Ich wette, du liebst mich! von Cheytuna ================================================================================ Kapitel 3: Der Campingbus ------------------------- Kapitel 3 Christian erzählte mir nicht nur mehr, sondern er lud mich auch direkt ein, dass ich mit ihm mitkommen könnte und er würde mir dann zeigen wollen, wie er sich den Ausflug gedacht hatte. Spätestens als er erwähnte einen selbst ausgebauten Campingbus zu haben war mein Interesse richtig geweckt, denn den würde ich mir wirklich zu gerne ansehen. Camping mit Zelten, Wohnmobilen oder Wohnwagen waren ja geläufig. Natürlich gab es auch einige Menschen, die Urlaub mit einem Campingbus machten, doch einen selbst ausgebauten hatte ich bisher noch nie gesehen und mich interessierte wirklich, was alles auf so engem Raum möglich war. Zu unserem Glück kam auch gleich der richtige Bus zur Haltestelle und dieser sollte uns ins Industriegebiet fahren, denn dort befand sich die Garage, in der das gute Stück auf den nächsten Urlaub wartete. Während der Fahrt dorthin erfuhr ich, dass Christian mit seinem Onkel daran herumgebastelt hatte. Dieser hatte das bereits in die Jahre gekommene Auto erstanden und völlig entkernt, um es eben wieder nach eigenem Bedarf auszubauen und war wohl sehr begeistert, dass sein Neffe sich ebenfalls dafür interessierte. Nach der Fertigstellung wurde der Campingbus schließlich Christian überlassen, als er mit dem Studium anfing, damit er einen Ort hatte, an dem er sich von dem Alltag entspannen konnte. „So, da wären wir!“, verkündete Christian, nachdem sie den Bus an der richtigen Haltestelle verlassen hatten und nach einer Weile zu Fuß an einer Reihe Garagen vorbeigelaufen waren. Schließlich kramte er nach dem Schlüssel, als er vor einem der Toren stehen blieb. Als er ihn fand, schloss er das Tor auf, welches sich nach oben hin öffnete und drehte sich grinsend zu mir um. „Da ist das gute Stück.“ Ich konnte nicht verhindern ein wenig ungläubig zurück zu grinsen. Dass die Garagen hier nicht die größten waren, konnte man ja bereits von außen erkennen, doch nun wo sie offen war und der Campingbus zum Vorschein kam, wirkte sie mehr als überfüllt und ich fragte mich, wie Christian es geschafft hatte, ohne Schrammen da hineinzukommen und im Anschluss das Fahrzeug wieder zu verlassen. Auch wenn der Wagen bereits mehr auf der rechten Seite stand, so schien mir der Platz auf der linken Seite doch trotzdem noch sehr eng. „Den Platz hast du ja mal gut ausgenutzt“, meinte ich nur und trat auch schon einen ersten Schritt interessiert vor. „Ich brauche die Garage nur für den Wagen, damit der nicht so viel ungenutzt im Regen steht und womöglich noch Rost ansetzt“, erklärte er, während er auch schon den Campingbus von hinten aufschloss. „Daher nur diese kleine Variante.“ Als Christian die hintere Luke des Wagens zu sich zog, um diese ebenfalls nach oben zu heben, erwartete ich schon das fürchterliche Knirschen, welches erklang, wenn ein Teil des Autos gegen etwas Härteres schrammt, doch es klappte ohne Probleme, wenn auch nur gerade so. „Leider haben wir nicht so viel Licht in der Garage und die Batterie wird leer sein, sonst hätte ich ihn herausgefahren“, kam auch schon eine weitere Erklärung, als er ein paar Dinge aus dem Wagen räumte, damit wir eine bessere Sicht ins Innere bekommen würden. Nun trat ich ganz an das Auto heran und ließ meinen Blick durch den Innenraum gleiten. „Und das habt ihr alles selbst ausgebaut?“, fragte ich, um davon abzulenken, dass ich mir wie ein Tourist vorkam, der sich gerade voller Begeisterung eine Sehenswürdigkeit ansah. Dabei hätte ich mir bei genauerer Betrachtung die Frage auch sparen können, wenn man mal ganz davon absah, dass er es mir ohnehin schon erzählt hatte. Der Ausbau war mit Sicherheit nicht schlecht, doch konnte man gerade an den Ecken der Möbel unregelmäßige Spalten erkennen, die zeigten, dass die Kanten nicht alle sauber aufeinander passten. Das war nicht weiter schlimm und beim schnellen drüber gucken würde es mit Sicherheit nicht auffallen, aber genau das machte eben den Unterschied zwischen Marke Eigenbau und hochwertiger Tischlerarbeit aus. So ein Campingbus war wirklich etwas Tolles und ich war vom ersten Moment an begeistert. Ich denke, ich konnte sagen, dass ich mir später auch mal so etwas zulegen wollte. Gleich vornean, waren hohe Schränke bis obenhin zu beiden Seiten eingebaut worden, wodurch die hinteren Fenster verdeckt wurden. Dahinter kam auf der linken Seite eine kurze Küchenzeile mit einem kleinem Waschbecken und einem Zweiflammen Gasherd. In dem Einbauschrank darunter war mit Sicherheit Platz für einen kleinen Wassertank, sowie Gaskartuschen. Auf der rechten Seite hingegen befand sich die übliche Schiebetür. Hinter dem Fahrer- und Beifahrersitz befand sich eine kleine Sitzbank, vor welcher man mit Sicherheit einen kleinen Tisch stellen konnte. Soweit ich alles erkennen konnte sah es sehr gemütlich aus. „Hab ich dich nun endgültig überzeugt?“, hörte ich plötzlich Christian neben mir amüsiert sagen und stellte erschrocken fest, dass ich ihn völlig vergessen hatte, so sehr war ich mit dem Bestaunen des Campingbusses beschäftigt gewesen. Hatte ich ihm nicht eben noch eine Frage gestellt? Vielleicht hatte er sogar geantwortet und ich habe es nicht mitbekommen? Als ich mich ihm nun mit großen Augen zuwandte und noch nachträglich versuchte vorzugeben, dass ich zugehört hatte, wurde sein Grinsen größer. „Ich merke schon, du bist genauso in das Auto vernarrt wie ich.“ Ich musste kurz auflachen. „Nein, ich denke, an euer Verhältnis zueinander komme ich nicht ran“, meinte ich nur und warf nochmal einen kurzen Blick in das Wageninnere. Christian wird der Wagen bestimmt viel bedeuten, wenn er schon so viel Zeit in dessen Ausbau gesteckt hatte. „Aber es gefällt mir und es sieht gemütlich aus“, ergänzte ich meine Aussage noch, um so auch ihrer Arbeit den angemessenen Respekt zu zollen. „Ist es“, bestätigte Christian sofort. „Ich konnte erst einmal für ein paar Tage mit ihr losfahren, aber man hat sich sofort wie zu Hause gefühlt!“ „Eine Sie also?“, fragte ich, als ich feststellte, wie er über seinen Campingbus sprach. „Natürlich! Eine alte Lady“, erklärte er und klopfte zur Unterstützung seiner Worte auf eines der hinteren Lichter. „Du musst sie mal frisch gewaschen und aufpoliert in der Sonne sehen. Eine Schönheit, dass sag ich dir.“ Ich lachte kurz auf, als ich hörte, wie er schon fast schwärmte, doch es sei ihm gegönnt. Es ist schön, wenn jemand mit einer solchen Begeisterung von etwas sprechen konnte. Schließlich wandte Christian den Blick wieder von mir ab und betrachtete selbst das Fahrzeug. „Man kann die Sitzbank auf den kompletten Innenraum ausweiten für einen Schlafplatz“, erklärte er nun und deutete die entstehende Fläche mit einer Handbewegung an. „Doch ich habe bei der letzten Fahrt in einem Zelt neben dem Wagen geschlafen. In dem ist dann doch mehr Platz und außerdem ist es dann nicht so feucht im Wagen. Ein kleines Toilettenzelt hatte ich auch dabei, dann ist man unabhängiger“, meinte er und sah sich ein wenig angestrengter um, scheinbar auf der Suche nach den besagten Zelten. „Wir haben ja auch Sommer, da ist Zelten kein großes Problem“, unterstütze ich seine Aussage und lenkte ihn gleichzeitig von seiner Suche ab. „Ja, deswegen, und sollte es dann doch mal Stürmen und Regnen, dann kann man sich noch immer hier drinnen verkriechen“, sagte er grinsend. Ich seufzte leise auf und wandte meinen Blick ein weiteres Mal auf die Inneneinrichtung des kleinen Busses. „Hab ich dich noch immer nicht zu 100 % überzeugt?“, fragte Christian und klang dabei gespielt traurig. Sofort schoss mein Kopf wieder zu ihm rum. „Was?“, fragte ich mit höherer Stimme als beabsichtigt, da ich mich nun doch ertappt fühlte, denn gerade drängelten sich die ersten Zweifel wieder an die Oberfläche zu der zuvor allein bestehenden Begeisterung. „Was habe ich dir nur getan, dass ich dich nicht überreden kann“, sprach er weiter, doch es war offensichtlich, dass er es mir nicht wirklich übel nahm, sondern nur einen weiteren Versuch startete mich zu überzeugen. Tatsächlich hatte er mir ja auch nichts getan, nicht wirklich. Er hatte für meinen Geschmack lediglich die falschen Freunde. Konnte ich ihm das vorwerfen? Wenn jemand Isabel nicht mochte, dann würde ich es wohl auch kaum gutheißen, dass dies auch einfach so auf mich übertragen wird. „Tut mir leid“, fing ich also langsam an zu sprechen. „Ich hänge mit dem Kopf einfach noch irgendwie zu sehr in den Prüfungen fest.“ Würde er mir diese Ausrede abkaufen? Eine bessere fiel mir gerade nicht ein. Nun lächelte Christian mich an und nickte schließlich, als er sich scheinbar für etwas in Gedanken entschieden hatte. „Das kann ich verstehen. Aber wir würden ja sowieso erst danach fahren. Was hältst du davon, wenn ich dich nochmal nach der letzten Prüfung überfalle?“, fragte er und legte den Kopf dabei leicht schief. Von seinem Lächeln angesteckt nickte ich schließlich vorsichtig. „Das klingt gut, danke.“ Nun machte sich auch das schlechte Gewissen wieder in mir breit, hatte er mir noch einmal Aufschub gewährt, wenn es auch ein letztes Mal war. Länger würde ich einer endgültigen Entscheidung nicht aus dem Weg gehen können, weil uns ansonsten langsam die Zeit bis zum Losfahren im Nacken sitzen würde. Nun sahen wir uns eine Weile lang schweigend an. Keiner wusste so recht, was man sagen sollte, als plötzlich mein Smartphone zu klingeln begann. Erschrocken zuckte ich ein wenig zusammen. Ich war viel zu sehr mit dem Gedanken an den Campingausflug beschäftigt gewesen. „Entschuldige…“, murmelte ich, schüttelte kurz über meine Schreckhaftigkeit den Kopf und sah auf das Display, um zu gucken, wer uns störte. Isabel. „Ist schon in Ordnung“, sagte Christian lächelnd. „Geh ruhig ran, ich mache hier noch eben alles wieder zu. Wir sehen uns bei der nächsten Prüfung.“ „Alles klar…“, sagte ich noch ein wenig zögerlich und trat dann trotz der Zweifel, ob ich ihn einfach so stehen lassen konnte, doch zurück. Noch während Christian mich weiterhin lächelnd betrachtete hob ich das Telefon an mein Ohr und nahm das Gespräch zwischenzeitig entgegen. Kurz lächelte ich ihm noch zu und hob meine Hand zum Abschied. Dann wandte ich mich ab. „Was gibt’s?“, frage ich meine beste Freundin direkt, statt sie zu begrüßen. Immerhin hatte sie uns unterbrochen, auch wenn sie das nicht wissen konnte. Und in diesem Augenblick war mir auch klar, warum sie anrief. Ich verschwand nie nach der Uni, ohne ihr vorher Bescheid zu geben, wann ich nach Hause kam. Immerhin aßen wir meist zusammen, auch wenn das hieß, dass wir auf den jeweils anderen warten mussten. Eigentlich hatte ich ihr noch eine Nachricht schreiben wollen, war aber durch das Gespräch mit Christian irgendwie darüber hinweggekommen. „Da komme ich aus der Prüfung und muss feststellen, dass ich meinen Mitbewohner verloren habe. Ich habe mir ja nichts Böses dabei gedacht, immerhin hätte es ja sein können, dass du einfach nur unhöflich geworden und schon ohne mich nach Hause gefahren bist, aber nein, hier bist du auch nicht“, quasselte sie drauf los und ich wartete ab, dass sie eine Pause machte, diese nutzte ich auch sogleich aus. „Bist du fertig?“, fragte ich sie. Immerhin wollte ich ja nicht noch unhöflicher werden und sie nicht aussprechen lassen. „Nein!“, sagte sie sofort und machte mit ihrem Tonfall klar, dass ich nicht die Erlaubnis hatte zu sprechen. Ja, sie konnte schon zickig werden. „Wo bist du? Jetzt darfst du etwas dazu sagen.“ Ich seufzte kurz. Zum Glück kannte ich sie so gut, dass ich wusste, dass sie es nicht böse meinte. „Im Industriegebiet.“ „Herrje, ist die Prüfung so schlecht gelaufen, dass du eine so triste Umgebung brauchst?“, fragte sie auch schon amüsiert, aber auch offensichtlich verwundert. „Nein, nein“, sagte ich lachend. „Ich habe mir nur Christians…“ Ich brach mitten im Satz ab. Ich war bereits ein paar Garagen zurück in Richtung Straße gelaufen und drehte mich, auch wenn Isabel es nicht sehen konnte, zur Bekräftigung meiner eigentlich folgenden Worte noch einmal um und stellte fest, dass Christian mir nach wie vor hinterher sah und ansonsten einfach nur am Fahrzeug lehnte. Wie als hätte er darauf gewartet, dass ich mich noch einmal umdrehe, fing er an zu lächeln und hob die Hand zum Winken. Reichlich irritiert hob auch ich meine Hand erneut wie aus einem Reflex heraus und ging dann weiter meines Weges, nur jetzt mit schnelleren Schritten als zuvor. Das war nun wirklich seltsam gewesen! „Was ist mit Christian?“, hörte ich schließlich erneut Isabels Stimme. „Äh… sein Campingbus. Ich habe mir mit ihm seinen Campingbus angesehen“, antwortete ich schnell und versuchte dabei nicht meine Irritation zu zeigen, doch das würde ohnehin nicht funktionieren. Isabel kannte mich zu gut und würde mich nachher mit Fragen löchern, wenn ich wieder zu Hause war. „Ach so? Dann hast du jetzt also zugesagt?“ *~*~*~* Ja, letztendlich hatte ich dann tatsächlich zugesagt. Ich habe mir noch ein paar tagelang den Kopf zerbrochen, doch nun, wo ich den Campingbus gesehen hatte, erschien mir sein Angebot umso realer und toller, weshalb sich eine gewisse Vorfreude in mir breit gemacht hatte. Damit fiel es mir dann auch nicht mehr schwer Christian nach der letzten Prüfung zuzusagen. Während Isabel nach wie vor skeptisch war, was sie mir jedoch nicht mehr unter die Nase rieb, immerhin wusste sie ja, wie lange ich gezweifelt hatte dem Angebot zuzustimmen, schien Christian sich ehrlich zu freuen. Wir beschäftigten uns noch ein paar Tage mit den Vorbereitungen, welche damit endeten, dass wir uns eine kleine Route zusammenstellten, bestehend aus kleineren Campingplätzen, die sehr Naturnahe lagen. So hatten wir zumindest fürs Erste ein paar Anlaufstellen, für den Fall, dass wir nicht wussten, wohin wir fahren sollten. Ob wir diese wirklich wahrnehmen wollten, würde die Zeit zeigen. Ende Kapitel 3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)