Halryu Academy of Mythological Creatures (and No-Creatures) von Carnifex232 ================================================================================ Kapitel 4: Was Gefängnis Aufenthalte alles bewirken können ---------------------------------------------------------- Hatte ich erwähnt, wie obergeil das Zimmer war? Tja, ich war anscheinend so begeistert, dass ich gar nicht mitgekriegt hatte, dass Mario mich um sechs abholen wollte. Er brauchte reichlich lange, mich zu wecken, da ich ein ziemlicher Morgenmuffel bin. Ich liebe das Bett! Aber hey, wer tut das nicht? (Rethorische Frage Leute, ihr braucht nicht zu antworten!) Jedenfalls war er bereits reichlich genervt, als wir nacheinander die anderen abholten und den großen Sandweg an der Bibliothek vorbei schlenderten. "Wer sagt mir jetzt nochmal, warum wir so früh aufgestanden sind?", fragte ich nuschelnd und gähnte lange und herzhaft. Ich war zum Glück nicht die Einzige, die so müde war, auch die anderen hatten anscheinend Probleme, die Augen aufzuhalten. Nur Theseus war wach genug, um mich böse anzufunkeln. "Um zu trainieren.", erklärte er und aus irgendeinem Grund klang er gereizt. "Morgens ist die einzige Zeit, in der wir Außenseiter", er betonte das Wort abfällig, "in Ruhe außerhalb des Unterrichts trainieren können." Ich nickte und unterdrückte ein weiteres Gähnen. "Wieso in Ruhe trainieren?" "Weil die anderen uns immer irgendwie behindern, Streiche spielen oder sonst was." Es war Elaine gewesen, die das leise seufzend gemurmelt hatte. "Meiner Meinung nach ist das aber auch zu früh.", fügte Malia schläfrig hinzu. "Habt ihr gestern gar nicht zugehört?", fauchte Theseus. "William hat uns gestern gesagt, wir stehen früher auf, damit Yana länger trainieren kann." Ich sah überrascht auf. "Wieso?" "Weil du keine Ahnung vom Kämpfen hast!", gab Theseus trocken zurück. Ich verzog beleidigt das Gesicht. "Das werden wir ja sehen!", gab ich unwirsch zurück. "Wir werden sehen, wie du haushoch verlierst!" "Ich habe keine Angst vor dir!" "Solltest du aber!" Um es kurz zu machen: Ich hatte tatsächlich keine Ahnung. Ich war eine absolute Niete! William hatte mir ein einen Meter langes Schwert in die Hand gedrückt, und bei jedem seiner Angriffe ließ ich es erschrocken fallen, sobald er in meine Nähe kam. Ich weiß, unglaublich. Einfach unglaublich. Ich, einfach unverbesserlich! Aber ich wollte ihn nicht angreifen, und um mal etwas von mir abzulenken, das Schwert war auch blöd! Es passte einfach nicht in meine Hand, der Griff war zu klobig und es war viel zu schwer! Als William mich fragte, was mein Problem sei (wenn ich das sage, hört sich das total fies an O-o), sagte ich es ihm. Wir suchten eine ganze lange Weile eine Klinge, die passte. Schließlich fanden wir eine, leicht, 90 cm und sie lag gut in der Hand. Ich ließ sie probeweise herum wirbeln, wie ich es auch mit den anderen getan hatte, und dieses mal fiel das Schwert nicht auf den Sandboden. "Na bitte." Theseus knurrte, als er sein Schwert, eine kurze, breite Klinge, ebenfalls schwenkte und auf mich zu kam. "Willst du jetzt weiterhin so herum stümpern oder endlich mal richtig kämpfen?" "Thes!", sagte William warnend. "Ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn sie stirbt! Sie hätte die ganze Ausbildung schon längst hinter sich haben müssen!", fauchte Theseus jetzt ihn an. Man, der Kerl war ja irgendwie dauerhaft schlecht gelaunt! Das ging mir mittlerweile ganz dezent gehörig auf den Keks! Und das sagte ich ihm auch! "Theseus, dein ständiges Rumgenöle nervt. Und zwar richtig!" Ich bekam dafür einen vernichtenden Blick zugeworfen. "Halt du dein vorlautes Mundwerk da raus!" Na, das war ja mal die Höhe! So redet keiner mit mir! "Hör mal, ihr redet schließlich über mich! Klar geht das mich was an!" Auch meine Stimme hatte jetzt einen deutlich hörbaren wütenden Klang. "Vielleicht nimmst du einfach mal dein Schwert und kämpfst, wie es sich gehört! Du kannst doch nicht komplett unfähig sein!" "Vielleicht hole ich mir einfach ein großes Beil und schlage dich in der Mitte durch! Das sollte doch locker gehen!" Einen Moment herrschte erschrockenes, drückendes Schweigen zwischen uns, dann knurrte Theseus bedrohlich und kam schnell auf mich zu. Er rannte nicht, aber es war auch kein schlendernder Gang, als er mit festgepackten Schwert auf mich zu kam. "Theseus!" William wollte zwischen uns laufen, doch Theseus machte eine kleine, unbestimmte Bewegung mit der Hand und zwischen William, den anderen und uns zerfiel der Boden in einem großen Ring, bildete einen tiefen Abgrund und Schnitt die anderen von uns ab. "Theseus! Lass den Scheiß!", brüllte William wütend und besorgt. Ich achtete nicht mehr auf ihn, sondern stolperte rückwärts von Theseus weg. Bloß weg von der Klinge, bloß weg von diesen unheimlichen Fähigkeiten! Wobei mir einfiel, dass ich vielleicht aufpassen sollte, wohin ich lief. Ich drehte mich gerade rechtzeitig um, um nicht rückwärts in den Spalt zu laufen und für immer zu verschwinden. Ich lief also im Kreis rückwärts, während Theseus weiterhin schnell auf mich zu lief. Klar, ich hatte noch mein Schwert, doch ganz ehrlich? Ich hatte das Gefühl, für den Gebrauch zu dumm zu sein. Die ersten Schläge von Theseus konnte ich eher durch Zufall abwehren. Irgendwie schaffte ich es, dass er mir nicht den Kopf absäbelte. Doch so ganz konnte ich darüber nicht nachdenken, ich war viel zu sehr damit beschäftigt, nicht zu sterben. Während ich weitere Schläge abwehrte, hörte ich, dass die anderen irgendwas riefen. Ich konnte nicht verstehen, was, da ich fieberhaft nach einer Möglichkeit suchte, wie ich hier raus kam. Eine Möglichkeit, die sich nicht unbedingt auf das Kämpfen verlassen musste. "Hey Theseus.", keuchte ich und versuchte meiner Stimme einen besänftigenden Tonfall zu verpassen. "Ähm...", Ich wich einem Schlag auf meinem Kopf aus, "Das vorhin..." Er zielte auf meinen Arm, den ich gerade rechtzeitig weg zog, "Das war nur...", er zielte auf meine Beine, "Ein Spaß!". Ich sprang schnell aus seiner Reichweite, drehte mich um und rannte vor ihm weg, kam mir dabei mittlerweile allerdings vor, wie ein verdammtes Kaninchen. Nicht unbedingt, weil ich gerade vor einem tollwütigen Fuchs davon lief, sondern weil ich einfach die ganze Zeit nur aus dem Weg sprang. Ich kam mir vor, wie in Ketten gelegt. Ich konnte mich in dem Kreis nicht richtig bewegen und mit dem Schwert kam ich nicht richtig klar. Meine Gedanken schweiften kurz ab und landeten in Alcatraz, wo ich mal mit meinen Eltern auf einer Führung war und der Reisebegleiter mich zum Spaß mit den Ketten fest gemacht hatte. Auf einmal stolperte ich, ein scharfer Ruck ging durch meinn Arm, ich ließ das Schwert fallen und ich knallte hart auf den Boden. Ich wimmerte und rappelte mich halb auf. Dabei fiel mein Blick auf meinen Arm. Dicke Ketten hatten sich darum geschlungen und waren straff hinter mir gespannt. Ich rappelte mich auf, was schwierig war, da ich dafür erst einmal eine Drehung hinlegen musste. "Ist das dein Ernst?", fauchte ich. "Das ist total unfair!" Theseus schnaubte empört. "Ist das dein Ernst?" Er hob seinen Arm, dessen Handgelenk ebenfalls fest eingekettet waren. "Du hast doch angefangen!" Er verstand es hervorragend, kursiv zu sprechen. Ich sah ihn verdutzt an. "Was-" Mehr brachte ich nicht hervor. Mit immer noch wütenden Blick musterte er mich, dann hob er seine angekettete Hand, machte eine sanfte Bewegung nach oben und der Graben, der sich rings um uns gezogen hatte, schloss sich. "Das ist wohl deine Fähigkeit!", knurrte er. "Du bist eine Waffenträgerin!" Hosted by Animexx e.V. 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