Change in my Condition von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 2: Feuer ---------------- Wie erwartet hatte Kuroh am nächsten Morgen genau die richtigen Worte gefunden, um Videl wieder klarsehen zulassen. Das Gespräch am Abend mit ihrem Vater hätte man auch eher als Monolog bezeichnen können. Mister Satan hatte ihr einen langen Vortrag über ihre Pflichten als Tochter des Retters der Welt gehalten und dass es ein Unding war, dass sie beinahe drauf gegangen wäre. Dabei hatten sie und er einen unausgesprochenen Deal; sie konnte tun und lassen was sie wollte, solange sie ihm keine schlechte Presse damit bescherte. Deswegen hatte sie die Aufregung seinerseits nicht ganz nachvollziehen können. Selbst aus ihrem frühem und tragischen Tod würde Mister Satan noch Profit schlagen können. „Wenn du so finster guckst, bekommt man ja richtig Angst.“ Aus ihren Gedanken gerissen blickte Videl ihre Freundin fragend an. „An was hast du gedacht, dass dich so finster gucken lässt?“ „An nichts Besonderes“, antwortete Videl und widmete sich wieder ihrem Mittagessen. Eine Woche war ihr absolut furchtbarer Tag nun schon her und die anderen Tagen waren zwar weniger katastrophal, aber auch nicht viel berauschender verlaufen. Zwar hielt sich der Große Saiyaman seit seiner letzten Rettungsaktion auffallend zurück, doch dafür rückte Sharpner ihr wieder vermehrt auf die Pelle. Seitdem er Wind von der Benefizgala an diesem Wochenende bekommen hatte, versuchte er Videl davon zu überzeugen ihn als ihre Begleitung mitzunehmen. Dass Videl grundsätzlich niemals eine Begleitung zu solchen Events mitbrachte und auch nur dahin ging, weil es zu eben jenem unausgesprochenen Deal mit ihrem Vater gehörte, interessierte ihren Mitschüler gar nicht. „Ist dein Kleid schon fertig?“ Videl widmete ihrer Freundin nun ihre vollkommene Aufmerksamkeit. „Ja, es kam gestern Abend.“ „Und hat alles geklappt?“ „Es sitzt wie angegossen.“ Letzte Woche hatte Eraser Videl dabei geholfen ein Kleid für besagte Gala zu finden. Sie waren schnell fündig geworden, doch es hatten noch einige Dinge geändert werden müssen. Videl war selbst mit Absatzschuhen nicht besonders groß, daher hatte das Kleid noch gekürzt werden müssen, noch dazu hatte sie mehr Oberweite als es durch ihre alltägliche Kleidung wirkte, dementsprechend hatte sie das Kleid eine Nummer größer nehmen müssen. Was zu weiteren nötigen Änderungen geführt hatte. Aber gerade rechtzeitig war die Schneiderei fertig geworden; in zwei Tagen, am Freitag, war die Gala, auch wenn Videl trotz des absolut perfekten Kleides wenig Lust auf diesen Abend hatte. „Ich wette, du wirst umwerfend aussehen, Videl. Schade, dass ich nicht mitkann“, schaltete sich Sharpner ein. Videl blickte ihn nur kurz über den Cafeteria Tisch an, ehe ihr Blick auf Gohan fiel, der nur einen Tisch weiter saß. Sie schmunzelte als sie das Schulbuch, in welches er gerade seine Nase steckte, bemerkte. Immer nur am Lesen. „Die Funken fliegen“, flüsterte Eraser. Empört blickte Videl ihre Freundin an. „Hier fliegt überhaupt nichts. Er ist ja noch nicht mal mein Typ.“ „Wir wissen beide, dass du keinen bestimmten Typen hast.“ Da musste Videl ihr Recht geben. Wenn sie an all ihre Liebschaften zurückdachte, konnte man die Jungs wirklich nicht über einen Kamm scheren. Während Videl, über einen verwirrt aussehenden Sharpner, wieder zu Gohan blickte schweiften ihre Gedanken mal wieder zum Saiyaman ab. Wie bereits erwähnt hatte der sich in der vergangenen Woche kaum noch in ihre Einsätze eingemischt. Die meiste Zeit hatte er sie nur in der Luft schwebend beobachtet, eingegriffen hatte er wirklich nur, wenn es für sie brenzlig geworden oder sie nicht rechtzeitig da gewesen war. Dadurch, dass er fliegen konnte war er ihr, was das Tempo anging, natürlich im Vorteil. Noch immer fragte Videl sich wie er das anstellte, dahinter gekommen war sie bislang nicht und das wurmte sie. Ihr Blick schärfte sich wieder und erneut blickte sie Gohan an. Er las noch immer in seinem Buch und Videl begann aus Gewohnheit ihn mit dem Saiyaman zu vergleichen. Zu Beginn war sie fest davon überzeugt gewesen, dass Gohan der Große Saiyaman war, doch je mehr sie über Gohan lernte, desto weniger zog sie diese Möglichkeit noch in Betracht. Ja, sie waren nahezu zeitgleich in Satan City aufgetaucht, sie waren gleich groß und hörten sich beim Sprechen ähnlich an, doch wo der Saiyaman jede Menge Muskeln besaß, konnte Videl bei Gohan keine entdecken. Sportlich war er definitiv, aber Videl bezweifelte, dass Gohan so sportlich war, geschweige denn, dass er fliegen konnte. Ganz zu Beginn war der Große Saiyaman nur zu ihren Einsätzen aufgetaucht, wenn auch Gohan vorher in ihrer Nähe gewesen war, doch seit einer Woche geschah auch das nicht mehr. Der Saiyaman kam nun zu jedem ihrer Einsätze, egal, ob sie in der Schule in Gohans Nähe gewesen war oder Zuhause allein über ihren Hausaufgaben. Videl bezweifelte außerdem, dass gerade Gohan so alberne Posen wie der Saiyaman vorführen würde. Dafür erschien er ihr viel zu erwachsen und reif. Mit einem Mal blickte Gohan auf, sah ihr direkt in die Augen und lächelte sie an. Videl wurde urplötzlich warm im Bauch und sie spürte wie sich ihre Wangen rot färbten. Hallo? Was ist das denn jetzt? „Erde an Videl! Die Pause ist vorbei.“ Verwirrt sah Videl nun Eraser an. „Bitte?“ „Es ist Zeit für Englisch“, antwortete Sharpner ihr. „Oh ja“, war das Beste was Videl dazu einfiel. Hastig nahm sie ihre Tasche und folgte Eraser und Sharpner aus der Cafeteria. Was war das gerade? Noch immer lächelnd packte Gohan ebenfalls seine Sachen zusammen und folgte anschließend seinen Mitschülern. Selbstverständlich hatte er gespürt, dass Videl ihn so ziemlich die komplette Mittagspause über mal mehr mal weniger intensiv angestarrt hatte. Ob sie noch immer denkt, dass ich der Große Saiyaman bin? Er hatte sich, gerade in der letzten Zeit, wirklich Mühe gegeben ihr keine weiteren Hinweise zu liefern. Aber Videl war nun mal so stur wie klug und wer wusste schon was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging. Das Bulma endlich das Abhörgerät für ihn fertig hatte war ebenfalls sehr praktisch um Videls Zweifel weiter zu zerstreuen. So konnte er auch ein Auge auf sie haben, wenn er nicht neben ihr stand während sie einen Einsatz bekam. Seit er ihr gerade erst vor einer Woche wieder das Leben gerettet hatte, war Gohan in der vergangenen Zeit vermehrt in sich gegangen, um herauszufinden warum ihm Videls Wohlergehen so sehr am Herzen lag. Fakt war anscheinend, dass er Hals über Kopf in sie verknallt war. Das glaubte er zumindest, hatte er doch überhaupt keine Ahnung von Liebe und Beziehungen. Es war nicht so als wüsste Gohan überhaupt nichts; in der Theorie wusste er einiges und das sein Penis, wie seine Mutter ihm noch immer gern glauben machen wollte, nicht nur zum Pinkeln da war, war ihm auch schon seit Jahren mehr als bewusst. Schließlich kümmerte er sich um dieses Bedürfnis regelmäßig zu seiner absoluten Zufriedenheit; aber was war nun der Unterschied zwischen wahrer Liebe und einfacher sexueller Begierde? Bei seiner Selbstbefriedigung hatte er sich schon des Öfteren vorgestellt wie Videl wohl nackt aussehen würde, oder dass es ihre Hand anstatt seiner an seinem Penis wäre. Aber er wollte sie ja nicht nur in sein Bett bekommen, allein der Gedanke daran, dass ihr etwas zustoßen könnte ließ seine Gedärme sich zusammenkrampfen. Aber war das schon Liebe? Das Problem war ja auch, dass er mit niemanden darüber sprechen konnte. Sein Vater war tot, seine Mutter dachte ja immer noch, dass er keinerlei Kenntnis seiner sexuellen Bedürfnisse hatte, sein Bruder war zu klein und seine Freunde von damals hatte er ewig nicht mehr gesehen. Abgesehen von Vegeta und Bulma, aber Gohan wollte mit keinem von Beiden über derlei Dinge sprechen. Zudem wusste er ja auch gar nicht, ob Videl seine Gefühle erwidern würde. Zwar war sie ihm gegenüber immer nett und freundlich, aber fiel er in ihr Beuteschema? Videl war außerordentlich hübsch und noch dazu war sie ziemlich selbstbewusst. Was für einen Typ Mann bevorzugten Frauen wie Videl? Selbstbewusste Männer, die ihnen die Stirn boten oder eher Schwächere, die sie beschützen konnten? Leise seufzend setzte Gohan sich auf seinen Platz neben Eraser. Nur ungern dachte er an all die Male zurück in denen Sharpner mit seinem Techtelmechtel mit Videl geprahlt hatte. Es geschah immer nur in der Jungenumkleide, nie in Videls Hörweite, aber so wie Sharpner es immer erzählte waren er und Videl sich ziemlich nahegekommen. Es war wohl bereits vor Monaten geschehen, noch bevor Gohan auf die Schule gekommen war, aber trotzdem breitete sich jedes Mal kalte Wut in Gohan aus und er musste an sich halten Sharpner nicht ordentlich eine zu verpassen. Er hätte nie gedacht, dass Videl auf einen Macho wie Sharpner stehen würde, aber er kannte das Mädchen seiner Begierde auch nur flüchtig. Aber so wie Videl Sharpner während der Schule immer die kalte Schulter zeigte, konnte man nicht unbedingt daraufkommen, dass zwischen den Beiden mal etwas gelaufen war. Aber was wusste er schon? Gohan seufzte erneut – lauter diesmal. „Videl, kommst du?“ „Geh schon mal vor. Ich komm gleich nach.“ „Okay.“ Videl warf ihrer Freundin noch kurz einen Blick nach. Es war mittlerweile Schulschluss und eigentlich wollte sie mit Eraser zu sich nach Hause gehen und für die Gala am Freitag ein wenig mit Makeup und Frisur herumprobieren, aber vorher hatte Videl noch etwas auf dem Herzen. „Hey du“, sagte sie und setzte sich neben Gohan auf den Tisch, Angesprochener packte gerade seine Tasche. Etwas überrascht wurde sie von ihm nun angesehen. „Hey“, kam die kurze Antwort. Videl dachte etwas länger über ihre nächsten Worte nach. Seit der Mittagspause war ihr aufgefallen wie ruhig und in sich gekehrt Gohan geworden war. Ja, er war nie laut oder auffällig wie die anderen Jungen in der Klasse gewesen, aber zumindest am Unterricht beteiligte er sich sonst häufig, nur in den letzten Stunden dieses Tages nicht. „Ist alles okay bei dir?“, fragte sie dann einfach frei heraus. Warum lange drum rum reden? Gohans überraschter Blick wandelte sich nun in einen verdutzten. „Ja, wieso?“ „Nun, du warst den Rest des Unterrichtes ziemlich still und hast immer vor dich hin gestarrt. So als wärst du mit den Gedanken ganz woanders.“ „Das ist aufgefallen?“ „Ich glaube nicht, dass es den anderen aufgefallen ist, aber mir.“ Videl blickte Gohan einige Sekunden stumm in die Augen. Bisher war ihr noch nie aufgefallen wie dunkel seine Augen eigentlich waren. „Also? Ist alles okay?“, fragte sie noch einmal. „Ach… eigentlich schon. Ich hab im Moment nur viel im Kopf rumschwirren.“ „Wenn du mal darüber sprechen möchtest, dann sag einfach Bescheid. Ich kann sehr gut zuhören.“ Videl meinte das vollkommen ernst. Seit der letzten Woche, als er ihr mit Papier und Stift ausgeholfen hatte, ärgerte es sie, dass sie sich nicht schon längst näher mit ihm befasst hatte. Das wollte sie nun ändern und ihren nicht mehr ganz so neuen Mitschüler auch privat kennen lernen. Vielleicht wurden sie ja Freunde. Gohan schien ein Pol der Ruhe zu sein, den Videl noch nie in ihrem Leben gehabt hatte. „So, ich muss. Ich kann Eraser nicht ewig warten lassen.“ Sie schenkte ihm noch ein letztes Lächeln und machte sich dann auf den Weg. Sie hatte die Tür schon erreicht als sie Gohans Stimme noch einmal innehalten ließ. „Danke, Videl.“ „Nichts zu danken.“ Das mache ich gerne. Sehr gerne. Eraser war schon seit Stunden wieder Zuhause und Videl war gerade im Begriff sich in ihren Schlafanzug zu schmeißen als der Alarm an ihrer Uhr los ging. „Videl! Im Waisenhaus ist ein Feuer ausgebrochen. Wir können jede helfende Hand gebrauchen!“ „Ich bin so schnell wie möglich da.“ Und schon rannte sie los. „Ich bin noch mal weg!“, schrie sie noch bevor sie die Haustür hinter sich zu schmiss. Wie Kuroh überrascht den Kopf aus der Küche steckte, bekam Videl schon gar nicht mehr mit. Gohan lag zu dieser Zeit bereits im Bett, nur schlafen konnte er noch nicht. Zu sehr beschäftigte ihn noch Videls Gesprächsangebot. So toll er dieses Angebot auch fand, er würde jedoch kaum ein Gespräch mit ihr darüberführen ob er ihr Typ war oder nicht. Gohan war sich auch nicht sicher wie er ihr Angebot auffassen sollte. Wollte sie Freundschaft mit ihm schließen oder steckte mehr dahinter? Das Piepen seiner Armbanduhr hinderte ihn daran diesen Gedanken weiter zu verfolgen. Bulma hatte das Funkabhörgerät in die Uhr, mit der er sich auch in den Großen Saiyaman verwandelte, eingebaut. Selbstverständlich konnte er das Gerät jederzeit an oder abstellen, denn nichts wäre schlimmer als wenn er einen von Videls Funksprüchen mithörte, während sie neben ihm stand. Dann könnte er auch gleich auf seine Maskerade verzichten. Noch bevor Videl ihre Antwort zu Ende durchgegeben hatte, hatte Gohan sich bereits in den Großen Saiyaman verwandelt und war aus seinem Fenster geklettert. Sollte seine Mutter das jemals herausfinden würde sie ihn wahrscheinlich lynchen, aber hier ging es nicht nur darum ein Auge auf Videl zu haben, sondern auch darum das Leben unschuldiger Kinder zu retten. Gohan war noch gar nicht in der Luft als er sich auch schon in einen Super Saiyajin verwandelte. Bei diesem Einsatz kam es auf jede Sekunde an. Als Videl nach wenigen Minuten am Waisenhaus ankam glaubte sie sich für einige Augenblicke in der Hölle. Das Feuer brannte unerbittlich, funkensprühend schlugen die Flammen höher und von überall her hörte man Leute um Hilfe schreien. Obwohl die Feuerwehr mit allen Löschfahrzeugen und Einsatzkräften vor Ort war bekamen sie das Feuer nicht unter Kontrolle. „Videl! Gut, dass du da bist!“ Videl blickte zu ihrer Rechten und erblickte den Einsatzleiter der Feuerwehr. „Wie ist das passiert?“, fragte Videl und deutete auf das Feuer. „Wir wissen es noch nicht. Aber wir haben schon Verstärkung aus den umliegenden Städten angefordert.“ „Was kann ich tun?“ „Das Feuer hat sich bereits im kompletten Erdgeschoss und im ersten Stock ausgebreitet. In den oberen Stockwerken befinden sich noch immer Kinder und Mitarbeiter. Wir haben die Drehleiter bis an den dritten Stock hochfahren können, dort ist der vorläufige Sammelpunkt. Stockwerk zwei ist bereits komplett evakuiert. Aber wir kommen nur langsam voran, da meine Leute auch ihre Pausen brauchen.“ Während der Einsatzleiter ihr die aktuelle Lage erklärt hatte, waren Videl und er zur Rückseite des Hauses gelaufen. Dort bot sich der jungen Frau ein ähnliches Bild wie vorne, nur das hier zwischendrin erschöpfte Feuerwehrkräfte zu sehen waren. Videl konnte ihre Erschöpfung nachvollziehen. Wusste sie doch aus eigener Erfahrung wie anstrengend es war, die um die fünf Kilogramm schweren Atemschutzgeräte zu Tragen. „In Ordnung. Ich geh rein“, sagte sie entschlossen. „Aber…“, begann der Einsatzleiter. „Ihr habt gesagt, dass ihr jede helfende Hand gebrauchen könnt. Ich bin ausgeruht und bin an euren Atemschutzgeräten ausgebildet. Ich geh da rein!“ Damit war jede Diskussion beendet. Videl blickte sich um und erspähte eine Feuerwehrfrau, die in etwa ihre Größe hatte. In Windeseile hatte Videl die Einsatzhose und Jacke der Frau angezogen. Natürlich waren auch diese Sachen nicht feuerfest, aber immerhin hitzebeständiger als ihre Alltagskleider. Sie schnappte sich eines der Atemschutzgeräte und wartete darauf, dass die Drehleiter nach unten kam, damit sie bei der nächsten Gelegenheit mit nach oben fahren konnte. Gohan erreichte den Schauplatz des Geschehens gerade als Videl von der Drehleiter in das brennende Gebäude sprang. Ist die jetzt komplett wahnsinnig geworden? Den Rettungskräften am Boden war die Ankunft des Großen Saiyaman nicht verborgen geblieben. Laute Rufe drangen an Gohans Ohr und er warf einen Blick auf die versammelten Rettungskräfte am Boden. Sie jubelten ihm laut zu, so als würde seine bloße Ankunft das Feuer löschen. Gohan erhob die Hand kurz zum Gruß und blickte dann wieder auf das lichterloh brennende Haus. Videl befand sich darin, er verfolgte sie anhand ihrer Aura. Anscheinend befand sie sich nun im vierten und letztem Stock. Mal sehen, ob sie diesmal meine Hilfe annimmt, dachte er und machte sich auf den kurzen Weg zu Videl. Videl war erst fünf Minuten in dem Haus, doch sie war bereits komplett durchgeschwitzt. Auch wenn das Feuer noch nicht auf das oberste Stockwerk übergegriffen hatte, doch die Hitze des Feuers war unbestreitbar vorhanden. Von dem sich bildenden Rauch wollte Videl gar nicht erst anfangen. Sie hatte bereits die Hälfte der Zimmer durchsucht und schon sechs verängstigte Kinder um sich geschart. Sie durchsuchte gerade ein weiteres Zimmer als ihr Blick auf den Großen Saiyaman fiel, welcher vor einem gekippten Fenster schwebte und ihr gestikulierte zu ihm zukommen. Gemeinsam mit den Kindern durchquerte sie den Raum, um zu ihm zu gelangen. Normalerweise war es bei einem Brand keine gute Idee ein Fenster zu öffnen, aber Videl hoffte einfach auf das Beste. Immerhin drang schon die ganze Zeit frischer Sauerstoff durch das gekippte Fenster in das Zimmer und es brannte ja auch noch nicht in diesem Raum. Sie hatte Glück. Kaum hatte sie das Fenster ganz geöffnet nahm sie sich die Atemschutzmaske ab und steckte den Kopf in die kühle Abendluft, genau wie die Kinder. „Kann ich helfen?“ So sehr Videl auch sonst seine Einmischerei hasste, heute war sie wirklich dankbar, dass er da war. Seine Fähigkeit zu fliegen würde die Evakuierung der Kinder einfacher machen. „Wie viele Leute kannst du auf einmal tragen und sicher auf den Boden bringen?“, fragte sie ihn. „Drei“, antwortete er ihr und sie nickte ihm zu, dann hob sie das erste Kind auf die Fensterbank. Nur eine Minute später hatte er ein Kind auf dem Rücken und zwei weitere auf dem Armen. „Ich warte mit den anderen drei hier.“ „Bis gleich.“ Erschöpft wischte Videl sich den Schweiß von der Stirn und sah zu wie der Große Saiyaman mit den drei Kindern gen Boden schwebte. „Wie viele sind noch da oben?“, fragte der Einsatzleiter ihn während Gohan die Kinder an die Sanitäter übergab. „Videl und drei weitere Kinder.“ „Gut, die vier noch und dann müssen wir die Evakuierung abbrechen.“ Durch sein Visier betrachtete Gohan den Einsatzleiter kritisch. Ihm war bereits aufgefallen, dass die Drehleiter eingefahren worden war. „Wieso?“ „Das Feuer breitet sich im dritten Stock aus und die Statik wird auch immer instabiler. Das Haus könnte jeden Moment zusammenbrechen.“ Gohan nickte dem Mann kurz zu und flog dann wieder zu Videl und den Kindern. „Rühr dich nicht vom Fleck. Ich bring die Kinder runter und dann hol ich dich.“ „Ich muss nur noch in drei Zimmer“, antwortete Videl ihm während sie sich daran machte erneut das Atemschutzgerät anzulegen. „Nein. Das Haus kann jede Sekunde zusammenbrechen. Außer dir befindet sich auch niemand mehr darin.“ Das hatte Gohan auf dem Weg nach oben überprüft. Nicht die kleinste Aura hatte er spüren können. „Woher willst du das denn wissen?“, fragte sie ihn skeptisch. „Ich weiß es einfach. Du kannst mir in der Sache vertrauen. Bitte!“, flehte er sie an. Für einen Moment schien so etwas wie Verständnis in Videls blauen Augen zu liegen, doch nur einen Lidschlag später starrte sie ihn genauso wütend an wie auch sonst immer. „Nein, danke“, sagte sie, machte kehrt und lief aus dem Zimmer. „Scheiße!“, fluchte Gohan. Wie kann man nur so stur sein? Was bildet der Kerl sich eigentlich ein? Wütend stampfte Videl mit ihrer Ausrüstung auf dem Rücken ins nächste Zimmer. Hat der Kerl jetzt auch noch Röntgenaugen? Die anfängliche Erleichterung und Dankbarkeit über das Auftauchen des Saiyaman waren in die übliche Wut umgeschlagen. Kam der Kerl einfach daher und behauptete außer ihr sei keiner mehr im Gebäude. Woher wollte er das denn bitte wissen? Der feine Herr hatte nicht mal den kleinen Zeh in das brennende Haus gesetzt und wollte ganz genau wissen, dass es niemanden mehr zum Evakuieren gab. Dann sollte sie ihm auch noch vertrauen. Ihm, der noch keine ihrer Fragen jemals eindeutig beantwortet hatte. Ganz bestimmt nicht! Videl war so in ihrem Ärger versunken, dass sie gar nicht hörte wie der Holzboden unter ihren Füßen bei jedem Schritt bedrohlich knackte. Erst als eine der Dielen unter ihrem Fuß nachgab und sie mit diesem einbrach, schenkte sie ihrer Umgebung wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Zeit den Rückzug anzutreten, dachte sie erschrocken und atmete langsam ein und aus, um ihr schneller schlagendes Herz zu beruhigen. Ganz vorsichtig zog Videl ihr eingebrochenes Bein aus dem Loch. Auf allen Vieren kroch sie langsam aber sicher zurück zu dem Zimmer, in dem der Saiyaman hoffentlich schon auf sie wartete. Videl war noch keinen Meter weit gekommen als der komplette Boden unter ihr nachgab und sie sich plötzlich im freien Fall befand. Scheiße. Gohan hatte gerade das letzte Kind an einen der Sanitäter übergeben als er spürte wie Videls Aura erlosch. NEIN! Entsetzt keuchte er auf und blickte zu dem brennenden Waisenhaus. Nur zwei Sekunden später war Videls Aura wieder zu spüren. Natürlich war Gohan erleichtert darüber, aber das kurze Verschwinden ihrer Aura bedeutete, dass sie in Schwierigkeiten war. Zeit diesen Sturkopf da raus zu holen. Er fühlte, dass Videl sich nicht länger im vierten Stock befand, aber da bereits ein Teil des Dritten in Flammen stand blieb Gohan nichts anderes übrig als über das Fenster im Vierten in das Haus zu kommen. Er bewegte sich nur schwebend über den Boden, um diesen nicht unnötig zu belasten. Am Ende des Flures entdeckte er das Loch, durch welches Videl anscheinend gebrochen war. Eilig flog der Saiyajin darauf zu schaute dann über den Rand. „Videl?“ „Ich bin hier!“, antwortete sie ihm hustend von unten. Pure Erleichterung durchflutete Gohans Körper. „Geht es dir gut?“, fragte er. „Ja, ich glaube schon.“ „Bleib da. Ich komm dich holen.“ „Wo soll ich denn auch hin?“, hörte er sie vor sich hin grummeln. Recht hat sie ja, dachte er schmunzelnd während er zu ihr runter schwebte. Videl hatte Glück gehabt, sie war an dem Ende des Flures aufgekommen, welcher noch nicht in Flammen stand, aber so langsam wurde der Sauerstoff knapp. Wieso hat sie das Atemschutzgerät abgenommen? Gohan war gerade bei ihr angekommen und wollte ihr gerade die Hand entgegenstrecken als blanke Panik in Videls Augen trat. Was… „Hinter dir!“, schrie Videl. Augenblicklich warf Gohan einen Blick über seine Schulter und sah eine Feuerwand auf sie Beide zukommen. Gohan hatte gerade noch Zeit sich auf Videl zu werfen, bevor das Feuer sie erreichte. Doch schon im nächsten Augenblick spürte er wie der Boden unter ihnen nachgab. Panisch klammerte Videl sich an den Saiyaman. Jetzt würde sie also sterben. Sie wusste nicht was ihr lieber war: bei lebendigem Leib verbrennen oder durch den Sturz mit zerschmetterten Knochen. Im Fallen spürte sie wie der Saiyaman sich mit ihr im Arm drehte und sie so die Plätze tauschten. Jetzt war er es, der mit dem Rücken hart auf den Boden des zweiten Stockes aufschlug und das Holz so brechen ließ. Obwohl es wehgetan haben musste, gab er keinen Laut von sich, nur sein Griff, mit dem er sie festhielt, wurde kurzzeitig etwas fester. Nur eine Sekunde später krachten sie durch den Boden im ersten Stock. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah Videl den harten Betonboden des Foyers auf sich zu rasen. Das war es also. Wenn sie Glück hatte würde sie, da sie auf dem Großen Saiyaman landen würde, mit ein paar Knochenbrüchen davonkommen. Wenn sie denn Glück hatte, denn hatte es bisher in ihrem Leben ordentlich gemangelt und vorausgesetzt man holte sie aus dem brennenden Gebäude bevor das Feuer sie verbrannte oder der Rauch sie umbrachte. Aber er… würde mit aller Wahrscheinlichkeit diesen Sturz nicht überleben. Der Griff des Saiyaman wurde mit einem Mal eisenhart, er begann zu schreien, so als hätte er sich schon jetzt jeden Knochen im Leib gebrochen. Videl bemerkte ein goldenes Licht, welches sie Beide urplötzlich umgab und dann sah sie fassungslos wie der Saiyaman den Betonboden durchbrach. Nur halb so hart wie erwartet schlugen sie auf den Betonboden im Keller auf. Durch den Aufprall wurde Videl von dem Saiyaman geschleudert, rollte noch ein paar Mal um die eigene Achse und blieb dann keuchend auf dem Rücken liegen. Unfassbar. „Geht es dir gut?“ Videl wandte den Kopf nach rechts und sah den Saiyaman neben sich knien. „Ob es mir gut geht? Du bist derjenige, der gerade mit seinem Rücken einen massiven Steinboden durchbrochen hat. Die Frage ist eher, ob es dir gut geht.“ „Ach, weißt du… ich bin hart im Nehmen.“ Zweifelnd blickte Videl ihn an, doch dann begann ihre Armbanduhr zu piepen. „Videl? Geht es euch gut? Das Feuer hat auf einmal durchgezündet! Lebt ihr noch?“, fragte der Einsatzleiter panisch über die Funkverbindung. „Ja, alles in Ordnung. Wir sind im Keller.“ „Wir holen euch sofort da raus!“ „Nein, kümmert euch um das Feuer. Das ist wichtiger. Wir finden schon einen Weg nach draußen.“ Ein wenig skeptisch blickte sie sich in dem Raum um. Hinter dem Saiyaman führte eine Treppe nach oben, die konnten sie aus gegebenen Anlass nicht benutzen. Zu ihrer linken gab es eine Tür, die wohl in weitere Kellerräume führte. „Es gibt am Ende des Gebäudes eine Tür, die vom Keller direkt nach draußen führt. Diese müsstet ihr eigentlich unbeschadet erreichen können.“ „Danke“, sprach Videl in ihre Uhr und beendete dann die Funkverbindung. „Na dann wollen wir mal“, sagte der Saiyaman und wandte sich der Tür zu. Ächzend stand Videl auf und tastete sich erst einmal selbst ab. Keine Brüche, keine Verstauchungen, wahrscheinlich würde sie jede Menge blauer Flecken davontragen. Aber damit konnte sie leben. Schweigend folgte sie ihrem Retter durch die anderen Kellerräume. Es war schon merkwürdig zu wissen, dass über ihnen ein Brand das gesamte Gebäude verschlang, aber sie hier durch den Keller spazierten als würde sie das überhaupt nichts angehen. Videl musterte den vor ihr laufenden Saiyaman. Sein Helm war ordentlich zerkratzt, das rote Cape vom Feuer und der Hitze angesengt und der Rest seiner Kleidung sah auch nicht viel besser aus. Sie selbst sah wohl nicht viel anders aus, aber sie hatte ja immerhin die Jacke und Hose der Feuerwehrfrau angehabt. Mit einem leisen Seufzen zog sie zumindest die Jacke aus. Das Kleidungsstück war schwer und langsam aber sicher fing der Stoff auf ihrer teilweise unbedeckten Haut an zu jucken. Es war eine Wohltat die teilweise kühle Kellerluft auf ihrer Haut zu spüren. „Ich glaube, das hier ist die Tür“, sagte der Saiyaman vor ihr und deutete auf die graue Metalltür vor sich. Entschlossen trat Videl hinter ihn und blieb dann stehen. Eine schlanke Hand legte sich auf seine, die er bereits auf die Türklinke gelegt hatte. Verwundert blickte Gohan über seine Schulter zu Videl. Sie stand direkt hinter ihm, in der zu großen Einsatzhose und einem hautengen Top. Kleine Schweißperlen rannen über ihr gut sichtbares Dekolleté. Wow! Mehr Busen als ich dachte. – Reiß dich zusammen, Gohan. Videl hatte den Blick auf seinen Rücken gerichtet. „Danke“, sagte sie. Bitte? „Ich weiß, dass mir mein Stolz und mein Sturkopf häufig im Weg stehen, aber heute hab ich es endlich begriffen.“ „Und was?“, fragte Gohan als Videl keine Anstalten machte weiter zusprechen. „Dass du mir meinen Rang als Gerechtigkeitskämpferin in Satan City gar nicht streitig machen willst. Sondern mir nur helfen willst.“ Gohan drehte sich zu ihr um, realisierte dabei jedoch nicht, dass er dabei noch immer ihre Hand in seiner hielt. „Genau“, antwortete er nur. Videl blickte ihm nun direkt ins Gesicht, der Ausdruck auf diesem kam ihm irgendwie verbissen vor. „Also danke! Für heute Abend und all die anderen Male, in denen du mich gerettet hast.“ Zum Schluss lächelte sie ihn an. Es war dasselbe Lächeln, welches sie ihm schon zwei Mal in der Schule geschenkt hatte. Erneut breitete sich eine angenehme Wärme in Gohans Körper aus und er war froh, dass er den Helm trug und Videl seine geröteten Wangen so nicht sehen konnte. „Gern geschehen.“ Für eine gefühlte Ewigkeit lächelten sie sich einfach nur an und dann, bevor Gohan realisierte was er im Begriff war zu tun, zog er Videl an sich und legte seine Lippen auf ihre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)