Change in my Condition von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 5: Hausparty -------------------- Die Wochen waren ins Land gezogen und Videl konnte einfach nicht fassen, dass aus ihrem anfänglichen One-Night-Stand mit dem Großen Saiyaman mittlerweile eine Affäre geworden war. Wie? Das konnte sie sich selbst nicht beantworten. Es geschah einfach so nach dem ersten Einsatz nach der Benefizgala. Er hatte ihr geholfen ein paar Schwerverbrecher festzunehmen und eigentlich hatte Videl sich nur bedanken wollen, aber dann waren sie übereinander hergefallen wie die Karnickel und seitdem trieben sie es auch miteinander wie diese. Regelmäßig; mindestens drei Mal die Woche, manchmal häufiger. Es geschah nicht nur nach irgendwelchen Einsätzen, sondern auch so zwischendurch. Videl hatte irgendwann Zettel mit Zeit- und Ortsvorschlägen von ihm in ihrem Spint gefunden. Ihre Antworten schrieb sie darunter und packte die Zettel zurück. Es interessierte sie nicht woher er wusste welcher Spint ihrer war oder wie er es bewerkstelligte. Was zählte war der Sex. Eine Tatsache, die Videl zunehmend verwirrte. Ja, der Sex war jedes Mal atemberaubend, müsste sie nicht gerade deswegen unbedingt erfahren wollen wer er wirklich war? Um zu sehen, ob es auch ohne geheime Identität zwischen ihnen funktionieren konnte? Videl hatte sich schon oft vorgenommen nach dem Sex mit dem Saiyaman zu reden oder sich ihm so lange zu verweigern bis sie das geklärt hatte, aber sobald sie Beide allein waren, war ihr Kopf wie leergefegt. Ihr Denken schaltete ab und ihre Triebe übernahmen. So etwas hatte sie noch nie erlebt und sie konnte es einfach nicht einordnen. War sie auf eine absolut verquere Art in ihn verknallt? Oder war es einfach nur der Sex, der sie immer wieder zu ihm zurückzog? Ein langes und offenes Gespräch mit Eraser hatte ihr da auch nicht weiterhelfen können. Leise seufzend nippte Videl an ihrem Kaffee. Dann war da auch noch Gohan. Bei diesem war sie sich absolut sicher, dass sie zumindest ein bisschen in ihn verknallt war. Seit der Benefizgala unternahmen sie immer öfter auch nach der Schule etwas. Gingen in den Park, ins Kino oder etwas Essen. Das ein ums andere Mal hatte Gohan sie auch schon nach zu sich nach Hause eingeladen, wo sie dann die ganze Zeit von Goten belagert worden war. Videl genoss die Zeit, die sie mit Gohan verbrachte, egal ob sie sich unterhielten oder einfach schweigend nebeneinandersaßen. Hingegen der Gerüchte, die seit ihrem Foto in der Zeitung, in der Schule umher gingen, war zwischen ihnen noch nichts gelaufen. Abgesehen von einigen zu langen Umarmungen und das versehentliche Berühren ihrer Hände. Videl wollte nichts überstürzen, wusste sie doch nicht ob Gohan auch mehr als Freundschaft für sie empfand. Sollte sie jemals einen Schritt in Richtung Beziehung wagen, würde auch dies nur langsam geschehen. Gohan war der einzige Mensch in ihrem Umfeld, bei dem sie sie selbst sein konnte. Der Einzige, der nie etwas besonders von ihr erwartete. Bei ihm durfte sie schlechte Laune haben oder rum zicken ohne, dass er es ihr übelnahm oder gleich beleidigt war. Sie musste bei ihm nicht die Starke spielen, so wie sie es sonst immer tat, weil es als Tochter von Mister Satan von ihr erwartet wurde. „Kuroh?“, fragte sie den Angestellten, der mit ihr am Frühstückstisch saß. Dieser blickte auf. „Ja?“ „Kann man in zwei Menschen gleichzeitig verliebt sein?“ Ein wenig verwirrt wurde sie nun von ihm angesehen. Noch nie hatte sie derlei Dinge mit ihm besprochen. Aber Eraser war ihr in dieser Sache keine Hilfe und Videl war ein wenig am Verzweifeln. Da sie sonst niemanden hatte blieb ihr nur noch Kuroh. „Nun… ja. Ich glaube, das kann man.“ Na toll. „Ich glaube aber auch, dass man einen von den Beiden immer mehr lieben wird.“ Nun blickte Videl ihn ernst an. „Und wie findet man heraus welcher der Beiden das ist?“ „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich war noch nie einer solchen Situation.“ Enttäuschung machte sich in Videl breit als sie sich in ihren Stuhl sinken ließ. Wäre ja sonst auch zu einfach. „Ich lade heute Abend ein paar Freunde ein.“ Kuroh nickte nur. Er wusste was das hieß. Videl würde eine riesen Hausparty schmeißen. Mit all ihren Klassenkameraden und denen, die diese mitbrachten. Die „Einladung“ hatte sie bereits an Eraser geschickt und wahrscheinlich wusste bereits der komplette Jahrgang Bescheid. Auch Gohan hatte Videl eine Nachricht geschickt, auch wenn er ihr noch nicht geantwortet hatte. Wahrscheinlich würde er ihr in der Schule Bescheid sagen. Nachdem sie Handynummern ausgetauscht hatten, hatte sie schnell festgestellt, dass Gohan zwar regelmäßig auf sein Handy schaute, aber Verabredungen doch lieber persönlich traf. Da Videl schon lange keine Hausparty mehr veranstaltet hatte, freute sie sich auf den Abend. Ihr Vater war auf Promotiontour für sein neues Fitnessvideo, von daher passte es ganz gut. Vielleicht sahen manche ihrer Probleme betrunken um einiges klarer aus als im nüchternen Zustand. „Gohan! Guten Morgen.“ So wie immer begann sein Herz schneller zuschlagen als er ihre Stimme vernahm. Er schloss seinen Spint und wandte sich lächelnd zu ihr um. „Guten Morgen, Videl. Gut geschlafen?“ Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu ihrem Klassenraum, während sie die üblichen morgendlichen Floskeln austauschten. Gohan war sich der Blicke der anderen Schüler wohl bewusst, aber die anderen interessierten ihn nicht. Auch das Sharpner ihn regelmäßig mit seinen Blicken zu erdolchen versuchte, störte ihn nicht weiter. Was zählte war allein die Zeit, die er mit Videl verbringen konnte. „Wegen deiner Party kann ich dir leider noch nichts Genaues sagen. Ich muss heute Nachmittag erst noch einmal mit meiner Mutter sprechen.“ „Ist in Ordnung. Ich würde mich freuen, wenn du kommst“, antwortete Videl ihm und setzte sich auf ihren Platz, ohne Sharpners überfreundliche Begrüßung zu beachten. Es beeindruckte Gohan stets aufs Neue wie mühelos es ihr gelang die Avancen des Blonden zu ignorieren. Gohan setzte sich ebenfalls auf seinen Platz und begann seine Sachen für den Unterricht auszupacken. Er freute sich über Videls Einladung, hieß es doch, dass er mehr Zeit mit ihr verbringen konnte. Zunächst galt es jedoch seine Mutter zu überzeugen ihn abends noch einmal rauszulassen. Vielleicht schaff ich es ja heute mit ihr zu reden. In den letzten Wochen hatten er und Videl sehr viel Zeit miteinander verbracht und er hatte jede Menge Gelegenheiten gehabt ihr die Wahrheit zu sagen, aber jedes Mal, wenn er den Mund öffnete kamen keine Worte heraus. Und als sie dann ein zweites Mal miteinander geschlafen hatten war sein Entschluss ins Wanken geraten. Gohan konnte gar nicht so genau sagen wie es zu diesem zweiten Mal gekommen war. In dem einen Moment standen sie sich noch gegenüber und unterhielten sich und schon im nächsten hatten sie sich gegenseitig ausgezogen. Danach war es noch zu vielen weiteren solcher Begegnungen gekommen. Irgendwann hatte er sogar angefangen ihr Zettelchen für Sexdates in den Spint zu stecken. Dieses Mädchen war wie eine Droge, sobald er als Saiyaman mit ihr alleine war konnte er die Finger nicht von ihr lassen. Ihr schien es genauso zugehen, denn noch nie hatte sie ihn daran gehindert, manchmal war es sogar Videl, die den ersten Schritt machte. Doch nichts ging über die Zeit, die er als Gohan mit ihr verbrachte. Jede Minute mit ihr war ihm kostbar und er versuchte sich so viel Zeit wie möglich für sie zunehmen. Auch dies schien Videl ähnlich zu sehen. Er hatte es nicht lassen können und hatte ein ums andere Mal Zeiten in ihren Spint gesteckt an denen er bereits als Gohan mit ihr verabredet war. Jedes Mal hatte sie abgesagt oder andere Zeiten vorgeschlagen. Das zeigte ihm, dass er ihr als Gohan wichtiger war und sie die Zeit lieber mit ihm verbrachte als mit dem Saiyaman. Aber hieß das, dass sie auch in ihn verliebt war? Und wenn sie es war, warum schlief sie dann noch mit dem Saiyaman? Aus purem Spaß an der Freude oder steckte mehr dahinter? Wenn Videl je die Wahrheit herausfinden würde wäre Gohan sowas von am Arsch, das war ihm mehr als bewusst. Warum also hatte er nicht den Arsch in der Hose und offenbarte sich ihr? Weil er sie nicht verlieren wollte. Weder als Gohan noch als Saiyaman. So einfach war es und doch so kompliziert. „Mutter? Kann ich dich etwas fragen?“ „Aber natürlich, Gohan. Was gibt es denn?“ Gohan atmete tief durch und beobachtete Chichi dabei wie sie den Abwasch machte. Er war sich nicht sicher ob und wie er seine Mutter überzeugen sollte ihn auf eine Party zulassen. Es war am nächsten Tag zwar keine Schule, aber trotzdem verlange Chichi von ihm, dass er für ein paar Stunden lernte. „Ähm, Videl hat mich und ein paar andere Klassenkameraden für heute zu sich eingeladen. Kann ich hingehen?“ Das höchstwahrscheinlich die halbe Schule kommt, verschweig ich ihr lieber. Seine Mutter trocknete sich die Hände ab und wandte sich zu ihm um. „Eine Party?“, fragte sie ihn. „Nicht wirklich. Eher ein geselliges Beisammen sein.“ Gohan hatte gehofft, dass, wenn er Videl erwähnte, seine Mutter ohne Umschweife zustimmen würde. Chichi mochte Videl nämlich und freute sich jedes Mal, wenn Gohan Zeit mit ihr verbrachte. Zweifelnd hatte seine Mutter nun die Stirn in Falten gelegt und schien zu überlegen. Gohan betete in der immer länger anhaltenden Stille inbrünstig zu Dende. Schlussendlich seufzte seine Mutter. „Na gut. Aber nur, wenn du vorher das Holz hackst und deinen Bruder zu Bett bringst.“ Gohan strahlte über das ganze Gesicht. Sie hatte Ja gesagt. Ihre Bedingungen würden ihn zwar zeitlich etwas zurückwerfen, aber das war egal. Sie hatte Ja gesagt! Ich muss Videl Bescheid geben, dachte er und zog sein Handy aus der Hosentasche. Bin heute Abend dabei. Komme allerdings etwas später. Super! Ich freue mich auf dich. Gohans Strahlen wurde noch eine Spur breiter. Die Party war schon in vollen Gange und Videl schon gut betrunken als Gohan endlich ankam. Zumindest konnte es nur Gohan sein. Nur er würde bei einer Hausparty klingeln und geduldig auf Einlass warten, anstatt wie jeder andere einfach die Tür zu öffnen und plötzlich da zu sein. Leider war Sharpner schneller als Videl an der Tür und als er Gohan erblickte verfinsterte sich seine Miene. „Streber sind hier nicht erwünscht. Zieh Leine.“ „Halt die Klappe, Sharpner“, sagte Videl und schob sich an ihm vorbei. Vor Freude strahlend umarmte sie Gohan etwas länger als gewöhnlich. Zum einen um Sharpner zu ärgern und zum anderen um Gohans Geruch tief einzuatmen. In ihrem vom Alkohol benebelten Zustand kam ihr der auf einmal seltsam vertraut vor. „Schön, dass du da bist“, sagte sie und zog ihn ins Haus. Er sah toll aus; Gohan trug eine schwarze Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt, welches seine Muskeln gekonnt in Szene setzte. Von diesen hatte er mehr als Videl erwartet hätte. Sharpner hatte sich mittlerweile wieder verzogen und Videl begann Gohan die, für den heutigen Abend wichtigsten Räume zu zeigen. „Getränke und Knabberkram findest du in der Küche. Die Toilette ist die zweite Tür links am Ende des Flures. Du solltest immer anklopfen, auch wenn nicht abgeschlossen ist. Wenn du einen Musikwunsch hast, sag es dem Kerl mit der roten Mütze; fass nicht einfach die Anlage an, dass hat er nicht so gerne. Das obere Stockwerk und der Pool sind tabu.“ „Das sind ganz schön viele Regeln für eine einfache Party“, antwortete er ihr während er das Bier entgegennahm, welches sie ihm gerade reichte. „Es freut mich sehr, dass du gekommen bist“, sagte sie zu ihm, etwas lauter als es eigentlich nötig war. „Es freut mich, dass du mich eingeladen hast.“ Videl trat einen Schritt näher an Gohan heran und stieß mit ihrer Flasche gegen seine. „Das hätte ich schon viel früher tun sollen.“ „Videl! Kleiner Notfall auf der Toilette!“ Für wenige Sekunden war Erasers blonder Haarschopf im Türrahmen zu sehen gewesen, doch genauso schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder verschwunden. Auch wenn Eraser absolut nichts dafürkonnte, in diesem Moment hasste Videl sie. Gohan war gerade erst angekommen und eigentlich wollte sie ihn nicht so schnell wieder allein lassen. Doch es nützte nichts. Entschuldigend blickte sie ihn an. „Sorry. Gastgeberpflichten. Sieh dich um, hab Spaß. Ich komme so schnell wie möglich wieder.“ Videl wartete noch bis Gohan ihr bestätigend zunickte und dann verließ sie die Küche. Es dauerte zwei Stunden bis Videl endlich wieder Zeit und Ruhe hatte um ihre eigene Party genießen zu könne. So hatte sie sich den Abend nicht vorgestellt, aber ein „Notfall“ hatte den nächsten gejagt und meistens hatten die Leute ihr einfach nur die Zeit stehlen wollen. Frustriert und bereits wieder um einiges nüchterner stand sie auf der Lehne der Couch; eine Flasche Wodka in der Hand versuchte sie in der Meute der Tanzenden Gohan zu entdecken. Wenn der abgehauen ist ohne sich zu verabschieden, reiß ich ihm den Arsch auf. Videl nahm einen tiefen Zug aus der Flasche und drehte sich noch einmal um die eigene Achse. Aus dem Augenwinkel sah sie Sharpner auf sich zukommen. Ein debiles Grinsen auf dem Gesicht und ebenfalls eine Flasche Alkohol in der Hand, hoffte er wahrscheinlich sie wieder betrunken genug zu machen, damit sie wieder mit ihm rum machte. Aber der Zug war schon lange abgefahren. Videl sprang von der Couch, schnappte sich die Flasche aus Sharpners Händen und verließ das Haus über die Terrasse. Auch wenn sie sonst der Mittelpunkt der Party war, heute war es ihr Alles zu voll und zu laut. Gohan erging es wohl nicht anders, denn als sie zum Pool kam fand sie ihn. Die Jeans hochgekrempelt und die Beine im Wasser saß er am Rand des Pools, neben sich ein paar Flaschen Bier. Grinsend prostete er ihr zu. „Ich hab dich nicht für jemanden gehalten, der die Regeln bricht“, sagte sie, während sie sich neben ihn setzte und ihre Beine ebenfalls ins Wasser gleiten ließ. „Und ich hab dich nicht für jemanden gehalten, der seine eigene Party meidet.“ Videl zuckte mit den Schultern, legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab und verschränkte die Finger ihrer linken Hand mit denen seiner Rechten. Wie immer, wenn sie bei ihm war überkam sie eine bisher nie erfahrene innere Ruhe. Eine halbe Ewigkeit saßen sie schweigend nebeneinander. Hin und wieder nahmen sie Schlucke von ihren jeweiligen Getränken, aber gesagt wurde nichts. Das musste es auch nicht; jeder von ihnen schien einfach nur die Anwesenheit des jeweils anderen zu genießen. „Weißt du, Gohan. Hinter dir versteckt sich mehr als es auf den ersten Anschein wirkt“, sagte Videl irgendwann bereits ein wenig lallend. Mittlerweile hatte sie die erste Wodkaflasche geleert und griff beherzt nach der Zweiten. „Was meinst du damit?“ „Nun. Du stellst dein Licht gern unter den Scheffel. Nehmen wir die Sache mit dem Kampfsport als Beispiel. Ich weiß, du willst nicht darüber reden, aber du bist talentierter als du zugeben willst.“ Da sie ihren Kopf noch immer auf seiner Schulter abgelegt hatte konnte sie es nicht sehen, aber sie hörte sein Schmunzeln bei seiner Antwort heraus. „Mein Vater hat mich eine Zeitlang trainiert. Er war fast schon ein wenig besessen davon immer neue und stärkere Gegner zu haben.“ „Das klingt als wäre dein Dad ein toller Vater gewesen.“ Sie spürte wie Gohan ihre Hand festdrückte. „Hat dein Vater nie mit dir trainiert?“ „Bis ich zehn war schon ab und an. Nachdem er als Retter der Welt berühmt wurde und sich die Frauen scharenweise an ihn ranschmissen, verlor er jegliches Interesse an mir. Großgezogen wurde ich dann nur noch von den Hausangestellten.“ „Das ist ganz schön scheiße“, erwiderte Gohan und griff nach einem weiteren Bier. „Ich hab früh angefangen solche Parties zu schmeißen und hab ständig neue Jungs mit nach Hause gebracht. Teilweise hab ich extra die Zimmertür aufgelassen, wenn ich mit ihnen geschlafen habe. Eine lange Zeit habe ich selbst nicht verstanden wieso, aber dann doch. Ich hab mit all diesen Typen gevögelt, um die Aufmerksamkeit meines Vaters zurückzubekommen. Aber egal was ich bisher getan habe; es hat einfach nichts funktioniert. Die meiste Zeit bin ich Luft für ihn.“ Videl wusste, dass Gohan sie nicht verurteilen würde, trotzdem war sie mit jedem gesprochenen Wort leiser geworden. Auf einmal löste Gohan seine Hand aus ihrer und eine Welle der Angst durchflutete sie. Hatte sie ihn doch falsch eingeschätzt? Würde er jetzt aufstehen und gehen? Weil er mit einem Flittchen wie ihr nichts zu tun haben wollte? Doch stattdessen zog er sie fest in seine Arme; sofort klammerte sie sich an ihn und Tränen traten in ihre Augen. „Kein Vater sollte sein Kind ignorieren. Egal wie berühmt oder reich er ist. Videl, du bist ein unfassbar besonderes Mädchen und wenn dein Vater das nicht begreifen kann, dann hat er dich überhaupt nicht verdient.“ Wie schaffte Gohan es bloß immer genau das Richtige zu tun und zu sagen? Noch nie hatte ihr jemand gesagt, dass sie besonders war. Für gewöhnlich war sie sonst immer nur Mister Satans Tochter. Sie drückte sich noch enger an ihn. „Danke“, flüsterte sie. Gohan antwortete nicht, sondern festigte nur seinen Griff um sie. Das was Videl im Moment brauchte waren keine Worte, sondern einfach die Gewissheit, dass sich jemand um sie sorgte. Nie im Leben hätte Gohan geglaubt, dass Videl mit solchen Mitteln um die Aufmerksamkeit ihres Vaters kämpfen musste und sie dann noch nicht mal erhielt. Was für ein Mensch musste man sein, um die Liebe zu seinem Kind wegen ein bisschen Ruhm und Reichtum zu vergessen? In diesem Moment gab Gohan sich selbst das Versprechen immer für Videl dazu sein; egal ob das mit ihnen etwas Festes wurde oder nicht. Irgendwann löste Videl sich ein wenig von ihm und sah ihn ernst an. „Glaubst du, dass man in zwei Menschen gleichzeitig verliebt sein kann?“ „Ähm…“ Diese Frage verwirrte ihn nun doch. Wie kommt sie denn jetzt darauf? War sie etwa in zwei verschiedene Jungen verliebt? War er einer davon? „Ich weiß nicht. Möglich ist Alles“, antwortete er und fand diesen Beitrag nicht besonders hilfreich. Videl anscheinend auch nicht, denn sie runzelte nur zweifelnd die Stirn. Dann seufzte sie und lehnte ihre Stirn gegen seine. Gohans Atem stockte. So nah war er ihr als Gohan dann doch noch nie gekommen. „Weißt du, es ist so“, begann sie und schloss die Augen. „Mit dem Einen habe ich unfassbar guten Sex. Gott, ich hab noch nie so guten Sex gehabt. Aber mit dem Anderen kann ich mich super unterhalten. Er nimmt mich so wie ich bin. Ich muss für ihn nicht die Starke spielen. Bei ihm bin ich Videl und nicht die Tochter von Mister Satan.“ Gohan war froh, dass Videl die Augen noch immer zu hatte. So sah sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck nicht. Meint sie mich? Das konnte nicht sein, oder? Zumindest nicht der mit dem unfassbar guten Sex. Ja, als Saiyaman schlief er mit ihr, aber dass hieß ja noch nicht, dass er der Einzige war, mit dem sie schlief. Gohan konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Videl den Sex mit ihm als unfassbar gut bezeichnete. Nicht mit ihm, der bis vor kurzem noch Jungfrau gewesen war. Aber vielleicht… „Ist der Typ mit dem du diesen Sex hast Sharpner?“, fragte er vorsichtig. Mit einem heftigen Ruck wich Videl von ihm ab und riss die Augen auf. „Bist du bescheuert? Wie kommst du denn auf den?“ Okay, damit hatte er nicht gerechnet. „Naja… So wie Sharpner in der Jungenumkleide immer mit dir prahlt, dachte ich halt…“ Selbst ihm war mittlerweile bewusst, dass Sharpner wohl immer maßlos übertrieb, aber das hier war nun mal eine super Gelegenheit die Wahrheit herauszufinden. „Sharpner behauptet also mit mir zu schlafen?“, hakte Videl misstrauisch nach und ein gefährliches Funkeln trat in ihre Augen. Unpassender Weise erinnerte sie Gohan gerade ziemlich an Vegeta. „Er sagt, dass ihr es schon einmal habt, ja.“ Dann lachte Videl; heftig. „Sharpner ist ein elender Lügner. Da lief nie etwas zwischen uns; abgesehen von einem kurzen Zungenkuss, den ich ganz schnell wieder beendet habe. Er sabbert dabei zu viel.“ Gohan fiel ein ganzer Berg vom Herzen, aber bedeutete das, dass sie vom Saiyaman sprach? Und von ihm? „Es wäre so viel einfach, wenn die Beiden ein und dieselbe Person wären“, sagte Videl und lehnte sich wieder an ihn. Das ist die Gelegenheit. Sag was! Doch noch bevor Gohan den Mund öffnen konnte sprach Videl bereits wieder. „Kuroh hat gesagt, dass man einen von Beiden immer mehr lieben wird. Aber wie man herausfindet welcher das ist konnte er mir nicht sagen. Hast du eine Idee?“ Gohan hatte keine Ahnung wer dieser Kuroh war, aber seine Worte ergaben schon Sinn. „Vielleicht… ich weiß auch nicht. Mit welchem von Beiden fühlst du dich denn wohler? Oder sicherer?“ Erneut hob Videl ihren Kopf mit einem Ruck von seiner Schulter. „Gohan! Du bist ein Genie!“ Das Grinsen auf ihrem Gesicht verwirrte ihn dann doch ein bisschen. „Bin ich das?“ „Ja! Komm mit. Ich wollte dir noch etwas zeigen.“ Videl sprang auf und Gohan konnte gerade so noch verhindern, dass sie kopfüber in den Pool fiel. Anders als sie hatte er „nur“ fünf Bier intus und keine anderthalb Flaschen Wodka. Doch Videl wäre nicht Videl, wenn sie den kleinen Schreck nicht schnell wegstecken würde; energisch, aber schwankend, zog sie Gohan hinter sich her. Vergessen war der restliche Alkohol am Rande des Pools, genauso wie ihrer Beider Schuhe. Videl hatte anscheinend ein klares Ziel vor Augen. Als sie durch die noch immer feiernden Partygäste gingen interessierte es niemanden; was Gohan seltsam fand. Er und Videl waren eine Ewigkeit am Pool gewesen und nicht einer ihrer Mitschüler hatte mal nach Videl gesucht. Und sowas bezeichnete sich wahrscheinlich auch noch als Freunde. Zielstrebig zog Videl ihn die Treppe ins obere Stockwerk hoch. „Ich dachte, das obere Stockwerk ist tabu?“ Videl blickte ihn grinsend über ihre Schulter an. „Ach, auf einmal interessieren dich die Regeln?“ Wo sie Recht hat. Seine heimliche Liebe stieß in einem langen Flur eine von vielen Türen auf und zog ihn mit ins Zimmer. Anscheinend war es ihr Zimmer. Die Wände waren in einem hellen Lavendelton gestrichen, der Schreibtisch und das große Bett waren weiß; ebenso wie der Nachtschrank an dem Videl sich gerade zu schaffen machte. Zwei weitere Türen gingen von diesem Raum ab. Als Videl wohl gefunden hatte, was sie ihm zeigen wollte, stieg sie auf ihr Bett und lief darauf zu ihm rüber, da er noch immer auf der anderen Seite des Bettes stand. Auf Grund von Videls erhöhter Position überragte sie Gohan und auf dessen Augenhöhe befand sich nun Videls Busen. Gohan versuchte zu widerstehen, aber am Ende des Tages war auch er nur ein Mann und schlussendlich genoss er für einige Sekunden diesen Anblick. „Das ist meine Mom. Es ist das einzige Bild, das ich von ihr hab.“ Videls leise Stimme ließ Gohan aufblicken, dann nahm er fast schon ehrfürchtig das ihm gereichte Bild entgegen. Das Bild zeigte Videls Mutter hochschwanger, liebevoll umarmte die Frau ihren Babybauch und lächelte in die Kamera. Um ihren Hals lag dieselbe silberne Vollmondkette die Videl auf der Benefizgala getragen hatte. Videl und ihre Mutter sahen sich unglaublich ähnlich, fast wie Zwillinge. Das einzige was Videl nicht von ihrer Mutter vererbt bekommen hatte waren die schwarzen Augen. „Sie ist genauso hübsch wie du“, sagte er und reichte ihr das Bild zurück. „Mein Vater weiß nicht, dass ich es habe. Kuroh hat es vor einer Ewigkeit beim Aufräumen des Dachbodens gefunden.“ Gohan setzte sich zu ihr aufs Bett. „Warum erzählt dein Vater nie von deiner Mutter?“ „Ich weiß es nicht. Wenn ich früher nach ihr gefragt habe, sagte er mir immer ich solle mich um die Dinge kümmern, die mich etwas angehen. So als würde meine Mutter mich überhaupt nichts angehen.“ „Das ist ätzend“, sagte Gohan und ließ sich nach hinten fallen. So langsam wurde er müde. „Hat deine Mutter sich nach dem Tod deines Vaters jemals nach anderen Männern umgeschaut?“ „Nein. Ich glaube, zwischen den Beiden war das so etwas wie die einzig wahre Liebe.“ „Dann heißt das also, dass mein Dad meine Mom nicht geliebt hat.“ „Das würde ich nicht sagen. Jeder Mensch geht mit einem Verlust anders um.“ Videl schwieg. Sie ließ sich nach hinten fallen, ihr Kopf landete dabei auf Gohans ausgestrecktem Arm. Videl begann zu Grübeln. Hatte Gohan recht? Hatte ihr Vater ihre Mutter geliebt und hatten ihren Tod einfach nie überwinden können? Stürzte er sich deswegen in eine Affäre nach der anderen? War das bloße Verdrängen, dass ihre Mutter jemals existiert hat seine Art mit ihrem Verlust umzugehen? War er ihr gegenüber deswegen immer so distanziert? Weil sie ihn an seine verlorene Liebe erinnerte? Weil sie ihrer Mutter so ähnlichsah? „Ich…“, begann sie und drehte sich auf die Seite, damit sie Gohan anschauen konnte. Da erst bemerkte sie, dass er eingeschlafen war. Mit einem Lächeln im Gesicht führ sie die Kontur seiner Unterlippe mit ihrem Zeigefinger nach. Sie geriet in Versuchung ihn jetzt einfach zu küssen, aber sie konnte sich gerade so noch davon abhalten. Stattdessen rutschte sie ein Stück näher an ihn heran und kuschelte sich an seine Brust. Fast augenblicklich schlang Gohan die Arme um sie und drückte sie noch fester an sich. Seelig schloss sie die Augen. Vergessen waren ihre Sorgen und Probleme, vergessen die Party, die in ihrem Wohnzimmer gefeiert wurde und auf der sie sich als Gastgeberin eigentlich blicken lassen sollte. Was zählte war nur noch ihre Nähe zu Gohan. „Ich liebe dich“, murmelte sie leise, selbst nicht sicher ob sie es laut aussprach oder nur dachte. Normalerweise bewohnte Kuroh ein Zimmer im Anwesen von Mister Satan, doch wann immer Videl eine ihrer Partys feierte buchte er sich ein Hotelzimmer. Nun, am späten Morgen des darauffolgenden Tages, betrat er vorsichtig den Eingangsbereich der Villa. Vorsichtig, weil er schon zu oft über schlafende Jugendliche gestolpert war oder ihnen ausversehen die Haustür an den Kopf gerammt hatte. Auch Heute lagen vereinzelt welche auf dem Boden oder den Möbelstücken, doch darum würde er sich später kümmern. Wie immer führte ihn sein erster Gang in Videls Zimmer. Kuroh wusste nur zu gut warum Videl diesen teilweise ausschweifenden Lebensstil führte. Er wusste auch, dass sie nie allzu sehr über die Stränge schlug und sich immer im Rahmen ihrer persönlichen Grenzen bewegte; aber er hatte das Mädchen in den vergangenen sieben Jahren großgezogen und die Sorge um sie würde ihn vermutlich niemals ganz loslassen. Es wunderte Kuroh nicht seinen Schützling mit einem jungen Mann im Bett vorzufinden. Was ihn wunderte war, dass Beide noch komplett bekleidet waren. Eng umschlungen lagen sie da und Beide zufrieden lächelnd. So friedlich hatte er Videl nur selten gesehen. Ob sie in diesem jungen Mann endlich jemanden gefunden hatte, der sie so liebte wie sie war? Das würde wohl nur die Zeit zeigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)