Never Give Up von Yuugii (Zorro/Luffy/Chopper) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Deal mit Folgen ------------------------------ Endlich hatten sie es geschafft, Moria war besiegt und sie konnten endlich diese Insel verlassen. Zorro betrachtete das Schwert, das dem Krieger Ryouama gehört hatte und fragte sich, ob er würdig war, dieses Schwert zu führen. Nein, das war es nicht. Sein ganzer Körper verspannte sich, er zuckte merklich zusammen, als ein riesiger Schatten vor ihm erschien. Ein riesiger Bär? Zorro wusste es nicht und eigentlich war es ihm auch egal. Dieser Mann war gefährlich und sicher nicht zum Feiern hier. Seine ganze Erscheinung wirkte bedrohlich und ein Kämpfer wie Zorro erkannte sofort, wenn sich ein Feind ihm gegenüberstellte. Kurz und bündig erklärte der Mann, dass er hier war, um Moria wieder zu beleben und jeden zu eliminieren, der dessen Niederlage mitbekommen hatte. Sie hatten bereits einen Shichibukai durch die Strohhüte verloren und noch einmal konnten sie das nicht zulassen. Der Ruf der Weltregierung würde ansonsten ins Schwanken geraten. Die stärksten Piraten, die Sieben Samurai, sollten die kleineren Piraten in Schach halten und sie abschrecken, sich gegen die Regierung zu wenden. Doch die Strohhüte hatten den Bogen erneut überspannt. Kuma entschied sich daher dazu, dass er mit Zorro anfangen sollte. Dieser machte sich kampfbereit und begann den Kampf, hatte aber nicht damit gerechnet, dass der große Mann in der Lage war, sämtliche seiner Angriffe auszuweichen oder zurückzuwerfen. Röchelnd saß der Schwertkämpfer am Boden. Dieser Kerl war stark. Ein wahrer Gegner und sein Körper befand sich bereits an seinen Grenzen. Franky schaltete sich nun ebenfalls ein, machte sich über Kumas Fähigkeit lustig, um diesen von Zorro abzulenken und wurde mit nur einem Schlag ausgeschaltet. Ungläubig starrte Zorro auf Franky, der nur wenige Sekunden gegen diesen Riesen bestanden hatte, konnte jedoch Sanji und Usopp nicht mehr daran hindern, den Kampf ebenfalls beizutreten. Diese wollten Zorro zu Hilfe eilen, waren aber absolut machtlos. Kuma hob seine Hände in die Luft und er formte etwas, das aussah, wie eine riesiger Ballon. Er verdichtete die Luft in diesem kleinen Ballon, wodurch er eine winzige Bombe erschuf, die die Kraft hatte, alles im Umkreis von mehreren Kilometern zu zerstören. Doch er war kein Unmensch, gab den Strohhüten die Wahl. Entweder sie überließen ihm den Strohhut Monkey D. Luffy oder er tötete sie alle. Zorro konnte das nicht zu lassen. In seinem Kopf gab es keinen klaren Gedanken mehr. Diesem Monster Luffy übergeben? Seine Nakama sterben lassen? Verzweifelt setzte er erneut an, schlug auf Kuma ein, doch dieser wehrte erneut diesen Angriff einfach ab. Weder die Strohhüte noch die Rolling Piraten hatten vor den Mann aufzugeben, der sie alle gerade eben vor Morias Wahnsinn gerettet hatte. Kuma antwortete nur mit einem leisen „Wie schade“, ehe er die Bome aktivierte. Eine ohrenbetäubende Explosion umarmte die Insel, zerstörte den Großteil der Thriller Bark. Er konnte nichts mehr sehen. Die Geräusche um ihn herum, nahm er nur noch minimal wahr, aber Zorro kämpfte gegen die Ohnmacht. Das helle Licht verblasste langsam, so dass er seinen Gegner wieder erkennen konnte. Zumindest konnte er dessen Silhouette ausmachen. Er musste nicht lange überlegen, was er jetzt tun musste und startete einen Überraschungsangriff, wobei er den Shichibukai an der Schulter traf und dessen Modifikationen offenlegte. War dieser Kerl etwa ein Cyborg? So wie Franky? Zorro kannte die Antwort nicht, aber es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Wieder wurde er besiegt. Ob dieser Kerl nun ein Mensch oder eine Maschine war, spielte absolut keine Rolle. Das einzige, das jetzt zählte, war, dass er keine Chance gegen diesen übermächtigen Gegner hatte und nicht mehr die Kraft hatte, sich weiter zur Wehr zu setzen. „Auch ich bin eine große Gefahr für die Weltregierung. Diese wird doch sicher auch mit meinem Leben zufrieden sein, oder?“, fragte der Schwertkämpfer, versuchte einen Handel vorzuschlagen. Es war Sanji, der sich einmischte und sich ebenfalls als Opfer vorschlagen wollte. Zorro konnte das nicht zu lassen. Er würde niemanden aus dieser Crew opfern. Nicht einmal den blöden Koch, mit dem er sich ständig zankte. Mit einer gekonnten Handbewegung zog er sein Schwert und schlug den Koch mit dem Griff so stark in die Seite, dass dieser ohnmächtig zur Seite fiel. Als Schwertkämpfer wusste er ganz genau, wo die Vitalpunkte eines menschlichen Körpers lagen und es brauchte nur ein bisschen Druck, um einen Menschen außer Gefecht zu setzen. Es tat ihm ein wenig leid, weil er Sanji auf diese Weise aufhalten musste, aber er konnte nicht riskieren, dass dieser verletzt wurde. Kuma schien zu überlegen, akzeptierte dann den Handel. „Wenn ich nun eine Hand an den Strohhut legen würde, wäre meine Ehre in Gefahr.“ Zorro sah ihn eindringlich an, ehe er antwortete. „Ich schulde dir etwas.“ Der Riese drehte sich um, wandte sich wieder zu Luffy und streckte seine Hand nach ihm aus, woraufhin er seine Teufelskräfte nutzte und eine riesige rot aufleuchtende Blase aus Luffys Körper hinausfuhr. Zorro betrachtete dieses Teil eingehend. Er wusste nicht, was dieses Ding war, aber jetzt konnte er ohnehin nicht mehr zurück. „Bevor ich dein Opfer annehme... wirst du die Hölle kennenlernen“, sagte der Shichibukai, verzog dabei nicht einmal im Geringsten das Gesicht. Seine Sonnenbrille blitze auf, ließ sein ganzes Wesen mysteriös und geheimnisvoll erscheinen. „Was ich gerade aus seinem Körper entnommen habe, waren sein Leid und die Überanstrengung. Dies ist der ganze Schaden, den er während seinen Kämpfen gegen Moria und Oz angesammelt hat. Wenn du seinen Platz einnehmen willst, dann musst du natürlich auch seinen ganzen Schmerz akzeptieren“, erklärte der Mann mit ruhiger Stimme. Seine Aufgabe war es, den Strohhut zu beseitigen, doch dass sich dieser Schwertkämpfer freiwillig für seinen Kapitän opfern würde, damit hatte er nicht gerechnet. Piraten waren normalerweise allesamt egoistisch. Im Notfall ließen sie ihre eigenen Mitglieder zurück, nur um ihre eigene Haut zu retten. Die Strohhüte waren anders. Auch wenn sie ein anderes Sozialverhalten an den Tag legten, als die meisten anderen Piraten, so blieben sie doch letztendlich Piraten und stellten eine Gefahr für die allgemeine Sicherheit dar. Piraten als Ganzes mussten beseitigt werden. Wer diesen Weg freiwillig wählte, musste mit den Konsequenzen leben, also hatte er keinerlei Grund für Reue. Der Grünhaarige schien bereit, jegliche Art von Folter für seinen Kapitän zu ertragen. Doch würde seine Meinung sich ändern, würde er ihm sagen, dass er sterben würde? Wäre er auch dann noch bereit, seine eigene Haut hinzuhalten, wenn er damit sein eigenes Todesurteil unterschrieb? „Jedoch, da du dich bereits am Rande des Todes befindest, wäre es für dich unmöglich all dies zu ertragen und zu überleben. Du wirst sterben.“ Zorro entgegnete nichts. Er starrte seinen Gegenüber einfach nur an. Es gab keinen anderen Weg. Für seine Nakama. Für Luffy. Für den zukünftigen Piratenkönig. Zorro atmete tief ein, sein ganzer Körper schmerzte, jeder einzelne Atemzug zerriss seinen Körper und er spürte, wie der Tod sich ihm näherte. Doch den Gedanken, zu sterben, schüttelte er ab. Das hier war seine Verpflichtung als Mitglied der Strohhutpiratenbande. Nein, als Freund. Der Shichibukai bewegte seinen Arm und er warf einen kleinen Teil dieser riesigen Blase zu ihm rüber, die den Grünhaarigen traf und ihn erleben ließ, wie sehr sein Kapitän gelitten haben musste. Obgleich Zorro sonst immer ein Mann war, der seine Schmerzen gut verbergen konnte, so war er zum ersten Mal nicht in der Lage, seine Schreie zurückzuhalten. Blitze durchfuhren ihn, unsagbar schreckliche Schmerzen, die er so noch nie erlebt hatte und er fühlte, wie seine Beine langsam nachließen. Mit einem dumpfen Aufprall landete er auf dem Boden, für einige Sekunden konnte er nichts mehr erkennen. Sein ganzes Umfeld war schwarz, sein Körper gehorchte ihm nicht. Er keuchte mehrmals, rang nach Luft. Erst nach einigen Sekunden brachte er die Kraft auf, sich wieder zu erheben. Er konnte nicht zulassen, dass dieser Kerl Luffy tötete, also war es seine Pflicht als erster Maat diese Stelle zu übernehmen. Noch immer rang er nach Luft, warf sich auf den Rücken und wieder verschwamm seine Umgebung. Jetzt durfte er noch nicht aufgeben, er musste weiterkämpfen, durfte keine Schwäche zeigen. Wenn er nicht einmal das hier aushalten konnte, wäre er niemals in der Lage, der beste Schwertkämpfer der Welt zu werden und er würde sein Versprechen nicht einhalten können. „Wie fühlt sich das an?“, fragte der bärenähnliche Mann mit gewohnt ruhiger Stimme. „Lass mich nur den Ort auswählen...“, brachte Zorro hervor und bildete mit einer Hand eine Faust, versuchte sämtliche Zweifel und Ängste auf diese Weise abzuschütteln. Kuma war erstaunt, dass er immer noch bereit war, diesen Deal einzugehen. Wie konnte es sein, dass ein derart starkes Vertrauen unter Piraten existierte? Nein. Er durfte nicht darüber nachdenken. Seine Verpflichtung der Weltregierung gegenüber war wichtiger. Zorro stand dieser riesigen Blase gegenüber. Sein Stolz ließ es nicht zu, sich jetzt einfach zurückzuziehen. Nein, er war ein wahrer Ehrenmann. Er atmete tief ein und wieder aus, füllte seine Lungen ein letztes Mal mit frischer Luft, bevor er seine Hände ausstreckte und entschlossen den gesamten Schmerz auf sich nahm, den Luffy ertragen hatte. All das hatte Luffy akzeptiert, nur um für seine Freunde da zu sein. Er bewunderte Luffy. Diese Stärke und diese innere Kraft, die ihn immer wieder antrieb und sein heiteres Gemüt, das selbst ihn angesteckt hatte. Sein Blick war leer. Er durfte jetzt nicht die Augen schließen. Die Schmerzen, die er gerade erfuhr, konnte er nicht beim Namen nennen. Lebte er noch? Oder war es bereits tot? Seine Arme verschränkt, seine Körperhaltung abwehrend und sein Blick stolz nach vorne gerichtet. Man hätte meinen können, dass nichts passiert war. Doch Zorro kämpfte. Auch wenn es ihm nicht anzusehen war, so focht er in seinem Inneren einen Kampf aus. Er wusste, wenn er jetzt die Augen schloss, dass er sie niemals wieder öffnen würde. Und der Gedanke, Luffy nicht mehr wieder sehen zu können, war schlimmer als der Tod. Nur einmal wollte er sein lachendes Gesicht sehen. Zumindest verabschieden wollte er sich. Heh. Unglaublich. Hatte er nicht am Anfang ihrer Reise gesagt, dass er Luffy eigenhändig töten würde, wenn dieser sich seinem Ziel in den Weg stellte? Und nun? Jetzt war er bereit dazu, sein Leben zu opfern, nur damit dieser kleine quirlige Kerl sein Ziel erreichen konnte. Alles andere war nicht mehr so wichtig. Er wollte einfach nur stark sein und an der Seite des Piratenkönigs stehen. Er wollte nicht, dass irgendjemand anderes diesen Platz einnahm. Unter keinen Umständen. „Oi! Lebst du noch? Wo ist dieser Kerl?“, hörte er eine Stimme. Er brauchte einen Moment, sie jemanden zuordnen zu können. In seinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Die Schmerzen raubten ihm den Verstand. Das einzige, woran er denken konnte, war Luffy. Hoffentlich ging es ihm gut. Hoffentlich hatte Kuma sein Versprechen gehalten und niemanden verletzt. Was mit ihm selbst geschah, war nicht wichtig. Nur Luffys Traum, den er unter allen Umständen bewahren wollte, hielt ihn jetzt noch auf den Beinen. Der Wunsch, die Strohhutpiratenbande siegen und all ihre Ziele erreichen zu sehen. Sanji näherte sich dem Schwertkämpfer, in seinen Augen war die Verzweiflung zu sehen und in seiner Stimme hörte man klar Sorge heraus. Er war aufgebracht und obwohl er es niemals offen zugegeben hätte, hatte er Angst um den Schwertkämpfer, der einfach nur still da stand und nichts erwiderte. Lebte er noch? Als er ihm näher kam, versuchte er einen Blick in seine Augen zu erhaschen, doch dieser reagierte immer noch nicht. Mit verschränkten Armen stand er einfach nur da, während massenweise Blut über seinen Körper tropfte und in seiner Erscheinung beinahe anmutig wirkte. „Was ist hier passiert?!“, wollte Sanji wissen. Pure Panik in seiner Stimme. Immer noch keine Antwort. Er ging einen Schritt zurück, starrte den Schwertkämpfer ungläubig an. Für eine Sekunde übermannte ihn die schreckliche Angst einen Kameraden verloren zu haben. Plötzlich regte sich Zorro, sein Körper bebte und es war ihm anzusehen, wie sehr er litt. Die Schmerzen, die er ertrug, konnten nicht mit Worten ebeschrieben werden. Hart schluckte Sanji, seine ganze Aufmerksamkeit lag auf den jungen Mann vor ihm, dessen Blick immer noch selbstbewusst nach vorne gerichtet war. „Absolut... nichts...“, kam es dem Schwertkämpfer über die Lippen. Sanji musste zu den anderen zurück und Hilfe holen. »Sanji... du musst den All Blue finden. Gib niemals auf, solange du dein Ziel fest vor Augen hast, kannst du alles erreichen. Nami, du bist eine verflixt gute Diebin und du wirst sicher alle Reichtümer dieser Welt ergattern und eine Weltkarte zeichnen, die auch späteren Generationen im Gedächtnis bleiben wird. Usopp, auch wenn du ein kleiner Feigling bist und dir viel zu oft die Knie schlottern, weiß ich ganz genau, dass du ein großes Herz hast und den Mumm, für deinen Traum zu kämpfen. Eines Tages wirst du der Krieger der Meere sein, der du immer sein wolltest und dann kannst du Kaja von deinen Abenteuern erzählen. Robin, du musst keine Angst mehr haben, denn du hast Luffy und die anderen. Sie sind deine Familie und gemeinsam werdet ihr die Geheimnisse dieser Welt lüften und die Wahrheit ans Licht bringen. Chopper, als Arzt wirst du nicht nur deinen Freunden, sondern auch tausenden anderen Menschen das Leben retten. Du bist ein grandioser Doktor und du hast uns allen mehr als einmal das Leben gerettet. Doch mich, nein, mich kannst du nicht mehr retten. Mein Ende naht. Franky, auch wenn du ein sentimentaler Trottel bist – auf dich ist Verlass und ich bin froh, dass du dich uns angeschlossen hast. Du bist immer gutgelaunt und steckst die anderen mit deinem Lachen an und als Schiffsbauer wirst du Luffy bei seinem Weg zum Piratenkönig eine unerlässliche Stütze sein. Luffy... ich danke dir. Ab hier musst du ohne mich weiter machen. Hier endet unsere Reise. Verzeih, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte.« Kapitel 2: Tiefer Schlaf ------------------------ „Chopper! Bist du dir sicher, dass er nicht einfach nur ein bisschen Fleisch braucht?“, fragte Luffy unsicher nach und hielt seine Fleischkeule in Richtung des Schwertkämpfers, der seelenruhig schlief und mehr an einen Toten erinnerte. Die Feier war im vollen Gange. Sanji war so schnell gerannt, wie er konnte und war japsend vor den anderen stehengeblieben. Sie alle lagen am Boden. Wutentbrannt hatte er sie allesamt wach geschüttelt. Er wusste nicht, warum er in diesem Moment so stinksauer gewesen war, doch er wusste ganz genau, dass er keine Kontrolle über seine Emotionen hatte. Ihnen blieb nur wenig Zeit, wenn sie Zorro retten wollten. Verletzungen wie die seinen mussten schnell behandelt werden. Zusammen waren sie zu Zorro geeilt. Als sie ankamen, lag sein scheinbar toter Körper regungslos am Boden. Er atmete nicht mehr. Keinerlei Lebenszeichen. Es sah so aus, als hätte er seinen Frieden gefunden. Verdammter Schwertkämpfer, hatte Sanji gedacht, du kannst jetzt nicht einfach sterben! Wir brauchen dich. Wir sind ein Team! Es war nicht so, dass Zorro sonderlich gut leiden konnte. Er mochte seine nüchterne und desinteressierte Art nicht. Nie beteiligte er sich an Gesprächen und machte sich über ihn lustig, wenn Sanji seinen beiden Prinzessinnen Komplimente machte. Welcher Kerl lachte über so etwas? Es gab zigtausend Gründe, warum sie aneinander gerieten und trotzdem hätte jeder von ihnen für den anderen die Hand ins Feuer gehalten. Umso mehr konnte er nicht verstehen, warum Zorro sich allein diesem Monster gestellt hatte. Was nur war geschehen? Sanji fühlte sich machtlos und schwach. Der Anblick des am Boden liegenden Schwertkämpfer führte ihm seine eigene Machtlosigkeit vor Augen. Auch wenn sie sich bemühten und immer stärker wurden, so gab es immer Feinde, die ihnen überlegen waren. Der Kampf gegen Moria und seinen Leuten hatte ihnen gezeigt, welche Gefahren sie auf ihrem Weg zur Spitze noch erwarteten und der heutige Tag war sicher nicht der letzte, wo sie sich mit ihrer eigenen Schwäche konfrontiert sahen. Sanji wollte gar nicht daran denken, dass einmal der Tag kommen würde, wo sie chancenlos gegen einen übermächtigen Gegner antraten und dabei nicht nur ihr Ziel und ihre Träume verloren, sondern auch ihr Leben. Sein Blick lag auf Zorro. Zorro war der zweitstärkste ihrer Truppe. Natürlich würde Sanji das niemals offen zugeben. Die beiden wetteiferten seit dem ersten Tag, an dem sie sich gesehen hatten, miteinander. So war das nun mal unter Männern. Jeder Mann brauchte einen Rivalen, der ihn antrieb und ihn dazu motivierte, stärker zu werden und an seinen Schwächen zu arbeiten. Es war Zorros Stärke und sein Mut, der inspirierend war. Der Gedanke, dass dieser Mann, der so viele Kämpfe focht und nie einen Blick zurückwarf, stets voranschritt, nun tot war, erschütterte Sanjis Seele. Nicht nur seine. Auch die anderen waren schockiert. Usopp hatte sogar geweint, auch wenn er seine Tränen nicht zeigte und das laute Schluchzen verbarg. Auch Luffy war den Tränen nahe. Verzweifelt biss er die Zähne zusammen und beobachtete Chopper, der ihren Freund behandelte. Es war das erste Mal, dassLuffy so leise war. Und das, obgleich er nicht mal den Ernst der Lage einschätzen konnte. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund ging es ihm gut. Als hätte er keinen einzigen Gegner bekämpft, dabei war er bis vor wenigen Minuten so fertig, dass er nicht mal mehr die Augen offen halten konnte. Und nun fühlte er sich erholt und hätte Bäume ausreißen können. Luffy verstand seine wundersame Heilung nicht, aber er hinterfragte sie auch nicht. Minutenlang hatte Chopper dem Grünhaarigen eine Herzdruckmassage gegeben und alles getan, was er konnte, um ihn am Leben zu erhalten. Die Lage war ernst. Erleichterung ging durch ihre Reihen, als Zorros Brustkorb sich langsam hob und senkte. Er lebte noch. Trotzdem hatte sich Chopper seitdem keine Minute lang erholt. Jetzt ging es um Leben und Tod. Und auch die anderen ehemaligen Gefangenen von Moria mussten behandelt werden. Jetzt kam die große Aufräumphase. Sie alle wollten schnellst möglichst weg von hier, aber zunächst mussten die Vorbereitungen getroffen werden. Es dauerte einige Stunden, doch da alle anpackten, ging alles ganz schnell. Die Verletzten wurden versorgt und die Schiffe klar gemacht. Bald würden sie die Thriller Bark hinter sich lassen und den Weg zurück auf die See nehmen, wo bereits die nächsten Abenteuer auf sie warteten. Die Rolling Piraten und Strohhüte feierten ihren Sieg. Die Verletzten waren versorgt worden und die meisten von ihnen waren trotz ihrer Wunden so gut gelaunt, dass sie keine Lust hatten, im Bett zu bleiben. Der Sieg über Moria und seine Tyrannei musste gefeiert werden. Sie stießen an, lachten und genossen die gemeinsame Zeit, während im Hintergrund die sanften Klänge des Pianos ertönten, die dann mit der warmen Stimme von Brook begleitet wurden. Binks Rum war ein Lied, das jeder Pirat kannte. Nein, nicht nur Piraten. Jeder Seemann kannte dieses Lied und so stimmten alle mit ein. Die Stimmung war heiter. Der Anführer der Strohhüte hatte Brook auf sein Schiff eingeladen und nun wurde ihr Team durch einen grandiosen Musiker aufgewertet. Von Anfang hatte Luffy unbedingt einen Musiker dabei haben wollen, also war er sehr glücklich, dass sein Traum sich erfüllt hatte. Man musste Brook auch nicht um ein Liedchen fragen, da er seine Violine meist so herausholte und von sich aus ein Lied anstimmte. Mit ihm würde die Thousand Sunny noch heller strahlen. Am nächsten Tag machten sich alle auf, um ihren Träumen zu folgen und ihre Ziele zu erreichen. Die Schiffe verließen die Thriller Bark und ließen den Horror endlich hinter sich. Während die Schiffe unterschiedliche Kurse aufnahmen, hörte man die Stimmen der Besatzungsmitglieder. „Passt auf euch auf! Wir sehen uns wieder!“, waren ihre Rufe und sie winkten den Piraten, die ihr Leben gerettet hatten und ihnen neue Hoffnung gaben, noch lange hinterher. Auch auf der Thousand Sunny war gute Laune angesagt und jeder ging seinen eigenen Aufgaben nach. Es war ein ungewohntes Bild, denn etwas fehlte. Luffy überlegte und warf einen suchenden Blick über das Deck. Zorro ist nicht hier... sonst schläft er immer hier oben, kam es dem Schwarzhaarigen in den Sinn. Zorro schlief zwar, aber eben nicht da, wo er sonst immer war. Er kam nicht drumherum, sich zu fragen, wann Zorro wieder wach wurde. Es fehlte etwas, wenn der Schwertkämpfer ihn nicht aus der Ferne beobachtete oder ihn anschrie, wenn er zu laut wurde und ihn bei seinem Mittagsschläfchen weckte. Zorro hatte es wie die Pest, wenn man ihn aufweckte. Dann hatte er immer schlechte Laune und grummelte noch Minutenlang, ehe er wieder einschlief. Chopper konnte dennoch die Sorge um Zorro nicht abschütteln. Sein Zustand war stabil. Dennoch wachte er nicht auf. Ob sein Kopf verletzt worden war? Ein Hirntrauma? Ein Aneurysma? Innere Blutungen? Er hatte auf ihrem Schiff nicht das passende Equipment. Er konnte nicht einfach in seinen Körper hineinschauen. Bei Doktor Kuleha hätte er einfach nur eines ihrer zahlreichen Geräte nutzen müssen, um einen genauen Überblick zu haben, doch da die Thousand Sunny kein Krankenhaus war, war ihre Ausrüstung bei Weitem nicht so professionell. Mit seinem Stethoskop hörte er seine Herzfrequenz ab und lauschte seiner Lunge. Sein Herzschlag war langsam und seine Atmung unregelmäßig. Das gefiel dem Rentier überhaupt nicht. Er warf einen suchenden Blick zu dem kleinen Bücherregal auf dem Schreibtisch. Seine Medizinbücher brachten ihm nichts. Erst jetzt wurde ihm so richtig klar, dass er als Arzt des Schiffs nicht ausreichend Behandlungsmöglichkeiten hatte. Nun, meist dachte man an solche Dinge auch erst dann, wenn es zu spät war. Chopper hatte mehrmals überlegt, ob er Nami fragen sollte, ob sie diese Anschaffungen finanzieren würde. Aus Angst, diese würde einen unglaublichen Kredit fordern, hatte er es jedoch sein lassen. Immerhin hatte er wirklich geglaubt, dass alles in Ordnung sein würde. Niemals hätte er damit gerechnet, dass einer seiner Freunde so schwer verletzt werden würde. Die Stimmung auf der Thousand Sunny war immer noch heiter, denn das kleine Rentier hatte niemanden den Ernst der Lage mitgeteilt. Es gab keinerlei Grund seinen Freunden weitere Sorgen zu bereiten, wenn er nur Vermutungen hatte. Vielleicht war er schwerer verwundert, als er dachte. Vielleicht würde er nicht mehr aufwachen. Aber er konnte seine Worte nicht auf ein vages vielleicht aufbauen. Es war seine Pflicht als Arzt einen kühlen Kopf zu bewahren. Chopper setzte sich neben Zorro ab, der immer noch schlafend in seinem Behandlungsbett lag. Seit gestern hatte er kein einziges Auge zugemacht, um Zorros Zustand zu bewachen. Jede unerkannte Veränderung seines Zustandes hätte schwere Folgen haben können, also wollte er sich keine Pause gönnen. Immer noch hämmerte diese eine Frage in seinem Kopf. Was war geschehen? Wer oder was hatte ihn so sehr verletzt? Wunden dieser Art waren unnatürlich. Es grenzte an ein Wunder, dass Zorro überhaupt noch lebte. Je mehr er darüber nachdachte, desto niedergeschlagener wurde er. Obwohl er genau wusste, dass er keine Antworten erhalten würde, konnte er nicht anders, als gedanklich immer wieder dieselben Worte zu wiederholen: Was war nur mit ihm passiert? Ein tiefer Seufzer entwich seiner Kehle. Es war bereits Nachmittag und sie waren mitten auf dem Meer. Auf der Thriller Bark hatte er seine Medikamentenvorräte nicht auffüllen können. Im Gegenteil sogar. Um die Rolling Piraten zu behandeln, hatte er noch Medikamente von seinem Schiff geholt, um sicher zu gehen, dass niemand an seinen Verletzungen erlag. Eine richtige Behandlung war wichtig. Doch jetzt sah er sich mit einem anderen Problem konfrontiert... wie lange würden seine Vorräte noch reichen? War ihm eine optimale Behandlung für seinen Patienten überhaupt möglich? In seinen Augen bildeten sich Tränen. »Was ist wenn ich ihn nicht retten kann? Ich bin doch der Schiffsarzt! Ich weiß, dass ich so nicht denken darf, aber... ich habe so Angst! Zorro, ich flehe dich an, wach auf. Mir zuliebe. Ohne dich fehlt uns etwas.« Chopper senkte den Blick und strich behutsam über Zorros Oberarm, der sich jedoch nicht rührte. Wie tot. Nein, das durfte er unter keinen Fall denken. Er musste diesen Gedanken wegsperren. Er musste Vertrauen in seine Fähigkeiten haben und alles tun, was in seiner Macht stand. Er schniefte leise und wischte sich die Tränen weg. Du Doofi!, ermahnte er sich gedanklich. Du kannst doch jetzt nicht heulen. Doktor Kuleha hätte auch auch nicht geweint. Sie hätte mit mir geschimpft. Wenn ich jetzt Zweifel zulasse, mache ich erst recht Fehler. „Chopper~“, hörte er Luffys fröhliche Stimme an sein Ohr dringen, der ohne vorher zu klopfen, die Tür zu seinem Reich öffnete und hineinkam. Chopper sprang vor Schreck hoch und landete wacklig auf seinem Drehstuhl. Wieso klopfte eigentlich niemand vorher an die Tür?! Gut, das Behandlungszimmer wurde meist als Durchgang verwendet, denn normalerweise befanden sich hier keine Patienten. Und wenn er ehrlich war, klopfte das Rentier auch nicht immer an die Tür, bevor er irgendwo reinging. Luffy verschränkte breit grinsend die Arme hinter seinem Hinterkopf und kicherte. „Shishishi! Wie geht’s ihm? Meinst du er wird bis zum Mittagessen wach sein?“, wollte er wissen. Chopper bemühte sich darum, sich nichts anmerken zu lassen und spielte ein täuschend echtes Lächeln. Als Arzt war es seine Aufgabe, Zuversicht zu zeigen. Wenn er selbst auch nur eine Sekunde an seinen Fähigkeiten als Arzt oder an dem Überlebenswillen seines Patienten zweifelte, würde dieser negative Gedanke Realität werden. Er musste an Zorro glauben. Der Grünhaarige hatte immer gekämpft und nie aufgegeben. Auch in diesem Moment kämpfte er. Da war er sich sicher. „So schnell geht das nicht, Luffy. Wir müssen abwarten“, sprach er und erhob sich von seinem kleinen Drehstuhl, sprang hinab und tapste auf den Schwarzhaarigen zu. Er legte sein kleines Köpfchen schief und betrachtete seinen Kapitän eingehend. „Und wie geht es dir? Es ist unglaublich, dass du ohne Verletzungen aus dem Kampf gegangen bist. Nicht mal Müdigkeit hast du gespürt“, erklärte er und tippte nachdenklich mit einem Fuß auf den Boden, musterte weiter seinen Kapitän. Nichts. Luffy war fit wie ein Turnschuh! Ihm fehlte rein gar nichts und das ließ den kleinen Doktor stutzig werden. Er konnte es sich einfach nicht erklären. „Mir geht’s super!!“, grinste Luffy und warf wieder einen Blick auf den Grünhaarigen. „Wie sollen wir denn unseren Sieg richtig feiern, wenn Zorro nicht dabei ist? Der hat doch sicher Hunger! Sag ihm, dass er aufwachen muss, sonst kriegt er nichts ab!“, lachte Luffy gewohnt gelassen. War das seine Art Sorge zu zeigen? Chopper konnte sich ein warmes Lächeln nicht verkneifen. Luffys endloser Optimismus war eine Quelle der Kraft. „Das werde ich ihm ausrichten“, sagte das kleine Rentier und lief zu seinem Schreibtisch, wo er eine Schublade öffnete und mehrere Medikamente, die er selbst gebraut hatte, herausholte. Luffy indes verließ das Zimmer. Von draußen hörte er ihn bereits wieder lachen. Es klang so, als hätte er sich ungefragt auf Usopp gestürzt, der mit diesen Überraschungsangriff so gar nicht gerechnet hatte und ihn nun wutentbrannt übers Deck jagte. Chopper seufzte. Da Zorro immer noch schlief, konnte er ihn nicht darum bitten, die Tabletten zu schlucken. Also musste eine Flüssigkeit her. Er öffnete die Schranktür zu seinem Medikamentenschrank. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Mit seinen Vorräten hatte er sämtliche Mitglieder der Rolling Piraten versorgt und erst jetzt sah er, dass sein kleiner Vorrat sich dem Ende neigte. Er wollte den Gedanken nicht wahrhaben und hatte geglaubt, dass er genügend am Bord hatte. Da selten jemand auf der Thousand Sunny krank wurde, lagen die Medikamente meist ungenutzt im Schrank. Bisher hatte er selten die Notwendigkeit gesehen, dieses Schränkchen zu öffnen. Indem er tief einatmete und viel Luft in seine kleinen Lungen pumpte, versuchte er wieder zur Ruhe zu kommen. Er machte sich ein genaues Bild von der Situation. Einige der kleinen Dosen und Fläschchen brauchte er nicht für Zorros Behandlung. Für den Fall der Fälle hatte das kleine Rentier alles mögliche gebraut, nur um gewappnet zu sein. Sein Blick blieb bei einer kleinen weißen Flasche hängen, die er ganz genau betrachtete. Der Inhalt war alarmierend. Er hatte nicht mehr genügend Antibiotika. Wie konnte er nur so unerfahren sein? Hatte er das wirklich nicht bemerkt? Trotzdem musste er aus den Resten das rausholen, was möglich war. Zorros tiefe Wunden mussten begleitend behandelt werden. Es wäre unverantwortlich gewesen, hätte er Zorro einfach nur schlafen lassen, ohne weitere medizinische Schritte einzuleiten. Wunden entzündeten sich und die salzige Meerluft brachte auch allerhand Keime mit sich. Für einen gesunden Menschen absolut kein Problem. Doch für jemanden, der um sein Leben kämpfte, so wie Zorro, eine absolute Gefahr. „Zorro schläft immer noch...“, murmelte Nami und ließ ihren Kopf hängen. Auch wenn Chopper es sich nicht anmerken ließ, hatte sie schon lange gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Er gab keinerlei Angaben über seinen genauen Zustand. All seine Aussagen waren vage gehalten und auch wenn sie immer der Ansicht war, dass Zorro zu dumm zum Sterben war, so konnte sie nicht anders, als sich zu fragen, was sie tun konnte, um dem Rentier unter die Arme zu greifen und Zorros Genesung zu unterstützen. Irgendetwas musste es doch geben, was sie tun konnte. Robin lenkte sie so gut es ging ab und sie plauderten über das, was sie erlebt hatten. Nami erzählte Robin von diesem perversen Jaguarmann, der sie heiraten wollte und sie belästigt hatte und auch von Lola und ihrer verzweifelten Liebe zu diesem. Es tat gut, über das Erlebte zu sprechen und so konnten die beiden jungen Frauen ihre Erfahrungen viel besser verarbeiten und miteinander teilen. Die Zeit verging rasend. Da sie mitten auf dem Meer waren, ging die Sonne erst relativ spät unter, trotzdem war es ihrem Koch besonders wichtig, die Mahlzeiten immer zur gewohnten Zeit stattfinden zu lassen. Er konnte sich wohl kaum an den Stand der Sonne richten. Immerhin war hier auf der Grandline so ziemlich gar nichts vorhersehbar. Es gab Tage, wo die Sonne scheinbar nicht aufging und es am Tag so dunkel war, dass man hätte glauben können, dass es noch Nacht war. Sanji bereitete bereits das Abendessen vor, während Franky in seinem Bastelraum saß und an irgendeiner neuen Waffe werkelte. Immer wieder leuchteten seine Auge vor Begeisterung und im Hintergrund waren die angenehm zarten Töne einer Violine zu hören, die zwischendurch durch Brooks rockige Gesangspassagen durchbrochen wurden. Man hörte Luffys Lachen auf dem ganzen Schiff. Aus Langeweile hatte er angefangen zu fischen und eine Menge Sachen aus dem Wasser geholt. Unter anderem eine hübsche Muschel, die eine glänzende Perle beherbergte. Er wusste genau, dass Nami, sofern sie von diesem hübschen Fund mitbekam, darauf bestehen würde, die Perle zu bekommen. Na ja, er hatte ja sowieso keine Verwendung dafür! Trotzdem war es etwas einsam hier. Laut lachend zog Luffy einen riesigen Aal aus dem Wasser. Usopp und Chopper lachten, klatschten begeistert in die Hände. Das Tier war über zwei Meter groß und wäre sicher ein guter Kandidat für das bevorstehende Essen. Über einen solchen Fang musste sich doch auch der Koch freuen, oder? Luffy hatte die Glitschigkeit des Meeresbewohners unterschätzt, als er nach dem Aal griff, fluschte ihm das Wesen aus der Hand. Panisch bewegte er sich nun auf dem Gras hin und her. Es schien den schlafenden Schwertkämpfer anzusteuern. Dieser bekam von der ganzen Aktion nichts mit. Erst als das große Tier ihm ins Gesicht sprang, wo es sich um dessen Kopf wickelte, schrie der Schwertkämpfer erschrocken und stand von einer Sekunde zur nächsten kerzengerade. Usopp, Chopper und Luffy krümmten sich vor Lachen. „Wahahahah! Habt ihr das gehört? Zorro hat geschrien wie ein Mädchen!“, kam es von Luffy Zorro befreite sich von dem Aal, packte das Tier und ging zu dem Chaotentrio rüber. „Habe ich nicht! Hier, nimm dein Vieh zurück!“, keifte er und warf Luffy seinen großen Fang ins Gesicht. Erschrocken schrie Luffy auf, als der Aal sich nun auch um sein Gesicht wickelte. Mit aller Kraft versuchte er das Vieh von sich zu reißen, doch es hatte sich derart festgekrallt, dass ihm die Luft wegblieb. Genervt stöhnte Zorro. Seine Hand lag bereits an seiner Schwertscheide, er zückte sein Schwert und filetierte das Tier mit eleganten Bewegungen. Dann ließ er sein Schwert zurück in die Scheide verschwinden. Usopp und Chopper lachten immer noch. Auch wenn Zorro immer wütend wurde, wenn man aufweckte, so hielt sein Ärger nicht allzu lang und er packte an, wo immer es möglich war. Nun hatte er sogar dem doofen Koch Arbeit erspart. Sollte er sich um den sauber geteilten Aal kümmern und ihn einfrieren. Grummelnd, aber mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, ließ sich der Schwertkämpfer wieder da nieder, wo er bis eben in Seelenruhe geschlafen hatte. Er schloss die Augen und versuchte seinen Traum von eben weiter zu träumen. Das Lachen des Chaotentrios empfand er nicht mal als nervig. Viel mehr freute er sich darüber, dass die drei so viel Spaß hatten und sich die gute Laune nicht verderben ließen. Ihre gute Laune gab auch dem Schwerkämpfer ein wohliges Gefühl. „Oi, wo bleibt das Rentier?“, fragte Sanji und hob verwundert eine Augenbraue, als alle bis auf Chopper am Tisch versammelt waren. Er konnte ja verstehen, dass Chopper auf jeden Fall ein wachendes Auge über den Grünhaarigen haben wollte und er es als Pflicht als Arzt ansah, nicht von der Seite seines Patienten zu weichen, doch er fand auch, dass Chopper auch auf sich selbst Acht geben musste. Er hatte den ganzen Tag über fast gar nichts gegessen und nur wortlos an Zorros Seite gesessen. Dabei hatte er doch gesagt, dass Zorros Zustand stabil war. Wo war die Notwendigkeit bei einem Patienten zu bleiben, der nicht in Lebensgefahr schwebte? Sanji wollte das nicht so recht nachvollziehen. Entweder verschwieg der Flauschball etwas oder aber er war eben ein sehr versierter und verantwortungsvoller Arzt. Es waren bereits Stunden vergangen. Noch immer war es relativ hell draußen, doch die Sonne näherte sich dem Horizont. Seit gestern schlief der Grünhaarige. Es war angenehm ruhig ohne ihn. Auch wenn er um seine süßen Ladys tanzte und sie mit fruchtigen Getränken verwöhnte, hielt ihn niemand davon ab. Es war eigenartig, dass er das sagen musste... aber irgendwie vermisste er es jetzt schon, sich lauthals mit Zorro zu zanken. Irgendwie fehlte ihm die Aufregung und er fand es amüsant diesen zu provozieren, nur um ihn ein paar Emotionen zu entlocken. Er setzte sich mit den anderen an den Tisch. Hier und da wurde geredet. Doch die Gespräche verstummten auch jedes Mal sehr schnell. Zwei Plätze waren nicht besetzt und das allein schien die Atmosphäre zu bedrücken. Plötzlich wurde die Tür hektisch aufgerissen. Ein laut weinendes Rentier kam in die Küche gestürmt. Chopper war derart aufgelöst, dass er keinen richtigen Satz hervorbrachte. Die anderen waren alarmiert. „Ich kann nichts mehr tun!“, weinte er laut und schluchzte, ließ sich auf seine Knie fallen und schlug mit seinem Huf auf den Boden. War es das? War das das Ende? Musste er als Arzt den Tod seines eigenen Freundes erleben? Ohne etwas ausrichten zu können? Es musste doch irgendetwas geben, was er noch tun konnte! Von einer Sekunde zur nächsten hatte sich Zorros Zustand verschlechtert. Seine Atmung setzte mehrmals aus und sein Herzschlag war ungewöhnlich langsam. Blut lief ihm aus der Nase und Chopper war sich nun sicher, dass er innere Blutungen haben musste. Er hatte alles getan, was er konnte. Die Thousand Sunny war kein Krankenhaus. Er hatte keinen richtigen OP-Tisch, sondern nur ein Bett und Medikamente. „Ich habe versagt... ich...“, schniefte er. Usopp, Sanji und Luffy kamen auf ihn zu. „Was ist mit Zorro?!“, wollte Luffy wissen. Es war das erste mal, dass Luffy so außer sich war. „Ich bin mir sicher, dass er innere Blutungen hat, aber... ich weiß nicht, wo! Ich kann ihn nicht auf gut Glück aufschneiden, dafür ist sein Zustand zu schlecht! Er muss in ein richtiges Krankenhaus und versorgt werden“, erklärte er, wischte sich energisch die Tränen weg. Er war der Arzt. Es war doch seine Aufgabe für Zuversicht zu sorgen. Dennoch wollten die Tränen nicht aufhören und die Hilflosigkeit übermannte ihn. War es das, was Kuleha meinte, als sie sagte, dass er noch lange nicht erfahren genug war, um als Schiffsarzt anzuheuern? Fehlte ihm die Erfahrung? Kapitel 3: Versprechen ---------------------- „Sein Zustand ist kritisch...“, sagte Chopper mit leiser Stimme und zeigte auf Zorro, den er notdürftig versorgt hatte. Luffy betrachtete den Körper, der friedlich auf dem Bett lag. Er wirkte so ruhig, als würde er nur schlafen. Der Schwarzhaarige konnte nicht verstehen, warum es Zorro so schlecht ging. Das waren doch nur ein paar Wunden, oder? Luffy hatte viele Verletzungen in seinem Leben erlitten und noch nie war er in einer Situation gewesen, dass er durch diese in Lebensgefahr geraten wäre. Nur selten wurde er krank. Seine letzte Erkältung war so lange her, dass er sich nicht mal mehr daran erinnern konnte, wie es sich anfühlte krank zu sein. „Zorro!“, rief er laut und kam auf diesen zu. Er packte ihn am Oberarm und schüttelte ihn. Keine Reaktion. Dem Schwertkämpfer lief eiskalter Schweiß über die Stirn. Tiefe, dunkle Augenringe zeichneten sein sonst so markantes Gesicht. Seine Wangen waren stark gerötet. „Sein Fieber ist schlimmer geworden. Vermutlich haben sich die Wunden entzündet. Das Fieber ist eine Begleiterscheinung ausgelöst durch eine Blutvergiftung. Sepsis als solches kann ich behandeln, aber... mir fehlen die Medikamente dazu.“ Chopper war sich sicher, dass Zorro an einer Blutvergiftung litt. Fieber sprach dafür, so auch das Aussetzen der Atmung und des Herzschlags. Bei einer schweren Sepsis kam es zu Organeinschränkungen, die das Leben des Patienten bedrohten. Gerade große Wunden neigten dazu, sich zu entzünden und Bakterien sammelten sich an dieser Stelle massenweise. Da Zorro bereits sehr geschwächt war, war sein Körper damit beschäftigt, die wichtigsten Funktionen aufrechtzuerhalten. Die ausgeschwitzte Flüssigkeit glich er mit einer Infusion aus, aber das allein reichte nicht. Er brauchte ein großes Blutbild und musste den genauen Infektionsherd erkennen. Chopper war sich sicher, dass er innere Verletzungen davongetragen hatte, die er hier nicht behandeln konnte. Die äußeren Verletzungen hatte er nach besten Wissen und Gewissen versorgt. Ihm fehlte es an technischen Geräten. Er hätte nun sehr gut ein Beatmungsgerät gebrauchen können, um sicher zu gehen, dass sein Körper mit ausreichend Sauerstoff versorgt wurde. Das Gift im Blut, das ungehindert durch seine Blutbahnen zirkulierte, hätte er bei einer Dialyse reinigen können, doch auch diese Möglichkeit hatte er nicht. Meist wurde eine schwerwiegende Sepsis mit einer Antibiotikatherapie behandelt, doch seine Medikamente neigten sich dem Ende zu. Chopper ließ sein kleines Köpfchen hängen und kämpfte gegen den Drang erneut in Tränen auszubrechen. Heulen brachte doch gar nichts! Tränen halfen niemanden, erst recht nicht Zorro, der hier um sein Leben kämpfte. Chopper flehte, dass die Lunge nicht beschädigt war. Denn dann hätte er nichts mehr tun und nur noch darauf warten können, dass seine Atmung aussetzte und er unter Qualen verstarb. Allein der Gedanke machte dem Rentier Angst – wieder musste er sich ermahnen. Jeder Arzt, der einen Menschen behandelte, hatte Ängste. Den Fehler geschahen. Nicht immer wurde die richtige Krankheit erkannt und eine falsche Behandlungsmethode konnte den Zustand eines Patienten entweder verschlechtern oder sogar sein Leben gefährden. Wie schlimm die Folgen eines Behandlungsfehler waren, wusste er am besten. Immerhin war es sein Unwissen, dass Doktor Hiluluk in den Tod trieb. Doktor Hiluluk wusste, dass diese Medizin, die Chopper gebraut hatte, sein Ende bedeuten würde und mit dem Wissen, dass er das Gift dieses Pilzes nicht überleben konnte, weil es kein Gegenmittel gab, hatte er dennoch die bittere Flüssigkeit getrunken. Er hatte gewusst, dass er sterben würde und es war ihm egal gewesen. Es war Choppers Schuld und bis heute bereute er diesen Fehler, doch Doktor Hiluluk hatte diese Entscheidung selbst getroffen. Die meisten Patienten hatten keine Ahnung von Medizin und so mussten sie sich auf ihren Arzt verlassen. Sie konnten nicht abwägen, ob eine Therapie nun angebracht war oder nicht. Das musste ein Arzt selbst ermessen. „Dann gibt es nur eines, was wir jetzt tun können. Möglichst schnell zu einer Insel kommen und hoffen, dass wir dort Hilfe kriegen“, mischte sich die Navigatorin ein. Und wenn sie dabei ihren derzeitigen Kurs verloren, dann war das eben so. Dann mussten sie eben warten, bis die Nadel des Logports wieder einen neuen Kurs fand. Das war das geringste Problem. Zorros Leben war wichtiger. „Und wer wird einer Piratenbande helfen? Zorro wird von der Marine gesucht. Sein Gesicht ist bekannt“, murmelte Sanji nachdenklich. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was für ein Glück er hatte, dass die Marine sein Gesicht noch nicht kannte. Die Suche nach einem Arzt, der ihnen helfen würde, war also ein großes Problem, das alles andere in den Schatten stellte. Dieser Idiot... warum nur musste er auch nur den Helden spielen? Hätte er sich nicht geopfert, dann wären sie nicht in dieser Situation. Hör auf, Sanji. Keine Schuldzuweisungen. Wenn er das nicht getan hätte, dann wären wir alle jetzt tot, ermahnte er sich gedanklich selbst und atmete tief ein. Er brauchte jetzt eine Zigarette. Raus aus diesem Raum. Weg von dieser beklemmenden Atmosphäre, die ihm alle Hoffnung zu rauben versuchte. „Mit dem Coup de Burst werden wir schnell eine Insel erreichen, aber die Zeit rinnt. Wir müssen uns beeilen“, warf Franky ein. Selbst wenn sie jetzt sämtliche Colavorräte aufbrauchten, war das ein geringes Opfer im Vergleich zu dem Verlust eines geliebten Crewmitglieds. Zorro kämpfte. Er gab nicht auf. Also durften auch sie jetzt das Handtuch nicht werfen. Die Strohhüte waren immerhin bekannt für ihren Starrsinn! Niemand war sturer als Luffy. Dieser zog Choppers kleinen Drehstuhl zu sich und setzte sich direkt neben das Krankenbett. Er griff nach Zorros Hand und umschloss sie. Sofort zuckte er zusammen. Eiskalt. So unglaublich kalt. Seine Finger waren lila. Luffy verstand zwar nicht, warum seine Hand so kalt und seine Finger so lila waren, aber er wusste, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. „Zorro! Kämpfe! Ich werde dich retten! Wenn du stirbst, wird mein Traum nicht wahr, hörst du?! Wenn du mich verlässt... dann war alles umsonst, also kämpfe weiter!“, sagte er mit fester Stimme. Für einen Bruchteil einer Sekunde brach seine Stimme ab. Der Gedanke, dass Zorro tatsächlich sterben konnte, schmerzte und fühlte sich wie ein Pfeil an, der sein Herz durchbohrte. Er wollte niemals wieder jemanden verlieren. Niemand sollte verletzt werden. Erst Sabo und dann Shanks Arm – es durfte keine weiteren Opfer mehr geben. Nicht, weil er nicht stark genug war. Luffy musste stark sein. Entschlossen sah er Zorro an. Eigentlich hatte er damit gerechnet, aber die Realität traf ihn dennoch wie ein Blitz. Zorro zeigte keinerlei Regung. Ängstlich biss sich Luffy auf die Unterlippe. Er würde auch kämpfen. Keine einzige Träne wollte er vergießen. Er war doch der Kapitän und musste Haltung bewahren. Zorro hätte ihn zurechtgewiesen und ihm gesagt, dass er als Anführer ihrer Bande Mut und Stärke zeigen musste. Als Anführer durfte er doch nicht heulen. Und deshalb kämpfte er gegen die übermannende Panik, die ihn einzuhüllen drohte. Noch war Zorro nicht tot. Noch konnte er gerettet werden. Also durfte er nicht trauern. Man trauerte nur über Verstorbene und auch wenn seine Hand so unsagbar kalt war, dass es ihm selbst schon fröstelte, hieß das nicht, dass er ihn jetzt aufgeben durfte. „Wir schaffen das“, sagte er dann. Seine Stimme fest. Er war felsenfest davon überzeugt, dass sie es schaffen konnten. Nein, hier war noch nicht das Ende ihrer Reise. Die Strohhüte ließen sich von nichts und niemanden aufhalten. Er drückte Zorros kalte Hand an seine Wange und schloss die Augen, als würde er beten. Halte durch, Zorro. Wenn du jetzt aufgibst, verzeihe ich dir das nie. Du sagtest, du wolltest nie wieder verlieren. Also kämpfe um dein Leben und für mich, flehte er. Jeder trat seinen Posten an und keiner von ihnen zögerte auch nur eine Sekunde. Es war erstaunlich, wie gut ihr Teamwork funktionierte. Sie brauchten nicht miteinander zu reden oder sich groß abzusprechen. Jeder wusste, was getan werden musste und jeder einzelne von ihnen gab alles. Mit lauter Stimme navigierte Nami das Schiff. Keinerlei Zweifel lag in ihrer Stimme. Absolute Entschlossenheit. Auch der plötzliche Platzregen hielt sie nicht auf. Als die Wellen immer größer wurden und auf das Oberdeck schwemmten, hielt keiner von ihnen inne. Brook, Luffy und Robin kämpften mit der Schwäche, als sie von dem Meerwasser getroffen wurden. Keiner von ihnen war gewillt aufzugeben. Jedes Mal, wenn das Wasser des Meeres Luffy auf die Knie zwang, erinnerte er sich daran, dass er jetzt nicht aufgeben durfte, also gab er alles und erhob sich. Ganz egal, wie oft man zu Boden fiel, man musste wieder aufstehen. Wer liegen blieb, verlor! Und Luffy hatte nicht vor als Verlierer seinen Traum aufzugeben. Oder gar einen Freund. Mit dem Coup de Burst legten sie mehrere Meilen in Sekundenschnelle zurück und schon bald waren die Konturen einer Insel am Horizont zu erkennen. Die Sonne ging bereits unter und die letzten Strahlen erleuchteten das Meer und tauften es in warmes und hoffnungsvolles Orange. So fühlt es sich also an, zu sterben. Ich dachte, es würde schneller gehen. Ich höre ihre Stimmen, doch mein Körper rührt sich nicht. Komisch, ich habe gar keine Angst und Schmerzen habe ich auch nicht mehr. Obwohl Zorro sich nicht rühren konnte, nahm er die Stimmen seiner Freunde wahr. Es ärgerte ihn, dass er ihnen nicht antworten konnte oder ihnen irgendein Zeichen geben konnte. Als Luffy seine Hand berührte und sie fest drückte, war er nicht mehr in der Lage zu denken. Luffy würde seinen Traum aufgeben, wenn er jetzt starb. Nein, Luffy! Du musst auch ohne mich weitermachen! Ihr müsst das One Piece finden! Gibt nicht auf, nur weil ihr einen Verlust erlitten habt. Menschen sterben nun mal. Der eine früher, der andere später. Trotzdem müsst ihr nach vorne blicken und niemals aufgeben. Tut es mir zuliebe, hatte er ihm geantwortet, obwohl er wusste, dass Luffy seine Gedanken nicht lesen konnte. Luffy hatte ihn nicht aufgegeben. Luffy war nicht bereit, seinen Kameraden kampflos sterben zu lassen. Luffys Mut und seine Entschlossenheit weckte Zorros Lebensgeister. Auch wenn er selbst davon überzeugt war, dass sein Ende gekommen war, so hatte er immer noch Kameraden, die ihn nicht aufgaben. Also durfte er ihre Bemühungen nicht ignorieren und weiter machen. Auch wenn es schmerzte, musste er leben. Auch wenn er nicht mehr wusste, wo oben und unten war und er zur Untätigkeit verdammt war, so hatten Luffys Worte ihn erreicht. Die verdammte Thriller Bark sollte nicht das letzte sein, was er gesehen hatte. Nein, noch einmal wollte er das Lachen seines Kapitäns hören, das ihn mit wohliger Wärme erfüllte. Das Lachen seiner Freunde, die ihm das Gefühl gaben, einen Ort gefunden zu haben, wo er hingehörte. Den Himmel und das Meer, die ihm jedes Mal aufs Neue bewusst machen, wie klein er war. »Ich will dich an der Spitze sehen... nein, ich will neben dir stehen und als dein Crewmitglied, als dein Freund, als dein Gefährte, den Sieg genießen. Ich möchte dieses Leben mit dir leben. Und den anderen. Die See ruft nach mir und so auch das Abenteuer. Ich darf ihren Ruf nicht unbeantwortet lassen, nicht wahr?« Er hörte Chopper, der panisch hin und her im Zimmer wanderte. Er musste sich zurück ins Leben kämpfen. Mit aller Macht versuchte er die Augen zu öffnen. Doch es gelang ihm nicht. Wie lange lag er nun schon hier? Wie viel Zeit war vergangen, nachdem er diesen Handel mit Kuma gemacht hatte? Er hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Alles war schwammig und vermischte sich. Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. In seinen Träumen sah er Kuina und er erinnerte sich an das Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Stimmt. Der beste Schwertkämpfer der Welt. Das wollte er doch werden. Wie sollte er ihr im Totenreich gegenüberstehen und ihr erklären, dass er ihren Wunsch und das Versprechen, das sie verband, nicht eingehalten hatte? Dass er von einem Mitglied der Marine getötet wurde und nicht mal versucht hatte, zu kämpfen? Ha. Ja, er musste kämpfen. Das hatte er doch schon immer. Schwäche zu zeigen und aufgeben zu wollen, das passte doch überhaupt nicht zu ihm! Außerdem musste er doch noch Luffy ausschimpfen, weil dieser ohne nachzudenken, in jede Gefahr lief und nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Kameraden, gefährdete. Es gab noch vieles, das er erledigen musste, bevor er von dieser Welt ging. Also gab er alles und öffnete die Augen. Sein Umfeld war verschwommen. Das warme, flackernde Licht der Lampen, blendete seine Augen. Zu seiner Linken sah er das kleine Regal mit den verschiedenen Fläschchen, die für verschiedene Wehwehchen verwendet wurden. Als er seinen Blick zu seiner Rechten warf, sah er das kleine Rentier, das hoch konzentriert an seinem Schreibtisch saß und irgendwelche Kräuter zerrieb. Scheinbar hatte er wieder Ruhe gefunden und sich zusammengerissen. Er war so sehr auf das Verreiben der Kräuter fixiert, dass er nicht mal mitbekam, dass Zorro aufgewacht war. Es musste bereits spät am Abend sein. Das Schwanken des Schiffs verriet ihm, dass sie auf Höchstgeschwindigkeit segelten. Sein Körper rührte sich dennoch nicht. Sein Versuch etwas zu sagen, misslang. Immer wieder musste er blinzeln, denn die unendliche Müdigkeit, die über ihn fiel, wollte einfach nicht verschwinden und attackierte ihn immer und immer wieder. Die Stimmen der anderen, die draußen auf dem Deck beschäftigt waren, drangen nur gedämpft zu ihm. Sie alle waren fleißig. Es war ihm unangenehm, dass er so hilflos war und auf die Hilfe anderer angewiesen war. Das gefiel ihm gar nicht. Andererseits beruhigte es ihn ungemein, dass Luffy und die anderen für ihn kämpften und ihn nicht aufgaben. Es war ein schönes und beruhigendes Gefühl, zu wissen, dass auch dann jemand für ihn da war, wenn er sich selbst nicht mehr zu helfen wusste. Die Sicherheit sich einfach fallen lassen zu können, mit dem Wissen, dass er aufgegangen werden würde, gab ihm Kraft. Er konnte seine Augen nicht mehr aufhalten. Wieder eroberte ihn die Müdigkeit. Er träumte nicht. Kapitel 4: Harte Schale, weicher Kern ------------------------------------- „Gut, wir sind an der Küste und bisher habe ich kein einziges Marineschiff gesehen“, fasste Nami zusammen und überlegte weiter, um ihre nächsten Schritte genau planen zu können. „Wir müssen Zorro in ein Krankenhaus bringen, wo er richtig behandelt werden kann. Das heißt, dass wir ihn transportieren müssen. Auf einer Liege wäre zu auffällig, also... vielleicht eine Karre?“ „Das wäre das Beste. Er darf nicht zu viel bewegt werden, sonst reißen die Wunden auf. Zorro hat bereits viel zu viel Blut verloren. Noch mehr und er erleidet einen Schock. Das müssen wir auf jeden Fall vermeiden“, beendete Usopp und ließ sich neben Nami auf den Boden fallen. Tief einatmen. Seine Arme zitterten vor Anstrengung. Normalerweise kümmerte sich Zorro um das Segel. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie viel er Grünhaarige leistete und das ohne zu Meckern. Seine Hilfe war selbstverständlich für sie gewesen und jetzt, wo er ausfiel, wurde ihm klar, wie unheimlich wichtig Zorros Stärke für die gesamte Mannschaft war. Mit Leichtigkeit drehte er das Segel, zog die Seile zusammen und stand wie ein Fels in der Brandung. Nichtmal starke Orkanböen oder bedrohliche Wellen, die auf das Deck schwappten, hatten ihn je aus der Fassung gebracht oder gar auf den Boden geworfen. Usopps Knie waren aufgeschürft. Die starken Winde hatten ihn mehr als einmal von den Füßen gefegt. Am Himmel leuchteten die Sterne. Ein Glück, dass sie wenigstens mit einer wolkenlosen Nacht gesegnet wurden. Usopp hatte echt Schiss, als plötzlich Wolken auftauchten, da er mit einem Sturm gerechnet hatte. Mit dem Coup de Burst hatten sie jedoch das Unwetter hinter sich gelassen und waren in ruhigeren Gefilden gelandet. Die Grandline war absolut nicht vorhersehbar und man konnte nie wissen, wann der nächste plötzliche Wetterumschwung aufwartete. Ein Glück, dass Namis Gespür für Wetterlagen so ausgeprägt war und sie jede noch so kleinste Veränderung wahrnahm. Die Insel war relativ groß. Bereits aus der Ferne hatte er eine Stadt erkennen können, also hatten sie ganz sicher ein richtiges Krankenhaus. Nur die einzige Unsicherheit blieb: würden die Ärzte der Insel Zorro überhaupt behandeln? Schließlich handelte es sich um einen gesuchten Piraten mit einem beachtlichen Kopfgeld. Nach ihrem Sieg gegen Moria würden die Summen auf Zorros und Luffys Köpfe sicher noch mal in die Höhe schnellen. Usopp hoffte, dass die Nachricht über Morias Niederlage nicht allzu schnell die Runde machte. Es waren fast zwei Tage vergangen. Genau genommen müsste es noch dauern, bis die Marine die neuen Steckbriefe herausbrachte und mit etwas Glück waren die Gesichter der beiden auf dieser Insel noch nicht allzu bekannt. Glück. Usopp grummelte. Wann hatten sie denn schon mal Glück? Die Thriller Bark hatte ja bewiesen, dass sie das Unglück magisch anzogen. Und schon meldete sich seine Inselphobie! „Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren“, kam es entschlossen von Sanji, der im Mundwinkel eine Zigarette angezündet hatte und nun einfach das Ruder übernahm, weil es ihm hier eindeutig zu langsam voranging. Er musste Zorro doch noch richtig runter putzen und ihm die Meinung sagen. Allein schon, weil er ihn ausgeknockt hatte, um den Helden zu spielen! Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Wie sollte er mit ihm schimpfen, wenn er jetzt starb? Also war jetzt keine Zeit zum Ausruhen. Brook, Franky und Robin blieben beim Schiff. Als Piraten, die an einer fremden Insel ankerten, war es immer notwendig, dass einige Leute zurückblieben und das Schiff im Falle eines Überfalls verteidigten oder schnell weg manövrierten, wenn die Marine am Horizont erschien. Auch wenn sie bisher immer die Oberhand behielten und die Kämpfe zu ihren Gunsten ausgingen, war es doch besser, man wich Schwierigkeiten aus. Vermutlich hätte Luffy da etwas Anderes gesagt. Chopper wurde leicht panisch, als sie Zorro gemeinsam auf den Karren hievten und sich der Stadt näherten. Was wäre, wenn niemand bereit war, ihnen zu helfen? Was wäre, wenn die Transport zu anstrengend für den Verletzten war und er einen septischen Schock erlitt? Er blieb nah bei Zorro und setzte sich in dem kleinen Karren direkt neben ihn, um weiterhin seinen Zustand zu überwachen. Luffy zog den Karren allein. Sie alle hatten sich Kutten übergezogen, um nicht erkannt zu werden. Natürlich war es genauso verdächtig, wenn eine Gruppe vermummter Personen mit einer Karre im Schlepptau die Stadt betrat, aber so würden wenigstens ihre Gesichter nicht erkannt werden. Sanji und Usopp hielten Ausschau nach Menschen. Dadurch dass es bereits spät in der Nacht war, waren nicht viele Leute unterwegs. Das erleichterte wenigstens das Vorankommen. Aber so konnten sie auch niemanden um Informationen fragen. Schließlich blieben sie vor einem Pub stehen. Sanji ging entschlossen hinein. Als er die Tür öffnete, bemerkte er, dass hauptsächlich Männer im Pub waren. Viele von ihnen mit großen Gläsern vor ihnen, gefüllt mit Bier. Hoffentlich waren sie nicht schon zu betrunken, um ihm richtige Auskunft zu geben. Als er dem Tresen näher kam, hoben einige von ihnen die Blicke und sahen ihn missmutig an. Ein neues, unbekanntes Gesicht weckte natürlich Interesse. Der Barkeeper polierte ein Glas. Seinem neuen Kunden schenkte er nur wenig Aufmerksamkeit, hörte stattdessen den beiden lachenden Männer zu, die direkt vor ihm am Tresen standen. Dann prustete er lauthals los. Sanji interessierte es nicht, worüber sie lachten. Er war genervt. Was war das denn für ein Kundenservice? Auf dem Baratié wäre das undenkbar gewesen. Gut, Sanji hatte sich auch so verhalten, vor allem älteren Männern gegenüber, aber jetzt, wo er selbst so behandelt wurde, war er unheimlich wütend darüber. „Hey! Ich rede mit dir!“, meckerte er dann, nachdem der Barkeeper ihn nach mehrmaligen Ansprechen keine Beachtung schenkte. „Hör mal zu, Jungchen. Ich weiß nicht, wer du bist oder wo du herkommst, aber hier herrschen andere Regeln. Also zieh Leine“, gab er harsch zurück. „Wie bitte? Was muss ich denn tun, damit man mir Gehör schenkt, häää?!“, knurrte er zurück und kam dem Typen bedrohlich näher, zog seine Augenbraue runter. Der Barkeeper ignorierte nun seine Existenz. Sanjis Auge zuckte merklich. Was bildete der sich eigentlich ein? Ihn zu ignorieren?! Sanji war dermaßen wütend darüber, wie Luft behandelt zu werden, dass er nun mit dem Fuß auf den Tisch des Tresens trat und tief Luft holte. „Du wirst mir jetzt meine Fragen beantworten oder ich werde mächtig sauer! Hörst du das, Alter? Ich haue sonst dein Lokal kurz und klein und dich gleich mit!“ Die Männer im Pub fingen an laut zu jubeln. Der Blonde wusste nicht warum, aber aus irgendeinem ihm nicht nachvollziehbaren Grund bejubelten sie seine Aktion. Nun drehte sich der Barkeeper um, füllte das Glas, das er bis eben poliert hatte, mit den goldenen Flüssigkeit und stellte es mit einem lauten Geräusch direkt vor seinem Kunden ab. Er grinste breit. „Hier sind nur echte Männer unterwegs“, begann er und lachte nun. „Wenn du etwas willst, nimm es dir! Wenn du was zu sagen hast, raus damit! Jetzt hast du die richtige Einstellung!“ Völlig perplex starrte er den Barkeeper an. Sein Blick wechselte zwischen dem gut gefüllten Glas und dem bärtigen Mann vor sich hin und her. Dann nahm er den Fuß vom Tisch und verstaute seine Hände wieder in den Hosentaschen. Gut, wenn das hier so gespielt wurde... immerhin war Sanji der männlichste Mann überhaupt, also kein Problem sein Testosteron freien Lauf zu lassen. Die alten Kerle in dem Lokal, die bis eben laut gejubelt hatten, waren wieder in ihren eigenen Gesprächen vertieft. „Oi, Alter. Sag mir gefälligst, wo das nächste Krankenhaus ist“, kam es dann von ihm und er schenkte seinem Gegenüber einen herablassenden Blick. „Krank?“, fragte der Mann mit einem spöttischen Unterton in der Stimme. „Schwächlinge kriegen hier keine Antworten“, murrte er dann und grinste herausfordernd. Die anderen Männer am Tresen drehten sich nun zu dem Blonden und sahen ihn erwartungsvoll an. Was würde er kontern? Irgendein cooler Spruch? Mit Höflichkeit kam man in diesem Lokal nicht sehr weit! „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du ein Zimmer dort brauchen“, kam es selbstbewusst von Sanji, der sich kein bisschen von Typen hier einschüchtern ließ. Ganz nebenbei holte er seine Zigarette aus seiner Tasche, zündete sie an und nahm einen genüsslichen Zug, ehe er den Qualm seinen Gegenüber direkt ins Gesicht pustete und breit grinste. „Oha? Wer sagt, dass du einen Kampf gewinnst? So dünn wie deine Ärmchen sind, kannst du ja nicht mal die Maß vor dir heben!“ „Ist das so?“ Sanji nahm das Glas und trank den gesamten Inhalt in nur wenigen Schlücken aus. Als Crewmitlied der Strohhutpiratenbande war er viel trinken gewohnt und das bisschen haute ihn nun wirklich nicht aus den Socken. Knallend stellte er das Glas ab, steckte sich seine Zigarette wieder in den Mund und nahm erneut einen Zug. Die Glut glühte rötlich. Erneut pustete er dem Alten den Qualm ins Gesicht, so dass dessen Augen tränten. Sein Stolz verbot es ihm jedoch, sich die Tränen wegzuwischen, also kämpfte er gegen das Brennen und die aufkommenden Tränen. Der Kleine hatte echt was drauf. „Das macht dann 100 Berry“, grinste er dann und verschränkte die Arme. Unbeeindruckt knallte Sanji den Typen den doppelten Betrag auf den Tresen. „Nimm 200 Berry, du siehst ja schon so arm aus“, spöttelte er weiter. „Du hast es drauf, Jungchen. Du siehst aus wie ein Weichei, aber hast echte Eier. Das Krankenhaus ist ungefähr einen Kilometer von hier entfernt. Wenn du der Straße folgst, wirst du immer wieder Schilder sehen, die dir den Weg weisen. Das Gebäude steht auf einem Hügel, sollte eigentlich auch von hier schon zu sehen sein“, erklärte er dann und hielt Sanji eine Hand hin. Er musste überlegen. Sollte er diesen Händedruck erwidern. War ja voll eklig... bei einer hübschen Lady wäre das etwas anderes gewesen. Sanji schlug trotzdem ein und die beiden grinsten. Mit dem Blick nach vorne gerichtet, verließ er das Lokal und kam seinen Freunden näher, die draußen auf ihn warteten. „Das hat aber gedauert“, meckerte Usopp und tippte ungeduldig mit einem Fuß auf und ab. „Hast du getrunken?!“, rief Nami schockiert aus. „Nami-swan~ ♥“, sang der Blonde und tänzelte um seine schöne Prinzessin umher. „Soll ich dir einen Drink ausgeben?“, fragte er, doch anstelle einer Antwort, erhielt er eine Faust, die ihn ins Gesicht traf und zu Boden warf. „Keine Zeit für so was! Wo müssen wir hin?“, wollte sie stattdessen wissen. Sanji richtete sich rasch wieder auf. Trotz seiner geschwollenen Backe, räusperte er sich und erklärte seinen Freunden, wo sie hin mussten. Sie drehten sich um und konnten das Gebäude bereits auf dem Hügel erkennen. Sie machten sich direkt auf den Weg. Keine Zeit für Umschweife! Luffy beeilte sich so sehr, dass der Karren hin und herschaukelte. „Luffy! Etwas langsamer! Das Wackeln könnte Zorros Zustand gefährden!“, rief Chopper seinem Kapitän entgegen. Dieser wurde sofort langsamer. Es ärgerte ihn, dass sie so in Eile waren und trotzdem dazu verdammt waren, das viel zu langsame Tempo beizubehalten. Luffy war dazu gezwungen, es langsam angehen zu lassen. Eine Eigenschaft, die er sonst gar nicht beherrschte. Aber weil es um das Leben eines Freundes ging, hielt er sich zurück. Usopp und Nami betrachteten die Umgebung neugierig. Es musste eine kleine Insel sein, die als Selbstversorger von der Außenwelt abgeschnitten war. Als sie an der Küste entlang fuhren, um einen entlegenen Ort zum Ankern zu finden, wo sie nicht direkt entdeckt wurden, lagen kaum Schiffe am Hafen vor. Sie näherten sich dem Hügel. Es war fraglich, ob sie überhaupt reinkamen. Was, wenn Luffys Gesicht erkannt wurde und sie die Marine benachrichtigten? Was, wenn die dort angestellten Ärzte, sich der Behandlung verweigerten? Chopper behandelte jeden. Denn es war seine Pflicht und sein Wunsch als Arzt Leben zu retten. Da spielte Herkunft keine Rolle. Seine Priorität war es zu helfen, doch hatten andere Ärzte dieselben Gedanken? Schon wieder machte sich Unmut in Choppers Herzen breit. Vorsichtig tupfte er dem Grünhaarigen den Schweiß von der Stirn. Dicker Nebel schloss ihn ein. Es gab kein Entrinnen. Der Nebel war bereits so dick, dass er nicht mal mehr seine eigenen Hände vor Augen sehen konnte. Eine kalte und bedrückende Kälte schien ihn zu überwältigen. Doch er weigere sich nachzugeben. Er lief drauf los. War es Angst, die ihn vorantrieb? Oder der Wunsch herauszufinden, was sich hinter dem Nebel verbarg? Zu sehen, was die Zukunft für ihn bereit hielt? Jedes Mal, wenn diese eiskalten Hände ihn zu Boden zu ringen versuchten, schüttelte er sie ab und lief weiter, nur um nach einigen Metern stehen zu bleiben und nach Luft zu ringen. Noch nie hatte das das Laufen so anstrengend gefunden. Dabei war er doch durch und durch trainiert. Seine Kondition war überdurchschnittlich, beinahe übermenschlich. Doch jetzt fühlte er sich schwach. Beinahe hilflos. Wie lange wanderte er in diesem unendlichen weiß, das seine Augen blendete, schon umher? Er lief weiter. Auf keinen Fall stehen bleiben. Denn blieb er stehen, würde der Griff des Todes ihn festhalten und mit sich ziehen. Das konnte er nicht zulassen. Nicht, so lange seine Freunde um sein Leben kämpften, also durfte auch er nicht aufgeben. Sein Körper fühlte sich unendlich schwer an. Plötzlich stolperte er und fiel zu Boden. Entspannung. Am Boden zu liegen, gab ihm das Gefühl, dass alles andere nicht mehr wichtig war. Für einen Moment war absolut sorgenfrei. In der Ferne hörte er Luffys Lachen. Seine Stimme. So warm. Fröhlich. Motivierend. Trotzdem weigerte sich sein Körper ihm zu gehorchen und er schloss für einen Moment die Augen. »Steh auf. Steh auf, Zorro! Bleib jetzt nicht liegen, sonst sehen wir uns nie wieder!«, drang eine Stimme zu ihm. Müde blinzelte er. Wo kam die Stimme her? Nein, er wollte nicht mehr aufstehen. Seine Glieder schmerzten. Jeder Schritt war qualvoll. Selbst das Atmen fiel ihm so unendlich schwer. Besser er blieb liegen. „Zorro!! Gib jetzt nicht auf!!“, schrie Chopper plötzlich. Seine Stimme zitterte. Sanji, Usopp und Nami drehten sich sofort zu dem kleinen Rentier um, der in seiner Panik mit einer Wiederbelebungsmaßnahme begonnen hatte und sich nun in seine menschliche Form verwandelte, um den Grünhaarigen über Mund-zu-Mundbeatmung am Leben zu erhalten. Immer wieder presste er gewaltsam Luft in seine Lungen und massierte seinen Brustkorb. Luffy blieb für einen Moment stehen. Seine Augen weiteten sich. Er umfasste die Griffe des Karren noch fester. So fest, dass seine Knöchel weiß wurden und er fasste einen letzten, verzweifelten Entschluss. Ihm blieb keine Wahl mehr. Alles oder gar nichts. In seinem Blick lag Entschlossenheit. Seine Pupillen verkleinerten sich und sein Mund formte einen umgedrehten Halbmond. Dann lief er los, so schnell er konnte. Chopper erschreckte erst, als der Wagen plötzlich wieder an Fahrt aufnahm, doch er ließ sich nicht beirren und tat alles, was er konnte. Die anderen drei liefen dem Karren hinterher. „Du gibst also auf, ja?“, hörte er eine weibliche Stimme. Wieso hörte er Kuina? War sie im Nebel verborgen? War das hier etwa schon das Totenreich? „Öffne deine Augen, Zorro. Sieh mich an“, sagte sie mit ihren sanften Stimme und kniete sich zu ihm herunter, legte ihre Hände auf seine Wangen. Zorro kämpfte. Mit letzter Kraft öffnete er die Augen und sah in das kindliche Gesicht des Mädchens, für das er diese Reise angetreten hatte. Wie in seiner Erinnerung war sie noch ein Kind. Ihre Gesichtszüge ließen darauf schließen, dass sie enttäuscht war. „Du hast nie aufgegeben und immer gekämpft. Wieso bleibst du liegen, Zorro? Steh auf. Denn wenn du es nicht tust, ist das das Ende deiner Reise.“ „Warum bist du hier?“, hauchte er und versuchte bei Bewusstsein zu bleiben. „Weil du den Willen zu kämpfen verloren hast. Du bist immer so vorschnell und verrennst dich in deinen dummen Ideen. Irgendjemand muss dir doch den Kopf waschen.“ „Ich kann nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr aufzustehen.“ Er schloss die Augen. Sie umfasste sein Gesicht fester. Er öffnete wieder seine schweren Lider. Seine Augen waren glasig. „Weißt du noch, was du mir versprochen hast? Du warst immer ehrenhaft und mutig. Du hast deine Versprechen nie gebrochen und hast gekämpft. Auch ihm hast du ein Versprechen gegeben. Man darf Versprechen nicht brechen. Also steh jetzt auf, du alter Sturkopf!“ „Immer gibst du Befehle... siehst du nicht, dass ich am Ende bin?“ „Ich sehe, dass du dabei bist, dich selbst zu verlieren. Ich wollte nicht sterben. Ich hatte Träume. Ich wollte leben! Doch niemand kann das Schicksal aufhalten. Mir bleibt nur noch Reue, für dich ist es aber noch nicht zu spät. Noch ist es nicht zu Ende. Noch bist du am Leben. Kämpfe weiter und erfülle dein Versprechen. Er lebt auch noch. Ohne dich kann sein Traum nicht in Erfüllung gehen.“ Stimmt. Zorro erinnerte sich. Er hatte Luffy versprochen, ihn zum König der Piraten zu machen und er selbst wollte der beste Schwertkämpfer der Welt werden. Nicht nur, weil es Kuinas Wunsch war. Er wollte, dass die Welt seinen Namen kannte und dass seine Fähigkeiten als Schwertkämpfer anerkannt wurden. Doch in erster Linie wollte er Luffy helfen. Jetzt aufzugeben und liegenzubleiben, das passte doch gar nicht zu ihm. Luffy hätte das auch nicht gewollt. Für einen Moment hatte er seine Ziele aus den Augen verloren. Doch jetzt waren sie wieder klar vor ihm. Kuina half ihm auf die Beine. In der Ferne hörte er wieder Luffys Stimme. Kapitel 5: Kampf ums Überleben ------------------------------ „Er atmet wieder...“, murmelte Chopper und vergoss durch die Erleichterung Tränen. Er hatte ja damit gerechnet! Aber er wollte es nicht wahrhaben! Natürlich verschlechterte sich sein Zustand. Chopper war sich sicher, dass sein Patient einen septischen Schock erlitten hatte. Ein lebensgefährlicher Zustand, bei dem das Herz nicht mehr die Kraft hatte, die Organe mit genügend Blut zu versorgen, wodurch es auch zu einem Sauerstoffmangel kam. Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit. „Zorro... du bist so stark...“, flüsterte er dem Schwertkämpfer entgegen und streichelte liebevoll dessen Stirn, strich ihm die einzelnen Strähnen aus dem Gesicht. Weiterhin bemühte sich Chopper darum, ihn am Leben zu erhalten. Hoffentlich würde er keine nachträglichen Schäden durch den Sauerstoffmangel erleiden. Zorros Kampf ums Überleben war ein stetiger Schlagabtausch. Jedes Mal, wenn Chopper glaubte, dass sein Zustand stabil war und er fürs Erste in Sicherheit war, machte ihm das Schicksal einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Und trotzdem kämpfte Zorro. Er weigerte sich zu sterben. Wie unglaublich stark er war. Chopper wünschte, dass auch er so stark sein würde. Irgendwann. In der Zukunft. Weil sein Patient mit allen Kräften kämpfte, wollte auch er weiter machen. Sämtliche Zweifel waren nun vergessen. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Auch wenn er noch nicht ausgelernt war und es ihm an Erfahrung und Wissen noch mangelte, konnte er nicht einfach aufgeben. Er musste instinktiv das tun, von dem er glaubte, dass es das Beste war. Vielleicht machte er einen Fehler. Und vielleicht war eine Entscheidung nicht richtig. Aber alles war besser, als still daneben zu sitzen und nichts zu tun! Sie blieben vor dem Krankenhaus stehen. Usopp lief in das Gebäude hinein. Bisher kannte man ihn nur als Sogeking. Niemand wusste, dass der Sogeking in Wirklichkeit der Pirat Usopp war, also wägte er sich wenigstens in dieser Hinsicht in Sicherheit. „Unser Freund ist schwer verletzt!“, brüllte er der Rezeptionistin entgegen, die den Hörer der Dendenmushi fallen ließ und ihn erschrocken ansah. „Wo ist er? Was ist passiert?“, wollte sie wissen und konzentrierte sich sofort auf die Notsituation. Luffy wartete erst gar nicht darauf, dass man ihn rein rief, ungefragt kam er mit dem Karren im Schlepptau durch die Eingangstür. Seine Atmung ging stoßweise. Er war den gesamten Hügel hoch gelaufen und nun flehten seine Lungen nach frischer Luft. Die Anstrengung ignorierte er. Müdigkeit? Dafür war nun wirklich keine Zeit! „Bitte retten Sie ihn!“, sagte Luffy. Der heran eilende Arzt blieb vor Schreck die Spucke weg. „Was macht Monkey D. Luffy hier?!“, rief er erstaunt und blieb auf der Stelle stehen. Luffys Kapuze war ihm von Kopf gefallen, da er den Berg hoch geeilt war und der Gegenwind ihm seine Tarnung entriss. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sein Gesicht wieder zu verdecken. Sanji, Usopp und Sanji fiel die Kinnlade runter. Typisch für ihn! „Ich flehe Sie an!“, rief Luffy. Es war ungewöhnlich für ihn, andere Leute zu siezen oder gar zu bitten. Es war ihm ernst. Für Zorro würde er alles tun. „V-verschwinde!“, krächzte der Arzt. Seine Angst vor einem gesuchten Piraten war ihm deutlich anzusehen. Luffy sah ihn unentwegt an. Noch immer waren seine Augen vor Schock geweitet. Er sagte nichts. Ließ den Karren los und kniete sich vor dem Mann auf den Boden. „Ich flehe Sie an! Retten Sie meinen Freund! Ich tue alles, was Sie von mir wollen!“, sagte er und drückte seinen Kopf als Zeichen seiner Demut gegen den Boden. Selbst wenn diese Menschen ihn nun an die Marine übergeben würden, war das immer noch besser, als für den Tod eines Freundes verantwortlich zu sein. Wenn Zorro stirbt... gebe ich auf. Dann möchte ich auch nicht mehr Piratenkönig werden, dachte er. Niemals würde er einen Freund für seinen Traum opfern. Zorro hatte genug gelitten. Was war schon sein Stolz wert? Was brachte ihm sein Stolz als Pirat, wenn er dafür einen Gefährten opfern musste? So wollte er nicht Piratenkönig werden. Lieber starb er oder ließ sich hinrichten, bevor er zuließ, dass seinetwegen seine Freunde zu Schaden kamen. Sie waren Nakama. Und als solche würde er für jeden einzelnen von ihnen bis zum bitteren Ende kämpfen. Überrascht von der Demut des Schwarzhaarigen, seufzte der Doktor und orderte seine Krankenschwestern und Pfleger dazu an, alles für eine bevorstehende Operation vorzubereiten. Sie nahmen Zorro mit und verschwanden im OP-Raum. Chopper sah ihnen wehmütig hinterher, fasste dann einen Entschluss und folgte ihnen. „Ich möchte Ihnen helfen! Ich bin auch Arzt!“ Etwas verdutzt sah der Doktor das kleine Rentier an. Er nickte ihm zu. Keine Zeit für Diskussionen. Zorros Leben war wichtiger als alles andere. Luffy, Nami, Usopp und Sanji saßen schweigend nebeneinander im Wartebereich. Luffy hatte den Kopf zu Boden geneigt und die Hände gefaltet. Sanji war sich nicht sicher, ob er für Zorro betete. „Er kommt durch“, meinte Sanji dann, um die unangenehme Stille zwischen ihnen zu durchbrechen. Es waren bereits mehrere Stunden vergangen. Der Himmel färbte sich langsam in ein helles Blau, bald würde die Sonne aufgehen. Bei Sonnenaufgang würde klar werden, ob Zorro überlebt hatte. Sanji musste sich selbst davon überzeugen, dass alles gut werden würde. „Zorro wird überleben“, setzte er dann noch an. Nami nickte. „Er ist doch viel zu dumm, um zu sterben... er ist doch so orientierungslos... der findet doch gar nicht den Weg ins Jenseits. Am Ende kommt er immer zu uns zurück“, sagte sie und rang sich zu einem Lächeln. Ihre Stimme war bedrückt. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie wollte nicht weinen. Das Schluchzen zu unterdrücken fiel ihr schwer. Die Angst saß tief. Als Zorro auf dem Weg zum Krankenhaus aufhörte zu atmen, wurde ihr bewusst, dass das Leben viel zu schnell vorbei sein konnte. Bellemere hatte sie doch schon verloren. Diese Machtlosigkeit dem Tod gegenüber machte ihr unendliche Angst. „Solange wir an ihn glauben, wird alles gut“, seufzte Usopp, der sich über die Augen wischte und schniefte. Usopp war schon immer nah am Wasser gebaut und neigte dazu, seine Emotionen nach außen zu zeigen. „Dann heult nicht“, knurrte Luffy. Alle drei schreckten auf und sahen ihren Kapitän an, der immer noch nicht den Kopf gehoben hatte. Seine Augen waren geschlossen. Er atmete noch mal tief ein und hob nun den Blick. Er sah die Zukunft vor sich. Und an seiner Seite waren all seine Kameraden. Zorro gab nicht auf. Und Luffy weigerte sich, seinen Tod zu akzeptieren. Es war noch nicht vorbei. „Ich werde nicht weinen, solange er nicht wirklich tot ist. Man weint, wenn Menschen sterben! Aber Zorro lebt noch! Und er kommt zu uns zurück. Also hört auf zu heulen, Leute! Unsere Reise ist noch nicht zu Ende.“ Luffy atmete tief ein. Sein Optimismus und seine Hoffnung erfüllte die anderen mit Mut. Nami und Usopp wischten sich die Tränen weg. Ihr Kapitän hatte Recht. Es war noch viel zu früh, um Tränen zu vergießen. „Luffy, gleich bin ich bei dir... ich gebe nicht auf“, flüsterte Zorro und lief weiter durch den dicken Nebel. Auch wenn er nicht sehen konnte, was vor ihm lag, hielt ihn das nicht auf. Seine Beine zitterten und er spürte eine eisige Kälte, die ihm langsam den Rücken hoch kroch, aber aufgeben würde er nicht. Er war zu schwach um zu kämpfen, aber zu stark um aufzugeben. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als an seine Freunde zu glauben und sich an das Bild zu klammern, das er vor seinen Augen sah. Die Zukunft, die ihn an der Seite seiner Freunde und seines Kapitäns erwartete. Auch der scheinbar endlose Nebel, der sich vor ihm erstreckte und ihm die Sicht versperrte, hielt ihn nicht auf, denn er hatte einen Ort, an den er zurückkehren musste. Drei Tage vergingen, in denen Zorro nicht aufwachte. Durch die Dialyse wurden seine inneren Organe gereinigt, das Beatmungsgerät unterstützte seine Lunge und die zahlreichen Infusionen sorgten dafür, dass sein Körper ausreichend Nährstoffe und Flüssigkeit bekam. Chopper, der in diesem Krankenhaus zwar nicht arbeitete, bekam das Gefühl, hier viel zu lernen und wichtige Erfahrungen für später zu sammeln. Der Doktor hatte sich vorgestellt. Er nannte sich Hinode und sie verstanden sich auf Anhieb gut. Am Anfang hatte er sich etwas gesträubt, das kleine Rentier neben seiner Seite zu akzeptieren, das äußerst motiviert hinter ihm her tapste und ihm gespannt zusah, immer wieder Fragen stellte und nützliche Tipps gab, doch jetzt fand er es ganz angenehm. „Doktor Chopper, reichen Sie mir doch die Krankenakte“, hatte er gesagt und Choppers kleine Augen strahlten. Er tat wie ihm geheißen. Es kam so selten vor, dass er sich als Arzt richtig ernst genommen fühlte. Er begleitete Doktor Hinode bei seinen Patientenbesuchen und lernte einige neue Kniffe und Tricks, die ihm bei seinem Werdegang zum Arzt hilfreich sein würden. Der Mann war im mittleren Alter, hatte zwei Töchter und war verheiratet, hatte Chopper so ganz nebenbei aufgeschnappt. Sein Beruf als Arzt lag ihm im Blut, sodass Chopper schnell Vertrauen zu ihm aufbaute, welches auf Gegenseitigkeit beruhte. Hinode war erstaunt über seinen ungewöhnlichen Kollegen. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie ein sprechendes Rentier gesehen und erst recht nicht eines, welches in der Medizin bewandert war. „Ich danke Ihnen, dass sie uns nicht an die Marine verraten haben, Doktor Hinode. Nicht jeder hätte das getan“, meinte Chopper und nippte an seiner Erdbeermilch. „Nun, es ist doch meine Pflicht als Arzt Leben zu retten und sie nicht zu gefährden! Sie fühlen da doch sicher die gleiche Verantwortung, nicht wahr?“ „Ja! Zorro geht es schon wieder besser. Was glauben Sie, wie lange es dauert, bis es wieder zu sich kommt?“ „Er hatte eine schwere Blutvergiftung und mehrere innere Blutungen. Dadurch, dass sein Gehirn mehrmals kein Sauerstoff bekam, kann ich nicht genau vorhersagen, was als Nächstes passiert. Eines steht fest: dieser Mann ist hart im Nehmen. Wenn es so etwas wie einen Gott gibt, dann hält er seine schützende Hand über ihn“, lachte er und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Oder er hat einen sehr verlässlichen Schutzengel“, fügte er mit einem Lächeln hinzu. „Monkey D. Luffy ist jeden Tag hier. Auch das wird seiner Genesung helfen. Seine Freunde geben ihm Kraft, da bin ich mir sicher.“ Am nächsten Morgen, als die Sonne aufging, saß Luffy immer noch neben dem Bett des Schwertkämpfers. Seit er aus dem OP Saal kam, war Luffy keine Sekunde von seiner Seite gewichen. Die anderen Crewmitglieder kamen abwechselnd hierher. Obwohl die Neugierde so groß war und er sehr gerne die Insel erkundet hätte, blieb Luffy standhaft. Er würde erst wieder Spaß haben können, wenn es seinem Gefährten besser ging. Immerhin hatte er wieder eine gesunde Hautfarbe, also war sich Luffy sicher, dass er auf dem Weg der Besserung war. Vorsichtig ergriff er seine Hand. Sie war warm. Zorro war am Leben. Das war das wichtigste im Moment. Die letzten Nächte hatte Luffy kaum ein Auge zugetan. Auch wenn er am lautesten schrie und schimpfte, dass er Vertrauen in Zorro hatte und er nicht sterben würde, so nahm ihn diese Situation mit. Es war ungewohnt für ihn, in einer Lage zu sein, wo er nichts tun konnte. Nur bangen zu können und zu hoffen, dass alles gut ging, gab ihm das Gefühl schwach zu sein. Seine körperliche Stärke und seine Muskeln brachten ihm hier nichts. Dass Menschen so einfach sterben konnten, war schon komisch. In dem einen Moment lachten sie und man alberte herum und im nächsten war alles vorbei. Und dann hatte man nicht mehr die Chance, ihnen das zu sagen, was einem auf dem Herzen lag. Viel zu selten nahm man sich die Zeit, seinen Liebsten zu sagen, wie wichtig sie waren und wie sehr man ihre Anwesenheit schätzte. Im Trubel des Alltags vergaß man so etwas ganz schnell. Man nahm seine Freunde und Familie selbstverständlich und man lebte aneinander her. Doch wenn das Schicksal dann zuschlug und man nicht mehr die Möglichkeit hatte, sich ein letztes Mal in die Augen zu sehen, dann blieb nur noch Reue und tiefe Trauer, die einen in einen Abgrund riss, ein tiefes, schwarzes Loch, das scheinbar keinen Boden hatte. Luffy schätzte seine Freunde und das, was sie leisteten. Doch jetzt, wo er hier so saß, kamen ihm zig Fragen in den Kopf. Wussten seine Freunde, wie sehr er sie mochte? Wie viel es ihm bedeutete, mit ihnen zu reisen? Er hoffte, dass diese Verbundenheit ihrer Seelen und ihr gemeinsamer Herzschlag für jeden von ihnen spürbar war. Auf der Thriller Bark hatte ihn Peronas Angriff negative Hollow getroffen und ihm den Mut zum Leben genommen. Für einen Moment hatte er keinen einzigen positiven Gedanken und auch sein Traum hatte er in der Bedeutungslosigkeit verloren. Der einzige, der davon nicht betroffen war, war Usopp. Fühlte sich Usopp jeden Tag so niedergeschlagen oder lag es nur an seinem unendlichen Pessimismus? Vielleicht sollte er der Sache auf den Grund gehen und sich mal mit Usopp hinsetzen... andererseits war er nicht gerade der Typ, der über solche Dinge ernst reden konnte und er befürchtete, dass er Usopp dann nur unnötig vor den Kopf stieß. Trotzdem sollte er ihn, sobald sie wieder von hier weg waren, zum Angeln einladen und ihm auf seine eigene Art und Weise zeigen, wie viel ihm an seinem Freund lag. Gestern hatte er sich genauso niedergeschlagen gefühlt. Er wollte nicht daran denken, aber dennoch spielte sich diese Szene immer und immer wieder in seinem Kopf ab und ließ ihm keine Ruhe. Als Chopper die Tür zur Küche aufriss und mit Tränen in den Augen rief, dass er nichts mehr tun konnte. Und der folgende Moment, als er Zorros eiskalte Hand in die seine genommen hatte und er den sonst so starken Schwertkämpfer hilflos vor sich liegen sah. Dieser Moment brannte sich in sein Gedächtnis und mit jeden Mal, wo er diesen Gedanken zu verdrängen versuchte, schlich er sich nur noch penetranter an und überraschte ihn von hinten. Das alles wäre nicht passiert, wenn er stärker gewesen wäre. Wäre ich stärker gewesen, dann hätte ich dich beschützen können. All das hätte ich vermeiden können... Verdammt... bin ich stark genug, um König der Piraten zu werden? Große Reden schwingen kann ich ja, aber was, wenn meine Unreife am Ende wirklich jemanden das Leben kostet? Ich muss stärker werden. Viel stärker. So stark, dass ich alle beschützen kann!, dachte er und drückte Zorros Hand noch fester, als würde er einen Schwur leisten wollen. „Warum... schaust du... so düster... Luffy?“, hörte er ein Ächzen. Er hob sofort seinen Blick. Zorro hatte die Augen geöffnet und sah ihm direkt in die Augen. Sein Blick war noch recht glasig und er schien ihn auch nicht allzu gut fokussieren zu können, denn seine Iriden wanderten hin und her. Und trotzdem... er war aufgewacht! Nach fast fünf Tagen des Bangen stand es nun fest: Zorro würde leben. Luffys Augen füllten sich jetzt doch mit Tränen. Scheiße, dabei wollte er doch nicht heulen! Immerhin war Zorro doch gar nicht tot! Er sollte glücklich sein und das war er auch. Warum also konnte er die Tränen nicht unterdrücken? War es die Erleichterung, die sein Körper nicht richtig einordnen konnte? „ZORROOOO!!!“, weinte er so laut, dass Zorro glaubte, dass seine Ohren gleich platzten. Er lächelte und keuchte. Das Sprechen fiel ihm schwer. Die Umgebung war unbekannt. Er wusste nicht, wo er sich befand, aber dass Luffy hier neben ihm saß, beruhigte ihn. Noch immer schmerzte sein ganzer Körper und seine Wunden pochten unaufhörlich, aber der Gedanke, dass seine Qual nun endlich ein Ende gefunden hatte und dass er an der Seite seiner Freunde wieder weilte, gab ihm Kraft. Luffy legte seine Arme um ihn, presste seinen Körper an den seinen. Etwas gequält keuchte Zorro. Mit zittriger Hand legte er seine Hand auf Luffys Rücken. „Du bist 'ne Heulsuse...“, schimpfte er und lachte leise, zuckte dann vor Schmerz zusammen. Eigentlich wollte er ihn zurechtweisen und ihm sagen, dass er als Kapitän nicht heulen durfte, weil ihn sonst niemand mehr ernst nahm, doch es kostete ihn zu viel Kraft, diese Worte auszusprechen, also ließ er zu, dass der Anführer ihrer Gruppe sich an seine Brust drückte und laut jammerte. Sie verweilten einige Minuten so. „Ist gut jetzt... geh runter von mir“, stieß er hervor, keuchte dann. „Tut mir leid, Zorro...“, schniefte Luffy und wischte sich die Tränen weg, grinste breit. „Ich bin so froh, dass du noch lebst. Du kannst doch nicht einfach sterben!“ „Noch bin ich... nicht tot...“, erwiderte der Schwertkämpfer und schnappte nach Luft. „Ich hatte echt Schiss um dich...“, murmelte Luffy und vermied es den Grünhaarigen anzusehen. Mist, wie unangenehm! Jetzt hatte er doch geheult und schwafelte auch noch sentimentales Zeug. Dabei war er doch der Kapitän und musste als Vorbild vorangehen. Ein heulender Kapitän war ja wohl nicht gerade ein Aushängeschild! Sicher würde Zorro gleich mit ihm schimpfen! „Ich weiß. Danke für alles...“, sagte Zorro und versuchte sich aufzurichten, ächzte dann aber vor Schmerzen und ließ sich direkt zurück ins Kissen fallen. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Chopper und Hinode kamen hinein. Auch Chopper begann lauthals zu weinen und tapste auf den Schwertkämpfer zu, blieb direkt vor diesem stehen. „Du bist wach“, stieß er hervor und suchte nach den richtigen Worten. „Ein Glück“, erklärte Hinode und kam ebenfalls näher. „Ich hatte schon befürchtet, dass Sie nicht mehr aufwachen. Willkommen zurück, Lorenor Zorro. Wie geht es Ihnen?“ „Gut... mir ging es noch nie besser“, grinste der Grünhaarige und setzte weiter an. „Wann kann ich wohl wieder trainieren?“, meinte er und sah fragend in die Runde. „DU SPINNST JA WOHL!!“, brüllten Luffy und beide Ärzte im Chor. „Shishishi!“, lachte der Schwarzhaarige und Zorro schloss sich seinem warmen, erholsamen Lachen an. Es war schön, wieder zurück im Leben zu sein. Kapitel 6: Neue Wege -------------------- Nami lief durch die Straßen der Stadt. Zorro war noch nicht aufgewacht und es machte keinen Sinn, neben seinem Bett zu sitzen und zu warten. Sie war die Navigatorin ihrer Crew und sie fühlte sich dazu berufen, einen klaren Kopf zu behalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Zorros schlechter Zustand hatte ihr die Augen geöffnet. Die Thousand Sunny war für eventuelle Notfälle nicht ausreichend ausgerüstet, also hatte sie Usopp und Sanji dazu verpflichtet, mit ihr einkaufen zu gehen. Die beiden glaubten, dass es sich um eine ganz normale Shoppingtour handelte, doch Nami hatte etwas völlig Anderes im Sinn. Vor einer Apotheke blieben sie stehen. Sie war bereits am Vortag hier gewesen und hatte einige Medikamente und medizinische Hilfsmittel in Auftrag gegeben. Es schmerzte sie, dass sie ihr geliebtes Geld, für das sie schließlich hart gearbeitet hatte – immerhin musste sie den ganzen Krempel ja von der Thriller Bark schaffen und aufs Schiff bringen lassen, nicht, dass sie das Gold und die Schatzkisten selbst geschleppt hatte – abgeben musste, jedoch war sie der Ansicht, dass es langfristig gesehen, eine gute Investition war. „Was wollen wir hier?“, fragte Usopp nach und legte den Kopf schief. Sanji war ebenso verdutzt. „Wenn wir zukünftig für Notfälle gewappnet sein wollen, müssen wir nicht nur unsere Medikamentenvorräte auffüllen, sondern auch in medizinische Geräte investieren. Das wird teuer, aber das ist es wert. Chopper wird sich bestimmt auch freuen“, erklärte sie und gemeinsam betraten sie den Laden. Usopp konnte noch immer nicht fassen, wie viel Geld die Orangehaarige ausgegeben hatte und dass sie keine Mine dabei verzog. Sanji und er mussten zwar die schweren Tüten und Kartons tragen und bis zur Sunny schleppen, aber dieses Opfer war gering im Vergleich zu dem, was Nami aufgegeben hatte. Jedoch beschwerte sie sich nicht. Kein einziges Wort verlor sie über die Menge an Geld, die sie ausgegeben hatten. Franky kümmerte sich um die Installation der neuen technischen Geräte. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Usopp sie grinsend. „Was meinst du?“ Nami hob skeptisch eine Augenbraue und beäugte die Langnase, die sich nun einfach neben sie stellte. Sie hatte verträumt aufs Meer geschaut und schien gedanklich irgendwo anders zu sein. Ob sie es bereute, so viel Geld ausgegeben zu haben? Usopp wusste, wie wichtig ihr das Sammeln von Schätzen und Reichtümern war. „Sonst meckerst du immer, wenn wir zu viel Geld ausgeben“, stellte Usopp trocken fest und schielte vorsichtig zu ihr rüber. „Wenn Luffy Piratenkönig werden soll, müssen wir als Team funktionieren. Zorro befand sich in Lebensgefahr, weil wir an der falschen Ecke gespart haben und auch wenn ich das Geld gerne angelegt hätte, wäre es unverantwortlich einfach weiter zu reisen und so zu tun, als wäre nie etwas passiert.“ „Die Thousand Sunny ist zwar schon super ausgerüstet, aber es geht immer besser. Wir sind noch lange nicht am Ziel. Danke, Nami“, meinte er dann und lächelte leicht. „Schon okay... Zorro wird sich bestimmt über die Zinsen freuen“, sagte sie und konnte sich ein fieses Kichern nicht mehr verkneifen. „WAS?!“ Usopp fiel vor Schreck zu Boden. War ja klar, dass das Ganze einen Hacken haben musste! Der arme Zorro! Sobald er wieder unter den Lebenden weilte und dann die horrende Summe sah, die Nami von ihm verlangte, würde er vor Schreck tot umfallen! Alles für die Katz! Nami ging lächelnd in das Zimmer der Mädchen. Natürlich würde sie kein Geld von ihm haben wollen, aber sie wollte auch nicht den Anschein erwecken, dass nun jeder zu ihr kommen und etwas geschenkt bekommen würde. Sie ließ sich auf die Coach fallen und genoss die Ruhe. … Nachdem Zorro endlich auf seinem Koma ähnlichen Zustand erwacht war, war dieser auch der festen Überzeugung, dass es bereits gesund und fit genug wäre, sofort weiterzusegeln. Weder Doktor Hinode noch Chopper konnten das gutheißen und so kam es, dass Zorro immer wieder mit den beiden Streit begann und laut darüber schimpfte, dass es unverantwortlich wäre, zu lange auf dieser Insel zu bleiben, da sie ein Ziel hätten, welches sie nicht aus den Augen verlieren wollten. Doch beide Ärzte blieben stur und ignorierten seine Ausreden und Argumente, denn die Sicherheit und Gesundheit der Mitglieder der Strohhutpiratenbande war wichtiger, als das schnelle Erreichen eines unbekannten Zieles. Auch Luffy, der sonst immer auf ein schnelles Vorankommen drängte, schloss sich der Meinung der Ärzte an. Viel mehr, weil er sich noch viel zu gut an das Bild des fast toten Zorros erinnerte und das Gefühl, als er dessen eiskalte Hand in seine genommen hatte. Grummelnd blieb Zorro also in seinem Zimmer. Ständig wurde ein Auge auf ihn geworfen und die Leute in diesem Krankenhaus und sogar seine eigenen Gefährten behandelten ihn wie ein kleines Kind. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und die Person, die eintrat, machte sich nicht die Mühe, diese wieder vorsichtig zu schließen, sondern knallte sie genauso kraftvoll wieder zu, wie er sie zuvor geöffnet hatte. Es handelte sich bei der Person um den blonden Koch Sanji, der abwertend auf den Grünhaarigen hinunterblickte, der immer noch am Tropf hing und in Verbänden eingewickelt war. Sofort wollte Zorro sich erheben und ihn für sein Betragen anmeckern. Er hieß Sanjis Besuch nicht gut, oder eher seine Art, wie er sich „ankündigte“, aber er freute sich über diese Abwechslung. Besser als gelangweilt im Bett zu sitzen und zu warten, dass er endlich gehen durfte. „Mooskopf“, begann Sanji eher ruhig, noch ahnte man nichts von seiner inneren Aufgewühltheit. „Glaub bloß nicht, dass wir jetzt quitt seien“, knurrte er dann und griff in seine Hosentasche und zückte seine Zigaretten hinaus, stoppte sich selbst jedoch noch im letzten Moment, als er sich daran erinnerte, wo er sich befand. Das Rauchen innerhalb des Gebäudes war strengstens untersagt. Er hielt sich nicht für die grüne Stachelbirne zurück, sondern befolgte lediglich die Regeln des Krankenhauses. „Keine Ahnung, worauf du wieder hinaus willst“, murrte Zorro und zuckte mit den Schultern. „Du weißt genau, was ich meine. Wieso hast du dich eingemischt, hm?!“ Zorro sah Sanji an. Es war nicht seine Absicht, diesen zu ärgern, doch er wusste, dass es vollkommen egal war, was er sagte, denn Sanji würde so oder so wütend reagieren und seine Beweggründe nicht verstehen wollen. Zorro war der Ansicht, dass Sanji zu sanftmütig war. Er hielt sich im Kampf zurück und achtete mehr auf das Wohlergehen seiner Gefährten als auf den eigentlichen Kampfverlauf. Auch wenn er eingebildet klingen mochte, so konnte er mit Stolz behaupten, dass Zorro stärker war als der blonde Topfakrobat. Sein Gesichtsausdruck war immer noch ernst und er antwortete ihn in aller Ruhe. „Weil du sonst gestorben wärst“, war seine schlichte Antwort. Mehr hatte er nicht zu sagen. „Danke für deine Fürsorge, aber steck' sie dir sonst wohin! Ich kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen! Das nächste Mal mischt du dich gefälligst nicht ein!“, keifte er lauter. Sanji war aufgebracht. Zorro behandelte ihn, als wäre er ein Schwächling. Doch das war er nicht! Immer hatte er gekämpft und war stets bereit sein Leben für seine Freunde zu riskieren. „Es ist ein Unterschied, ob man bereit ist, sein Leben zu riskieren oder es wegzuwerfen, Sanji“, meinte Zorro und war immer noch die Ruhe selbst. Auch sein Blick hatte sich nicht verändert. Und das ärgerte den Blonden umso mehr. „An meiner Stelle hättest du nicht überlebt. Das weißt du genauso gut wie ich. Ich habe mich nicht mit dem Gedanken geopfert, zu sterben, sondern tief in mir drinnen wusste ich, dass ich überleben werde. Ich konnte dich nicht da draußen kämpfen lassen, weil ich dich nicht sterben sehen wollte.“ Sanji schnalzte verächtlich mit der Zunge und ballte seine Hände zu Fäuste. „Denkst du ernsthaft, dass ich ein Schwächling bin?! Jemand, der allein nichts geschissen kriegt? Du denkst wohl, du wärst etwas Besseres, weil du ein höheres Kopfgeld hast, aber ich werde dir schon noch beweisen, dass man sich auch vor mir in Acht nehmen muss“, meinte er dann und warf wieder einen vernichtenden Blick in Richtung des Schwertkämpfers. Dieser lächelte nur. „Das hoffe ich doch“, sagte er nur und brachte den Blonden umso mehr auf die Palme. Seine Worte waren aufrichtig. Er hoffte inständig, dass Sanji seine wahre Stärke fand und ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Angst um seine Kameraden in den nächsten Kampf gehen würde. Für Zorro stand fest, dass die Strohhüte noch lange nicht am Ende ihrer Reise waren und dass die Gefahren, die sie erwarteten, nur schlimmer werden würde. Irgendwann würden sie Gegnern gegenüberstehen, die mit Kraft allein nicht besiegen werden würden. Gegner, die mehr von ihnen verlangten, als ein Schwert zu schwingen. „Wir alle müssen stärker werden, denn ansonsten kann Luffy nicht Piratenkönig werden. Wenn sein Traum nicht in Erfüllung geht, wird keiner von uns sein Ziel erreichen, deshalb müssen wir so stark sein, dass Gegner wie Kuma uns nicht mehr überraschen können“, setzte er dann noch an und sah Sanji musternd an. Dieser beruhigte sich wieder etwas und hob stutzig eine Augenbraue. Seit wann war Zorro denn so ernst? Hatte er echt nicht geschnallt, dass Sanji sich mit ihm streiten wollte? Für den Blonden war es einfacher, sich mit Zorro zu streiten als aufrichtig mit ihm zu reden und daher verwunderte es ihn, dass dieser keinen einzigen abschätzigen oder gemeinen Kommentar abließ, sondern ernst bei der Sache blieb. „Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir ein Problem haben. Die Neue Welt – das ist kein Spiel. Kuma hat uns angegriffen, als wir am Ende unserer Kräfte waren und wir müssen damit rechnen, dass unsere zukünftigen Feinde das Wort Fairness oder Ehre gar nicht kennen. Wir müssen auch auf hinterhältige Angriffe gefasst sein. Deshalb dürfen wir auch hier nicht zu lange hier bleiben. Wir sind gesuchte Piraten. Sag Luffy und den anderen das wir heute noch aufbrechen“, erklärte Zorro und riss sich die Kanüle des Tropfs raus und erhob sich vom Bett. Sein Körper mochte geschwächt sein, sein Geist war es jedoch nicht. „Spinnst du?!“, kam es von Sanji, der ihn einerseits bewundernd, aber auch erschrocken ansah. „Du bist noch lange nicht genesen!“, fügte er hinzu und kam auf den Schwertkämpfer zu, der sich zur Ausgangstür bewegte und den Raum einfach verlassen wollte. „Unsere Gegner werden wohl kaum darauf warten, dass ich wieder gesund werde.“ „Und was ist, wenn du wieder umkippst und du stirbst? Ich schwöre dir, wenn dir etwas passiert, werde ich dir das niemals verzeihen! Wenn du den scheiß verfickten Helden spielen musst, dann musst du diese Rolle bis zum Ende spielen!“ „Keine Sorge, der Vorhang ist noch lange nicht gefallen“, grinste Zorro und öffnete die Tür. Grummelnd folgte Sanji ihm. Trotzdem war er besorgt. Was für ein idiotischer, selbstsüchtiger und kindischer Mooskopf! War in seinem Oberstübchen überhaupt ein Gehirn vorhanden, denn es war heute nicht das erste Mal, dass er an Zorros Verstand zweifelte. Und dennoch... bewunderte er diese Stärke insgeheim. Obwohl seine Verletzungen noch lange nicht ausgeheilt waren und er bis vor Kurzem noch im Koma lag, hatte er jetzt schon wieder die nötige Stärke erlangt, um seinen Blick in Richtung Zukunft zu richten. Zorro wollte der stärkste Schwertkämpfer der Welt werden, doch in Sanjis Augen war er bereits jetzt einer der stärksten Männer dieser Welt. Das würde er zwar niemals laut aussprechen, aber der doofe Mooskopf musste ja nicht wissen, was er wirklich über diesen dachte. Zorro war ein wichtiger Teil ihrer Crew und ohne ihn würden die zukünftigen Kämpfe ganz sicher problematisch werden. Sein Mut und sein unglaublicher Wille, der sich von nichts und niemanden brechen ließ, waren eine Inspiration. Als sie aus dem Gebäude austraten, steckte sich Sanji sofort eine Zigarette in den Mundwinkel und zündete sie an. Es dauerte nicht lang, bis die Thousand Sunny erneut in See stach und sie dem Ruf des Abenteuers folgten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)