Die Sache mit der Gerechtigkeit von Yinchan (like Bonnie & Clyde) ================================================================================ Kapitel 2: Abneigung auf den ersten Blick ----------------------------------------- Es war Punkt 13 Uhr, als der Wecker die verzerrte und rauschende Stimme eines Radiosprechers ertönen ließ. Murrend versuchte der Besitzer das verdammte Gerät zu erwischen, griff jedoch einige Male in Leere. Erst nach dem dritten Versuch hatte er den Wecker gefunden und drückte auf den Knopf, der ihm die wohlverdiente Ruhe wieder beschaffte. Die heruntergelassenen Jalousien ließen nur schmale Streifen vom Sonnenschein in das unaufgeräumte Zimmer. 13 Uhr, noch viel zu Früh, wie Lorenor Zorro fand. Er hatte bis sechs Uhr morgens in der Diskothek "Jolly Roger" hinter dem Tresen gearbeitet und war erst zwei Stunden später zu Hause gewesen. Fünf Stunden Schlaf reichten einfach nicht aus! Er gähnte herzhaft, setzte sich dann mühsam auf den Rand seines Bettes und griff nach der Kippenpackung, die auf der Kommode neben dem Wecker lagen. Der junge Mann ließ das Feuerzeug aufflammen, steckte sich die Zigarette an und inhalierte den blauen Dunst, bevor er diesen ins Halbdunkel hinaus pustete. Was für ein beschissener Start in den Tag. Seine Füße protestierten und seine Ohren klingelten immer noch von der lauten Diskomusik vom Vorabend. Laut aufseufzend stellte sich Zorro auf die Beine, trat über einige achtlos herumliegende Klamotten und Bierflaschen hinweg und öffnete die Tür, die zum Flur seiner Wohnung führte. Die Sonne knallte ihm so derbe ins Gesicht, dass er die nächsten zehn Sekunden gar nichts mehr sah. Allerdings war ihm das egal, solange er nur die Scheiß Küche und seine Kaffeemaschine fand. Er war so verdammt müde, dass er die Befürchtung hatte, er würde nach den nächsten drei Schritten im Gang wieder einschlafen. Er hatte sich noch nicht an den neuen Job und die damit verbundenen Arbeitszeiten gewöhnt, aber vielleicht würde sich das nach einiger Zeit endlich einpendeln. Murrend griff der erschöpfte Barkeeper nach der Dose mit dem Kaffeepulver, als er endlich in der Küche angekommen war. Skeptisch betrachtete er den glänzenden Metallboden der Dose. Kein Kaffee. Scheiße. Zorro ließ den Kopf hängen und griff nach seinem Handy, dass in seiner Hosentasche steckte. Nachdem er zu Hause angekommen war, hatte er es nicht mal mehr geschafft sich umzuziehen, sondern hatte lediglich seine Stiefel von den Füßen gekickt, bevor er sich auf sein Bett fallen ließ und augenblicklich ins K.O.-Koma gefallen war. Nicht einmal sein Handy hatte er aus der Hose gefischt und auf die Ablage neben dem Bett gelegt, was gut so war, denn sonst hätte er zurück zum Schlafzimmer schlurfen müssen und das wäre einfach zu viel des Guten gewesen. Aber es war da und nun konnte er über Kurzwahl seinen Retter der Stunde anrufen. Sanji. "Was willst du, Arschloch?" "Cooki, ich brauch Kaffee", erklärte er müde, ließ sich etwas nach vorne fallen, sodass seine Stirn gegen den Hängeschrank vor ihm andockte. "Ich hab doch vorgestern erst welchen gekauft! Guck mal im Schrank. Ich hab grad keine Zeit, ich stehe gerade in der Küche. Ruf später nochmal an." Und dann hatte sein Gesprächspartner auch schon aufgelegt. Sie stellte den Motor ihres Autos ab, zog noch einmal das Stück Papier heraus, auf dem sie die Adresse notiert hatte. Sie sah zu dem Wohnblock und runzelte die Stirn. Laut Informationen von Ruffy, Nojiko und Nami würde er aktuell zu Hause sein. Scheinbar würde er wohl oder übel immer wieder einen großen Wechsel an Arbeit haben, was die Arbeitszeiten anscheinend sehr variieren ließen. Seufzte zog sie den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg aus, um danach ihr Auto zuzusperren. Mit zögerlichen Schritten ging sie schließlich auf die Haustür zu, um dort bei den Namensschildern die gesuchte Person zu finden. Nachdem sie den Namen, der schon leicht verwaschen wirkte, gefunden hatte, klingelte sie in der Hoffnung die gesuchte Person auch zu finden. Sie zog bereits ihren Ausweiß sowie ihren Notizblock heraus. Hoffentlich konnte er ihr weiterhelfen. Gerade, als Zorro die Kaffeedose aus dem Schrank geholt hatte, klingelte es an der Tür. Der erschöpfte junge Mann überlegte. Eigentlich erwartete er keinen Besuch, wer klingelte also um diese (für ihn) unmenschliche Uhrzeit? Immer noch müde trat er den Gang zur Wohnungstür an. Im Flur blieb er vor dem Spiegel stehen. Seine grünen Haare standen in alle möglichen und unmöglichen Richtungen ab, unter seinen Augen hatte sich ein dunkler Schatten gebildet und das schwarze Hemd, das er immer noch trug, war mittlerweile zerknautscht. Kurz fuhr er sich wenigstens mit der Hand durch die kurzen grünen Haare, dann griff er nach dem Hörer seiner Freisprechanlage. "Wer stört?", grummelte er in den Hörer und unterdrückte ein vielsagendes Seufzen. Als die verrauschte Stimme aus dem Lautsprecher drang, verzog Tashigi das Gesicht. Ihr war es immer lieber der Person ins Gesicht zu sehen. Als sie auch noch den grummelnden Unterton in der Stimme hörte, war sie nur noch "motivierter" eine Aussage aufzunehmen. "Guten Tag, hier ist Officer Lamont. Spreche ich mit Lorenor Zorro? Ich hätte einige Fragen an Sie“, entgegnete sie also der verkratzten Stimme aus dem Lautsprecher. Zorro verzog das Gesicht zu einer strengen und angesäuerten Miene. Polizei? Ernsthaft? Er hatte schon immer eine absolute Abneigung gegen die "Gesetzeshüter" gepflegt. Ace's Tod hatte die Sache nicht besser gemacht, ganz im Gegenteil. Beschissener konnte der Tag nun wirklich nicht mehr werden. "Ich rede nicht mit Cops", zischte er und hing wütend den Hörer wieder zurück. Scheiß Bullen! "Nein, warten Sie bitte!", versucht sie die Stimme noch aufzuhalten, bevor er auch schon aufgelegt hatte. Seufzend strich sie die Haare zurück. Am liebsten wäre sie jetzt schon ausgeflippt, ihre Nerven lagen so oder so schon ziemlich blank. Noch einmal betätigte die Polizistin die Klingel und als keine Antwort kam, fing sie einfach an Sturm zuklingeln. So ließ sie sich sicherlich nicht abspeisen. Wäre es ihr nicht so wichtig gewesen, wäre sie wohl zu einem späteren Zeitpunkt wieder gekommen, aber das ging leider nicht. Nachdem sie schließlich noch einmal das Geräusch des Lautsprechers wahrnahm, setzte sie noch zu sprechen an, bevor die genervte Stimme sie anmotzen konnte. "Es ist wichtig! Es geht um Portgas D. Ace! Bitte, es sind nur ein paar Fragen!", flehte sie schließlich in den Lautsprecher. Sichtlich angepisst rieb sich der junge Mann über die Nasenwurzel und stöhnte vielsagend in die Freisprechanlage. Er war sich ziemlich sicher diese Frau so schnell nicht loswerden zu können. Verdammt, dabei wollte er doch einfach nur seine Ruhe haben! Widerwillig legte Zorro den Hörer wieder auf und betätigte den Summer. Er wollte diesen Mist einfach nur so schnell wie möglich hinter sich bringen, denn eigentlich konnte er sich schon denken, in welche Richtung sich diese Befragung bewegen würde - Ace würde wieder zum Buhmann abgestempelt werden, aber soweit würde er es dieses mal garantiert nicht kommen lassen. Als der Summer ertönte, drückte Tashigi die Türe auf und eilte nach oben. Hoffentlich konnte er ihr weiterhelfen. Sie wollte wissen, mit wem Ace etwas zu schaffen gehabt hatte, dann konnte sie vielleicht weiter ermitteln. Nachdem sie ziemlich hastig die Treppen hoch gestiegen war, war sie leicht außer Puste. Sie schnaufte kurz durch, klopfte dann schließlich an die Tür, an der der Name "Lorenor" in verwaschener Schrift stand. Als ein ziemlich griesgrämig aussehender grünhaariger Kerl aufmachte - der scheinbar drei Tage keinen Schlaf mehr gehabt hatte, konnte sie seine Laune sehr wohl verstehen. "Guten Tag!", meinte Tashigi leicht verunsichert. Sie nahm nun all ihren Mut zusammen, schließlich war sie im Dienst nie so schüchtern und verunsichert. Wohl hatten sie die ganzen Geschehnisse doch mehr mitgenommen, als sie dachte. Sie hielt dem Grünhaarigen kurz ihren Ausweiß vor sie Nase, um zu bestätigen, dass sie Polizistin war. "Ich hätte nur ein paar Fragen. Der Bruder und die Freundin von Portgas meinten, dass Sie vielleicht mehr wissen könnten." Zorro verdrehte nur die Augen, als die junge Polizistin ihm mit der Marke vor dem Gesicht rumwedelte. Am liebsten hätte er ihr das Scheißding aus den Händen gerissen und die Toilette runter gespült. Er hasste die Cops, jeden einzelnen von ihnen und das mit jeder Faser seines müden Körpers. Er unterdrückte den Impuls ihr die Marke abzunehmen, verschränkte stattdessen nur die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen. Er würde dieser Frau bestimmt nicht hereinbitten, das konnte sie sich schön abschminken. "Dann raus damit..." Sie musterte den jungen Mann vor sich noch einmal, unterdrückte das resignierte Seufzen, das ihr beinahe über die Lippen kam. Solche Zeugen konnte sie ja wirklich sonderlich gut leiden. Sie steckte den Ausweiß wieder beiseite, zog dafür ihr Notizbuch heraus und setzte schließlich zum Fragen an: "Ich würde gerne wissen, für wen Portgas den Drogenkurrier gespielt hat?!" Zorro zog nur eine Augenbraue in die Höhe. Die Nervensäge redete anscheinend nicht gerne um den heißen Brei herum. "Tja, das wüsste ich auch gern...", erwiderte der Grünhaarige nur. Er hatte wirklich keinen blassen Schimmer, für wen Ace gearbeitet hatte und wenn er ehrlich war, hatte er das - abgesehen von jetzt - nie wissen wollen. Klar, er hatte seinem Kumpel hin und wieder bei dem ein oder anderen Geschäft ausgeholfen, aber Ace hatte ihm nie gesagt, für wen er das Zeug eigentlich vertickte. Verwundert sah die Brillenträgerin ihren Gegenüber an. Na ganz toll, nicht einmal hier bekam sie wirklich hilfreiche Informationen. Sie grübelte einmal scharf nach. Dann musste sie eben ein wenig anders Fragen, vielleicht kam sie ja auch so an die Identität des Gesuchten. "Wissen Sie, wohin er die Lieferungen gebracht hat? Irgendwelche bekannteren Drogenplätze? Oder irgendwelche anderen Drogendealer, die mal involviert waren?", stocherte sie schließlich weiter. Sie brauchte zumindest einen Namen, um in ihren Ermittlungen voranzukommen und sie hoffte sehr, dass der Grünhaarige ihr weiterhelfen konnte. Zorro lachte kurz spöttisch auf und schüttelte verheißungsvoll mit dem Kopf. "Süße, hörst du eigentlich, was du da sagst?" Ihm war vollkommen egal, dass er gerade eine Beamte nicht nur duzte, sondern gleich mit sexistischen Kosenamen ansprach. "Wenn es bekannte Drogenplätze geben sollte, würde die Polizei die ja wohl kennen, oder nicht?!" Das er sie duzte war für sie wohl eher das kleinere Übel, aber das Wort "Süße" nervte sie schon eher. Sie konnte solche Typen einfach nicht ausstehen, die dachten, sie müssten jedes weibliche Wesen mit solch sexistisch-dämlichen Kosenamen ansprechen. "Erstens: bin ich nicht Ihre Süße und Zweitens: war das keine Antwort auf meine Fragen!", fauchte sie deutlich genervt und angesäuert Lorenor ins Gesicht. "Ich brauche nur genaue Orte, wo Portgas es auch sicher hingebracht hat, sonst kann ich die Ermittlungen gleich wieder einstellen!" Aufgebracht schnaufte sie hörbar aus - als Ausdruck ihrer Wut und Empörung. Der Angemotzte grinste nur weiterhin dreckig. Sollte sich die Kleine ruhig aufregen, das war ihm nur ganz recht. Dennoch bestand sie weiterhin auf eine Antwort. Von ihm aus, dann sollte sie diese halt kriegen. "Einen bestimmten Ort gab es nie. Es war immer an unterschiedlichen Plätzen. Die Adressen hat Ace oft erst zwei oder drei Stunden vor dem vereinbarten Termin bekommen, manchmal über Papierschnipsel im Briefkasten oder über SMS von einem Wegwerfhandy", erklärte der Barkeeper und wartete auf die nächste Frage. Dieses Grinsen hätte sie ihm am allerliebsten aus der Visage gewischt. Leider musste sie sich ein wenig Professionalität bewahren, zumindest solange sie Antworten wollte. Sie grübelte kurz über seine Antwort nach, schrieb sich alles auf und strich sich weiter die Haare zurück. Verdammt, wieder keine heiße Spur. "Hatte Portgas Kontaktleute, die Sie kennen? Irgendwelche Namen? Irgendwer, der noch etwas mehr wissen könnte?", fragte sie weiter. Wieder seufzte Zorro hörbar auf und fuhr sich genervt über die Augen. Warum verstand diese nervtötende Frau nicht, dass er absolut keinen Schimmer von Ace's Geschäften hatte? "Okay, ich werde das jetzt in aller Deutlichkeit sagen: Ace hat nie über seinen Nebenverdienst gesprochen und ich habe mich so weit wie möglich da rausgehalten. Ich hab also wirklich keinen Plan, wer wann was wohin zu wem gebracht hat. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen." Tashigi atmete tief durch. Erst einmal, dann ein weiteres mal. Sie musste wohl oder übel einsehen, dass dieser Schwachkopf eine weitere Sackgasse war. "Nun gut, heute komme ich hier wohl nicht weiter, aber stellen Sie sich darauf ein, dass ich Sie in den nächsten Tagen noch mal befragen muss", meinte die junge Frau und machte sich auf den Weg nach unten, zurück zu ihrem Wagen. Als die Polizistin damit "drohte", ihn nochmal auf- oder in dem Fall heimzusuchen, verschränkte er die Arme vor der Brust und murmelte nur ein ironisches "Toll, kann's kaum erwarten" vor sich hin. Er hatte nicht geloren. Er wusste tatsächlich nichts über Ace's Kontaktpersonen, damit hatte er sich nicht befassen wollen. Im Nachhinein betrachtet biss er sich dafür in den Arsch, weil ihm diese Informationen nun daran hinderten Ace's Tod aufzudecken. Er weigerte sich zu glauben, dass sein Freund versucht hatte jemanden zu erschießen und die Polizei aus Notwehr heraus gehandelt hatte. Es musste irgendwie mit diesen beschissenen Drogen zusammen hängen und es stank so sehr nach Korruption, dass er es drei Meilen gegen den Wind riechen konnte. Dumm nur, dass Cops sich immer gegenseitig den Rücken frei hielten. Genervt über diese abermals vorgeführte Erkenntnis schloss Lorenor die Wohnungstür. Tashigi blickte kurz auf die Straße, kontrollierend, dass kein Auto kam. Dann ging sie schließlich über diese zu ihrem fahrbaren Untersatz - dabei ihr Notizheft anstarrend. Sie war auch hier nicht weiter gekommen und sie musste zugeben, dass sie bezweifelte diesen Fall jemals knacken zu können. Als sie schließlich das Auto aufschloss und einstieg, startete sie den Motor und fuhr los. Zumindest versuchte sie es, denn etwas war anders und verdammt holprig. Sie zog den Schlüssel wieder aus dem Zündschloss, stieg aus und blickte auf die zerstochenen Reifen. Na ganz super... dabei war der Wagen neu und Reifen auch nicht unbedingt günstig gewesen. Hart biss sie sich auf die Unterlippe, bis sie einen metallischen Geschmack wahrnahm. "Bastard!", knurrte sie leise. Die junge Polizistin war sich sicher, dass das hier kein Zufall war. Es war Absicht und eine eindeutige Drohung gegen sie gewesen. Sie lehnte sich Rücklings an ihren Wagen, rieb sich genervt über die Stirn und zog schließlich ihr Handy heraus. Dann eben mit einem Taxi und ihr Auto musste wohl oder übel abgeschleppt werden. Zorro rieb sich müde über den angespannten breiten Nacken. Er war immer noch müde und da sich Kaffee nicht aus dem Nichts materialisierte, musste er sich wohl oder übel sie Schuhe anziehen und zum Supermarkt gehen. Als er gerade dazu überging sich die Schnürrsenkel zu binden, vibrierte sein Handy, das neben ihm auf dem Boden lag. Eine WhatsApp Nachricht. Von einer unbekannten Nummer. Und die Nachricht bestand nur aus einem Totenkopf-Emoji. Spätestens jetzt war ihm klar, dass er gewaltig am Arsch war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)