Everybody’s Darling von Lupus-in-Fabula ================================================================================ Prolog: -------- „Komm runter! Dein Frühstück wird kalt.“ Ungeduldig klopfte Tracy an die Zimmertüre ihres Bruders. Sie hörte ein Rumpeln, ein leises Fluchen und dann ein verärgertes „Ich KOMME ja schon!“ Tracy schnaubte. Das war schon das dritte Mal, das Ness dies sagte. „Brüderchen“, sprach sie genervt und drückte die Klinke hinunter. Es rumpelte wieder, bevor Ness mit einem lauten „Bleib draussen!“ sie hinderte hineinzutreten. „Du bist nervig! Lass mich in Ruhe!“ „Ohne mich könntest du nicht mit deiner Paula heute weggehen. Sei mir dankbar, Bruderherz.“ „Sie ist nicht meine Paula!“ Immer noch versuchte Tracy in das Zimmer von Ness zukommen. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen die Türe. Obwohl sie nicht eine grosse Chance hatte, wollte der Teenager nicht aufgeben. Weiterhin foppte sie ihn, hoffte, so ihren Bruder ablenken zu können. Erst als die Mutter nach ihr rief, liess sie ihren gestressten Bruder in Ruhe. „Hab ich alles? Mein Geld? In meiner rechten Hosentasche. Kaugummi? In meiner linken Hosentasche. Taschentücher? Warum sollte ich sie eigentlich mitnehmen? Wenn Mama es meint, … Was habe ich vergessen?“ Langsam lief Ness den schmalen Weg hinunter, redete mich sich selbst. Blieb stehen. Kontrollierte wieder alles. Dieses Spiel trieb er eine Weile. Hatte er wirklich alles? Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er die genervten Rufe nicht hörte. Erst als Ness eine Hand auf seiner Schulter spürte, gefolgt von einem „Wie oft soll ich nach dir rufen? Spitz die Ohren, man!“ reagierte er. Überraschte kratzte sich der Angesprochene am Kopf, nahm von Picky, sein Nachbar und bester Freund seiner Schwester, die Blumen an und wollte sich bedanken. Doch Picky zog einfach nur die Schultern hoch. Lässig sprach er: „Lass es stecken, Casanova. Komm einfach nicht zu spät.“ *** Onett war an diesem Samstag überraschend belebt. Eine Katze fischte aus einer Mülltonne ein Stückchen Pizza, eine Andere versuchten Spatzen zu fangen, die auf den Bistrotischchen Krümel aufpickten. Die Läden priesen ihre Waren an, Leute schwatzten auf dem Gehweg miteinander. Die Bibliothek war trotz des warmen Wetters gut besucht. War es wegen den Büchern oder lag die Wahrheit darin, dass es eine neue Kühlung gab? Nervös blickte Ness auf den Fahrplan des Busses. Er wollte nicht zu spät kommen. Heute sollte es perfekt werden. Ness zupfte an seinem Hemd herum. Mama hatte es sorgfältig gebügelt, genauso wie seine gute Hose. Sogar die Schuhe hatte er eigenhändig geputzt. Auch zum Friseur ging er, dies aber nur wegen Tracy. Ihrer Meinung nach sahen seine Haare aus, wie ein flachgewaltztes Wiesel. Wieder blickte er zum Fahrplan, wollte danach wieder seine Hosentaschen kontrollieren. „Mein Junge, der Bus kommt in einer Minute. Und heute fährt Mr. Carismi, er ist sehr zuverlässig.“ Freundlich nickte die ältere Dame den aufgeregten jungen Erwachsenen zu. Sie schmunzelte über das Verhalten von Ness. Sie kannte ihn schon seit Klein auf, jeder in Onett kannte Ness. Sie musterte ihn und winkte ihn zu sich. „Paula wird sich freuen“, sprach die Dame und zwinkerte. Die Antwort verschluckte der heranfahrende Bus. *** Die Sonne wärmte seinen Rücken. Er fühlte sich, wie ein Idiot sich fühlte. Er stand vor der Türe des Wohnhauses der Polestars. Der Vorgarten war, wie zur jeder Jahreszeit, passend dekoriert. Ein Osterhase und Lämmchen standen noch in der Ecke. Die übrigen Osterdekorationen waren schon reingeholt und verschachtelt worden. Ness lächelte und versuchte ein Gesprächsthema zu finden. Sollte er über das letzte Baseballspiel fachsimpeln? Oder über das Wetter? Jeff sagte immer, das Wetter wäre ein gutes Thema, um das Eis zu brechen. „Schönes Wetter, nicht? Finden Sie nicht?“ „Ja.“ Das lief nicht so gut. Nach dem Ja schwieg Paulas Vater wieder. Langsam wurde der junge Erwachsene aus Onett hibbelig. Seit er geklingelt hatte und Herr Polestar die Türe öffnete, war die Situation eisig. Vorsichtig versuchte Ness einen Blick in den Gang zu werfen. Als er ein missmutiges Räuspern vernahm, wusste Ness, das er nicht so unauffällig war. „Ich würde gerne … Könnte ich …“ Wie konnte er die Situation nur entspannen? Wenn er nur wüsste, weshalb Paulas Vater solch einen Gesichtsaufdruck hatte. „Schatz, wo seid ihr …? Warum bittest du Ness nicht hinein?“ Paulas Mutter lächelte den Besucher freundlich an und flüsterte ihrem Mann ein „Darüber reden wir jetzt!“ ins Ohr. Ness betrat das Wohnzimmer. Auch hier war alles dekoriert. Frühling war eine tolle Jahreszeit. Ness war schon öfters bei Paula zu Besuch, einige Male übernachtete er sogar bei den Polestars. Gut, Jeff war dabei auch immer anwesend. Poo, als Prinz eines fernen Landes, konnte leider nie dabei sein. Jeff bemerkte ja auch öfters, dass sie keine Kinder mehr seien. Ebenso sprach er davon das sie nie normale Kinder gewesen sind. Ob der gute Jeff sich immer noch grämte, als einziger keine Superkräfte besessen zu haben? „Verzeih Ness, das du Warten musstest. Ich bin jetzt bereit zu gehen.“ „Schon gut. Ich habe dir Blumen mitgebracht. Dir und deiner Mutter. Diese sind für deine Mutter.“ Paula lächelte und nahm die Blumen. Ness blickte ihr nicht ins Gesicht, es war ihm irgendwie peinlich. Das Kleid. War es neu? Unsicher blinzelte er. Er mustere das Kleid, versuchte sich zu erinnern, ob er es an ihr schon gesehen hatte. Ihre Haare trug sie zu einem Zopf. Im Gegensatz zu früher trug sie nun lange Harre. Ness bemerkte nicht, das ihre Eltern das Wohnzimmer betraten. Die Mutter kümmerte sich zusammen mit Paula um die Blumen, der Vater stand einfach da. „Wohin gehen wir? Ness?“ „Oh, ich …“ Paula schmunzelt. Tracy hatte in den Blumen eine kleine Nachricht hinterlassen. Ob er ohne Hilfe überhaupt alleine klar käme und das sie dafür eine Kleinigkeit wolle. Um ihn abzulenken und aufzumuntern, zeigte die junge Frau zum Park. „Komm, lass uns hinsetzten und reden. Wir haben uns schon eine Weile nicht mehr gesehen.“ Die Laune von Ness besserte sich schlagartig. Dieser Tag würde grossartig werden, das spürte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)