Broken Wings von Disqua ================================================================================ Kapitel 14: Unerwartete Erkenntnisse? ------------------------------------- Bager ging vor Tsorns Zimmer auf und ab. Ihr gingen die Worte nicht mehr aus dem Kopf und sie wusste zu gut, dass Tsorn einer war, der Luzifer alles berichtete. Dabei hätte sie Raphael sicherlich sehr viel Freude schenken können und sie war sich genauso sicher, dass dieser IHR viel Freude hätte bringen können. Allein bei dem Gedanken daran wurde sie wieder ganz wuschig. “Ich bringe ihn um”, murmelte sie leise vor sich hin, während sie nach wie vor auf und ab tigerte. Warten war nicht ihre Stärke und Tsorn zu suchen kam ihr gar nicht erst in den Sinn. Lieber öffnete sie nach einer Weile die Tür und begab sich in dessen Zimmer. Ihr Blick fiel aufs Bett und ohne gross zu zögern, machte sie es sich auf diesem bequem. Vielleicht konnte sie die Wut mit ihren körperlichen Reizen ein wenig überzeugen. Sie hoffte lediglich, dass dieser noch nicht bei Luzifer war. Es dauerte eine Weile, ehe sich Tsorn in sein Zimmer zurück begab und sich eigentlich ausruhen wollte. Das Gespräch mit Raphael und danach mit Grid, war mental durchaus anstrengend gewesen und als sein Blick auf Bager fiel, konnte er sich ein genervtes Aufstöhnen nicht verkneifen. “Was willst du jetzt hier?”, fragte er ebenso genervt nach. Bager liess sich von dem Tonfall nicht stören, im Gegenteil, sie legte sich noch ein wenig lasziver hin und bot sich Tsorn regelrecht an. “Du denkst wirklich, nachdem du bei Grid abgeblitzt bist und ich dich quasi von Raphael runterholen musste, dass ich jetzt über dich herfalle?”, wollte er dann amüsiert wissen. Langsam ging er zu seinem Bett und schob sich über die Wollust, strich ihr leicht über die Seite und liess sich von ihr in einen Kuss ziehen. Bager versuchte ihn in ihren Bann zu ziehen, doch Tsorn löste sich von ihr und legte sich neben sie hin. “Was willst du?”, wiederholte er seine Frage und es dauerte keine Sekunde, ehe Bager nun auf ihm sass. “Dich … Ich halte es kaum aus, bitte …”, flüsterte sie leise und beinahe bettelnd, was Tsorn jedoch nicht sonderlich beeindruckte. “Was willst du wirklich?”, fragte er nun ein wenig nachdrücklicher nach. Er war nicht dumm und Bager brauchte bei ihm keine Spielchen spielen. Diese seufzte nun ebenfalls genervt auf und ging von Tsorn runter. “Sag Luzifer nichts von dem Vorfall, bitte”, rückte sie nun endlich mit der Sprache raus, was Tsorn amüsiert auflachen liess. “Und wieso nicht? Dir sollte klar sein, dass er ziemlich sauer werden wird.” - “Genau deswegen sollst du es ihm doch nicht verraten. Ich hätte natürlich Infos aus Raphael rausgeholt, dann wenn seine Lust am grössten gewesen wäre, ich mache nicht alles nur für meinen Spass und ich finde, dies sollte auch gewürdigt werden.” Tsorn kam nicht umhin noch lauter aufzulachen. “Du bist wirklich talentiert darin, alles schön zu reden, hattest du einen Kurs bei Gadles? Der entschuldigt auch alles, mit seiner Sünde. Ich glaube dir allerdings kein Wort.” Bager setzte sich langsam auf und ihr Blick ruhte starr auf Tsorn. Dieser Kerl war eiskalt und genau dies war mit ein Grund, wieso sie ihn wollte. “Davon abgesehen, du hättest aus Raphael nichts rausbekommen, er ist stur und ich bin mir ziemlich sicher, deine Avancen hätten nichts gebracht. Du scheinst grundsätzlich ein wenig aus der Übung zu sein, vielleicht solltest du dir einen niederen Dämon einverleiben. Deiner Befriedigung wird es zwar nicht dienen, aber dein Hunger wäre ein wenig gestillt.” Die gnadenlose Ehrlichkeit liess Bager tatsächlich für einen Moment verstummen. “Ich will nicht nur meinen Hunger gestillt wissen …” Tsorn zuckte mit den Schultern. “Wenn es dir so schlecht geht, dann solltest du darüber nachdenken, keiner der Erzengel ist zugänglich für dich, ausser du willst Luzifers Zorn auf dich ziehen und ich denke, nur eine Sünde würde sich gerade auf dich einlassen, und selbst das nur, weil er neidisch ist.” Tsorns Grinsen gefiel Bager überhaupt nicht. Sie war nicht aus der Übung und dies würde sie diesem Trottel noch beweisen. “Sag Luzifer bitte trotzdem nichts”, bat sie erneut. “Und wieso sollte ich dies tun?” - “Ich tue, was du willst, aber sag ihm bitte nichts.” Nun wurde Tsorn hellhörig. “Alles?”, hakte er nach und bekam die Bestätigung in der Form eines Nickens. “Okay, darüber können wir sprechen.” Das Grinsen, welches sich auf Tsorns Lippen bildete, gefiel Bager nicht im Geringsten, aber sie wollte nicht von Luzifer bestraft werden, weil sie sich an Raphael ran gemacht hatte. Es bedeutete allerdings ebenso nicht, dass sies nicht wieder probieren würde, nur wollte sie sich dann nicht erwischen lassen. “Du willst einen Erzengel, hm? Dann verführ Michael, zieh ihn tiefer in den Sumpf der Sünden und zeig ihm auf, dass du stärker bist als Gadles”, verlangte er dann relativ kühl. Sollte Bager Erfolg haben, würde er an Infos kommen und Gadles an Ansehen verlieren, sollte Michael widerstehen, hätte er noch für ein wenig Zwietracht gesorgt. Bei dieser Forderung ging er als Gewinner raus und ein schlechtes Gewissen hatte er nicht. “Und wieso ausgerechnet Michael? In deinen kleinen Privatstreit mit Gadles will ich ungern mit reingezogen werden …” - “Nun, dann werde ich Luzifer von deinem kleinen Ausflug auf Raphaels Becken erzählen müssen.” Bager schnaubte einmal mehr leise und begab sich aus Tsorns Bett. “Na gut, aber wenn Luzifer dies herausfindet, sag ich ihm eiskalt, wer mich beauftragt hat”, drohte sie ihm sogleich und erhielt ein Lachen zur Antwort. “Nur zu, aber dann will ich dabei sein, wenn du es ihm erzählst.” Bager schnaubte einmal mehr leise auf. Sie hasste Tsorn in diesem Moment wirklich und sie schwor sich, ihm dies zurückzuzahlen, sobald er ihr eine Gelegenheit bot. “Fick dich”, knurrte sie noch einmal in dessen Richtung, ehe sie dessen Zimmer verliess. “Kein Bedarf, aber denk an deine Aufgabe, Bager”, rief er ihr noch hinter her und fing nun an sich auszuziehen. Ein wenig Schlaf hatte er sich nun wirklich verdient. Luzifer konnte einfach nicht ruhen. Ihm schwirrten zu viele Gedanken durch den Kopf und abschalten war eindeutig nicht drin. Da ein wenig Zeit vergangen war, hatte er sich ein klein wenig beruhigt. Nur wusste er absolut nichts mit seiner Zeit anzufangen und kam dementsprechend auch nicht von all seinen Gedanken weg. Nach endlos langen Minuten, stand er auf und wanderte ziellos durch die Gänge des Schlosses, ehe er sich im Verlies wiederfand und Grid alleine vor der Zelle der Engel. Schlafend. “Solltest du nicht irgendwie an Informationen kommen?”, wollte er amüsiert wissen und weckte Grid indem er ihn leicht anstupste. “Hm?”, völlig verschlafen sah dieser sich um, ehe er Luzifer erkannte und kerzengerade auf seinem Stuhl sass. “Tut mir leid, ich sitze hier seit heute Morgen und langsam kroch wohl die Müdigkeit in meine Knochen”, entschuldigte sich Grid sogleich und sah ehrliche Verwunderung in den Augen seines Bosses. “Du hast hier durchgehend gesessen?”, versicherte er sich und ein Nicken war die Folge. “Denkt denn hier keiner mehr mit? Und wo ist Gadles?” Grid spürte wie langsam aber sicher die Wut in Luzifer hochkam und vorsichtig legte er einen Arm auf dessen Unterarm und sah zu diesem hoch. “Es ist ok, solange ich gleich ins Bett darf und zwei der faulen Säcke sich hier morgen den ganzen Tag den Arsch absitzen dürfen und wo Gadles ist, keine Ahnung. Er ist irgendwann abgehauen, als Tsorn kurz vorbeikam und mir ein wenig Gesellschaft geleistet hatte.” Luzifer beruhigte sich direkt wieder ein klein wenig. “Tsorn war hier?” Grid nickte. “Ja, ansonsten hab ich seit Stunden keinen mehr gesehen”, beantwortete Grid die Frage. “Hm, gut, dann fällt einer zur Bestrafung weg, um die anderen kümmer ich mich morgen früh, geh schlafen.” - “Und wer hält Wache?” Grid hatte nicht sonderlich Lust die Engel unbewacht zu lassen, er traute ihnen nicht über den Weg, wobei es schon länger still war und sie wohl ebenfalls zu schlafen schienen. “Ich bin hier, ich übernehme, damit ich morgen früh auch die richtige Laune für eine weitere Standpauke habe, verzieh dich.” Grid nickte und erhob sich von seinem Platz. “Gibt es etwas, dass ich wissen muss?”, wollte er noch wissen, ehe er Grid entliess. “Nein, wobei, Raziel zweifelt daran, dass deine Verbannung ordnungsgemäss ablief und ebenso, dass niemand darüber Bescheid weiss. Einer der Engel druckste ein wenig herum, aber ich konnte nicht erkennen welcher”, gab er ihm schulterzuckend zur Antwort. “Gut, dann geh jetzt, ich kümmer mich drum.” Luzifer merkte nicht, dass Grids Worte nur teilweise der Wahrheit entsprach. Dieser entfernte sich mit einem zufriedenen Schmunzeln. Tsorn hatte nicht gesagt, wie sie an Infos kommen sollten, aber wenn Luzifer ein wenig Druck machte, dann würde es vielleicht ein wenig schneller gehen und komplett angelogen, hatte er ihren Boss nicht, nur ein wenig die Wahrheit verdreht. Er war sich allerdings sicher, dass dieser ihm dafür noch danken würde. Luzifer sass nun auf einem der Stühle und lehnte sich gegen die Wand. Die Stille hier war genauso unerträglich, wie die in seinem Zimmer. Gerade konnte er nicht alleine sein und er hatte keine Ahnung, wie er sich diesem Gefühl entziehen konnte. “So eine elende Scheisse”, fluchte er leise vor sich hin. In der Hölle hätte er nun irgendeinem Dämonen den Kopf abgerissen und sich besser gefühlt, aber hier? Es widerstrebte ihm aus irgendeinem Grund einen Engel unnötig zu verletzen, ganz gleich ob er von Raphael beschützt wurde oder nicht. Hatte Raziel recht? Wurde er gar nicht richtig verbannt und hatte deswegen diese komischen Gefühle? Nein, Michael hatte seine Sache leider durchgezogen, in dem Punkt war er sich ziemlich sicher und doch liess ihn dieser Gedanke nun nicht mehr los. Voller Tatendrang stand er wieder auf und platzte in die Zelle und alle fünf schraken aus ihrem Schlaf hoch. “Oh, habe ich euch etwa geweckt? Tut mir aber leid~” Die Entschuldigung war selbstverständlich nicht ernst gemeint und jeder der fünf Engel hörte dies deutlich an Luzifers Tonfall. “Ich wollte ein wenig mit euch plaudern und da ich gerade nicht schlafen kann, dachte ich mir, es ist jetzt die perfekte Gelegenheit dazu.” Luzifer nahm sich einer der Stühle von draussen und setzte sich in die Mitte des Raumen. So hatte er jeden der fünf im Blick und ihm würde nichts entgehen. “Wer will anfangen? Ihr habt mir bestimmt viel zu erzählen, nach einer so langen Zeit. Es bedrückt mich ein klein wenig, dass ich nicht mal eine ordentliche Party bekomme und mich hier um alles selbst kümmern muss.” Chamuel kam nicht umhin leise aufzulachen. “Du hättest halt die Einladung zurück schicken sollen, wir wussten ja nicht, dass du kommst”, konterte er mit einem leichten Schmunzeln und brachte Luzifer kurz aus dem Konzept. “Immer noch ein Spassvogel, hm?”, kommentierte er Chamuels Aussage. “Ich habe mal eine Frage an euch. Wie kommt es, dass ich mich an eure Eigenschaften, eure Charaktere erinnere, aber nicht, was damals passiert ist? Ihr ahnt nicht, wie wütend man werden kann, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt.” - “Du wirst doch wissen, was du getan hast und hast es verdrängt”, warf nun Uriel ein und Luzifers Blick haftete nun auf diesem. “Kennst du das menschliche Sprichwort, getroffene Hunde bellen?”, wollte er süffisant wissen und versuchte aus Uriels Reaktion etwas herauszulesen. Es gelang ihm nicht. “Zu deiner Information, ich weiss absolut nicht, was ich verbrochen haben soll. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, einen Prozess gehabt zu haben, aber ihr wisst davon bestimmt mehr, oder?” Raziel seufzte leise und richtete sich ein klein wenig auf. “Deine Verbannung, ist ein Geheimnis, welches mir nie anvertraut wurde. Gott hielt stillschweigen und ich kann mir nur zusammenreimen wieso.” - “Wieso?” - “Um die Beteiligten zu schützen”, beantwortete Raziel ihm die Frage. “Dann stellt sich mir allerdings die Frage, wieso nur ich verbannt wurde, wieso nur ich bestraft wurde, wenn nicht nur ich beteiligt war. Nehmt es mir bitte nicht übel, aber habt ihr schon mal Michaels Aura analysiert?” Die Engel schauten zwischen einander hin und her und schienen nicht zu verstehen, was Luzifer genau meinte, was diesen einmal mehr amüsierte. “Nun, ganz offensichtlich nicht. Ich will mich ja nicht beschweren, immerhin habe ich in der Hölle denselben Rang wie hier im Himmel, allerdings mit mehr Freiheiten und ich bin bestimmt nicht böse darüber, dass mir dort Michael nicht vor der Nase herumtanzt, aber ich hätte da doch einen kleinen Kritikpunkt anzumerken. Ich bekam meine Sünden durch die Verbannung, der Teufel fand es wohl amüsant mich noch weiter zu bestrafen und zu testen, um zu sehen, wie ich mich schlage, aber Michael? Er lebt mehr als nur eine Sünde aus und ich finde es doch unfair, dass er tun und lassen kann, was er will.” Gabriel schien einen Moment zu überlegen und suchte Raziels Blick. “Nein, das lassen wir, keine Gespräche die ich nicht mitbekomme. Ich sehe das!” Luzifer grinste bei seinen Worten. Natürlich wusste er noch, dass die Generäle sich auch telepathisch unterhalten konnten, aber dies unterband er besser direkt. “Wir sind doch eine Familie, ihr könnt offen vor mir sprechen und du scheint eine Eingebung gehabt zu haben, teile sie mit uns, Gabriel”, forderte er diesen auf. “Über welche Sünden sprechen wir?”, wollte nun Uriel wissen und brachte Luzifer dazu, von seinem Stuhl aufzustehen und zu ihm rüber zu kommen. “Hm, ich finde, diese Veranstaltung ein wenig zu trocken, ihr seid so reserviert und zurückhaltend, dabei will ich euch doch gar nichts böses. Vielleicht sollte ich diese Tatsache ändern und euch den Luzifer präsentieren, den ihr sehen wollt.” Uriel schluckte leicht und versuchte sich ein wenig kleiner zu machen, was Luzifer allerdings schon gar nicht mehr interessierte. “Raziel, du bist sehr feinfühlig, was denkst du, von welchen Sünden ich spreche?”, wollte Luzifer nun von diesem wissen. “Hochmut, Neid, Habgier und Wut.” Luzifer stiess einen anerkennenden Pfiff aus und setzte sich nun neben Raziel auf den Boden. “Beeindruckend, du hast den Hauptpreis gewonnen, ich verrate ihn dir später. Wisst ihr eigentlich, dass wir in der Hölle Unterschiede in den Sünden machen? Vermutlich nicht, ihr interessiert euch ja nur für euren eigenen Arsch, daher nehmt es als Lernstunde. Die Sünden, welche Raziel aufgezählt hat, gelten bei uns als die Schlimmsten, sie fördern die Bösartigkeit eines jeden Lebewesen, während Trägheit, Völlerei und Wollust, nun, reden wir nicht drüber. Michael ist rein theoretisch gesehen schon lange abgedriftet und er entscheidet über Recht und Ordnung? Seht ihr den Fehler?” Luzifer genoss die Aufmerksamkeit, welche auf ihm lag. Es schien wirklich so zu sein, dass die Engel über diese Tatsache nicht Bescheid wussten oder sie aber bisher ignoriert hatten, was ihm an sich auch egal war. “Du denkst, Michael spielt ein Spiel?” - “Nein, Chamuel, ich weiss, dass Michael ein Spiel spielt. Er ist ein Stratege und ich habe keine Ahnung, inwieweit ich in seinen Plan gepfuscht hatte, aber ich bin mir sicher, dass ihr all dies hier, ihm zu verdanken habt.” - “Du denkst wirklich, er hat einen Plan ausgeheckt, welcher sich über tausende von Jahren erstreckt?” Haniel konnte dies nicht glauben und doch ergaben die Worte irgendwie Sinn. “Richtig, ich traue es ihm zu”, beantwortete Luzifer die Frage und erhob sich wieder. “Und ihr schaut seelenruhig dabei zu. Ihr erkennt seine Sünden und lasst ihn gewähren, wieso? Was hat er gegen euch in der Hand oder seid ihr wirklich so blind?” In Luzifer kochte langsam aber sicher die Wut hoch. Bisher hatte er selbst nicht an so etwas gedacht, aber es ergab alles Sinn. Er stand Michael im Weg, er musste nur noch herausfinden bei was. “Denkt darüber nach.” Mit den Worten verliess er die Zelle und verschwand um Inersha und Glatani zu holen. Diese faulen Hunde hatten nun die Aufgabe Wache zu schieben, ob sie wollten oder nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)