Broken Wings von Disqua ================================================================================ Kapitel 20: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser --------------------------------------------------- Grid liess sich nicht sonderlich viel Zeit, um Tsorn aufzusuchen. Allerdings schien dieser keine Lust auf Besuch zu haben, da er nicht in seinem Zimmer vorzufinden war. Wie die Tage zuvor, verliess Grid den Palast, hatte er eine leise Ahnung, wo Tsorn sich aufhalten könnte, wobei dieser wirklich undurchschaubar wirkte. Dabei lief er jedoch Bager über den Weg, die ein wenig unruhig zu sein schien und eigentlich wollte er sie ignorieren, aber irgendetwas sagte ihm, dass es besser war mit ihr zu sprechen. “Entzug?”, sprach er sie mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen an und ihr zusammenzucken machte ihn ein klein wenig skeptisch. “Schlechtes Gewissen?”, hakte er dann nach und sie schüttelte beinahe erleichtert den Kopf, als sie Grid erkannte. “Nicht direkt, irgendwie, ich habe nachgedacht und mir ist nicht so wohl bei der Sache, du weisst schon und streite es nicht ab, ich weiss, dass Tsorn mit dir redet.” Grid seufzte leise und zog die Wolllust ein wenig zur Seite. Dieses Gespräch sollte nicht jeder mitbekommen und am wenigsten Gadles oder Luzifer. “Erledige einfach deinen Teil, Bager. Deine Wahl ist so oder so ein klein wenig eingeschränkt, entweder tötet dich Luzifer oder Tsorn liefert dich ans Messer und dann tötet dich Luzifer. Du kannst eigentlich beruhigt sein, was dieses Thema angeht und weitermachen wie bisher.” Bager verzog ihre Lippen zu einem bitteren Lächeln, diese Aussichten waren nun wirklich nicht gerade rosig, aber Grid hatte leider recht. Zu verlieren hatte sie rein gar nichts. “Du könntest natürlich auch zu Luzifer gehen und hoffen er hat einen guten Tag, aber damit würde ich bis morgen warten. Inersha und Glatani haben in diesem Moment, vermute ich, mit ihm gesprochen, also gute Laune …” Bager schüttelte den Kopf, die gute Laune von Grid ging ihr gehörig gegen den Strich, aber er hatte letzten Endes leider recht. “Dann kann ich mir den Dolch direkt selbst ins Herz rammen”, stellte sie resigniert fest und spürte Grids Hand auf ihrer Schulter. “Richtig und ich bin mir ziemlich sicher, dass du dann in der Hölle landen wirst, aber ohne die Privilegien die du jetzt hast. Du könntest dich allerdings nützlich machen. Frag Michael über Uriel aus, über sein Mitwirken an Luzifers Verbannung und ob er bewusst, seine Gefühle ausgenutzt hat, wie ein billiger kleiner Dämon.”  Mehr sagte Grid nicht und liess Bager mit dieser Information alleine zurück. Er wollte zu Tsorn und das nun besser bevor er die Infos von anderen bekam. Es dauerte dann nicht mehr lange, ehe er ihn fand. Erneut auf seiner Säule sitzend und meditierend. “Ein Tipp, wenn man deinen Platz kennt, findet man dich viel zu leicht”, sprach er ihn schmunzelnd an und ein leises Lachen war die Antwort. “Ich will es dir ja nicht schwerer machen als deine Orientierung es zulässt. Neue Infos?”  Mit einem galanten Sprung landete Tsorn vor seinem Freund, welcher beinahe freudig nickte.  “Dann hau raus, ich bin sehr gespannt.”  Tsorn lehnte sich an seine Säule und verschränkte die Arme, ganz offensichtlich hatte er keine Lust sich von hier wegzubewegen und es schien ihm auch egal, ob irgendjemand mithören konnte oder nicht.  “Ich vermute ganz stark, dass wir bald nicht mehr sieben Generäle sind”, begann Grid mit einem Funkeln in den Augen. “Wieso?” “Weil Inersha in diesem Moment Luzifer voller Überzeugung einen absoluten Schwachsinn auftischt und nicht einmal Glatani seinen Arsch retten kann, davon abgesehen, dass dieser lieber seinen eigenen Arsch retten wird.” Tsorn wurde neugierig und Grid genoss dieses kurzzeitige Gefühl mehr zu wissen als sein Gegenüber. “Sie haben die Engel belauscht und dabei herausgefunden, dass Uriel eindeutig mehr weiss, sehr viel mehr, vermutlich sogar an der Verbannung beteiligt gewesen war und damit diese hergeführt werden konnte. Doch diese Deppen sind einfach dumm wie eine Feder im Fegefeuer. Wobei ich Glatani ein wenig in Schutz nehmen muss, dieser war dagegen Luzifer diese kleine Halbwahrheit aufzutischen die Inersha sich zusammen gereimt hat.” “Die da wäre?”, hakte Tson nach. “Das Uriel und Michael etwas miteinander haben und dieser ihm deswegen hörig war und ist. Ich will nicht abstreiten, dass Uriel vielleicht eine Schwäche für Michael hat, aber ich glaube nicht, dass sie etwas miteinander hatten. Immerhin gab es für Michael bis heute nur einen und den wird er nicht bekommen. Eine Tragödie.”  Das Grid die Worte nicht ernst meinte, konnte Tsorn an dessen breiten Grinsen ausmachen. Die Infos allerdings waren sehr interessant und sollte Inersha wirklich nur den einen Teil weitergeben, war dies sein Todesurteil.  “Und die Info ist bestätigt?”  Grid nickte. “Ja, ich hab mich ein wenig mit den Engeln unterhalten, allen voran Haniel. Sie hat mir bestätigt, dass sie von den Gefühlen von Michael Bescheid wusste, aber sich nicht einmischte, weil es sie nichts anging. Ebenso wusste sie von den Gefühlen von Luzifer. Michael und Luzifer waren Konkurrenten und Michael hat offensichtlich den Kürzeren gezogen.” - “Und einen Plan entwickelt wie er Luzifer los werden kann. Mir stellt sich allerdings nach wie vor die Frage, wieso keiner der Engel irgendetwas bemerkt hat. Eine solche Intrige fällt doch auf.”  Nun war es an Grid die Arme zu verschränken. “Ich glaube, da kommt Uriel ins Spiel. Er ist die Offenbarung. Ich kenne mich nicht mit den Fähigkeiten der Engel aus, aber wäre es möglich, dass sie auch das Gegenteil von dem Können, was sie darstellen? Dann wäre Uriel perfekt für das Vorhaben geeignet gewesen.” Tsorn schien einen Moment darüber nachzudenken und es machte Sinn was Grid ihm sagte, auch wenn er es ungern zugab, aber gerade brachte dieser sie in ihrer Sache sehr weit voran. Schon wieder. “Achja, ich habe die Info Bager gegeben, sie ist unterwegs zu Michael. Du solltest mit ihr sprechen, sie ist sehr nervös, könnte deinen Plan gefährden.” Tsorn wurde von Grids Worten aus seinen Gedanken gerissen und starrte ihn kurz ungläubig an.  “Hm, vielleicht sollte ich mich später um sie kümmern. Je nachdem welche Informationen sie mir liefert. Halte du dich ein wenig bedeckt, nicht das du zuviel Aufmerksamkeit auf dich ziehst. Wäre ungünstig, gerade bei Gadles.”  Grid nickte. Er hatte nicht vor, sich irgendwo einzumischen. Es war bisher ja immer ziemliches Glück, dass er diese Informationen mitbekam.  “Ich habe nur gutes Timing, keine Sorge”  Tsorn nickte, ehe ihm eine Idee kam. “Du könntest allerdings Mekane dazu bringen, sich ein wenig ausgiebiger mit Uriel zu unterhalten. Du bist geschickt genug, ihn dazu bringen zu können auf irgendetwas neidisch zu sein.” Grid nickte, auch wenn er bezweifelte, dass dieser wirklich hilfreich sein würde. Schien er sich bisher auch aus allem heraushalten zu wollen. “Ich hab da schon eine Idee.” “Sehr gut, ich überlege mir derweil, wie wir Luzifer die Fakten präsentieren, ohne wem unnötig zu Schaden, also, uns.” Tsorns Grinsen sprach Bände. Es war offensichtlich, dass dieser anderen dafür umso mehr schaden wollte und er hatte da auch eine Ahnung wem.   Luzifer hatte sich nach dem Gespräch erst einmal in sein Zimmer eingeschlossen. Er brauchte Ruhe zum Nachdenken.  Die Informationen waren gut und wichtig, aber auch korrekt? Bisher hatten Inersha und Glatani miserable Arbeit geleistet, aber auch die beiden konnten einen Glückstreffer landen. Allerdings widersprachen sie sich. Glatani war nicht überzeugt von der Information und sollten sie wirklich das Gleiche gehört haben, war es schon etwas, was ihm zu denken gab. Es war zum Haare raufen. Ein Teil seiner Sünden waren absolut nutzlos.  Bisher hatte nur Tsorn ihm wirklich sichere Informationen weitergegeben und der Rest? Er hatte nicht wirklich eine Ahnung, wem er noch vertrauen konnte und sollte.  Dabei war er sich immer so sicher. Doch jetzt hier im Himmel? Es war als würde dieser seine Gedanken vergiften. Ihn zu etwas machen, was er nicht war oder eher nicht mehr war. Er musste schnell an Antworten kommen, ehe er sich komplett selbst verlor und sich gar nichts mehr sicher war. Sollte er sich Rat holen? Nur fiel ihm dafür lediglich Tsorn ein oder … Metatron, aber diesen konnte er nicht fragen, oder? Der Himmel machte ihn wahnsinnig. Vielleicht sollte er noch mehr Aufgaben abgeben, damit dies schneller von statten ging, vielleicht sollte er Folter nun doch erlauben, aber letzten Endes wäre es am hilfreichsten, wenn Raphael auf seiner Seite wäre.  Luzifer schloss kurz die Augen und sofort flammten Bilder auf.    Zärtlich strich er über den Körper unter sich, bedeckte ihn mit Küssen und saugte die wohlklingenden Laute Raphaels in sich auf. Angespornt von dessen Keuchen wanderte er tiefer und verwöhnte ihn, genoss es wie dieser sich ihm entgegen hob, sich nach seinen Berührungen verzehrte und ganz offensichtlich mehr davon wollte.   Erinnerungen oder doch ein tief gehegter Wunsch? Er wusste es nicht.  Erst nach einer Weile öffnete er seine Augen wieder und seufzte. Es war egal was es war. Das Ziehen in seinen Lenden machte deutlich, dass er alles dafür tun würde, Raphael zu seinem Eigen zu machen. Schon lange hatte er nicht mehr dieses Gefühl, etwas oder jemanden so sehr zu wollen. Doch darum würde er sich wohl eher nebenbei kümmern. Vielleicht brauchte er sich auch gar nicht anstrengen. Er hatte bei ihrem Kuss gespürt, dass da nicht nur Abneigung herrschte.  Jetzt allerdings, musste er Inershas Aussagen bestätigt wissen. Uriel. Luzifer versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, wie er früher zu diesem stand und vor allem, wie dieser zu Luzifer gestanden hatte. Doch sein Kopf gab absolut keine Erinnerung her. “Shit”, knurrte er leise und stürmte praktisch aus seinem Zimmer. Ohne ein bestimmtes Ziel gehabt zu haben, stand er vor Metatrons Zelle. “Shit”, knurrte er erneut und betrat diese.  “Mit dir hätte ich so schnell nicht gerechnet. Was führt dich zu mir?”, wollte Metatron ruhig wissen und öffnete seine Augen erst, als Luzifer wie ein wildes Tier in seiner Zelle auf und ab ging. “Du bist Gottes oberster General, du und Raziel, ihr wisst über alles Bescheid, oder? Jegliche Beziehung und Verknüpfung unter euch, ihr habt Bescheid zu wissen, richtig? Sollte es eine Feindschaft, Freundschaft oder gar Liebschaft geben, ihr wisst es, sag mir, dass ihr es wissen müsst!”, befahl er ihm beinahe und wurde von Metatron enttäuscht, da dieser den Kopf schüttelte. “Wir müssen gar nichts wissen, Luzifer. Der Himmel ist streng in seinen Regeln, aber auch wir sind Geschöpfe Gottes und haben Gefühle. Durch die strengen Regeln, sind einige verboten und der Hölle zugeschrieben, aber dies hinderte euch bisher nie daran, die ein oder andere Regel zu brechen.” “Wurde ich deswegen verbannt? Weil ich eine Regel gebrochen habe?” Metatron schüttelte einmal mehr seinen Kopf. “Nein, dann wäre der Himmel ziemlich leer, Luzifer. Gott sieht über Kleinigkeiten hinweg.” Luzifer lachte bei den Worten laut auf. “Kleinigkeiten? Du kannst mir nicht weismachen, dass der Hass zwischen Michael und mir eine Kleinigkeit war. Ich verspüre diesen nicht erst seit er mich verbannt hat, Metatron. Mittlerweile weiss ich auch sicher, dass er mich nicht leiden konnte, also sprich nicht von Kleinigkeiten.” Metatron schloss einmal mehr seine Augen und seufzte lautlos. “Ihr wart und seid so gegenteilig. Es musste zwischen euch Reibereien geben. Ich streite nicht ab, dass Michael der Auslöser dafür war. Sein Neid, seine Missgunst, sein Beschützerinstinkt, er hat viele Fehler gemacht.” “Und ich wurde dafür verbannt. Er sollte in der Hölle schmoren und sein Leben als Dämon fristen, nicht ich. Wieso habt ihr weggesehen? Wieso tut ihr es noch?” Metatron lächelte sanft und sah Luzifer nun genau in die Augen.  “Niemand hat weggesehen Luzifer. Michael stand immer unter Beobachtung und tut es auch jetzt noch, genau wie Raphael. Nur hat er sich bisher keinen Fehler erlaubt, der die Sicherheit des Himmels in Gefahr gebracht hat.” “Und doch vertraut ihm Gott blind in seinen Entscheidungen”, stellte Luzifer resigniert fest und liess sich neben Metatron fallen. “Nun, ich werde dich nicht in die Geheimnisse des Himmels einweihen, solange du auf der falschen Seite stehst, Luzifer. Selbst wenn ich es könnte, wüsste ich nicht alles. Die Hintergründe zu deiner Verbannung, ich weiss wirklich nichts darüber, genauso wenig wie Raphael es zu tun scheint, eine Tatsache die Gott ihm bis heute nicht glaubt. Zu deiner Frage, nein, weder Raziel noch ich wissen über alles Bescheid, was hier vor sich geht.” Luzifer knurrte leise bei den Worten. “Aber Uriel tut es und Haniel, richtig?” Metatron schien bei der Frage tatsächlich ein wenig überrascht zu sein.  “Was deine Ursprungsfrage angeht, ja, Haniel könnte sehr viel mehr darüber wissen. Sie ist der Erzengel der Liebe und Freundschaft, selbst Chamuel könnte dir mehr dazu sagen, als Erzengel der Harmonie, was Uriel dir dazu sagen könnte, wüsste ich nicht.” Luzifer glaubte seinem Lehrmeister. Er hatte keinen Grund ihn anzulügen, davon abgesehen, dass er es sowieso nicht konnte. “Uriel und Michael, wie war ihre Freundschaft?”, hakte er dennoch nach und Metatron schien ernsthaft darüber nachzudenken. “Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass Uriel Michael aus dem Weg geht. Ich habe es nie hinterfragt, solang es damit keine Probleme gab. Hilft dir diese Antwort auf der Suche nach den Deinigen?” Luzifer nickte und knirschte leise mit den Zähnen. Sie half ihm leider viel zu gut und er würde wohl ein Gespräch mit Uriel suchen müssen. Nachdem er mit Haniel und Chamuel gesprochen hatte. Langsam erhob er sich wieder und verschwand ohne ein weiteres Wort. Vielleicht war es ein Fehler mit Metatron zu sprechen und doch fühlte er sich um einiges besser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)