Voiceless von Midnight (The words I have to tell you) ================================================================================ Kapitel 11: Unausgesprochene Realität ------------------------------------- Nach dem Essen machen wir es uns wieder auf dem Sofa bequem. Ich muss zugeben, das hat er wirklich gut ausgesucht. Wenn man so darauf sitzt versinkt man fast darin. So sehr, dass man Gefahr läuft darauf einzuschlafen. Genau richtig, wenn man so gut gegessen hat. Mir ist bewusst, dass man sich da eher ein bisschen bewegen sollte, aber schlafen tut auch gut. So ein bequemes Möbelstück hat in meinem „ zu Hause“, bei meinen „Eltern“, noch keinen Platz gefunden. Meine Mutter mag es da eher steril, am liebsten einfach zu reinigen. Heimelig kann man das wohl kaum nennen, eher praktisch. Cole, scheint das anders zu sehen, auch wenn seine Wohnung nicht unbedingt voll gestellt ist, ist es wenigstens gemütlich. Aber…was jetzt? Normalerweise sollte man sich bei einem Date doch ein wenig austauschen oder? Nur schwer, da unsere Kommunikation ja auf ein Minimum beschränkt ist. Trotzdem sieht Cole nicht unzufrieden aus. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich gerne mehr mit ihm reden würde. „Du siehst so nachdenklich aus, bedrückt dich etwas?“, will er wissen. Ich würde gern nein sagen, aber das wäre eine Lüge. Ja, kann ich aber auch nicht sagen, denn ich will ihn nicht belasten. Was soll ich also tun? Ich wage es nicht ihn anzuschauen, presse stattdessen meine Lippen auf einander. Mensch Joe, was du hier veranstaltest ist doch mehr als nur verdächtig. Plötzlich spüre ich Coles Hand auf meiner Schulter. Sie zieht mich näher an seine Seite, so nah, bis ich seinen Körper eng an mir spüren kann. Er hält mich fest im Arm, was mich völlig durcheinander bringt. Meine Hand legt sich automatisch an seiner Brust ab. Ein Kribbeln, ein wahnsinniges Kribbeln erfüllt meinen Körper sofort. Mein Gott, sicher bin ich schon wieder rot, wie ein verliebtes Mädchen. So bin ich doch sonst nicht! Cole grinst auf mich herab, „So einer bist du also! Du schluckst alles runter was dich bedrückt. Oh, versuch gar nicht erst es zu leugnen! Ich sehe es dir an der Nasenspitze an!“, offenbart er mir. Verflixt und zu genäht! Normalerweise ist Kat die Einzige, die so gut in mir lesen kann. Für Cole ist das auch kein Problem, so wie es aussieht. Das hat er mir ja bereits bewiesen. Aber wieso muss er mir das auch noch so auf die Nase binden? „Joe weißt du, es ehrt dich, das du die Menschen in deiner näheren Umgebung nicht belasten willst, aber wenn es dir nicht gut geht oder dich etwas bedrückt, kann es sehr entlastend sein, wenn du darüber redest. Und anderen würde es dann auch leichter fallen dich zu verstehen.“, gibt er mir zu verstehen. Ich muss zugeben, dass er recht hat, allerdings bin ich nicht der Einzige, der nicht über alles redet. Cole wird es auch nicht tun, vor allem nicht, wenn es seinen Job betrifft. Aus diesem Grund kann ich auch nicht mit ihm darüber reden. Sicher hat er schon genug Dinge die ihn diesbezüglich belasten. „Joe?“, fragt er nochmals. Ich schüttle den Kopf, um ihm zu versichern, dass ich nicht darüber reden werde, wenn gleich mein Gesicht auch ein mieser Verräter ist. Das nutzt er schamlos und irgendwie auch… charmant aus. Er kommt mir näher und sieht mir tief in die Augen. „Wenn du es mir nicht verrätst muss ich dich küssen!“, gibt er zu Protokoll. Das ist schon das zweite Mal das er mir mit einem Kuss droht. Dieser Mann ist eindeutig ein Sadist…ob er sich dessen bewusst ist, was er damit in mir auslöst? Wenn er so weiter macht…werde ich irgendwann nicht mehr ich selbst sein. Unweigerlich durchbricht er meine schützende Mauer…Das ist einfach nicht fair! Ich werde mein Herz an ihn verlieren und verletzt werden! Aber… Mein Herz pocht so unglaublich laut in meiner Brust, das ich Angst habe, er könnte es hören. Inständig weigere ich mich auch weiterhin ihm etwas zu verraten. Seine Stirn legt sich sanft gegen meine. „Okay, dann lebe mit der Konsequenz.“ Ich nicke verhalten, da ich nicht im Stande bin mich zu wehren, oder es viel mehr auch gar nicht will. Auch wenn es höchst selbst zerstörerisch ist, fühle ich mich zu einem Mann hingezogen, der niemals ganz allein Mein sein wird. Unsere Lippen berühren sich. Er drückt mich noch fester an sich. Schließlich zieht er mich auf seinen Schoß und legt eine Hand an meine Hüfte. Schauer für Schauer jagt durch meinen Körper bei jeder Berührung. Das fühlt sich so verboten gut an, das ich beinahe alles vergesse. In was für einer Situation wir uns eigentlich befinden und wie verletzt ich sein werde, wenn wir uns wieder trennen. Für diesen einen Moment ist einfach alles total normal…doch das währt nicht lange… Plötzlich klingelt sein Handy mich in die Realität zurück. Cole seufzt tief in den Kuss, ehe er ihn beendet. „Tut mir leid, da muss ich ran gehen.“, entschuldigt er sich. Ich lasse ihn machen. Meine Enttäuschung verstecke ich. Wärend er telefoniert, lässt er mich weiter auf seinem Schoß sitzen und hält einen Arm locker um mich gelegt. Dabei bestaune ich gleichzeitig, wie schnell er von dem einen auf den anderen Moment, einfach so umswitchen kann. Sein Gesichtsausdruck und seine Stimmlage verändern sich total, wenn es um seinen Job geht. Man kann ihm deutlich ansehen, wie sehr ihn sein Job geprägt hat. „Hier Cole. Ja, morgen um 17 Uhr…bleibt der Termin um 12? Okay, ja bis dann.“, als er sein Handy weggelegt hat, widmet er sich wieder mir. „Das war mein Chef…“, ich nicke. Sicher ging es wieder um seine Termine mit seinen „Kunden.“ Mein Gefühl sagt mir, das es vielleicht sogar besser ist zu gehen, aber ich traue mich nicht etwas zu sagen. Aus Angst, es könnte ihn verletzten. Ausgerechnet jetzt, wo ich gemerkt habe, wie gern ich ihn habe. Dabei wusste ich doch, das das ein Fehler ist… Aus diesem Grund kann ich ihm auch gerade jetzt, nicht ins Gesicht schauen. Wie soll das nur gut gehen? Cole führt seine Hand unter mein Kinn und zieht mein Gesicht zu sich rüber. So, dass ich ihn ansehen muss. „Joe? Du musst wirklich nichts vor mir verbergen…ich kann damit umgehen…“, will er mir begreiflich machen. Seine andere Hand, liegt noch immer an meiner Hüfte, die versucht mich auf seinem Schoß zu halten. Meine Fingerspitzen vergraben sich in meiner Hose. Ich brauche einen Moment, aber kann nicht anders. Meine Fingerspitzen lösen sich von meiner Hose und meine flachen Handflächen drücken sich gegen seine Brust. Mein Körper setzt sich in Bewegung. Ich stehe auf. „Joe?“ Vor ihm bleibe ich stehen und sehe ihn an. Ich forme Worte mit meinen Händen, in Gebärdensprache und mit meinen tonlosen Lippen. Ich mag dich sehr, aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Was richtig und was falsch ist… Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er die genaue Bedeutung meiner Gebärden nicht kennt, scheint er eine Ahnung zu haben, was ich ihm sagen möchte. Er greift nach meiner Hand. „Weißt du Joe,…um ehrlich zu sein, ich bin mir auch nicht sicher, ob das, was hier gerade passiert richtig ist, ich bin mir im Grunde in gar nichts sicher! Nur in einem! Das ich dich sehr mag .“, erklärt er mir. Ich muss gestehen, seine Ausführungen machen es nicht unbedingt besser, aber… „Deshalb, möchtest du trotz all dieser Dinge, die dagegen sprechen und obwohl es furchtbar egoistisch von mir ist, mit mir zusammen sein?“, fragt er mich jetzt ganz direkt. Was soll ich nur antworten? Er hat recht, das ist tatsächlich sehr egoistisch…Doch nicht nur er, auch ich bin nicht besser… Ich beiße mir auf die Unterlippe, weiche einen Schritt zurück, so dass unsere Hände sich lösen. Ich weiß nicht…, meine Lippen pressen sich unwillkürlich aufeinander. Ich glaube, ich muss erst mal darüber nachdenken. Ja, ich bin mir wirklich unsicher, ob ich das wirklich kann…Sicher wird es mich verrückt machen…ich weiß nicht, ob ich das aushalte…und meine Unentschlossenheit, wird es auch nicht besser machen…Wenn ich jetzt schon zweifle, wie soll ich dann erst eine Beziehung mit ihm meistern? Schweren Herzens schüttle ich den Kopf. Cole sieht mir direkt in die Augen. Ich kann erkennen, wie er für einen Moment droht die Fassung zu verlieren, ehe er sich wieder sammelt. Ein Seufzen. Ich entscheide mich dafür, dass es besser ist zu gehen und mache kehrt, um meine Sachen zusammen zu suchen. Cole hält mich an der Hand fest, so dass ich stehen bleiben muss. „ Es ist spät, ich bringe dich nach Hause.“, erklärt er mir. Dagegen wehre ich mich nicht und wir ziehen uns an. Draußen, will es einfach nicht aufhören zu regnen. Daher spannt Cole wieder seinen großen Schirm über uns, um uns vor dem Regen zu schützen. Auffordernd streckt er seine Hand nach mir aus. Verständnislos sehe ich ihn an. Wieso…? Cole lächelt. „Dieser Nachmittag mit dir war so schön…Nur noch dieses eine Mal ja?“ Seine Hand sieht so einladend aus, das ich sie schließlich nicht ablehnen kann. Mir ist bewusst,…Sobald unsere Hände sich wieder lösen, wird diese kleine Geste zu einer warmen, sehnsuchtsvollen Erinnerung werden, die sich in mein Herz einbrennt… Cole bringt mich zu Kat nach Hause. Setzt sich direkt vor der Haustür ab. Kat erwartet mich bereits, es ist schon kurz nach 20 Uhr. „Joe, mein Lieber! Wie schön, dass du wieder zu Hause bist!“, freut sie sich und fällt mir überschwänglich in die Arme. Dabei sieht sie erwartungsvoll zu Cole rüber. „Lieb das du ihn nach Hause gebracht hast, möchtest du noch mit uns zu Abend essen? Hab gerade eine Pizza in den Ofen geschoben.“, bedankt sie sich, während sie mich fest an sich drückt, so dass ich beinahe keine Luft mehr bekomme. Die ganze Zeit über, sehe ich Cole nicht an. „Das ist wirklich sehr lieb von dir Kat, aber ich muss jetzt nach Hause. Muss morgen wieder arbeiten. Pass gut auf Joe auf.“, erklärt er und verabschiedet sich noch. Mein Herz, schmerzt. Sobald sich die Tür schließt, lösen sich einige Tränen. Nun ist es an mir, mich an Kat zu drücken. „Joe? Hey, was ist los? Wieso weinst du?“ Sie drückt mich leicht von sich und sieht mir in mein verheultes Gesicht. Gott ich komme vor wie ein verliebtes Mädchen in einem von Kats Romance- Manga, das gerade eine Abfuhr von seinem Schwarm bekommen hat. „Hat er dir etwas angetan?“, will sie sofort wissen. Ich schüttle den Kopf. Meine Hände zeichnen einige Worte. Kat.. Ich glaube ich habe mich verliebt und er hat mich gefragt, ob ich mit ihm zusammen sein möchte… „Was? Wirklich? Aber das ist doch toll!“, freut sie sich. „Ich dachte mir schon, das ihr gut zusammen passt.“ Ich schüttle aber den Kopf. Als ich ihr zu verstehen gebe, das ich ihm einen Korb gegeben habe, sieht sie mich zunächst ungläubig an. „Waaas?“, ruft sie hysterisch, fährt dann aber wieder runter und seufzt, „Verstehe, es ist wegen seines Jobs oder?“, erkennt sie. Zunächst presse ich die Lippen fest zusammen, balle die Hände zu Fäusten und sehe leicht zur Seite. Kurz darauf sehe ich sie wieder an. Erneut beginne ich die Konversation, in dem ich mit meinen Händen gestikuliere. Diesmal ausdrucksstärker denn je. Das kann niemals gut gehen…!, meine Lippen beben. Beruhigend tätschelt meine beste Freundin mir den Kopf. „Hach Joe, ist nicht leicht,…oh man, dabei wollte ich doch nicht das du unglücklich wirst…!“, irritiert sehe ich sie an. Wie meint sie das? „Na ist doch klar! Ich habe ihn doch eingeladen, hätte ich das nicht, wäre es nie so weit gekommen. Hab nicht richtig nachgedacht…immerhin wusste ich ja von seinem Job…und, das das natürlich ein Problem sein könnte…“ Jetzt macht sie sich auch noch Selbstvorwürfe. Deutlich schüttle ich den Kopf. Nein! Es ist nicht deine Schuld! Ich hätte dir einfach was sagen sollen…, erkläre ich ihr. Ja, es ist nicht ihre Schuld. Es folgt Stille und dann…Du…, ich möchte nur noch duschen und ins Bett, wenn das okay ist., sie nickt zustimmend. „Ja, ist okay, aber iss trotzdem noch etwas Pizza mit mir. Essen hilft bei Liebeskummer! Vertrau mir.“, verspricht sie. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, „Keine Sorge, das meistern wir gemeinsam!“, sie lächelt milde und zieht mich mit sich in die Küche. Ich wehre mich kein bisschen. Das war schon immer so. Gegen sie hatte ich noch nie eine Chance. Sie hat mir immer das Gefühl vermittelt, das ich ihr grenzenlos vertrauen kann. Auch jetzt vertraue ich darauf, das sie recht hat. Also esse ich mit ihr zusammen die Pizza, obwohl ich bis eben absolut keinen Hunger hatte. Beim Essen bekomme ich dann schließlich erst Appetit und dann fängt der Magen an zu knurren, so dass ich rot werde. Wie peinlich. Kat fängt an zu lachen. „Oh Joe, du bist so süß, wenn du rot wirst!“, gibt sie mir zu verstehen. Empört sehe ich sie an. „Schon gut, schon gut, nicht böse werden. Die Pizza hat dir echt gut getan was?“, schlussfolgert sie. Für einen Moment sehe ich sie fragend an, bis ich es dann verstehe. Schließlich schaffe ich es sogar zu lächeln. Unter der Dusche bin ich zunächst meinen Gedanken unterlegen und fange wieder an zu grüble, schüttle dann aber den Kopf und klatsche mir mit meinen Handflächen gegen die Wangen um die Gedanken zu vertreiben und bringe die Dusche so schnell wie möglich hinter mich. Anschließend geselle ich mich wieder zu meiner besten Freundin, die sich schon unter die Bettdecke gekuschelt hat und auf mich wartet. Es ist nur noch das Nachtlicht an. Sofort kuschle ich mich dazu. Schön warm ist es hier. Kat ist auch schön warm. Sie ist der Inbegriff für Sicherheit, wie eine große Schwester, die mich beschützt und vor Dummheiten bewahrt. Wir liegen uns seitlich gegenüber. Sie drückt meine Hand. „Du Joe, bist du sicher, dass du es nicht versuchen willst?“ Sie sieht mich fragend an. Ich erwidere ihren Blick. Meine Lippen öffnen sich und schließen sich wieder. Mit meiner freien Hand ziehe ich die Decke ganz hoch bis zu meiner Nasenspitze, so das nur meine Augen zu sehen sind. Ich will nicht, das sie sieht, wie meine Lippen anfangen zu beben. Verdammt, ich fühle mich so hilflos. Jetzt bin ich es der ihre Hand drückt, etwas zu fest. Mitfühlend und entschuldigend sieht sie ich an. „Entschuldige Joe, das war taktlos von mir.“, entschuldigt sie sich. „Ich mag nur nicht, wenn du so leidest.“, gibt sie mir zu verstehen. Ich nicke und kuschle mich näher an sie. Sie streichelt beruhigend meinen Rücken. Mein Gesicht vergräbt sich an ihrer Brust und ich schließe die Augen. „Aber, egal wie du dich entscheidest, selbst wenn niemand mehr da ist, bleibe ich bei dir. Das verspreche ich, hörst du?“, erklärt sie mir, was mich dazu bringt, wieder zu ihr hoch zu sehen und zu nicken, gar nochmals zu lächeln. Manchmal ist sie wirklich süß, aber das sage ich ihr lieber nicht. Sie hasst es süß genannt zu werden. Da sind wir uns schon ähnlich. Dem letzten Kerl, der es gewagt hat sie süß zu nennen, hat sie aus Reflex eine Ohrfeige verpasst. Ok der Typ war aber auch äußerst aufdringlich ihr gegenüber. Allerdings hat er da noch Glück gehabt…wenn er mich so angemacht hätte, hätte er vermutlich ihre Faust im Gesicht gehabt. Das ist durchaus schon passiert, wenn ich bedrängt wurde. Kat ist eine ganz schöne Powerfrau, wenn man das so sagen darf. Ich habe wirklich Glück so eine tolle, beste Freundin zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)