Cold wind blows von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 20: Nachts ist es schön, an das Licht zu glauben -------------------------------------------------------- - Kapitel zwanzig -       Hermine hatte sich gleich viel besser gefühlt, nachdem ihr Körper in dem heißen Wasser versunken war. Der umliegende Schaum roch fantastisch. Zum Ende hatte sie nur noch den blauen Wasserstrahl laufen lassen, um den Duft von Lavendel später auf ihrer Haut riechen zu können. Zusätzlich beruhigte das warme Wasser ihre Muskeln, aber auch ihren ziependen Rücken. Er tat unheimlich weh, aber sie war froh, dass Pansy – trotz ganzer Arbeit – ihr keinen Knochen gebrochen hatte. Wie groß musste der Hass sein, dass sie Hermine solche erheblichen Schmerzen zugefügt hatte? Sie würde blaue Flecken davontragen, wenn nicht schon welche da waren. Sehen konnte sie jedenfalls noch keine.   Hätte sie doch nur ihren Zauberstab gehabt. Merlin, sie hätte sich wehren und durchsetzen können, Pansy notfalls in ein anderes Jahrtausend hexen können, aber so musste sie alles über sich ergehen lassen. Langsam, um ihren Rücken nicht allzu sehr zu strapazieren, lehnte sie ihn gegen den Wannenrand, doch jede kleinste Berührung bereitete ihr Schmerzen. Auch ihre Beine taten unglaublich weh. Um dem entgegenzuwirken, tauchte sie einmal kurz ab und genoss die Stille, ehe sie wieder die Oberfläche durchbrach und ihre Haare zu einem Dutt zusammenband. Abschließend legte sie ihren Nacken auf den Rand und schloss sie Augen.   Vor ihrem geistigen Auge erschien Malfoy. Wieder sah sie, wie er seine Hände ausbreitete und den Cruciatus-Fluch abwehrte. Er beherrschte Magie, von der Hermine nicht mal zu träumen wagte, da sie wusste, dass das weit über ihre Grenzen ging, aber Malfoy konnte es. Wie stark war er wirklich? Unheimlich stark musste er sein. Andernfalls hätte er niemals diesen Zauber zustande bringen können. Nicht einmal Voldemort – und davon war sie mehr als überzeugt – hätte jemals diese Art von Magie erlernen können. Demnach musste Malfoy ein großartiger Zauberer sein. Ja, das gestand sie sich ein, denn wäre er das nicht, hätte er sich, Zabini und Hermine nicht vor Pansys Wahn retten können. Aber wer konnte ihm diese Magie nur beigebracht haben? Todesser führten doch die dunklen Künste aus und wehrten sie nicht ab, oder? Bekam er Hilfe oder war Malfoy mächtig genug, sich derartige Zauber selbst beizubringen? Aber wie hätte er sich so etwas selbst beibringen können? Über solch komplizierte Magie existierten doch kaum Bücher.   Dann war da noch die Ohrfeige. Sowohl die, die sie ihm im dritten Schuljahr, als auch die, die sie ihm in der Bibliothek verpasst hatte. Und darüber hinaus war er es gewesen, der sich schützend vor sie gestellt hatte, um einen unverzeihlichen Fluch abzuwehren, bevor er Pansy des Hauses verwiesen hatte. Dabei war sie es doch immer gewesen, die an Malfoys Zipfel gehangen hatte. Für Hermine war es ein Paradoxon, da sie stets der Meinung war, dass Pansy zu Malfoys Freundeskreis gehörte – wie Crabbe und Goyle auch. Währenddessen ließ sie zwei ihrer Finger fahrig über ihre Lippen gleiten. Es war so, als fühlte sie dadurch noch immer seine Lippen auf ihren. Es war unbeschreiblich gewesen.   Wenn sie in diesem Moment bei Ginny auf dem Bett sitzen würde, würde sie womöglich sagen, wie einzigartig und individuell der Kuss gewesen war. Auch wenn Ginny es nicht verstehen würde... Hermine würde bei der Wahrheit bleiben und ihr schildern, wie es zu dem Kuss gekommen war. Schließlich war Ginny ihre beste Freundin. In Wirklichkeit war der Kuss aber weitaus mehr als nur einzigartig. Er fühlte sich perfekt an und das, obwohl schon mehrere Stunden vergangen waren und Hermine wieder bei Sinnen war. Trotzdem... er fühlte sich selbst nach einiger Zeit nicht falsch an.   Aber wäre es richtig gewesen, mit ihm zu schlafen? Das Schlimme war, dass sie sich bereit gefühlt hätte, mit Malfoy zu schlafen. Zumindest glaubte sie, dass es darauf hinausgelaufen wäre, wenn Malfoy nicht alles gestoppt hätte.   „Ist das zu fassen?“, flüsterte Hermine, die ihren Dutt unabsichtlich löste, weil ihre Hand unaufhörlich durch ihre Haare glitt. Lag es vielleicht an seinem Aussehen, dass sie mit ihm geschlafen hätte, oder waren das bloß Ausreden? Ausreden dafür, dass sie mit ihm schlafen wollte, weil... weil sie es mit Malfoy genossen hätte, obwohl sein Gefühlsreichtum selbst für einen Teelöffel noch zu klein gewesen wäre? Ach, wäre doch Ginny nur hier bei ihr. Sie würden jetzt vermutlich lachend auf Hermines Bett sitzen, ehe Ginny auf die glorreiche Idee käme, eine Pro und Contra-Liste zu erstellen. Ginny würde mit Sicherheit ganz viele Contra-Punkte aufschreiben. Und genau so eine Liste wäre hilfreich, damit sie endlich diese verrückten Gedanken an Malfoy los wurde und wieder erkannte, was für ein Arsch er doch war.   Oh, und wie würden Harry und Ron toben, wenn sie es wüssten? Aber sie wussten es nicht, weil das zudem auch Themen waren, die partout nicht dafür geschaffen waren, um mit Männern darüber zu sprechen. Hinzu kam ihre Rationalität, die ihr vorwarf, dass es nicht an Malfoys Aussehen lag. Zusätzlich machte sie sich auch bewusst, dass sie gar nicht mehr abhauen wollte, doch wollte sie nicht zulassen, dass sich diese Gedanken manifestieren. Sie müsste sich ansonsten eingestehen, dass... dass sie Malfoy mochte.   Grundgütiger, die gebildeten Dampfschwaden im Bad benebelten offensichtlich ihr Denkvermögen. Die Isolation, herbeigeführt durch das Haus, das zu verhindern wusste, dass Hermine abhauen konnte, erschuf den Rest – dass Hermine nicht mehr klar denken konnte. Zwar war das Baden angenehm, erfrischend und linderte die Schmerzen, aber bevor sie noch den Verstand verlor und tatsächlich glaubte, Malfoy zu mögen, würde sie lieber freiwillig dieses wunderschöne Bad verlassen. Es lag ja vielleicht im Bereich des Möglichen, dass sie Malfoy gern hatte, aber mehr war da nicht, oder? Jedenfalls nicht von ihrer Seite, oder? Und von Malfoys Seite erst recht nicht. Nein, der würde sich eher aus dem Astronomieturm stürzen, als etwas für Hermine übrig zu haben.   Eifrig schnappte sie sich eines der weißen Handtücher und stieg aus der Wanne. Hastig wickelte sie den weichen Stoff um ihren nun erwärmten, nassen und doch geschundenen Körper, bevor sie begann, jede Stelle – mit äußerster Vorsichtig – trocken zu reiben. Darauffolgend ging sie zu ihrem Schrank, der Dank Malfoys Großzügigkeit prall gefüllt war. Nachdenklich neigte sie den Kopf zur Seite und überlegte, was sie anziehen sollte und sie fühlte sich wohl zum ersten Mal, wie eines dieser Mädchen, die alles hatten – abgesehen von Freiheit. Aber ohne weiter darüber zu grübeln, griff sie nach dem grauen Shirt, das ganz oben lag und ihr eindeutig zu lang war. Es reichte sogar bis unter ihren Hintern, wie sie bemerkte, nachdem sie das Shirt über ihren Kopf gezogen hatte. Irritiert zog sie an dem Rundhals und hielt sich den Stoff an die Nase.   Hatten die Elfen etwa einen Fehler gemacht und ein Shirt von Malfoy in ihren Schrank einsortiert? Denn die anderen Kleidungsstücke passten ihr anstandslos. Allerdings konnte sie es den Elfen nicht übel nehmen, da sie wusste, unter welchem Druck sie täglich standen und immer darauf bedacht waren, alles zu Malfoys Zufriedenheit zu erledigen. Es war demnach nur eine Frage der Zeit, bis mal ein Fehler passierte – kein gravierender. Aber es musste Malfoys Shirt sein. Die Größe könnte ihm passen, während sie den Duft inhalierte und es kam ihr wirklich so vor, als würde der Stoff nach ihm riechen... Es war ein angenehmer, zugleich betörender Duft gewesen.   „Blödmann“, kicherte Hermine. „Riechen tust du also auch noch gut.“ Nur in das Shirt gehüllt, schnappte sie sich noch Unterwäsche und ging anschließend zur Balkontür, die sie öffnete. Über Nacht würde sie die Tür offen lassen und den Geräuschen der Natur lauschen. Die kühle Brise würde Hermine und ihren warmen Körper zurück auf Normaltemperatur bringen. Ferner ging sie wieder zurück, schlug die Decke zur Seite und kroch übermüdet in ihr Bett hinein und es würde bestimmt nicht lange dauern, bis sie in den wohl verdienten Schlaf fiel – nach den heutigen Strapazen wäre es kein Wunder und sie war sich sicher, ihr Körper würde die einkehrende Ruhe dankend annehmen. Zumindest für heute Nacht.         ~*~       Keine Ahnung wieso, aber Draco fühlte sich, als hätte er mehrere Bourbons und verschiedenartige Cocktails durcheinander gesoffen. Von Butterbier fühlte er sich nie so... seltsam. Torkelnd, aber nicht betrunken, erreichte er sein Schlafzimmer. Murrend stieß er die Tür auf und trottete zum Kamin. Zu diesem Aufeinandertreffen zwischen Pansy und Granger konnte es nur kommen, weil Pansy die Losung kannte. Ja, das Miststück kannte sie, weil sie zu seinem Bekanntenkreis gehörte und sie sich zuvor immer angekündigt hatte, wenn sie zu Besuch kam oder, um es korrekt auszudrücken, wenn Draco das Verlangen nach Sex hatte.   Um jedoch genau solche Szenarien wie eben zu vermeiden, würde er die Losung jetzt ändern. Nur er würde sie kennen. Nicht Narzissa, nicht Pansy, einfach niemand. Allerdings würde das Haus seine Mutter nach wie vor als eine Malfoy erkennen. Somit könnte sie weiterhin problemlos nach Malfoy Manor kommen. Es sei denn, Draco würde es verbieten, was er prompt tun würde. Es war einfach praktischer, wenn man bestimmen konnte, wer überhaupt ins Haus kommen durfte – selbst wenn es engste Familienangehörige waren. Folglich sah er in den Kamin und bemerkte die noch leicht glühende Asche, weshalb Draco davon ausging, dass Blaise von hier nach Hause gefloht war. Dafür hätte er ihn lynchen müssen. Blaise wusste genau, dass er es nicht ausstehen konnte, wenn man unbefugt sein Zimmer betrat. Aber wieso regte er sich überhaupt noch auf? Hier schien ja sowieso jeder das zu machen, wozu derjenige Lust hatte. Die Eine spazierte frohlockend in sein Zimmer, trotz Dracos ausdrücklichem Verbot, die Andere erschien ohne Dracos Erlaubnis in seinem Haus und griff Granger an und der Andere stolzierte wie ein König durch seinen Schlafzimmerkamin, während seine Mutter alles für sich alleine beanspruchte und so tat, als gehörte alles ihr – dabei stand ihr gar nichts zu. Tja, besser konnte es doch nicht laufen, was?   Kopfschüttelnd griff er nach der Schale und lies etwas Flohpulver in den Kamin rieseln. Das verbrannte Holz begann zu knistern und ein Drache mit leeren Augen erschien. Abwartend beäugte das Tier seinen Gebieter, während die lange Zunge ab und zu durch die spitzen Zähne glitt.   „Lord Draco Lucius Malfoy“, knurrte Draco, der dem Blick des Drachen standhielt. Früher hatte er sich immer vor dem Untier gefürchtet und sich hinter seinem Vater versteckt.   „Wohin führt Euer Weg, Meister?“, wollte der Drache ehrfürchtig wissen.   „Nirgendwo. Ich möchte die Losung ändern“, entgegnete er und ließ den Blick nicht abschweifen. Nach wie vor starrte er in diesen Augen, die so schwarz waren, dass man die eigene Hand – die Draco inzwischen in die Hosentaschen gesteckt hatte – nicht erkennen würde.   „Wie lautet die alte Losung, Meister?“, züngelte das Geschöpf, das aus Flammen geformt war.   Merlin, er hätte platzen können. Der Drache hatte ihn doch erkannt und fragte anschließend wie die alte Losung lautete? Selbst Vielsaft-Trank konnte den Drachen nicht täuschen – wozu also dieser Scheiß? Wieso musste es immer der komplizierte Weg sein? Aber um nicht noch eine Diskussion mit einem nicht existierenden Drachen loszutreten, fügte Draco sich.   „Die alte Losung ist Lord Draco Lucius Malfoy.“ Er hatte erst eben die Losung genannt, aber Draco hinterfragte schon gar nichts mehr in dem Haus. Es war halt so.   „Und wie lautet die neue Losung, Meister?“, schnalzte der Drache züngelnd.   Selbst dieses Meister ging ihm gehörig auf die Nerven. Seine Hand lag unruhig auf dem Kaminsims, während die andere Hand weiter in der Hosentasche vergraben blieb. Er würde gleich die Fassung verlieren, wenn er sich weiterhin diesem Spektakel hingeben müsste. Aber die Mühen würden sich lohnen. Sobald er die Losung geändert hätte, wäre er mit Granger abgeschottet und alleine...   Alleine...   Nur sie beide wären auf Malfoy Manor – abgesehen von den Hauselfen. Der Wurm in Dracos Innerem wurde wieder aktiv bei dem Gedanken, der förmlich im Dreieck sprang. Aber auch Draco selbst fand den Gedanken – mit ihr alleine zu sein – ziemlich nett. Sie wären ungestört, wenn... etwas unvorhergesehen passieren würde.   „Hermine Jean Malfoy“, entkam es ihm unüberlegt.   „Hermine -“   „Nein, warte“, entfuhr es ihm hastig. Glücklicherweise war der Draco so weit entwickelt, dass er dem Malfoy-Erben folgen konnte und andere Dinge verstand. Ferner schlug er sich die flache Hand gegen die Stirn. Wo war er bitte mit seinen Gedanken? Hermine Jean Malfoy?   Wirklich?   Woher wusste er überhaupt, dass ihr zweiter Vorname Jean war?   „Alles klar, Malfoy. Du kannst es nicht länger leugnen. Jetzt, nach dieser Aussage, schon gar nicht mehr“, provozierte die Stimme in fröhlicher Manier. So, als ob sie es von Anfang an gewusst hätte.   „Die neue Losung lautet: Hermine Jean Granger“, verbesserte er sich und ärgerte sich, dass dieser Fauxpas wieder ein gefundenes Fressen für die Stimme war. Was dachte er sich nur dabei? „Das war ein harmloser Ausrutscher, Draco. Nichts weiter. Niemand hat es gehört – alles ist gut“, sprach er zu sich selbst.   „Sehr wohl, Meister. Die neue Losung lautet: Hermine Jean Granger.“   „Himmel nochmal!“, schnappte Draco, dessen Hände bereits in seinen Haaren verschwunden waren. „Hör endlich auf, nach jedem Satz Meister zu sagen. Hörst du?“ Jetzt zog er sogar schon an seinen wasserstoffblonden Haaren. „Wie hat Lucius das nur all die Jahre mit dir ausgehalten?“ Eine Antwort erwartete er nicht, da er sich umdrehte und nur noch ins Bett wollte. Das heute war alles zu viel. Zu viel für ihn. Zu viel für Granger. Erst dieses offenkundige Gespräch mit Blaise, das an seinen Nerven zerrte und dann das Fiasko mit Pansy. Das Gespräch mit Lucius bezog er gar nicht mit ein, weil das eine ganz eigene Kategorie verdienen würde. Aber jetzt war er schon so weit getrieben worden, einen Drachen anzubrüllen, der nicht der Wirklichkeit entsprach. Ein Zeichen, dass er schleunigst ins Bett gehörte.   Vor kurzem hatte er noch Weasley einen Pantoffelhelden genannt. Nun war er selbst kurz davor, zu genau einem solchen Pantoffelhelden zu mutieren.   Ohne weitere Umweg lief er zu seinem Bett. Davor knöpfte er sich noch die schwarze Hose und das dazugehörige Hemd auf. Seinen Blazer legte er zusammengefaltet über einen Stuhl, der neben dem Tisch stand, den er vor Tagen umwarf, als er Granger erwischt hatte. Aber egal. Völlig egal. In Boxershort bekleidet, ließ er sich auf seine Bettwäsche fallen. Mit der rechten Hand griff er nach der Decke, die er schläfrig über seinen Körper warf und so schnell wie er ausgezogen und in die Decke eingewickelt war, so schnell war Draco auch eingeschlafen.         ~*~         Mitten in der Nacht schlug Hermine urplötzlich ihre Augen auf. Seit dem Krieg und vor allem seit ihrer Knechtschaft waren ihre Sinne überempfindlich. Hinzu kam der leichte Schlaf, den Hermine plagte. Aber noch nie war es seit ihrer Anwesenheit so extrem gewesen, dass sie nachts panisch, aufgelöst und zitternd aufgewacht war. Wie von Sinnen saß sie kerzengerade im Bett und sie wusste, ihr Rücken würde sich morgen dafür rächen und sie mit gemeinen Schmerzen plagen. Nichtsdestotrotz wanderte ihr Kopf von der einen zur anderen Richtung. Sie war sich sicher, Geräusche vernommen zu haben. Wieso sollte sie sonst aufschrecken? Zwar hörte man nachts – wenn alles ruhig war – viel mehr als tagsüber, aber doch nicht so intensiv, oder? Als sie ein kleines Mädchen war, hatte sie immer die Bettdecke über ihren Kopf geworfen, weil sie glaubte, dass das Monster – das sie unter ihrem Bett vermutete – sie so nicht sehen würde. Ja, sie war überzeugt gewesen, das perfekte Versteck zu haben. Heute lachte sie über dieses kläglich naive Versteck, aber in ihrer Kindheit war es die beste Zuflucht gewesen.   Allerdings war ihr nicht nach Lachen zumute. Sie hatte Angst. Angst, dass Pansy wieder irgendwo stand und nur darauf wartete, sie wieder anzugreifen. Um Rache an ihr zu nehmen, weil Draco sie aus dem Haus geworfen hatte – wegen Hermine. Das Zusammentreffen mit Pansy hatte sie traumatisiert. Auch wurde ihr von Pansy die alleinige Schuld zugeschoben, dessen war sich Hermine auch bewusst. Sie konnte es fühlen und auch in Pansys hasserfüllten Augen sehen. So sah man nur jemanden an, den man abgrundtief hasste. Und genau das empfand Pansy für Hermine – Hass. Aber man gab dem Störenfried immer die Schuld, wenn man die rosa Brille auf der Nase hatte.   Es war mitten in der Nacht, stellte Hermine mit einem Blick auf ihre Armbanduhr fest, die auf ihrem Nachttisch lag. Es war bereits zwei Uhr. Malfoy würde auch schlafen, oder? Sie kannte seinen Schlafrhythmus nicht, aber mit Sicherheit würde er schon schlafen. Das war Hermine in dem Moment aber egal. Schnell schlüpfte sie aus ihrem Bett und ging zu den Gardinen, die sich unter den Windstößen aufbäumten. Draußen tobte der kalte unruhig und sie glaubte, dass daher ihr Aufschrecken rührte. Eilig schloss sie die Balkontür und zog die Gardinen zu, ehedem sie einen Entschluss fasste – zu groß war ihre Angst.   Ganz leise schlich sie zur Tür. Behutsam griff sie nach dem Knauf und presste ihr Ohr gegen das Holz. Wenn jemand vor der Tür lauerte, könnte sie es vielleicht hören. Und... Und wenn man sie angreifen würde, würde sie – herbeigeführt durch den Aufprall eines möglichen Zaubers – auch Malfoy aufwecken. Vorsichtig und mit vollem Körpereinsatz, öffnete sie langsam die Tür und schielte mit ihrem halben Gesicht hinaus in den dunklen Flur. Niemand war zu sehen oder zu hören, was ein gutes Zeichen war. Des Weiteren beschloss Hermine, dass sie zu ihrem Ziel rennen und bloß nicht an jeder Biegung inne halten würde. Denn wenn sie jemand attackierte, würde sie wie ein Reh, das vor dem Jäger flüchtete, Zick-Zack-Linien laufen. Das würde einem möglichen Angreifer alles erschweren.   Ein letztes Mal atmete sie ein. „Bei drei, Hermine.“ Sie atmete aus. „Eins.“ Einatmen. „Zwei.“ Ausatmen. „Und drei!“ Blitzschnell riss sie die Tür auf und sprintete los. Sie verdankte es ihrem eidetischen Gedächtnis, dass sie den Weg direkt im ersten Anlauf richtig einschlug. Nach weiteren angstvollen zwei Minuten, in denen sie wie eine Verrückte gerannt war, stand sie nun unschlüssig vor ihrem Ziel. Nun, immerhin war sie jetzt hier. Wenn jemand hinter ihr her wäre, hätte die Aktion nichts gebracht, wenn sie jetzt einen Rückzieher machen würde. Dann hätte sie nämlich auch in ihrem Zimmer bleiben können, wenn sie nicht durch diese verdammte Tür ging.   Noch einmal ließ sie ihren Kopf in beide Richtungen schwenken, um sich zu vergewissern, dass niemand hier war und noch ehe sie erleichtert ausatmen konnte, war auch schon wieder ihre Rationalität auf dem Vormarsch, um ihr vorzuhalten, dass sie gar keine Angst mehr hatte, sondern hier vor der Tür sein wollte.   Dem ungeachtet, schnaufte Hermine noch einmal. „Los jetzt, Hermine. Du kannst jetzt nicht nochmal zurückgehen.“ Sie sah an der Tür empor, sprach sich ein letztes Mal Mut zu und ließ ihre zitternde Hand auf die Türklinke fallen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)