By Chance von MissImpression ================================================================================ Kapitel 4: ----------- KAPITEL 4   [ Februar 2018, New York City ]   Layken war sowas wie meine erste große Liebe. Nolan lässt die Bombe ohne Vorwarnung platzen. Nachdem mein Herz nach einer Stolpersekunde wieder seine ursprüngliche Arbeit aufnimmt, habe ich kurzzeitig Angst um April, die aufgrund dieser Neuigkeit aussieht, als wären ihr Geburtstag, Ostern und Weihnachten auf denselben Tag gefallen. Ihr offener Mund verwandelt sich in ein Grinsen, welches mir die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. „Wow“, sagt Simon trocken. „Das ist ja mal ein Zufall.“ „Es ist jetzt aber auch schon locker zehn Jahre her“, spiele ich Nolans Aussage herunter und winke ab, auch wenn meine Hand zittert. „Wir waren quasi noch Kinder.“ April rutscht auf ihrem Stuhl herum und starrt mich ungläubig an. „Auf der High School?“ Sie betont die letzten beiden Wörter und ihre Stimme überschlägt sich beinahe. „Sie hat ja Recht“, wendet zu meiner Überraschung nun auch Nolan beschwichtigend ein, „und es lief auch nichts weiter zwischen uns.“ Bis auf einen Kuss … Ich beiße mir auf die Lippe und schaue ihn dankbar an, weil er dieses kleine Detail ausgelassen hat. Es ist kaum zu übersehen, dass April ansonsten vor Freude einen Herzinfarkt bekommen würde. Und auch wenn der Gedanke daran, er könnte diese Kleinigkeit ausgelassen haben, weil er sie eventuell sogar vergessen hat, einen unangenehmen Stich in der Bauchgegend verspüren lässt, belehrt mich ein Blick in seine Augen eines Besseren. Sein wissendes Lächeln treibt mir die Röte ins Gesicht. „Und warum hat es zwischen euch nicht geklappt?“, fragt sie. Dabei bemüht sie sich, nicht zu aufgeregt und neugierig zu klingen. Sie scheitert grandios. „Ach, der übliche Teenager-Kram“, antworte ich schnell, um Nolan zuvorzukommen, sich erklären zu müssen. „Falsche Freunde und Missverständnisse. Du kennst doch die High School Dramen. Oh, da kommt schon das Essen!“ Für das perfekte Timing wäre ich der Bedienung am liebsten freudig um den Hals gefallen. April nickt mir zwar zu, doch ich sehe es ihrem Blick an: Dieses Frage-Antwort-Spiel ist noch nicht zu Ende. Und ich seufze innerlich auf, weil ich mir gut vorstellen kann, dass meine beste Freundin morgen früh vor meinem Hotelzimmer stehen wird, um genau diese Antworten einzufordern …   Das Essen verläuft weniger peinlich und desaströs, als ich es erwartet habe. Das Thema Vergangenheit ist erstmal vom Tisch – auch wenn es irgendwie immer im Hintergrund mitschwingt. Doch ein paar Gläser Weißwein lassen mich diese Tatsache gut verdrängen. Nolan erzählt viel von seinen Auslandsreisen und Erlebnissen, denen wir gespannt lauschen. Ich bin immer noch erstaunt, dass er keine Karriere als Football-Spieler begonnen hat, denn ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ihm etwas in die Richtung für ein College-Stipendium angeboten wurde. Doch laut eigener Aussage erschien ihm ein Studium in Großbritannien als sinnvoller – ein mutiger Weg, wie ich finde. „Das war lecker“, sagt April laut, schiebt den leeren Dessert-Teller von sich und hält sich demonstrativ ihren Bauch. „Noch ein Stück und ich platze.“ Auch ich genieße noch die letzte Gabel voll Lava-Kuchen und die schokoladige Geschmacksexplosion, die sie mit sich bringt. Wäre es nicht eine Sünde, würde ich mich den ganzen Tag davon ernähren – auch wenn meine Hüfte darunter arg zu leiden hätte. Simon schaut auf sein Handy. „Der Schneesturm wird wohl nicht besser. April, Schatz, ich denke, wir sollten los, wenn wir vor neun Uhr noch zu Hause sein wollen.“ Sie nickt zustimmend. „Die Babysitterin muss ja auch noch nach Hause gebracht werden.“ Dann wendet sie sich uns zu. „Wäre das in Ordnung für euch, wenn wir hiermit das Abendessen beenden?“ „Natürlich“, erwidere ich sofort und Nolan stimmt mir zu: „Kein Problem.“ Wir bekommen die Rechnung und die beiden übernehmen – nach heftigen Protesten von meiner wie auch Nolans Seite – den vollen Betrag. „Nächstes Mal lade ich euch ein, keine Widerrede“, sage ich und April winkt ab. Wir ziehen unsere Mäntel an und treten vor die Tür. Eisige Winterluft empfängt uns und lässt mich sofort frieren. „Ich hätte mir vom Restaurant ein Taxi rufen lassen sollen“, murre ich und schlinge die Arme um mich selbst. Dicke Schneeflocken prasseln auf uns herab und der Wind bläst eiskalt um meine Beine. „Wo möchtest du denn hin? Vielleicht können wir uns eins teilen“, schlägt Nolan vor und legt eine Hand an meinen Rücken. Ein weiterer Schauer überzieht meinen Körper und ich weiß nicht, ob es erneut an der Kälte oder an seiner Berührung liegt, die ich trotz des dicken Wintermantels deutlich spüre. Ich nenne ihm den Namen meines Hotels und seine Augenbrauen schießen in die Höhe. „Da wohne ich zurzeit auch“, sagt er und mein Mund klappt auf, bevor ich mich ruckartig zu April wende, die unsere kurze Unterhaltung mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck bedenkt. „Was für ein Zufall“, flötet sie mit einem diebischen Grinsen. „Ja“, grummle ich. „Zufall.“ Ist ja nicht so, als hätte sie mir das Hotel vorgeschlagen ... Ich schlucke jeglichen weiteren Kommentar hinunter und schaue zu, wie Nolan an den Straßenrand tritt und die Hand ausstreckt, um ein Taxi zu rufen. Wir verabschieden uns von April und Simon, die zu ihrem Wagen gehen, und steigen ein. Meine Nervosität kehrt mit einem Mal wieder zurück. Bisher bin ich den Abend über eigentlich recht ruhig geblieben, was wahrscheinlich auch dem Alkohol zu verdanken ist, doch diese Situation – mit Nolan alleine – lässt mich wieder zu einer schüchternen Sechzehnjährigen mutieren, die mit ihrem Schwarm endlich ein paar zweisame Minuten teilen darf. Ein Geruch, der mich stark an Gewürznelken erinnert, empfängt uns im Inneren des Wagens und ich rümpfe die Nase. Immerhin ist das alles andere als ein Aphrodisiakum. „Wie kommt es, dass du im Hotel wohnst?“, frage ich, während ich meinen Schal ablege und den Mantel öffne. Der Fahrer hat die Heizung wohl voll aufgedreht. „Meine Wohnung ist noch nicht einzugsbereit“, erklärt er und legt seinen Schal ebenfalls ab, wobei seine Hand kurz meine streift, als wir die Kleidungsstücke gleichzeitig auf den mittleren Sitz der Rückbank legen wollen. Ich zucke zusammen, als hätte mich ein Stromschlag getroffen. Er jedoch übergeht meine Reaktion gekonnt, indem er einfach weiterspricht: „Eigentlich war mein Umzug etwas später geplant, doch die Geschäftsleitung wollte mich so schnell wie möglich hier haben, deswegen übernehmen sie mein Hotelzimmer für die Übergangszeit.“ „Und wann ist die Wohnung fertig?“ Ich hoffe, dass ich nicht zu forsch klinge, doch eine unangenehme Stille zwischen uns würde ich wahrscheinlich nicht ertragen. „Nächste Woche“, erwidert er. „Dann kannst du mich ja besuchen kommen, wenn du auch nach New York ziehst.“ Sein Grinsen und der doppeldeutige Unterton, der in seiner Stimme mitschwingt, treiben mir erneut die Röte ins Gesicht. Ich wende meinen Blick nach draußen, doch durch das dichte Schneetreiben sehe ich lediglich verschwommene Lichter an uns vorbeiziehen. Die Straßen sind voll und wir kommen nur in Schneckentempo voran. „Na, mal schauen, wann das bei mir überhaupt klappt. Mein Makler ist eine Trantüte“, seufze ich. „Ich kann dir gerne meine Maklerin empfehlen.“ Ich schaue zu Nolan, der sein Portemonnaie gezückt hat und eine Visitenkarte hervorholt. „Ms. Miller ist hervorragend, sie würde sich über einen Anruf sicherlich freuen.“ Er hält mir die kleine, mit silbernen Ornamenten verzierte, Karte entgegen und ich nehme sie dankend an. Das winzige Foto darauf zeigt eine freundlich lächelnde, junge Frau. Sie sieht ausgesprochen attraktiv aus. „Soll ich dann auch deinen Namen nennen, damit du eine Provision bekommst?“, scherze ich und stecke sie ein. „Das nicht, aber dann behandelt sie dich besonders nett“, sagt er zwinkernd und unwillkürlich frage ich mich, ob zwischen den beiden vielleicht doch mehr als ein Immobiliengeschäft gelaufen ist. Ein irrationaler Stich im Herzen durchfährt mich bei dem Gedanken, den ich ganz schnell abzuschütteln versuche. Er ist absolut deplatziert und ich würde mich dafür am liebsten ohrfeigen. Den Rest der Fahrt unterhalten wir uns über die horrenden Miet- und Lebenserhaltungskosten, die eine Großstadt wie New York City so mit sich bringt, sodass der zähe Verkehr durch die winterlichen Straßen schneller geschafft ist, als gedacht. Als Nolan gerade wieder sein Portemonnaie zücken will, um den Fahrer zu bezahlen, komme ich ihm zuvor, indem ich das Geld bereits herüberreiche. „Passt so“, sage ich zum Fahrer, schaue dabei aber meinen Sitznachbarn an, der merklich unzufrieden mit der Situation ist. Sobald wir in der klirrenden Kälte direkt vor dem Eingang unseres Hotels stehen, legt Nolan erneut eine Hand an meinen Rücken und beugt sich leicht zur Seite, um mir ins Ohr zu raunen: „Dafür möchte ich dich noch auf einen Drink einladen. Darf ich?“ Eine Gänsehaut überspannt meinen gesamten Körper und dieses Mal bin ich mir sicher, dass es nicht von der Kälte kommt. Die Antwort fällt mir leichter, als ich erwartet hätte. „Sehr gerne.“   Nach einem kleinen Abstecher in unsere Zimmer, um die Mäntel abzulegen und – in meinem Fall – das Make-up zu überprüfen und nachzubessern, treffen wir uns nur wenig später an der hoteleigenen Bar. Es ist wenig los, was wahrscheinlich daran liegt, dass es mitten in der Woche ist und die meisten am nächsten Tag früh raus müssen, denn so, wie der Großteil der Gäste hier aussieht, sind die meisten von ihnen Business-Leute auf Geschäftsreise. „Einen Dry Martini mit zwei Oliven bitte“, sage ich zum Barkeeper, während ich neben Nolan, vor dem bereits ein Tumbler mit White Russian steht, Platz nehme. Er dreht sich auf seinem Hocker zu mir und seine Knie berühren meine fast. „Oliven?“, fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen und fügt ob meines fragenden Blickes erklärend hinzu: „Früher hast du die Dinger gehasst.“ Mein Mund klappt überrascht auf. „Daran erinnerst du dich noch?“ „Natürlich.“ Sein Lächeln wird breiter. Der Barkeeper reicht mir das Martini-Glas und ich fische sogleich den kleinen Stiel mit den beiden Oliven heraus, um mir eine davon an den Mund zu führen. Doch ich stocke in der Bewegung, als ich zu Nolan schaue und seinen intensiven Blick beinahe auf mir spüren kann. Die Olive berührt meine Lippen und seine Augen folgen dieser Bewegung. Es liegt etwas Feuriges in ihnen. „Wie könnte ich es je vergessen?“ Seine Worte sind mehr ein Wispern und ich bin mir nicht sicher, ob er es als Antwort auf meine Frage meint oder mehr zu sich selbst spricht. Verlegen senke ich die Lider und lege die übrige Olive am Stiel zurück ins Glas. Das warme Kribbeln, welches durch meinen Körper wandert, fühlt sich so vertraut an. Es ist wie ein Déjà-vu. Ich räuspere mich. „Musst du morgen eigentlich früh raus?“, frage ich, um das Thema wieder in ungefährlichere Gewässer zu lenken. „Ich meine … nicht dass du morgen müde zur Arbeit musst.“ Nolans Stimme klingt um einiges tiefer, als er antwortet: „Ich würde auch die ganze Nacht aufbleiben, solange ich diese Zeit mit dir verbringen kann.“ Und damit ist der kurze Abstecher in ungefährlichere Gewässer auch schon Geschichte. Meine Ohren glühen, während ich einen tiefen Schluck meines Getränks nehme. „Ich meinte es vorhin wirklich ernst, dass ich es schön finde, dich wiederzusehen“, sagt er und führt sich ebenfalls das Glas an die Lippen. „Ich finde es schade, wie es zwischen uns geendet hat.“ Ich beiße mir auf die Unterlippe, als sich die altbekannten Gewissensbisse wieder melden. „Das finde ich auch.“ Die kurze Stille, die zwischen uns entsteht, fühlt sich schwer an und ich atme schließlich tief durch, bevor ich leise die nächsten Worte ausspreche: „Ich habe dir nie gesagt, wie furchtbar leid es mir tut, dass ich dich damals zu Unrecht beschuldigt habe.“ Ich schaue auf und stelle fest, dass Nolan mich nicht mehr ansieht. Sein Kiefer spannt sich sichtlich an, während sein Blick starr auf den Tresen vor ihm gerichtet ist. „Du wusstest, dass ich nichts verraten habe?“, fragt er und fährt mit dem Zeigefinger den Rand seines Glases ab. Betreten senke ich den Blick. „Ich habe es kurz vor dem Abschluss erfahren“, gebe ich zu – und muss mal wieder feststellen, wie naiv ich damals gewesen bin, davon auszugehen, Martha wäre die einzige gewesen, die unseren Kuss hätte beobachten können. Dass Lacey, wie so oft, auf die Informationen einer unzuverlässigen Quelle zurückgegriffen hat, hat mich im Nachhinein auch nicht überrascht. Sie hat zwar den richtigen Namen bekommen, aber nur weil Nolan in der Umkleide damit konfrontiert worden ist und die aufdringlichen Fragen nicht verneinte, sondern nur überging. „Und dann war ich zu feige, um meinen Fehler geradezubiegen. Das bereue ich noch immer.“ Nolan nickt leicht. „Ich kann das verstehen“, sagt er zu meiner Überraschung. „Und ich mache mir Vorwürfe, dass ich nicht genug dagegen getan habe, dich -“ „Nicht“, unterbreche ich ihn leise und berühre ihn kurz am Unterarm. „Dich trifft keine Schuld. Ich habe mitbekommen, wie du dagegen anreden wolltest, aber du weißt ja, wie das bei Teenagern und Gerüchten so läuft. Je mehr du dementierst, desto weniger glauben sie dir.“ Nolan schaut mich eine Weile stumm an, ehe er leise sagt: „Lacey hat dir das letzte Jahr auf der High School echt zur Hölle gemacht." Ich presse meine Lippen aufeinander. „Ja, beim Gerüchte verbreiten war sie damals mit Abstand die Beste. Da ist sie regelrecht aufgeblüht.“ Sie hat es schließlich geschafft, dass fast jeder in der Schule dachte, ich wäre eine Schlampe, die mit jedem dahergelaufenen Kerl was anfangen würde. Ironischerweise hatte ich meinen ersten Sex erst auf dem College … Frustriert fahre ich mir mit einer Hand durch die Haare, als mir ein Gedanke durch den Kopf schießt, und Nolan schaut fragend auf. „Ich habe Lacey vor zwei Jahren in unserer Heimatstadt getroffen, als ich meine Eltern besucht habe“, erzähle ich und sehe aus dem Augenwinkel, wie er sich interessiert zu mir dreht und sich mit dem Unterarm auf dem Tresen abstützt. „Sie hat ihr Gewicht verdoppelt, ist arbeitslos und alleinerziehend. Sie sah wirklich furchtbar aus.“ Ich lege den Kopf in den Nacken und schnaube. „Mein sechzehnjähriges Ich hätte bei dem Anblick wahrscheinlich gefeixt und es als verdiente Gerechtigkeit empfunden.“ Tief ausatmend schließe ich die Augen. „Stattdessen hatte ich nur Mitleid für sie übrig.“ Nolans warme Hand an meiner Schulter lässt mich meinen Kopf wieder senken. In seinen Augen liegt ein weicher Ausdruck, der meinen Herzschlag zum Stolpern bringt. „Du tust genau das Richtige“, sagt er. „Das Vergangene ruhen lassen und den Blick in die Zukunft richten.“ Ein sanftes Lächeln legt sich auf meine Lippen, als ich ihm zunicke. „Du hast Recht.“   Im Laufe der nächsten zwei Stunden, die wir an der Bar verbringen, ist das Thema Lacey vom Tisch, was der Stimmung einen gehörigen Aufschwung verpasst. Mit jeder Minute, die wir gemeinsam reden und lachen, werde ich mehr und mehr an das Gefühl erinnert, das ich früher immer in Nolans Gegenwart hatte. Dieses tiefe Vertrauen, eine unerfüllte Sehnsucht und still lodernde Hoffnung. Es ist die Freundschaft, die uns früher verband und wohl nie komplett verschwunden ist. Gleichzeitig ist da im Hintergrund jedoch auch eine gewisse Schwere, die mich immer wieder aufs Neue daran erinnert, dass ich all das schon viel früher hätte haben können – und vielleicht sogar noch mehr –, hätte ich damals nicht einfach resigniert und mich damit meinem Schicksal ergeben. Es ist bereits kurz nach halb elf, als wir die Bar lachend verlassen und den Weg zu den Fahrstühlen antreten. Nach meinem ersten Martini habe ich mir keine weiteren alkoholischen Getränke mehr genehmigt, sondern bin auf alkoholfreie Cocktails umgestiegen. Trotzdem fühle ich mich leicht beschwipst auf dem Weg zu meinem Stockwerk. „Ich bin immer noch etwas beleidigt, weil du dich weigerst, diese Serviette zu unterschreiben“, sagt Nolan gespielt böse und fuchtelt mit besagtem Gegenstand, auf den ich noch keine zehn Minuten zuvor ein kleines Bildchen gekritzelt habe, vor meiner Nase herum. „Wie soll ich es denn so gewinnbringend veräußern?“ Ich lache auf und drücke den Fahrstuhlknopf. „Gewinn würdest du so oder so machen“, entgegne ich. „Die Serviette gab es schließlich für lau.“ Er grinst und faltet das Taschentuch in der Mitte, bevor er es in die Innentasche seines Sakkos steckt. „Aber wer glaubt mir denn, dass es ein Layken-Wright-Original ist?“ „Die Kenner wissen es“, antworte ich zwinkernd und wir betreten den Aufzug. Ich strecke meinen Arm zu den Fahrstuhlknöpfen, doch Nolan kommt mir zuvor, indem er sich nach vorne beugt. Sein Oberkörper berührt beinahe meinen und ich halte unwillkürlich die Luft an. Mein Blick klebt förmlich an seinen Augen, die mich intensiv mustern. „Wir sollten noch Handynummern austauschen“, spreche ich atemlos das erste aus, was mir einfällt, um mich von dem Umstand abzulenken, dass jede Faser meines Körpers in dieser Sekunde danach schreit, Nolan zu berühren. „Das sollten wir“, bestätigt er leise und fixiert meine Lippen. Die Fahrstuhltür geht zu und meine Nackenhärchen stellen sich auf. In meinem Brustkorb dröhnt der Bass, als sich seine Hände federleicht an meine Taille legen, bevor Nolan mich mit einer fließenden Bewegung an sich zieht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)