Der Festplan von YukiKano (Weihnachten bei Familie Kaiba) ================================================================================ Kapitel 4: 25. Dezember ----------------------- Als Seto am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war sein erster Instinkt den Arm nach Joey auszustrecken und sich dessen Anwesenheit zu vergewissern. Denn der gestrige Tag hatte definitiv alle Grenzen gesprengt und alle Vorsätze - die Seto sich jemals gemacht hatte - in den Wind geschossen. Zu aller erst hatte er jemandem seine Liebe gestanden und dann hatte er auch noch ... Gott, er wollte gar nicht darüber nachdenken. Aber es war schön gewesen - wunderschön. Und genau aus diesem Grund wunderte er sich gerade zunehmend darüber, dass sein Freund nicht neben ihm im Bett lag, sich an ihn kuschelte und schlief. Weil Joey Wheeler vor 10.00 Uhr eigentlich nie das Bett verließ - zu mindestens nicht freiwillig oder bei vollem Bewusstsein. Immer noch völlig ausgelaugt und überhaupt nicht wach, richtete sich der Brünette aber doch auf, scannte mit seinen Augen den ganzen Raum. Allerdings war sein blonder Freund nirgendwo zu sehen. Angestrengt lauschte der Brünette ein, zwei Sekunden, aber auch aus dem Badezimmer kamen keine Geräusche. Seufzend ließ sich der Blauäugige wieder in die zerwühlte Leinenlaken fallen. Erschrocken musste er dann feststellen, dass das heute wohl der erste Tag in seinem Leben war, an dem er keine Lust zum aufstehen hatte. Nicht, weil ihn die Energie verlassen hatte, sondern einfach nur aus reiner Bequemlichkeit. Und vielleicht auch ein ganz kleines bisschen weil er keine Lust hatte beim laufen auszusehen, als hätte er einen Stock im Arsch. Immerhin spürte er das Ziehen immer noch sehr deutlich. Stöhnend vergrub er das Gesicht in seinem Kopfkissen. Der Firmenchef musste wohl noch einmal eingenickt sein - was sonst nie, wirklich nie vorkam - denn das nächste was er mitbekam, waren zwei kalte Hände, die sich unter seine Decke geschoben hatten. Und es dauerte auch nicht lange da war er hellwach und schoss wie von der Tarantel gestochen aus seinen Kissen hoch. Joey war - erschrocken von der plötzlich Bewegung seines Freundes - etwas zurück geschreckt. »Woah, ganz ruhig! Ich bin es bloß!«, versuchte er seinen Freund mit leiser Stimme zu besänftigen. Dieser benötigte auch nur ein paar Sekunden um wieder die Ruhe in Person zu werden, denn ein Seto Kaiba behielt ja für bekanntlich immer einen kühlen Kopf. Auch in solchen Situationen, wo der eigene Freund einem beinahe eine Herzattacke verpasste. »Spinnst du mich so zu erschrecken!«, fuhr der Brünette seinen Freund auch gleich an, dann runzelte er die Stirn. »Und wo warst du überhaupt?« Erst jetzt fiel dem Blauäugigen auf, dass des Blonden Nasenspitze stark gerötet war und er noch eine Mütze auf dem Kopf trug. Verwirrt und jetzt auch wieder völlig bei Verstand, konnte er sich die Frage aber eigentlich selbst beantworten. »Wie spät ist es?«, wollte er als nächstes wissen. »Viertel nach neun« antwortete Joey grinsend. »Aber keine Sorge, Mokuba ist auch noch nicht wach. Er wird also niemals erfahren, dass sein großer Bruder mal nicht um 5.00 Uhr aufgestanden ist.« »Mach dich nicht auch noch lustig über mich du elender Affe. Hilf mir lieber aus dem Bett!« Aber auch das brachte den Braunäugigen nur zum lachen und dazu, dass er sich fragte, wann Seto und er in den letzten zehn Monaten mal so unbeschwert miteinander umgegangen waren. Es kam ihm vor, als hätte der gestrige Tag Ihre gesamte Beziehung verändert. Vielleicht nicht für immer. Vielleicht nur für ein paar Sekunden. Aber Joey war sich einig, dass diese paar Sekunden besser waren als nichts! »Sind wir über Nacht dreißig geworden oder was?«, lächelte der Blonde. »Nun komm schon alter Mann, das Frühstück macht sich immerhin nicht von alleine!« »Mhmm«, machte Seto als Antwort nur, griff währenddessen nach den Händen seines Freundes. Die Lust zum Aufstehen hatte er noch immer keine, dafür machte sich aber jetzt ein anderes Verlangen in seinem Körper breit. Er verstand selbst nicht was er gerade tat, verlor er doch ansonsten nie die Kontrolle in diesem Ausmaß; War er doch nie so versessen auf Sex. »Was machst du da? Wir müssen in die Küche«, grinste Joey, ließ sich dann aber doch widerstandslos von Seto in Beschlag nehmen. Das sein Freund so eine ergebene Seite hatte, hätte er niemals gedacht. »Vorher will ich noch eine Wiederholung von gestern Nacht!«, murmelte der Blauäugige an den Lippen seines Freundes, drückte seine eigenen schlussendlich auf dessen und zog in ins Bett. Kichernd ließ der Blonde es mit sich machen und genoss es regelrecht. Wer weiß wann diese Unbeschwertheit wieder verflog. Bei Seto konnte das in jeder Sekunde der Fall sein. Dem musste man sich Bewusstsein, wenn man eine Beziehung mit ihm einging. Aber diesen Fakt verbannte der Blonde für die nächsten Minuten aus seinem Kopf. Er wollte jetzt nicht an Setos negative Fassetten denken. ◦ ’°’◦ ★ ☆ ★.◦’°’◦ Mokuba musste wohl den Schock seines Lebens bekommen haben, als er gegen 10.00 Uhr die Küche betrat. Joey und Seto saßen an der Inseltheke, trugen beide nur eine Boxershorts und ein T-Shirt. Sie turtelnden herum wie ein frischverliebtes Pärchen, schienen den Sinn für Raum und Zeit vollkommen verloren zu haben. Normalerweise würde der Schwarzhaarige jetzt laut aufschreien und den beiden sagen, sie sollen das machen wenn er nicht anwesend ist. Allerdings konnte er sich nicht daran erinnern, seinen Bruder je so ausgelassen gesehen zu haben. Nicht mal, als Sie noch Kinder waren und Gozaburo noch nicht gekannt hatten. Netterweise wollte er sich gerade zurück ziehen, als sein Magen knurrte. Das verriet seine Anwesenheit gegenüber des Pärchens, welches sofort aufgeschreckt auseinander fuhr. Joey begann bei dem Anblick Mokubas nur zu grinsen. Seto allerdings wurde rot ... Seto Kaiba, der reichste Mann Japans, der CEO der Kaiba Corp. wurde tatsächlich rot. Sein kleiner Bruder schwor sich, diesen Tag bunt im Kalender zu markieren. Denn das war noch nie passiert, obwohl Seto vor Joey unzählig One-Night-Stands und Affären mit nach Hause gebracht hatte. Und jedes Mal wenn Mokuba rein geplatzt war, hatte Seto irgendwie reagiert - allerdings niemals so. Meistens hatte er seine Affäre vor die Tür gesetzt oder seinen Bruder gebeten wieder rauszugehen. Aber das es ihm nun die Schamesröte ins Gesicht trieb, war selbst für seinen kleinen Bruder ein völlig neuer Anblick. Mokuba wollte etwas tun, etwas anderes als Lächeln. Jedoch konnte er nicht, denn es freute ihn so sehr, dass sein Bruder endlich mal wieder menschliche Regungen zeigte, außer Wut und Hass. Obwohl Seto früher immer beteuert hatte, es ginge ihm gut und er bräuchte so etwas wie Liebe nicht, war dem Zwerg immer klar gewesen, dass auch sein großer Bruder irgendwann nicht mehr ohne Sie konnte. Denn das Gefühl von völliger Geborgen- und Sicherheit brauchte jeder Mensch. Sich zu fühlen, als könnte man alles schaffen, auf der Oberfläche des Wassers laufen und hoch in die Wolken fliegen ... Niemand konnte ohne dieses Gefühl lange überleben und dabei noch völlig glücklich sein! Und den Schwarzhaarigen freute umso mehr, dass es Joey war, der seinen Bruder wieder auf die richtige Bahn gelenkt hat. Das ist das beste, was dem Brünetten passieren konnte! »Hast du Hunger?«, riss des Blonden Stimme ihn schließlich aus seinen Gedanken. Des Schwarzhaarigen Lächeln wurde noch eine Spur breiter, ehe er einfach nickte und sich neben seinen Bruder hockte. Joey machte sich währenddessen daran Mokuba ein paar Kleinigkeiten auf den Teller zu tun. Die beiden Brüder tauschten einen kurzen Blick aus, dann räusperte sich der Älteste im Raum. »Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen, aber danach gehöre ich wieder ganz euch«, sagte er, erhob sich und marschierte aus dem Raum. Mokuba sah ihm hinterher, bemühte sich nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Setos Gangart ließ nämlich ganz genau darauf schließen, was er und Joey letzte Nacht getrieben hatten. Auch der Blonde kam bei diesem Anblick nicht um ein breites Grinsen drumherum, freute er sich doch bereits auf die heutige Nacht und deren Ereignisse. ◦ ’°’◦ ★ ☆ ★.◦’°’◦ Als der CEO gegen 13.00 Uhr sein Arbeitszimmer wieder verließ, wunderte er sich über die Stille in der Villa. Aus keinem Zimmer kam ein Laut, was ihn zunehmend beunruhigte. Nicht das er wieder etwas falsches getan oder gesagt hatte und Joey erneut abgehauen war. Verwirrt über diese Tatsache machte er sich zu einem Rundgang auf, durchsuchte alle Räume. Die Küche - welche er sich bis zu Letzt aufhob - sollte schließlich sein Ziel werden, denn Joey tüftelte vor dem Herd vor sich hin und Mokuba stellte am langen weißen Küchentisch ein Duell-Monsters-Deck zusammen. Seto konnte sich denken wieso, also beschloss er, seinen Bruder nicht zu stören. Dieser ließ sich in Sachen Duell-Monsters so oder so nicht reinreden und erst recht nicht von ihm! Die Hilfe von Yami und Yugi hingegen, war ihm immer recht. Aber - für das früherer Verhalten des jungen Firmenchef undenkbar - dass sollte ihm recht sein, denn er hatte nun wichtigeres im Kopf. Und dieses Etwas huschte gerade zwischen Herd und Theke hin und her, schnippelte Gemüse klein und bereitete die Sauce für heute Abend zu. Hin und wieder warf er auch einen Blick in den Ofen. Vermutlich um zu beobachten wie sich seine Ente entwickelte. Der ehemalige Profi-Duellant kam sich ziemlich fehl am Platz vor, also verließ er grinsend wieder den Raum. Wenn seine Anwesenheit nicht unbedingt erforderlich war, konnte er sich auch nochmal in sein Arbeitszimmer verdrücken. Dort warteten nämlich noch ein paar Statistiken und Bilanzen auf ihn, die nach Weihnachten dringend benötigt wurden. Zufrieden mit seinem neuen Deck kehrte Mokuba die Karten zusammen, welche er über die gesamte Tischplatte verstreut hatte. Anschließend hüpfte er vom Tisch zum Kühlschrank, nahm sich eine Falsche Cola hinaus und schwang sich dann auf die Küchentheke. Während er das zuckrige Getränke seine Kehle hinunterkippte und gleichzeitig mit den Beinen baumelte, überlegte er, wie er Joey fragen sollte, ob sie sich gleich duellieren konnten. Ihm war klar, dass dieser nach dem kochen mit Sicherheit gleich zu Seto wollte, allerdings wollte er des Blonden Duell-Fähigkeiten auch einmal auf die Probe stellen. Bisher hatte sich diese Gelegenheit nämlich noch nicht ergeben. Und da sein großer Bruder gerade beschäftigt war und er selbst nichts weiteres zu tun hatte, wollte er die Chance natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen! Er wartete einen günstigen Moment ab, in dem Joey scheinbar nichts weiteres zu tun hatte. Das Gemüse war fertig geschnippelt und vorgekocht, die Sauce stand zum aufwärmen bereit im Kühlschrank und die Ente brutzelte seelenruhig vor sich hin. Perfekt, dachte der Schwarzhaarige für sich, hüpfte von der Theke und machte zwei winzig kleine Schritte zu dem Freund seines Bruders. Dieser sah den kleinen Kaiba bereits aus dem Augenwinkel kommen. »Mhmm?«, brummte er daher, ehe der Zottelkopf auch nur zu Wort kommen konnte. Ein wenig erschrocken hielt dieser daher inne, räusperte sich kurz. »Hast du gerade Zeit? Wenn ja, hatte ich gedacht das wir uns vielleicht duellieren könnten?!«, trug er seine Anliegen auch sogleich vor, ohne groß um den heißen Brei zu reden. Die Kaibas sind direkt, anders als Joey. Der druckste nämlich gerne herum, wenn ihm etwas unangenehm ist. Verwirrt blinzelte der Braunäugige, wandte seinen Kopf in die Richtung des Zwergs. Bevor er antwortete, dachte er darüber nach wie lange sein letztes Duell bereits her war. Gegen Seto spielte er nämlich nicht, genauso wenig wie gegen Yami oder Yugi. Viele Alternativen gab es daher auch nicht mehr, weswegen der Duellant die Gedanken wieder verdrängte. Das letzte Duell war dann eben doch schon eine Weile her. »Sicher. Gib mir nur eine Minute, ich hole schnell mein Deck«, grinste das Größte im Raum, machte bereits kehrt und verließ eben diesen, bevor der jüngste Kaiba eine Antwort geben konnte. Grinsend schnappte sich Mokuba sein Deck und machte sich auf zur Garderobe. Er und Joey mussten ihr Duell wohl oder übel im Garten austragen, da er sich lieber nichts ausmalen wollte, was Seto wohl dazu sagen würde, wenn - zum Teil deckenhohe - Hologramme durch seine Küche tanzten. ◦ ’°’◦ ★ ☆ ★.◦’°’◦ Alle ausstehenden Bilanzen waren erstellt, alle Statistiken erhoben. Ein Telefonat hatte er auch noch geführt und drei E-Mails wurden ebenfalls versendet. Dann reichte es dem CEO aber auch. Der Kopf dröhnte ihm so oder so schon. Er schaltete das Licht aus und zog anschließend die schmale Tür aus Kirschholz hinter sich zu. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass bereits in weniger als zwei Stunden Joeys Freunde auf seiner Türschwelle auftauchen würden. Daher entschied er sich dazu, langsam mal den Weg ins Bad einzuschlagen, sich eine warme Dusche zu gönnen und anschließend formelle Kleidung anzuziehen. Er glaubte zwar nicht wirklich, dass der Kindergarten auch nur annähernd salonfähig aussehen würde, aber das hieß ja nicht gleich, dass er sich auch in ein schlechtes Licht stellen musste. Bereit dazu den Abend hinter sich zu bringen, stieg der Brünette etwa eine Stunde später die Treppen hinunter ins Erdgeschoss. Auf dem Weg in die Küche vernahm er das leise auf- und zugehen der Terrassentür, was ihm verriet das seine beiden Liebsten im Garten gewesen sein mussten. Stellte sich ihm nur die Frage, was sie dort getrieben hatten. Als er die Küche durch den deckenhohen Marmorbogen betrat, entdeckte er seine wertvollen Duelldisks, deren Ablageort nun der Küchentisch war. Im nächsten Moment fingen seine Augen auch seinen kleinen Bruder ein, der schmollend an der Stirnseite saß, seine Karten sortierte und die ein oder andere auch aus seinem Deck entfernte. Die Augenbrauen hochziehend, wandte der CEO den Kopf, suchte die Küche nach seinem Freund ab. Dieser stand wieder vor dem Herd, war gerade dabei die Ente heraus zu holen. Er übergoss sie noch einmal mit Wasser und schob sie anschließend zurück in die Röhre. Des Blonden breites Grinsen entging dem Ältesten im Raum dabei nicht. Er konnte sich nur zu gut vorstellen wie sein Freund seinen kleinen Bruder besiegt hatte. Sicherlich würde man nun annehmen, dass die Freude und die Übermut des 11-Jährigen nun getilgt war und Duell-Monsters nicht länger zu seinen Interessen gehört. Aber Mokuba war nun mal ein Kaiba und Kaibas ließen sich von Niederlagen nicht unterkriegen. Sie spornten eher dazu an, noch viel besser zu werden und mehr, als alles zu geben. Wenn nötig auch mit einer gewissen Portion Hinterlist, Autorität und der ein oder anderen erst zu nehmenden Drohung. Setos Anwesenheit wurde nicht weiter zur Kenntnis genommen, weshalb er geradewegs auf die Kaffeemaschine zu ging und sich sein ach so geliebtes Heißgetränk zu bereitete. Wenn sein Freund kochte, dann kochte er. In solchen Momenten um seine Aufmerksamkeit zu hoffen, war völlig zwecklos - das hatte der Brünette in den letzten Monaten mehrmals erleben müssen. Aber sein Bruder schien gerade etwas Ablenkung gebrauchen zu können, weswegen sich der Blauäugige kurzer Hand - natürlich nicht ohne seine Tasse frisch aufgebrühten Kaffee - auf den Stuhl neben ebendiesem fallen ließ. »Wie schlimm war es?«, fragte der Brünette seinen Bruder direkt, was nicht gerade die besten Worte waren. Mokuba wurde gleich noch viel trübseliger und Joey verdrückte sich mit den Worten "Ich muss mich noch fertigmachen" aus der Gefahrenzone. Der Blonde wusste, wie schnell ein Streit unter den Kaiba-Brüdern eskalieren konnte und er wusste auch, wie böse so ein Streit werden konnte. Immer wieder führte Seto ihm vor Augen, wie viel er doch von Gozaburos Art in sich trug. Ob er das hören wollte oder nicht, aber die Erziehung seines Adoptivvaters hatte Spuren hinterlassen und zog immer wieder Folgen mit sich. Wie zum Beispiel, dass Seto das ein oder andere mal harsch und streng mit seinem kleinen Bruder umging. Der Grauäugige machte sich ganz klein auf dem Stuhl und jagte der surrealen Hoffnung nach, so um eine Antwort zu kommen. Allerdings würde sein großer Bruder wohl nicht so schnell locker lassen. Als er den fordernden Blick des CEO bemerkte, stieg ihm sofort ein Klos in den Hals. »I-ich muss mal auf die Toilette«, nuschelte er in sein Halstuch. Bereit dazu den Raum zu verlassen erhob er sich, als sein Bruder blitzschnell den Arm ausstreckte, nach seinem Unterarm griff und ihn zurück auf den Stuhl drückte. »Ich werde dich nicht ohne eine Antwort entlassen!«, hörte er da auch schon die erdrückenden Worte des Firmen-Erben. Das führte dazu, dass ihm ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter lief und er sich fragte, wie sehr dieser Tonfall doch dem Ihres verhassten Adoptivvaters glich. Wo war bloß Joey, wenn man einmal seine Hilfe brauchte? »Es war doch bloß ein Duell ... Nur ein Spiel«, versuchte sich Mokuba zu rechtfertigen, wohl wissend das ihm das nicht viel bringen würde. »Nur ein Duell? Bloß ein Spiel?«, echote Seto auch sogleich, klang dabei so herablassend wie sonst nie. In seiner aufbrausenden Art bemerkte er gar nicht, wie sein Bruder immer mehr in sich zusammensackte. Ach Loch im Boden tue dich auf und verschlinge mich, schien er wohl zu denken. Aber der CEO bekam davon, wie bereits gesagt, nichts mit. »Ein Kaiba verliert nicht - niemals!«, waren des Brünetten nächsten Worte. Der Zottelkopf hatte schon die passenden Widerworte parat. Sein Bruder hatte doch auch oft genug verloren, warum machte er dann jetzt so einen Wind um die Sache? Aber der 11-Jährige traute sich dann doch nicht, seine Gegenargumente auszusprechen, schluckte sie stattdessen herunter und blieb still. So verging die Zeit. Sein großer Bruder starrte ihn abwartend und böse an und er schwieg beharrlich, hoffte auf das Klingeln an der Tür oder Joeys trippelnde Schritte auf der breiten Marmortreppe. Mokuba verinnerlichte das Ticken der Küchenuhr, die an der Wand hing. Lauschte auf die schwachen Geräusche im Garten. Tick, Tack, Tick, Tack. Er zählte die Sekunden mit. Dann endlich, seine Erlösung. Wie ein Keil trieb sich das Schrillen der Klingel zwischen die beiden Brüder. Der jüngere war sofort aufgesprungen und hatte die Küche verlassen, ehe der ältere auch nur ein Wort verlauten lassen konnte. Erst als er die vertrauten Stimmen von Yami und Yugi, Tristan und Duke vernahm, schämte er sich plötzlich für sein Verhalten. Es war, als hätte es die letzten Minuten gar nicht wirklich gegeben, als wären sie nur eine Illusion gewesen, ein Traum, in dem er seinen kleinen zarten Bruder genauso behandelte, wie Gozaburo ihn immer behandelt hatte. Und was er selbst immer verabscheut hatte, dass mutete er jetzt diesem zerbrechlichen Wesen zu. Er schloss die Augen, rief sich selbst zu innerer Ruhe. Mokuba würde ihm das schon verzeihen ... Bald ... Irgendwann. ◦ ’°’◦ ★ ☆ ★.◦’°’◦ Als Joey geschniegelt und gestriegelt die Küche betrat, fand er dort nur Seto vor. Eigentlich hatte er nur vorgehabt schnell die Ente aus dem Ofen zu holen und sich anschließend zu seinen Freunden zu gesellen. War er doch davon ausgegangen, dass sein Freund sich längst auch bei diesen befand. Allerdings schien der Brünette gerade nicht sehr viel von Gesellschaft zu halten, da er am Esstisch saß, starr die Wand anstarrte und nachdachte. Man konnte bereits an seinem abwesenden Dasein erkennen, dass er im Moment nicht in dieser Welt verweilte. Der Blonde Duellant konnte nur erahnen was seinen Blauäugigen Freund so beschäftigte, wusste er doch von dessen Angst irgendwann genauso zu werden wie Gozaburo. Dieser kleine Teil den der Alte in Setos Gemüt hinterlassen hatte, würde sich wohl möglich nie ganz auslöschen lassen. Man musste ihn eben nur ständig unterdrücken und dafür sorgen, dass diese Seite nicht zum Vorschein kam. Kurzerhand nahm sich der Braunäugige ein Herz, setzte sich zu seinem Freund und schmiegte sich an dessen Schulter. Die Tatsache, dass sie heute noch nicht allzu viel Zeit für Zweisamkeit hatten, schob er dabei bewusst in das hinterste Stübchen seines Gehirns. Der schwerreiche Firmenchef nahm erst einige Augenblicke später Notiz von der Anwesenheit seines Freundes, war er doch viel zu beschäftigt damit gewesen seinen Gedanken nach zu hängen. »Du bist nicht er, also hör auf darüber nachzudenken«, murmelte der Blonde an die Schulter seines Geliebten, döste beinahe weg, so gemütlich fand er diese. »Ich wollte ihn nicht so anfahren«, entgegnete Seto, klang dabei noch immer ein wenig abwesend, »Aber ich tue es trotzdem immer wieder« Auf diese Worte hin, richtete sich der Braunäugige nun doch wieder auf, nahm das Gesicht seines Freundes in die Hände und drehte dessen Kopf zu sich. »Jetzt hör mir mal zu!«, befahl er diesem ein wenig schroff, fuhr aber ohne Umschweife fort. »Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und es wird auch niemals jemand behaupten, dass die Erziehung eines 11-Jährigen leicht ist! Auch wenn du nicht immer ganz richtig handelst, liebt Moki dich trotzdem. Und ich glaube, dass er dich gegen niemanden auf dieser Welt eintauschen würde. Nicht mal Yugi oder Yami hätten gegen dich eine Chance.« Er pausierte kurz und ließ den Brünetten die Worte verarbeiten. »Und jetzt hör auf hier Trübsal zu blasen und komm mit ins Wohnzimmer. Weihnachten ist nicht der richtige Zeitpunkt um sich selbst zu bemitleiden oder um sich zu streiten. Dafür habt ihr beide 364 andere Tage im Jahr!«, endete der 16-Jährige schließlich seinen Monolog, zog seinen Freund hoch und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Anschließend grinste er ihn an und zog ins Wohnzimmer, wo ihre Freunde auf Gesellschaft warteten. Der Brünette viel beinahe vom Glauben ab, als er den Raum betrat und ihm sieben ordentlich gekleidete Jugendliche gegenüber saßen. Er hätte niemals für möglich gehalten, dass der Kindergarten solche Klamotten im Schrank zu hängen hatte. Das allerbeste Beispiel dafür war Tea, dass einzige Mädchen im Raum. Sie hatte ihre pinke Jacke und die ebenso pinke Shorts gegen ein cremefarbenes Kleid eingetauscht. Der Rock ging ihr bis zu den Knien und war vermutlich mit einem Unterrock aus Tüll versehen, da der Stoff bei jeder Bewegung knisterte. Das Mieder wurde durch ein gehäkeltes Band in beige getrennt und war bis hoch zu den Schultern - und vermutlich auch am Rücken - mit einem atemberaubenden Muster aus Spitze versehen. Das Outfit wurde durch einen kurzärmeligen Bolero abgerundet und verniedlicht. Aus dem Augenwinkel entdeckte Seto Ihre Pumps aus Wildleder. Der Absatz von den Schuhen war so dünn, das er nicht drum herum kam sich zu fragen, wie man auf solchen Dingern bloß laufen konnte. Neben Tea hatte - wie sollte es auch anders sein - Yugi Platz genommen. Auch er hatte ein ungewöhnlich formelles Outfit an. Der Marineblaue Anzug war verschwunden, stattdessen trug er nun eine Anzughose - natürlich von der Stange und nicht maßgeschneidert, vermutete Seto - und dazu ein royal-blaues Hemd, dessen Kragen er hinunter geklappt hatte. Bekannt kamen Seto nur die halbhohen Lederstiefel und das Lederhalsband vor. Davon konnte sich der Punk natürlich nicht trennen. Der Blick des CEO's wanderte zu Yugis Sitznachbarn Yami, der zwar keine Anzughose trug, dafür aber trotzdem ziemlich kokett aussah. Die schwarze Jeans schmiegte sich eng an seine dünnen Beine und der einfache schwarze Pullover wurde durch die Bauchmuskeln, welche sich darunter verbargen, zu einem echten Highlight. Dazu kombinierte er ebenfalls halbhohe Lederstiefel, allerdings welche, die nicht im nächstbesten Gothikladen gekauft wurden. Beeindruckt zog Seto eine Augenbraue hoch und ließ seinen Blick dann weiter wandern. Der letzte Platz des Sofas - vermutlich auch nur mit Ach und Krach ergattert - wurde von Ryou besetzt. Da der Weißhaarige sowieso nie ein Faible für dunkel Farben gehabt hatte, fiel er auch nicht weiter aus der Reihe. Er trug ein hellbraunes, kariertes Hemd, dessen Enden in eine beige, maßgeschneiderte Anzughose gestopft wurden. Die Knöchelhohen Wildlederschuhe waren zwar nicht unbedingt der Hingucker, sahen aber besser aus als die Schuhe seines Freundes, wie Seto als nächstes feststellte. Bakura hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich in irgendeiner Art herauszuputzen. Er trug eine blaue, lockere Jeans, in deren Bund sporadisch die zerknitterten Zipfel eines weißen Hemdes gesteckt wurden waren. Seine Schuhe waren einfache High-Tops, von denen Seto nicht wusste, ob man diese im Winter überhaupt tragen konnte ohne dass sie durchweichten, weil sie nicht wasserfest waren. Auf dem breiten Fernsehsessel neben dem Sofa hatten es sich Tristan und Duke bequem gemacht. Der Schwarzhaarige saß auf dem Schoß seines Freundes, band sich gerade seinen Zopf und zupfte anschließend an seinem olivgrünen Hemd herum. Dann strich er seine rote, enge Jeans zusammen und winkelte die Beine an, um zu sehen ob an seinen schwarzen Lederschuhen auch kein Dreck zu sehen war. Von Tristan bekam der Blauäugige Firmenerbe nicht viel zu sehen, außer dessen graue Anzughose und dessen, ebenfalls, grauen Hemds. Als nächstes scannte er den Raum nach seinem Bruder ab, in der Hoffnung das dieser nach ihrer kleinen Auseinandersetzung hochgegangen war und sich umgezogen hatte. Doch seine Hoffnung wurde zerschlagen, als er sah wie sein Bruder in der grauen, abgetragenen Jogginghose durch den Raum lief. Das dunkelblaue, ausgewaschene und zerknitterte Shirt klebte an ihm wie ein Kartoffelsack. Na ja, dachte Seto dann, wenigstens trägt er halbwegs vernünftige Schuhe. Nachdem er nun alles Anwesenden so ausgiebig wie möglich begutachtet hatte, sah er nun prüfend an sich selbst hinab. Er trug, eigentlich so wie immer, einen schwarzen Rollkragen Pullover, über den er sich zu erst unsicher war. Allerdings hatte er dann Joeys Liebesmale an seinem Hals entdeckt, weswegen es für ihn unmöglich war in einem Hemd hier unten aufzutauchen. Dafür passte der Pullover wenigstens hervorragend zu seiner maßgeschneiderten schwarzen Anzughose, die sich eng um seine Beine schmiegte, sie dafür aber lang und sinnlich wirken ließen. Er musste zugeben, das die schwarzen Lackschuhe vielleicht nicht die beste Idee waren, aber auch er durfte sich in Sachen Mode mal vertun, sah er doch sonst immer zum dahinschmelzen gut aus. Bei den Worten "gut aussehen", kam ihm plötzlich in den Sinn, dass er Joeys Outfit für den heutigen Abend noch nicht näher betrachtet hatte. Daher drehte er seinen Kopf auch so gleich zu seiner rechten Seite, wo sein Freund immer noch stand und seine Hand hielt. Auch der Blonde schien heute Wert auf gutes Aussehen zu legen. Er hatte seine beste - und wohl auch einzige - Anzughose an, passend dazu ein rotes Hemd, mit schwarzer Knopfleiste und ebenso schwarzen Nähten. Dessen Enden hatte er ordentlich und ohne Falten in dem Bund seiner Hose verschwinden lassen, sodass er beinahe aussah wie ein richtiger Geschäftsmann. Der einzige Makel waren wohl seine Schuhe. Denn der Braunäugige hatte sich, ganz wie immer, für Sneakers entschieden, die seinem Outfit zwar einen lässigen Touch gaben, allerdings auch jede Form von Autorität verschwinden ließen. Tea war schließlich die erste, welche die Anwesenheit von Seto und Joey zur Kenntnis nahm. Grinsend erhob sie sich vom Sofa, strich ihr Kleid glatt und machte sich dann auf den Weg zu dem Pärchen, was irgendwie ein wenig verloren in dem großen Raum wirkte. »Da seit ihr ja endlich!«, begrüßte sie die beiden überschwänglich. »Wir dachten schon, wir bekämen euch heute gar nicht mehr zu Gesicht!« Sie umarmte Joey freundschaftlich, reichte Seto aber nur die Hand. Das er nicht viel von ihnen hielt, war ihr schon längst klar. Allerdings wertete sie die Tatsache, dass sie alle den ersten Weihnachtsfeiertag in seiner Villa verbringen durften, als gutes Zeichen. Ebenso wie Yugi, Ryou und Tristan, die sich nun auch aufgemacht hatten um den Villenbesitzer und sein Hündchen zu begrüßen. Von allen bekam der Blonde Duellant eine Umarmung und Seto einen festen Händedruck. Einzig und allein Bakura nickte beiden bloß aus der Entfernung zu und nutzte die Gelegenheit um sich einen Platz auf dem Sofa zu sichern. »Ich würde sagen, dann gehe ich jetzt mal den Tisch decken und ihr macht es euch hier noch ein wenig gemütlich. Seto bietet euch mit Sicherheit etwas zu trinken an!«, verkündete der 16-Jährige, nachdem die Begrüßung erledigt war. Anschließend gab er seinem Freund einen kleinen Stoß nach vorne, da dieser anscheinend schon wieder dabei war in eine andere Welt abzudriften. Vermutlich eine, in der nicht so viel durcheinander gesprochen wurde. Jeder hatte nämlich etwas zu erzählen, von gestern oder vorgestern. Und so gerne Joey sich auch jede Geschichte anhören wollte, war er doch froh darüber der Euphorie der ersten Minuten nach dem Wiedersehen entschwinden zu können. Für Seto war das außerdem die perfekte Gelegenheit soziale Kontakte zu knüpfen, die nicht nur auf geschäftlicher Ebene stattfanden. Dabei interessierte es den Blonden auch nicht die Bohne, was sein Freund nun von seinen Freunden hielt. Er sollte sich endlich mit ihnen arrangieren, denn dem CEO wollte keiner etwas böses. Vermutlich würde der allerdings noch einige Zeit brauchen um das zu verstehen. Seufzend bog Joey in das Esszimmer ein und öffnete den Geschirrschrank. Hoffentlich würde dieser Abend nicht im Streit enden. ◦ ’°’◦ ★ ☆ ★.◦’°’◦ Als sie gegen 8.00 Uhr das Abendessen beendet hatten und Joey eine gefühlte halbe Stunde lang nur gelobt wurde, nahmen ein paar der Anwesenden auch noch den ein oder anderen Verdauungs-Drink zu sich. Das natürlich nur unter den anhaltenden skeptischen Blicken der Nicht-Trinker. Aber das war Seto, Duke, Bakura, Tristan und Yami herzlichst egal. Tea rümpfte nur die Nase und Yugi schüttelte den Kopf. Ryou fragte sich, ob der Obstbrand einen Nachgeschmack beim küssen haben würde und Joey drohte gleich mit Kuss-Verbot, wenn Seto es sich wagen sollte auch noch einen Schluck zu nehmen. Dann begann endlich der spaßige Teil des Abends: Die zweite Bescherung. Joey staunte erneut bei der Masse an Geschenken die unter dem Baum lagen, allerdings waren heute ja auch ein paar mehr Leute anwesend, als gestern Abend. Die Meute fand sich nach und nach wieder im Wohnzimmer ein. Tea, Yami, Yugi und Ryou nahmen wieder das Sofa für sich ein, wobei Ryou dieses Mal auf dem Schoß seines Freundes Platz nahm. Duke und Tristan ernannten den Fernsehsessel zu Ihrem Thron, Seto blieb einfach stehen und Joey hockte sich mit zu Mokuba neben den Baum. Er würde zwar dem Kleineren das Geschenke verteilen überlassen, aber so kam er um das nervige stehen drum herum. Für faule Personen war das teilweise nämlich mehr als nur anstrengend. Abwartend starrten nun alle Mokuba an, der innerlich noch einmal durchzuzählen schien, ob denn nun alle hier waren, ehe er anfing und sich das erste Geschenk krallte. Es war eine kleine türkise Schachtel, mit einem hellblauen Geschenkband aus Stoff. Der Schwarzhaarige angelte sich das Namensschildchen. »Für Tea«, lass er vor, kämpfte sich dann vom Boden hoch um der Brünetten ihr Päckchen zu überreichen. Freudig nahm sie es entgegen, zog an dem seidigen Band und öffnete schließlich die Schachtel. Mehr als ein »Wow« brachte sie nicht heraus, zu überwältigt war sie von dem Anblick der sich ihr bot. Ganz vorsichtig nahm sie das goldene Battlearmband aus seiner schützenden Verpackung, drehte und begutachtete es in ihren Händen. »Ich hoffe es gefällt dir«, sagte Yugi vorsichtig, »Yami und ich haben ganz schön lange nach so etwas gesucht!" »Es ist wunderschön«, bekam er nur wenige Augenblicke später die Antwort. Die leidenschaftliche Tänzerin stupste vorsichtig erst den einen Anhänger, dann den anderen an. Eine Ballerina und Ballettschuhe. Sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen. Die Geschenke, welche sie besorgt hatte, waren nicht annähernd so toll. Nachdem sich die Allgemeine Freude um das erste Geschenk des Abends allmählich gelegt hatte, krabbelte der junge Kaiba zurück zum Weihnachtsbaum, um das nächste Päckchen auszuwählen. »Für Joey und Seto«, las der Zottelkopf vor, wandte dann den Blick erst an seinen Bruder und anschließend an dessen Freund. »Wer von euch will es aufmachen?« Nun waren es Seto und Joey, welche sich fragend ansahen nach kurzer Zeit beide mit den Schultern zuckten. Für den Blonden war diese - eigentlich nichts eindeutig aussagende - Geste die Entscheidung. Langsam streckte er den Arm aus, nahm das kleine Pakte entgegen und öffnete erst die Schleife und dann das Geschenkband. Zum Vorschein kam ein ziemlich robuster Briefumschlag aus Pergament, der sofort darauf schließen ließ, dass das Geschenk von Yami und Yugi stammte. Der Braunäugige schielte aus dem Augenwinkel zu seinen Freunden, anschließend ließ er seinen vorsichtigen Blick zu Seto wandern. Den schien das Geschenk allerdings nicht die Bohne zu interessieren. Mit zwei sanften Bewegungen - Joeys Angst das Pergament zu beschädigen war ziemlich groß - hatte er den Briefumschlag schließlich geöffnet und eine kleine Karte zu Tage befördert auf deren Rückseite in verschnörkelten Buchstaben das Wort »Gutschein« geschrieben stand. Etwas skeptisch wendete er die Karte. »Ein Gutschein über einmal Babysitten", las der Duellant laut vor. Dann sah er die beiden Punks verständnislos an, weil er mit dem Inhalt der Karte überhaupt nichts anfangen konnte. »Was sollen wir damit anfangen?«, hakte er nun nach. »Na ja«, begann Yugi schließlich ein wenig zögerlich, »Yami und ich dachten uns, dass ihr beide ja vielleicht mal ein Wochenende wegfahren wollt und da braucht ihr dann doch sicherlich auch einen Babysitter für Mokuba oder etwa nicht?!« Der Blonde öffnete den Mund und schloss ihn gleich darauf wieder ohne auch nur einen Ton gesagt zu haben. Eigentlich wollte er Yugi erklären, dass - im Falle von Setos Abwesenheit - zwei Babysitter und ein Hausmädchen für Mokuba zur Verfügung standen. Allerdings verwarf er die Idee dann auch gleich wieder, denn Seto würde niemals für längere Zeit die Stadt verlassen. Seine Firma war nur in Domino ansässig, verfügte über keine Zweigstellen oder Auslagerungen. Und an Urlaub dachte dieser Workaholic ganz sicher nicht! Daher bedankte er sich einfach nur, reichte den Brief dann an Seto weiter, damit dieser ihn ordnungsgemäß verstauen konnte. Vielleicht kam ja irgendwann doch einmal die Gelegenheit, diesen Gutschein einzulösen. Mokuba, der von Yami und Yugi als Babysitter mehr als nur begeistert war, griff sogleich nach dem nächsten Päckchen und so ging das eine ganze Weile weiter. So endete die Bescherung damit, dass Tea noch drei weitere Anhänger für ihr Bettelarmband bekommen hatte. Ein Notenschlüssel, der Ihre Liebe zur Musik symbolisieren sollte. Dann noch ein Kleid, was für Ihr Modebewusst sein stand. Eine kleine Freiheitsstatue, die ihren Traum, als Tänzerin nach New York zu gehen, verkörpern sollte. Und zu Letzt noch einen Smiley, der für das Band der Freundschaft stand, dass sie Yugi, Joey, Tristan und sich damals auf die Hand gemalt hatte. Für Yugi und Yami sprangen neue - natürlich zu einander passende - Leder Halsbänder, Nieten Gürtel und Lederarmbänder raus. Damit waren die Punks voll auf zu Frieden. Seto und Joey bekamen neben Ihrem Babysitting Gutschein noch ein Buch mit der Aufschrift "100 Dinge die jedes Pärchen gemacht haben sollte" und eins mit dem Titel "100 Orte an dem jedes Pärchen einmal gewesen sein sollte", was Joey verständlicher weise mehr erfreute als Seto. Die anderen Anwesenden erhielten kleine Präsente, wo an sich nichts nennenswertes dabei war. ◦ ’°’◦ ★ ☆ ★.◦’°’◦ Endlich war Ruhe in die Kaiba-Villa eingekehrt. Nach der Bescherung hatten die Anwesenden noch ein wenig geredet, über Silvester philosophiert und ein bisschen getrunken wurde auch. Langsam aber sicher wurden dann doch die ersten - vor allem Ryou und Yugi - müde und so entschieden sich die Jugendlichen dazu Ihre Runde aufzulösen. Erschöpft aber zu Frieden drückte Joey die Tür ins Schloss und machte sich dann auf den Weg ins Schlafzimmer, in das Seto sich schon vor gut zehn Minuten zurück gezogen hatte. Auch Mokuba hatte bereits sein Zimmer aufgesucht und war heute mich Sicherheit bereits eingeschlafen. Nach diesen zwei anstrengenden Tagen konnte ihm das allerdings niemand verübeln! Leise und vorsichtig öffnete Joey die Schlafzimmertür. Seto lag bereits im Bett. Die Nachttischlampe auf seiner Seite brannte, vermutlich damit Joey nicht durch die Dunkelheit irren musste. Grinsend schob der Blonde die schwere Tür aus Kirschholz hinter sich ins Schloss, tapste dann beinahe lautlos auf das große Bett zu. Er entkleidete sich bis auf die Boxershorts, kroch anschließend unter die Decke. Normalerweise trugen die beiden ein Shirt zum schlafen, falls Mokuba unangekündigt rein platzen sollte. Aber heute fehlte Joey die Energie dazu. Als er aus dem Augenwinkel zu seinem Freund schielte, blitzte auch unter dessen Bettdecke nackte Haut hervor. Seto döste ein wenig vor sich hin. Eigentlich hatte er sich von der heutigen Nacht mehr erhofft. Guter Sex war dabei nur eine Sache von vielen. Aber zu mehr als ein wenig knutschen und kuscheln war er nun wirklich nicht mehr in der Lage. Woher sollte er auch wissen, dass Weihnachten so anstrengend ist, hatte er es doch nie so ausgiebig gefeiert. »Nur noch morgen« murmelte Joey, während er sich an den Rumpf seines Freundes schmiegte. »Nur noch morgen, dann hast du es geschafft!« Der Blauäugige legte einen Arm um die Schultern seines Freundes, wurde aber das flaue Gefühl, welches sich in seiner Magengrube ausbreitete, einfach nicht los. Jeder Gedanke den er dem morgigen Tag widmete, machte in nervös. Und eigentlich wurde ein Kaiba nicht nervös - Seto schon von Grund auf nicht. Aber wen machte das erste Aufeinandertreffen mit den Eltern des festen Freundes nicht nervös? Vor dieser Emotion konnte sich nicht mal ein Seto Kaiba retten! Und diese Tatsache verstärkte sich nur dadurch noch zusätzlich, dass er so gut wie gar nichts von Joeys Eltern wusste. Denn der Braunäugige erzählte auch kaum von Ihnen. Die einzige Person, die er aus Joeys Familie bereits kannte, war dessen kleine Schwester Serenity. Fest kniff er die Augen zusammen. Morgen ist morgen, rief er sich in sein Gedächtnis. »Worüber denkst du nach?«, murmelte Joey mit geschlossenen Augen. Erschrocken zuckte der Ältere zusammen, fragte sich einmal mehr ob sein Freund Gedanken lesen konnte. Es war ihm immer wieder suspekt, wenn der Blonde genau wusste was in des Brünetten Innersten vor sich ging. War er etwa doch so berechenbar? »Ach nichts wichtiges. Mir ist nur gerade eingefallen das ich ein wichtiges Dokument in der Firma liegen gelassen habe«, redete der Profiduellant sich heraus. Doch das er damit Joeys Aufmerksamkeit erst recht auf sich gelenkt hatte, wurde ihm er viel zu spät bewusst. Ruppig wand sich der 16-Jährige aus der liegenden Position in eine sitzende, um seinen Freund teils ängstlich, teils ein wenig schockiert anzusehen. »Du suchst jetzt aber nicht nach einer Ausrede, um morgen nicht auf meine Eltern treffen zu müssen oder?«, entgegnete der Jüngere pikiert. Sein Freund wäre am liebsten zusammen gezuckt, aber das hätte ihn schlussendlich gänzlich verraten. Also verbot er sich jegliche körperliche Reaktion auf diese Frage. Stattdessen stützte er sich auf seine Ellbogen, blickte seinem Freund tief in die Augen. »Ich brauche keine Ausrede, weil ich niemals vor hatte morgen in die Firma zu fahren. Du hast mich etwas gefragt und ich habe dir eine ehrliche Antwort gegeben«, hisste der Brünette sein Hündchen zu recht, legte sich anschließend wieder hin und schloss die Augen. So ganz überzeugt war der Blonde zwar immer noch nicht, allerdings wollte er jetzt auch keinen Streit vom Zaun brechen. Er entschied, seinen Drachen morgen noch einmal darauf anzusprechen, wenn dieser ausgeschlafen, ausgeruht und vollkommen nüchtern war. Also kuschelte er sich schnell wieder in die langen Arme seines Freundes. »Gute Nacht, schlaf gut«, murmelte er noch vor sich hin, dann war er auch schon ins Land der Träume abgedriftet. »Du auch - Liebling«, antwortete der Blauäugige etwas unsicher, war allerdings im Nachhinein froh darüber, dass seine Aussage von dem Angesprochenen schon gar nicht mehr wahr genommen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)