Zum Zuschauen verdammt von ougonbeatrice ================================================================================ Kapitel 49 - Ein schuppiges Problem ----------------------------------- Die folgenden Wochen hatte Evelyn innerlich täglich einen Konflikt geführt. Einerseits drängte ihre Ambition sie Snapes Forderungen zu erfüllen und sein Ultimatum einzuhalten, vor allem während sie in seinem Unterricht saß und er bei jeder Gelegenheit einen auffordernden Blick in Richtung der Slytherin warf. Andererseits hielt ihre Vernunft unermüdlich dagegen; zum Glück, wollte sie meinen. Ihren eigenen Ehrgeiz zu schlucken hatte sie gelernt, doch die anderen Slytherin in Schach zu halten, sollte sich als schwierig herausstellen.   Dabei wurden Daphne, Millicent und die anderen von einem ganz ähnlichen Ziel getrieben. Obwohl sie anfänglich jede Sorge von Evelyn abgewunken und damit größtes Geschick im Verleugnen gezeigt hatten, hatte ihnen der berüchtigte Aufsatz unbarmherzig die Wahrheit vor Augen geführt. Die Ergebnisse des Aufsatz, der der Funke im Pulverfass gewesen war, und die mehr als deutlichen Worte, die ihr Hauslehrer ihnen allen unter ihre Hausaufgaben geschrieben hatte, hatte sie alle wachgerüttelt. Die Energie, mit der sie zunächst noch alles abgestritten hatten, hatten sie schnell in das Bedürfnis umgewandelt es ihrem Hauslehrer beweisen zu wollen, dass sie zurecht dem Haus Slytherin angehörten.   Deshalb war sie froh ihnen nur das erzählt zu haben, was sie wissen mussten. Das für die Kinder unwichtige Detail, dass Evelyn mit großer Wahrscheinlichkeit die Schule verlassen würde, sollten sie den Pokal nicht gewinnen, hatte sie ihnen verschwiegen; ebenso wie Ollivander, den sie damit noch nicht belasten wollte. Der nun aufflammende Wille sich beweisen zu wollen ließ den Punktestand zu ihren Gunsten langsam wachsen, auch wenn Gryffindor dank des Sieges gegen Hufflepuff noch immer einen deutlichen Abstand hatte. Ein Umstand der, wie Evelyn wusste, nichts zu sagen hatten. Wer konnte schon sagen wie sie reagieren würden, falls die wüssten, dass Evelyns schulische Zukunft am Gewinn des Hauspokals hing.   Ihr eigenes Punktekonto befand sich nun, zwei Monate nach ihrer Strafarbeit, noch immer fünf Punkte im Plus, was sie nicht vorhatte zu ändern. Mit jedem Blick auf die Punktegläser und den ständig wandelnden Stand wurde sie daran erinnert, dass sie nun völlig den Überblick verloren hatte. Sie konnte beim besten Willen nicht mehr sagen, wie viele Punkte die Häuser als Ganzes möglicherweise wegen ihrem Business die Hausaufgaben weiterzugeben verloren hatten. Ihr ganzes Vertrauen galt jetzt – und darüber hätte sie gelacht, wenn es nicht so unangebracht wäre – Dumbledore. Sie musste darauf vertrauen, dass Dumbledore am Ende genügend Punkte verteilte, sei es weil er parteiisch war, oder sei es um Harry Potter bereits im frühesten Alter darauf zu eichen, dass es immer richtig war sein Leben aufs Spiel zu setzen um andere zu helfen. Seine Gründe waren ihr egal, Hauptsache er tat es.   Einer der größten Spielmeister musste eben auch mal als Schachfigur herhalten, dachte Evelyn eines Morgens, als ihr das gewohnte Bild eines führendes Gryffindor Hauses begegnete.   Ein weiteres gewohntes Bild war mittlerweile ein brütendes Trio geworden. Wann immer Evelyn der Neugier halber den Tisch der Gryffindor betrachtete, sah sie Harry, Ron und Hermine die Köpfe zusammensteckend und tuschelnd. Evelyn erwartete seit einigen Tagen den Auftritt einer weiteren Schachfigur, allerdings konnte sie ähnlich wie mit ihrem kleinen Punkteproblem auch hier nicht genau sagen, wann und wie es passieren würde. Der April war nun beinahe zu Ende, und noch immer hatte sie kein Gerücht über einen möglichen Drachen in Hagrids Hütte gehört. Es war das letzte wichtige Ereignis, bevor Harry in die Falltür steigen würde.   Neben Evelyn behielt auch Draco die Drei ständig im Auge, wenn auch aus anderen Gründen. Seit dem Quidditch-Spiel schien sich sein Hass auf Harry nur gesteigert zu haben, falls das möglich gewesen war. Er hatte ihnen nicht erzählt, was genau vorgefallen war und Evelyn würde niemandem erzählen, dass er sich einen rechten Hacken von Ron hatte gefallen lassen müssen.   Die meiste Zeit saß er mit ihnen in der Bibliothek, wo sich Evelyn ihren Klassenkameraden annahm. Sogar Crabbe und Goyle hingen über den Büchern, wobei Evelyn nicht das Gefühl hatte Fortschritte mit ihnen zu machen. Draco, der als einziger nie nach den Hausaufgaben gefragt hatte und daher keine Hilfe benötigte, saß stets mit einem süffisanten Lächeln am anderen Ende des Tisches, den sie dauerhaft für ihre Lerngruppe bezogen hatten.   Ihre eigenen Übungen mit William hatte sie langsam einstellen müssen, denn auch er hatte sich auf seine Examen vorzubereiten. Da ihre eigenen Zensuren kaum noch von Belang waren, hatte sie die Nachhilfestunden gerne beendet, was ihr mehr freie Zeit eingebracht hatte, die sie nun der Lerngruppe opferte.   "Die planen schon wieder etwas, das gefällt mir gar nicht", meinte Draco in die Stille der Bibliothek hinein. Solche Sätze hörten sie von ihm beinahe jede Woche, weshalb ihm kaum einer Beachtung schenkte. Sie ertrugen stumm seine Besessenheit von Potter, waren aber dennoch nicht begeistert zu sehen, dass Hermine ähnliche Maßnahmen ergriffen hatte und ihrerseits mit Examensvorbereitung in der Bibliothek begann. Sowohl Harry als auch Evelyn schienen jedoch darauf zu achten, nicht allzu nahe beieinander zu sitzen, um des allgemeinen Friedens willen. Trotzdem konnte nichts verhindern, dass Draco auf eigene Faust los ging, um zufällig am Tisch der lernenden Gryffindor vorbeizuziehen, wann immer es ihm möglich war; nichts, was Evelyn große Lust hätte zu verhindern.   Draco war gerade von einer seiner Touren zurück gekehrt und brütete nun an seinem Platz, die Hände vor der Brust verschränkt. "Habt ihr mir eigentlich zugehört?", sagte er schließlich, als keiner reagiert hatte und stattdessen weiterhin ihre Pergamente unter Evelyns Beobachtung beschrieben. Nur Pansy hatte lange genug inne gehalten um den Kopf zu heben und ein schwaches Nicken angedeutet.   "Interessiert es euch gar nicht, weshalb die nur noch am flüstern sind?" Er selbst bemühte sich seine Stimme leise zu halten, keiner von ihnen wollte sich mit Madam Pince anlegen; sie waren hier in ihrem Territorium.   "Sie lernen, genauso wie wir, Draco", meinte Daphne zögerlich. Nach den Monaten, die sie nun schon zusammen wohnten und lebten, hatte sich die Ehrfurcht Malfoy gegenüber ein wenig gelegt und man war zu einem umgänglicheren Ton gewechselt. Trotzdem trauten sie sich noch nicht sich öffentlich über Malfoy und seine Obsession lustig zu machen. Hinter der verschlossenen Tür ihres Schlafsaales hingegen, vertrauten sie sich ihre wahren Gedanken an.   "Die lernen nicht, als ob Weasley im Stande wäre sich mehr als zehn Minuten zu konzentrieren." Er tippte im gleichmäßigen Abstand mit dem Finger auf die Tischplatte, sodass sie alle nun ein gleichbleibendes Hintergrundgeräusch im Ohr hatte. Das war eine Angewohnheit die sich bei ihm zeigte, wann immer er das Gefühl hatte ignoriert zu werden, und in letzter Zeit häuften sich diese Momente.   Evelyn wusste, dass die meisten hier an dem Tisch Draco und sein Verhalten lächerlich und kindisch empfanden. Nur Pansy ermahnte sie das ein oder andere Mal, falls ihre Späße über Dracos Besessenheit die Grenzen des Guten Geschmacks überschritten. Für Evelyn war es beinahe surreal mit anzusehen, wie Draco der Wahrheit für das Benehmen des Trio immer näher kam, gleichzeitig aber langsam innerhalb der jungen Slytheringemeinschaft an Glaubwürdigkeit verlor.   "Draco, würdest du für mich schauen, was Gregory da liest, bitte?", meinte sie um das Thema zu wechseln in der Hoffnung die Stimmung ein wenig zu heben. Er ließ es sich nicht nehmen Evelyn einen kalten Blick zuzuwerfen, tat aber, worum sie ihn gebeten hatte. "Danke."   Kaum einen Tag später waren sie erneut in einer ähnlichen Situation, wenn auch im Gemeinschaftsraum. Evelyn schaute Pansy und Blaise bei einer Partie Koboldstein zu, als Draco sich näherte und Blaise förmliche aus dem Sessel riss.   "Der fette Schwachkopf hat einen Drachen", hauchte er beinahe ehrfürchtig, wobei seine Stimme sich fast vor Aufregung überschlug. Na endlich, schoss es Evelyn durch den Kopf, allerdings versuchte sie eine überraschte Miene aufzulegen.   Es waren nur sie anwesend, Daphne hatte über Bauchschmerzen geklagt und war mit Millicent als Begleitung schnell nach dem Unterricht im Schlafsaal verschwunden. Crabbe und Goyle waren auf Professor McGonagalls bitte hin bei ihr geblieben um ihr beim richten einiger Unterrichtsmaterialien zu helfen. Hoffentlich verwandelte sie sie nicht in Ferkel.   Er hatte leise genug gesprochen, sodass niemand sie gehört hatte, obwohl selbst normale Lautstärke wohl niemand mitbekommen hätte. Wenn man sich im Gemeinschaftsraum umschaute, sah man hauptsächlich ältere Semester die Nase in mehrere Bücher auf einmal stecken. Die Panik vor den anstehenden ZAGs und UTZs griff langsam aber sicher um sich.   "Du solltest wirklich aufhören derart von Potter besessen zu sein", sagte Blaise den Blick wieder auf die Spielkugeln gerichtet.   "Ich bin nicht besessen von irgendwem!"   "Du bist besessen", sagten Blaise und Evelyn aus einem Mund, was Dracos Grinsen schwinden ließ.   "Ich habe euch gerade gesagt, dass der Idiot von einem Waldhüter einen Drachen in seiner schäbigen Hütte versteckt und ihr habt nichts besseres zu tun, als mich in Frage zu stellen?"   Blaise zuckte nur mit den Schultern, doch Pansy unterbrach das Spiel.   "Niemand stellt dich in Frage. Woher weißt du, dass er einen Drachen hat?" Pansy zeigte Interesse, was Dracos Ego erneut einen Schub gab, wohingegen Blaise vergeblich versuchte ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel zu lenken. Evelyn legte ihm daraufhin die Hand auf die Schulter und schüttelte grinsend den Kopf.   "Ich habe es selbst gesehen", erklärte Draco mit erhobenem Kinn, "gerade eben. Ich habe sie über die Ländereien rennen sehen, also bin ich ihnen gefolgt."   "Wie kann Hagrid einen ganzen Drachen in seiner Hütte verstecken?", wollte Blaise nun wissen, da er erkannt hatte, dass er um dieses Gespräch nicht herum kam. Evelyn lachte kurz auf, als er fertig gesprochen hatte.   "Keinen ganzen Drachen, ein Jungtier. Gerade geschlüpft."   Pansy schlug die Hand vor den Mund. "Ein Baby." Der Gedanke schien ihr zu gefallen.   "Wo er den wohl her hat", sagte Evelyn und fixierte Draco. "Soweit ich weiß kriegt man die Eier nicht einfach so in der nächsten Apotheke."   Draco suchte kurz nach Worten, ehe er sprach. "Was weiß ich denn, vermutlich geklaut, wie sonst soll er an ein Drachenei kommen?"   Pansy pflichtete ihm bei und obwohl es nicht der Wahrheit entsprach, nickte auch Evelyn.   "Du bist dir sicher, was du gesehen hast war ein Drache?" Blaise schien nicht überzeugt.   "Ich werde doch wohl einen Drachen von einem Köter unterscheiden können."   Kurz schien Blaise zu überlegen, doch dann stand er auf. "Das muss ich sehen!" Pansy hielt ihn jedoch zurück.   "Bist du verrückt? Das ist gefährlich."   "Die Gryffindor saßen doch auch in der Hütte. Außerdem ist es nur ein Baby."   "Ein Feuer speiendes Baby", murmelte Evelyn, wurde aber von Pansy gehört.   "Sie hat recht. Und darf ich dich daran erinnern, was unser Schulmotto ist?"   Blaise hob die Hand, wobei er mit der anderen die Stelle über seinem Herzen bedeckte, ehe er mit geschlossenen Augen das Motto rezitierte. "Draco dormiens nunquam titillandus: Kitzle niemals einen schlafenden Drachen." Stolz nahm er die Hand wieder herunter. "Wobei man hier kaum von schlafen sprechen kann."   "Dämliches Motto", meinte Draco Arme verschränkend. Blaise deutete an Draco kitzeln zu wollen, ein bedrohlicher Blick Dracos hielt Blaise aber davon ab.   "Was wollen wir jetzt tun? Sollen wir es Dumbledore sagen?" Pansy Vorschlag stand nun im Raum, und Evelyn wartete ab, wie Draco reagieren würde. Die Frage war an ihn gerichtet, immerhin hatte er den Drachen "entdeckt". Es war seine Entscheidung.   "Noch nicht", sagte er schließlich. "Ich glaube sie haben mich am Fenster stehen sehen. Ich werde sie einige Tage zappeln lassen."   "Sie wissen also, dass Du es weißt", fasste Blaise die Situation zusammen.   Draco rümpfte verächtlich die Nase. "Ich glaube sowieso nicht, dass der senile alte Dumbledore etwas unternehmen würde. Als ob er je nein zu seinen Lieblingen sagen könnte."   "Übertreib es nicht", Blaise richtete seine Augen wieder auf das Koboldstein-Spiel vor sich, "selbst Dumbledore würde kein gefährliches Tier im Schloss erlauben."   Evelyn lachte auf und war gezwungen etwas zu sagen, als Draco sie fragend anstarrte. "Ein gefährliches Tier im Schloss, niemals."   Draco achtete darauf, dass das Gerücht sich nicht verbreitete und ließ sie am nächsten Morgen schwören vorerst nichts zu unternehmen. Ein wenig überzogen, wie Evelyn fand, andererseits war seine Angst nicht ganz unberechtigt. Nachrichten fanden ihren Weg schnell in jede Ecke des Schlosses, doch diese Neuigkeiten wollte Draco nicht mit allen teilen. Er machte ein Spiel daraus möglichst oft scheinbar zufällig den Weg von Harry und den anderen zu kreuzen und den Gesichtern der Gryffindor nach, schien sein kleines Psychospiel zu wirken. Dracos Laune war seit Monaten auf einem Höchststand, doch nur wenige Tage später lief er mit federndem Schritt auf ihren Tisch in der Bibliothek zu. Kurzerhand ließ er ein altes, abgegriffenes Buch auf ihrer aller Notizen fallen.   Daphne, die ihm am nächsten saß, war nicht begeistert. "Pass doch auf, Malfoy!" Schnell hatte sie nach dem Tintenfässchen gegriffen, da es beinahe so ausgesehen hatte, als würde ein Unglück passieren. Draco ignoriert ihre Proteste.   "Ihr hättet Weasleys Gesicht sehen müssen, als ich in den Krankenflügel kam. Seine Ohren wurden beinahe so rot, wie seine ungepflegten Haare!"   Einer nach dem anderen legte sein Schreibzeug weg. "Ist er also wirklich im Krankenflügel? Dann wissen die Lehrer jetzt von Hagrids Drachen?", sagte Crabbe schon beinahe enttäuscht.   "Nein, Weasley hat sich eine Ausrede einfallen lassen, weshalb er eine entzündete Hand hat, keine besonders gute." Er ließ sich auf dem einzigen freien Platz nieder und spielte abwesend mit dem Buch, das er gebracht hatte. "Von einem Hund gebissen."   Daphne pustet los. "Nicht dein Ernst. Das hat Weasley gesagt?"   "Bei meiner Ehre", schwor Draco. Evelyn schämte sich nicht mit den anderen zu lachen. Der einzige Hund in näherem Umkreis war Fang, und den als aggressiv oder sogar noch als giftig darzustellen, war mehr als weit hergeholt. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und genoss die Pause. Das Lernen war anstrengend, für alle, aber sie war zufrieden mit ihren Fortschritten.   "Was willst du mit dem Buch?" Blaise griff über Daphne hinweg und zog das Buch unter Dracos Finger weg.   "Gehört Weasley, sieht man doch." Die Ecken waren in der Tat arg in Mitleidenschaft gezogen und der Einband schwellte bereits an manchen Stellen auf, sodass blanker Karton zu sehen war. "Pomfrey wollte mich nicht ohne einen Grund zu Weasley passen, also habe ich gesagt er hätte ein Buch, das ich brauche."   Evelyn nickte anerkennend. "Das ist ein in Ausrede."   "Guckt mal", meinte Blaise, das Buch aufgeschlagen vor sich, "da steckt was drin." Unter den neugierigen Augen aller zog er ein gefaltete Pergament heraus. Allerdings bekam er nicht die Gelegenheit es sich näher anzusehen, da Draco sich über den Tisch gebeugt und es Blaise entrissen hatte.   Dracos Augen flogen über das Papier, während sein Grinsen immer breiter wurde. "Diese Vollidioten." Abrupt stand er auf und lief einige Schritte um den Tisch. Er genoss es die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Klassenkameraden zu haben.   "Was ist? Steht da was Interessantes?"   "Und ob, Goyle. Hört euch das an." Er räusperte sich.   "Lieber Ron, wie geht es dir? Danke für den Brief - den Norwegischen Stachelbuckel würde ich gerne nehmen, aber es wird nicht leicht sein, ihn hierher zu bringen. Sie wollen ihn wegschaffen!"   "Warte, ist das ein Brief? Von wem ist der?"   Millicent erntete einen kalten Blick dafür, Draco unterbrochen zu haben.   "Ist doch egal. Jemand, der den Drachen haben will. Ein Norweger."   "Wer, der Absender?"   "Nein, Crabbe, der Drache", sagte Draco seufzend, ehe er fortfuhr. "Ich glaube, das Beste ist, ihn ein paar Freunden von mir mitzugeben, die mich nächste Woche besuchen kommen. Das Problem ist, dass sie nicht dabei gesehen werden dürfen, wenn sie einen gesetzlich verbotenen Drachen mitnehmen."   "Die planen da was Geheimes."   "Es wird sogar noch besser. Könntest du den Stachelbuckel am Samstag um Mitternacht auf den höchsten Turm setzen? Sie können dich dort treffen und ihn mitnehmen-, bla bla bla, unterzeichnet Charlie."   "Das ist sein Bruder", meinte Daphne, die nun hellhörig geworden war. "Charlie Weasley, einer der besten Sucher die Gryffindor je hatte."   Pansy sah sie mit einer Mischung aus Schock und Verzweiflung an. "War ja klar, dass du das wieder weißt."   Draco schlug mit der Hand auf den Tisch, sodass alle Augen erneut auf ihn gerichtet waren. "Ist doch jetzt völlig egal! Fakt ist, die werden Samstagnacht durch die Schule schleichen, und ich werde sie dieses Mal erwischen."   "Pscht, leise!", mahnte Blaise, der besorgt zu den anderen Tischen schaute. Er stand auf und nahm ihm den Brief aus der Hand. Nun gab ihn Draco gerne frei, allerdings war Zabinis Reaktion nicht wie von ihm erhofft.   "Das ist doch Erumpent Mist", sagte er und schmiss den Brief achtlos auf den Tisch, wo ihn Daphne als nächste in Augenschein nahm. "Du glaubst dem Brief doch nicht etwa? Welcher Idiot lässt das denn in seinem Buch?" Er deutete auf das alte Buch mit abgewetztem Einband. "Das ist gewollt!"   Daphne nickte und reichte den Brief weiter. "Dem muss ich zustimmen. Die wollen dir eine Falle stellen."   "Dazu sind die doch gar nicht fähig, soweit können sie nicht denken", verteidigte sich Draco, der augenscheinlich nicht mit Gegenwehr gerechnet hätte.   "Und wenn doch? Diese Granger hat Köpfchen."   "Das Schlammblut hat Weasley in den Krankenflügel gehen lassen mit der Ausrede ein Hund hätte ihn gebissen. Bin ich der einzige hier dem klar ist, wie einfach gestrickt Gryffindor sind?" Er hob die Hand und zählte seine Schritte an den Finger ab. "Zuerst verschwinden sie bei Hagrid, der auffällig oft in seiner Hütte rumsitzt in letzter Zeit. Dann lässt sich Weasley beißen, von einem Drachen, der sich als giftig herausstellt. Notgedrungen geht er in den Krankenflügel, wo ich ihn treffe. Sie haben vor einigen Tagen diesem Charlie geschrieben, den sie am Samstag treffen wollen, um den Drachen abzugeben."   "Seine Freunde, dieser Charlie ist nicht da", berichtigte ihn Millicent, die an der Reihe war den Brief zu lesen.   "Der Punkt ist", stieß er daraufhin durch zusammengebissene Zähne aus, "dass da kein Hintergrund-Motiv zu sehen ist. Denkt nicht so kompliziert, es sind Gryffindor, Merlin nochmal!"   Millicent hob Evelyn den Brief entgegen, die ihn amüsiert an sich nahm. Draco hatte mit seiner Erklärung in jedem Punkt recht. Es gab hier keine versteckte Falle, keine Intrige von Seiten der drei Gryffindor. Wenn sie jedoch in die Gesichter der anderen schaute, fanden seine Worte keinen fruchtbaren Boden. Sie alle erwarteten nicht, dass es so einfach war.   Kurz überflog sie den Brief, der in grober Schrift verfasst war. Ihre Briefe, die sie von Ollivander erhielt, waren in der Regel feiner und eleganter geschrieben.   "Charlie Weasley", murmelte sie, ehe sie den Brief an Crabbe weiterreichte.   "Er hat recht, es sind Gryffindor, die sind nicht gerade bekannt für hinterlistige Pläne", sagte Pansy. "Einen Brief zu fälschen würden wir machen."   Zabini war nicht überzeugt. "Spekulationen. Wer sagt, dass sie nicht einfach nachmachen, was wir damals mit dem Zaubererduell um Mitternacht veranstaltet haben. Samstag um Mitternacht. Sie wollen, dass wir da hingehen und sie werden uns bei einem Lehrer verpfeifen."   "So gesehen ja. Sie würden nur das kopieren, was du damals mit dem Duell versucht hast. Dazu müssten sie nicht besonders clever sein."   Evelyn spürte, wie Millicent an ihrem Ärmel zog und den Kopf in ihre Richtung steckte.   "Glaubst du Draco?", fragte sie mit gedämpfter Stimme.   "Es geht weniger darum ob ich ihm glaube, sondern eher, ob ich Harry eine gerissene Parade zutraue, oder nicht", wich sie aus, doch Millicent ließ nicht locker.   "Und, ja oder nein?"   Sie nahm einen tiefen Atemzug, ehe sie antwortete. "Ich glaube du solltest dir die bartholomäische Verwandlungsformel noch einmal anschauen, statt dich um einen Drachen zu sorgen."   Millicents Blick schoss auf ihr Pergament hin zu dem Abschnitt, auf den Evelyn gedeutet hatte.   "Ich werde da nicht hingehen", verkündete Blaise selbstsicher und wandte sich ab, so als sei die Angelegenheit für ihn erledigt.   "Wie du willst, Feigling." Hilfe suchend schaute er sich am Tisch um, bekam aber keine Rückmeldung.   "Pansy", bellt er schließlich. "Du wolltest doch den Drachen sehen. Wieso kommst du nicht mit?"   Pansy Rang mit den Worten. Der Gedanke nachts alleine mit Draco umherzuwandern gefiel ihr, nicht jedoch irgendwo zu kauern und darauf zu warten, ob ein Harry Potter angeschlichen kam oder nicht.   "Samstag ist ganz schlecht", sagte sie schließlich, den Blick von Draco abwendend. "Eigentlich hatte Evelyn mich gebeten ihr mit Zaubern zu helfen, du weißt schon, nachdem Boot nicht mehr kann."   "Booth", berichtigte sie Evelyn, wobei sie eher kritisch der Szene folgte. Sie hatte nichts dergleichen gesagt.   "Booth, ja genau. Du brauchst Hilfe in Zauberkunst, oder?" Sie neigte den Kopf zu Evelyn, die mit Schock ansehen musste wie sich alle Augen auf sie legten. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde sollte sie nun mitspielen.   Pansys Augen lagen flehend auf ihr. "Ja", räusperte sie sich. "Ja, ich wollte am Wochenende ein wenig üben. Ich bekomme die Ananas nicht zum Tanzen. Das ist mehr so ein rhythmisches Hüpfen." Sie untermalte ihre Aussage mit auf und ab Bewegungen ihrer Hände.   Dracos Mine verfinsterte sich. "Macht doch was ihr wollt, dann gehe ich alleine."   Crabbe hob zögerlich seine fleischige Hand. "Ich komme mit."   "Dich Trampel kann ich nicht gebrauchen!" Mit diesen Worten ließ er den Tisch hinter sich und verschwand in den Regalreihen. Crabbe schaute ihm unsicher nach, sodass ihm Evelyn kurz den Rücken tätschelte.   "Das hat er nicht so gemeint."   Sein breiter Kopf bewegte sich zurück und er nahm seine Feder zur Hand, hielt jedoch inne. "War das ein Ja, oder ein Nein?"   Die versammelten Slytherin waren kurz sprachlos, ehe Blaise lauter als in der Bibliothek erlaubt vor Lachen losprustete. Er war jedoch der einzige, den Crabbe Frage amüsierte.   Von Freude war Draco weit entfernt. Die restlichen Tage der Woche redete er nur das Nötigste mit allen, und ließ sie spüren, wie schlecht ihre Entscheidung gewesen war ihm nicht zu helfen. Evelyn, und die anderen, waren trotzdem, anderer Meinung, selbst als Draco einen letzen Versuch unternommen hatte, jemanden für sein Vorhaben zu begeistern.   Es war bereits lange nach Sperrstunde, als er sich auf den Weg machte. "Viel Glück beim Ananas tanzen lassen." Pansy und Evelyn hatten, um ihre Deckung nicht zu verlieren, schließlich getan, was sie angekündigt hatten und sich ein paar Ananas aus der Küche organisiert. Blaise leistete ihnen Gesellschaft, wobei er insgeheim darauf hoffte die Ananas irgendwann essen zu dürfen, falls die Mädchen mit ihnen fertig waren.   "Lass dich nicht erwischen, Kumpel!", rief ihm Blaise nach. Niemand hielt ihn auf. Evelyn hatte erwartet, dass Pucey wenigstens eine Warnung aussprechen würde, doch seit dem ersten Abend, als Draco die Vertrauensschüler vorgeführt hatte, ignorierten sie alles, was Malfoy tat.   "Da geht er hin", sagte Evelyn kurz, ehe sie sich wieder der Ananas widmete, die einfach nicht wollte, wie sie.   Pansy schloss die Augen und griff sich in die Haare, während Blaise das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. "Das geht schief." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)