Lamiak von Irrati ================================================================================ Kapitel 3: Vamos a Madrid! -------------------------- Das Abendessen war für Arantxa schnell beendet und sie verabschiedete sich vorzeitig von den anderen. Alexis entschied sich zu bleiben und schaute ihrer Freundin hinterher. Sie nutzte diese Gelegenheit um mehr über die Situation in Erfahrung zu bringen. „Was hat sie denn gegen ihn?“ Alexis verstand ihre Freundin nicht und wollte die Situation erleichtern. „Ach mach dir keine Gedanken Lexi, meine Schwester ist oft hochnäsig. Sie hält etwas zu viel von sich manchmal. Obwohl diese Art gar nicht zu ihr passt. Arriola steht auf meine Schwester seitdem ich in sein Zimmer zog vor 4 Jahren. Er fragte oft nach ob sie mal zu Besuch kommen würde oder ob sie es war mit der ich sprach, wenn ich telefonierte.“ Er belächelte das neurotische Verhalten seines Freundes. „Verstehe…“ beginnt Lexi, „ist doch süß, wenn er so tollpatschig in ihrer Nähe ist.“ Sie zuckte mit den Schultern und räumte ihr Tablett weg. „Sie findet es eher peinlich…“ gab Nael zu und stand ebenfalls vom Tisch auf. „Das vergeht sicher noch, vielleicht muss sie ihn einfach erstmal besser kennenlernen.“ Alexis wirkte zuversichtlich und beide gingen zu ihren Zimmern. Die erste Schulwoche verlief für Arantxa und Alexis ruhig. Sie gewöhnten sich rasch an das neue Umfeld und waren unzertrennlich. Der Unterricht war ertragbar und die meisten Klassenkameraden nett. Arantxa genoss es oft im Mittelpunkt zu stehen und zählte schnell zu einem der beliebtesten Mädchen ihrer Klassenstufe. Lexi interessierte sich wenig dafür, hielt sich eher zurück und vertiefte sich in ihre Bücher. Dennoch stand dies der Freundschaft der beiden keinesfalls im Wege. Nach der zweiten Schulwoche beschloss Nael einen Ausflug nach Madrid zu unternehmen und lud die beiden Freundinnen und seine Mitbewohner übers Wochenende ein mitzukommen. Arantxa war begeistert, wusste jedoch nicht von den anderen zwei Jungs die mitkommen sollten. „Das hört sich fabelhaft an! Du wirst Madrid mögen Lexi!“ klatschte sie erfreut in ihre Hände und brachte ihre goldenen Armreifen zum Schellen, als die zwei auf dem Parkplatz vor dem Internat auf Nael warteten. Nach einer Weile kamen Arriola, Colin und Nael auf sie zu. „Hey wo wollt ihr beide denn hin?“ rief Lexi Colin und Luken zu. „Nael erzählte, dass er mit euch einen Ausflug nach Madrid plante und da konnten wir einfach nicht ablehnen. Ich wollte schon immer mal dort hin.“ Freute sich Colin und gesellte sich zu ihr. „Dein Name war Alexis oder? Ich heiße übrigens Colin Sheffield.“ „Eh…genau. Alexis Leah Pitt.“ Sie freute sich heimlich, dass er ihren Namen wusste. Arantxa sah ihren Bruder mit Blicken an die hätten töten können und schüttelte den Kopf. „Traidore! (Verräter)“ murmele sie zynisch. „Arantxa, du erinnerst dich an Arriola…? “ erkundigte er sich berechnend. Luken nahm eine Hand aus der Hosentasche und winkte den Mädchen zu und gab ein etwas zurückhaltendes „Hi.“ von sich. „Nicht wirklich.“ Arantxa würdigte Arriola hoch erhobenen Hauptes keines Blickes. „Wollen wir…?“ schaute Colin Lexi an. Diese gab nur ein Lächeln als Antwort und beide stiegen in Naels Wagen. „Ich sitze vorn.“ legte Arantxa sofort fest und folgte den beiden. Nael klopfte seinem Freund beim Vorbeigehen auf den Rücken: „Gut gemacht Arriola, diesmal bist du stehen geblieben!“ er lachte und Luken griff sich verlegen in die kurzen schwarzen Locken. Nach guten dreieinhalb Stunden erreichten sie Madrid. Es war schon fast September, aber immer noch sehr heiß. Nael beschloss sich um ein Hotel zu bemühen und sich um den Abend und das Essen zu kümmern. Lexi wollte direkt alle Buchläden und Bibliotheken erkunden. Colin erklärte sich direkt bereit sie zu begleiten. „Ich will mich ein wenig in den Läden umsehen!“ verkündete Arantxa laut. „Okay, aber Arriola wird dich begleiten, ich will nicht, dass du alleine durch die Stadt rennst und dich wohlmöglich noch verläufst.“ „Eh…okay.“ Luken schaute seinen Freund irritiert und etwas verunsichert an, grinste jedoch über sein glückliches Schicksal. „Alles klar Freunde, dann treffen wir uns gegen 7 wieder hier, ansonsten ruft einfach an!“ So trennten sich ihre Wege. Im ersten Buchladen angekommen fragte Colin: „Liest du viel, Alexis?“ „Machst du Witze? Ich ernähre mich praktisch von ihnen!“ lächelte sie ihn sanft an. „Und du kannst mich ruhig Lexi nennen, das tun die meisten.“ Erklärte sie. „Vielleicht mache ich das… oder Leah.“ Er zog einen Mundwinkel hoch und schaute sie an. „Aber so nennt mich fast niemand.“ „Dann ist es doch ein Grund ihn zu benutzen… “ zwinkerte er ihr zu. Dann konzentrierten sie sich wieder auf die Büchersuche. Zwischen den beiden knisterte es langsam und eine sanfte Harmonie entstand zwischen der Amerikanerin und dem Briten aus Portsmouth. So eine Harmonie hätte der arme Luken auch gebrauchen können. Die temperamentvolle Baskin ließ ihn sichtlich links liegen und machte es sehr schwer für ihn an ihr dran zu bleiben. Mit vollen Taschen huschte sie von einem in den nächsten Laden und versuchte Luken abzuschütteln. Nach einer weiteren halben Stunde hatte Arantxa ihr Ziel erreicht und den von ihrem Bruder auferlegten Aufpasser abgehängt, doch mit Folgen. Während der Verfolgungsjagd hatte sie ihren Weg durch die vielen engen Gassen nicht bedacht und hatte sich verirrt ohne es zu bemerken. Auf der Suche nach einem Rückweg kam sie an einem Klaviergeschäft vorbei und blieb vor dem Schaufenster stehen. Sie schaute gedankenverloren auf die schwarz glänzenden Schönheiten. Sie ließ ihre Taschen auf den Boden sinken und trat näher heran. Sie vermisste diesen Klang der ihr einst so viel bedeutete. Ein gutaussehender, aber verdächtiger Mann kreuzte ihren Weg und sie erkundigte sich selbstsicher nach der Route zu einem Platz von dem aus sie wieder zurückfinden würde. Sie wollte ihm zum Dank etwas Geld anbieten, doch der zwielichtige Mann witterte seine Chance und drängte Arantxa in eine Ecke und bedrohte sie mit einem Messer. „Mehr Geld!“ schrie er sie an. Verängstigt streckte sie ihm bereitwillig all ihr Bargeld und Schmuck nach und nach entgegen. Ihr stockte der Atem und ihr Herz raste vor Panik. Sie zitterte am ganzen Körper, auch noch nachdem der Mann genauso schnell wieder verschwunden wie er aufgetaucht war. Arantxa sank neben dem Fenster des Klaviergeschäfts an einer Wand nieder und zog ihre von einem langen schwarzen Kleid bedeckten Beine dicht an ihren Körper und vergrub das Gesicht zwischen ihren Knien. Sie hatte einen Fehler gemacht. Sie war absichtlich entwischt und hatte sich in diese Situation gebracht. Und nun wusste sie nicht wie sie die anderen wiederfinden konnte. Nach einer halben Stunde saß sie noch in derselben Position, taub von dem Geschehenen und verängstigt sich auch nur einen Meter weiter zu bewegen. Zum Glück fand Luken sie. „Hey, da bist du ja. Ich habe überall nach dir gesucht… aber das war wahrscheinlich genau dein Ziel.“ Meinte er ironisch und beugte sich etwas zu ihr herunter. „Lágarte. (Verschwinde.)“ zischte sie ihn an ohne aufzuschauen. „Ich denke, wenn ich das tun würde, wäre dein Bruder nicht länger mein Freund und würde mich Kopf über an einem Seil aus unserem Fenster hängen.“ Sie schaute ihn etwas angewidert von seiner Antwort an und runzelte die Stirn. „Wie auch immer…“ Er stand auf und gestikulierte ironisch mit seinen Händen. „Du kannst dir überlegen ob du wieder mit mir zurückgehst oder hier weiterhin in einer verlassenen Gasse vor dich hin schmollst und den nächsten Bus alleine nimmst.“ Er hob die Augenbrauen und wartete auf eine Antwort. Sie ignorierte sein Angebot gekonnt. Er stieß einen enttäuschten Atemzug aus und wendete sich von ihr ab. „Okay.“ Akzeptierte er ihre stumme Verneinung. Er wollte gehen. „Ich… ich habe mich verlaufen und dann wurde mir auch noch mein ganzes Geld geklaut.“ Sagte sie beschämt. Luken seufzte einmal tief und drehte sich zu ihr um. „Wenn du willst musst du nicht mal mit mir reden auf dem Rückweg. Lass mich dich nur zurückbringen.“ Er sprang über seinen Schatten, reichte ihr die Hand und half ihr auf. „Wir holen dir erstmal einen Kaffee, vamos.“ Er ging voran und die hübsche Baskin trottete ein wenig schuldig hinter ihm her, schaute ihn aber kein einziges Mal an. Zur selben Zeit begutachteten Lexi und Colin inzwischen schon den 4. Buchladen. „Leah…?“ fragte Colin beinahe etwas zaghaft. „Ja?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Wie wäre es mit einem Kaffee?“ „Ich liebe Kaffee! Eine gute Idee.“ Sie grinste über beide Ohren. Nachdem sie den Stapel an Büchern bezahlt hatten suchten sie das nächst beste Café auf und gönnten sich eine kleine Verschnaufpause. Sie saßen sich an einem kleinen runden Metalltisch gegenüber, inmitten einer schmalen Seitengasse. „Woher kennst du eigentlich Nael?“ erkundigte sich der charmante Brite. „Von Arantxa. Diese Basken scheinen echt ein ungewöhnliches Völkchen zu sein.“ Gab sie lächelnd zu. Colin nickte. „Luken ist auch Baske, wusstest du das?“ „Nein ich hatte keine Ahnung.“ Lexi wirkte überrascht. „Er wirkt allerdings sehr nett. Ara sollte wirklich nicht so gemein zu ihm sein.“ Colin nickte zustimmend. „Ist sie wirklich so arrogant wie ihr Bruder manchmal behauptet?“ „Manchmal, aber tief im Herzen ist sie eine bezaubernde und aufregende Persönlichkeit. Ich denke sie zeigt nicht immer alle Teile ihrer Seele. Sie hat etwas Geheimnisvolles an sich.“ „Vielleicht hat sie Angst etwas Gefühl zu zeigen… im Gegensatz zu Luken, haha!“ „Vielleicht.“ „Und was ist mit dir…?“ Colin versuchte Lexi aus der Reserve zu locken. „Was meinst du?“ Lexi sah errötend auf und ihm in die blauen Augen. „Versteckst du dich auch vor Gefühlen?“ er grinste sie verschmitzt an. „Ganz und gar nicht.“ Alexis stütze ihr Kinn auf ihre Handfläche und funkelte den blonden Jungen herausfordernd an. „Gut.“ Gab er siegessicher zurück. „Wie wäre es mit nächstem Freitag, du und ich?“ „Fein.“ Sie schmunzelten sich an bis Colin etwas in den Sinn kam. „Sag mal, was hast du dir vorhin für ein eigenartiges Buch gekauft?“ Alexis zog ein braun eingeschlagenes Buch mit eingravierten Mustern aus ihrer Tasche hervor. „Meinst du dieses?“ Es handelte sich um ein sehr altes Buch über die Geschichte des Baskenlandes, der Bräuche, Mythologie und Kultur. „Ja genau. Leihst du es mir mal, wenn du damit durch bist?“ „Na klar. Woher das plötzliche Interesse?“ Colin beginnt zu lachen. „Nun ja… schließlich wohne ich mit zwei von diesen Chaoten zusammen und will nur vorbereitet sein!“ Beide lachten und genossen die angeregte Unterhaltung. Nach einer Weile brachen sie zum vereinbarten Treffpunkt auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)