Track or Treat. von Usagi_Jigokumimi (Auf deiner Spur?) ================================================================================ Kapitel 10: Wunsch ------------------ ‘You make me feel like a lottery winner Move over Pablo, I'm a big time spender I've never said this before But I've never been so sure I think I wanna buy you a house I think I wanna share forever right now And if the bank man comes to steal it away I hope you, I hope you stay‘ ~ Kyd the Band, „American Dreamer“ (2017) Der nächste Tag war nicht ganz so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, wenn ich ehrlich war. Ich hatte damit gerechnet, ordentlich welche auf den Deckel zukriegen von Direktor Finnick, aber dem war nicht so. Es gab zwar ein Gespräch, doch es war eher milde tadelnd und Vins und ich bekamen jeweils eine Woche Nachsitzen, in der wir den verpassten Stoff nachholen sollten. Und der Lehrer versicherte mir/uns nochmal, dass er mit Mr. Keller sprechen würde und wir ohne Angst in den Unterricht könnten. Etwas verwirrt kam ich aus dem Direx- Büro. „Das war seltsam…“, meinte ich Vins neben mir, der mit den Schultern zuckte. Er hatte nicht ein Wort im Büro gesagt. „Du bist momentan das Vorzeigekind!“, meinte er nun doch, „Sie haben schätze ich Angst, dass du doch ein Interview gibst und dann sagst, dass die Lehrer ihre Schüler so mobben, dass sie Drogen nehmen, oder so…“ „Hm.“, war mein intelligentes Kommentar dazu. „Und da sie schlecht mich bestrafen können und dich ignorieren gabs für uns beide nur ein Du-Du und Nachsitzen!“ „Dann hatte die Scheiße wenigstens was Gutes!“, meinte ich nun munter und Vins lachte. Ich schubste ihn leicht und er klemmte meinen Kopf unter den Arm und zerwühlte mir grob die Haare. „Wie die kleinen Kinder!“, kam es nun vor uns und Leonie betrachtete uns belustigt tadelnd, Ruth hinter ihr am Schließfach nickte uns beiden zu. „Digger!“, begrüßte mich nun Bob und ich umarmte ihn überschwänglich. Vins Gesellschaft machte mir immer viel zu offensichtlich gute Laune. „Sorry wegen gestern, ich hab mein Handy total vergessen!“, entschuldigte ich mich, fürs erst nicht antworten, doch er wank ab. „Ich steh auf Protest… Und dann für sowas auch noch Papier vergeuden, da tun einem die Bäume leid, Bro!“ „Was ist das Urteil des Gerichts?“, neugierig was Finnick uns für eine Strafe verpasst hatte, setzte Leonie ihren Rucksack wieder auf. „‘Ne Woche jeden Tag ‘ne Stunde Nachsitzen!“, gab ich bereitwillig Auskunft. „Nur?“, Leonie war erstaunt, sie hatte wie ich mit mehr gerechnet, alleine schon wegen den Wiederworten gegenüber Keller. „Ich hatte auch schon an so ‘ne Sache gedacht, wegen dem ganzen Papierarbeitsblättern, die unrecycelt verbraucht werden!“, überlegte nun Bob laut, ganz in seiner Aktivistenrolle. „Oscar sollte mitmachen, er ist momentan Presseliebling!“, meinte Vins und imitierte Bobs kämpferische Miene. „Jo, Digger!“, meinte Bob jedoch regelrecht beflügelt, „Würdest du mitmachen?“ „Klar! Ich will meine Macht für das Gute einsetzten!“, tat ich pathetisch und Bob schlug entzückt mit mir ein. „So spricht das wahre Spinnenbein!“, flüsterte Vins und ich boxte ihm dezent in die Rippen. „Würdest du auch mitziehen?“, fragte er nun Vins. „Klar, ich bin prinzipiell immer gegen alles!“ „Er ist auch ein großer Fan der Umwelt, er raucht nur Fairtrade Kippen!“ „Bro!“, meinte nun Bob hellauf begeistert, „Digger, das nicht nur gut für die Arbeiter, sondern auch für die Umwelt und…“, Bob hatte nun Vins völlig vereinnahmt und war in seinem Element. Ich grinste Vins Schadenfroh an. Ich liebte Bob über alles, aber er konnte einen echt Stressen, mit dem Aktivistenzeug. Vorne im Flur sah ich Kim, die mir entschieden griesgrämig entgegenkam, doch ich breitet die Arme weit aus, setzte einen Dackelblick auf und sie sprang nun doch mit kleinem Anlauf lachend hinein. Ich hob sie hoch, sie schlang Arme und Beine um mich und wir drehten uns auf der Stelle. Nach drei Umdrehung setzte ich sie wieder ab und sie ging gespielt Makerhaft auf Vins zu, der sie Augenverdrehend an sich zog. Sie küssten sich. Schweratmend lösten sie sich voneinander. Ich versuchte nicht hinzusehen, was nicht gelang. Schließlich stand Kim vor Bob und beide meinten lässig „Hi!“ Sie lachte dann auf und sie umarmten sich ebenfalls. „Haben wir gestern was verpasst gestern?“, fragte ich sie nun als wir als Gruppe weiterliefen. „Du meinst, nach dem ihr gestern durchgebrannt seid?“, schmiss sie eine Spitze. „Ja, genau…“, fragte ich entschieden und sich schüttelte den Kopf. „Außer das sich Becky überschlägt vor Gerüchten.“ Ich verdrehte theatralisch die Augen: „Wann tut sie das den mal nicht?“ Der Rest des Tages war wie alle Dienstage, wir verbrachten die Mittagspause wie üblich alle zusammen, dann hatten wir Sport und Coach Tuker fiel fast vom Reck, als er eine Sportübung vormachen wollte. Und schließlich wurden Vins und ich beim Nachsitzen auseinandergesetzt, weil wir so laut gelabert hatten oder eher uns gegenseitig belabert hatten, dass der Aufsichtslehrer, der auf dem Klo war und Kaffee holen und was man halt macht, wenn man keinen Bock auf den Mist hatte, uns bis ins Lehrerzimmer gehört hatte. Danach schrieben wir uns sehr Grundschulhaftzettel, die wir versuchten dem anderen an den Kopf zuwerfen. Mit einem fürchterlich breiten Grinsen ging ich nach Hause, auch der Mittwoch war nicht sonderlich anders. Nur das wir da den Keller wieder sahen, der mich und Vins jedoch absolut ignorierte. Also wirklich komplett, als wären unsere Stühle nicht besetzt und wir Luft. Was Vins natürlich dazu veranlasste um zu gucken, wie weit sein ignorieren ging und mit mir eine Wette startete, wer am lautesten Tiernamen sagen könnte ohne rauszufliegen. Als ich wirklich fast „FLAMINGOS“ schrie zerbrach Keller die Kreide vorne in der Hand. Vins versteckte daraufhin das Gesicht in seinem auf dem Tisch verschränkten Armen vor Lachen, der ganze Tisch bebte. Tristan vor uns, drehte sich böse guckend um. „Könntet ihr ein bisschen leiser sein?“ „Kannst du dich um deinen eigenen Kramm kümmern?“, schoss Vins sofort zurück, die Schärfe seiner Worte wurde durch das Glucksen in seiner Stimme nicht wirklich gemildert. Sofort drehte sich Tristan wieder um, so schnell das ich förmlich hören konnte, wie er sich den Nacken verrenkte. Jetzt prustete ich los, was den Keller nun doch dazu brachte zu sagen: „Ich würde mehr Seriosität in meinem Unterricht schätzen!“ Was Vins nur dazu brachte noch lauter als ich zuvor „Warzenschwein“ zu rufen, was nun doch den ganzen Kurs zum Lachen brachte. Gott sei Dank, klingelte es keine zehn Sekunden später. Das Nachsitzen lief wie das davor und ich dachte, dass die Woche einfach gut sein würde, doch am Abend kam eine Hiobsbotschaft, die ich selbst am nächsten Morgen noch nicht verdaut hatte. Hinzukam, dass ich Vins den ganzen Vormittag nicht gesehen hatte, wie Kim, der ich nun mein Leid klagte. Völlig verzweifelt stand ich noch immer zur Mittagspause an meinem Schließfach und Kim tätschelte meine Schulter. „Versuch es nicht so schwer zu nehmen…“, seufzte sie, „Du wusstest, dass es von Anfang an nicht gut aussah…“ Bob nickte Weise. „Für jeden kommt mal die Zeit…“ „Was ist den passiert?“, tauchte Vins nun plötzlich unerwartet auf und sah von Kim zu mir und meiner geknickten Gestalt. „Es ist fürchterlich…“, krächzte ich. „Was?“, besorgt sah er mich an. Kim konnte nur schwer ein Augenverdrehen verkneifen und küsste ihn zur Begrüßung und meinte dann: „Oscar möchte das ich jetzt sage, dass er einen herben Verlust erlitten hat und etwas Unersetzliches nun nicht mehr Teil seines Lebens ist…“, sie boxte mir nicht sehr mitfühlend gegen die Schulter, „Ich würde sagen, er weint wie ein kleines Mädchen, weil sein Kack Schrotthaufen- Auto, was er sich letztes Jahr gekauft hat, endgültig Altmetall wird! Und wo warst du heute Morgen?“ „Rede nicht so respektlos über die Toten!“, pikiert verschränkte ich die Arme vor der Brust und Vins seufzte halb erleichtert, halb belustigt auf. „Dein Schätzchen…“, sagte er nun und versuchte meine ernste Miene zu kopieren, „Und ich hab verschlafen.“, tat er dann noch Kims Frage ab. Ich merkte sofort das das nicht die Wahrheit war, auch Kim schien nicht überzeugt, aber Vins wollte anscheinend nicht darüber sprechen, also schob ich weiter pathetisch Trauer. „Du hast ja noch nicht mal das Schlimmste gehört!“, ich nutze das Scheppern beim schließen meines Spintes für meine Überdramatisierung, „Nicht nur, dass man für sie nichts mehr tun kann, man…“, doch konnte ich es nicht sagen, „Kim!“ Leonie und Bob glucksten. „Er kriegt zum Geburtstag von seinen Großeltern ein neues Auto, besser gesagt ihr altes…“, Kim verdrehte nun doch die Augen, „Du stellst dich wirklich sehr dämlich an!“ „Es ist ein Ford Fiesta!“ Vins lachte auf. „Ein fucking Ford! Fucking Fiesta!“, warum konnte sie nicht begreifen, wie furchtbar das war, „Ich hatte einen amerikanischen Klassiker, einen Original Impala 1967 und jetzt…“ „Einen Ford!“, meinte nun Leonie beschwingt, „Und Fiesta klingt für mich nach Party!“ „Mit dir rede ich nicht mehr!“, hob ich entschieden die Hand. „Du musst es auch mal so sehen, Bro“, warf nun Bob ein, „So neue Autos sind viel umweltfreundlicher, der Emissionswert geht uns alle was an…“ „Bob, das hilft mir nun wirklich gar nicht!“ „Warum ist den jetzt auf einmal alle Hoffnungen davon?“, fragte nun Vins, endlich jemand mit Verständnis. „Ich bräuchte an sich nen neuen Motor und es sprängt jeden finanziellen Rahmen, das Ding wirklich wieder aufzubauen…“, seufzte ich, es tat weh das einzugestehen, aber Jeff hatte Recht. „Und warum plötzlich der Ford…“ „Als Jeff meinen Dad angerufen hat, hat Mom an der anderen Leitung meine Großeltern aus Ohio am Hörer gehabt und Grandpa will nicht mehr fahren, also krieg ich es…“ „Du bist undankbar, ich würde auch gerne einfach so ein Auto kriegen!“, Kim verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kriege ihn nicht einfach so, sondern zum Geburtstag. Mein einer Cousin will hier Studienfreunde besuchen und fährt es her und fliegt dann zurück.“ „Ist das der süße Cousin, der dann zu deinem Geburtstag da ist?“, fragte Leonie nun hoffnungsvoll. „Er kommt erst in vier Wochen, also nach meinem Geburtstag. Und ob er mein süßer Cousin ist… Keine Ahnung, ist Nikki süß… Kim?“, wand ich mich an meine beste Freundin, die wissend einsprang. „Irischer Typ. Blaue Augen und rote Haare, nicht schlecht. Aber schon Ende zwanzig.“ „Wie gut du dich auskennst…“, meinte Vins und ich konnte seinen Ton nicht deuten. „Du bist nicht die erste Praline, die ich vernasche!“, tat Kim überheblich und ich räusperte mich verhalten. „Den du meinst, ist Glen- Der Süße mit den hübschen braunen Augen!“ „Ich hab gedacht, ich bin der Süße mit den hübschen braunen Augen!“, pikiert sah ich die Mädels an. „Nah!“, machten Kim und Leonie gleichzeitig. „Ich finde deine Augen ganz cool, Digger!“, sprang wenigsten mein bester Freund für mich in die Bresche. „Danke Bob!“, wir schlugen ein und Vins neben mir lächelte sein schmales Lächeln. „Ja, sind ganz passabel.“ Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ja nicht jeder so verflucht grüne Smaragde haben könnte, aber das wäre irgendwie komisch und doch sehr schwul und ich wurde so schon, von dem kleinen Satz rot. Wir liefen weiter Richtung Kantine. Leonie hatte sehr plötzlich Bob wegen ihrem neuen Theaterstück nach seiner Meinung gefragt, sie wollte es progressiver machen. Kim fand ihre Idee gut und so diskutierten sie irgendwelche Demos und deren Schlachtrufe, die sie mit ein bauen wollte. So liefen Vins und ich hinten den dreien. Vins griff nun unsere Unterhaltung wieder auf: „Du hast bald Geburtstag?“, fragte er. Ich nickte. „Nächste Woche Samstag, also die Woche nach dem Wettrennen!“, präzisierte ich meine Angabe und friemelte nervös am Saum meiner Jacke, „Ich grill jedes Jahr, oder eher mein Dad, wenn ich Geburtstag hab. Ich lad da auch alle meine Freunde immer zu ein, also die Idioten da und Leute aus dem Kadar und dem Informatikclub und ja…“, versuchte ich meine Frage, die ich gleich stellen würde einzuleiten, seine Augen waren wiedermal unergründlich, ein tiefes Meer voller Fragen, „Wenn du da nichts vor hast, also… Kim ist auch da, ab um Vier also…“, bekam ich nicht raus, was ich eigentlich sagen wollte und seine Lippen formten sich wieder zu einem schmalen Lächeln. „Du bist auch eingeladen! Und du holst mich gegen halb Vier ab!“, mischte sich nun Kim ein und lief ein kleines Stück rückwärts, bevor sie sich wieder Leonie und Bob zu wand. „Okay!“, sagte er entschieden und ich grinste ein Stück zu breit. „Echt? Ich meine cool!“ „Gibt’s was, dass du dir wünschst? Zum Geburtstag?“, fragte Vins für mich völlig unerwartet. „Ähh“, sah ich ihn überrumpelt an, „Ich wünsche mir Nichts!“ „Das ist gelogen!“, meinte nun wieder Kim, „Als ich mal angeblich ohne Geschenk zu deinem Geburtstag gekommen bin, hast du fast geweint!“ „Da war ich Sieben!“, tat ich beleidigt. Sie streckte mir die Zunge raus und flüsterte dann jedoch zu ihrem Freund. „Nicht das er was verdient hätte zum Geburtstag, aber es könnte sein, dass wir etwas haben und du dich, du weißt schon…“, sie zwinkerte ihm mit einer Grimasse zu und er schüttelte über sie belustigt den Kopf. „Aber mal was anderes, wann müssen wir am Samstag da sein um dich anzufeuern bei deinem großen Lauf?“, sie hob die Arme als wäre sie ein Cheerleader. „Gegen elf geht’s los…“, meinte ich, „Ich glaube aber nicht, dass wir gleich als erste dran sind.“, überlegt ich. „Kommen deine Eltern eigentlich auch?“, fragte sie weiter und ich nickte, in dem Kummer über mein Auto hatte ich die andere Hiobsbotschaft fast vergessen, „Ja, und meine Schwester…“ Kim atmete entsetzt ein, und Leonie fragte ängstlich: „Der Anti- Christ?“ „Jap, Nathalie kommt… und fährt erst wieder den Sonntag nach meinem Geburtstag! Ist das nicht toll?“ „Warum?“, fragte Kim und schauderte, „Also… Warum?“ „Ich vermute ganz stark, ganz Harvard hat eine Petition unterschrieben, dass sie sie nicht mehr wollen, aber sicher bin ich mir auch nicht!“ „So schlimm kann sie nun doch auch nicht sein!“, Vins schien kritisch. „Sie ist so gruselig wie das Ding aus dem Sumpf!“, meinte nun Leonie, die an die letzte Begegnung mit meiner Schwester dachte. „Sie ist das Ding aus dem Sumpf!“, korrigierte ich sie. Gerade als wir die Treppe runter wollten, fiel mir auf, dass mein Schnursenkel offen war. Schnell hockte ich mich hin um ihn zu zumachen. Vins blieb stehen und wartete auf mich. Leise fragte ich: „Hast du heute Morgen wirklich verschlafen?“ Er hatte auf den Text, den ich ihm geschrieben hatte nicht geantwortet, weder gestern Abend noch heute Früh. „Ich hab gedacht, wir reden über deine Monsterschwester und deinen Geburtstag!“, entschieden beendete er das Thema. Ich seufzte. „Wenn ich dir alleine was schenken wollen würde, was würdest du dir wünschen?“, fragte er mich plötzlich und meine Zunge auf dem Herzen war schneller als mein Verstand. „Dich!“ Das hatte ich gerade nicht wirklich gesagt? „Zeit mit dir!“, schnell versuchte ich mich zu korrigieren, „Also mit Freunden! So Dinge tun, Kino und so…“, schnell stand ich auf und hoffte nicht wie ein totaler Idiot zu wirken. Vins nickte jedoch nur, seine Augen verengten sich nachdenklich. Als wir in der Kantine ankamen, waren die anderen schon an unserem Tisch und ich ließ mich auf meinem Stammplatz nieder, und blieb mit nur einem Bein über der Bank sitzen und suchte mein Sandwich von zu Hause raus. Ich hasste das Donnerstagessen in der Kantine. Schließlich stieß auch Ruth zu uns. „Ich hab die Neuigkeit schlechthin!“ Erstaunt sah ich auf. Leonie tratschte für ihr Leben gerne, doch Ruth ließ sowas eigentlich immer kalt. „Uhhh!“, ihr Schwester klopfte auffordernd neben sich auf die Bank. „Ich hab gerade Becky Fisher getroffen…“, fing sie an und ich ahnte, was kam. Noch nie war etwas Gutes raus gekommen bei einem Satz, der mit Becky anfing! „Sie hat mich gefragt, ob ich genaueres darüber weiß, dass ihr Drei…“, sie zeigte auf mich und Vins und Kim, „Einen Dreier hattet!“ „Nein!“, Leonie haute belustigt auf den Tisch, Kim lachte, „Was hast du gesagt?“ „Nichts!“, Ruth zuckte mit den Schultern, „Aber das reicht Becky…“ „Unkreativ. Ich hätte jetzt mehr erwartet.“ „Egal was du von Becky erwartest, du wirst enttäuscht!“, war mein Kommentar dazu, aber anscheinend schien meine und Vins Freundschaft für mehr Gesprächsstoff zu sorgen als ich dachte. „Ich finde, wir gehen alle mit Becky viel zu hart ins Gericht!“, tat Kim gutmütig und stand auf, „Wir sollten sie unterstützen und den Gerüchten Nahrung geben!“ und mit diesen Worten setzte sie sich rittlings auf mich und wackelte verschwörerisch und lasziv zu gleich mit den Brauen und Hüften. „Das muss jetzt sein, ja?“, war nur mein Kommentar dazu, doch sah ich genau zu Vins und seiner Reaktion, doch er schien tatsächlich amüsiert. „Das heizt doch nichts an.“, spottete er, „Hast du Beckys Nummer?“, fragte er Leonie, die überrascht nickte und er stand ebenfalls auf, „Dann halt mal die Kamera drauf! Ich zeig dir, was anheizt!“ Und ich dachte er würde sich eng hinter Kim setzten, doch er setzte sich stattdessen hinter mich und schmiegte sich eng an. Vor Schreck blieb fast mein Herz stehen, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter zu bollern. Seine Arme legten sich fast genießerisch um mich und seine Hände strichen über meinen Bauch. Ich schluckte merklich, kläglich verkrampfte ich unter seiner Berührung. „Oscar wird richtig rot!“, stellte nun Leonie fest und schoss ein Foto nach dem anderen. „Mensch Oscar, hast du ne Taschenlampe bei, oder freust du dich einfach nur, mich zu sehen?“, Kim wackelte ein bisschen hin und her, Bob räusperte sich belustigt. „Ehrlichgesagt ist das das Messer, das mir in der Tasche aufgeht!“, versuchte ich mich gelangweilt, doch Vins warmer Körper hinter mir, war mir all zu präsent und seine Hände auf meinem Bauch jagten mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, genau wie sein Atem an meinem Hals, sein Geruch lullte mich ein. „So süß!“, meinte Kim und gab mir einen Schmatzer auf die Wange, bevor sie Vins über meiner rechten Schulter einen Kuss gab. Das war so fürchterlich und komisch und toll, dass mir regelrecht schlecht wurde und durch Vins nähe und seine Hände musste ich wirklich aufpassen, dass Kim nicht meine Taschenlampe in der Hose spüren wurde. Ich versuchte verzweifelt nicht meinen Impuls nachzugeben und mich an Vins an zu schmiegen. „Es ist unglaublich, wie gequält Oscar aussieht!“, meinte Ruth recht unbeeindruckt von all dem und Leonie meinte glücklich: „Nicht wahr! Es ist großartig!“ „Das überforderte steht dir, Oscar!“, warf nun Bob ein, noch nicht mal auf ihn konnte man sich verlassen. „Sehr witzig!“, sah ich meinen besten Freund wütend an, „Ruth kommst du ran um ihn zu treten?“ „Nicht wirklich, ich könnte auf die Tomaten spucken, aber ich glaube er isst sie trotzdem…“ „Wegen sowas werfe ich doch kein Essen weg!“, Bob schien empört bei der Vorstellung, ich seufzte. „Könntet ihr jetzt wieder auf eure Plätze gehen?“ „Wieso?“, Vins schnurrte mir doch allen Ernstes ins Ohr. Ich erzitterte. „Oh Gott!“, Kim lachte, „Hast du gerade geschaudert?“ Doch bevor ich etwas dazu sagen konnte, klingelte es zum Unterricht. „Die Pause ist doch noch gar nicht um?!“, meinte Ruth mit einem verwirrten Blick auf ihre Uhr und ihr angebissenes Sandwich. Ein Raunen ging durch den Raum und mehrere kleine Grübchen tuschelten aufgeregt miteinander, Kim stand nun auf von meinem Schoß und richtete sich auf. „Was ist passiert?“ fragte sie laut und ein Typ vom Nachbartisch, ich glaube er war mit Kim zusammen in English, meinte: „Sam und ein paar andere aus dem Football-Team hatten ‘nen Autounfall…“ „Was?“ Der Schreck stand jedem im Gesicht. Ich musste an mein letztes Zusammentreffen mit Sam denken. Vins hatte ihm Prügel angedroht und beleidigt war er abgedampft. „Muss ‘ne ganz üble Sachen sein!“, meinte der Typ weiter, „Sie sind heute Morgen alle nicht zur Schule gekommen. Sie sind wohl frontal in ein anderes Auto gerast!“ „Nein!“, Leonie war völlig schockiert, ich glaube sie und Sam hatten mal kurz was am Laufen. „Sam ist gefahren. Sie sind alle im Krankenhaus. Den Einen Hinten hats nicht so krass erwischt. Er hat gemeint, Sam hat wohl nur noch gelacht und dann plötzlich das Auto in den Gegenverkehr gesteuert!“ Kim schlug die Hand vor den Mund, auch mir wurde eiskalt. Das Lachen und das irrationale Verhalten schien eindeutig auf Cold Clown hinzudeuten. Schon wieder dieses Dreckzeug! Vins hinter mir wurde ganz steif, seine Hände verkrampften und ich spürte an meinem Rücken, wie sein Herz schneller schlug. Kim und die anderen unterhielten sich hektisch und sammelten ihre Sachen zusammen. Doch das einzige, an das ich denke konnte, war Vins hinter mir und sein Atem, der stockend geworden war. War es nur ein Zufall, dass auch er den ganzen Morgen nicht in der Schule gewesen war? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)