Moments like this von Naoki_Ichigo ================================================================================ Kapitel 3: Reminder ------------------- Manchmal blieb sie bei ihm, wenn er arbeitete. Anfangs hatte es ihn abgelenkt, da sie die meiste Zeit im Sessel am Ende des Raumes saß und ihn beobachtete. Nun, zumindest sah es so aus. Wenn er sie ansprach, schien es jedes Mal, als würde sie aus einem Traum erwachen. Trotzdem war es nicht sonderlich komfortable – im Gegenteil es war sogar reichlich unbehaglich. Manchmal, wenn sie bei ihm blieb, las sie die Schriftrollen, die überall herum lagen. Anfangs hatte er sie dabei beobachtet und fand es sogar sehr interessant von Zeit zu Zeit. Die Art und Weise, wie sie da saß, wie sich ihre Mimik änderte, wie sie die Schriftrolle hielt, wie sie Löcher in die Luft starrte, wenn sie über etwas nachdachte, waren wahrlich interessant zu beobachten. Inzwischen war all das mehr oder weniger normal. Sie tat ihr Ding und er tat seines. Heute war einer der Tage an denen sie ihm beim Arbeiten zusah. Es störte ihn nicht mehr. Es störte ihn zumindest solange nicht bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie plötzlich vor seinem Tisch stand und aussah, als wolle sie mit ihm reden. Vielleicht interessierte sie aber auch nur für seine Arbeit? Mittlerweile kannte er sie soweit, dass es sicher war anzunehmen, dass sie wohl nur reden wollte. Politik interessierte sie nur bedingt. Es war nur nervig und stressig für sie und sie konnte nicht gut mit Stress umgehen. Ihre Energie war ziemlich schnell aufgebraucht. Außerdem konnte sie sich nicht lange konzentrieren. Er hatte gelernt mit all dem umzugehen. Er legte seinen Stift zur Seite und sah zu ihr auf. Sie sahen sich in die Augen bis sich seine Frau entschied, dass sie sich auf seinen Schoß setzten wollte und auch genau das dann tat. Während sie auf seinem Schoß saß, erzählte er ihr von seiner Arbeit, da er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Sie hörte ihm aufmerksam zu bis es ihr zu viel wurde. Sie mochte reden meistens nicht. Manchmal störte es sie nicht, wie viel jemand sagte, aber meistens war sie schon total genervt, wenn jemand mehr als zehn Sätze von sich gab – nicht das er sie Sätze wirklich gezählt hätte. Es gab viele Dinge, die er noch an ihr verstehen und auf die er aufpassen musste. Und es gab so viele Ausnahmen zu den Regeln, die er dachte herausgefunden zu haben. Vielleicht brauchte man mehr als ein Leben, um sie vollständig zu verstehen und sie glücklich zu machen. Er wusste nicht, ob er die Chance erhalten würde, mehr als ein Leben mit ihr zu verbringen. Daher konnte er nur jetzt sein bestes versuchen und alles so perfekt wie möglich für sie gestalten. Einige Leute fragten ihn, was sie für ihn im Gegenzug tat. Als Antwortet konnte er immer nur schweigend zurück starren. Nicht weil er keine Antwort hatte, sondern weil er nicht die richtigen Worte fand, um diese akkurat zu formulieren. Sie gab ihm eine Familie, ein Zuhause, einen Ort, an dem er sein konnte wie er war ohne verurteilt zu werden. Sie gab ihm eine Wärme, die von Innen kam. Sie gab ihm ein Lächeln, eine Zukunft. Sie verstand ihn und würde bis zum Schluss an seiner Seite bleiben. All diese Dinge waren sehr simpel und waren natürlich für die meistens Menschen um ihn herum, aber für ihn waren diese Sachen, Dinge, die er im Feuer, das ihm alles genommen hatte, verloren hatte. Manchmal fragte er sich, was seine Brüder über seine Frau denken würden. Würde sie sie mögen? Was war mit seinem Vater? Fragen auf die er niemals eine Antwort erhalten würde, aber das war schon in Ordnung. Sie waren nicht mehr hier, aber er war es und er musste voran schreiten. Zusammen mit ihr! Nach ihrer kleinen Kuscheleinheit arbeitete es sich schon viel leichter. Er war danach ruhiger und konnte sich besser auf seine Arbeit konzentrieren. Vielleicht weil es ihn daran erinnerte, für was er all diesen Papierkram überhaupt machte. Die Bürger seines Kaiserreiches wollten alle das gleiche – mehr oder weniger zumindest – wie er. Sie alle wollten ein friedliches Leben zusammen mit ihren Liebsten. Seine Aufgabe war es ein derartiges Leben zu ermöglichen. Es war einfach derart simple Aspekte zu vergessen, wenn alles was man vor sich sah, ein weißes Papier mit leblosen Wörtern über ein Thema, das einen selbst nicht direkt beeinflusste, war. Die Frage, warum man tat, was man tat, kam einen dabei mehr als nur einmal in den Sinn. Jemanden zu haben, der einen an die Bedeutung dieser leblosen Worte erinnerte, war unglaublich wichtig. Für ihn war dieser Erinnerung besonders wichtig. Das Leben hasste ihn und er hatte das Leben gehasst – bis er gelernt hatte, dass es auch andere Seiten daran gab –, aber das sollte nicht seine Arbeit beeinflussen! Er liebte sie dafür, dass sie seine Erinnerung daran war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)