruckt von der Unterbrechung fort, "kennt keiner den Eingang unseres Gemeinschaftsraumes. Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Eingang zu verbergen." Bla, bla, bla. Evelyn wurde ungeduldig und musste sich beherrschen nichts zu sagen. Ihr lagen bereits die Worte auf der Zunge: dass es Passwörter gab, dass es Rätsel gab, und dass gerade kaum jemand daran interessiert war, wie andere Häuser ihren Eingang schützten. Mit einem Blick zur Seite sah sie, dass wie erwartet die Mehrheit Probleme hatte ihre Augen offen zu halten, während die Älteren sprachen. "Können wir endlich los? Während du hier redest wachsen uns Wurzeln." Es war nicht Evelyn, sondern Draco der aussprach, was alle dachten. Zustimmendes Gemurmel wurde laut. "Malfoy, zurück in die Reihe!", tadelte das Mädchen Draco, der nun langsam auf den linken Stufenabgang zusteuerte. Doch andere machten sich bereits daran ihm zu folgen, allen voran seine Gorillas und Blaise Zabini. Evelyn überkreuzte ihre Arme vor der Brust und schüttelte verständnislos den Kopf. Du brauchst das Passwort, du Idiot. Evelyn gehörte zu denen, die in der Eingangshalle blieben, allerdings wären die meisten Malfoy gerne gefolgt, hätten sie nicht noch Skrupel sich gegen eine Autoritätsperson zu stellen. Egal, wie verloren die gerade wirkten. Der Vertrauensschüĺer eilte gerade den Ausreißern laut fluchend nach, als Evelyn das Mädchen ansprach, die dem Jungen entsetzt nachschaute. "Ganz unrecht hat er nicht. Kann man uns das nicht unterwegs erzählen? Wir sind müde." Die Vertrauensschülerin schien überfordert, was nicht überraschend war. Es war ihr erster Tag und vermutlich hatten sie nur grobe Anweisungen bekommen wie sie sich zu verhalten hatte. Evelyn erhielt zunächst keine Antwort, weshalb sie seufzend näher ging und es erneut versuchte, diesmal jedoch mit einem anderen Ansatz. "Die Schüler verlassen sicher gleich die Große Halle. Wir sollten vor ihnen im Gemeinschaftsraum sein, denke ich." Mit einem Ruck schwang ihr Kopf Richtung Große Halle, so als ob Evelyns Worte sie aus ihrer Starre geholt hatte. "Ja, ja wir sollten gehen. Folgt mir." Die zusätzliche Aufforderung sich zu bewegen war nicht nötig gewesen, da die Handvoll übrig gebliebener Erstklässler sich nun bereits auf den Weg gemacht hatten, als Evelyn gesprochen hatte. Evelyn reihte sich hinten ein, als sie die Treppe hinabstiegen und den Gang links folgten. Die abtrünnige Gruppe war nicht mehr zu sehen gewesen und bereits im Dunkel vor ihnen verschwunden. Der Gang kam Evelyn leicht abschüssig vor, so als ob sie hinabstiegen. Es war nicht steil und doch spürte man die leichte Senke. Der Boden war anders als in der Eingangshalle und Großen Halle nicht poliert, sondern bestand nur aus grobem Stein, der jedoch gut sichtbare, parallel verlaufende Schmutzflecken hatte. Evelyn vermutete, dass hier irgendwann in der Geschichte der Schule ein Läufer die komplette Länge des Ganges abgedeckt und Ränder hinterlassen hatte. Wie oben, hingen auch hier mehr als genug Fackeln und Kerzen, die den Weg ausreichend erhellten, sofern sie ihn passierten. Evelyn staunte als sie sah, dass das Feuer, nachdem sie weiter gegangen waren, wieder verlosch, während es vor ihnen in Sichtweite entflammte. Sie trugen eine Welle aus Flammen neben sich her, die nur das erhellte, was sie sehen mussten. Dass die Fackeln nicht ständig brannten war wohl auch der Grund, weshalb es hier deutlich kühler war, als oben in der kuschelig beheizten Halle. Evelyn hatte das Gefühl, dass es mit jedem Schritt kälter wurde. Auch war es komisch, dass Kerzenfeuer zwar da war, doch nichts roch nach verbranntem Wachs oder Öl. Nur der mittlerweile vertraute Geruch von kaltem Stein hing in der Luft. Sie suchte nach Abzugslöchern, doch der ganze Stein, der sie umschloss, war makellos. Immer wieder bogen sie ab, liefen jedoch trotzdem stetig hinab. Auf ihrem Weg passierten sie etliche Türen aus Holz, aber auch aus Eisen. Sie alle unterschieden sich in Musterung und Größe, man konnte leider allein anhand davon nicht erraten, was sich dahinter verbarg. Fenster gab es keine, nur schmale Säulen, die im regelmäßigen Abstand Alkoven bildeten, in denen Gargoyle ähnliche Figuren drapiert waren und den Schülern steinerne Fratzen zu warfen. Ihre Vertrauensschülerin war völlig still und auch die anderen hielten sich bedeckt. Kaum einer beachtete, wo sie hingingen, was Evelyn für einen großer Fehler hielt. Vermutlich würden sie die ersten Tage hilflos umherirren, unfähig noch nicht einmal den Weg zum Gemeinschaftsraum zu finden. Evelyn war jedoch aufgefallen, dass sie immer den Weg gewählt hatten, der leicht abschüssig war. Anfangs hatte sich noch versucht sich zu merken, ob sie links oder rechts gegangen waren, doch sie hatte schnell erkennen müssen, dass sie momentan nicht in der Lage war sich eine komplizierte Abfolge zu merken. Ihr Kopf arbeitete kaum noch. Plötzlich verlangsamte sich die Vertrauensschülerin vor ihnen und der kleine Tross kam zum Stehen. "Endlich", flüsterte jemand neben ihr, doch Evelyn machte sich nicht die Mühe zu sehen, wer es war. Sie standen mitten im Gang vor einem der unzähligen Alkoven, wie sie sie in letzter Zeit zu Hauf passiert hatten. "Das hier ist der Eingang." No shit, Sherlock. "Was unterscheidet diese Wand von den anderen?", platzte es aus Evelyn heraus. "Woher wissen wir, dass wir da sind? Wir können schlecht jede Wand mit dem Passwort ansprechen." Hier gab es kein Portrait oder etwas anderes, das den Eingang markierte. So dachte sie zumindest. Die Vertrauensschülerin nickte und zeigte auf die Säule. "Seht ihr diese Gravierung?" Alle traten näher und konzentrierten sich auf den Fleck, neben dem ihr Finger ruhte. Kaum sichtbar und mit den natürlichen Rillen des Steins verwoben, war ein geschwungenes "S" zu erkennen. Niemand, der nicht wusste, wonach er suchen müsste, würde dieses S finden. "Um hinein zu kommen, müsste ihr nur das richtige Passwort sagen. Es wechs-" "-wechselt jedes Jahr. War zu erwarten." Evelyn spürte den Marsch in ihren Knochen und hatte nun wirklich keine Lust mehr auf weitere Verzögerungen. Sie hörte leises Raunen von den anderen, fixierte jedoch weiter die Schülerin, bis diese empört mit dem Gesicht zur Wand sprach: "Suspicioni Altior." Ein sanftes Ziehen war zu hören und die Wand vor ihnen rollte sich, ähnlich der Wand zur Winkelgasse, zu beiden Seiten um die Stützsäulen ein. Es war ein bizarres Bild, das solider Stein sich plötzlich wand wie frischer Ton. Sichtbar wurde eine glänzende Tür, die über und über mit Runen besetzt war. Evelyn hoffte, dass diese Runen nur zur Zierde auf die Tür angebracht worden waren und nicht, dass sie ein weiterer Schutzmechanismus von Salazar darstellten. Die Klinke bestand aus einem Schlangenkopf, der sich züngelnd bewegte. Evelyn kam es vor, als musterte der mechanisch wirkende Tierkopf jeden einzelnen von ihnen, doch schließlich verschwand er im Innern der Tür, die sofort tonlos aufglitt. "Herein spaziert." Niemand ließ sich das zweimal sagen, und so gingen sie hindurch. Noch passten sie durch den Rahmen, doch die ältere Schülerin musste sich ducken. Vor tausend Jahren waren die Leute nun mal kleiner, dachte Evelyn schmunzelnd, die als letztes - ohne Widerstand von magischen Runen zu spüren - den Gemeinschaftsraum betrat. Kurz entflammten ihre Lebensgeister, als sie hineinging. Zunächst sah sie nicht viel, da sie eine schmale Nische passieren mussten, ehe sich der Gemeinschaftsraum vor ihnen öffnete. Die andere Gruppe unter der Leitung von Malfoy hatte es sich bereits in den dunklen Leder Sofas und Sitzen gemütlich gemacht und nahm kaum Notiz von den Nachzüglern. Noch nutzten sie die Situation aus, den Gemeinschaftsraum völlig für sich zu haben, und das wollte etwas heißen. Der Raum war oval angelegt und lag noch ein wenig tiefer, als Evelyn im Moment stand. Drei schmale Stufen umrundeten das Innere, in dem die Möbel, auf denen sich Malfoy und Co. breit gemacht hatten, und edle Tische verschiedenster Größen aus poliertem Ebenholz verteilt waren. Ein Teppich, der genau in das Oval, passte lag zu ihren Füßen. Er zeigte ein Bild, das Evelyn nicht genau erkennen konnte, sie vermutete jedoch eine Szene von versammelten mythologischen Tieren und er wirkte hunderte von Jahren alt. Ihre Miene erhellte sich zunehmend, je mehr sie entdeckte. Auf ihrer Höhe, am anderen Ende des Raumes, sah sie eine breite Fensterfront, durch die sanft grünes Licht in den Raum schien und ihn in ruhige Atmosphäre tauchte. Das Licht stammte von schwebenden, leuchtenden Kugeln, die außerhalb der Fenster befestigt waren und deren Licht vom Wasser des Sees, der sie umfing, gebrochen wurde. Vor jedem Fester gab es Kissen und Decken und boten neben den Möbeln zusätzliche Sitzgelegenheiten. Ebenfalls auf ihrer Höhe zu ihrer Linken wuchs ein breiter Kamin aus dem soliden Fels, in den Evelyn vermutlich komplett gepasst hätte. Ein Gitter aus gewundenen Schlangen schirmte das Feuer ab, doch die Wärme verbreitete sich ungehindert. Nun fiel Evelyn auf, dass es sehr viel wärmer war, als noch im Gang. Die anderen hatten sich zu Malfoy auf die Couch gesellt, während die Vertrauensschüler neben den Fenstern miteinander tuschelten. Evelyn trat näher an die Stufen heran, blieb jedoch stehen, als sie die Decke, die sich wie eine Kuppel über ihren Köpfen erhob, sah. "Wow", flüsterte sie. Sofort dachte sie an die Sixtinische Kapelle, denn die Decke der Slytherin war nicht weniger kunstvoll gestaltet. Dutzende Wappen, in Halbkreisen angeordnet, zierte auf weißem Grund die Kuppel über ihnen. Sie alle erstrahlten in leuchtenden Farben und waren verbunden mit verschiedenen Pflanzen, die sich fliesend von einer Art zur anderen verwandelten. Evelyn glaubte den Olymp der Reinblüter zu betrachten. In lesbarer Schrift hatte so gut wie jedes Wappen eine Inschrift. Sie versuchte die Wappen, die aus Schilden, Schwertern oder Tieren bestanden, zu zählen, doch es waren weit mehr als nur 28. Sie schienen jedoch nicht willkürlich angelegt worden zu sein. Im Zentrum, am höchsten Punkt der Kuppel, gab es vier Wappen, und eines davon hatte den Spruch Toujours Pur zugeordnet. Weiße und rote Federn umrahmten ein Schild mit drei von Streifen flankierten roten Sternen und bildeten somit das Wappen der Blacks. Kein Wunder, dass die Slytherins so an ihrer Hierarchie hingen, dachte Evelyn, wenn die Kinder jeden Tag aufs Neue daran erinnert wurden, wo in der langen Kette sie standen und vor allem, wer buchstäblich über ihnen war. Mit einem Mal strömten die anderen Schüler herein und rempelten sie an, während sie hinunter zu den Sofas gingen. Die Älteren gingen ohne zu zögern und ohne einen Blick auf das Spektakel im Oval zu werfen, nach rechts in einen weiteren Gang, wo sie verschwanden. Der Gemeinschaftsraum war mit einem Mal gefüllt und die Lautstärke erhöhte sich, als alle Slytherins gleichzeitig schnatterten, lachten und sogar schrien. Evelyn ertrug den Lärm kaum und ging einige Schritte zurück, unschlüssig darüber, ob sie den vereinzelten Schülern nach rechts folgen konnte in der Hoffnung dort die Schlafsäle zu finden. Plötzlich stieß sie gegen etwas Hartes, bzw. gegen jemanden. Eilig drehte sie sich mit erhobenen Händen um, um sich zu entschuldigen. "Oh, Verzeihung, ich wollte ni-" Scheiße! Schwarze Augen starrten missbilligend auf sie herab und schoben sie förmlich beiseite, ohne etwas sagen zu müssen. Evelyn starrte für einige Herzschläge entsetzt zurück, trat dann jedoch mehr als freiwillig völlig aus seinem Blickfeld und weit an den Rand, sodass er vorbei gehen konnte. Severus Snape platzierte sich vor seinen Schülern, die sofort verstummten und zu ihm auf blickten. "Ich werde Sie alle nicht daran erinnern müssen, dass sie Teil des ehrwürdigsten Hauses dieser Schule sind", begann er. Seine Stimme war leise und doch drang sie in jeden Winkel. Es war so ruhig, dass Evelyn glaubte das Wasser gegen das Fenster schlagen zu hören. "Slytherin hat in den letzten sechs Jahren den Hauspokal für sich entscheiden können und ich erwarte von jedem von Ihnen", er machte eine künstlerische Pause um einigen Unglücklichen einen direkten Blick zuzuwerfen, "ein nicht weniger geringes Maß an Disziplin. Ich werde nicht zulassen, dass Sie dieses Jahr die Ehre dieses Hauses in den Schmutz ziehen und die Siegesserie abreißen lassen." Evelyn hatte sich weit an den kalten Felsen gedrückt und lauschte seinen Worten, wobei sie nicht genau sagen konnte, ober er nur die Erstklässler meinte, oder alle ansprach. "Desweiteren", und mit Horror stellte Evelyn fest, dass er sich nun direkt ihr zuwendete, "verlange ich, dass Sie das Wappen dieses Hauses mit Stolz tragen." Ein letztes Mal drehte er sich zur versammelten Hausgemeinschaft, ehe er mit kaum auf dem Boden hörbaren Schritten verschwand. Zum ersten Mal verstand Evelyn, weshalb jeder Snape als unangenehmen Menschen beschrieb. Die Aura, die er versprühte, war mehr als kalt und bitter. Auch die anderen benötigten einen Moment die Szene zu verarbeiten, ehe sie zu ihrem lockereren Ton zurückfanden und weitermachten, wie bisher. Evelyn hatte sich direkt angesprochen gefühlt als er sagte, man solle das Wappen mit Stolz tragen. Unbewusst ging ihre Hand an ihre Brust und klammerte sich an das aufgestickte Zeichen von Hogwarts. Ungläubig begutachtete sie das Zeichen und die nun schwarze Krawatte, die vor einigen Stunden noch blau-bronzen gewesen war. Sie hatte nicht gemerkt, wann ihre Kleider neutral geworden waren. Unter ihrer Hand spürte sie ihr Herz hämmern. Sie war noch immer eingeschüchtert von seinem Blick und der versteckten Drohung, die er ihr mehr als deutlich gesendet hatte. Plötzlich wollte sie hier einfach nur weg; die Stimmen der anderen schienen sie zu erdrücken. Mit großen Schritten ging sie die kurze Treppe hinunter und folgte dem schmalen Gang, der rechts vom Gemeinschaftsraum abging. Er endete in zwei sich spiralförmig nach unten windenden Stufen, die in ähnlich grünem Licht leuchteten, wie der ganze Saal. Erleichtert, dass die Treppen tatsächlich zu den Schlafsälen führten, folgte sie den Schildern Richtung Mädchenschlafsäle und stieg hinab. Die Treppe war schmal, hatte aber ein geschwungenes Geländer, an das sich Evelyn zitternd klammerte. Das Licht, das sie bereits von oben gesehen hatte, wurde von vielen kleinen Fenstern erzeugt, die sich mit der Treppe weiter hinunter in den See schraubten. Bald passierte sie die ersten Zimmer, ging jedoch weiter, als sie nicht ihren Namen las. Sie begann schneller zu gehen, ungeduldig sich endlich zurück zuziehen und hoffentlich, wenn auch kurz, allein zu sein. Endlich sah sie ihren Namen zwischen den drei anderen Slytherin-Mädchen und sie trat ein. Außer den kleinen Möbeln neben ihren Betten und den dazugehörigen Stühlen gab es sonst nichts in dem spärlich eingerichteten Zimmer. Breite, grüne Stoffbahnen bedeckten die steinernen Wände, an deren Seite auch hier eine Glasfront mit Blick in den See eingelassen war. Schwere Vorhänge hingen links und rechts davon herab, sodass man die Front verdecken und das Zimmer verdunkeln konnte, denn selbst jetzt, so spät, leuchtete es von außen hinein. Kleine, runde Lampen verteilt an den Wänden mimten den natürlichen Glanz des Sees nach und tauchten das Zimmer zusätzlich in eine sanfte Atmosphäre. Evelyn schlug die Tür hinter sich zu und hatte das Gefühl endlich atmen zu können. Sie trommelte mit ihren Händen kurz gegen das Holz der Tür, ehe sie sich erneut ihrem Zimmer widmete. In der Mitte befand sich ein großes, in den Boden eingelassenes Becken gefüllt mit Wasser, das in sanften Wellen hin und her schwappte. Neugierig ging Evelyn darauf zu und streckte ihre Hand nach dem Wasser aus, das sich jedoch mehr wie Gelee anfühlte. Es bewegte sich, als sei es flüssig, doch es gab kaum unter ihrer Berührung nach. Vermutlich würde man darauf stehen können, ohne einzusinken. Sie spürte, wie das Gelee stetig Wärme abgab, die sich wohltuend über ihre Hand in ihren Körper ausbreitete. Sie wendete sich zu den Betten, die mit schmalen Säulen in der Form von sich windenden Schlangen an Wand und Decke befestigt waren. Auch um sie hingen dicke Vorhänge, um ein wenig Privatsphäre zu schaffen. Als sie näher ging, sah sie die Ansammlung an Koffern und Taschen, die auf den Betten verteilt waren. Ihre Tasche lag am Bett neben der Tür. Sie war nicht wählerisch, aber die Verteilung der Koffer ersparte ihr bereits den späteren Streit sich ein Bett ausgesucht zu haben, ohne auf die anderen gewartet zu haben. Ehe sie unter die Decke schlüpfen würde, nahm sie ihre zweite Dosis ihrer Tränke für den Tag. Bei geschlossener Tür hörte sie keinen Mucks aus dem Gemeinschaftsraum, wo nun gerade ohne Zweifel eine private Willkommensfeier abgehalten wurde. Evelyn glaubte nicht, dass sie etwas verpasste, sie war sowieso nicht in der Stimmung, selbst wenn sie die letzte Nacht nicht durch gemacht hätte. Sie überlegte die Vorhänge am Fenster zuzuziehen, sackte aber schließlich kraftlos auf ihr Bett. Ihre letzten Gedanken galten Mr Ollivander, dem sie berichten würde müssen, in dem Haus gelandet zu sein, vor dessen Hauslehrer er sie ausdrücklich gewarnt hatte. Und zu allem Überfluss erdrückte sie auch noch das schlechte Gewissen sogar erleichtert zu sein, hier einschlafen zu können, und eben nicht bei den Dachsen. 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