Broken Wings von Disqua ================================================================================ Kapitel 2: Pläne ---------------- Tsorn schlurfte mehr durch die Gänge, als dass er wirklich energisch die restlichen sechs Todsünden zusammensuchen wollte. Irgendwie bekam er das Gefühl, dass Luzifer ihn gern für niedere Arbeiten abkommandierte. Wahrscheinlich weil er einfach der Idiot war, der gerade in seiner Nähe rum stiefelte. Vielleicht sollte er sich in Zukunft ein wenig beschäftigter zeigen und sich nicht mehr ganz so lautstark äussern, was zwar gegen seine Natur ging, aber vermutlich für seine Gesundheit ein wenig besser sein könnte. Lange dauerte es hingegen nicht, ehe er die restliche Bande im Festsaal fand. Die Engel hatten wohl genügend Zeit Partys zu schmeissen, wozu sonst benötigten sie einen solchen Saal? Er kannte nur das Höllenreich und hatte absolut keine Ahnung, wie es im Himmel eigentlich zuging. Lebten Engel wie Menschen? Oder gar wie sie? Tsorn schüttelte kurz den Kopf. Eigentlich war es lächerlich darüber nachzudenken. Aktuell taten die Engel gar nichts, ausser in Gefangenschaft um ihr Leben zu betteln. Eine Tatsache, die ihn weitaus mehr freute, als darüber nachzudenken, wie diese Geschöpfe lebten. "Schön, dass ihr euch einen faulen Lenz macht, während ich den Dummen für Luzifer spielen darf und seine Botengänge erledige. Er will uns umgehend im Thronsaal sehen. Er scheint sich da einnisten und uns eine Aufgabe geben zu wollen." Tsorn wurde erst einmal eiskalt ignoriert, was seine Laune nur noch mehr förderte. So holte er einmal tief Luft. "ICH HABE GESAGT, IHR SOLLT EURE ÄRSCHE IN DEN THRONSAAL BEWEGEN UND ZWAR SOFORT!!!!" Jetzt erst drehten sich ein paar Köpfe zu ihm um, welche nach wie vor ein wenig desinteressiert wirkten. "Nun, ich habe es euch ausgerichtet, wenn ihr bestraft werden wollt und neben den Erzengeln im Kerker vergammeln wollt. Bitte, nicht mehr mein Problem." Er war sich ziemlich sicher, dass man ihn eben durch den gesamten Palast gehört hatte und Luzifer somit auch mitbekommen haben sollte, dass er ihnen wirklich Bescheid gegeben hatte. "Komm mal runter, Kleiner. Wir haben dich schon verstanden, du regst dich einfach immer so schön auf, wenn du keine Beachtung geschenkt bekommst", kam es von Inersha, der Trägheit. Wie er sie alle hasste. "Macht doch, was ihr wollt", schnaubte Tsorn leise und stampfte nun quasi zurück zu Luzifer und in den Thronsaal. Ihr Boss wartete schon ungeduldig und es wurde nicht besser, als Tsorn erst alleine zurückkam. Gerade als er etwas sagen wollte, kamen die anderen hinter ihm her getrottet. "Denkt ihr eigentlich, ich hätte ewig Zeit? Wir wissen immer noch nicht, wo Gott ist und sobald er wieder hier sein wird, haben wir vielleicht ein Problem. Die Engel sind aktuell geschwächt, weil er nicht da ist, gerade die Erzengel. Wir haben also keine Zeit zu verlieren und ihr haltet Kaffeekränzchen? Ich kann bis hierher riechen, dass du, Glatani, den göttlichen Weinkeller geplündert hast ..." Luzifer seufzte einmal entnervt auf. Und mit diesen Generälen hatte er es wirklich geschafft, den Himmel einzunehmen. Er musste sich nun wirklich fragen, WIE er dies hinbekommen hatte. "Aber Luzifer, dir könnte ein klein wenig Entspannung auch gut tun. Lass uns den Sieg doch erst einmal auskosten, es geniessen. Ich helfe dir sehr gerne dabei", schnurrte ihm Bager auf einmal ins Ohr und liess ihre Hände über den gut gebauten Körper ihres Chefes gleiten, was diesen nur einmal mehr entnervt aufseufzen liess. "Kein Interesse. Ich frage mich, wieso du es immer und immer wieder versuchst. Es gibt genügend andere Dämonen, die du verführen kannst. Von mir aus auch Engel, tu, was du nicht lassen kannst, aber lass mich da bitte aussen vor." Während er die Worte sprach, nahm er ihre Hände und schob sie von sich. Langsam erhob er sich dann von seinem, Gottes, Thron und musterte seine sieben Generäle erst einmal eindringlich. "Ich habe eine Aufgabe für euch. Wie ihr sie ausführt, ist mir aktuell ziemlich egal. Es gibt nur eine Bedingung, für einen von euch sogar zwei. Ich teile euch nun einem Erzengel zu. Ich will Informationen, hauptsächlich über den Aufenthalt Gottes. Ihr könnt sie foltern, wie ihr wollt, aber sie müssen überleben und ich will auch noch was davon haben." Sein Blick wanderte kurz zu Bager. "Ich nehme deine Frage vorweg, ich will ungerne, dass ihr ihnen euer Blut zu trinken gebt. Sie sollten bei klarem Verstand bleiben und ich schätze eigentlich die Stärke der Erzengel als hoch genug ein, dass sie euch selbst dann widerstehen könnten, dennoch will ich nicht unbedingt, dass ihr sie versklavt. Nur wenn es absolut keinen anderen Ausweg mehr geben sollte. Und ich finde heraus, solltet ihr mich anlügen über diesen Punkt und dann wollt ihr nicht wissen, was ich mit euch anstelle." Natürlich wäre es am einfachsten alle sieben, respektive acht mit Metatron, einfach zu versklaven, aber dies wollte er seinen ehemaligen Weggefährten doch nicht antun, zumal es eh nicht bei jedem funktionieren würde. "Was ist die zweite Bedingung, nicht töten ist angekommen, aber was ist die Zweite?", wollte dann Gadles in einem für ihn typisch überheblichen Tonfall wissen. "Diese werde ich nur demjenigen von euch sagen, der für den entsprechenden Engel verantwortlich ist", gab Luzifer weiterhin genervt zur Antwort. Er kam sich vor, als wäre er in einem Hühnerhaufen, dabei war nur eine seiner sieben Generäle weiblich. "Wer kriegt wen? Du spannst uns ziemlich auf die Folter, Luzifer", wollte Grid wissen. "Eure Geduld ist auch nicht die Beste, hm? Erst einen faulen Lenz machen und nun nicht abwarten können, mit wem ihr zu tun haben werdet ... Also gut, ich persönlich werde erst einmal Metatron übernehmen, danach werde ich mich nach und nach um eure Schützlinge kümmern, daher habt ihr nur begrenzt Zeit, eure Aufgabe zu erfüllen. Wenigstens EINE Information will ich von jedem von euch, egal wie relevant sie euch erscheint, vieles kann sehr wichtig sein. Verstanden?" Die Sieben nickten kurz. Sie wollten Luzifer nun nicht reinsprechen, sie wollten einfach wissen, wer es mit wem zu tun bekam. "Nun gut, sobald ich euch zugeteilt habe, geht ihr direkt. Wir wollen ja keine Zeit verlieren. Tsorn kümmert sich um Raziel, da er mich so nett gebeten hat, will ich ihm diesen Wunsch erfüllen." Tsorn nickte kurz und verschwand direkt aus dem Thronsaal. "Glatani, du kümmerst dich um Chamuel. Vielleicht hätte ihn eher Tsorn übernehmen sollen, da er gar nicht auf Disharmonie klar kommt, aber ich denke, du bekommst dies auch hin." Glatani, die Völlerei, nickte wie Tsorn zuvor und folgte diesem aus dem Thronsaal. "Du gibst dem Vielfrass den Erzengel der Harmonie? Na das Schauspiel will ich mir ehrlich gesagt direkt ansehen ... Könnte bestimmt sehr witzig werden", mischte sich nun Mekane, der Neid, ein. "Willst du etwa lieber Chamuel? Da muss ich dich leider enttäuschen, deine Aufgabe wird Gabriel sein, ich bin mir aber ziemlich sicher, du wirst sie zu meiner vollen Zufriedenheit erfüllen." Mekane sagte dazu nichts, sondern verschwand direkt. Er wollte sich gerne um jeden kümmern, aber nicht um Gabriel. Es war doch zu einfach, einen Zugeteilten zu bearbeiten, wieso konnte er nicht einen der anderen kriegen? Luzifer kümmerte sich allerdings nicht um die Belangen von Mekane, immerhin kannte er dessen Aussetzer schon und es war klar, dass aus diesem nur der Neid sprechen würde. Es wäre egal gewesen, wen er ihm gegeben hätte. "Bager, du kannst dich sehr gerne um Haniel kümmern. Dir ist es ja egal, ob Frau oder Mann, also zeig mir, was du aus einer Frau rausbekommen kannst~" Bager grinste leicht. "Weil ich die einzige Frau bin, muss ich mich um den einzigen weiblichen Erzengel kümmern? Du bist so durchschaubar, mein Lieber, aber ich bin mir ziemlich sicher, die Aufgabe besser erledigen zu können als alle andere, denn wenn etwas in dem Leben dieser ach so himmlischen Geschöpfe fehlt, dann ist es körperliche Zuwendung und wer wäre dafür besser geeignet als ich?", wollte sie dann fast ein wenig hochmütig wissen. "Ein guter Tipp, kümmer dich NUR um Haniel, sollte ich dich bei einem der anderen Engel erwischen, wirst du Probleme bekommen ..." - "Versohlst du mir dann den Hintern?", schnurrte sie offensichtlich angeregt. "RAUS!" Luzifer rieb sich kurz die Schläfe, diese Dämonen. Manchmal trieben sie ihn wirklich in den Wahnsinn und er war froh, sie irgendwie beschäftigen zu können. "Inersha, deine Aufgabe wird Uriel sein und bitte, keine Diskussion." Inersha, die Trägheit, zuckte mit den Schultern und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Saal. Er hatte seine Aufgabe, aber direkt um sie kümmern? Nein, er hatte Zeit. Auch ein Luzifer konnte nicht alles an einem Tag erledigen, daher würde Uriel noch ein klein wenig Schonfrist haben, zumindest was ihn angeht. "Ihr macht mich fertig. Nun zu euch beiden." Sein Blick wanderte über die beiden verbliebenen Generäle und ein weiteres Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. Übrig waren noch Gadles und Grid, Hochmut und Habgier. "Gadles, du kümmerst dich um Michael, sei sein Spiegel, zeige ihm auf, was seine Hochmut aus dem Himmel gemacht hat. Mir ist egal, was du mit ihm anstellst. Tu, was immer dir richtig erscheint. Wenn einer es verdient hat, dann Michael." Auf Gadles Lippen schlich sich ein ziemlich überhebliches und wissendes Grinsen. "Ich will Michael, ich will sie alle Luzifer", mischte sich Grid ein und wurde geflissentlich ignoriert. "Gadles, ich erwarte von dir sehr viel. Sobald ich mich um Michael kümmern will, will ich wirklich Fortschritte sehen." Gadles nickte. "Ist Michael nicht dein Bruder? Hasst du ihn wirklich so sehr'", wollte dieser dann neugierigerweise wissen und erhielt ein abfälliges Schnauben seines Bosses. "Nein, dieser widerliche Schleimer ist sehr vieles, aber Bruder darf er sich nicht nennen. Wir hatten mal ein sehr brüderliches Verhältnis, ehe er mich verraten und hintergangen hat, ehe er mich bei Gott verpetzte, um seinen eigenen Stand zu heben. Mir ist es schon fast egal, was mit ihm passiert, aber sollte ich ihn tot sehen wollen, dann ist es durch meine Hand. Haben wir uns da verstanden?" Gadles nickte erneut. "Nun, dann werde ich Michael mal zeigen, was es bedeutet, dich zu verärgern. Deine Wut brodelt über Jahrtausende, ich kann ihm ja mal ein wenig zeigen, was ihn erwarten wird. Du hast dafür eindeutig den richtigen Mann ausgewählt, Luzifer." Zwar nervte diesen die Überheblichkeit von Gadles, aber genau diese Todsünde stellte er nun einmal dar und er wusste, wenn er sich auf einen verlassen konnte, dann auf ihn. Natürlich konnte er sich auf alle mehr oder weniger verlassen, aber bei einigen wusste er auch, dass sie für bestimmte Aufgaben einfach nicht geeignet waren und Michael war eine ganz besondere Herausforderung. "Nun zu dir, Grid. Ich nehme an, du kannst zählen und dir sollte bewusst sein, dass nur noch einer über ist." - "Raphael", kam es direkt von der Habgier. "Ich darf Raphael quälen? Ja? Darf ich danach auch die anderen quälen? Bitte, ich will alle ..." Luzifer lächelte. "Nein, du wirst auf Raphael aufpassen. Er wird nicht gequält. Du bist derjenige, der die zweite Bedingung hat. Ihm darf nichts passieren, um ihn werde ich mich selbst kümmern. Natürlich kannst du versuchen, Informationen aus ihm heraus zu bekommen, ein wenig foltern, ok, aber nicht so, dass er seine Kräfte einsetzen muss! Er kann sich selbst heilen, es wäre also reine Zeitverschwendung." Grid wirkte enttäuscht, doch machte es Sinn, was Luzifer von sich gab. Leider. "Und wie stellst du dir das vor?", wollte dieser dennoch wissen. Er hatte nun nicht vor, die gesamte Zeit in dessen Zelle zu sitzen und ihn anzustarren. So viel Langeweile hatte er nun wirklich nicht. "Unterhalte dich mit ihm. Raphael ist ein sehr geselliger Mann, aber auch sehr stur. Du wirst es nicht einfach haben. Doch ich denke, du bekommst es hin, da bin ich mir sicher." Grid verstand noch immer nicht wirklich, was Luzifer eigentlich von ihm wollte. Er hatte sich darüber gefreut, auch ein wenig böse sein zu dürfen, seiner Natur zu folgen und nun verlangte Luzifer genau das Gegenteil von ihm. Ein wenig unfair war er ja schon. "Solltest du Hand an ihn legen, werde ich dich töten. Damit du weisst, wo deine Grenzen sind." Luzifer grinste diabolisch. Natürlich wusste er, wie sehr alle seine Generäle darauf aus waren, irgendwen quälen zu dürfen, aber Grid? Nein, dieser musste sich ein wenig zurückhalten. Er hoffte sehr, dass dieser es hinbekommen würde. "Geh nun, du hast Schonfrist, da Raphael in keinem guten Zustand ist, aber du solltest dir einen Plan überlegen, einen sehr guten Plan. Ich baue auf dich." Noch ehe Grid gehen konnte, schob sich allerdings Luzifer an ihm vorbei und legte kurz eine Hand auf dessen Schulter. Luzifer war vorerst zufrieden. Er hatte einen Plan und er hoffte sehr, dass dieser funktionieren würde. Auch wenn er sich nicht so sicher war, ob die Aufteilungen wirklich gut waren, aber er war eigentlich guter Dinge. Wichtig waren eigentlich nur Gadles und Tsorn. Von den Restlichen erwartete er nicht sehr viel. Raziel und Michael waren Gottes Schosshündchen und die beiden sollten was wissen. Die anderen waren eigentlich nur Beschäftigungstherapie und mit Glück sprang noch etwas für sie raus oder im besten Fall Informationen für ihn selbst. Sein Weg führte ihn wieder in den Kerker. Er wollte sich um Metatron kümmern und damit sollte er schnell anfangen. In seinen Augen hatten sie wirklich keine Zeit zu verlieren, da er Gott nicht traute. "Da sehen wir uns wieder, ging schneller als erwartet, hm?", begrüsste er den deutlich älteren Erzengel, welcher noch immer da sass wie zuvor. "Ich habe dich erwartet, Luzifer, vielleicht sollten wir uns in Ruhe unterhalten, über viele Dinge." Die Worte entlockten Luzifer ein Aufschnauben. Er wollte hier nicht mit Metatron plaudern, keine alten Freundschaften wieder aufleben lassen. Er wollte hier ein paar Antworten und die hatte ihm der alte Mann zu geben und wenn er ihn in ihre Folterkammer schleppen musste. Dennoch hoffte er, dass es so weit nicht kommen würde. "Ich rede, du antwortest, klar?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)