Der Schwarze Schatten von Cognac ================================================================================ Kapitel 37: Für Einander bestimmt --------------------------------- Kapitel 37: Für Einander bestimmt Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 37: Für Einander bestimmt Die Sonne war bereits wieder dabei unterzugehen, als Shinichi vor dem Spiegel in seinem Zimmer stand und sich die Fliege zurechtrückte. Er hatte sich besonders viel Mühe gegeben, sich so gut es geht herauszuputzen. Er trug einen schicken weißen Smoking mit schwarzen Kragen und einem schwarzen Hemd darunter, auch seine Fliege war schwarz, statt dem üblichen Rot. Den Anzug hatte er schon seit Ewigkeiten in seinem Kleiderschrank zu hängen gehabt, besaß aber noch nie die Gelegenheit dazu ihn auch einmal anzuziehen. Shinichi versuchte gerade, seine Haare so gut es ging, nicht so wuschelig wie sonst aussehen zu lassen und probierte mit seinen Händen noch einzelne Strähnen zu richten. Anschließend nahm er eine gefaltete Serviette von der Kommode vor sich und steckte diese in die Brusttasche. Es folgte ein letzter Kontrollblick und dann sah er sich als bereit für das Date mit Shiho. Sie hatten abgesprochen, dass sie sich im Restaurant treffen wollen, statt gemeinsam dort hinzugehen, denn vorher musste Shinichi noch einmal zum Juwelier und die Kette für Shiho abholen, welche er für heute noch hat gravieren lassen. Er hoffte es würde ihr gefallen, was er sich ausgedacht hatte, denn der Detektiv des Ostens wusste, dass Romantik nicht gerade seine Stärke ist. Shinichi schaute leicht nervös auf seine Armbanduhr. Die Aufregung stieg mit jeder Minute die verging und die ihm seiner Verabredung einen Schritt näher brachte. Er hatte noch eine Stunde und sollte daher lieber aufbrechen. Das letzte was er wollte war, zu ihrem ersten richtigen Date zu spät zu kommen und so machte er sich zuversichtlich auf den Weg. Etwas später, war auch Shiho dabei sich für ihre Verabredung fertig zu machen. Sie saß vor einem großen Spiegel, in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer im Haus der Kudos und setzte gerade die letzten Züge mit einem Eyeliner. Ihr Kleid trug die rotblonde junge Frau bereits und auch ihre Haare waren fertig frisiert. Nun folgte der Lippenstift, ein feiner und dezenter roséton. Sie fuhr sich mit dem Stift über ihre zarten Lippen und verteilte diesen schließlich, indem sie ihn mit dem Mund verrieb. Dabei nahm sie seinen Geschmack war, er schmeckte herrlich nach Erdbeere. Noch einmal überprüfte sie ihre Haare mit ihren Händen. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so richtig hübsch gemacht, wodurch es sich ziemlich ungewohnt anfühlte. Sie war generell nicht der Typ Frau, welche besonders viel Zeit mit ihrem Aussehen zubrachte. Shiho war aber, obwohl sie gefühlte Stunden gebraucht hatte, mit dem Ergebnis durchaus zufrieden und es fühlte sich auch nicht unbedingt schlecht an, einmal wieder, wie eine erwachsene Frau, die sie ja war, aufzutreten. Sie störte sich auch nicht daran, dass Shinichi noch etwas erledigen wollte, so konnte sie dafür sorgen, dass er sie erst im Restaurant, in ihrem neuen Kleid zu Gesicht bekommen würde. Bei dem Gedanken, was für einen überraschten Ausdruck er dabei wohl an den Tag legen würde, konnte Shiho ein leichtes Lächeln nicht unterbinden, während sie sich eine rotblonde Strähne hinters Ohr strich. Sie schaute auf ihr Handy, eine halbe Stunde noch. Shinichi hatte für sie einen Tisch in einen der schicksten französischen Restaurants in Tokyo reserviert, das „Au clair de lune“. Sie freute sich schon sehr darauf. Alles was noch kommen sollte, die Ungewissheit wie der morgige Tag ablaufen würde, der Streit heute Mittag, alles verblasste bei dem was heute Abend sein sollte. Eine dreiviertel Stunde später, saß sie auch schon an ihrem reservierten Tisch im Restaurant. Das gedämpfte Licht und der Schein der Kerzen vor ihr, sorgten für eine ausgesprochen romantische Atmosphäre. Shiho kam nicht drum herum zu bemerken, dass sie mit ihrem Aussehen die Aufmerksamkeit einiger männlicher Gäste auf sich zu ziehen schien, zum großen Ärgernis derer Begleitungen. Diese waren ihr aber alle Gleichgültig, auch wenn sie zugeben musste, die Aufmerksamkeit, die ihr geschenkt wurde, ein klein wenig zu genießen. Sie war aber nicht hier um sich irgendeinen Kerl zu angeln, sie war schließlich bereits mit jemanden verabredet, jemanden, an dem sie wirklich interessiert war. Er war für sie, der eine. Eine Gruppe von Streichern spielte gerade den französischen Klassiker „La Vie En Rose“ von Edith Piaf. Shiho faltete die Hände und stützte ihren Kopf auf den Handrücken ab, während sie einfach nur zuhörte. Shinichi schien sich zu verspäten und sie hoffte es sei nichts Gravierendes dazwischen gekommen. Ehe sie sich aber wilden Spekulationen über mögliche Aktivitäten der Organisation diesbezüglich hingeben konnte, stand er auch schon vor ihr. Er war etwas verschwitzt und atmete schwer, er musste die letzten Meter wahrscheinlich gerannt sein, aber nun war er ja da und er sah wirklich unglaublich gut aus, musste Shiho zugeben. Sie lächelte lieblich, als er an sie herantrat und ihren Blick auf sich zog. „Du bist spät dran. Man sollte eine Frau niemals zu lange alleine an einem Tisch warten lassen.“, witzelte sie zur Begrüßung. Shinichi musste breit grinsen und setzte sich zu ihr. „Weiß du was unglaublich ist?“, fragte er sogleich und erntete dafür ein Stirnrunzeln. „Gehört das zu irgendeinem Anmachspruch, den du einstudiert hast?“, gab sie neckisch von sich und legte ihren Kopf zur Seite. Shinichi verdrehte die Augen, grinste aber weiterhin. „Fast, aber nein.“, lachte er. „Das unglaubliche hieran ist, dass ich das alles nun zum zweiten Mal erlebe und ich noch gar nicht fassen kann, dass das wirklich passiert.“ Shinichi sah seine Verabredung erwartungsvoll an. „Na, klingelt es jetzt bei dir?“ Shiho brauchte noch einige Sekunden, aber nun ging auch ihr ein Licht auf. „Der Traum, es ist alles so wie in deinem Traum. Er ist tatsächlich wahr geworden.“ Sie begann zu lachen und Shinichi stimmte ein. „Das ist wirklich unglaublich. Alles was wir unternommen haben, selbst mit dem Wissen von dem was kommen würde, hat uns genau hierhin geführt, wo wir jetzt sind.“, philosophierte die junge Wissenschaftlerin. „Glaubst du eigentlich an Schicksal Shinichi?“, sprach Shiho weiter und blickte dabei dem Oberschülerdetektiv tief in die Augen. „Auf jeden Fall.“, antwortete er gelassen und nahm ihre Hand in die seine. Shiho errötete und ihr wurde angenehm warm dabei. Sie streichelte seine Hand mit ihrem Daumen, während sie ihm ihr verführerischstes Lächeln schenkte. „Du bist wunderschön.“, hauchte ihr Shinichi zu. „Und das Kleid erst. Hast du das extra für unsere Verabredung gekauft?“ Bei diesem Kompliment, schlug Shihos Herz schneller. „Danke schön und ja allerdings. Ich habe gehofft dir würde es gefallen.“, sie begann eine ihrer Strähnen zu einer Locke zu drehen. Das war ein kleiner Tick von ihr, den sie sich angewöhnt hatte, wenn sie verlegen wurde. Shinichi empfand dieses winzige Detail ihrer Persönlichkeit aber als ziemlich süß. „Du siehst aber auch nicht schlecht aus. Das steht dir wirklich.“, gab sie das Kompliment zurück. Es dauerte nicht lange, bis ein Kellner vorbeikam und den beiden eine Speisekarte überreichte. „Guten Abend, wünschen sie vielleicht schon etwas zu trinken?“ Shinichi ergriff daraufhin das Wort. „Ja, wir hätten gerne eine Flasche Château Pichon und für die Dame noch ein Glas Wasser.“ Der Kellner lächelte freundlich. „Sehr gerne.“ Nachdem er gegangen war, wollte Shiho ihrem Freund etwas zuflüstern, aber er kam ihr zuvor. „Ja ich weiß, eine solche Flasche kostet um die 17000 Yen, aber da ist es mir wert, es ist schließlich unser Einmonatiges.“ Shiho war sehr überrascht, dass er vorausgeahnt hatte, was sie sagen wollte, realisierte aber schnell, woher das kommen könnte und das gefiel ihr wiederum gar nicht. „Sag mir bitte nicht du kennst den Ablauf unseres Dates in und auswendig und weißt schon im Voraus was passieren wird.“ Sie verschränkte die Arme und sah ihn prüfend und mit wenig Begeisterung an. Shinichi wedelte mit seinen Händen. „Nein nein keine Sorge, ich bin früh genug wieder aufgewacht. Nur eine Sache fehlt noch, bevor es soweit war.“ Ehe Shiho etwas erwidern konnte, stand er auf und stellte sich hinter sie. Der junge Detektiv zog die Kette aus seinem Jackett und legte diese um ihren Hals. „Oh mein Gott, du bist verrückt.“, Shiho legte ihre Finger auf das Schmuckstück und betrachtete es genauer. „Ist es das, was ich denke?“, fragte sie überwältig. Shinichi nickte überzeugend. „Sieht ganz so aus. Es ist die Kette, welche du im Juwelier entdeckt hattest und durch die ich mir sicher war, dass meine Träume mehr waren als nur Fantasie, sondern Realität.“ Shiho strich mit dem Daumen über den Edelstein und bemerkte nun, auf der Rückseite von Shinichis Geschenk die Gravur. In geschnörkelter Schrift und eingerahmt von einem Herzen stand dort: »Ich werde dich immer lieben Shiho, Dein Shinichi.« Sie drehte sich um und fiel ihm um den Hals. Nachdem sich Shiho wieder leicht von Shinichi gelöst hat, kam sie seinem Gesicht nun langsam näher, bis sich ihre Lippen zärtlich berührten und sich in einem innigen Kuss vereinten. Für Shinichi war es wieder der Moment der tausend Glücksgefühle, genau der Moment, welcher ihn damals klar machte, was er für Shiho wirklich empfand. Er roch ihr Parfüm, der Duft von Rosen und er schmeckte das Aroma von Erdbeeren auf ihren Lippen. „Ich liebe dich Shiho.“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr. „Ich dich auch Dummkopf.“, hauchte sie und stupste ihn mit ihrer Nase. Der weitere Abend verlief zur völligen Zufriedenheit der Beiden und Shinichi genoss jede Sekunde, die er andauerte und die er mit seiner Shiho, ungestört zu zweit, verbringen konnte. Sie bestellten exquisites Essen und genossen den geschmackvollen Wein und die romantische Musik, welche sie den Abend über begleitete. Im Anschluss gab es auch noch ein Dessert und eine weitere Flasche Wein, wobei sie sich köstlich amüsierten und sich so viel unterhielten, wie in all der Zeit in der sie sich bisher kannten, es nicht getan haben, zumindest kam es Shinichi so vor. Sie hatten sich einen großen Eisbecher für zwei bestellt. Der Kellner servierte ihn mit kleinen Schokoherzchen auf der Schlagsahne. Ob dies Standard war bezweifelte das Liebespaar, aber es störte sie nicht, dass sie genau als solches behandelt wurden. Shiho hat definitiv ihre Zeit dafür gebraucht und wollte anfangs nicht gerne auf Pärchen machen, doch solange sie groß waren und niemand sie kannte, mochte sie es, dass Shinichi in der Öffentlichkeit als ihr fester Freund auftrat. Gerade war Shiho dabei mit dem großen langen Eislöffel Shinichi eine große Portion Eis mit Sahne in den Mund zu schieben. Der ordentliche Weinkonsum hatte die Stimmung gut gelockert, aber auch ihre Zielfähigkeiten eingeschränkt. So landete ein fetter Sahneklecks auf der Nasenspitze ihres Freundes und sorgte dafür das Shiho anfing zu kichern und auch Shinichi konnte nicht an sich halten. Er hatte bereits die nächste Flasche Wein geordert, da stimmte das Streichquartett zu einem, ihnen bekannten, Klassiker an. „Hey, das ist doch Ave Maria.“, entfuhr es Shinichi und drehte sich zu den Musikern um. Einige Gäste standen auf und baten ihre Begleitung um einen Tanz. Mit einem auffordernden Grinsen und großen Augen wandte der junge Detektiv sich an die rotblonde Frau, die ihm gegenübersaß und die Lippen leicht spitzte. „Na schön Holmes, EINEN Tanz.“, gab sie direkt nach und ehe sie sich versah, standen beide auch schon auf der kleinen Tanzfläche und bewegten sich zu den rhythmischen Tönen, wie damals in Nishimuras Anwesen. „Wird das jetzt unser gemeinsames Lied oder wie soll ich das deuten.“, schmunzelte Shiho, als sie von ihrem Partner gedreht wurde. „Also ich hätte nichts dagegen.“, erwiderte Shinichi und zog sie wieder an sich heran. So bewegten sie sich immer weiter, eng umschlungen und nur Augen für den jeweils anderen, während um sie herum die Welt in Vergessenheit geriet. Nachdem auch die dritte Flasche Wein geleert war und es bereits recht spät geworden ist, fragte Shinichi nach der Rechnung. Viele Gäste waren schon gegangen, nur die Bar war noch ausreichend besucht, als der Kellner ihnen das Stück Papier auf den Tisch legte. Über die genaue Summe des Abends wollte Shinichi nicht offen sprechen, aber es würde auf jeden Fall bei der nächsten Kreditkartenabrechnung seiner Eltern für Erklärungsbedarf sorgen, allein wegen der Kette. Er hatte aber sowieso schon geplant, bei ihrem nächsten gemeinsamen Treffen, ihnen Shiho, als seine feste Freundin, vorzustellen. Als sie bezahlt hatten, griff Shinichi sich Shihos Jacke von der Garderobe und legte sie ihr über ihre freien Schultern. „Oh danke, sehr zuvorkommend.“, scherzte die rotblonde Wissenschaftlerin. „COGNAC“, dröhnte eine Stimme durch ihren Kopf und ließ sie erschrocken zur Bar herumfahren. Ein Mann im Anzug, saß auf einen der Hocker und hob gerade seinen Arm, um den Barkeeper zu signalisieren. „Noch einen Cognac.“ , rief dieser. Diese Stimme, dachte sich Shiho und zögerte für einen Moment. „Alles okay, bei dir?“, erkundigte sich Shinichi besorgt. „Ich glaube das war wohl etwas zu viel Wein für uns.“, scherzte er, bevor sie das Restaurant verließen und sie sich zurück zum Haus der Kudos aufmachten. Shiho ließ sich dabei wortlos mitziehen und vergaß auch schnell, was sie gerade eben noch beschäftigte. Nun hatte sie wieder nur Augen für Shinichi, der ihre Hand nahm, als sie die Straße entlangliefen. Was sie dabei nicht bemerkten, war der Mann von der Bar, welcher ebenfalls das Restaurant verließ und sich vor dem Ambiente an einer Straßenlaterne anlehnte, als er ihnen nachsah. „Sind sie nicht süß die Beiden. Das war ja ein Abend wie im Bilderbuch. Nur schade, dass ich diese unschuldige Liebe bald auseinanderreißen muss. Es wird hart für sie werden, kein Zweifel, aber zumindest ich werde dabei meinen Spaß haben. Schlaft gut ihr beiden. Schlaft, als wäre es euer letztes Mal.“ Damit setzte sich der Mann in Bewegung und trat seinen Weg in die andere Richtung an, hinein in den schwarzen Schatten der Stadt. Es war still in Beika. Der Schein der Laternen viel auf die beiden herab, während sie die Straßen des Viertels entlang liefen. Shiho hatte sich bei Shinichi eingehackt und sich eng an ihn gekuschelt. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und er wiederum lehnte seinen Kopf gegen ihren, wobei er den Duft ihrer Haare wahrnehmen konnte. Hin und wieder riss er kleine Witze oder erzählte verrückte Geschichten aus seiner Zeit in der Oberschule und was für Fälle er damals gelöst hatte. Shiho musste ab und zu laut loslachen und strahlte dabei wie ein Lebkuchenpferd. Der Alkohol war sicherlich nicht ganz unschuldig an ihr und Shinichis Verhalten, waren beide tatsächlich leicht angetrunken, aber das war nicht ausschlaggebend für die gute Stimmung. Sie waren beide einfach in der bestmöglichen Gesellschaft. Als sie in ihre Straße einbogen, kam Shinichi aber auf ein anderes, ein ernsteres Thema zu sprechen. Es war etwas, was ihm schon deslängeren Beschäftigte und nicht mehr loslassen wollte. Sein Lächeln verschwand dabei schlagartig und er wandte sich leicht zu seiner Partnerin. „Hey Shiho, sag mal. Es gibt da etwas, was mich schon seit längerem beschäftigt. Es ist das, was Gin, bei unserer Konfrontation vor drei Wochen alles gesagt hatte. War eigentlich jemals etwas zwischen dir und Gin, während deiner Zeit in der Organisation?“ Die rotblonde Frau blieb erst kurz wie erstarrt stehen, ging aber sofort wieder weiter, bevor Shinichi ebenfalls anhielt. Sie sah ihn nicht direkt an und doch konnte der Oberschülerdetektiv erkennen, dass sie nun nicht mehr so fröhlich aussah, sondern eher traurig und zutiefst getroffen dreinschaute. „Tut…tut mir leid, ich hätte dich das nicht fragen sollen.“ „Nein nein, ist… ist schon okay. Du bist neugierig das versteh ich. Es fällt mir nur schwer darüber zu sprechen, aber ich will es dir verraten. Wenn ich es einer Person auf dieser Welt anvertrauen kann, dann dir.“ Shinichi war überrascht über die Bereitschaft seiner Freundin über ein solch, für ihn heikel wirkendes Thema, zu sprechen. Vielleicht spielte hier auch der Alkohol wieder eine Rolle oder sie vertraute ihm wirklich voll und ganz, was Shinichi ebenfalls nicht ausschließen wollte. Shiho atmete angespannt aus. „Es…es begann schon recht früh, nachdem ich die Leitung der Forschungsabteilung übernommen und den Codenamen Sherry verliehen bekommen habe. Damals bin ich Gin das erste Mal begegnet, diese lange schwarze Gestalt mit ihren blonden Haaren. Wir liefen uns eher zufällig über den Weg, doch dieser Blick, welchen er mir zuwarf, habe ich bis heute nicht vergessen, dieses lodernde Feuer. Seit diesem Zusammentreffen hat dieser Teufel begonnen seine Augen immer häufiger nach mir auszurichten. Sein Interesse schien stetig zu wachsen, dass er mehr an mir persönlich zu finden schien, als an dem, was ich in der Organisation tat. Wie waren in unterschiedlichen Abteilungen und dennoch nutzte er jede Gelegenheit, um sich in meiner Nähe aufzuhalten. Irgendwann schien ihm das nicht mehr zu reichen und er sprach mich eines Tages direkt an. Anfangs fand ich es nicht einmal schlimm. Er versuchte nett zu sein und es war ganz schön, mit jemanden reden zu können, der etwas über einen selbst wissen wollte und nichts von den neuesten Testergebnissen eines unserer unzähligen Experimente. Ich schien das erste Mal jemanden nicht gleichgültig zu sein und das fühlte sich gut an.“ Sie machte eine kurze Pause, da sie soeben an der Haustür des Anwesens der Kudos angekommen waren. Shinichi schloss wortlos die Tür auf und beide traten ein, während Shiho weitererzählte. „Doch so harmlos, wie es begonnen hatte, blieb es nicht. Es war mir mittlerweile klar geworden, dass er für mich etwas empfinden musste. Sein… sein Verlangen wurden nämlich immer mehr und mehr, doch das ging mir einfach alles zu schnell. Egal wie nett es anfangs auch war, ich lernte mit der Zeit, was Gin wirklich für eine Art Mensch war, wenn man ihn überhaupt als Menschen bezeichnen kann. Er ist eher wie Dämon ohne jede Art von Seele. Er tötete, er tötete viel. Das war sein Handwerk und er tötete ohne Gefühle, wie Reue oder Mitleid zu zeigen. Er war kalt und unberechenbar. Seine Gegenwart löste zunehmend ein Unbehagen in mir aus. Diese Aura, welche ich bei jedem Mitglied der Organisation spüren kann, dieses Gefühl, spürte ich zum allerersten Mal bei ihm und es jagte mir eine Heiden Angst ein. Du musst dir vorstellen, dass Gin ein Mann ist, der es gewohnt ist, dass zu bekommen was er will und wenn sich dabei ihm irgendetwas in den Weg stellt, dann nimmt er es sich mit Gewalt. Das machte er auch mir unmissverständlich klar, als ich nicht auf seine weiteren Annäherungsversuche einging.“ Shinichi stockte der Atem. Er erschrak sichtlich bei diesen Worten. Gin dieser Dreckskerl, er hat doch nicht etwa…, dachte sich der Schwarzhaarige. Shiho registrierte den entsetzten Gesichtsausdruck ihres Freundes und nahm sofort seine Hand um ihn zu beruhigen. „Nein nein, nicht doch. Er hat mich nicht… ich meine, man kann zwar nicht behaupten, dass… was ich sagen will, er hat mich nie gegen meinen Willen angerührt Shinichi.“, versicherte sie ihm. Der junge Detektiv war mehr als erleichtert und küsste die Hand seiner Freundin, welche seine immer noch festhielt. Shiho nutzte die Gelegenheit um fortzufahren. „Aber gerade das ist auch der Grund, warum ich gerade vor Gin mich immer am meisten gefürchtet habe, denn, wie soll ich es am besten sagen, er ist verrückt nach mir, förmlich besessen gar. Er hat immer behauptet, dass wir füreinander bestimmt sind. Man kann es als Fluch und auch als Segen bezeichnen.“ Shinichi war verwirrt. „Inwiefern kann man in Gins Versessenheit auf dich, einen Segen sehen?“, wollte er wissen. „Ganz einfach.“, entgegnete Shiho. „Das war der Grund dafür, dass sie mich nicht sofort töteten, als ich mich weigerte weiter für sie zu arbeiten. Ich weiß es ist schwer zu glauben, aber Gin hat es damals nicht übers Herz gebracht mich zu erledigen und mich stattdessen einsperren lassen. Ein fataler Fehler für ihn, wie sich später herausgestellt hat. Seitdem und nach der Begegnung mit ihm auf dem Dach von Professor Agasas Haus, bin ich mir ziemlich sicher, dass das nun nicht mehr so ist. Er sieht mich, als seine größte Schwäche und sein größtes Versagen an. Er hat sich sicherlich eine Menge Ärger eingehandelt und dabei gilt es für ihn einen Ruf zu wahren. Deswegen ist er so scharf darauf mich zu beseitigen, um diese eine Schwäche endgültig auszumerzen. Er hasst mich, weil er mich liebt und er hasst auch sich dafür, da bin ich mir sicher. Gin weiß, dass ich niemals etwas für ihn empfinden werde, vor allem da er meine Schwester auf dem Gewissen hat und… und weil ich mein Herz bereits an jemand anderen verloren habe.“ Nun lächelte die rotblonde Frau ihr Gegenüber an und küsste ihn flüchtig auf den Mund. „Du kannst dir sicher sein, dass ich niemals zulassen werde, dass dieser Kerl dir jemals irgendein Leid antun wird. Du bist mein ein und alles Shiho und ich werde dich immer beschützen, wie ich es dir schon so oft versprochen habe.“, sprach Shinichi zuversichtlich und entschlossen, während er eine Hand an ihre Wange legte. „Womit habe ich dich nur verdient.“, flüsterte sie verträumt. „Du bist eben etwas ganz besonders Shiho.“, erwiderte er. Die rotblonde Frau sah ihn sehnsüchtig mit ihren großen kugelrunden Augen an, als sie sogleich nicht mehr an sich halten konnte und wollte und über ihn herfiel. Sie ließ ihre Handtasche fallen und warf ihre Jacke auf den Boden, bevor sie ihre Arme um seinen Hals schlang und ihre Lippen voller Lust und Leidenschaft auf seine presste. Shinichi war etwas überrumpelt, aber er ließ es geschehen. Er wollte ihr einfach nah sein und die plötzlich freigesetzten Endorphine wirkten wie ein Rausch auf ihn. Shiho begann seinen Hals zu küssen und öffnete den ersten Knopf seines Hemdes. Als dann ihre Hand sich langsam immer weiter nach unten bewegte, setzte Shinichis Verstand dann doch wieder ein und er löste sich von Shiho, wenn auch vielleicht etwas zu ruckartig. Sie sah ihn etwas irritiert an, während er erstmal damit beschäftigt war, Luft zu holen. „Du willst nicht.“, brachte die Wissenschaftlerin leise heraus und wirkte auf einen Schlag zutiefst unglücklich. „Nein warte, so ist das nicht.“, versuchte Shinichi zu erklären. „Ich will und muss nur einfach wissen, ob es wirklich das ist was du willst. Ich möchte nicht, dass du das später auf irgendeine Weise bereuen könntest. Ich würde dich niemals verletzen wollen.“ Shiho fiel ein Stern von Herzen. Sie lächelte sanft und ging langsam auf ihn zu. Sie legte sein Gesicht in ihre Hände und legte ihre Stirn an die seine. „Shinichi…“, säuselte sie lieblich, „…ich war mir noch nie im meinem Leben bei etwas so sicher. Ich will es, ich will es wirklich und was das wichtigste ist, ich will es mit dir, denn ich liebe dich Shinichi.“ Mehr musste der Oberschülerdetektiv nicht wissen. Er überbrückte die letzten Zentimeter zwischen ihnen und küsste sie voller Leidenschaft auf den Mund. Sofort erwiderte sie seinen Kuss und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Shinichi drehte Shiho um und verstärkte seine Kusseinheiten, wobei sie anfingen rückwärts zu gehen, bis die Rotblonde an der Wand im Flur angekommen war und sie sich gegen diese drückte. Sie streiften ihre Schuhe ab und begannen langsam und eng umschlungen, die Treppe hinauf ins Schlafzimmer zu torkeln. Unter keinen Umständen wollten sie sich voneinander lösen. In dieser Nacht sollten sie vereint sein und es sollte unvergesslich werden und auch Shinichi würde diese Erfahrung mit niemand anderen, zum ersten Mal, machen wollen, als mit ihr, mit Shiho. Sie stürmten Hals über Kopf in das Zimmer mit dem weichen Doppelbett und ließen die Tür lautstark, hinter sich, ins Schloss fallen. Er hatte sie gefragt, ob sie sich wirklich sicher sei, damit sie es im Nachhinein auf keinen Fall bereuen würde. Ja, sie war sich sicher und sie würde es auch auf keinen Fall bereuen. Nicht so wie damals. Nicht so wie bei ihm. Diese eine düstere Nacht, welche Shiho nie mehr vergessen würde. Das Geheimnis, welches sie Shinichi nur zu gerne ersparen möchte. Seine Reaktion von eben sprach für sie Bände. Sie würde ihn damit nur verletzen und das wollte sie nicht. Es war ein Fehler ihrerseits, da sie es zugelassen hatte, sich bereiterklärt hatte und sie hasste sich selbst dafür schon genug. Heute sollte alles anders werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)