Zum Zuschauen verdammt von ougonbeatrice ================================================================================ Kapitel 50 - Ein hartes Ei zu knacken -------------------------------------  "Ich wusste, das geht schief. Also war es eine Falle." Daphne öffnete den Durchgang für sie, sodass sie sich endlich zum Frühstück begeben konnte. Blaise war gerade, ohne Draco, aus dem Schlafsaal erschienen und hatte ihnen erzählt, dass Draco den Vorhang seines Bettes verhext hatte, damit niemand mit ihm sprechen konnte. Was genau heute Nacht passiert war, wussten die Kinder nicht, doch Evelyn wollte endlich die Punktegläser sehen, mehr noch als sonst. "Er hätte nicht gehen sollen." "Wenn er erwischt wurde, hat er Nachsitzen." "Schlimmer, er hat sicher Punkte verloren." Nachdem Daphne den möglichen Verlust angesprochen hatte, seufzten alle kollektive auf. Evelyn konnte sich vorstellen, dass sie sich womöglich betrogen fühlten. Die letzten Wochen hatten sie hart gearbeitet und den Abstand zu Gryffindor langsam schrumpfen lassen. Besonders Daphne hatte sich gefreut 15 Punkte auf einen Schlag für ein spontanes Kurzreferat zu Flüchen von Professor Quirrell bekommen zu haben. Wütend balle Daphne die Hände zur Faust und schlug sich selbst ohne viel Kraft aufzuweisen gegen den Oberschenkel. "Wir hätten ihn aufhalten sollen. War ja zu erwarten, dass Potter was im Schilde führt." Harry und was im Schilde führen, ihr dürft nicht immer alles so schwarz sehen. "Jetzt ist es zu spät." Evelyn bemühte sich ein ernstes Gesicht zu machen, musste ihre Lippen jedoch spitzen, damit sie nicht doch ein Grinsen enthüllten. "Na großartig, seht euch die Meute vor den Gläsern an", meinte Blaise niedergeschlagen, der in der Eingangshalle angekommen sofort von einer tuschelnden Menge begrüßt wurde. "Merlin, wie viele Punkte hat uns Dracos kleiner Ausflug gekostet?" Schockiert stellten sie sich hinter die Ansammlung an Schülern aller Altersklassen, die auf die Gläser deuteten. Ihre Augen wanderten sofort zu der grün schimmernden Säule, deren Inhalt um einiges geschrumpft war im Vergleich zum vorigen Tag. Evelyns Interesse galt jedoch der roten. Sie lenkte Millicent Kopf mit beiden Händen sanft zur Seite, die ähnlich wie die anderen nur ihr eigenes Glas im Blick gehabt hatte. "Ich glaube nicht, dass der Aufstand uns gilt. Schaut euch mal die der Gryffindor an." "Was zum-" "Ach du heilige Morgana!" Mit offenen Münder starrten sie auf das Glas, dessen Anzahl an Rubinen sich halbiert hatten. Ihnen allen stand der Unglaube ins Gesicht geschrieben. So sieht das aus, wenn ein Haus in einer Nacht 150 Punkte verliert. Von diesem Moment an war Gryffindor das Gesprächsthema, egal welchem Haus man angehörte, während niemand Slytherins Punkten, nicht einmal Slytherin selbst, hinterher trauerten. Harry und seine Freunde zeigten sich ähnlich wie Draco lange nicht unter ihnen, sondern verbrachten den Tag lieber in der Sicherheit des Gemeinschafsraumes, wobei sich Evelyn nicht vorstellen konnte, dass es dort für sie besser war. Den Übeltäter hatte jeder für sich schnell in Verdacht, dafür sorgte alleine die Abwesenheit von Harry und den anderen. Es hatte nicht lange gedauert, da hatten sich verschiedene Versionen der Geschehnisse der letzten Nacht im Schloss verbreitet. Natürlich wollte jeder wissen, wie es zu den veränderten Machtverhältnissen kam, und jeder hatte so seine eigene Theorie. Vom Einbruch in Filchs Büro bis hin zu einem irregulären Ausflug in den Verbotenen Wald hatte Evelyn alles gehört. Nichts war jedoch derart absurd, wie die Erzählung einiger Ravenclaw, darunter auch Mandy, die behaupteten, Snape hätte Harry umgebracht und die anderen in Vampire verwandelt, nur so könnte man sich sowohl den großen Punkteverlust als auch das Verschwinden von Harry und Co. erklären. Evelyn hatte nur den Kopf schütteln können angesichts solch überzogenen Vorstellungen. Snape hingegen wirkte trotz der haarsträubenden Gerüchte wie ein anderer Mensch, was die Theorien für einen möglichen Mord nur verstärkte. Niemand konnte sich sonst denken, weshalb ihr sonst so bitterer Tränkelehrer amüsiert und beinahe lächelnd seinen Kaffee trank. Ein durch und durch Besorgnis erregender Anblick für Evelyn, die ihn seit sie hier war noch nie bei derart guter Laune erlebt hatte. Im Kontrast dazu stand Professor McGonagall, die den säuerlichen Ausdruck, für den Snape eigentlich bekannt war, übernommen hatte und auf jede Ansprache nur gereizt reagierte. Evelyn, die wusste worauf sie achten musste, hatte ungewöhnlich viel Spaß dabei die kleinen Spannungen zwischen den Hauslehrern während des Frühstücks und darüber hinaus zu betrachten. Selbstverständlich wollte auch der Rest des Kollegiums wissen, was sich nachts zugetragen hatte. Dass sich ein Punktestand innerhalb weniger Stunden halbierte, war selbst für Hogwarts ungewöhnlich, deshalb hatten sich alle sofort an Snape gewandt, der für sie am ehesten in Betracht kam Ursache für Gryffindors Einbruch gewesen zu sein. Dumbledore wirkte, im Vergleich zu seinem sonst fröhlichen Selbst, ruhig und in Gedanken. Sein munteres Lächeln versteckte er hinter einer sorgenvollen Maske, und er war auffällig lange in ein Gespräch mit Minerva vertieft gewesen. Evelyn konnte sich nicht entscheiden, welcher Anblick ihr lieber war: der säuerliche Ausdruck von Minerva, oder die beinahe heitere Art ihres Hauslehrers. Als Harry sich dann doch nach Stunden unter ihnen zeigte, lebend wohl gemerkt, hatten sich zumindest die Gerüchte der Ravenclaw erledigt. Gleichzeitig verdichtete sich endlich auch unter den Schülern was genau am Tatort Hogwarts letzte Nacht vorgefallen war. Die offizielle Erklärung war, dass die drei Gryffindor Draco eine Falle gestellt hatten, der auf den Köder einen Drachen gezeigt zu bekommen hereingefallen und schließlich erwischt worden war. Harry hatte es sich jedoch mit Hermine und, zu der Überraschung vieler, Neville nicht nehmen lassen mit anzusehen, wie seine Falle zuschnappte. Das Gelächter aller war daher umso größer als die Geschichte damit endete, dass sie selbst von ihrer eigenen Hauslehrerin erwischt worden waren. Slytherin jubelte, kaum dass Harry ihren Weg kreuzte, immerhin hatte er nun dafür gesorgt, dass Gryffindor mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Chance mehr im Rennen um den Hauspokal hatte. Ironischerweise war Draco einer der letzten, wenn nicht sogar der letzte, der davon erfahren würde. Nachdem McGonagall ihm sowohl ein blaues Auge, als auch ein rotes Ohr verpasst hatte, hatte er sich stumm und wie ein getretener Hund zurück in seinen Schlafsaal geschlichen, ohne zu ahnen was sich noch in derselben Nacht abgespielt hatte. Sein Plan Harry auffliegen zu lassen, war teilweise aufgegangen, wenn auch mit einigen Opfern seinerseits. Evelyn spielte gelangweilt mit einigen achtlos liegen gelassenen Federn auf dem Holztisch der Großen Halle, wo sie gezwungenermaßen die meiste Zeit ihres Sonntags verbracht hatte, wie halb Hogwarts auch. Man wollte keine Neuigkeit verpassen und der beste Weg dafür war, immer in der Nähe der Menge zu bleiben. Allerdings waren sowohl Harry, als auch die Lehrer, schon lange verschwunden, weshalb es Evelyn nun nur noch so vorkam, als geierte man verzweifelt nach mehr Stoff, über den man sich das Maul zerreißen könnte. Als ob sie davon heute nicht genug gehabt hätten. Erstaunlicherweise waren gegen Mittag sogar die Geister aus allen Ecken erschienen und hatten sich bei den Schülern erkundigt, was die Aufregung sollte. Es dauerte nicht lange, da hatten auch sie die Köpfe zusammengesteckt, um zweifellos an der Diskussion auf ihre Weise teilzunehmen. Evelyn hatte nicht gehört, was sie gesagt hatten, es schien jedoch, als hätte jeder von ihnen eine andere Meinung. Ihre Klassenkameraden saßen verstreut um sie herum, ihnen allen war noch immer die Aufregung ins Gesicht geschrieben, auch wenn die Erschöpfung ihnen langsam anzusehen war. Evelyn war der Situation irgendwann überdrüssig geworden. Den Sonntag hatten sie einstimmig zum ruhigen, lern freien Tag erklärt, ihn dann aber nach einem mittelschweren Skandal beinahe gänzlich auf der Holzbank in der Halle zu verbringen, war ihr entschieden zu eintönig. Sie konnte nicht ausschließen, dass sie während der Warterei, worauf auch immer die anderen zu warten schienen, das ein oder andere Mal eingenickt war. Immer wieder gähnte sie und hoffte, jemand würde ihre Zeichen verstehen endlich woanders hinzugehen; wenigstens aufzustehen. Es war Blaise, der schließlich den Stein ins Rollen brachte und die in Schweigen gefallene Gruppe aus ihren Gedanken riss. "Wir sollten es ihm sagen." "Draco? Nein, lass ihn in seinem Zimmer, das hat er verdient." Daphne zeigte wenig Mitleid, vermutlich ein kleiner Akt der Rache dafür, dass Draco für den Abzug der Punkte verantwortlich war, die Daphne ihr Eigen genannt hatte. "Er will doch sowieso mit keinem reden." Evelyn war ungeachtet dessen bereits aufgesprungen, kaum dass Blaise fertig gesprochen hatte, und streckte ihre Beine die nach Stunden auf ihrem Sitzfleisch kribbelnd zum Leben erwachten. Sie hatte es se dicken Wolken unter der Decke zu beobachten wie sie langsam ihre Form änderten, oder zuzuhören, wie ein und dieselben Gerüchte immer und immer wieder durchgekaut wurden, mit kleinen Veränderungen hier und da. Beinahe kam es ihr vor, als sei der kleine Vorentscheid im Wettbewerb um den Hauspokal weitaus enthusiastischer diskutiert worden, als der Angriff des lebenden Trolls an Halloween. Die Schüler müssen unbedingt lernen gelassener mit solchen Skandalen umzugehen, dachte Evelyn während sie ihre Schultern knacken ließ. Irgendwer bekommt in den nächsten Schuljahren sonst noch einen Herzinfarkt vor lauter Aufregung. Sie griff nach Daphnes Handgelenk um sie trotz Widerwillen auf die Beine zu ziehen. "Sei nicht so hart, Daphne. Draco hat genug gelitten", ergriff sie für Blaise Partei, der es ihr mit einem Nicken dankte und sich ebenfalls bereits erhoben hatte. "Wir können ihm auch gleich ein paar belegte Brote mitbringen, er hat doch seit gestern nichts mehr gegessen." Pansy, die es sich auf dem Tisch statt den Holzbänken gemütlich gemacht hatte, zog eine Platte mit Snacks heran und begann Brote in eine Serviette zu wickeln. "Ich habe gehofft du machst Witze, aber du meinst das ernst." Angewidert beobachtete Daphne, wie Pansy die verpackten Snacks in ihrer Tasche verschwinden ließ, bis sie sich endlich auf den Weg machten. "Was glaubt ihr wird Draco sagen, wenn er die Sache mit Potter erfährt?", fragte Millicent als niemand Anstalten machte zu reden. "Wieso soll ich mir darüber Gedanken machen?", erwiderte Blaise mit gerunzelter Stirn. "Wir werden es gleich hören, oder nicht?" Dieses Vorhaben sollte sich als schwierig erweisen, denn Draco hatte sich noch immer in seinem Zimmer verschanzt, wie sie leider feststellen mussten, nachdem sie den Gemeinschaftsraum betreten hatten und dieser auffällig leer war. Sie alle wollten dabei sein, wenn der Malfoy Erbe von Gryffindors blamabler Niederlage erfuhr, also folgten die Mädchen stumm und wie selbstverständlich Zabini hinunter zum Schlafsaal der Jungs; sehr zur Freude von Pansy, in deren Gesicht sich eine leichte Röte bildete. "Das ist so aufregend", meinte sie, während sie den Blick schweifen ließ. "Das sieht hier aus wie bei uns, nichts Besonderes." Was Daphne zu sagen hatte, war für Pansy aber nicht von Bedeutung. Sie hatte nur Augen für die Wendeltreppe, so als wäre sie eine Attraktion, und nicht das exakte Replikat der Treppe, die zu ihren Schlafsälen führte. Zabini blieb plötzlich vor einer Tür stehen und obwohl Evelyn keine große Acht darauf gehabt hatte, wie weit sie gelaufen waren, hatte sie das Gefühl, dass das Zimmer der Jungs höher lag, als ihr eigenes. "Draco?", Blaise klopfte gegen die Tür. "Hast du eine Hose an? Ich hab die Mädchen dabei." Millicent war nicht die einzige, die das Gesicht nach Zabinis Bemerkung verzog. Blaise schaute kurz über seine Schulter und zeigte ihnen kurz ein schamloses Grinsen, als die Tür aufflog und ihn straucheln ließ. Evelyn musste zwei Mal den Jungen in der Tür anschauen, um Draco zu erkennen; er sah miserabel aus. Seine Haare waren ungekämmt und seine Wangen waren leicht geschwollen, wie auch seine Augen. Glücklicherweise war er wenigstens angezogen, allerdings war seine Kleidung stark zerknittert, so als habe er darin geschlafen. "Seid ihr gekommen um mir ins Gesicht zu lachen? Habt ihr euch gut amüsiert?" Seine Stimme war rau. "Ja, haben wir", sagte Daphne mit einem Grinsen, bekam dafür aber einen unauffälligen Tritt von Pansy. "Und du wirst dich auch gleich amüsieren", beendete Daphne. Gut die Kurve bekommen, dachte Evelyn, die sich neben die Tür gestellt hatte und einen Blick ins Zimmer warf, das sich ebenfalls in allem mit ihrem glich. Zabini legte Draco die Hand auf die Schulter und führte ihn sanft ins Zimmer zurück. "Kumpel, du solltest dich lieber setzen." Eher verloren stand Evelyn mitten im Raum, die Hände vor sich gefaltet, und wartete stumm, bis die anderen gemeinsam trotz Dracos anfänglicher Gegenhaltung erzählt hatten, was während der Nacht und heute in der Großen Halle passiert war. Zunehmend kehrte eine gesunde Farbe zurück in Dracos Gesicht und bald schon lag er keuchend vor Lachen auf seinem Bett am Fenster, Tränen der Freude in seinen Augen, während er sich bildlich vorstellte, was McGonagall mit Harry gemacht haben musste. "Das hätte nicht besser laufen können", tönte er sich selbst beklatschend. "Potter, das Schlammblut und Schlongbottom auf einen Streich. Nur schade, dass Weasley im Krankenflügel lag." Nun, nachdem ihm die frohe Kunde überbrachte worden war, sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus. "Nicht ganz richtig", meine Evelyn, die noch immer jedes Mal die Augen rollte, wenn Draco von Schlammblütern redete. "Du hast trotzdem Nachsitzen ... nehme ich an. Es hätte also durchaus besser laufen können." "Stimmt", sagte Blaise, der sich statt Draco an Pansys Broten bedient hatte und diese unter ihrem giftigen Blick nun aß. "Du wurdest erwischt. Warte, bis dein Vater davon erfährt." Evelyn fuhr sich mit den Finger über den Mund, um ein Grinsen zu kaschieren, während Draco Zabinis Einwand mit einer Geste zunächst theatralisch abtat. Sein eigenes Missgeschick, wegen dem er sich den ganzen Tag in seinem Bett verkrochen und geweigert hatte sich zu zeigen, holte ihn nun ein. "Falls er davon erfährt", meinte Draco, wirkte aber nicht sehr zuversichtlich, im Gegenteil, er wurde plötzlich auffällig still. Wie sehr es ihm nahe ging, zeigte sich in den nächsten Tagen und Wochen, in denen sich die Aufregung um Harry zwar langsam legte, was vor allem an den bevorstehenden Examen lag die sich in die Gedanken der Schüler schlichen, Draco aber äußerlich angespannt und müde wirkte. Auch die anderen waren geistig erschöpft, sodass Evelyn bald ihre gemeinsamen Lernstunden für beendet erklärt hatte, damit sie bis zu den Prüfungen nicht völlig ausgebrannt sein würden. Sie hatten gut zusammengearbeitet und sie erwartete, dass sie alle keine Probleme haben sollten, wobei Crabbe wohl glücklich sein musste einfach nur zu bestehen. Dass Professor McGonagall ihm kein genaues Datum für seine Strafarbeit genannt hatte, machte Draco zusätzlich mehr und mehr zu schaffen. Wenn er unter ihnen war, beschwerte er sich immer häufiger über diese Behandlung von Seiten der Hauslehrerin, doch gleichzeitig tat er in der Öffentlichkeit so, als kümmerte ihn das nicht. Auf gar keinen Fall wollte er Schwäche zeigen und bei der Professorin – wie er es nannte – um einen Termin betteln. Draco steckte einige von ihnen mit seiner Nervosität an, sodass sie nun jedes Mal zusammen zuckten, wenn ein Lehrer in ihre Richtung kam oder einen von ihnen rief. Inzwischen galt es als sicher, dass Harry ein großes Theater veranstaltet hatte, um Draco in eine Falle zu locken, was von den Gryffindor mit Sicherheit gefeiert worden wäre, wären sie nicht als Verlierer aus der Sache gegangen. Viele sahen in Draco nun das Opfer und sprachen sich für ihn aus, was Draco für einige Zeit sichtlich genoss, obwohl er die Wahrheit kannte; oder gerade deswegen. Dass es genug Anhaltspunkte gab, dass Potter eben nicht eine große Scharade veranstaltet hatte, schien kaum einen zu interessieren. Niemand achtete darauf, wie der sonst so fröhliche Hagrid kaum einen Bissen aß. Oder dass Harry, Neville und Hermine erwischt worden waren, als sie vom Astronomieturm gestiegen waren, und eben nicht davor gewartet hatten. Ob Draco seinen Eltern von seinem Zwischenfall erzählt hatte, wusste Evelyn nicht mit Sicherheit, allerdings blieben die wöchentlichen Sendungen kleinerer Naschpakete für Draco von nun an aus. Beinahe jeden Morgen wartete er vergeblich auf eine Eule, die ihm kleine Küchlein, Kekse, oder selbstgemachte Bonbons hätte bringen sollen. So auch heute. "Schau nicht so steif nach oben", murmelte Blaise ohne von seinem Frühstück aufzusehen. "Wenn etwas kommt, dann kommt es." "Sei still, Zabini." Mit grimmigem Blick wandte sich Draco von den einfliegenden Eulen ab und nippte lustlos an seinem Saft. Für Evelyn waren nun die letzten Wochen angebrochen, sodass sie nun beinahe jeden Morgen mit einem nostalgischen Gefühl ihren Tag begann. Das Wetter wurde stetig freundlicher und Hogwarts erstrahlte in der Frühlingssonne, was ihr den Abschied nur erschwerte. Besonders heute glitten ihre Gedanken öfter als sonst ab. Stets dachte sie daran, dass es bald das letzte Mal sein würde, dass sie sich mit ihrem Teleskop hinauf auf den Astronomieturm quälte, wo sie Sterne und Konstellationen beobachtete, von denen sie nie etwas gehört hatte. Dass sie das letzte Mal ein Buch unter dem strengen Blick von Madam Pince ausleihen würde, die ihre Arbeit als Bibliothekarin derart ernst nahm, als würde sie sich als Hüterin alter Geheimnisse sehen. "Evelyn, das ist doch die Eule deines Opas", sagte Millicent, als Evelyn einige Herzschlag nicht auf das Flattern direkt über ihrem Kopf reagierte. "Er hat etwas, aber wieso lässt er es nicht fallen?" Evelyn schloss sich den Blicken der anderen an, hoffte jedoch auf einen Zufall ausgerechnet heute Ollivander Eule zu sehen. Allerdings hatte Millicent recht, er hielt ein kleines Paket mit beiden Krallen fest umschlossen und machte keine Anstalten, es fallen zu lassen. Sie stand auf und kletterte notgedrungen auf die Holzbank, wo sie der Eule im Flug das Paket und einen gefalteten Zettel abnahm. Eine Vorahnung beschlich Evelyn, als sie sich wieder setzte und zunächst den Zettel las. Liebe Evelyn Ich weiß, dass sie mich gebeten hatten die Information vertraulich zu behandeln. Sie werden es mir aber nicht übel nehmen, wenn ich den heutigen Tag nicht einfach so verstreichen lassen kann. Aurelius hatte von mir die strikte Anweisung erhalten das Paket mit äußerster Vorsicht zu transportieren und es Ihnen direkt zu geben. Im Innern finden Sie eine kleine Überraschung, wie Sie sich sicher denken können. Meine liebe Evelyn, passen Sie gut darauf auf. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen alles Gute. Garrick Ollivander PS: Machen Sie sich keine Sorgen um einen möglichen Regelverstoß. Technisch gesehen, haben Sie nichts Unerlaubtes mitgeführt. Resigniert schaute sie auf das Paket, das beinahe so groß war wie jenes, in dem sie ihre Coinnlear bekommen hatte, allerdings war es schlicht eingepackt. Draco schielte es neidisch an. "Du bekommst doch sonst keine Päckchen. Was ist da drin?" Ehe er ausgesprochen hatte, legte er seine Finger bereits um das Paket und wollte es zu sich ziehen, doch Evelyn schlug ihm aus einem Reflex heraus auf die Hand, sodass er erschrocken und verblüfft zurück zuckte. Einige von Ollivanders Worten erweckten in ihr den Verdacht, dass niemand das Paket anfassen sollte. "Ich werde wohl mein eigenes Paket ohne deine Hilfe öffnen dürfen, Malfoy?" Blaise kicherte trocken, allerdings brachte sie sich gleichzeitig in Erklärungsnot, sodass sie sich schwer seufzend entschied zu beichten. "Heute ist mein Geburtstag." Seit Jahren schon war ihr Geburtstag kaum von Bedeutung gewesen, weshalb sie niemandem davon erzählt hatte. Ollivander wusste auch nur davon, weil er ihr Geburtsdatum sowohl während ihrer Zauberstabsuche erfragt hatte, als auch weil er den genauen Tag für einige der Papiere für das Ministerium benötigt hatte. Millicent ließ ihre Hand samt Löffel nach unten fahren und sah sie schockiert an. "Heute ist was?" Entschuldigend zuckte Evelyn mit den Schultern. Sie hatten nie über ihren Geburtstag gesprochen, obwohl sie bereits einige hier erlebt hatte. Daphne war die erste unter ihnen gewesen, die noch im Vorjahr hatte feiern dürfen. Evelyn war nicht überrascht gewesen zu sehen, dass die jungen Slytherin ihren Geburtstag entgegen fieberten und diesen auch euphorisch feierten. Für sie hingegen war nicht mehr wichtig genug um darüber zu reden. Mit einem Mal stürmte es auf sie ein. Glückwünsche, Hände die gegen ihren Rücken oder Schulter klopfte, aber auch genuschelte Beschwerden darüber, dass Evelyn ihnen etwas so, in ihren Augen, Wichtiges verheimlicht hatte. Besonders Millicent war wie vor den Kopf gestoßen. "Was mache ich denn jetzt, ich habe kein Geschenk, wir haben nichts geplant, und du-" "Millicent", unterbrach sie Evelyn. "Es ist in Ordnung." Sie sah jedoch in den Augen ihrer Freundin, dass für sie nichts in Ordnung war. Draco beobachtete das Geschehen eher uninteressiert, ihm selbst schien dieser Ausbruch an Emotionen zu viel zu sein. Evelyns Blick fiel auf das Paket, was sie nun endlich öffnen wollte. Als sie das Band anzog, faltet sich der Karton selbstständig auf legte sich flach auf den Tisch. Auf den ersten Blick offenbarte er eine Kristallkugel, die auf einem unscheinbaren Gestell aufgebaut war. "Das ist hübsch", meinte Daphne knapp, die sich vorgebeugt hatte um die halb durchsichtige Kugel näher zu betrachten. "Schau mal, da ist noch etwas drin." Evelyn, die ihre Freude über eine Kristallkugel nicht recht zeigen konnte, besah sich auf Daphnes Bemerkung g hin ihr Geschenk etwas genauer. "Muss ich mein inneres Auge öffnen?", sagte sie leise, den Blick konzentriert auf die Nebelschwaden in der Kugel gerichtet, als sie erschrocken die Luft einzog. Sie sah etwas, das sich im Nebel bewegte; etwas Festes. Vorsichtig hob sie die Kugel, die leichter war, als erwartet, mit den Fingerspitzen an und starrte angestrengt hinein. "Sagt mir bitte, dass ihr das auch seht." Mehrere Augenpaare näherten sich der Kugel. Es war Pansy, die die erste Vermutung aussprach. "Da ist ein Ei drin." Draco wich sofort zurück und verdrehte die Augen. "Das kann doch nicht wahr sein. Ich schwöre dir, falls du jetzt auch ein Drachenei bekommen hast, dann-" "Dann wirst du auf eine andere Schule gehen?", sagte Blaise." Jaja verstanden, Durmstrang ist so viel besser." Für Evelyn war Dracos Ausbruch überzogen, allerdings war tatsächlich ein Ei innerhalb der Kugel gefangen. Es war braun, fast rot, mit schwarzen Flecken und vereinzelten Adern, die sich als Geflecht über das Ei zogen. Es war kleiner als eine Faust und eher schmal. Definitiv kein Drachenei. "Vielleicht ist es ein Eulenei?", bot Millicent an. "Du hast doch keine." Ungläubig schüttelte sie den Kopf. "Glaube ich nicht. Das Ei sieht nicht aus, wie ein Vogelei und Ollivander weiß, dass ich kein Freund von Eulen bin." Allerdings konnte sie auch mit anderen Tieren, die aus einem Ei schlüpfen würden, nur wenig anfangen. Sie kam nicht umhin sich über Ollivander zu wundern, ihr ausgerechnet etwas Lebendes zu schicken. Sie setzte die Kugel ab und schaute sich seine Nachricht erneut an, die jedoch keinerlei Antworten gab. Ich kann gerademal eine Pflanze am Leben halten, und jetzt schenkt er mir ein Tier. Es gab einen Grund dafür, weshalb sie bis vor einem Jahr noch mit Knochen und Fossilien bereits toter Tiere hatte arbeiten wollen. Seltsam, daran habe ich seit Monaten nicht mehr gedacht. Ihr Leben hatte sie sich bei ihrem letzten Geburtstag noch anders vorgestellt, hatte es anders geplant. Tja, jetzt feier ich eben zum zweiten Mal meinen zwölften Geburtstag. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie strich mit dem Zeigefinger über die Oberfläche der Kugel, die warm unter ihrer Berührung war. Sie wusste nicht, was sich darin verbarg – außer der Gewissheit, dass es kein Drachenei war –, also hatte sie nun eine Aufgabe. "Du willst wissen, was es ist, oder?", sagte Blaise leise. "Ich sehe es an deinem Blick." Evelyn hatte nicht das Gefühl antworten zu müssen, sondern sie packte zusammen, da die Lehrer sie gnadenlos zum Unterricht riefen. Sie transportierte die Kugel den ganzen Tag von Klassenzimmer zu Klassenzimmer, und schrieb in ruhigen Minuten auf, was sie sah. Das Ei war nicht das einzige, das sich in den Nebelschwaden verbarg. Kleine Steinchen mit Moos überwachsen schwebten unbeweglich unter dem Ei. Ollivander hatte nicht zu viel versprochen, er hatte ihr eine Überraschung geschickt, ob angenehm oder nicht würde sich zeigen, jedoch hatte sie den Plan abends schon in der Bibliothek nach Antworten zu suchen. Das Ei erschien ihr charakteristisch genug, um es abgebildet in einem Buch zu finden und identifizieren zu können. Sie war nicht die einzige, die heute mit einer unerwarteten Nachricht überrascht worden war. Nachmittags wurde Draco von Pucey aufgesucht, der sichtlich säuerlich reagierte als Eule missbraucht worden zu sein. Draco hatte endlich von Professor McGonagall einen Termin für sein Nachsitzen genannt bekommen, und eine zusätzliche Bemerkung sich festes Schuhwerk anzuziehen. Die späte Uhrzeit, für die die Strafarbeit angesetzt war, gefiel ihm nicht, weshalb er sich lautstark darüber beschwerte. "Da bestrafen sie mich nachts nach der Sperrstunde im Schloss zu sein, und dann schicken sie mich zu unmöglichen Stunden irgendwelche Klassenzimmer schrubben." Natürlich hatte McGonagall nicht geschrieben, was genau Draco in wenigen Tagen erwarten würde, oder mit wem er das Vergnügen hatte seine Strafarbeit zu verbringen. Seine Beschwerden häuften sich, daher war Evelyn beinahe froh sich in die Bibliothek zurück ziehen zu dürfen, als sie den Unterricht endlich beendet hatte. Sie wollte sich gerade verabschieden, da die anderen bereits vor Tagen gesagt hatten die Bibliothek in diesem Semester nicht mehr von innen sehen zu wollen, da stellte sich Blaise ihr in den Weg. "Ich komme mit", tönte er, seine Tasche zum Abmarsch bereit und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Du weißt doch gar nicht, wo ich hin will." "Du willst nach dem Ei forschen." Evelyns Augen verengten sich. "Ich glaube kaum, dass dich das wirklich interessiert." "Wann hat man schonmal die Gelegenheit ein Mysterium aufzudecken." "Anfang des Schuljahres, als Sprout dir eine unbekannte Pflanze gegeben hatte", beantwortete sie Zabinis rhetorische Frage mit einem gespielten Husten am Ende. Die anderen waren bereits verschwunden, sodass sie als einzige übrig waren. "Die Pflanze war kein lebendes Ei. Außerdem hast du uns nicht gesagt, dass dein Geburtstag ist, weshalb ich keine Zeit hatte mich vorzubereiten und dir ein Geschenk zu besorgen. Also bekommst du jetzt das beste Geschenk: meine Präsenz." "Du willst nur mit weil du neugierig bist, was in der Kugel ist." Unbeeindruckt faltete sie die Arme vor der Brust. "Und weil ich Dracos Gerede keine Minute länger aushalten." Sie gab sich geschlagen, da ihr eigenes Nervenkostüm bereits wahrlich strapaziert war, und gemeinsam trotteten sie hinauf zur Bibliothek. Madam Pince erwies sich als sehr hilfreich, und zeigte ihnen, wo sie Bücher über Tiere finden konnten, magisch und unmagisch, die Eier legten. Zu Evelyns Schrecken, waren dies mehr als erwartet. "Libellen? Da wird keine Libelle drin sein, oder?" Blaise durchblätterte gerade ein kleineres Werk über Insekten. "Wäre möglich, es gibt Riesen-Regenbogengrab-Libellen aus Gibraltar." Zabini sah sie irritiert an. "Das hast du dir gerade ausgedacht." Wortlos warf sie ihm eine Aufzeichnung zu, die eine Abbildung der Libelle im Vergleich mit einem Menschen zeigte. Ein beängstigendes Bild. "Ich wünschte, du hättest mir das nicht gezeigt." Seufzend legte er das Buch über Insekten beiseite und griff sich das nächste." Hier steht was von einem Schnabeltier. Das klingt gleich viel freundlicher." "Ja, und ich werde es Perry nennen." "Wieso Perry?" "Nicht wichtig." Evelyn schlug einen Wälzer zu, der eine Mischung aus Staub und Schimmel verteilte. Ein mittlerweile vertrauter Geruch. Die Kugel mit dem mysteriösen Ei stand vor ihnen und verhöhnte sie beinahe mit den sanften Umdrehungen in ihrem Inneren. Ein wenig hatte sie den Drang sich eine Kröte zu suchen und sie das Ei ausbrüten zu lassen, doch einerseits war die einzige Kröte, die sie in Hogwarts kannte Trevor und damit für sie tabu, und andererseits konnte sie allein an der Form ausschließen, dass es ein Hühnerei war. Einen Basilisken zu züchten ist auch eine wirklich miese Idee. Ihre Vermutung war, dass es ein Amphibien- oder Reptilienei war, dafür sprach die Form. Blaise war auf eine vielversprechende Beschreibung von Aspidochelone-Eiern gestoßen, einer seltenen Schildkrötenart, die so groß wie eine Insel werden konnte, doch diese Eier waren eher rund wie ein Ball, und nicht schmal oval, wie ihr Exemplar, auch wenn die Färbung sich mit ihrem gedeckt hatte. Zudem war die Kugel aus Glas massiv, und Evelyn traute sich nicht, sie zu zerstören, um an das Ei zu kommen. So konnte sie nicht prüfen ob die Schale fest war, oder unter der Berührung nachgab. "Ich sag es dir: das ist ein Schlangenei. Darauf wette ich meine Glückshandschuhe." Dieser Verdacht hatte schon früh im Raum gestanden, wobei Evelyn dies für unwahrscheinlich hielt. "Brillant, schick einer Slytherin eine Schlange." Sie erwartete von Ollivander etwas mehr Finesse und Feingefühl. Blaise hingegen war überzeugt recht zu haben. "Eine Regenbogenlibelle ist aber besser?" "Regenbogengrab-Libelle." Blaise fuhr sich mit der Hand frustriert durch das schwarze Haar. "Weißt du, Ehemann Nummer fünf hat immer gesagt: Dinge, die offensichtlich sind, müssen nicht falsch sein." Nun war es Evelyn die vermutete, dass Blaise sich das nur ausgedacht hatte. Trotzdem stand für ihn die Antwort auf die Frage nach der Art des Eis fest. "Lass uns einpacken, du musst noch Flitwicks Essay schreiben. Hier kommen wir heute sowieso nicht weiter." Zabini schlug sich die Hand ins Gesicht und zog eine Grimasse. "Unsere Professoren könnten uns so kurz vor den Prüfungen auch weniger quälen. Es ist fast so, als geben sie uns doppelt so viel auf." Auch Evelyn hatte das Gefühl, dass die Lehrer nun am Ende des Schuljahres das Niveau noch einmal angezogen hatten. Trotzdem half alles meckern nichts, also griffen sie sich ihre Notizen und brachten die Bücher zurück, während sich Evelyn eines mitnahm um es sich näher anzuschauen. Beider Mägen grummelten nun schon seit einiger Zeit, weshalb sie sich eifrig hinunter zum Abendessen begaben. Evelyn musste sich eingestehen, dass Zabinis Gesellschaft unterhaltsam und angenehm gewesen war. "Danke für das tolle Geschenk", meinte sie im Laufen, was Zabini zum Grinsen brachte. "Gern geschehen." Über die letzten Monate hatte sie Zabinis lockere und neckische Art zu schätzen gelernt, dass sie nun schon beinahe wehmütig daran dachte, Millicent und ihn womöglich nie wieder zu sehen, wenn sie bald aus dem Hogwarts-Express steigen würden. "Blaise, bleib so wie du bist, ja." Verwirrt neigte er den Kopf. "Wie soll ich denn sonst sein?" "Sei ... einfach du." Schon während sie sprach realisierte sie, wie kitschig sie klang. Blaise konnte nicht viel mit Evelyns sentimentalem Ausbruch anfangen, was sich in seinen Augen widerspiegelte, die nun auf ihren Hinterkopf gerichtet waren. Auch wenn ihr Geburtstag ihr nicht viel bedeutete, es war ein Tag, an dem sie unweigerlich zum Nachdenken gebracht wurde. Das resultierte nun jedoch in peinlicher Stille. Ihr fiel nichts ein, was sie sagen konnte, das die Stimmung heben könnte. Im Gegenteil, vermutlich würde sie alles nur schlimmer machen, weshalb sie das Tempo anzog in der Hoffnung die Große Halle schneller zu erreichen. Sie hoffte, dass sie anderen bereits dort waren, als sie jedoch sah, wer in der Nähe des Eingangs stand und jeden begutachtete, der sich in die Halle schlich, verlangsamte sich ihr Schritt. "Was macht denn unser Hauslehrer da?" Auch Blaise starrte nun skeptisch auf die Figur, die unbewegt neben dem Eingang stand, als wäre er der Torwächter. Nichtsdestotrotz mussten sie an ihm vorbei, was sie zwang auf ihn zuzugehen. Sie ließ Zabini den Vortritt und folgte ihm ohne Blickkontakt vorbei an Snape. "Miss Harris", sagte er kurz bevor sie sich in die Halle hatte retten können. Zabini drehte sich nach ihr um, kaum dass ihr Name gefallen war, doch sie nickte ihm zu, dass er gehen konnte. Eher zögerlich ließ er sich von den anderen Schülern mitreißen, die unaufhaltsam in die Halle strömten und sich nun zu Evelyn umdrehten, die Snape eher unwillig nacheilte. Es war das erste Mal seit der netten Unterhaltung, in der er ihr mit Schulverweis gedroht hatte, dass sie ihn außerhalb des Unterrichts sprach. Sie blieben einige Meter abseits in einem Gang stehen, den Evelyn als den Gang erkannte, an dessen Ende Filchs Büro war. Einen Ort, den sie nicht so schnell wiedersehen wollte. Seine Miene ließ keinen Rückschluss zu, was sie nun erwartete. Es war jedoch bezeichnend, dass er sie nicht gleich in sein Büro verwiesen, sondern es stattdessen hier auf dem Gang zur Rede stellte. Ihre letzte Zeit hier wollte sie in Ruhe verbringen, weshalb sie sich vornahm zu allem Ja und Amen zu sagen, was auch immer man ihr vorwarf. "Mr Malfoy scheint in der Annahme zu sein, Sie hätten ein Drachenei erhalten." Evelyns Augen weiteten sich. "Ich soll was?" Sie vergaß jegliche Worte des Respekts, die sie ihm entgegenbringen sollte. Snape durchbohrte sie einige Sekunden mit seinem Blick, ehe er scheinbar resigniert ausatmete und sich den Nasenrücken massierte. "Glauben Sie ich hätte nichts Besseres zu tun als auf Sie zu warten und Ihnen unnötige Fragen zu stellen, von denen ich die Antwort schon kenne? Ja oder Nein, Miss Harris?" Noch immer war sie perplex, rang sich aber eine Antwort ab. "Nein. Nein das ist kein Drachenei." "Sondern?" "Vermutlich ein Reptil ... oder eine Amphibie anderer Art." Er verengte die Augen. "Ein einfaches Nein hätte mir gereicht, da Sie nun aber die Notwendigkeit verspürt haben zu erwähnen, dass Sie ein nicht identifiziertes Ei in ihrem Besitz haben, stehlen Sie mir mehr Zeit, indem ich nun verlangen muss, das Ei zu sehen." Evelyn dachte an ihren Frieden, den sie sich bewahren wollte, und griff ohne auf Snapes ungeduldiges Tippen mit dem Finger zu achten in ihre Tasche und zog die Kugel heraus. Stumm reichte sie ihm das Ei, wobei sie ein Kommentar an ihn vorsichtig zu sein schluckte. Es dauerte kaum Sekunden, in denen er die Kugel betrachtete und in seinen Händen drehte, bis er leise murmelte. "Die ganze Aufregung wegen eines Schlangeneis." Er ließ die Kugel zurück in Evelyns Hand rollen, und begann zu gehen. Für ihn war die Sache erledigt und Evelyn atmete erleichtert aus, verzog ihre Lippen aber zu einem schmalen Lächeln. Blaise wird jetzt unausstehlich sein. "Wollen Sie nicht wissen, wieso ich ein Schlangenei habe?", rief sie ihm schelmisch hinterher, hörte aber nur ein: "Nicht interessiert." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)