Wishes von SocialDistortion (»[MarcoxOC]«) ================================================================================ Kapitel 1: Between Life And Death --------------------------------- Auf einer kleinen Insel mitten im Westblue strahlte die Sonne mit den Bewohnern um die Wette. Die heftigen Regentage, die in den vergangenen Tagen für eine triste Stimmung in der Stadt gesorgt hatten, waren vorüber. Endlich konnten sich die Menschen wieder ohne Regenschutz ins Freie wagen. Auch ein Junge im Alter von 14 Jahren nutzte den schönen und vor allem trockenen Nachmittag, um unter einer großen Eiche vor sich hinzudösen. Die Ruhe, die nur von dem Rascheln der Blätter begleitet wurde, genoss er in vollen Zügen. Immerhin wusste er aus Erfahrung, dass diese selten von langer Dauer war. „Marco? Hey, wach auf!“ Eine sanfte, aber dennoch fordernde Stimme ertönte plötzlich über ihm und verursachte ein Murren bei dem Blonden. Er hatte es tief in seinem Inneren geahnt… Marco ignorierte das Mädchen jedoch und legte seinen Unterarm über sein Gesicht. Dadurch wollte er deutlich machen, dass es definitiv nicht in seiner Intention lag, jetzt aufzustehen. Als Antwort bekam er nur eine wüste Beleidigung, die man von einer 12-Jährigen vermutlich nicht erwartet hätte. Sein Mundwinkel zuckte. In Gedanken zählte er bis drei. „Wenn du nicht sofort aufstehst, werde ich richtig wütend, weißt du?“ Abermals erhob das Mädchen über ihm die Stimme und klang dabei äußerst unheilvoll. Ein ungutes Gefühl keimte in ihm auf, denn er wusste, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Trotz dieser Tatsache öffnete er nahezu belustigt seine Augen und sah sie von unten an. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und die Augenbrauen verärgert zusammengezogen. Wenn sie ihn so ansah, dann fand er sie immer besonders niedlich. Natürlich würde er ihr das nie im Leben sagen, denn das würde tagelange Schmerzen bedeuten. Seine beste Freundin mochte es nämlich gar nicht, wenn man sie als niedlich bezeichnete. „Ich hoffe, es gibt einen äußerst wichtigen Grund dafür, dass du mich aufweckst.“ Er seufzte und stand widerwillig auf. Immerhin konnte er ihr kaum einen Wunsch abschlagen. Seine grasgrünen Augen richteten sich auf das Mädchen, das vor ihm mit ihren geflochtenen Haaren spielte. „Also eigentlich war mir nur furchtbar langweilig.“ Mit einem Lächeln, welches nicht ansatzweise schuldbewusst wirkte, zuckte sie mit den Schultern. Marco seufzte abermals, war ihr aber keineswegs böse. Wie konnte er auch? „Und was genau hast du jetzt, wo ich schon wach bin, vor?“, wollte er wissen und streckte sich. Das zwölfjährige Mädchen grinste. „Ich dachte, wir könnten in den Wald gehen und du zeigst mir diesen einen Trick, den du so gut draufhast.“ Ach, das hatte sie also im Sinn. Marco verschränkte die Arme und runzelte die Stirn. „Wieso willst du eigentlich kämpfen lernen?“ Die Frage stellte er sich bereits seit geraumer Zeit. Genauer gesagt seit drei Wochen, in denen sie ihn öfters darum gebeten hatte, ihr ein paar Techniken zu zeigen. Seine beste Freundin Cora stieß angestrengt die Luft aus. „Naja, wenn ich mich selbst verteidigen kann, dann musst du mich nicht immer beschützen.“ Mit festem Blick sah sie ihn an. Sie war überzeugt von dieser Tatsache und würde sich auch nicht so schnell davon abbringen lassen. Auf dem Gesicht des Blonden erschien bei ihrer Antwort ein sanftes Lächeln. Er ging auf sie zu und legte seine Hand auf ihren Haarschopf. Sie war einen ganzen Kopf kleiner als er, weshalb sie ihn mit großen Augen von unten herauf ansah. „Ich beschütze dich aber gerne, Zwerg.“ Statt sich bei seinen Worten geschmeichelt zu fühlen, wurde ihr Blick trotzig und sogar ein wenig verärgert. Sie war drauf und dran mit ihrem Fuß aufzustampfen. „Nenn mich nicht immer Zwerg, du Idiot!“ Marco zog seinen Arm zurück und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. „Ich kann doch auch nichts dafür, dass du so winzig bist“, murmelte er und machte sich ein kleines bisschen lustig über sie. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, ging er einen großen Schritt nach hinten, da Cora trotzig nach ihm schlug. Er biss sich auf die Lippe. Sie war wirklich niedlich, wenn sie ihn so wütend anfunkelte. Aufgrund ihrer zierlichen Statur war es für viele schwer zu glauben, dass sie das Temperament von mindestens zehn Männern besaß. Außerdem hatte sie den größten Sturkopf, den er kannte. „Manchmal frage ich mich, wieso ich meine kostbare Zeit mit dir verbringe.“ Sie verdrehte ihre warmen, bernsteinfarbenen Augen und wirbelte herum. Sie wartete gar nicht darauf, dass er sich in Bewegung setzte. Marco folgte der Jüngeren. „Das habe ich mich auch schon öfters gefragt.“ Er sagte dies mehr zu sich selbst, aber Cora hatte ihn genau verstanden. Abrupt blieb sie stehen und wandte sich energisch zu ihm um. „Du hast einen riesigen Vogel, Marco! Und das meine ich nicht nur sinnbildlich!“ Sie hatte ihre Arme verschränkt und konnte nicht glauben, dass er wieder damit anfing. Die 12-Jährige wusste genau, welche Gedanken ihm gerade durch den Kopf gingen. Immerhin kannte sie ihn schon ziemlich lange und deshalb verstand sie nicht, wieso er dieser Ansicht war. Klar, ihr bester Freund war nicht gerade einfach und zu Beginn hatte er Schwierigkeiten gehabt, ihr zu vertrauen. Sie war ihm damals wochenlang nachgerannt, bis er ihr zumindest seinen Namen verraten hatte. Der Anfang ihrer Freundschaft war schwer gewesen, doch mittlerweile konnte sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Deshalb mochte sie es gar nicht, wenn er sich fragte, wieso man mit ihm überhaupt Zeit verbringen wollte. Er war nicht umsonst ihr bester Freund. „Ich werde jetzt nicht näher darauf eingehen, aber wenn du noch einmal so einen Schwachsinn sagst, muss ich dich leider windelweich prügeln.“ Ernst sah sie ihn an, obwohl sie wusste, dass sie gegen den Jungen, der zwei Jahre älter war als sie, keine Chance hatte. Das wusste auch Marco, der ihren Blick zweifelnd erwiderte. „Das würde ich nur zu gerne sehen.“ Ein leichtes Grinsen, welches er viel zu selten zeigte, schlich sich auf sein Gesicht. Der verärgerte Ausdruck bei Cora verschwand und machte Platz für ein erleichtertes Lächeln. So gefiel ihr das schon besser. „Oh, das wirst du auch noch sehen.“ Sie machte kehrt und hüpfte förmlich über die Wiese. Sie erntete ein leichtes Kopfschütteln von dem Blonden. Das Mädchen sah während des Gehens nach hinten und kicherte, als sie seinen üblichen gelangweilten Ausdruck bemerkte. Ihr Lachen hallte nahezu über das Feld, wurde aber nach und nach zu einem Echo. Es klang merkwürdig und Marco runzelte die Stirn. „Cora?“ Ihre Silhouette verblasste zunehmend. „Was…?“, murmelte er irritiert. Sein Herz begann zu rasen und Panik machte sich in ihm breit. Seine Schritte beschleunigten sich, bis er anfing zu rennen. Er streckte seinen Arm nach seiner besten Freundin aus, doch er erreichte sie nicht. Ihr Körper war kaum noch zu sehen und das machte ihm Angst. Große Angst. Er rief nach ihr. Immer und immer wieder, bis sie schließlich nicht mehr zu sehen war. Seine Atmung ging schnell und er fühlte diesen Druck in sich, der immer größer wurde und ihn zu zerreißen schien. „Cora“, murmelte er leise vor sich hin. Wieder und wieder, doch es war aussichtslos. Unsanft wurde er zurück auf den Boden der Tatsachen geschleudert, wodurch er völlig hektisch seine Augen aufriss. Sein Herz raste und seine Atmung ging unruhig. Nur langsam wurde ihm bewusst, dass er geträumt hatte. Ein viel zu realistischer Traum hatte ihn heimgesucht und sein Inneres zur Gänze durcheinander gebracht. Einen Moment hielt er inne, um das emotionale Chaos zu schlichten, ehe er sich erschöpft über das Gesicht fuhr. Beinahe verärgert richtete er sich schließlich auf, stützte die Ellbogen auf seinen Knien ab und starrte auf den Holzboden seiner Kajüte. Jedes Mal war es dasselbe und jedes Mal handelten die Bilder von ihr. Egal welches Ereignis seiner Vergangenheit sich vor seinem geistigen Auge abspielte, es endete immer gleich. Immer verschwand sie. Genervt vergrub er sein Gesicht in seinen Handflächen. Das Pochen, welches ebenfalls nicht besser werden wollte, machte ihn langsam wahnsinnig. Es war, als würde der Schmerz etwas ankündigen. Etwas Unheilvolles. Normalerweise täuschte ihn sein Gefühl nicht. Er hoffte, dass es dieses Mal anders war. Schwerfällig erhob er sich, legte seine Hand in den verspannten Nacken und machte sich auf den Weg an Deck. Dort angekommen, sah er nach oben. Der Himmel war so blau wie das Meer und die Sonne sorgte für eine angenehme Temperatur. Das Wetter passte allerdings absolut nicht zu seiner Stimmung, obwohl der letzte Kampf bereits ein paar Tage zurücklag und auf dem Schiff eine wohltuende Ruhe herrschte. Marco seufzte und versuchte den Traum zu vergessen. Stattdessen konzentrierte er sich auf den Wind und das Rauschen des Wassers. Diese zwei Aspekte halfen schon immer, ihn zu beruhigen. Seit dem Krieg war ein dreiviertel Jahr vergangen und das Piratenzeitalter hatte seinen Höhepunkt erreicht. In der Zeit gab es viele Angriffe auf die Moby Dick. Einige Banden waren der Ansicht, dass es nun ein Leichtes wäre, die Whitebeard-Piraten zu vernichten, da Edward Newgate nicht mehr lebte. Doch wie falsch sie alle damit lagen. Der Phönix war ein guter Käpt’n und hatte noch dazu eine verdammt starke Crew. Niemand konnte sie besiegen. Dafür würde er sorgen. Von einer aufgeregten Stimme wurde er prompt aus seinen Gedanken gerissen: „Feindliches Schiff in Sicht!“ Marco sah zu Riko, einem Mann aus der fünften Division. Er hatte Wachdienst. Besagter Pirat kletterte nach unten und kam vor ihm zum Stehen. Unaufgefordert lieferte er seinem Käpt’n die notwendigen Details: „Sieht nach einem Handelsschiff aus.“ Der stämmige Mann mit den dunkelblonden Haaren grinste erfreulich. Natürlich. Handelsschiffe waren immer ein guter Fang, wenn es um neuen Proviant ging. Marco wandte sich zum Meer und konnte in der Ferne einen schwarzen Punkt ausmachen. Er runzelte die Stirn, als dieses Gefühl von vorhin stärker wurde. Auch der Vogel, der seit dem Erlangen der Teufelskräfte wie eine zweite Seele in ihm lebte, bemerkte es und wurde zunehmend unruhiger. Mit einem harten Gesichtsausdruck meinte er sachlich: „Holen wir uns die Beute.“ Die Moby Dick änderte minimal den Kurs. Das feindliche Schiff bemerkte die Moby Dick recht spät und da sich die Moby dank der ausgezeichneten Bauweise schnell auf dem Wasser fortbewegte, war es keine große Herausforderung, dieses einzuholen. Das Aufeinandertreffen selbst war recht unspektakulär und es dauerte nicht lange, bis ein Kampf entstand. Der Käpt‘n selbst beobachtete die Whitebeard-Piraten, wie sie sich bei den Feinden austobten, und griff nicht ein. Sie brauchten ihn nicht. Erst als der Großteil besiegt war, sprang er mit Leichtigkeit an Deck des kleineren Schiffs. Bevor er die Beute kontrollierte, wollte er allerdings zu dem Mann, der hier das Sagen hatte. Besagter Mann kniete auf dem Boden und wurde von Jozu festgehalten. Sein Gesicht war von Wunden übersät und aufgrund des Kampfes wirkte er ausgelaugt. „Wie ist dein Name, Menschenhändler?“ Marcos Stimme klang kühl, als sein Blick auf sein Tattoo fiel. Der Halbmond war ein gängiges Symbol in dieser verachtenswerten Branche und wenn er etwas in den vergangenen Jahren gelernt hatte, dann, dass man diese Leute nicht unterschätzen sollte. Die Miene des Mannes war finster. „Das geht dich nichts an, Phönix“, zischte er und erntete sofort einen heftigen Schlag von Jozu, der ein solches Verhalten gegenüber seinem Käpt‘n nicht tolerierte. Marco verschränkte seine Arme. „Dein Name.“ Dieses respektlose Auftreten strapazierte im Moment seine Geduld. Deshalb war es fast schon eine Genugtuung, als der Glatzköpfige Blut auf den Boden spuckte und ihm widerwillig eine Antwort gab: „Bone.“ Kaum hatte er gesprochen, runzelte der Käpt’n der riesigen Crew die Stirn. Nicht aufgrund des Namens, sondern aufgrund des merkwürdigen Gefühls, welches plötzlich in ihm aufflammte. Es war ähnlich wie jenes von vorhin, doch dieses Mal weitaus stärker. Er wollte etwas sagen, aber als die Unruhe ihn einnahm und seine ohnehin schon geringe Konzentration nachließ, konnte er selbst Jozus Worte nicht mehr verstehen. Es war, als wäre alles weit entfernt. Nur den Phönix in seinem Inneren nahm er wahr, als dieser aufgeregt mit den Flügen flatterte und nach seiner Aufmerksamkeit verlangte. Marcos Körper verkrampfte sich und schlussendlich konnte er nicht anders. Langsam drehte er sich nach rechts. Das Blut rauschte in seinen Ohren und als er die Person erblickte, die sich mit einiger Entfernung an der Reling festhielt, fühlte er sich plötzlich wie betäubt. Es war eine dunkelhaarige Frau, die Mühe hatte, aufrecht zu stehen. Der Anblick war schockierend. Die Kleidung hing ihr in Fetzen vom abgemagerten Leib und verdeckte nur das Nötigste. Unzählige Narbe und auch frische, tiefe Wunden zierten ihre blasse Haut. Das Blut tropfte aus den meisten Schnitten auf den Boden und bildete nach und nach eine kleine Pfütze. Sie öffnete den Mund, aber kein Wort kam ihr über die Lippen. Ihre Augen suchten hektisch nach etwas Vertrautem und verharrten schließlich bei Marco. Dieser wusste indes nicht wie ihm geschah. Seine Atmung stockte und selbst sein Herz setzte bei ihrem Anblick für eine Sekunde aus, nur um in doppelter Geschwindigkeit erneut zuzuschlagen. Übelkeit stieg in ihm auf. „Das ist unmöglich“, hauchte er und zog damit die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. „Cora?“ Ungläubig sah er sie an. Nein. Das war nicht sie. Das konnte nicht sie sein. Die ihm bekannte Frau hatte ihre Nägel so fest in das Holz der Reling gekrallt, dass ihre Knöcheln weiß hervortraten. Ein verzweifelter Laut kaum ihr über die Lippen, als plötzlich ihre Beine nachgaben und sie nach vorne kippte. Sie wäre auf dem Boden gelandet, wenn Jozu nicht so schnell reagiert hätte. Nur langsam realisierte Marco, was hier vor sich ging. Er schluckte und ging auf den Hünen und die mittlerweile bewusstlose Frau zu. Dabei nahm der Blonde kein einziges Mal die Augen von ihr. Von den sonst so geordneten Gedanken war kaum etwas übrig. Viel zu überrumpelt war er von dem plötzlichen Auftauchen der Bekannten. Spielte ihm das Schicksal einen Streich? War sie tatsächlich hier oder handelte es sich nur um eine weitere Illusion? Nein. Das war sie wirklich. Selbst nach so vielen Jahren erkannte er das Mädchen, welches in seiner Kindheit die einzig positive Konstante gewesen war. Und jetzt war sie hier. Hier bei ihm. Halb tot. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Langsam streckte er die Arme nach ihr aus. „Gib sie mir“, befahl er ungewohnt hart. „Marco! Was zum Teufel ist los? Woher kennst du sie?“ Haruta stand mit ernster Miene neben den Männern und schien genauso skeptisch zu sein, wie die restlichen Anwesenden. „Das tut nichts zur Sache. Gib sie mir, Jozu.“ Marcos Worte ließen keine Widerrede zu, weshalb der Angesprochene seinem Befehl sofort nachkam. Auch wenn er der Sache eher misstrauisch gegenüberstand. „Was hast du vor?“, fragte Haruta abermals eindringlich, die noch immer nichts verstand. Ihr Käpt‘n sah aber nicht auf. „Ich bringe sie zur Krankenstation. Sofort.“ Vorsichtig veränderte er ihre Position, sodass ihr Kopf an seiner Brust ruhte. Er drehte sich um und verschwand umgehend auf die Moby Dick, ohne auch nur einmal zurückzusehen. Sein Gesichtsausdruck war hart und sein Kiefer angespannt, als er das Innere des Schiffs erreichte und seinen Blick eisern den Flur entlang richtete. Er wollte sie nicht ansehen. Der Gedanke, dass ihr jemand tagelang diese Wunden zugefügt hatte, brachten ihn um den Verstand. Unzählige Szenarien rasten durch seinen Kopf. Projizierten Bilder, die er niemals sehen wollte. Bilder, wie sie vor Schmerzen schrie. Er bebte vor Wut. Sein Blut rauschte pulsierend durch seine Venen und nur mit Mühe konnte er verhindern, dass er sofort aufs gegnerische Schiff lief und diesem Mann den Kopf abschlug. Niemand durfte ihr etwas antun. Absolut niemand. Nicht ihr… Seine Gedanken waren noch immer das reinste Chaos, als er das Krankenzimmer von Tao betrat. Der Arzt und mehrere Schwestern wurden sofort auf ihn aufmerksam. „Heilige Scheiße! Das sieht übel aus“, rief der Schiffsarzt und erntete einen eisigen Blick von dem Vize. Das war nicht das, was er hören wollte. „Sie darf nicht sterben. Hast du verstanden?“ Seine Aufforderung klang harsch und alles andere als nett, weshalb ihn Tao zuerst verwirrt ansah. „Hast du verstanden?“, wiederholte Marco energisch und etwas lauter. Der Arzt nickte nur perplex und gab den Krankenschwestern Anweisungen, die ebenfalls von seinem Verhalten überrascht waren. So hatten sie ihn erst einmal erlebt und das war ein paar Monate her… Dem Käpt‘n war das jedoch alles egal. Er legte sie vorsichtig auf das Bett, ging ein paar Schritte nach hinten und fuhr sich durch die Haare. Es fiel ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich gegen die Wand. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie hier war. Mitten auf der Grand Line. Blutüberströmt. Was, wenn sie nicht überlebte? Sie durfte nicht sterben. Nicht, wenn er sie gerade erst wiederhatte. Nur einer war schuld an ihrem Zustand. Nur dieser verdammte Sklavenhändler... Mit einem Mal baute sich eine unglaubliche Wut in ihm auf, sodass er mit einer vor Zorn geprägten Miene seine Lider öffnete und verärgert gegen die Wand schlug, die einen Riss bekam. Er würde dafür büßen. „Alles okay, Marco?“, fragte Tao vorsichtig, dem seine verkrampfte Haltung natürlich aufgefallen war. Etwas stimmte nicht mit ihm. Er war komplett neben der Spur. Grüblerisch sah der Arzt auf die Frau. Sein Verhalten hatte definitiv etwas mit ihr zu tun. Marco ballte indes seine Hand zu einer Faust. „Absolut nicht“, zischte er leise, doch verstehen konnte ihn jeder. „Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.“ Ernst sah Tao ihn an. In seinem derzeitigen Zustand war es nicht gut, wenn er hier war. Zu seiner Überraschung nickte der Blonde abwesend. „Gute Idee. Ich muss ohnehin noch etwas erledigen.“ Mit finsterem Blick drehte er sich um und verschwand aus der Krankenstation. Besorgt sah der Arzt ihm nach. Er hoffte, dass er nichts Unüberlegtes tat. „Doc? Was folgt als nächstes?“ Die Schwester namens Fiona riss ihn aus den Gedanken. Für seine nächsten Worte überlegte er nicht lange. „Blutkonserven. Die hat sie bitter nötig.“ ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)