Wer bin ich? von Fiamma ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Kapitel 17   Mamoru starrte auf das Blatt Papier. Immer und immer wieder ging er die Zeilen durch, die dort geschrieben standen. Einiges war leider vom Regen aufgeweicht und verwischt. Aber die Bruchstücke, die er entziffern konnte, waren eindeutig. Wie war das möglich? Auf dem Stück Papier stand etwas über eine Prinzessin, die in einem großen Palast, auf dem Mond lebte. Davon wussten eigentlich nur das Sailor Team und er. Und natürlich Usagi … konnte es sein, dass diese Frau? Aber das war unmöglich. Die Krankenakte von ihr war eindeutig. Ami hatte sich als Ärztin der Familie vorgestellt und versucht an die Akte zukommen. Es gelang ihr sogar und unmissverständlich dokumentierte diese ihren Tod. Warum sie so schnell abgeholt wurde und wohin, konnte aber auch Ami nicht in Erfahrung bringen. Ohne nachzudenken, rannte er auf ein Mal in die Richtung, in die das Auto fuhr. Er musste diese Frau finden. Er rannte und rannte, ohne überhaupt zu wissen wohin. Stundenlang streifte er ohne Erfolg durch die Straßen von Nagoya, bis er erschöpft zu seinem Auto zurückkehrte. Wie in Trance setzte er sich ans Steuer und legte müde seinen Kopf aufs Lenkrad. Er konnte jetzt nicht nach Hause fahren. Erneut sah er sich das Stück Papier in seiner Hand an. Usagi hatte es geschrieben. Es war zweifellos ihre Handschrift. Er würde sie unter Tausenden wiedererkennen.       Motoki war gerade dabei den Tresen abzuwischen, als die Tür zum Crown geöffnet wurde. „Wir schließen heute leider schon früher. Kommen Sie doch einfach mor... Mamoru!“ Ohne ein Wort der Begrüßung setzte sich dieser zu ihm an den Tresen. „Alter, wo warst du! Weißt du überhaupt, was wir uns für Sorgen gemacht haben? Zwei Wochen lang warst du wie vom Erdboden verschluckt!“ „Ich brauchte etwas Zeit für mich … Bekomme ich nun einen Kaffee, oder muss ich mir den woanders besorgen?“ Schief grinsend sah sein Freund zu ihm herüber. Tonlos stellte er ihm eine Tasse mit heißem Kaffee vor die Nase und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Nächstes Mal sag bescheid, wenn du dir eine Auszeit nimmst … Dann brauchen wir nicht ganz Tokio nach dir absuchen“, meckerte er und fuchtelte dabei wild mit seinen Händen herum. Er schimpfte noch ein paar Minuten weiter, ohne das Mamoru irgendetwas dazu sagte, bis er schließlich schwer seufzend sich mit seinen Händen am Tresen abstützte. „Bist du fertig?“ „Entschuldige, dass ich mir Sorgen mache, wenn sich mein bester Freund von heute auf morgen nicht mehr zurückmeldet.“ „Ich hatte meine Gründe.“ Stöhnend rieb sich Motoki über die Stirn. „Und die wären?“ Bevor er jedoch eine Antwort bekam, sprang Mamoru mit einem Mal auf. „Ich erkläre es dir ein anderes Mal. Ich muss jetzt los.“ Schwungvoll drehte er sich herum und verließ in schnellen Schritten das Crown. Seufzend schüttelte Motoki seinen Kopf, nahm den unberührten Kaffee und goss ihn in den Abguss. „Aus dem wird man nicht schlau.“   „Erst verschwindet er, dann bestellt er uns ohne weitere Erklärung hier in den Tempel und dann kommt er auch noch zu spät … Da bin ich ja mal gespannt, was er zusagen hat“, maulte Minako laut und tippte nervös mit ihren Füßen auf dem Boden herum. „Eigentlich sollte ich jetzt mit meinem Chef über mein eigenes Album sprechen.“ Ohne etwas zu sagen, stand Rei mit einem Mal auf, ging zu Tür und schob sie ein Stückchen auf. Sie hatte schon seit Tagen kaum Schlaf gefunden, da schlimme Albträume sie quälten. Immer wieder träumte sie von vier Kindern und einer bösen Macht, die alles zerstörte. Sie kam aber nicht weiter, was dies zu bedeuten hatte. „Er kommt“, flüsterte sie dann aber und deutete dabei hinaus. Aufgeregt standen alle auf und stürmten zu ihr zur Tür.   Er hatte das Zimmer nicht ein Mal betreten, da redeten sie auch schon wild durcheinander auf ihn ein. „Wo warst du?“ „Was ist passiert?“ „Warum sollten wir alle herkommen?“ Ohne auch nur eine Frage zu beantworten, ging er an ihnen vorbei, betrat das kleine Zimmer und legte etwas auf den Tisch. Prompt drängelten sich alle um den kleinen Tisch herum und betrachteten das Blatt Papier. „Mamoru, was ist das?“, fragte Ami und drehte den Zettel in ihrer Hand hin und her. Angespannt setzte er sich auf eines der Kissen und begann ihnen zu erzählen, warum er die letzten zwei Wochen verschwunden war. Er berichtete über die Begegnung mit der Frau und dem Fund des Zettels. Er holte tief Luft und erzählte weiter, dass er zwei Wochen lang versucht hatte, eine Spur zu der Frau zu finden. Ohne ihn zu unterbrechen, hörten sie ihm alle zu. „Ich habe auch versucht die Familie von Usagi zu finden. Ich dachte … vielleicht sind sie ja damals nach Nagoya verschwunden und könnten mir erklären, was das alles zu bedeuteten hat. Warum sie verschwunden sind, was mit Usagi passiert ist. Wer diese Frau ist und warum sie diesen Zettel hatte.“ Niedergeschlagen senkte er seinen Kopf. „Aber weit und breit keine Spur von ihnen.“ Er konnte genau sehen, wie Ami das Stück Papier nachdenklich genau musterte. „Es stehen nur Dinge herauf, was man noch erkennen kann, die eigentlich nur wir wissen dürften. Die Schrift sieht auch ganz nach Usagis aus, aber-“ „Das kann nur Usagi geschrieben haben, so viele Rechtschreibfehler in nur einem Satz … Seht euch das Mal an“, wurde sie von Makoto unterbrochen und schwungvoll riss sie Ami das Papier aus den Händen.   Rei, die die ganze Zeit noch nichts gesagt hatte, stand ein wenig Abseits von den anderen. Sie war erschöpft und hatte schon seit Tagen Kopfschmerzen. Die Kämpfe und die Albträume machten ihr zu schaffen. Doch erzählte sie den anderen nichts davon. Es reichte, dass sie beunruhigt deswegen war. Tief atmete sie ein, drehte sich von den anderen weg und stellte sich ans Fenster. „Das führt doch zu nichts, es bringt uns nicht weiter … Ein Stück verwischtes Papier bringt uns Usagi auch nicht zurück. Wir sollten lieber unser Augenmerk darauf richten, endlich den Ursprung der neuen Bedrohung zu finden … “ Die anderen senkten ihre Köpfe und sagten kein Wort mehr.   „Ihr könnt das nicht einfach ignorieren!“ Wütend schlug er mit seiner Faust auf den kleinen Tisch. „Usagi hat es geschrieben!“ Minako versuchte ihn zu beruhigen und legte seine Hand auf seine. „Das denken wir auch, aber niemand weiß doch, wann sie es geschrieben hat. Vielleicht haben ihre Eltern es in ihrem Zimmer gefunden und es mitgenommen.“ Er konnte genau sehen, wie sich Makoto die Haare raufte. „Das ergibt doch alles keinen Sinn. Du hast keine Spur von Usagis Eltern gefunden … oder Usagi.“ Die letzten Worte flüsterte Makoto mehr, als das sie es laut aussprach. „Nagoya ist eine Hafenstadt … vielleicht, sind sie dort hin, um mit dem Schiff weiter zu reisen“, schlussfolgerte Ami. „Es erklärt aber nicht, wie dieser Zettel zu dieser Frau gelangen konnte“, seufzte Minako mit einem Mal und nahm ihre Hand wieder herunter. Aufgebracht, dass die anderen es einfach so hinnahmen, schnappte er sich den Zettel vom Tisch und wandte sich von ihnen ab. Er musste sowieso dringend los zur Klinik. „Ich muss jetzt lo-“ Doch weiter kam er nicht, da ihn plötzlich ein tiefer Stich in seiner Brust stach. Der Schmerz war unerträglich. Keuchend krallte er seine Finger auf der Höhe seines Herzens in sein Shirt. Er merkte, wie seine Beine nachgaben, und sackte vor den anderen auf seine Knie. „Usako …“, presste er zwischen seinen Lippen hindurch und kniff seine Augen zusammen. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie Ami augenblicklich aufsprang und zu ihm eilte. „Usako“, flüsterte er erneut und bekam nur wage mit, dass Ami gerade seinen Puls überprüfte. „Mamoru, geht es dir gut? Was ist los?“ „Usagi … sie …“, stammelte er aber nur, ohne Amis Frage zu beantworten und versuchte mit ihrer Hilfe wieder aufzustehen. Als er wieder sicher stehen konnte, ballte er kurz mit gesenktem Kopf seine Hände zu Fäusten, nur um direkt danach in die verwirrten Gesichter der anderen zu sehen. „Sie lebt … Ich weiß es …Usagi lebt und irgendetwas geschieht, was ganz und gar nicht richtig ist …“ Mit großen Augen sahen ihn alle sofort fragend an und versuchten offenbar zu verstehen, wovon er sprach. „So einiges geschieht gerade, was ganz und gar nicht richtig ist. Aber, wie kommst du dadurch darauf, dass Usagi noch lebt?“ Sichtlich aufgebracht hob Makoto ihre Arme. „Ich weiß es einfach … ich habe es gespürt und …“ Sofort krampfte sich alles in ihm zusammen, als er an den Schmerz, den er gerade noch verspürt hatte, denken musste. „Und irgendwas geschieht mit ihr, was so nicht sein sollte …“ Verachtend lachte Haruka auf. Sie und Michiru hielten sich bis eben noch im Hintergrund und hatten einfach nur zugehört. „Du hast es gespürt … Ich glaube eher, dass es dein Wunschdenken ist … Irgendetwas, was nicht sein sollte? Ich kann dir genau sagen, was nicht sein sollte … Dass die Prinzessin tot ist, das sollte so nicht sein!“ Angriffslustig baute sich Haruka direkt vor ihm auf. „Du hast es gespürt … dein ach so tolles Gefühl konnte aber nicht verhindern, dass sie die Treppe hinunter fällt!“   Haruka redete sich immer mehr in Rage und gab ihrer Trauer ein Ventil. Seit Wochen kam Michiru schon nicht mehr an sie heran. Sie unterdrückte ihre Gefühle und ließ keine Emotionen mehr zu. Michiru versuchte sie sofort zu beruhigen, aber es half nichts. Mamoru hörte sich das nicht mehr weiter an und schimpfte zurück. Gerade, als Haruka und Mamoru aufeinander losgehen wollten, stürmte Artemis aufgeregt ins Zimmer hinein. „Ihr müsst sofort mitkommen! Das Einkaufszentrum ist voller Besessenen und sie gehen auf hilflose Passanten los!“ Ohne weitere Worte machten sie sich alle sofort auf den Weg.     Erschöpft ließ er sich auf sein Sofa fallen. Nach dem Kampf im Einkaufzentrum war er noch ins Krankenhaus gefahren und hatte versucht noch zu retten, was zu retten war von seinem Job. Darüber, dass er einfach ohne etwas zu sagen zwei Wochen verschwand, war sein Chef natürlich nicht gerade begeistert gewesen. Er hatte noch genau seine Worte im Kopf. Als Arzt hier in dieser Klinik haben Sie zuverlässig zu sein, sonst sehe ich für Ihre weitere Zukunft hier keine Chance mehr. Nach einer Standpauke und einer einwöchigen Suspendierung ließ er ihn dann zum Glück gehen. Vermutlich drückte er bei ihm noch mal ein Auge zu, da sein Chef darüber bescheid wusste, dass er einen schweren Verlust erlitten hatte. Außerdem hatte er die letzten Wochen mehr Doppelschichten als alle anderen geschoben. Sein Chef war schon wirklich in Ordnung. Schwer atmend zog er nun aber die Brosche aus seiner Tasche und hielt sie vor sich. „Ich weiß, dass du lebst … wo bist du nur?“ Er hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte. Er war sich sicher, dass sie lebte, doch, wo steckte sie nur? Er musste sie finden. Ein weiteres Mal ging er die Fakten in seinem Kopf durch. Hatte er irgendetwas übersehen? Irgendeinen Hinweis? Der Anruf auf seinem Anrufbeantworter, die schlimme Nachricht im Krankenhaus und das verschwinden der Familie. Dann der seltsame Traum mit Königin Serenity. Wie passte das nur alles zusammen? Wo sollte er nur anfangen zu suchen? Sie konnte überall sein. Die Frage war auch, warum sie sich vor ihnen versteckt hielt? Nachdenklich tippte er sich gegen sein Kinn. Warum waren die Tsukinos verschwunden und wohin? Stöhnend fuhr er sich durch seine Haare. Doch dann sprang er plötzlich von seinem Sofa auf und verließ fluchtartig seine Wohnung. Er musste irgendwie in das Haus der Tsukinos gelangen. Vielleicht war dort ja irgendein Hinweis zu finden, der ihm weiterhelfen würde.   Da es schon dunkel war, fiel er somit zum Glück nicht so auf, als er ums Haus herumschlich. Vorsichtig und leise hebelte er ein kleines Fenster auf und kletterte, ohne Zeit zu verlieren, hinein. Nicht, dass einer der Nachbarn ihn doch bemerkte und nachher die Polizei verständigte. Mit einem Satz landete er auf dem Boden im Wohnzimmer und hielt augenblicklich den Atem an. Was stank hier denn so? Langsam richtete er sich auf und versuchte sich umzusehen. Was er nicht bedacht hatte, dass er so kaum etwas sehen konnte. Schwer atmend fuhr er sich durch die Haare. Er war so überstürzt los gefahren, dass er nicht daran gedacht hatte, eine Taschenlampe einzupacken. „Verdammt.“ Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als Licht anzuschalten. So konnte er kaum seine eigene Hand vor Augen sehen. Behutsam tastete er sich an der Wand vorwärts und suchte nach einem Lichtschalter. Wenige Sekunden später fand er zum Glück auch einen. Sofort drückte er herauf, doch nichts geschah. Er probierte es direkt noch ein Mal und drückte nun, wie wild auf dem Schalter herum, aber nichts passierte. Ganz dem Anschein nach war der Strom abgestellt. Hatten sie gar nicht vor wieder zukommen? Frustriert versuchte er irgendwo eine Taschenlampe zu finden, aber keine Chance. So kam er nicht weiter. Er hatte keine Wahl, er musste warten, bis es wieder hell wurde. Wieder gehen und morgen wiederkommen wäre zu riskant. Nachher wurde er doch entdeckt. Also tastete er sich kurz entschlossen, bis zum Sofa vor. Verwundert verlangsamte er aber plötzlich seine Schritte, da er über irgendwelche Sachen herüber stolperte. Langsam ging er in die Hocke und tastete um seine Füße herum. Ein Buch? Irritiert legte er es zurück auf den Boden, hangelte sich weiter zur Couch und ließ sich in die weichen Kissen fallen, auf denen er früher schon immer gerne gesessen hatte. Unweigerlich schossen ihm dadurch sofort unzählige Bilder in den Kopf. Wie oft hatte er zusammen mit Usagi hier gesessen. Kurz musste er sogar schmunzeln, als er daran denken musste, wie lange es doch gedauert hatte, bis Kenji ihn endlich akzeptiert hatte. Nachdenklich lehnte er sich zurück und starrte einfach in die Dunkelheit hinein. Er hatte sich richtig wohl bei den Tsukinos gefühlt. Sie waren, wie eine kleine Ersatzfamilie für ihn geworden. Schlagartig änderte sich seine Miene wieder. Warum sind sie einfach so abgehauen? Da passte doch irgendetwas nicht zusammen. Er grübelte noch bis spät in die Nacht und schlief dann, ohne es zu wollen, ein.   Blinzelnd öffnete er müde seine Augen und brauchte einen kurzen Moment, bis er wieder wusste, wo er sich überhaupt befand. Das grelle Sonnenlicht schien direkt ins Zimmer und auf einen Schlag war er hellwach. Hastig sprang er auf. Er durfte keine weitere Zeit verlieren. Mit großen Augen sah er sich um. Erst jetzt im Tageslicht bemerkte er eine Blumenvase auf dem kleinen Couchtisch. Naserümpfend betrachtete er den verwelkten Strauch. Das Blumenwasser war schon gar nicht mehr als Wasser zu erkennen, es war eher eine braune trübe Masse. Das erklärte nun auch den sehr speziellen Geruch hier drinnen. Zum Glück hatte er die Vase im Dunkeln nicht umgerannt. Die stinkende Masse hätte nun wirklich nicht auf dem Boden verteilt werden müssen. Kopfschüttelnd wandte er sich von der Vase ab, nur um im nächsten Moment wieder stehen zu bleiben. Mit gerunzelter Stirn sah er auf die leer geräumten Regale und offenstehenden Schubladen. Bücher, Zeitschriften und allerhand Kram lagen wahllos auf dem Boden verteilt. Was war hier passiert? Überlegend, wo er anfangen sollte, steuerte er gedankenverloren die Küche an. Er brauchte erst ein Mal dringend ein Glas Wasser. Doch umso näher er der Küche kam, desto mehr stieg ihm ein übel riechender Geruch in die Nase. Luft anhaltend hielt er sich seinen Ärmel vor die Nase und betrat die Küche. Rasch sah er sich in dem kleinen Raum um und entdeckte auch sofort einen Holzkorb, der auf der Arbeitsplatte neben dem Herd stand. Er konnte nur noch erahnen, was es ein Mal war. Alles war zermatscht und von einem grünlich weißen Pelz bedeckt. Direkt im nächsten Moment bemerkte er, dass der Kühlschrank ein Stück offen stand. Verwundert ging er näher heran und der Gestank nahm deutlich zu. Er wollte gar nicht wissen, wie es darin aussah, und warf die Kühlschranktür zu. Wie lange der Strom wohl schon abgestellt war? Er konnte sich gut vorstellen, in welchen Zustand sich die Lebensmittel befanden. Aber, warum stand der Kühlschrank überhaupt offen? Ein Blick in das Waschbecken ließ ihn das Glas Wasser auch gleich wieder vergessen. Es stand voll mit dreckigem Geschirr. Kaum noch den Gestank aushaltend, steuerte er das Fenster an. Hier musste dringend frische Luft hinein. Stutzig blieb er dann aber stehen. Es stand auf Kippe? Warum ließen sie es denn offen? Nachdenklich verschränkte er die Arme. Alles sah danach aus, als hatten man die Absicht gehabt, bald zurück zu sein. Er sollte sich in den anderen Räumen umsehen. Er wollte gerade die Küche wieder verlassen, als er fast in einen Scherbenhaufen gelaufen wäre. Was war hier nur geschehen?   So schnell er konnte, rannte er jetzt in die obere Etage. Da das Zimmer, als Erstes auf seinem Weg lag, entschloss er sich kurzerhand zu erst zum Elternschlafzimmer zu gehen. Die Tür war nur angelehnt. Ganz vorsichtig schob er sie auf und trat im selben Augenblick, als er einen Blick hineingewagt hatte, einen Schritt zurück. Wieder schüttelte er seinen Kopf. Was war denn hier nur passiert? Das komplette Zimmer war verwüstet. Die Matratzen aufgeschnitten, der Kleiderschrank ausgeräumt und die Kleidung überall im Raum verteilt. Außerdem waren sämtliche Schubladen ausgekippt. Ohne das Zimmer weiter zu betreten, rannte er weiter in Shingos Zimmer. Auch hier dasselbe Bild. Alles war verwüstet. Immer mehr ahnte er, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Schwer atmend lief er zu Usagis Zimmer herüber, drückte die Klinke herunter und öffnete die Tür. Langsam betrat er das Zimmer. Zitternd ballte er seine Hände zu Fäusten. Ihr Zimmer sah noch schlimmer, als die anderen aus. Sofort kam ihm ein Gedanke. Ganz offensichtlich hatte hier irgendjemand etwas gesucht. Mit schweren Schritten überwand er die Meter zu Usagis Bett und ließ sie auf die Kante fallen. War hier jemand nach dem Verschwinden der Familie eingestiegen? Das Haus war immerhin seit Monaten verlassen. Schnell schüttelte er dann allerdings seinen Kopf. Nein, es sah eher danach aus, als würde dies hier genau der Grund sein, warum sie verschwunden sind. Hatte sie jemand überfallen und sie waren deshalb geflüchtet? Und, wie passte die ganze Sache, mit Usagis verschwinden zusammen? Stöhnend raufte er sich die Haare. Er wusste jetzt, dass etwas passiert sein musste, aber einen Hinweis, wo sich die Familie oder Usagi aufhalten könnte, hatte er auch noch nicht gefunden. Er hatte Das Gefühl der Wahrheit ganz nah auf der Spur zu sein. Doch es fehlte ihm noch an Puzzlestücken, um es komplett zu verstehen. Laut seufzend ließ er sich nach hinten auf die zerfetzte Matratze fallen. Nachdenklich verschränkte er seine Arme unter seinem Kopf und starrte die Decke an. Was sollte er jetzt nur machen? Wie kam er weiter? Auf jeden Fall musste dringend mit den anderen sprechen. Sie mussten jetzt endlich einsehen, dass hier etwas mehr als nur faul war. Und dabei dachte er nicht an die vergammelten Lebensmittel. Sie mussten alle zusammen aufklären, was hier passiert war.   Gedankenversunken merkte er zunächst nicht, dass die Brosche in seiner Hosentasche zu leuchten begann und immer wärmer wurde. Irritiert richtete er sich dann allerdings abrupt auf, als ein seltsames Kribbeln durch seinen Körper zog. Hastig steckte er seine Hand in die Tasche und zog die Brosche heraus. Was was das denn jetzt? Die Brosche wurde wärmer und leuchtete immer greller auf. „Was zum …?“ Er musste sie ein Stück von sich weghalten. Nur blinzelnd konnte er sie überhaupt ansehen. Was passierte hier gerade? Die Brosche funkelte immer heller und heller, bis sie sich dann ganz plötzlich in Luft auflöste … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)