Halryu Academy of Mythological Creatures (and No-Creatures) von Carnifex232 ================================================================================ Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer, aber niemals zu schwer ---------------------------------------------------------- Es ist nicht leicht, an einer neuen Schule Freunde zu finden. Vor allem dann nicht, wenn die Vorstellung ungefähr so abläuft: "Ihr habt ab heute eine neue Mitschülerin, Yana Hamada." "Was kann sie?" "Das steht noch nicht fest." "Na klasse, eine Unbestimmte." Allgemeines Gestöhne. Ich sage ja nur, wenn er ungefähr so abläuft. Leider ist er genauso abgelaufen. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken, als die Schulleiterin Madame Howards mich meiner neuen Klasse vorstellte. Ach übrigens: Sie hat riesige Flügel. Ja, ich weiß. Komisch. Allgemein ist an dieser Schule sehr viel sehr komisch, weswegen ich eigentlich genau hier rein passen sollte, leider war ich nicht die Art von komisch, die auf dieser Schule anzutreffen war. Auf die Halryu Academy gingen "Begabte Kinder". Nachkommen von Göttern und Kreaturen, Magier und Hexen, Gestaltwandler und Halbwesen, Vampire, Werwölfe und Elfen. Ein bunter Misch Masch von Allem und von überall. Alle waren irgendwie seltsam, konnten fliegen, mit Feuer aus dem Nichts um sich werfen, eben mal so durch Wände laufen und anderen Kram. Und ich? Ich war ganz normal. Naja, normal im Gegensatz zu dem, was man hier finden konnte. Aber alle behaupteten, ich sei Besonders, hätte besondere Fähigkeiten. Ich möchte an dieser Stelle mal anmerken, dass meine Eltern auch immer sagen, dass ich etwas besonderes bin, aber das tun alle, schätze ich. Naja... sie haben es getan. Jetzt sagen sie nichts mehr. Jetzt liegen sie auf dem Friedhof irgendeiner unbekannten, kleinen Stadt auf Irland. Ich unterdrückte den Drang, den Kopf zu schütteln um den Gedanken los zu werden, ich wollte nicht daran denken, und lächelte meiner Klasse etwas unsicher zu. Die meisten erwiderten meinen Blick finster, oder sogar angewidert, doch es gab auch ein paar, die mein Lächeln erwiderten. So auch ein Mädchen mit schulterlangen, glatten schwarzen Haaren, rot funkelnden Augen und einem kurzen, roten Kleid. Als ich mich neben sie setzte, weil es der einzige freie Platz im Raum war, grinste sie mich an und flüsterte ziemlich laut: "Hi, ich bin Natascha. Nenn mich niemals Tasche, dann können wir befreundet sein!" Sie sprach es geradeheraus und ich nickte verblüfft. "Gut. Weißt du, ich war auch ein Spatzünder." Sie kicherte etwas, als hätte sie einen Witz erzählt, den ich nicht verstand. Stattdessen sah ich sie ratlos und verwirrt an, doch sie wandte sich wieder ihrem Heft zu, auf dem sie mit einem schwarzen Filzer kleine Figuren kritzelte. "Was meinst du damit?", fragte ich also, als sie auf meinen fragenden Blick nicht reagierte. "Was genau meinst du was ich womit meine?" Die Frage verwirrte mich und sie sah auf, krakelte dabei jedoch immer noch auf ihrem Heft rum. "Als du sagtest, du seist ebenfalls ein Spatzünder. Wie meintest du das?" Sie sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. "Äh... Natürlich dass du länger gebraucht hast, um deine Fähigkeiten zu finden und zu beherrschen." Sie musterte mich misstrauisch. "Sag bloß, das wusstest du nicht!" "Sorry!" Ich zuckte mich den Schultern und wandte den Kopf ab, als ein leichter Anflug von Zorn in mir hoch kam. "Die ganze Sache ist etwas neu für mich!" Ich konnte immer noch ihren Blick auf mir spüren, als sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. "Die ganze Sache ist neu für dich?" Ich konnte das kursive hören, ganz ehrlich! Ich unterdrückte ein Stöhnen. "Hast du was dagegen? Ich habe mir nicht ausgesucht, dass irgendwelche Vollidioten in meine Wohnung einfallen, alles zerstören was ihnen unter die Nägel kommt und meine Eltern umbringen!", fauchte ich wütend. Ich war lauter geworden als beabsichtigt und die ganze Klasse einschließlich dem Lehrer, der übrigens ein Halbelf war, starrten mich an. "Ist alles in Ordnung, Miss Hamada?", fragte er laut und ein unübersehbares Grinsen schlich sich auf sein schmales Gesicht und reichte von einem spitz zulaufenden Ohr zum anderen. "J-Ja.", stotterte ich und ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Oh super, Yana. Jetzt noch vor allen Leuten in eine Tomate verwandeln! Ich senkte den Kopf, um mein knallrotes Gesicht wenigstens etwas zu verbergen, dabei fiel mir auf, dass das Mädchen, Natascha, mich noch immer anstarrte. Ich erwiderte kurz ihren Blick und wollte gleich wieder weg schauen, doch da sah ich Schmerz in ihren Augen. Irritiert musterte ich sie genauer. "Alles okay?", fragte ich. Es erschien mir irgendwie angebracht, auch wenn sie mich vorhin ziemlich blöd hatte dar stehen lassen. "Tut mir leid.", murmelte sie. Ich zog fragend die Augenbrauen zusammen. "Was tut dir leid?" "Ich hätte daran denken müssen. Manche kommen eben später und wissen nichts von ihren Fähigkeiten, weil sie nie darüber aufgeklärt wurden. Es tut mir leid das deine Eltern..." Sie brach ab, als sie die Härte in meinen Augen bemerkte. Ich wollte nicht über meine Eltern reden, erst recht nicht mit Leuten, die ich nicht kannte. Um sie nicht weiter böse anzustarren wandte ich den Kopf ab und zupfte am Ärmel meines grauen Kapuzenpullis. "Nicht schlimm." Auch ich murmelte nur schwer verständlich, trotzdem konnte man die unterdrückte Wut in meiner Stimme gut hören. Obwohl es nicht nur Wut war, die in mir rum geisterte. Auch Verzweiflung, Angst und ein Gefühl vom Verloren und Allein sein. Mit dem Verlust meiner Eltern hatte ich alles verloren, was ich noch hatte. Klar, es gab noch die Familie meines Vaters, doch die wollten mit mir nichts zu tun haben. Irgendwo hatte meine Mutter noch einen Bruder, doch von dem hatten wir ewig nichts gehört. Das einzige, was ich wusste war, dass er "Onkel Malcolm" hieß und einen Sohn hat, allerdings kannte ich weder dem Nachnamen noch den Namen des Sohnes. Und natürlich hatte sich die Academy schneller eingeschaltet als es die Behörden konnten. Jetzt war ich dazu verdonnert, hier zu leben. Ganztägig, Ganzjährig, mein ganzes Leben... Nein! Nur bis ich endlich alt genug war, um zu gehen. Solange hatten die Leute hier die Aufsichtspflicht für mich. Ich hatte noch nie so viele Eltern gehabt. Stellt euch vor, adoptiert von einer Schule. Wenigstens war ich laut Madame Howards nicht die Einzige. "Wenn du möchtest, zeige ich dir gleich den Rest der Schule und stelle dich ein paar netten Leuten vor!" Nataschas Stimme hatte einen etwas zuversichtlicheren Ton angenommen, als sie jetzt zu mir sprach. "Sie sind so wie wir, Außenseiter von den anderen nicht beachtet, aber ich persönlich finde es nicht schlimm, solange wir anderen zusammen halten. Obwohl wir natürlich nicht alle Spatzünder sind. Manche sind vom ihren Charakter her einfach Außenseiter. Oder wegen ihrer Fähigkeit." Sie erzählte noch mehr, und ganz ehrlich? Es ist mir ein Rätsel, wie ein Mensch so schnell und so viel in so kurzer Zeit reden konnte! "Dann gibt es auch noch Celia Valla, sie ist eine Walküre und ihre beste Freundin ist eine Kettensäge. Wie du dir bestimmt denken kannst, ist ist nicht unbedingt wegen ihrer Fähigkeit eine Außenseiterin. Ja, und dann gibt es da natürlich noch William Blackstone, er ist ein Werwolf!" "William wie?", unterbrach ich sie. Sie unterbrach ihren schon länger andauernden Vortrag. "William was?", wiederholte sie verwirrt. "Ich meinte, was hast du gerade gesagt?" "Naja, ich meinte, da gibt es Elaine diAngelo, sie kann Geister beschwören, oder Mortimer Gregorovich, er kann sich unsichtbar machen, naja eigentlich nicht direkt unsichtbar machen, er ist eher wie ein Chamäleon..." "Nein Nein, das danach!" "Kira ist eine Kitsune und Malia ein Halbgott, sie ist eine Tochter des Loki." "Natascha!" "Ciel ist Gestaltwandler, Mario hat ein Fotografisches Gedächtnis und ist ein kleines Genie, Loris ist Magier und zieht dauernd irgendwelche Kreise und Theseus..." Ihr Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an, während ich sie böse musterte. "Natascha! Was war das mit diesem Werwolf!" "Ach William! Ja, er ist ein Werwolf." "Wie hieß er nochmal?" Gute Güte, normalerweise bin ich ja ausgesprochen geduldig, aber jetzt gerade wäre ich Natascha auch gerne an die Gurgel gegangen! "Blackstone. William Blackstone. Aber wieso interessiert dich das?" Ich zuckte mit den Schultern. Der Name ließ irgendwas in meinem Hinterkopf klingeln. Es war wie dieses eine kleine Wort, dass einem auf der Zunge lag, aber sobald man danach griff, schlüpfte es hindurch in die tiefen Tiefen des Unterbewusstseins und war weg. "Keine Ahnung. Irgendwas hat geklingelt..." Sie zuckte mich den Schultern und schnaubte. "Vielleicht fällt es dir wieder ein, wenn du ihn triffst! Es klingelt gleich! Dann stelle ich dich den anderen vor." Das Grinsen auf ihrem Gesicht war unbeschreiblich und ließ mich unweigerlich ebenfalls lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)