Zum Zuschauen verdammt von ougonbeatrice ================================================================================ Kapitel 53 - Klammern und hoffen --------------------------------  Trotz der Nacht, die sie alle auf der ungemütlichen Couch geteilt hatten, hatte sich Draco nicht dazu überwinden können ihnen die volle Wahrheit zu erzählen, was Evelyn enttäuschte. Sie hatte gehofft, dass er sich öffnen würde, vor allem nachdem er sich selbst über eine harte Nacht beklagt hatte und der darauffolgende Mittwoch alles andere als angenehm für sie gewesen war; besonders da sie, wenn auch zum letzten Mal für dieses Schuljahr, einen langen Abend auf dem Astronomie Turm zu bewältigen hatten. Sie alle hatten kaum etwas mitbekommen von dem, was Sinistra ihnen mit in die Examen hatte geben wollen. Die Anspannung vor ihren ersten Prüfungen war jetzt ständig spürbar, immerhin würden diese nur eine Woche nach der Strafarbeit stattfinden. Wie um die Schüler zu verhöhnen verbesserte sich das Wetter schlagartig, sodass schon beinahe sommerliche Temperaturen herrschten, was sie in falsche Urlaubsstimmung versetzte. Auch die Slytherin zog es nun aus ihren Kerker hinaus in den wärmenden Sonnenschein, weshalb Evelyn sie am Wochenende hinunter zum See begleitet hatte, der jedoch noch zu kalt war, als dass man die Füße hineinstellen könnte. Das schreckte einige der älteren Gryffindor nicht ab mit dem Hinterteil zuerst im großen Satz hineinzuspringen, nur um im Gelächter der Anwesenden kreischend und bibbernd wieder hinaus zu klettern. "Unzivilisierte Proleten", war Dracos einziger Kommentar dazu, der sich glücklicherweise nun, da die traumatische Nacht einige Tage zurück lag, wieder erholt hatte. Sein anstehender Geburtstag trug sicherlich auch zu seiner gehobenen Stimmung bei, da er sich nach Wochen der, wie er es nannte, Vernachlässigung von Seiten seiner Eltern wieder auf Leckereien freute. Evelyn sah nur kurz von ihrem dünn beschriebenen Pergament auf, ehe sie fortfuhr die anderen abwechselnd mit zufälligen Fragen zu drangsalieren. "Daphne, nenn mir drei Vertreter der olfaktorisch auseinanderzuhaltenden Gattung." "Olfaktorisch: Aconitum, Resilio Bulbus und... Mh. Verdammt. Ich habs gleich." Evelyn signalisierte ihr, dass ihre Zeit abgelaufen war. "Dritte Pflanze, Crabbe?" "Gurdywurzel." "Richtig." Sauer über sich selbst schlug Daphne mit der Faust ins trockene Gras, was nur einen dumpfen Laut machte. "Mir lag es auf der Zunge." "Da liegt es gut", meinte Evelyn knapp, ehe sie sich an Goyle wandte. "Was sind die Symptome eines Doxie Bisses?" "Anschwellen der Lippen, Verfärbung der Haut ins Rötliche, Hecheln und Knieschmerzen." "Sehr gut." Ihr Blick fiel auf Zabini, der jedoch die Arme hob uns sich rücklings ins Gras fallen ließ. "Keine Fragen mehr, bitte. Du hast uns versprochen uns zu verschonen." Von allen Seiten kam zustimmendes Gemurmel, nur Draco zupfte stumm an einigen der wild gewachsenen Unkrautpflanzen. Sie hatten es sich am Hügel bequem gemacht, an dessen unterem Ende das Wasser des Sees im sanften Frühlingswind über den Kies schwappte. "Ich habe euch verschont, aber übermorgen beginnen die Prüfungen. Ich will nur sichergehen, dass ihr nichts vergessen habt", verteidigte sie sich, sah jedoch wie der Unwillen der anderen die Oberhand gewann, als ihre Blicke abschwiffen und sie es Blaise gleich taten. Bald lagen die meisten im frischen Gras und genossen die Sonnenstrahlen im Gesicht, statt zuzuhören, was Evelyn zu sagen hatte. Ohne eine Wahl zu haben rollte sie ihr Pergament zusammen und streckte ihre Beine aus. Die lange Haltung im Schneidersitz hatte ein unangenehmes Gefühl in ihren Füßen hinterlassen. "Ich bin froh, wenn die nächste Woche vorbei ist", hörte sie Pansy sagen und sie gab ihr stumm recht, wenn auch vielleicht aus anderen Gründen. Ein Jahr hatte sie Zeit gehabt sich darauf vorzubereiten, was der Höhepunkt ihres Schuljahres mit sich bringen würde und man hätte glauben können es wäre genug Zeit gewesen, um sich einzustellen. Trotzdem war sie gestern über ihren Büchern zu Verteidigung gegen die dunklen Künste gesessen und hatte für ein Examen gelernt, dessen Professor keine Woche mehr zu leben hatte. Von einer Benotung wollte sie gar nicht erst ausgehen. Quirrell dürfte andere Vorstellungen haben, als Prüfungen zu kontrollieren, obwohl sie es durchaus verdächtig fand ausgerechnet am ersten Tag in Verteidigung ihre Prüfung abzulegen; andererseits würde Quirrell jeden Tag für irgendeine Klasse einen Test beaufsichtigen müssen. Pucey hatte gestern Abend den Examensplan an die Pinnwand gehängt: ein einzelner Zettel, der die Prüfungswoche für den zeigte, der es betrachtete. In langsamen Rauchschwaden formte die Tinte immer wieder neue Worte, egal ob Zweitklässler oder Siebtklässler. Evelyn schlug die Augen auf, als Millicent sie plötzlichen ansprach. "Bist du eigentlich vorbereitet?" Kurz sah Evelyn ihre Freundin irritiert an und dachte kurz, sie habe ihre Gedanken erahnt, als ihr klar wurde, dass sie nicht über Quirrell sondern über die Prüfungen sprach. "Millicent, ich habe euch wochenlang den Stoff erklärt. Ich denke, ich werde es schaffen." "Das weiß ich, ich meinte eher die praktischen Prüfungen." Evelyn konnte nicht verhindern, dass sie die Augen verdrehte. Vier praktische Prüfungen würde sie hinter sich bringen müssen, angefangen mit Verwandlung; ausgerechnet. "Mach dir keine Sorgen, ich krieg das hin." Nein, würde sie nicht, obwohl sie das gemacht hatte, was sie eigentlich hatte vermeiden wollen: Sie hatte ihr Wissen genutzt um genau das zu üben, was sie als Prüfung machen würden müssen, aus schierer Verzweiflung. Sie fühlte sich nicht wohl dabei derart zu betrügen, und trotzdem war sie, ohne dass die anderen etwas bemerkt hatten, alleine nachts aufgestanden und hatte im großen Badezimmer geübt. Paimon hatte sie als Glücksbringer stets mitgenommen, dieser hatte die schwüle Wärme des Bades mehr genossen, als Evelyn mit seinen schwarzen Knopfaugen beim Scheitern zuzusehen. Die Schwämme, die sie als Ersatz für Mäuse genommen hatte, hatten kaum eine Schachtelform angenommen. Eine kleine Dose hätte es sein sollen, stattdessen konnte sie am Ende kaum sagen, was der Schwamm dargestellt hatte. Nur wenig besser waren ihre Fähigkeiten in Zauberkunst, obwohl sie dank Pansys Hilfe ihre Ananas wenigstens rhythmisch bewegen konnte, was Professor Flitwick mit gutem Willen womöglich als Tanz anerkennen würde. Millicent sah sie noch immer eindringlich an, Evelyns Worte schienen sie nicht beruhigt zu haben. Zabini schaute nur kurz auf. "Unsere Evelyn gleicht das mit ihren theoretischen Arbeiten wieder aus. Niemand hier wird durchfallen, nicht wahr, Gregy?" Mit weit ausholender Geste schlug er Goyle auf den Rücken, ein wenig zu fest, sodass es klatschte. Evelyn konnte sich vorstellen, dass sich unter Goyles weißem Hemd nun ein roter Abdruck von Zabinis Hand befand. Sie sah zu, wie Goyle sich protestierend zu Blaise drehte um den Klatscher zu erwidern, wobei sie in Schweigen verfiel. Ihr Kopf sagte ihr, dass das Ergebnis ihrer Prüfungen keine Rolle spielte, immerhin würde sie nicht nach Hogwarts zurückkehren, und doch wurmte es sie, dass sie es nicht geschafft hatte die Magie wenigstens ein bisschen zu meistern – trotz zusätzlicher Lektüre und kräftiger Hilfe der anderen. Das Gerangel der Jungs wurde immer heftiger, sodass die Mädchen kichernd zur Seite rutschten. Nur Evelyn reagierte zu spät und wurde von Zabini mitgerissen, der von Goyle einen heftigen Stoß bekommen hatte. Goyle war der Größte unter ihnen, sowohl in Höhe als auch in Masse, und noch konnte er seine Stärke nicht einschätzen, sodass der vermutlich spielerisch gemeinte Schubs Zabini regelrecht zum Fliegen brachte. Erschrocken klammerte sich Blaise an allem fest, was er zwischen die Finger bekam, was zu Evelyns Pech ihr eigener Umhang war. Goyles Stoß reichte aus, um sie beide umzureißen, mit nichts als dem Hügel unter ihnen, an dem sie keinen Halt fanden. Unfähig etwas gegen die Schwerkraft tun zu können, rollten die beiden orientierungslos den Hügel hinab, bis Evelyn kleine Steinchen im Rücken spürte. Alles ging zu schnell, als dass Evelyn aufschreien oder realisieren konnte, was passierte, als sie plötzlich Nadelstiche überall auf ihrer Haut spürte und ihr die Luft wegblieb; wortwörtlich. Instinktiv trat sie Wasser, wobei kurz Panik in ihr aufkam, da sie noch immer nicht wusste wo unten oder oben war. Irgendwann spürte sie etwas harter unter ihren Füßen, woran sie sich abstoßen konnte, bis sie nach oben schwamm und endlich kalte Luft in ihre Lungen strömte. Der Weg nach oben war kürzer als erwartet, und sie konnte sogar fast stehen. Neben ihr spuckte Blaise keuchend aus, die Wangen und Nase errötet vor Kälte. Sie war so überrumpelt, dass sie gar nicht sofort auf die Idee kam aus dem Wasser zu waten, bis sie Blaise Hand an ihrem Arm spürte. "Tut mir leid, alles ok?" Er spuckte noch immer Wasser, drehte sich aber ab und zu um auf der Suche nach dem Ufer. "Ja, denk schon." Sie zitterte am Körper und erst jetzt begriff sie, dass sie aus dem See musste. Mit kräftigen Stößen brachte sie sich zurück ans Ufer, bis sie auf allen Vieren herausklettern konnte. Einige frische Algen, die sich an ihrer Kleidung und an ihren Haaren verfangen hatten, hingen an ihr ab. Vollkommen unverletzt war sie nicht; ihr Kopf tat weh und sie hatte einige Schürfungen an den Händen, wo sie versucht hatte sich im Fallen festzuhalten. Mehrere Nägel waren bis aufs Bett abgebrochen und ihre Handflächen waren zerkratzt, sodass sich feine Linien aus Blut bildeten, verdünnt durch das Wasser auf ihrer Haut. Um sie herum hörte sie Gelächter, machte sich aber nicht die Mühe zu sehen, wer sich über sie amüsierte, bis sie Millicents Rufe aus den Stimmen der anderen wiedererkannte. "Eve!" Sie sah, wie Millicent eher ungeschickt den Hügel herab geschlittert kam, mit Daphne und Goyle knapp an ihren Fersen. Sie hatte über den Anblick eines halb rennenden Goyles gelacht, wenn sie nicht noch außer Atem gewesen wäre. Langsam spürte sie den Schmerz in ihren Händen und Knien, wo sie den Schaden noch gar nicht begutachtet hatte. Ich muss auch immer auf die Knie fallen, dachte sie, als sie versuchte aufzustehen. Sie hatte bereits ein ansehnliches Loch mit Narbe an ihrem Knie vorzuweisen, seit sie mit zwölf Jahren während eines Ausflugs Gesicht voran mehrere Treppen heruntergefallen war und nichts als weiße Kieselsteine ihren Fall abgebremst hatten. Ein Stich genau an diesem Knie verriet ihr, dass sie erneut dieselbe Stelle getroffen hatte. "Langsam, das war ein langer Sturz!" Daphne war sofort dazwischen gegangen, als Goyles Anstalten gemacht hatte die wackelige Evelyn kurzerhand auf die Beine zu ziehen. "Das wollte ich nicht, das tut mir leid, geht es euch gut?" Goyles stand beinahe genauso sehr unter Schock, wie Evelyn. Unschlüssig was er tun sollte, stand er neben Millicent und knetete seine riesigen Hände. "Wir sollten in den Krankenflügel", schlug Daphne vor, die sich Zabini angenommen hatte, während Millicent Evelyn begutachtet. Beinahe gleichzeitig lehnten die Verletzten ab. "Ist nichts gebrochen." "Geht gleich wieder." Evelyn hörte Millicents rasselnden Atem, vermutlich war ihr Puls erhöht vom Sprint den Hügel hinunter. "Die Schwester sollte sich das ansehen", gerade hatte sie sanft gesprochen, als sie sich mit plötzlicher Wut an Goyle wandte. "Das ist deine Schuld, sie hätten tot sein können!" "Übertreib nicht, Milli", sagte Zabini, der es noch vor Evelyn schaffte sich aufzurichten und nun versuchte das Wasser in seinen Kleidern auszuwringen. "Eigentlich ist es meine Schuld. Greg hat das nicht mit Absicht gemacht." Während er sprach, zeigte er sein breites Lächeln. Es sah so aus, als wollte Millicent nur jemanden haben, auf den sie sauer sein konnte, da sie nun ihren Blick auf Zabini warf. "Hör auf so dämlich zu grinsen, oder bei Merlin, ich verhexe dich, dass sogar deine Mutter dich nicht mehr erkennt." Überrascht starrte Evelyn zu ihrer sonst ruhigen Freundin, die nun den Zauberstab erhoben hat und keine Zweifel zuließ, dass sie ihre Drohung wahr machen würde. Zabini, der wohl ähnliche Gedanken wie Evelyn zu haben schien, nickte knapp und senkte den Blick. Evelyn legte die Hand auf Millicents Schulter, wo sie sich nach oben zog. "Es ist alles in Ordnung. Mir geht's gut, bin nur etwas nass." So ganz stimmte das nicht. Wie erwartet hatte sie schon am nächsten Tag überall auf dem Körper blaue Flecke, die sich nur schwer unter der leichten Sommerkleidung verbergen ließen. Trotz der warmen Temperaturen trug sie daher eine dichte Strumpfhose und ein langes Shirt, was das Gröbste wenigstens vor den Blicken anderer, und vor Millicent, verdecke. Sie wollte nicht riskieren, dass Millicent beim Anblick schon fast purpurner Beine und Arme erneut die Fassung verlor. Immer wieder hatte sie gedrängt in den Krankenflügel zu gehen, doch Evelyn lehnte stets ab. Sie konnte nicht sicher sein, ob die Krankenschwester bei einer vermeintlich harmlosen Untersuchung nicht vielleicht doch etwas entdeckte, das ihre Tarnung gefährden könnte. Überhaupt hatte es Zabini schlimmer erwischt. Seine linke Hand war einige Stunden nach dem Unfall angeschwollen und er schien Probleme mit dem Laufen zu haben, allerdings nichts, was ihn während den Prüfungen behindern würde, das hatte ihm Madam Pomfrey versichert. Er war im Laufe des Sonntag dann doch in den Krankenflügel gegangen und hatte sich untersuchen lassen. Da konnte Evelyn beinahe froh sein nur einige Schrammen an Händen und Gesicht zu haben, neben den Blutergüssen. Glücklicherweise stellte sonst keiner Fragen, da die Schülerschaft in Gedanken alle bei ihren Examen waren, die nun für alle begannen. Während des Frühstücks war es auffällig still, so als rührte kaum einer sein Besteck an. Das sonst vorherrschende Geräusch klappernder Löffel und tratschender Schüler blieb beinahe vollständig aus. Sogar den Eulen schien an diesem Morgen nicht erlaubt zu sein die Halle zu durchfliegen. Irgendwann hatte Professor McGonagall, die ein solches Verhalten wohl gewohnt war, dem allen ein Ende gemacht und sie der Halle verwiesen, damit sie diese vorbereiten konnte. Evelyn hatte gerade noch Zeit gefunden William Booth in der Menge zu finden und ihm Glück zu wünschen, was er mit einigen letzten Tipps für Evelyn erwiderte. Sie würden keine ihrer Prüfungen in der Halle schreiben, die war nur für die Fünf- und Siebtklässler reserviert, sondern sie würden in den Klassenzimmern schreiben, wenn auch mit allen Häusern zusammen; was auch Kräuterkunde mit einschloss. Die Wartezeit vor dem Gewächshaus zog sich selbst für Evelyn hin, obwohl sie eher damit beschäftigt war die anderen zu beruhigen. Alle vier Häuser waren versammelt, doch jede Gruppe hatte nur die Köpfe zusammen gesteckt, ohne miteinander zu reden. "Ich hab alles vergessen, Merlin, ich hab alles vergessen", stotterte Pansy, unfähig an Ort und Stelle stehen zu bleiben. "Du hast nichts vergessen, das hast du selbst gesagt. Das wird schon." Ihre Worte schien aber niemand zu hören. Immer und immer wieder sagten sie alle dieselben Sprüche auf, so als seien sie in Trance, bis Professor Sprout sie mit ihrem warmen Lächeln und einer Rolle Pergament in der Hand bat einzutreten. Das Gewächshaus war völlig verändert. Pflanzen, Dünger und der riesige Holztisch, an denen sie für gewöhnlich gemeinsam gestanden hatten, waren einzelnen Stühlen und Tischen gewichen, die fein säuberlich in Viererreihen angeordnet waren. "Setzt euch bitte in der Reihenfolge, wie ich eure Namen vorlese, beginnend mit dem Platz vorne links. Abbot, Hannah." Die junge Hufflepuff lief eingeschüchtert als erste genannt zu werden an den vordersten Tisch. Es folgte ihre Hauskameradin Susan Bones, worüber beide wohl ganz glücklich waren. Man erkannte schnell, dass Sprout sie in alphabetischer Reihenfolge positionierte und Evelyn glaubte zu wissen, dass ihre Sitzordnung nicht nur für Kräuterkunde galt, sondern für jedes Fach. Stumm zählte sie die Schüler dem Nachnamen entsprechend ab, und machte ihren eigenen Platz links außen in der vierten Reihe aus. Millicent und Crabbe saßen vorne in der zweiten Reihe, umgeben von Hufflepuff und Gryffindor. Auch Evelyn saß nicht viel besser, mit Anthony Goldstein direkt vor sich, der ihr keinen Blick schenkte sondern wie gebannt auf das Pergament und die Feder starrte, die auf allen Tischen bereits verteilt waren, und Su Li zu ihrer rechten. Direkt hinter ihr nahm Draco Platz, der ihr mit einem Nicken stumm viel Glück wünschte. Die nächsten eineinhalb Stunden beantwortete Evelyn Fragen zur Haltung verschiedener Pflanzen, bestimmte Rubriken, füllte Tabellen aus und skizzierte mehrere Wurzelwerke, bevor sie auch diese beschriftete. Sprout beobachtete sie und verkündete immer wieder, wie viel Zeit ihnen noch blieb, obwohl die Sanduhr für alle gut sichtbar unnachgiebig ihren Inhalt leerte. Bis zum Schluss hörte man das laute Kratzen der einfachen Federn, die sie alle zu benutzen hatten, und ab und zu ein frustriertes Keuchen, als Sprout sie aufforderte ihre Prüfung zu beenden. Sofort begannen die Schüler untereinander zu tuscheln, glichen Antworten ab und schlugen die Hände über dem Kopf zusammen wann immer sie einen Fehler bemerkten. Evelyn versuchte das Gerede auszublenden. Das übliche Getratsche nach einer Prüfung war ihr nur allzu vertraut, doch sie hatte gelernt es zu hassen. Sie wollte gar nicht wissen, ob oder was sie falsch gemacht hatte oder was andere geschrieben hatten. Die Prüfung war abgegeben, kein Grund sich nun völlig verrückt zu machen. Ihre Gedanken waren bereits bei ihrer nächsten Prüfung, die sie alle in Verteidigung ablegen würden. Dort erwartete sie ein ähnliches Bild. Alle Möbel waren einzelnen Tischreihen gewichen waren, nur die dichten Ranken aus Knoblauchgewächsen über ihren Köpfen waren geblieben und verströmten den üblichen Duft, der für Evelyn nun eng mit dem Fach Verteidigung und mit Quirrell verknüpft war. Die Sitzordnung war ihnen allen noch gut im Gedächtnis, weshalb die Verteilung trotz Quirrells Gestotter weitaus schneller von statten ging, als noch im Gewächshaus. Im Vergleich zu Kräuterkunde hatte Evelyn das Gefühl bereits nach wenigen Fragen sagen zu können, dass Quirrell seine Prüfung schwerer gestaltet hatte, was Evelyn ab und zu arg ins Grübeln brachte, wobei sie am Ende zufrieden ihre Feder niederlegte. Manchmal hatte sie nach oben geschaut zu Quirrell, der stiller als Sprout während der Prüfung gewesen war. Innerlich hatte sie den Ehrgeiz gehabt trotz seines Ablebendes ein gutes Ergebnis zu erzielen, schon allein wegen seines überraschend guten Unterrichts, den sie im letzten Jahr hatte besuchen dürfen. Dementsprechend munter war sie nach der recht erfolgreichen Prüfung in die Mittagspause gegangen, bis sie realisierte, welches Drama ihr bald bevorstand; Verwandlung. Nun war es Evelyn, der es elend ging, wobei sie ständig das Bild einer schmuckvollen Dose im Kopf hatte in der Hoffnung dadurch später besser abzuschneiden, als sie erwartete. "Vielleicht musst du auch nur eine Nadel verwandeln, kann ja sein, dass wir alle unterschiedliche Aufgaben bekommen", versuchte Pansy sie aufzumuntern, was Evelyn zwar nickend annahm, innerlich wusste sie es jedoch besser. Die Prüfung würde für jeden einzeln stattfinden. Einer nach dem anderen wurde von Professor McGonagall hineingerufen und Evelyn musste gestehen, dass sie sich an ihre Graecum Prüfung erinnert fühlte, wo sie in einer ähnlichen Situation mit ähnlichem Talent für den Lehrstoff alleine vor einem Klassenzimmer gewartet hatte, bis der Prüfer sie gerufen hatte. Damals hatte sie es geschafft zu bestehen, wobei ihr Professor, der das Graecum neben dem unbekannten Prüfer abgenommen hatte, ihr kräftig unter die Arme gegriffen hatte. Von Professor McGonagall erwartete sie keine Hilfe. Millicent war mit Crabbe und Goyle die ersten ihres Hauses, die die Prüfung ablegten, sie kehrten jedoch nicht zu ihnen zurück, sodass die noch wartenden Schüler keine Ahnung hatten, was sie erwartete; mit Ausnahme von Evelyn. "Miss Harris, bitte", hörte sie McGonagalls Stimme, als sich die Tür zum Klassenzimmer wieder einmal öffnete. "Du schaffst das", gab ihr Blaise auf den Weg, was aber eher wie eine schlechte Lüge klang, als sie auch schon durch die Tür glitt. Sie hatte das Gefühl ihr Herz schlüge in ihrer Kehle, und auch mehrmaliges Schlucken machte es nicht besser. Vor ihr sah sie mitten im Raum einen schlichten Tisch, an dem McGonagall, die Feder gezückt, wartete und sie neutral anblickte. "Guten Tag, Professor", sagte sie, einen Schritt vor den anderen setzend, obwohl alles in ihr schrie den Raum wieder zu verlassen. "Guten Tag, Miss Harris", sie deutete vor sich. "Stellen Sie sich dort bitte auf." Der Tisch war völlig leer und es wies nichts darauf hin, was ihre Aufgabe sein könnte. Gehorsam stellte sich Evelyn vor den Tisch, wo es keinen Stuhl gab. Den würde sie wohl nicht brauchen. Ihr Zauberstab zitterte in ihrer Hand, was sie versuchte ein wenig hinter ihrem Rücken zu verbergen. "Haben Sie sich verletzt?", fragte McGonagall plötzlich, als sie Evelyn ins Gesicht geschaut hatte, wo ihr Kinn entzündete Striemen hatte. Evelyn war klar, dass sie versuchte ein wenig Smalltalk zu führen um Evelyn die Nervosität zu nehmen; das klappte nicht. "Ein kleiner Unfall am See, Ma'am." Mehr sagte sie nicht, und auch ihre Stimme klang in ihren Ohren ungewöhnlich dünn. Sie beobachtete, wie ihr Professor die Hand hob und mit einer kreisenden Bewegung einen kleinen Käfig mit einer Maus beschwor. "Ich möchte, dass Sie diese Maus in eine Schnupftabakdose verwandeln. Sie wissen, was das ist?", fragte sie, wobei sie bereits einige Wörter auf das Pergament vor sich schrieb. "Ja, Ma'am." Der letzte Funken Hoffnung, sie würde vielleicht doch ihren Fähigkeiten entsprechend eine leichtere Aufgabe bekommen, verrauchte beim Anblick der harmlosen Maus. "Lassen Sie sich Zeit. Das Aussehen bleibt Ihnen überlassen, doch seien Sie sicher, dass es eine bessere Bewertung gibt, je einfallsreicher die Dose gearbeitet ist. Punktabzug gibt es, sollten Sie mehrere Anläufe für eine vollständige Verwandlung benötigen. Haben Sie das verstanden?" "Ja, Ma'am." "Sie dürfen beginnen." Eine leichtere Aufgabe, dachte Evelyn spottend über ihre eigenen, törichten Gedanken. Die Aufgabe an sich war eigentlich nicht schwer. Der Zauberspruch wurde verwendet, um Objekte, egal ob lebendig oder nicht, in eine Schachtelform zu bringen. Wie genau die Schachtel schließlich aussah, war der Vorstellung des Zauberers überlassen. Eine Schachtel war eine gerade Form und damit eigentlich einfach herzustellen. Eigentlich. Sie räusperte sich um noch einige Sekunden Zeit zu gewinnen, ehe sie den Zauberstab hob und ihre Gedanken auf die Maus richtete. Schwanz wird zu Scharnier, Füße bleiben Füße, Körper langziehen und das Fell zur Deko gestalten."Capsula mutat!" Die Maus quiekte nicht einmal auf, als der Zauber sie leuchtend umhüllte und sein Werk quälend langsam begann. Evelyn hatte ihre volle Konzentration auf das Tier gerichtet, sodass sie die Finger ins Holz ihres Zauberstabes grub. Wie von ihr gewollt verschwand der dünne Schwanz langsam und auch die Beine zogen sich in den Körper hinein. Beinahe wollte sie schon zufrieden sein, dass der Körper sich in Form streckte, als ihr auffiel, dass sie sich die Dose nicht hohl vorgestellt hatte und sie dadurch, wenn man sie versuchte es zu öffnen, womöglich einen unschönen Inhalt sehen würde. Ein grober Fehler. Sofort brach sie schnaubend ab und unterbrach ihre Verwandlung. Sie versuchte nicht auf das Geräusch der schreibenden Feder der sonst stummen McGonagall zu achten, allerdings scheiterte sie auch darin. Die ersten Punkte wurden ihr schon abgezogen, da sie die Verwandlung in einem neuen Anlauf vollenden musste. Nochmal, es muss nur eine kleine Box sein. Eine Box. "Capsula mutat!", wiederholte sie und arbeitete nun daran, die Dose auszuhöhlen und den Kopf umzuformen. Ein weiteres Mal musste sie die Verwandlung unterbrechen, um das Fell zu einem festen Material werden zu lassen, am Ende hatte sie jedoch tatsächlich eine kleine silberne Dose mit eingeschnitzten floralen Elementen zu präsentieren. Die ab und an zuckenden Barthaare der Maus nahm sie in Kauf, wobei sie versucht hatte sie symmetrisch in die Deko einzuarbeiten. "Sie dürfen gehen, Miss Harris. Gehen Sie durch diese Tür." Sie zeigte auf den Ausgang hinter ihr, wo mit Sicherheit Millicent auf sie wartete. Zufrieden war sie nicht mit ihrer Leistung, wobei sie hoffte Blaise würde recht haben und sie würde in der theoretischen Prüfung, die schon morgen abgehalten werden würde, wieder einiges gut machen. Von da an wiederholten sich die Tage. Immer im Wechsel mussten sie schriftliche und praktische Prüfungen ablegen, wobei die Flugprüfung in jeder Hinsicht herausstach. Evelyn freute sich beinahe auf diesen Test, da es bedeuten würde nie mehr auf einen Besen steigen zu müssen. Hooch hatte einen Parkour aus schwebenden Ringen aus Holz aufgebaut, den sie durchfliegen mussten. Dabei spielte Zeit und Technik eine Rolle, während es Punktabzüge gab sollte man den Flug korrigieren müssen oder falls man einen der Ringe streifte oder gar verfehlte; wie sie es bereits im Unterricht geübt hatten. Entgegen Madam Pomfreys Versprechen, hatte Blaise während des Tests einige Probleme die Kurven so zu fliegen, wie er es gewohnt war, was ihm nach eigenen Angaben unnötig viel Zeit gekostet hatte. Evelyn hingegen ging es, ähnlich wie Hermine, mehr als gemächlich an und flog nur das Nötigste, ohne wilde Extraeinlagen, im Gegensatz zu Draco. Der hatte nur verächtlich geschnaubt, als Harry mit seinem Nimbus in der Hand auf dem Feld erschienen war. Madam Hooch hatte seinen Besen sofort konfisziert mit der Begründung, alle sollten dieselben Besen und Voraussetzungen haben, hatte ihm aber angeboten er könne allen seinen Nimbus zur Verfügung stellen, was er jedoch ablehnte. Daphne zeigte als eine der besten, was sie mit dem Besen anstellen konnte, und obwohl Evelyn eher wie eine Oma am Steuer ins Ziel geflogen war, glaubte sie kaum, dass irgendwer diese Prüfung nicht bestanden hätte. Anders sah es in Zaubertränke aus, wo bereits die theoretische Prüfung aus vielen Fragen zu Themen bestand, die sie nicht während des Unterrichts besprochen hatte. Evelyn erkannte, dass es zwar alles bekannte Zutaten und Braumuster waren, man jedoch völlig intuitiv beantworten musste, ob sich die bekannten Zutaten unter anderen Umständen ähnlich oder eben völlig anders verhielten. Die Beschwerden nach der Prüfung, außerhalb der Hörweite ihres Professors, waren daher laut und die vier Häuser waren sich ausnahmsweise in einem Thema einig, wenn auch nur kurz. Evelyn erwartete ähnlichen Frust, als sie am letzten Tag die praktische Prüfung zu Zaubertränke absolvieren sollten, und sie dank Snapes Humor einen Vergesslichkeitstrank brauen durften, den Evelyn aber nach der ebenfalls peinlichen Vorstellung einer wippenden Ananas in Flitwicks Prüfung schon beinahe als einfach ansah, auch wenn ihr einige ihrer Klassenkameraden in dieser Hinsicht widersprachen. Der Abschluss machte schließlich Geschichte der Magie, wo selbst Evelyn sich ausgebrannt und geistig müde fühlte, aber dennoch glücklich war es endlich hinter sich gebracht zu haben. Erst jetzt fragte sie in die Runde, wie die anderen die Prüfungen erlebt hatten, und obwohl ihre Augen leicht gerötet vor fehlendem Schlaf waren und sie ebenso erschöpft wirkten, wie Evelyn sich fühlte, lächelten die meisten von ihnen. "Ab jetzt wird ausschlafen, egal ob es Frühstück gibt, oder nicht." "Ich will nicht in der Haut der Quidditch-Spieler stecken, die morgen noch spielen müssen." Überall um sie herum war die Erleichterung groß die Woche hinter sich gebracht zu haben, was Evelyn mit ihren jungen Klassenkameraden gerne teilte. Ihre Arbeit war getan, in mehrerer Hinsicht, und nun galt es nichts weiter zu tun, als zu warten. Die Schüler warteten auf die Ergebnisse und darauf, dass sie für die nächsten zwei Monate nach Hause fahren durften. Evelyn wartete darauf, dass ihr kleiner Ausflug ein Ende nahm, was bedeutete, dass sie sich langsam Gedanken machen musste, was sie nach ihrer Zeit in Hogwarts machen würde. Ollivander hatte sie noch immer nichts von ihrem drohenden Rausschmiss gebeichtet aus Angst, er würde sich einmischen, und obwohl sie seine Sorge zu schätzen wusste, wollte sie nicht, dass Ollivander sich unnötig aufregte. Sie würde genug Zeit haben ihm die Situation zu erklären, wenn sie erst einmal wieder zurück in der Winkelgasse war. Beinahe freute sie sich sogar darauf ihre kindliche Gestalt aufzugeben und wieder die zu sein, die sie war: was auch immer das mittlerweile bedeutete. Die Schüler der einzelnen Häuser wandten sich zum Gehen, als Evelyn aus den Augenwinkel sah, wie sich drei der Kinder absetzten und eben nicht den einzelnen Gruppen folgten, sondern verdächtig eine Richtung einschlugen, die sie in den Korridor im dritten Stock bringen würde. Niemand achtete darauf, wie Harry bereits im Laufen in seine Tasche griff und ein Stück Stoff herauszog. Alle waren sie völlig in ihre Gespräche verwickelt, erleichtert darüber freie Luft atmen zu dürfen. "Evelyn? Kommst du?" Die Mädchen waren bereits einige Schritte gegangen, während Evelyn das Trio beobachtet hatte, wie sie hinter der Ecke verschwanden. "Hast du etwas gesehen?", wollte Millicent wissen, als Evelyn zu ihnen aufgeschlossen hatte. "Nein, ich dachte nur, wir müssen ein wenig feiern, dass wir unsere ersten Examen geschafft haben." "Kein Thuja mehr für dich", sagte Daphne sofort mit einem schelmischen Grinsen, das Zabini neidisch gemacht hätte, hätte er es gesehen. Dieser war jedoch sofort nach Ende der Prüfung mit Draco verschwunden. Evelyn neigte den Kopf zur Seite. "Das will ich auch gar nicht. Wir sollten uns einen netten Abend machen." "Ehrlich gesagt, will ich nur ins Bett." Während Pansy versuchte Millicent von Evelyns Idee zu überzeugen, die das nur gesagt hatte, um eine Antwort auf die Frage zu haben und selbst kein großes Bedürfnis hatte noch lange wach zu bleiben, blickte Evelyn ein weiteres Mal über die Schulter dorthin, wo sie Harry, Ron und Hermine zuletzt gesehen hatte. Sie fühlte sich ähnlich wie Millicent und war froh darüber bald in ihrem Schlafsaal sein zu können und sich unter ihre Decke zu kuscheln. Wie schwer die nächsten Stunden für Harry und die anderen werden würde, wollte sie sich gar nicht vorstellen, und empfand in diesem Moment tiefen Respekt vor dem, was die Kinder leisteten. Viel Glück, ihr Drei.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)