Zum Zuschauen verdammt von ougonbeatrice ================================================================================ Kapitel 55 - Wunden lecken -------------------------- Mit ihrem letzten Besuch im Krankenflügel war für Evelyn das Schuljahr beendet. Ihre Hauskameraden feierten euphorisch ihren Sieg über die anderen Häuser, als Stunden vor der Abschlussfeier Slytherin der erste Platz nicht mehr zu nehmen war. Noch waren die Ergebnisse der Examen nicht veröffentlicht worden, die nur wenige Tage zuvor drohend über ihren Köpfen geschwebt hatten, doch dank der Aussicht eines, in Evelyns Augen, unwichtigem Hauspokal, bewegte sich jeder einzelne mit einer Leichtigkeit und einem breiten Grinsen durch das Schloss, wo auch immer sie hingingen.   Es gelang Evelyn vor ihnen eine falsche Miene aufzusetzen, jubelte mit ihnen, wann immer sie über den Hauspokal sprachen oder machte Ferienpläne, die sie nicht vorhatte einzuhalten. Im Laufe des Jahres hatte sie gelernt ein falsches Gesicht aufzusetzen und ohne zu stottern zu lügen, worauf sie nicht stolz war. Die meiste Zeit jedoch verblieb sie nun in Schweigen, lächelte und nickte unter dem Vorwand müde vom Lernen der letzten Wochen zu sein. Glücklicherweise hinterfragte das niemand, was es ihr ersparte noch mehr lügen zu müssen.   Dass sie sich müde fühlte, entsprach sogar der Wahrheit. Ständig darauf zu achten was sie sagte, wie sie es sagte, zu wem sie es sagte, war geistig zermürbend, sodass sie das Ende des Schuljahres förmlich herbeisehnte.   "Was wollen wir später machen, wenn die Feier vorbei ist?", sagte Daphne mit breitem Grinsen, die Hände sorgenlos schwingend. Mit der Energie eines jungen Rehs beschleunigte sie ihren Schritt, sodass sie die anderen Mädchen überholte, nur um mit leichtem Hüpfen die Richtung zu wechseln.   "Schau beim Laufen bitte nach vorne." Besorgt betrachtete Millicent den abgetretenen Läufer, den Daphne nun rückwärts entlang ging. "Du fällst noch hin und brichst dir den Fuß. Das brauchen wir so kurz vor Ende nicht."   Daphne rollte angesichts Millicent pessimistischer Einstellung die Augen, wandte sich aber ihr zu liebe wieder um. "Das beantwortet nicht meine Frage."   "Die Vertrauensschüler werden sich bestimmt was einfallen haben lassen."   "Die zwei Flachpfeifen? Die beiden waren das halbe Schuljahr über unfähig. Ich glaube nicht, dass wir von ihnen etwas zu erwarten haben."   "Willst du schon wieder feiern? Ehrlich gesagt ist mein Bedarf dafür gedeckt."   Evelyn biss sich auf die Lippen. "Warten wir das Abschlussfest erst einmal ab", sagte sie schließlich mit erzwungener Euphorie in der Stimme. "Ich habe gehört, Potter wurde heute aus dem Krankenflügel entlassen. Vielleicht erfahren wir ja noch ein bisschen mehr beim Essen, was ihm passiert ist."   Ihr Versuch den Fokus auf etwas anderes als den Hauspokal zu legen verrauchte im Schein der Fackeln, die sie immer näher zur Großen Halle führten. Einige Tage war Harry Potter und sein Kampf gegen Quirrell das Gesprächsthema der Schule gewesen, doch ähnlich wie nach Halloween, verloren die Schüler in Slytherin schnell das Interesse. Man konzentrierte sich lieber auf die eigenen Errungenschaften.   "Ein Glück, dass er entlassen wurde. Er hat schon gefehlt, als der Schulleiter Snape den Quidditch-Pokal überreichen durfte. Wenigstens wird er Zeuge davon, wie das beste Haus der Schule wieder einmal den Sieg in die Kerker holt!" Daphnes Heiterkeit schien von nichts gebrochen zu werden. Mehr noch fühlte sich ihre Zimmergenossin in ihrer Einstellung bestärkt, als sie in eine grün leuchtende Halle eintraten.   Riesige Banner, die sich ohne einen Luftzug sanft bewegten, schmückten die lange steinerne Front. Auf ihnen wand sich eine silberne Schlange um ein dominierendes S. Jeder der vier Tische war bedeckt mit grünen Stoffbahnen, auf denen silberne Platten und Besteck drapiert waren.   "So muss eine Halle aussehen", sagte Pansy kopfnickend und auch Evelyn musste gestehen in diesem Moment ein bisschen Stolz zu fühlen.   Die Punktegläser thronten nun direkt hinter den Lehrern, und um die offensichtlich prall gefüllte Säule der Slytherin hing zusätzlich eine goldene Kette.   Bringen wir es hinter uns, dachte Evelyn, als sie ihren Platz einnahm und sich die Halle füllte.   "Schaut euch die Gesichter der anderen an. Das ist der beste Abend des Jahres!"   Evelyn folgte kurz Daphnes Worten und betrachtete einige Viertklässler am Nachbartisch, die den Kopf gesenkt hatten und mit ihren leeren Tellern spielten, legte ihre Aufmerksamkeit aber nach wenigen Sekunden wieder auf die Fensterfront, durch die das letzte Licht des Tages schien.   Von allen Häusern war Slytherin das erste, das vollzählig in der Halle erschienen war. Auch unter den Lehrer war Snape als einer der ersten am Lehrertisch aufgetaucht, setzte sich vor die Säule voller Smaragde und nahm gelegentlich Glückwünsche entgegen; ein Zeichen dafür, dass niemand aus dem Kollegium auch nur erahnte, was Dumbledore vorhatte. Zwar lächelte er, während Professor Flitwick ihm mit einem Nicken und einem Handschlag zum Sieg gratulierte, doch Evelyn konnte sich vorstellen, dass es ihm nicht viel bedeutete. Der wahre Sieg und die eigentliche Genugtuung für ihn würden es sein von den Gryffindors, die die Schule leiteten, den Pokal überreicht zu bekommen.   Unter dem Tisch knetete Evelyn ihre Hände. Es war gar nicht die Aussicht den Pokal zu verlieren, die sie nervös machte, sondern eher die Gewissheit, wie enttäuscht ihre Kameraden sein würden.   Als Dumbledore sich erhob, den Pokal direkt vor sich in all seiner Schönheit, konnte Evelyn nicht anders, als ihren Blick abermals zu senken.   "Jetzt geht's los!", hörte sie Millicent noch sagen, als ihre Worte im lauten Klatschen der Schüler unter ging, die nur von Dumbledore zur Ruhe gebracht werden konnten.   Wie schon vor einigen Tagen trat er nach vorne. "Bevor ihr euch das köstliche Essen schmecken lasst, habe ich die Freude noch einige Worte an euch zu richten. Was für ein aufregendes Jahr haben wir hinter uns!" Gemurmel und Gelächter wurde laut, worin Evelyn jedoch nicht einstimmen konnte. Dumbledores fröhlicher Ton wollte nicht so recht passen und auch seine Definition von aufregend war in ihren Augen eher fragwürdig.   "Bevor wir euch in eure wohlverdienten Ferien schicken, dürfen wir den Hauspokal überreichen, dessen Punkte wie folgt stehen: auf dem vierten Platz, Gryffindor mit 312 Punkten!"   Seufzend rieb sich Evelyn die Augen, da jedes Wort ihre Wut im Inneren schürte. Ihn anzusehen, wie er sie freudig anstrahlte, hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Sie beließ es dabei, dass sie klatschte, wann immer die anderen klatschten, dass sie anerkennend nickte, wann immer der Name eines Hauses fiel; und irgendwie schaffte sie es sogar zu lächeln, als das ihre genannt wurde.   "Slytherin! Slytherin!", jubelte Blaise kaum zwei Sitze weiter, wobei er beinahe seinen Kelch umgestoßen hätte, als Dumbledore erneut das Wort erhob.   "Ein gutes Ergebnis, für das sich niemand zu schämen braucht. Allerdings müssen die jüngsten Ereignisse berücksichtigt werden."   Er machte eine kurze Pause, in der die Stille sich schwer auf Evelyns Schultern legte. Nervös griff sie zu ihrem eigenen Kelch um den Kloß in ihrem Hals mit bitterem Kürbissaft hinunterzuspülen. Ihre Hand behielt sie am Kelch.   "Was ist denn jetzt? Was meint er?", flüsterte Millicent, als Dumbledore noch immer nicht sprach, sondern stattdessen sich seinen Weg um den Tisch suchte und nun direkt vor den irritierten Schülern sprach.   Evelyn beantwortete ihre Frage nicht, sondern schüttelte, den Blick auf den Teller gerichtet, nur den Kopf.   "Bevor ich den Pokal an den Gewinner verteile, habe ich noch einige letzte Punkte zu vergeben."   Daphne riss die Augen auf. "Punkte? Das Schuljahr ist vorbei!"   "Zunächst, an Mr Ronald Weasley, für das beste Schachspiel, wie es Hogwarts seit Jahren nicht gesehen hat: 50 Punkte."   "Was hat er gesagt?"   "Nein, nein, was macht er denn? Wieso bekommen die Punkte!"   Blaise Einspruch ging im Klatschen der Gryffindor beinahe unter. Neben Slytherin, sahen Hufflepuff und Ravenclaw ähnlich verwirrt aus.   "Zweitens, an Miss Hermine Granger, für ihre beeindruckende Logik auch in Zeiten der Not: 50 Punkte!"   "In Zeiten der was? Das macht überhaupt keinen Sinn!"   "Schon wieder 50 Punkte!"   "Darf er das überhaupt? Das darf er doch gar nicht!"   Vincent und Gregory schauten beide zu Draco, der als einziger neben Evelyn noch nichts gesagt hatte, sondern ebenfalls nur still Dumbledore fixierte.   Nicht nur die Erstklässler wechselten nervöse Blicke. Überall am Slytherin Tisch richtete man sich Hilfe suchend an den Nachbarn, und die ersten begannen schon besorgt zu zählen. Das Flüstern erstarb, als der Schulleiter erneut die Arme hob. Man sah ihm an, dass er noch nicht fertig war.   "Drittens, an Mr Harry Potter, der überragenden Mut im Angesicht größter Gefahr bewiesen hat: 60 Punkte." Das plötzliche Geschrei hallte in Evelyns Ohren.   "Der kann Gryffindor doch nicht einfach 160 Punkte geben? Das ist unfair!"   "Sind wir noch erster?"   "Wie viel Punkte haben sie?"   Sie spürte eine Hand an ihrer Schulter und lehnte sich zu Millicent, die sie mit großen dunklen Augen schockiert ansah.   "Er lässt Gryffindor gewinnen."   Millicents Vorahnung würde sich bewahrheiten, doch noch ehe Evelyn nicken konnte, gab Dumbledore ihnen den letzten Stich.   "... in den Weg zu stellen. 10 Punkte, an Mr Neville Longbottom."   Der Gryffindor-Tisch war nicht mehr zu halten, während nicht wenige Slytherin die Köpfe vergruben, kaum dass Dumbledore zu Ende gesprochen hatte. Daphne schlug fassungslos und völlig sprachlos ihre Hand vor den Mund, während selbst Zabini das Lächeln verging. Es war genau dieser Anblick, der Evelyn in der Nacht auf heute den Schlaf geraubt hatte.   Sie alle wirkten durcheinander und überfordert mit der Situation, die sich vor ihren Augen abspielte. Besonders Millicent blinzelte verstört aufsteigende Tränen weg. "Wir haben so hart gelernt. Sprout hat mir sogar Punkte gegeben. Das Schuljahr ist doch vorbei." Ihre Stimme wurde immer dünner, je mehr sie sprach.   "Das ist nicht das Ende der Welt, Millicent", sagte Evelyn, den Arm tröstend um ihre Freundin gelegt. Gleichzeitig verdeckte sie Millicents Sicht, damit sie nicht sehen musste, was nun folgte.   Ein Stoß ging durch die Halle, als sich vor ihnen die Banner einrollten, nur um in roter Pracht und brüllenden Löwen zu erscheinen. Entsprechend wechselten auch die Stoffbahnen auf den Tischen ihre Farbe, und das Besteck glänzte nun strahlend golden.   Evelyn begann zu flüstern, wurde dann aber von Dumbledores fester Stimme unterbrochen. "Gryffindor gewinnt-"   "Gryffindor gewinnt den Hauspokal!"   Ein Großteil der Schülerschaft jubelte nun, lauter als noch eben bei Slytherins Verkündung. Jeder hier außer den Slytherin selbst gönnte Gryffindor den Sieg.   Draco schob stumm seinen Teller mit einem Stück der Stoffbahn von sich, das Gesicht zur Fratze verzerrt. Er musste nicht sprechen damit die anderen wusste, was er dachte. Jeder dachte in diesem Moment ohnehin dasselbe.   Der Geruch frischen Essens drang in ihre Nase, was ihren Magen nur rebellieren ließ. Niemand dachte daran zu essen, stattdessen wurde der Wunsch einfach aufzustehen und zu gehen immer größer. Es wunderte sie daher nicht, dass einige der älteren Schüler nach kurzer Zeit ohne einen Blick zurück zu werfen aus der Halle verschwanden.   "Millicent, reiß dich zusammen!", fuhr sie Pansy an. "Benimmt dich nicht wie ein Kind."   Unter ihrer Umarmung spürte sie, wie Millicent zusammen zuckte nach Pansy harschen Worten, für die Evelyn sie enttäuscht ansah.   "Das ist unnötig", verteidigte sie Millicent, ging aber nicht darauf ein, wie Pansys eigene Stimme verdächtig heiser klang. Nach kurzem Blick hinauf zu den Lehrern, wo McGonagall gerade den Pokal entgegen nahm, wandte auch Draco sich ab, um die Halle zu verlassen, gefolgt von Vincent und Gregory. Es erstaunte Evelyn, wie wenig er bisher zu der Sache zu sagen hatte. Ähnlich überrascht war sie als sie im Augenwinkel sah, wie steif McGonagall den Pokal zurück an ihren Platz trug und ihn eher unachtsam dort abstellte. Ihr eigener Hauslehrer saß stoisch da ohne sich zu rühren oder Anstalten zu machen seiner Kollegin zu gratulieren. So wie Evelyn das einschätzte, erwartete Professor McGonagall auch keine Glückwünsche.   "Willst du gehen?", fragte sie Millicent leise, die langsam den Kopf hob und sich die Haare aus dem Gesicht wusch, die dort klebten.   "Nein", ihr Blick ging zu den unzähligen Slytherin, die mit neutraler Miene von ihren goldenen Tellern aßen. "Nein, das bisschen Würde werden sie uns nicht nehmen."   Stumm straffte sie sich und nahm sich in einstudierten Gesten etwas vom Essen, das weniger außergewöhnlich war, als es Evelyn eigentlich von ihr gewohnt war: Keine Pfefferminzdrops in der Soße, kein Kartoffelbrei mit Kürbissaft oder Traubenpastete.   Ihr gegenüber reichte Pansy Daphne etwas von dem marinierten Hühnchen und nahm sich selbst etwas vom Quark. Evelyn glaubte, dass keiner von ihnen Appetit hatte, doch nach kurzem zögern griff sie zum Quark, den Pansy ihr stumm entgegen hielt, um sich Löffel für Löffel in den Mund zu schieben. Sie würden das Festmahl beenden; das Festmahl für Gryffindor und seine Helden.   Bis zum Dessert hielten sie aus, während kaum einer von ihnen ein Wort sprach. Nur Blaise versuchte ab und zu die Stimmung zu verbessern mit Kommentaren wie: "Sollen sie den Pokal haben, wir haben den Quidditch Pokal!" und "Jeder hier weiß, dass der Pokal eigentlich uns gehört."   Jedes Mal stimmte Evelyn ihm zu, nickte eifrig und versicherte ihnen, dass der Verlust des Pokals kein Untergang war, doch sie sah den anderen an, wie wenig diese Worte wirklich nutzen. Den Pokal wegen mangelnder Anzahl an Punkten zu verlieren war eine Sache. Doch zuvor eine komplett geschmückte Halle zu sehen, mit dem Ergebnis im Blick und dem Sieg in fester Hand, war niederschmetternd. Für Evelyn kam das nicht überraschend und viel bedeutet hatte der Pokal ihr nie. Dass sich einige Schüler jedoch verraten und gedemütigt fühlten, war für sie mehr als verständlich.   Als die letzte Gabel der süßen Mousse vom Teller gegessen war, vergeudeten sie keine Zeit und marschierten hinaus; einer nach dem anderen verschwand, bis kein Schüler am Slytherin Tisch übrig war. Als auch der letzte aus der Tür gegangen war, stand Professor Snape auf, sein Essen kaum angerührt, nickte knapp in Richtung Schulleiter und folgte seinen Schülern hinunter in die Kerker.   Der Gemeinschaftsraum kam ihr abermals vor wie ein sicherer Hafen, wo alle die Masken fallen lassen konnten und vor allem ihrer Wut Luft machten.   "Er hat uns vorgeführt wie einfältige Pixies!"   "Soll er seinen Gryffindor doch gleich den Pokal geben, wozu sich die Mühe machen es wie ein Wettkampf aussehen zu lassen?"   "Wofür haben wir uns angestrengt?"   "Snape hätte etwas sagen sollen."   Seufzend kämpfte sich Evelyn mit Millicent an der Hand einen Weg durch die Menge. Klar hätte er etwas sagen können, aber der ist lange genug hier um zu wissen, dass man Dumbledore nicht anzweifelt.   "In Gryffindor gibt es jetzt wohl eine große Feier", sagte Daphne, während sie einen Schüler schubste um endlich einen Schritt nach vorne machen zu können. "Sollen sie doch feiern, verdient haben sie es nicht."   "Haben sie wirklich nicht", meinte Pansy, "die Punkte waren völlig unverdient. So wie ich das verstanden habe, habe sie sogar gegen die Regeln verstoßen."   "Pah, ein Potter verstößt nicht gegen Regeln. Ein Potter macht die Regeln."   Evelyn lächelte zum ersten Mal an diesem Abend mit ehrlichen Absichten. "Vorsicht, du klingst wie Draco."   "Ist doch wahr", murmelte Daphne. Sie gab es auf zu versuchen zum Schlafsaal zu kommen und ließ ihre Hände resignierend fallen. "Hier geht's nicht weiter. Ich will einfach nur ins Bett, Merlin nochmal."   Müde war keiner von ihnen, aber jeder hatte einen Punkt erreicht, an dem sie niemanden sehen und hören wollten. Trotzdem waren sie hier versammelt und protestierten, um sich ein wenig Linderung zu verschaffen.   Ein kalter Schlag durchschnitt den Lärm und ließ beinahe umgehend alle verstummen. Die Schritte ihres Hauslehrers waren zu hören wie er zu ihnen kam, das Gesicht völlig neutral. Evelyn hob überrascht die Augenbrauen, die hatte nicht erwartet ihn heute oder überhaupt während der letzten Tage zu sehen.   "Die Ereignisse des heutigen Abends sind nicht schön zu reden", begann er und Evelyn fühlte sich an den Beginn des Schuljahres erinnert. "Seien Sie versichert, dass ich nicht von unserem Schulleiter informiert worden bin, dass er –"   "Dass er seine Gryffindor den Hintern küsst?", rief ein älterer Schüler, was einige erschrocken einatmen ließ. Nicht, weil er schlecht über Dumbledore geredet hatte, sondern weil er Snape unterbrochen hatte.   "Das Schuljahr mag vorbei sein, Mr Evermonde, und der Pokal bedauerlicherweise in den Händen der Gryffindor, doch ich werde keine Respektlosigkeit erlauben."   Millicent schluckte hörbar neben Evelyn, die eher ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen hatte. Snape kann keine Punkte abziehen, und schon werden sie aufmüpfig.   "In meinen Augen", fuhr er unbeeindruckt vor, "hat Slytherin wieder einmal ein erfolgreiches Jahr hinter sich, mit beeindruckenden Ergebnissen."   "Hat er uns gerade gelobt?", flüsterte Daphne, bekam aber als Antwort von jedem nur ein Schulterzucken.   "Ich erwarte von jedem von Ihnen, den heutigen Abend hinter sich zu lassen; nicht ihn zu vergessen, aber mit erhobenen Hauptes diese Schule verlassen. Erinnern Sie sich daran wer Sie sind und richten Sie Ihre verständliche Wut auf das nächste Schuljahr. Ich verlange von Ihnen, dass Sie beweisen, wer das ehrenhafte Haus ist. Gewöhnen Sie sich daran, dass Sie sich mehr als andere stets aufs Neue beweisen müssen." Einige Sekunden ließ er seine Worte wirken, ehe er ihnen den Rücken zu kehrte und verschwand.   "Sollen das aufmunternde Worte gewesen sein? Ich glaube nicht, dass das aufmunternde Worte waren."   Pansys Irritation war verständlich, Evelyn glaubte aber zu wissen, dass Snape vermutlich auf seine Weise versucht hatte die Schüler zu ermutigen. Vielleicht hat er es nicht geschafft die Enttäuschung zu lindern, aber immerhin war Ruhe in den Raum eingekehrt, da alle nun still den Nachbar betrachteten.   Er hatte recht, so sagten schließlich viele. Geschehen war geschehen und im Selbstmitleid zu versinken brachte sie nicht weiter, egal wie wütend und traurig sie waren. Trotzdem hatte niemand hier während der übrigen Zeit im Schloss einen Sinneswandel.   Man fluchte in eigenen Gemächern über die Ungerechtigkeit und wie man sie behandelt hatte, doch außen auf den Gängen und den Ländereien zeigten sie stoische Ruhe, wie Snape es von ihnen verlangt hatte. Die jüngeren unter ihnen bevorzugten es nur dann den Gemeinschaftsraum zu verlassen, wenn es verlangt war und so war es an den älteren Schülern Slytherin zu repräsentieren. Eine Bürde die sie stumm akzeptierten und es hinnahmen, dass die ersten Klassen ihre Zeit mit Koboldstein, Schach oder Karten im Schutz des Gemeinschaftsraumes verbrachten.   Als der Tag der Examensergebnisse kam, konnte sich jedoch niemand mehr verstecken. Einzeln würden sie in Snapes Büro gehen, das Zeugnis, wie Evelyn es stumm nannte, entgegen nehmen, und dann wieder verschwinden. Für jeden wäre es kaum eine Sache von einer Minute. Doch Evelyn vermutete, dass sie nicht einfach den Zettel nehmen und gehen durfte. Snapes Ultimatum war mit Dumbledores Eingriff abgelaufen und noch hatte sie keine Nachricht von ihm erhalten. Sie erwartete, dass er die Zeugnisübergabe dafür nutzen würde, seine Strafe, von der Evelyn eine gute Vorstellung hatte, auszusprechen. Ihr einziger Trost war, dass sie als Erstklässlerin zur ersten Gruppe gehörte und man ihr dadurch gnädigerweise eine längere Wartezeit ersparte.   "Ich bin überall durchgefallen", sagte Daphne, das Gesicht mit den Händen bedeckend. "Ich weiß es, ich bin überall durchgefallen."   Evelyn hatte dieses Gespräch in letzter Zeit zu oft geführt, weshalb sie nur kraftlos die Augen rollte. "Niemand wird durchfallen, beruhig dich."   "Flitwicks Frage zur richtigen Zauberstabpflege hab ich gar nicht beantwortet!"   "Doch hast du, du hast danach beim Essen mit Pansy verglichen welches Wachs man nehmen kann."   Daphnes Augen schossen zu Pansy so als suchte sie Bestätigung, doch die sah ähnlich hilflos aus. Millicent war in Snapes Büro verschwunden und würde als erste ihr Zeugnis erhalten. Währenddessen hatten sich die restlichen Erstklässler im Gang versammelt und gingen unterschiedlich mit dem Druck um.   Die Tür ging auf und eine ausdruckslose Millicent erschien, einen gefalteten Pergamentbogen in Händen.   "Bestanden", sagte sie schwach, wirkte aber nicht völlig zufrieden.   "Zeig her!", forderte Daphne, während Vincent nun sein Zeugnis in Empfang nahm.   Über Daphnes Schulter warf auch Evelyn einen Blick auf den Inhalt. Jedes Fach hatte eine eigene Wertung in einer Prozentzahl, manchmal sogar zwei, falls es zusätzlich eine praktische Prüfung gab. Zugegeben, kein Wert lag über 70%, mit Verteidigung als ihr bestes Fach, aber sie hatte überall bestanden.   "Gut gemacht", sagte Evelyn lächelnd, stolz auf Millicents Leistung, und widerstand dem Drang ihr über das Haar zu fahren.   "Vinc!", rief Blaise, die Hände erhoben, als die Tür sich erneut öffnete. "Und?"   Im Gegensatz zu Millicent freute sich Crabbe über jedes Ergebnis, das auch in Evelyns Augen nicht das Beste war. Für ihn zählte es, ebenfalls bestanden zu haben und Evelyn entschied, dass sie wohl nicht mehr erwarten konnte.   Weiß wie ein Laken erhielt auch Daphne ihr Zeugnis, das sich durchaus sehen lassen konnte, gefolgt von Goyle, bis Evelyn an der Reihe war.   Das Bild von Snapes Büro hat sich kaum verändert, allerdings prangte hinter ihm im Regal nun nur noch einer der ehemals zwei Pokale, was Evelyn versuchte zu ignorieren. Sie konzentrierte sich auf ihren Hauslehrer, der hinter seinem Büro auf sie wartete; ihr Zeugnis, wie sie vermutete, lag bereits vor ihm. Einen Stuhl, gab es abermals nicht.   "Professor", sagte sie knapp zur Begrüßung, als sie vor ihm stand. Ein wenig stieg nun doch die Nervosität in ihr hoch, sodass sie die Hände hinter den Rücken nahm und sie dort außerhalb von Snapes Sichtfeld knetete.   "Miss Harris", erwiderte er und hielt ihr kommentarlos den Pergamentbogen hin. "Schicken Sie Mr Malfoy herein, wenn Sie die Tür hinter sich schließen."   Sie reagierte nicht sofort, sondern schaute zunächst nur auf den Bogen, und dann wieder zu ihrem Hauslehrer. Dieser hielt einige Sekunden ihren fragenden Blick, ehe er ungeduldig mit den Fingern wackelte.   "Ich werde Ihnen keine Einladung geben."   Sie nahm die Hände wieder nach vorne, da sie sich mehr und mehr dumm vorkam. Eilig griff sie nach ihrem Zeugnis, hielt es aber ungeöffnet vor sich. Sie erwartete nun eine Rede von ihm zu hören, oder eine knappe Aussage, wie sie es nicht geschafft hatte seine Anforderungen zu erfüllen und wie ihre einfältigen Versuche schnell an Geld zu kommen ihnen den Pokal gekostet hatten.   Nichts dergleichen kam jedoch aus Snapes Mund. "Brauchen Sie eine Erlaubnis mein Büro zu verlassen? Erlaubnis erteilt." Ich bekomme eine Erlaubnis aber keine Einladung; wie großzügig.   Kurz runzelte Evelyn verwirrt die Stirn, senkte dann aber den Kopf, damit er ihr die Unsicherheit nicht ansah. Ein Teil in ihr sagte ihr das Büro so schnell wie möglich zu verlassen, ein anderer Teil schrie, frustriert darüber derart abgefertigt zu werden. "Es tut mir leid, dass wir den Hauspokal nicht gewonnen haben", platzte es aus ihr heraus, ihre Wut vorsichtig hinter neutraler Miene versteckt. Sie bemühte sich, nicht auf das Regal hinter Snape zu achten, aus dem Augenwinkel sah sie dennoch den leeren Raum, den der Pokal dort hinterlassen hatte.   Eher gelangweilt von ihrer plötzlichen Aussage, lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ die Arme auf den Lehnen liegen. "Ihnen tut es leid; die Ehre dieses Hauses ist wiederhergestellt." Evelyn war überrascht, dass er nicht verächtlich die Nase gerümpft hatte, während er sie verspottete. "Glauben Sie Ihr Bedauern über den Verlust bedeutet irgendjemandem etwas? Für so naiv habe ich Sie nicht gehalten."   Sie entschied, dass sie sich das nicht länger anhören musste. Nach ihrem eigenen Rauswurf würde sie nicht betteln. "Sie wollten Malfoy als nächstes sehen, Sir? Ich schicke ihn sofort herein." Eigentlich hätte sie sich verabschieden müssen, doch sie schaffte noch nicht einmal ein Nicken, während sie noch ehe sie ausgesprochen hatte den Weg zur Tür eingeschlagen hatte. Ihre Hand war noch nicht an der Klinke, als ein Schlag sie inne halten ließ.   "Mitleid und Bedauern bringen Sie nicht weiter. Es bedeutet niemandem etwas, wie Sie oder jemand anderes sich fühlen. Bedauern ist nur ein Mittel um das eigene schlechte Gewissen zu besänftigen." Sie müssen es ja wissen. Evelyn hatte das Gefühl, die Worte die sie dachte stünden in neonbunten Farben auf ihrer Stirn, als sie sich zu ihm drehte. Er saß noch immer an Ort und Stelle, die Hand flach auf dem Tisch.   "Bei allem Respekt, Sir, ich bin anderer Meinung."   "Sind Sie das? Haben Sie sich nicht eben für den Verlust des Pokals entschuldigt, weil Sie während dieses Schuljahres fahrlässig die Leistungen Ihrer Mitschüler und damit Slytherin selbst beeinträchtigt haben?" Er nahm den Arm vom Tisch und faltete die Hände vor sich. "Möglicherweise derart beeinträchtigt, sodass es diesem Haus den Sieg gekostet hat? Das schlechte Gewissen hängt an Ihnen wie Horklumpe auf Moos."   Sein Blick forderte eine Antwort auf diese einfache Frage, die sie ihm nicht geben würde. Ihre Mundwinkel zuckten als ihr klar wurde, dass ihre Antwort ein Ja gewesen wäre. "Wäre Slytherin vor der Abschlussfeier auf Rang 2 gewesen, wären Sie und Ihr Ego wegen Beeinträchtigung Lernwilliger und widerrechtlichen Geschäften zur eigenen Bereicherung schon längst mit dem Zug nach Hause gefahren."   Mit jedem seiner Worte verstärkte sich ihr Griff um den Pergamentbogen, dessen Gewicht ihr nun unnatürlich schwer vorkam. Gleichzeitig konzentrierte die sich auf das Gefühl festen Papiers in ihren Fingern, um sich selbst davon abzuhalten etwas zu erwidern; und sie hätte einiges, das sie gerne gesagt hätte. Lass es, das ist es nicht wert, sagte sie sich.   "Seien Sie froh dieses Zeugnis erhalten zu haben." Als würde er einen Diener entlassen, wedelte er mit der Hand und wandte sich ab. "Es warten noch andere, also verschwinden Sie."   Sie hatte kaum Zeit zu verarbeiten, was er ihr gesagt hatte, als sie mit einem Ruck die Klinke umlegte und aus dem Büro stolperte, direkt in die Arme der anderen, die bereits ungeduldig gewartet hatten.   "Draco, er wartet", sagte sie neutral, ohne auf die fragenden Blicke von Daphne und Millicent zu reagieren. "Du warst ewig da drin!"   "War ich das?" Eine Übertreibung, wie Evelyn fand. Es konnten nicht mehr als fünf Minuten gewesen sein.   "Ist etwas mit deinen Noten?"   "Hast du Probleme?"   Probleme? Einige. Evelyns Blick schweifte von einem Mädchen zum anderen, die jeweils sie und schließlich das Pergament in Evelyns Hand besorgt anstarrten. Im Moment hätte sie nichts lieber getan als sich zurück zu ziehen und darüber nachzudenken, was gerade in seinem Büro passiert war. Stattdessen gab sie den neugierigen Blicken um sie herum nach und faltete das Pergament auf.   "Sag schon, hast du Probleme?", drängte Pansy, während sie Evelyns Oberarm beinahe unsanft drückte. Blaise kam auf sie zu und spickte mit Evelyn auf ihr Zeugnis.   Millicent schlug die Hand vor den Mund. "Du bist doch nicht durchgefallen, oder? Merlin, lass sie nicht durchgefallen sein."   In Blaise' Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, was Evelyn nicht bemerkte. Als Evelyn die erwartet schlechten Werte für Zauberkunst und Verwandlung sah, seufzte sie schwer, war aber nicht enttäuscht. Sie war über dem geforderten Mindestwert, was mehr als genug für sie war und was sie wohl ihren schriftlichen Prüfungen zu verdanken hatte, die einiges ausgeglichen hatten. Der Rest war in Ordnung.   "Ich bin nicht durchgefallen", sagte sie schließlich, sehr zu Millicents Erleichterung.   Auch Daphne wirkte nun ruhiger. "Gut, ich brauche deine Hausaufgaben nächstes Jahr nämlich noch." Evelyns Kopf schoss hoch. "Meine was?" Nach dem Gespräch mit Snape, war Hausaufgaben zu teilen das letzte, woran sie dachte. "Daphne, ich werde meine Hausaufgaben nicht mehr weitergeben. Du hast gesehen, wozu das führt."   "Alles was ich gesehen habe, war ein holpriger Start. Ich finde, das hat ganz gut geklappt, man muss nur hier und da etwas verbessern."   "Ich sag dir eine Verbesserung: mach deine Hausaufgaben selbst, Daphne Greengrass." Sie hatte weitaus bevormundender geklungen, als sie gewollt hatte. Gerade als Daphne etwas erwidern wollte, kam Draco, das Zeugnis triumphierend in Händen erhoben, zu ihnen.   "Bestnoten. Wie sieht es aus, Harris. Was kannst du anbieten?" Ganz und gar nicht bescheiden präsentierte er ihnen seine Werte, die tatsächlich alle über 80% lagen und ihm bewundernde Blicke einbrachten.   Ein nagendes Gefühl in ihrem Hinterkopf verriet, dass sich Kopfweh anbahnte. Nun ihre jeweiligen Ergebnisse zu vergleichen, gehörte nicht zu ihren Prioritäten. Tatsächlich wusste sie im Moment überhaupt nicht, wo ihre Prioritäten lagen.   "Ich bin zufrieden. Reicht dir das als Antwort?" Neben Evelyn hob Blaise die Augenbrauen, schwieg aber, während sich Pansy nun auf den Weg machte.   "Doch so schlecht, naja, kann nicht jeder ein Naturtalent sein. Du hättest eben nicht deine Zeit damit verschwenden sollen den anderen zu helfen und stattdessen selbst lernen sollen."   Hinter Draco sah sie, wie Crabbe beschämt den Kopf senkte und sein Zeugnis beinahe völlig zerdrückte. "Ich würde es wieder tun, Draco", sagte sie mit Blick auf Crabbe, der sie knapp anlächelte. Leider wertete Daphne Evelyns Aussage anders, als es Evelyn gemeint hatte.   "Schön das zu hören. Ich habe schon eine Idee, wie wir das im nächsten Schuljahr anstellen werden. Zugegeben, stupides Abschreiben war nicht sehr effektiv."   Kraftlos schüttelte Evelyn den Kopf, hatte aber nicht den Willen sich Daphne jetzt in den Weg zu stellen. Das würde drei Monate Zeit haben.   "Bestanden!", rief Pansy euphorisch, als sie und Blaise die Plätze tauschten. Glücklicherweise war er der letzte, sodass sie bald hier verschwinden konnten.   Sie brauchte eine ruhige Minute, in der sie sich klar werden konnte, dass es für sie ein nächstes Schuljahr gab.   Hogwarts war wie ein zweischneidiges Schwert für sie. Auf der einen Seite liebte sie jede Minute, jede Stunde, jeden Moment, den sie in diesem Schloss verbringen durfte. Auf der anderen Seite machte ihr der psychologische Druck ständig darauf zu achten nichts falsch zu machen, nicht zu viel zu tun, nichts durcheinander zu bringen schwer zu schaffen. Am schlimmste war jedoch das Schweigen.   "Jawohl", rief Blaise beinahe aus dem Büro tanzend. "Familienehre gerettet, würde ich sagen. Flitwick muss ziemlich begeistert von dem Tango meiner Ananas gewesen sein."   "Deine Mutter wird stolz sein", sagte Evelyn aufrichtig an Blaise gerichtet, dem sie die gute Note in Zauberkunst gönnte.   "Nicht so gut wie du in Tränke, aber ich denke, sie wird zufrieden sein", sagte Blaise schelmisch mit seinem Zeugnis wedelnd, so als habe er nur darauf gewartet das Thema anzusprechen. Evelyn hatte kaum Zeit die Augen zu schließen, als sowohl Draco als auch Pansy erschrocken zu ihr schauten.   "Zaubertränke? Was hast du in Zaubertränke?"   Die Lippen gespitzt, überkreuzte sie defensiv die Arme vor der Brust. Als Blaise erkannte, dass Evelyn nicht antworten würde, übernahm er das für sie.   "Sie hat 93%."   Dracos Miene entgleiste ihm für einige Herzschläge, bis er sich genauso schnell wieder fing. "Beeindruckend."   Im Gegensatz zu ihm, war Millicent weniger eisig. "Du hast wie viel?! Wieso hast du das nicht gesagt?"   Weil ich gerade nicht an Tränke denken will. "Mir war nicht klar, dass das so von Interesse ist."   "Warst du deshalb so lange im Büro? Wollte er wissen wie du geschummelt hast um diesen Wert zu erreichen?"   Ohne auf Dracos Provokation einzugehen, wandte sie sich an die Mädchen. "Können wir gehen, bitte?"   Ihnen allen sah Evelyn an, dass sie noch Fragen hatten, dennoch nickten sie und sie machten sich auf den kurzen Weg hinter sich zu bringen. Falls Evelyn angesprochen wurde, bemerkte sie es nicht, da sie kaum, dass sie begonnen hatten zu laufen, in Gedanken versank.   Von Snape als Egoist bezeichnet zu werden, war weitaus schmerzhafter, als Dracos Anschuldigung sie hätte geschummelt. Letzteres konnte sie mit Sicherheit verneinen, während sie keine klare Antwort für den ersten Vorwurf hatte. Der Gedanke im nächsten Jahr, von dem sie bis heute Morgen noch gedacht hatte es woanders als in Hogwarts zu verbringen, erneut mit ihren Hausaufgaben zu handeln, erschien ihr absurd. Daphne war anderer Ansicht, aber Evelyn würde sich nicht den Vorstellungen eines Kindes fügen.   Ihre verbliebenen Tage verbrachte Evelyn wie in Trance, in denen sie nun all ihre Pläne, die sie bis hierher gemacht hatte, über den Haufen warf. Sie musste neue Pläne machen, sich abermals Gedanken machen, wie sie das nächste Schuljahr überstehen würde. Gleichzeitig hallten Snapes Worte stets in ihren Gedanken. Wäre Slytherin auf Rang 2 gewesen, hatte er gesagt, was eine einfache Bemerkung gewesen war, für Evelyn jedoch so viel mehr bedeutete. Sie wäre verwiesen worden, wenn es nach Snape ging, wenn Slytherin am Ende nicht in der Wertung ganz oben gestanden hätte. Noch wusste sie nicht, ob sie dankbar über den Umstand war, oder nicht.    Eher emotionslos stieg sie daher am Gleis aus und verabschiedete sich von den anderen, während sie Ollivander entgegen ging, der wie schon zuvor an Weihnachten mit einem warmen Lächeln auf sie wartete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)