Die katastrophalste Verabredung in ganz Mittelerde von magicblue ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Mittelerde, Bruchtal, Mitte des Dritten Zeitalters   Elrond sortierte gerade ein paar der Dokumente, die auf seinem Schreibtisch herumflogen. Dabei ließ er seinen Gedanken wandern. Vor einer Woche erst war es ihm endlich - und das noch einer selbst für Elben langen Zeit von etwa 200 Jahren - gelungen, seinen obersten Berater Erestor sowie seinen Heermeister Glorfindel davon überzeugen, dass es nicht die schlechteste Idee sein konnte, zusammen ein romantisches Rendezvous zu haben. Bei dem Gedanken daran, wie sehr sich sein Berater gesträubt hatte, bevor er den Gedanken auch nur zuließ, musste Elrond immer noch lächeln. Dabei wussten sie schließlich doch beide, er und selbstverständlich auch Erestor, dass er vor nicht ganz 150 Jahren sehr leise und sehr widerspenstig zugegeben hatte, dass ihm viel an dem blonden Heermeister Bruchtals lag. Aber genau das war wahrscheinlich auch der Grund dafür, das Erestor es so sehr vor anderen Elben verbarg. Er hatte wahrscheinlich Angst, was es bedeuten könnte als Mann einen Mann zu lieben. Zwar waren die Elben und vor allem Bruchtal liberal im Vergleich zu den Menschenreichen, aber das überschritt noch immer eine unsichtbare Grenze. Erestor vermochte es sogar so gut vor der Außenwelt zu verbergen, dass selbst Elrond es nur mit Mühe herausgefunden hatte und auch der Angebetete Erestors hatte keine Ahnung von den tieferen Gefühlen des Beraters, die doch sehr über eine Freundschaft hinausgingen. Wenn er ihn recht kannte, hatte Erestor seine Gefühle vor sich selbst lange genug verleugnet, nur Eru konnte wissen wie lange er schon Glorfindel liebte. Allerdings war es um dem Heermeister Bruchtals auch nicht besser bestellt. Anders als das jahrzehntelange Ignorieren Erestors, wenn die Sprache auf dieses Thema gelangte, hatte Glorfindel, als er es ersteinmal realisiert hatte, schlechte Laune und dies zog sich über Monate. Immer wenn er in dieser Zeit Erestor einmal über den Weg lief - dem das Stimmungstief des anderen Elben nach ein paar Tagen auch aufgefallen war und sich deshalb Wege überlegte, auf denen er Glorfindel tunlichst aus dem Weg gehen konnte - war der Heermeister meistens zum Streiten aufgelegt. Die Beiden hatte sich nach Elronds Empfinden in dieser Zeit über alle wichtigen Themen und auch über die meisten unwichtigen gestritten, wobei er sich sicher war, dass Glorfindel meistens nicht einmal eine so gravierend unterschiedliche Meinung zu Erestors gehegt hatte. Als Glorfindel dann endlich einigermaßen seinen Frieden mit seinen Gefühlen für den Berater gefunden hatte, war auch keine lautstarken Auseinandersetzungen mehr in dem letzten Heimeligen Haus zu vernehmen. Das hatte allerdings nichts zu bedeuten, dass es diese Auseinandersetzungen nicht mehr gab. Wenn auch weniger häufig, wurden sie dennoch in geringere Lautstärke meistens in seiner Schreibstube fortgesetzt, wenn er die beiden Elben einlud, um sich von ihnen beraten zu lassen. Mittlerweile hatte sogar Celebrian herausgefunden, was sich das vor ihrer aller Augen abspielte. Bei Eru, er hatte wirklich gelernt Geduld zu haben, nicht zuletzt wegen dem Handel, den sie zu den verschiedene Menschensiedlungen in der Umgebung von Bruchtal unterhielten, aber diese zwei Elben machten ihm langsam aber sicher zu schaffen. Aber hoffentlich würde sich das nun ja geben. Denn mehr Einfälle hatte er wahrlich nicht. Es klopfte an seiner Türe. Glorfindel konnte das nicht sein, wenn er zu ihm wollte, hielt er sich höchst selten damit auf, dass er klopfte und wartete bis er zum Eintreten aufgefordert wurde. Also war es höchst wahrscheinlich Erestor. Das wiederum bedeutet aber auch, das sich die Lösung des Problems unter Umständen auch sehr lange ziehen konnte. Oder es war schon jetzt eine riesige Katastrophe, denn mit allem sonst, konnte Erestor auch sehr gut allein umgehen. Er seufzte leise und legte die Dokumente, die er gerade in der Hand hielt beiseite. "Herein." Die Tür öffnete sich und ein sehr beunruhigter Erestor rauschte in das Zimmer und vor Elronds Schreibtisch. In seiner Hand hielt er ein Pergament, an dem noch das aufgebrochene Siegel hing. "Das wird eine Katastrophe. Dieses Schreiben hat vor wenigen Minuten ein Bote überbracht. Thranduil hat anscheinend vor einigen Wochen ganz spontan beschlossen Bruchtal einen Besuch abzustatten und hat deswegen den Boten auch nur zwei Tage im Voraus geschickt. Eru, allein weiß, wie er es geschafft hat, dass seine Reisevorbereitungen nach zwei Tagen schon abgeschlossen waren." Elrond runzelte die Stirn. Manchmal konnte man wirklich Mitleid mit den Bediensteten des Königs haben. Bisweilen war er doch ein wenig speziell. "Wie lange, denkt Ihr, brauchen wir für die Vorbereitungen des Besuchs?" Er konnte nahezu sehen, wie das Gehirn des Obersten Beraters zu arbeiten anfing und eine Liste mit allem, was noch zu erledigen war, erstellte und dann abwägte wie lange die Sachen jeweils dauerte und wen er damit betrauen könnte. "So leid es mir tut, Elrond, aber das wird länger dauern als zwei oder drei Tage. Zumindest wenn Thranduil über die Maßen zufrieden gestellt werden soll. Ihr kennt Seine Ansprüche. Und dann besteht noch das Problem, dass ich noch andere Aufgaben zu erledigen habe, die ich nicht vernachlässigen kann, um mich um die Vorbereitungen alleine zu kümmern." Eine kurze Pause entstand. Dann brach Erestor abermals die Stille. "Außerdem ist in drei Tagen das Rendezvous mit Glorfindel. Dafür muss ich auch noch ein wenig organisieren." Seine Stimme hatte einen leichten gestresste Unterton. Elrond überhörte lieber, dass er nicht von "Seiner" Verabredung mit Glorfindel sprach. Er versuchte immer noch eine Lösung zu finden. Doch Erestor murmelte weiter. "Vielleicht sollte ich lieber das Rendezvous absagen. Glorfindel würde das sicher verstehen, wenn ich es Ihm erkläre." "Nein! Die Verabredung findet statt." Er erntete einen sehr erstaunten und verwirrten Blick von Erestor. Er hatte um einiges zu lange dafür gebraucht, die Beiden davon zu überzeugen, als dass er es zuließe, dass Thrandiul nun die Bemühungen mit einem Seiner spontanen Einfälle alles zunichte machte. "Ihr machte einfach das Euch mögliche und ich werde den Rest übernehmen. Immerhin bin ich ja ohnehin der Lord des Tals. Da sollte man sich auch um den diplomatischen Besuch kümmern können, nicht wahr?" Erestor warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Diese Reaktion war so typisch Erestor, dass er sie schon fast erwartet hatte. Wenn er nur jemals weniger widerstrebend einer seiner Aufgaben an jemanden anderen abgeben könnte. "Erestor, es wird keine Verhandlungen geben. Ein Oberster Berater, der vor Erschöpfung nicht mehr seinen Aufgabe nachgehen kann, ist nicht in meinem Sinne."    *~*~*~*   Erestor befand sich gerade auf dem Weg zurück in seine Schreibstube. Er hatte einen der Köche fragen wollen, ob sie vielleicht wussten, welche Lieblingsspeisen Glorfindel hatte. Wenn er schon diese Verabredung hatte, dann wollte er zumindest erreichen das es ein perfektes Rendezvous wurde. Nur leider waren gerade nur ein paar Aushilfen anwesend gewesen und die konnten ihm auf seine Fragen keine Antworten geben. Ein bisschen hatte es ihm damit auch schon seine Laune ruiniert, denn eigentlich hatte er geplant auch gleich genügend Gerichte für ein Picknick in Auftrag zu geben und zumindest diese Sachen schon zu erledigen. Jetzt musste er später noch ein Mal in die Küche gehen. Aber er hatte doch jetzt schon so viel zu erledigen! Da waren die Vorbereitungen für das Unterhaltungsprogramm, dass Thranduil sicher erwartete, das Herrichten der Gemächer, das Essen... Er rannte in eine weiche Wand hinein. Erestor fluchte leise vor sich hin. "Lauft Ihr in letzter Zeit öfters durch die Gänge ohne auf Euren Weg zu achten?" Ein aufreizendes Lächeln huschte über sein Gesicht. Natürlich war es Glorfindel. Wer auch sonst. Und wie immer reagierte auch sein Herz auf ihn. Es schlug schneller als er dieses Lächeln sah. Solange hatte er es verleugnet, dass er ihm zu getan war. Hatte sich selbst eingeredet, dass er mit Glorfindel nur eine Freundschaft teilte. Aber in der letzten Zeit waren seine mentalen Barrieren gebröckelt und einen nicht unwesentlichen Teil hatte Elrond dazu beigetragen. Zum Glück war er noch nicht wegen Glorfindel errötet. Er sah hinauf in die blauen Augen des anderen Elben. Diese Blicke verursachten immer einen Aufruhr in seinem Inneren. Es war in wunderschönes Blau, er hatte es noch nie bei einem anderen Elben gesehen. Nicht in Bruchtal und auch nirgendwo sonst. Die Farbe war warm, sie erinnerte ihn immer ein wenig an den Himmel an einem warmen Sommertag. "Ich versuche es zu vermeiden, aber es scheint, als wären die Valar gegen mich." Erestor versuchte sich wieder zu fangen. Das ganze Träumen half ihm nicht. Er stellte sogar in Frage, dass Glorfindel aus einem anderen Grund als seiner Freundschaft mit Elrond oder um ihm eine Abfuhr zu erteilen dem Treffen zu gestimmt hatte. Wenn er ehrlich mit sich selbst ehrlich war, wusste er schon lange, dass Glorfindel jemanden Besseren verdiente als ihn. Es stimmte ihn zwar immer sehr traurig, aber er wusste, dass es so sein musste. Und doch konnte er nicht verhindern, dass immer ein kleiner Hoffnungsschimmer bestehen blieb. "Immer so schrecklich pessimistisch." Glorfindel runzelte seine Stirn. "Kann ich Euch irgendwie helfen?" Er war immer so schrecklich nett zu jedem Elb. Erestor wünschte, es würde etwas bedeuten. "Das ist wohl nicht nötig. Wenn Ihr nichts weiter von mir wolltet, werde ich nun weiterarbeiten. Einen schönen Tag wünsche ich Euch." Erestor neigte leicht den Kopf und wartete nur kurz auf eine Erwiderung, bevor er an Glorfindel vorbei zu seiner Schreibstube weiter ging. "Einen wunderschönen Tag, Erestor." Er meinte eine leichte Melancholie in seiner Stimme zu hören. Allerdings hatte ihm das sein Herz bestimmt nur vorgegaukelt.   Er öffnete die Türe der Schreibstube und trat in das Zimmer ein, als er die Tür wieder schloss, lehnte er sich mit dem Rücken daran. Der Umgang mit Glorfindel war um einiges einfacher gewesen, als er seine Gefühle noch verleugnet hatte. Er hatte Angst, was passieren würde, wenn Glorfindel seine Gefühle nicht erwiderte und er darüber Gewissheit hatte. Könnte er damit leben?  Aber wenn er daran dachte, dass  auch nur eine klitzekleine Chance bestand, dass Glorfindel seine Gefühle erwiderte, dann war er so froh über die Verabredung. Er hasste es, was dieses einfache Treffen mit seinem Gefühlsleben anstellte. Was war so schlimm daran, Glorfindel aus der Ferne anzusehen und zu beobachten, ihn aus der Ferne zu lieben?   *~*~*~*   Eigentlich sollte Glorfindel die Einteilung der Soldaten die verschiedenen Schichten des Wachdienstes vornehmen. Das wusste er und dch konnte er sich nicht von seinen Gedanken lösen, die so viel schöner schienen, als diese Arbeit. Diese Gedanken kreisten nur um einen Elb und das war nun schon seit langer Zeit so. Er konnte gar nicht mehr wirklich de Zeitpunkt nennen an dem es begonnen hatte. Und seitdem Elrond Erestor und auch ihn überredet hatte - er konnte sich nicht vorstellen, welche Geduld der Herr des Tales wahrscheinlich mit Erestor gehabt haben musste - waren diese Gedanken noch viel aufdringlicher geworden. Dabei war sein Angebeteter doch immer genau so kalt und meist auch abweisend zu ihm wie zu allen anderen Elben Bruchtals. Glorfindel versuchte sich schon seit langem keine Hoffnungen mehr zu machen, dass seine Gefühle erwidert wurden. Es mochte sein, dass mit dem Obersten Berater eine distanzierte Freundschaft möglich war, aber auf mehr konnte er nicht hoffen. Umso mehr hatte es ihn überrascht, dass Erestor am Ende dem Treffen zugestimmt hatte. Aber sicherlich auch nur deshalb, weil er die Anweisungen von Elrond befolgen wollte und nicht aus dem Grund von Gefühlen für ihn. Dennoch, es war ein Grund sich zu freuen. Denn so hatte er die einmalige Chance dem Elben wenigstens einen kleinen Teil seiner Anbetung offenzulegen. Er könnte zwar auch gleich seine tiefe Liebe gestehen, aber so tapfer Glorfindel auch in seinem Leben gewesen sein mochte, dafür reichte es bei weitem nicht. Vor allem nicht, wenn er sich vorstellte wie Hohn und Ablehnung in dem Gesicht von Erestor aufblitzte. Das würde er nicht überleben, es wäre tödlicher als der Balrog, der ihm sein erstes Leben nahm. Ein anderer Grund war, dass er den Berater auch nicht abschrecken wollte. Glorfindel wusste, dass diese Liebe, die er empfand immer noch mit einem großen Tabu verbunden war. Immerhin war Erestor ein Mann. Aber darüber wollte er jetzt nicht sineren. Zu oft hatte er es schon getan und es hatte nur zu Traurigkeit und Wut über die Welt geführt. Nein, er hatte sich überlegt, dass er zu der Verabredung, zu der Erestor schon das Essen stellen und im Übrigen auch den Ort aussuchen wollte - man merkt hier ein wenig wie gern er die Kontrolle über alles behielt -  und ihm Glorfindel auch gar nicht widersprochen hatte,  Erestor ein Buch schenken könnte. Nur hatte er noch keine Idee, welches er aussuchen sollte. Er hatte selbst einige gesammelt, aber Erestor schien Bücher zu lieben. Glorfindel sollte wohl Melpomaen, eine der wenigen Personen, die tatsächlich unregelmäßigen Zugang zu Erestors Gemächer hatten, bestechen ihm eine grobe Liste mit Büchern Erestors zu schreiben. Denn direkt wollte er nicht fragen, da es eine Überraschung werden sollte. Hoffentlich konnte er dann auch diese Buch auftreiben. Glorfindel seufzte. Es sollte alles perfekt sein. Und nun gab es den zusätzlichen Trubel mit Thranduil. Ob Erestor in dem ganzen Stress auch genug Schlaf bekam? Einmal hatte er den Elben gesehen, wie er auf seinem Schreibtisch eingeschlafen war. Damals hatte er über Wochen unheimlich viel Arbeit gehabt und niemand hatte sie ihm abnehmen dürfen. Elrond hatte sich auch schon viele Sorgen um seinen Berater gemacht. Dann war Glorfindel wegen eines seiner Gesuche um Geld für die Ausrüstung der Soldaten in die Schreibstube von Erestor getreten, er hatte vergessen anzuklopfen und war bei dem Anblick, der sich ihm bot, sehr froh darüber. Das Gesicht, normalerweise angespannt, hatte sich entspannt. Die schwarzen langen Haare hatten sich teilweise aus den zurückgebundenen geflochtenen Strähnen gelöst und waren ihm auf die Arme gefallen auf denen er seinen Kopf gebetet hatte. Glorfindel hatte sich in diesem Moment einen langen liebevollen Blick gegönnt und war dann auf leisen Sohlen wieder aus dem Zimmer geschlichen. Er wünschte sich so sehr, dass diese Verabredungen etwas Gutes bewirken konnte. Andererseits war es nicht sicherer, einfach aus der Ferne zu lieben, als sich einer sehr wahrscheinlichen Enttäuschung stellen zu müssen? Glorfindel seufzte abermals und legte seinen Kopf auf das Pergament vor ihm. Die blonden Locken fächerten sich um ihn herum auf seinem Schreibtisch auf. Ein Klopfen erklang und er hob den Kopf hastig wieder. "Herein." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)